DE4413969C2 - Stichschutz - Google Patents
StichschutzInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Stichschutz für den Körper.
In den letzten Jahren wurde bei Bediensteten der
Sicherheitskräfte (Polizei, Grenzschutz, Bewachungsdienste)
aber auch bei Personen des öffentlichen Lebens eine zunehmende
Gefährdung durch Angriffe mit Hieb- und Stichwaffen
festgestellt. Von den verantwortlichen Behörden wird daher
immer dringender ein Schutz vor derartigen Angriffen gefordert.
Tatsächlich kann man feststellen, daß die Entwicklung von
Stichschutzsystemen weit hinter den Fortschritten beim
ballistischen Schutz zurückgeblieben ist. Während heute
beispielsweise schußsichere Westen aus Aramidgewebe bekannt
sind, die bei einem relativ geringen Gewicht und hoher
Flexibilität eine sehr hohe Rückhaltefähigkeit für Geschoße
aufweisen, existieren praktisch keine vergleichbaren
Stichschutzvorrichtungen.
Ursache für dieses Defizit ist die überraschende Tatsache, daß
die bekannten schußsicheren Polyamidlaminate zwar eine sehr
große Rückhaltefähigkeit für ballistische Projektile aufweisen,
aber von Stichwaffen, wie z. B. Messer, Dolch oder spitzer
Schraubenzieher, leicht durchstoßen werden können.
Bisher bekannte Maßnahmen zum Schutz des Körpers vor
Stichverletzungen beschränken sich im wesentlichen auf zwei
Bereiche. Zum einen können manche Kugelschutzwesten mit
massiven metallischen Einschubplatten an für Stichverletzungen
besonders kritischen Stellen verstärkt werden. Zum anderen
existieren homogene, torsogerecht geformte Metallplatten, die
den Oberkörper der Person als starren Schutzmantel umgeben.
Diese beiden Varianten einer Stichschutzvorrichtung weisen
jedoch gravierende Nachteile auf. Während die Einschubplatten
nur einen partiellen Schutz zur Verfügung stellen, schränkt der
Metalltorso die Bewegungsfreiheit seines Trägers erheblich ein.
Beide Schutzvorrichtungen sind zudem nicht geeignet,
unauffällig unter der Straßenkleidung getragen zu werden. Bei
dem torsoartigen Metallmantel kommt außerdem das beträchtliche
Gewicht hinzu, das ein ermüdungsfreies Tragen über längere Zeit
hinweg nicht zuläßt.
In den letzten Jahren ist ferner eine Stichschutzweste bekannt
geworden, die als Kompromiß der beiden oben genannten
Extremfälle angesehen werden kann. Dabei wird der homogene
Metalltorso durch zahlreiche kleine Metallplatten ersetzt, die
durch Nieten verbunden sind (vergleichbar mit einer
"Ritterrüstung"). Diese Nieten geben der gesamten Anordnung
eine gewisse Flexibilität. Jedoch sind auch hier sowohl das
Gesamtgewicht einer derartigen Schutzweste als auch die
erreichbare Bewegungsfreiheit immer noch unbefriedigend.
Aus dem deutschen Gebrauchsmuster DE 78 27 301 U1 ist ein
Bekleidungsstück zum Schutz gegen energiereiche Projektile
bekannt, das zum Träger hin eine dünne, elastische Metallplatte
aufweist, um die Restenergie eines Projektils auf eine größere
Fläche zu verteilen.
Die deutsche Patentanmeldung DE 42 14 543 A1 beschreibt einen
Körperschutz mit plattenförmigen Stichschutzmitteln.
Aus der deutschen Patentanmeldung DE 35 33 816 A1 und den
amerikanischen Patenten US 42 41 457 und US 20 76 076 sind
Körperpanzerungen bekannt, die flexibel miteinander verbundene
Metallplatten aufweisen.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung einen
Stichschutz anzugeben, der bei einem Angriff mit einer
typischen Stichwaffe (wie zum Beispiel einem Stilett, Dolch
oder Messer) und dabei auftretenden kinetischen Energien von
bis zu 40 Joule keinen Durchstich erlaubt, sondern lediglich
einige Millimeter ausgebeult wird. Dabei soll die
Stichschutzvorrichtung höchst flexibel sein und die
Bewegungsfreiheit des Trägers nur unwesentlich einschränken.
