Verbundsystem für Kugel- und Splitterschutz
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Beschreibung:
Die Erfindung betrifft ein schichtartiges, kugel- und splitterhemmendes Verbundsystem für den Körper- oder Objektschutz, bestehend aus mehreren Lagen antiballistisch wirksamer Materialen, wovon mindestens eine Lage aus Keramik besteht.
Der Einsatz keramischer Materialien, sowohl für den Körper- als auch für den Objektschutz, ist bekannt und findet vielfache Anwendungen. Diese Materialien werden vor allem dann eingesetzt, wenn mit einem Beschüß mit Waffen mit hoher Durchschlagkraft gerechnet werden muß .
So ist beispielsweise im Körperschutz eine Schutzweste, die nur aus Geweben aus antiballistisch wirksamen Fasern, zum Beispiel Araraidfasern, aufgebaut ist, in ihrer Schutzfunktion ausreichend, wenn ein Beschüß mit sogenannten Kurzwaffen (Pistolen, Revolver etc.) zu erwarten ist. Bei einem anzunehmenden Lang- waffenbeschufl reicht jedoch die Schutzwirkung eines solchen Gewebepaketes nicht voll aus, so daß es in diesen Fällen üblich ist, noch zusätzlich eine keramische Platte in die Schutzweste einzubringen .
Auch im Objektschutz ist der Einsatz von keramischen Platten, beispielsweise in Kombination mit einem Paket von Geweben aus antiballistisch wirksamen Fasern und/oder mit einer Stahl-
platte, üblich, da hier in den meisten Fällen mit einer hohen Beschußintensität gerechnet werden muß.
Üblicherweise bestehen keine Probleme bei Einsatz dieser keramischen Materialien, wenn ein Beschüß in einem Winkel von ca. 90° erfolgt. Die Haltewirkung der keramischen Platte, die durch die normalerweise darunter angeordneten Gewebelagen aus antiballistisch wirksamen Fasern unterstützt wird, reicht aus, um das Geschoß abzubremsen und unschädlich zu machen. Auch wenn die keramische Platte von dem Geschoß durchschlagen wird, erfolgt dessen Auffangen dann in den Gewebelagen.
Probleme ergeben sich jedoch, wenn das Geschoß im sogenannten Schräg- oder Winkelbeschuß, also beispielsweise in einem Winkel von 20-40°, auf die Keramikplatte auftrifft. In diesem Falle kann das Geschoß an der Keramikplatte abgleiten und seitlich wieder austreten. Weiter wurde beobachtet, daß es zu einem Zerlegen der Hartkernmunition kommen kann. Der Geschoßmantel wird von der Keramikschicht meistens zwar aufgefangen, aber der dann oft unzerstört gebliebene Kern prallt von der Schutzschicht ab und tritt seitlich wieder aus.
Darüberhinaus können bei jeder Art von Beschüß scharfkantige Keramiksplitter entstehen, die ebenfalls seitlich austreten können. Sowohl diese Splitter, aber besonders die nicht in der Schutzschicht aufgefangenen Geschoße, können ernsthafte Verletzungen des Trägers von Schutzkleidung an ungeschützten Körperstellen verursachen. In gleicher Weise können die Splitter bzw. die Geschoße Verletzungen von Personen, die sich in unmittelbarer Nähe des aufgetroffenen Geschoßes aufhalten, auslösen.
Die Verletzungsgefahr von Personen in unmittelbarer Nähe des auftreffenden Geschoßes ist bei Materialien für den Körperschutz in gleicher Weise gegeben wie bei Objektpanzerungen.
Bei den Polizei- und Militärdienststellen ist diese Gefahr bekannt. Besonders von diesen Stellen wird deshalb eine Beseitigung dieses Mangels der bestehenden Schutzmaterialien gefordert.
Deshalb wurden bereits verschiedene Anordnungen von Verbundsystemen, sowohl für den Körper- als auch für den Objektschutz, vorgeschlagen, die diesen Mangel beseitigen sollen.
So wird in CA 941 101 eine SchaumstoffSchicht über der Keramikschicht als Splitterfang beim Körperschutz empfohlen.
Die Anordnung einer SchaumstoffSchicht zwischen keramischer Platte und Gewebelagen wird in US 3 873 998 beschrieben. Hierdurch soll das Entstehen von Splittern verringert werden.
