DE4417284C2 - Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten Werkstoffen - Google Patents
Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten WerkstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus
hochlegierten Werkstoffen gemäß dem Gattungsbegriff des
Hauptanspruches.
Aus der JP 60-243289 A ist ein gattungsmäßiges Verfahren zum Beizen von
Titan oder nichtrostendem Stahl bekannt. Bei diesem Verfahren werden die
Werkstücke in eine wäßrige Lösung aus 0,5-5 Gew.-% HF, 0,5-4 Gew.-%
H2O2 und 5-20 Gew.-% H2SO4 eingetaucht. Aussagen über die Badtemperatur
und die Einstellung des Redoxpotentials werden nicht gemacht. Das
vorgeschlagene Verfahren hat den Vorteil, daß keine Salpetersäure
verwendet wird und dadurch die Schwierigkeiten der Bildung von braunem
NOx-Rauch bzw. dessen aufwendiges Auswaschen vermieden werden.
Ein vergleichbares Verfahren ist der EP 0505606 zu entnehmen. Bei einer
Temperatur im Bereich zwischen 30 bis 70 Grad Celsius, vorzugsweise
zwischen 45 und 55 Grad weist das Bad folgende Ausgangszusammensetzung
auf:
- a) H2SO4 mindestens 150 g pro Liter
- b) Fe (dreiwertig) mindestens 15 g pro Liter
- c) HF mindestens 40 g pro Liter
- d) H2O2 (mit bekanntem Stabilisator) 1-20, vorzugsweise 2-5 g pro Liter
- e) nichtionische oberflächenaktive Mittel (Emulgatoren, Aufheller, Benetzungsmittel) und Säureinhibitoren in einer Gesamtmenge von ca. 1 g pro Liter.
Zusätzlich wird in das Bad Luft eingeblasen in einer Menge von
mindestens 3 m3 pro Stunde pro m3 Bad und eine Menge an stabilisiertem
H2O2 zwischen 0,3 und 1 g pro Liter pro Stunde gesteuert auf der Basis
eines Redox-Potentials im Bad von größer gleich 350 mV. Außerdem sind
Ergänzungen der Ausgangsstoffe wie unter a), c) und e) aufgeführt, um
ihre Konzentration im Bad bei einem optimalen Level aufrechtzuerhalten
und den pH-Wert des Bades kleiner 1 vorzugsweise zwischen 0 und 0,5 zu
halten. Entsprechend der Beschreibung soll das Verfahren in mehrfacher
Hinsicht vorteilhaft sein, da es ohne Salpetersäure auskommt und damit
die mit der Salpetersäure verbundenen Probleme (NOx-Rauch, aufwendige
Waschanlage, NOx-Gehalt im Abwasser) vermeidet. Auf der anderen Seite
soll es auch wirtschaftlich sein, da der Gehalt an teurem
Wasserstoffperoxid auf einen Wert von vorzugsweise 2 bis 5 g pro Liter
herabgesetzt wurde. Um eine schnelle Zersetzung des H2O2, insbesondere
bei den möglichen hohen Badtemperaturen bis zu 70 Grad Celsius zu
vermeiden, wird weiterhin vorgeschlagen, ein stabilisiertes H2O2
einzusetzen. Diese Stabilisierung erlaubt es, den H2O2-Gehalt wie
angegeben herabzusetzen. Der eigentliche Beizangriff erfolgt anstatt
mittels der Salpetersäure über das zugegebene dreiwertige Eisen.
Vorzugsweise sollen für den Neuansatz mindestens 15 g pro Liter
zugegeben werden. Das Beizverfahren soll generell für alle
Behandlungszustände der üblichen hochlegierten Werkstoffe anwendbar sein
und ausgezeichnete Oberflächen erzeugen, wobei diese sogar besser sein
sollen im Vergleich zur traditionellen Salpeter-Flußsäure-Beize.