Der erfindungsgemäße Stichschutz soll ferner mit an sich
bekannten ballistischen Schutzvorrichtungen vorteilhaft
zusammenwirken können, so daß beispielsweise eine kombinierte
Kugel- und Stichschutzweste weniger als 4 kg wiegt.
Die erfindungsgemäße Stichschutzvorrichtung löst diese Aufgabe
dadurch, daß das Schutzsystem aus mehreren Lagen dünnwandiger,
flexibler Metallfolien besteht. Das erfindungsgemäße
Schichtsystem dünner loser Metallfolien besitzt einerseits eine
sehr hohe Flexibilität und weist andererseits einen mindestens
ebenso hohen Durchdringungswiderstand wie ein Vollmaterial auf,
dessen Dicke der Summe der Einzellagen entspricht.
Überraschenderweise zeigt sich sogar, daß durch eine spezielle
Schichtung der Folien, das heißt durch eine bestimmte Abfolge
von dickeren und dünneren Folien, ein höherer Durchdringungs
widerstand als beim entsprechenden Vollmaterial erreicht werden
kann.
Vorteilhaft besteht der Stichschutz aus etwa 10-50
Metallfolien, deren Dicke im Bereich von 20-200 µm liegt.
Besonders bevorzugt besteht er aus 25-35 Metallfolien, deren
Dicke im Bereich von 50-100 µm liegt.
Überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß die
Forderungen nach hohem Durchdringungswiderstand, hoher
Flexibilität und geringem Gewicht durch eine spezielle
Schichtfolge der Metallfolien besonders gut erfüllt werden.
Dabei besteht der Stichschutz aus einer bestimmten Anzahl
a dünner Metallfolien (Dicke d₁) gefolgt von einer bestimmten
Anzahl b Doppellagen, das heißt wechselnde Lagen von
Metallfolien mit den Dicken d₂ und d₁, wobei d₂ die dickere und
d₁ die dünnere Folie darstellt. Anders gesagt besteht das
Laminat aus a Folien der Dicke d₁ und b Doppellagen, die sich
aus je einer Folie der Dicken d₂ und d₁ zusammensetzen. Dabei
liegt a bevorzugt im Bereich von 15-25, b im Bereich von
3-8 und die verwendeten Folien liegen bevorzugt im
Dickenbereich von 30-70 µm für d₁ und im Bereich von
80-120 µm für d₂. Besonders bevorzugt sind daher a = 21,
b = 5, d₁= 50 µm und d₂ = 100 µm.
Von dieser Schichtfolge sind, abhängig vom verwendeten
Folienmaterial, Abwandlungen denkbar, wobei erfindungsgemäß
jedoch stets, zumindest in einem bestimmten Bereich abwechselnd
dickere und dünnere Folien auftreten.
Bevorzugt bestehen die Metallfolien aus Reintitan. Die
elastischen Eigenschaften von dünnen Titanfolien, insbesondere
im Hinblick auf ihre Dehnbarkeit und Reißfestigkeit, führen
durch die erfindungsgemäße Schichtung zu besonders effektivem
Stichschutz.
Vorteilhaft sind die Titanfolien oberflächengehärtet. Eine
vorteilhafte Oberflächenhärtung der Folien erhält man
beispielsweise durch Nitrierung, wobei Stickstoff zum Beispiel
aus der Gasphase in die Oberflächenschicht der Folie
eindiffundiert.
Der erfindungsgemäße Stichschutz kann beispielsweise in eine
Gewebehülle eingenäht werden und so für unterschiedliche
Anwendungen konfektioniert werden. Die häufigste
Verwendungsform ist dabei die Stichschutzweste, die in ihrer
Form den an sich bekannten Kugelschutzwesten entsprechen kann.