Eine dreischichtige textile Schutzschicht über der Keramikschicht, die das Austreten von Keramiksplittern im Falle eines Beschußes verhindern soll, wird in US 5 560 971 für den Objektschutz vorgeschlagen. Hierbei soll es sich bei der unteren der drei Textilschichten um eine Florware handeln. Die Gewebe bestehen aus Polyester- oder Polyamid 6.6-Fasern.
Gemäß EP-A 168 746 soll der seitliche Geschoßaustritt sowie das Austreten von Splittern bei einer aus Kacheln aufgebauten Keramikplatte durch eine Umfassung der keramischen Platte mit einem Gewebe aus Aramidfasern verhindert werden. Dieses Gewebe kann die Außenschicht eines Verbundsystems zum Körper- oder Objektschutz bilden und so um die Randzonen gelegt werden, daß das gesamte Verbundsystem umfaßt wird. Zusätzlich wird zwischen Gewebe- und Keramikschicht noch eine faserverstärkte Kunststoffschicht empfohlen. Außerdem wird der Auswahl geeigneter Kleber für das Ankleben der keramischen Kacheln an die Trägerschicht sowie für das Ausfüllen der Zwischenräume zwischen den Kacheln eine besondere Beachtung geschenkt .
Ein Gürtel aus hochfesten Filamenten, die in ein Matrixharz eingebettet sind, wird gemäß WO 91 - 06 823 um die Keramikschicht gelegt. Damit soll das seitliche Austreten von Keramik- Splittern, die sich beim Beschüß bilden, verhindert werden. Zusätzlich wird die Keramikschicht mit einem gleichartigen Material, das aus einem in ein Matrixharz eingebetteten Fadengelege gebildet wird, abgedeckt.
Eine zweischichtige Abdeckung aus Fadengelegen, die in eine Harzmatrix eingebettet sind, über der Keramikschicht, wird als Splitterfang in WO 91 - 07 632 vorgeschlagen.
Eine dreischichtige Abdeckung über der Keramikschicht, bei der mindestens eine Lage aus einem, in ein Matrixharz eingebetteten Fadengelege besteht, wird in WO 92 - 09 861 beschrieben. Die beiden anderen Lagen können faserarmierte Thermoplaste sein.
Die bisher vorgeschlagenen und hier erwähnten Problemlösungen können zwar das Austreten von Keramiksplittern dämpfen, sie haben sich aber als weitgehend wirkungslos im Hinblick auf das Auffangen von Geschoßen oder Geschoßfragmenten beim Beschüß in einem Winkel von 20 - 40° erwiesen.
Deshalb bestand die Aufgabe, verbesserte Materialien, sowohl für den Körper- als auch für den Objektschutz, die besonders ein seitliches Entweichen von Geschoßen, Geschoßfragmenten und Keramiksplittern beim sogenannten Winkelbeschuß verhindern, zur Verfügung zu stellen.
Überraschend wurde gefunden, daß diese Aufgabe durch das Einbringen einer Keramikschicht mit einem zur Beschußseite gerichteten Randwulst in ein Verbundsystem für den Körper- oder Objektschutz in besonders vorteilhafter Weise gelöst werαen kann.
Unter Verbundsystem ist ein aus mehreren Lagen bestehendes Gebilde zu verstehen, wobei die einzelnen Lagen normalerweise aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Das erfindungsgemäße Verbundsystem enthält eine Keramiklage, die bevorzugt an der Außenseite dieses Systems angeordnet wird. Außenseite bedeutet dem Körper abgewandte Seite, auf die ein ankommendes Geschoß zuerst auftritt. Außenseite soll aber nicht, wie dies auch die nachfolgend aufgeführten Beispiele mit den zugehörigen Zeichnungen noch zeigen, so verstanden werden, daß es sich hier um die äußerste Schicht des Verbundsystems handelt. Über der an der Außenseite angeordneten Keramiklage können noch weitere Lagen als Abdecklagen angeordnet sein, wie dies die nachfolgenden Beispiele bzw. die zugehörigen Zeichnungen zeigen.
Unter Materialien für den Körperschutz sind alle Materialien, die von Personen als Schutz gegen einen Beschüß getragen werden zu verstehen. Besonders handelt es sich sich hierbei um Schutzwesten, die auch als kugelhemmende oder kugelsichere Westen bezeichnet werden.