Nachteilig bei diesem Verfahren ist die große Menge an Luft, die
eingeblasen werden muß und die sich kostenmäßig zu einem nicht
unerheblichen Anteil für die Gesamtaufwendungen niederschlägt. Teurer
ist auch das extra stabilisierte H2O2 im Vergleich zum herkömmlichen und
die hohe Konzentration an Flußsäure und Schwefelsäure, die ein Teil des
Gewinns infolge des abgesenkten H2O2-Anteils wieder zunichte macht. Hohe
Konzentration an Säure bedeutet auch hohe Entsorgungskosten hinsichtlich
Kalkmenge und zu deponierendem Abfall. Das Lufteinblasen hat neben der
Kostenbelastung auch den Nachteil, daß der Schlamm im Bad hochgewirbelt
wird und die Teilchen sich in feinverteilter Form auf dem Beizgut
ablagern. Die kalte Luft, die eingeblasen wird, kühlt auch ständig das
Becken ab, so daß entweder die Luft vorgewärmt oder das Bad quasi
überhitzt werden muß. Beides bedeutet zusätzlichen Energieaufwand, wobei
die quasi Überhitzung sich wieder nachteilig auf die Stabilität des H2O2
auswirkt. Der Einsatz des extra stabilisierten H2O2 wirkt sich auch
ungünstig auf die Beizzeit aus, da es weniger aggressiv ist als das
nichtstabilisierte. Aufwendig ist auch die Steuerung hinsichtlich der
genauen Zugabe der Additive, oder der Stabilisatoren, des stabilisierten
H2O2 und der Luft.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes gattungsmäßiges Verfahren
zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten Werkstoffen anzugeben, das
hinsichtlich seiner Gesamtkosten im Vergleich zum bekannten Stand der
Technik günstiger ist und in einfacher Weise ohne aufwendige Steuerung
sicher handhabbar ist.
Diese Aufgabe wird mit einer Beizzusammensetzung gemäß dem
kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 bzw. des Anspruchs 2 gelöst. In jahrelangen Versuchen
wurde herausgefunden, daß die bisher von der Fachwelt vertretene
Meinung, daß für ein einwandfreies Beizen von Werkstücken aus
hochlegierten Werkstoffen, hohe Konzentrationen an Schwefelsäure,
Flußsäure und H2O2 erforderlich sind, in die falsche Richtung führen.
Überraschend wurde entgegen der etablierten Auffassung festgestellt, daß
niedrige Konzentrationen an H2SO4 günstig für das Verfahren sind. Sogar
ein Beizen bei Raumtemperatur ist möglich, wenn man die Konzentration
etwas anhebt. Im Durchschnitt ist für ein Beizen bei Raumtemperatur eine
zwei- bis dreifach höhere Konzentration erforderlich im Vergleich zu
einer Badtemperatur im Bereich zwischen 40 bis 50 Grad Celsius. Trotz
der abgesenkten Konzentration werden die Beizzeiten im Vergleich zu
einer konventionellen Salpeter-Flußsäure-Beize nicht verlängert und auch
die Oberflächenqualität weist keine Unterschiede auf. Das nach dem Stand
der Technik für notwendig erachtete Lufteinblasen kann entfallen, ebenso
die Verwendung eines extra stabilisierten H2O2. Auch die übrigen
empfohlenen Zusätze sind nicht erforderlich. Damit es zu keinen
Beizschäden kommt, insbesondere bei beizempfindlichen Werkstoffen wie
beispielsweise Stahl 1.4876, wird erfindungsgemäß der Anteil an
Wasserstoffperoxid im Überschuß gefahren, so daß eine Fahrweise bzw. Badführung im
transpassiven Bereich entsprechend der Anodischen Stromdichte-Potential-Kurve sichergestellt ist.
Als besonders günstig hat sich ein Verhältnis in der
Ausgangskonzentration im Beizbad von Schwefelsäure zu Flußsäure zu
Wasserstoffperoxid von 2 : 2 : 3 herausgestellt. Dies bedeutet, daß je nach
Größe der zu beizenden Oberfläche Konzentrationsabsenkungen bis 1 Gew.-%
für H2SO4 und HF und 1,5 Gew.-% für H2O2 möglich sind. Dieser niedrige
Wert gilt vorzugsweise für eine Badtemperatur von 40-50 Grad Celsius.
Setzt man das Bad mit dem vorteilhaften Verhältnis der Konzentration -
in Gewichtsprozenten ausgedrückt - von 2 : 2 : 3 an, dann liegt die
abbeizbare Menge der Oberfläche schon höher als bei einer klassischen 16%
Salpeter/4% Flußsäure-Beize. Soll das Bad bei Raumtemperatur betrieben
werden, dann wird im Vergleich zur erhöhten Badtemperatur die
Konzentration angehoben auf 2 Gew.-% für H2SO4 und HF und 3 Gew.-% für
H2O2. Das vorteilhafte Verhältnis von 2 : 2 : 3 bleibt dabei erhalten.