Es ist aber auch möglich, die erfindungsgemäße Vorrichtung als
Arm- oder Beinschutz auszuführen. Ferner sind spezielle Krägen
zum Schutz der Halsschlagader denkbar, die durch ihre
Flexibilität keine nennenswerte Beeinträchtigung bei
Kopfbewegungen darstellen würden.
Der erfindungsgemäße Stichschutz ist inclusive Gewebehülle nur
etwa 2 mm dick, so daß er unauffällig unter der Straßenkleidung
getragen werden kann. Durch seine hohe Flexibilität sind alle
natürlichen Bewegungsabläufe ohne Einschränkungen möglich.
Insbesondere erhält der Träger im Falle eines Angriffs die
nötige Bewegungsfreiheit, um auch aktive Abwehrmaßnahmen
einleiten zu können. Durch sein geringes Gewicht kann der
erfindungsgemäße Stichschutz ohne Ermüdung lange Zeit getragen
werden. Das erfindungsgemäße Laminat hält bis zu kinetischen
Energien von über 35 Joule den Einwirkungen von Hieb- und
Stichwaffen stand.
Zur Erzielung eines ausreichenden ballistischen Schutzes ist es
vorteilhaft, den erfindungsgemäßen Stichschutz mit einem an
sich bekannten ballistischen Schutz zu kombinieren. Bekannte
ballistische Schutzwesten bestehen beispielsweise aus
zahlreichen Schichten eines Polyamidgewebes (das beispielsweise
unter dem Handelsnamen KEVLAR bekannt ist) oder eines anderen
Polyamidgewebes. Andere ballistische Schutzvorrichtungen weisen
Metall- oder Keramikplatten als Panzerung auf. Besonders
vorteilhaft wird das Stichschutzlaminat aber mit einem
ballistischen Schutz aus Aramidfasern kombiniert. Beide
Schutzvorrichtungen ergänzen sich dabei vorteilhaft, so daß
entweder die Anzahl der notwendigen Lagen des Aramidgewebes
oder die Zahl der notwendigen Lagen des Stichschutz es reduziert
sein kann. Vorteilhaft befindet sich die Metallfolie des
Stichschutzes auf der dem Körper zugewandten Seite der
Schutzweste. Durch diese Maßnahme wird die Gefahr der
Entstehung eines sogenannten Blunt-Traumas beim Einschlag von
Projektilen deutlich vermindert.
Ein besonders vorteilhafter und leichter Kombischutz entsteht
durch eine Metallisierung der einzelnen Gewebeschichten eines
Polyaramid- oder Polyamidgewebes.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Stichschutz es wird nun anhand der folgenden Zeichnung
erläutert.
Dabei zeigen:
Fig. 1 einen Schnitt durch einen erfindungsgemäßen
Stichschutz,
Fig. 2 einen Schnitt gemäß Fig. 1 durch Stichschutz lagen
mit einer alternativen Schichtfolge,
Fig. 3 einen Schnitt durch einen Kombischutz, bestehend aus
ballistischem Schutz und Stichschutz.
Fig. 1 zeigt einen Schnitt durch einen erfindungsgemäßen
Stichschutz, beispielsweise eine Stichschutzweste. Der
Stichschutz ist allgemein mit 10 bezeichnet. Er besteht aus
Lagen 20 von unterschiedlich dicken Metallfolien 21, 22, die in
einer spezifischen Schichtfolge angeordnet sind. Die dünnen
Folien 21 weisen dabei eine Dicke von ungefähr 50 µm auf. Die
dicken Folien 22 sind ungefähr doppelt so dick, also etwa 100
µm. Das Laminat kann in zwei Bereiche eingeteilt werden. Der
erste Bereich 23 besteht aus einer bestimmten Anzahl dünner
Folien 21. Der zweite Bereich 24 besteht aus einer
abwechselnden Folge dicker Folien 22 und dünner Folien 21. Das
Stichschutzlaminat 20 ist dabei im allgemeinen von einer
Gewebehülle 30 umgeben. Die Gewebehülle 30 erhöht einerseits
den Tragekomfort, und sichert andererseits den notwendigen
Zusammenhalt der losen Folienlagen. Im praktischen Einsatz kann
die Gewebehülle 30 von einer weiteren abnehmbaren Stoffhülle
umgeben sein (nicht dargestellt). Bei der Herstellung der
Stichschutzvorrichtung werden die Metallfolien ähnlich wie
Stoffbahnen geschnitten und können so für den jeweiligen
Verwendungszweck (beispielsweise als Schutzweste) und die
entsprechende Körpergröße des Benutzers konfektioniert werden.