Materialien für den Objektschutz dienen dem Schutz von Gegenständen und den sich darin bzw. dahinter aufhaltenden Personen. Beispiele hierfür sind Panzerungen von Militär- und Polizeifahrzeugen oder Schutzwände für den Polzei- und Militäreinsatz.
Eine Schutzweste, wie sie für den Körperschutz von Militär- und Sicherheitskräften Verwendung findet, besteht üblicherweise aus mehreren Lagen eines Gewebes aus hochfesten, antiballistisch wirksamen Fasern. Bei diesen Fasern handet es sich vorwiegend um Aramidfasern, die auch als aromatische Polyamidfasern bekannt sind. Besonders wirksam sind hierbei Fasern aus Polyte- rephthalamid, das durch Polykondensation von Terephthalsäure oder deren Dichlorid mit p-Phenylendiamin gewonnen wird. Fasern dieser Art sind beispielsweise unter dem Markennamen Twaron im Handel. Darüberhinaus können für die Herstellung der Gewebe einer Schutzweste auch andere antiballistisch wirksame Fasern wie
Polyethylenfasern, die nach dem Gel-Spinn-Verfahren ersponnen wurden, zum Einsatz kommen.
Unter antiballistisch wirksamen Fasern sind hochfeste Fasermaterialien, die beispielsweise in Form von Geweben einen wirksamen Schutz gegen auftreffende Geschoße bieten, zu verstehen.
Obgleich üblicherweise Gewebe aus Aramidfasern zur Bildung von Paketen, sowohl für den Körper- als auch für den Objektschutz bevorzugt werden, sind auch andere Arten von Flächengebilden hierfür einsetzbar. Als Beispiele seien Folien, Gestricke, Gewirke, Vliesstoffe, Nadelfilze und Fadengelege genannt.
Die Herstellung der für Schutzwesten geeigneten Gewebe ist bekannt . Die hierfür verwendeten Garne können als Filament- oder Spinnfasergarne Verwendung finden. Erstere werden bevorzugt.
Bei Materialien für den Körperschutz werden mehrere Lagen solcher Gewebe übereinander gelegt und durch Versteppen, Randvernähen oder andere Verbindungsarten miteinander verbunden. Teilweise wird aus diesen Lagen durch Laminieren bzw. Verkleben ein Gebilde aus fest miteinander verbundenen Geweben erzeugt. Üblicherweise werden Gewebepakete für Schutzwesten aus 20 bis 30 Lagen gebildet. Über diesem Gewebepaket, das häufig auch als Backing bezeichnet wird, befindet sich bei Materialien für den Körperschutz gegen Langwaffen-Beschuß eine Keramikplatte. Diese kann mit dem Gewebepaket durch Verkleben verbunden sein, die Keramikplatte kann aber auch in Form eines Einschubs, der wahlweise in die Schutzweste eingebracht bzw. aus dieser entnommen werden kann, ausgebildet sein. Auf die Oberseite der Ker∑-iτtik- platte wird meistens ein Gewebe aus Aramidfasern, eventuell in mehreren Lagen, oder ein Schaumstoff als Abdeckschicht aufgeklebt .
Das gesamte antiballistische Verbundsystem, inclusive der Keramikplatte, befindet sich in einer Hülle aus beispielsweise be-
schichtetem Gewebe, so daß die antiballistisch wirksamen Materialien beim Tragen solcher Schutzkleidung nicht sichtbar werden.
Einen ähnlichen Aufbau findet man bei Materialien für den Objektschutz. Hier wird ebenfalls ein sogenanntes Backing aus Geweben aus antiballistisch wirksamen Fasern, beispielsweise Aramidfasern, gebildet. Darüber wird eine Keramikplatte angebracht. Zwischen die Keramikplatte und dem Backing kann noch eine Stahlplatte eingefügt werden. Eventuell kann eine zusätzliche Stahlplatte auf der Oberseite der Keramikschicht vorgesehen werden. Diese Stahlplatte über der Keramikschicht kann auch der Ersatz für die Stahlplatte über dem Backing sein. Darüber ist noch eine Deckschicht, beispielsweise aus Aramidgewebe oder aus faserverstärktem Kunststoff, üblich.
Die hier beschriebenen Ausführungsformen für den Körper- bzw. Objektschutz sind nur als Beispiele und nicht einschränkend zu werten.