Die starke Vereinfachung des vorgeschlagenen Verfahrens wirkt sich
günstig auf die Gesamtkosten bezogen auf 1 m2 gebeizter Oberfläche aus.
Sie liegt fast um 50% niedriger im Vergleich zu einer konventionellen
Beize. Bei diesen Gesamtkosten sind berücksichtigt die Kosten für die
Chemikalien bei Neuansatz eines Bades, die Kalkmenge für die
Neutralisation und die Deponiekosten. Durch den Wegfall der
Salpetersäure entfallen außerdem die Aufwendungen hinsichtlich des
Niederschlages von NOx. Zudem wird das Abwasser hinsichtlich des
Nitrat-Gehaltes nicht mehr belastet. Diese Kosten sind bei dem Vergleich
noch nicht einmal berücksichtigt. Die abgesenkte Säurekonzentration
wirkt sich auch vorteilhaft auf die Stabilität des H2O2 aus, so daß eine
Zugabe von extra stabilisiertem H2O2 nicht erforderlich ist.
Das Bad kann in verschiedener Art und Weise gefahren werden. Eine
Möglichkeit besteht darin, das Bad neu anzusetzen, es bis zur
Beizerschöpfung zu fahren, abzulassen und dann neu anzusetzen. Möchte
man das Bad länger nutzen, ist es erforderlich, die verbrauchten
Chemikalien zu ersetzen. Was die Schwefel- und Flußsäure betrifft, so
geschieht dies über eine intervallmäßig durchgeführte
Konzentrationsmessung, sei es halb- oder vollautomatisch. Der Verbrauch
des Wasserstoffperoxids ist zum einen optisch wahrnehmbar - Nachlassen
des sektartigen Perlens - und zum anderen über einen Indikator. Dazu
wird beispielsweise ein Teststreifen verwendet, der die unzureichende
Oxidation von Fe2+ in Fe3+ anzeigt. Wird nicht mehr ausreichend Fe3+
gebildet, dann färbt sich der Teststreifen zunehmend braun. Man kann es
auch daran erkennen, daß das Beizgut stellenweise anfängt braun zu
werden. Ist die Anlage entsprechend ausgerüstet, dann kann man die
nachlassende Wirkung des H2O2 auch über die Messung des Redox-Potentials
ermitteln. Auch bei entsprechender Zugabe erschöpft sich früher oder
später das Bad, da der zunehmende am Boden sich ansammelnde Schlamm mit
dem H2O2 reagiert und dessen Wirkung vermindert. Abhilfe kann man
insofern schaffen, indem man ständig den Schlamm abzieht und das Bad
damit wieder regeneriert. Dann kann ein neu angesetztes Bad entsprechend
länger gefahren werden. Eine andere Möglichkeit der Regenerierung
besteht darin, ständig ein Teil des Beizbades abzupumpen, zu filtern und
die gereinigte Beizflüssigkeit wieder zuzuführen.
Die vorgeschlagene Badzusammensetzung ist geeignet für alle üblichen
hochlegierten Stähle entsprechend der DIN-Bezeichnung 1.4301, 1.4306,
1.4404, 1.4541, 1.4550, 1.4571, 1.4876, 1.4910, 2.4663, d. h. ausgehend
von einem einfachen 18/8-Stahl über den molybdänhaltigen
titanstabilisierten Edelstahl bis hin zur Nickelbasislegierung.
Das nachfolgende Beispiel ist willkürlich ausgewählt, da die generelle
Anwendbarkeit durch eine Vielzahl von Versuchen abgesichert ist.