Fig. 2 zeigt eine alternative Schichtfolge des
erfindungsgemäßen Stichschutzes. Wieder weist das Laminat zwei
unterschiedlich dicke Typen 21 und 22 von Metallfolien auf. Die
alternierenden Schichten 24 befinden sich jetzt aber im Zentrum
des Laminats, das an seiner Vorder- und Rückseite jeweils einen
Bereich 23 aus dünnen Folien 21 aufweist.
Der in Fig. 3 dargestellte Kombischutz weist auf seiner
Außenseite einen an sich bekannten ballistischen Schutz 40 auf,
der beispielsweise aus einem textilen Flächengebilde besteht.
Zur Körperseite hin grenzt der ballistische Schutz 40 an einen
Stichschutz 20 aus dem erfindungsgemäßen Metallaminat. Der
Stichschutz 20 kann einen Schichtaufbau gemäß der Fig. 1
oder 2 aufweisen. Auch der Kombischutz ist wieder vorteilhaft
in eine Gewebehülle 30 eingenäht. Ballistischer Schutz 40 und
Stichschutz 20 können noch durch geeignete Bindemittel verklebt
sein.
Claims (12)
1. Stichschutz für den Körper,
gekennzeichnet durch
mehrere Lagen (20) dünner, flexibler Metallfolien (21,
22).
2. Stichschutz gemäß Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
10-50 Lagen (20) von Metallfolien (21, 22), deren Dicke
jeweils im Bereich von 20-200 µm liegt.
3. Stichschutz gemäß Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
25-35 Lagen (20) von Metallfolien (21, 22), deren Dicke
jeweils im Bereich von 50-100 µm liegt.
4. Stichschutz gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Lagenfolge der folgenden Regel entspricht:
a × d₁ + b × (d₂ + d₁),wobei a die Anzahl der Lagen (21) mit der Dicke d₁ und b
die Anzahl der Doppellagen (22, 21) (alternierende Lagen)
der Dicken d₁ bzw. d₂ angeben, wobei a im Bereich von 15-25,
b im Bereich von 3-8, d₁ im Bereich von 30-70 µm
und d₂ im Bereich von 80-120 µm liegen.
5. Stichschutz gemäß Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
a = 21, b = 5, d₁ = 50 µm und d₂ = 100 µm sind.
a = 21, b = 5, d₁ = 50 µm und d₂ = 100 µm sind.
6. Stichschutz gemäß einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Metallfolien (21, 22) der Lagen (20) aus Titan
bestehen.
7. Stichschutz gemäß Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Titanfolien (21, 22) oberflächengehärtet sind.
8. Stichschutz gemäß Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberflächenhärtung der Folien (21, 22) durch
Nitrierung erfolgte.
9. Stichschutz gemäß einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß er
mit einem an sich bekannten ballistischen Schutz (40)
kombiniert ist.
10. Stichschutz gemäß Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
der ballistische Schutz (40) aus einem Laminat aus
Aramidfasern besteht.
11. Stichschutz gemäß Anspruch 9 oder Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zahl der Metallfolien kleiner ist als bei einem reinen
Stichschutz.
12. Stichschutz gemäß einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Folienlagen in eine Gewebehülle (30) eingenäht sind.
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Publications (2)
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- 1994-04-21 DE DE19944413969 patent/DE4413969C2/de not_active Expired - Fee Related
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