Oxidierend geglühte Rohre der Abmessung 33 × 3,5 mm aus Stahl 1.4571
(molybdänhaltig, titanstabilisiert) wurden als Bund, d. h. mit einer
Anzahl von 148 Stück und einem Gesamtgewicht von 4366 kg in ein
neuangesetztes Bad eingetaucht. Das Bad hat ein Fassungsvermögen von
20.000 Liter. Die Badtemperatur wurde in einem Bereich von 40 bis 50
Grad Celsius eingeregelt. Die Ausgangszusammensetzung war
- a) H2SO4 (96%ig) 0,2 Gew.-%
HF (73-75%ig) 0,2 Gew.-%
H2O2 (30%ig) 0,3 Gew.-%
Nach einer üblichen Beizzeit von ca. 60 Minuten wurde das Rohrbund in
ein Spülbad getaucht und anschließend die Innen- und Außenoberfläche
zusätzlich durch Anhalten eines Schlauches abgespritzt. Durch das
Abspritzen sollen die noch liegengebliebenen Restschmutzteilchen
entfernt sowie eine Fleckenbildung vermieden werden. Die untersuchten
Oberflächen waren einwandfrei und wiesen keinerlei Unregelmäßigkeiten
wie Überbeizung oder dunkle Flecken auf. Das genannte Beispiel des
Abbeizens oxidierend geglühter Rohre ist der ungünstigste Fall, bei dem
die Beizdauer besonders lang ist und die Beizflüssigkeit stark
beansprucht wird. Werden dagegen kontaminierte, gestrahlte oder
blankgeglühte Rohre gereinigt, dann sind die erforderlichen Beizzeiten
erheblich kürzer und die Standzeit des Bades entsprechend länger.
Claims (5)
1. Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten
Werkstoffen, bei dem die Werkstücke in ein Bad aus Misch
säure, bestehend aus Schwefelsäure, Flußsäure, Wasser
stoffperoxid sowie Wasser getaucht oder geleitet werden,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bad bei einer Fahrweise
bei Raumtemperatur folgende Ausgangszusammensetzung auf
weist:
und daß je nach Verbrauch ein erforderliches Zusetzen der Schwefelsäure und Flußsäure entsprechend der Ermittlung der aktuellen Konzentration und des Wasserstoffperoxids entsprechend einem Indikator erfolgt, wobei zur Fahrweise im transpassiven Bereich Wasserstoffperoxid im Überschuß gehalten wird.
- a) H2SO4 max. 2 Gew.-%
- b) HF max. 2 Gew.-%
- c) H2O2 max. 3 Gew.-%,
und daß je nach Verbrauch ein erforderliches Zusetzen der Schwefelsäure und Flußsäure entsprechend der Ermittlung der aktuellen Konzentration und des Wasserstoffperoxids entsprechend einem Indikator erfolgt, wobei zur Fahrweise im transpassiven Bereich Wasserstoffperoxid im Überschuß gehalten wird.
2. Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten
Werkstoffen, bei dem die Werkstücke in ein Bad aus Misch
säure, bestehend aus Schwefelsäure, Flußsäure, Wasser
stoffperoxid sowie Wasser getaucht oder geleitet werden,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bad bei einer Fahrweise im
Temperaturbereich zwischen 40 bis 50 Grad Celsius folgende
Ausgangszusammensetzung aufweist:
und daß je nach Verbrauch ein erforderliches Zusetzen der Schwefelsäure und Flußsäure entsprechend der Ermittlung der aktuellen Konzentration und des Wasserstoffperoxids entsprechend einem Indikator erfolgt, wobei zur Fahrweise im transpassiven Bereich Wasserstoffperoxid im Überschuß gehalten wird.
- a) H2SO4 max. 1 Gew.-%
- b) HF max. 1 Gew.-%
- c) H2O2 max. 1,5 Gew.-%,
und daß je nach Verbrauch ein erforderliches Zusetzen der Schwefelsäure und Flußsäure entsprechend der Ermittlung der aktuellen Konzentration und des Wasserstoffperoxids entsprechend einem Indikator erfolgt, wobei zur Fahrweise im transpassiven Bereich Wasserstoffperoxid im Überschuß gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausgangskonzentration im Beizbad von Schwefelsäure
zu Flußsäure zu Wasserstoffperoxid ein Verhältnis von
2 : 2 : 3 aufweist.
4. Verwendung des Verfahrens gemäß Anspruch 1 bis 3 für die
Entfernung der Oxidschicht von der Oberfläche oxidierend
geglühter Rohre aus hochlegierten Werkstoffen.
5. Verwendung des Verfahrens gemäß Anspruch 1 bis 3 für die
Reinigung kontaminierter Rohre aus hochlegierten Werk
stoffen.
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D2 | Grant after examination | ||
8363 | Opposition against the patent | ||
8330 | Complete disclaimer |