Die Keramikschicht kann vollflächig aufgebaut sein, sie kann aber auch aus Kacheln zusammengesetzt sein. Für den erstgenannten Fall ist die Bezeichnung Monokeramik üblich. Bei einer aus Kacheln aufgebauten Keramikschicht findet man oft die Bezeichnung Multi Tile.
Die Kacheln werden auf ein Trägermaterial, beispielsweise ein Aramidgewebe, aufgeklebt und bilden so eine zusammenhängende Schicht. Trotzdem besteht bei einem Aufbau der Keramikschicht aus Kacheln der Nachteil, daß sich zwischen den Kacheln kleine Zwischenräume mit einer geringen Haltewirkung für Geschoße bilden. Hier ist der Auswahl eines geeigneten Klebers zum Ausfüllen dieser Zwischenräume besondere Beachtung zu schenken.
Die Kacheln sind meist rechteckig, oft quadratisch. Andere Formen von Kacheln wurden zwar schon mehrfach vorgeschlagen, haben
sich aber im praktischen Einsatz bislang nicht durchsetzen können.
Als keramische Materialien kommt eine hohe Zahl verschiedener Substanzen in Frage, bei denen es sich vorwiegend um Oxide oder Carbide von Metallen oder Halbmetallen handelt. Teilweise finden auch Nitride, Boride oder Titanate Einsatz. Bevorzugte keramische Materialien für das erfindungsgemäße kugel- und splitterhemmende Verbundsystem für den Körper- bzw. Objektschutz sind Aluminiumoxid, Siliciumcarbid, Siliciumdioxid und Borcar- bid. Besonders bevorzugt wird Aluminiumoxid. Eventuell können auch Mischungen verschiedener keramischer Materialien Einsatz finden.
Die Herstellung der Keramikplatten erfolgt nach dem Prinzip der Sinterkeramik-Technologie, die in der keramischen Industrie allgemein bekannt ist.
Beim Formen einer Sinterkeramikplatte für das erfindungsgemäße Verbundsystem als sogenannte Monokeramik wird die Form so gestaltet, daß am Rand der Platte ein Wulst entsteht. Dieser Wulst hat eine Höhe von 8 - 12 mm, das heißt, daß die Dicke der Platte an den Randzonen an der dicksten Stelle um 8 - 12 mm mehr beträgt als in der Plattenmitte. Die Breite dieses Wulstes beträgt 8 - 12 mm, bevorzugt 10 - 12 mm. Der Wulst verläuft entlang den Außenkanten der keramischen Platte und schließt die gesamte Platte ein.
Die Erfindung soll nicht auf eine keramische Platte mit nur einem Randwulst beschränkt bleiben. Es ist auch möglich, zwei oder mehrere Randwülste nebeneinander zu setzen, wobei jeweils geringe Abstände zwischen den Wülsten bestehen sollten. Die Höhe dieser Wülste kann dabei gleich sein, sie kann aber auch nach außen hin zunehmen.
Beispielsweise kann der nach innen hin angeordnete Wulst eine Breite von 5 mm und eine Höhe von 8 mm aufweisen. Der außen angeordnete Wulst hat in diesem Falle eine Breite von beispielsweise 6 mm und eine Höhe von beispielsweise 12 mm. Zwischen den beiden Wülsten befindet sich in diesem Fall ein schmaler Spalt von ca. 1 mm.
Ähnlich wie bei der Monokeramik wird bei der Wulstgestaltung bei einem sogenannten Multi Tile, also bei einer aus Kacheln zusammengesetzten keramischen Platte, verfahren. Hier werden mit einem Wulst versehene Kacheln so zu einer Platte zusammengesetzt, daß der Wulst entlang der Außenkante der aus den Kacheln gebildeten Platte entsteht.
Die Erfindung wird anhand der Zeichnungen weiter erläutert, wobei die hier gezeigten Ausführungsarten als Beispiele und nicht einschränkend zu verstehen sind.
Fig. 1 zeigt eine bisher übliche Ausführungsform für den Aufbau eines Verbundsystems für den Körperschutz . Dem Körper benachbart befindet sich das sogenannte Backing 1. Dieses kann beispielsweise aus 20 Lagen von Aramidgeweben bestehen. Über dem Backing ist die keramische Platte 2 angebracht. Diese wird durch einen Schaumstoff 3 abgedeckt. Über den Schaumstoff 3 wird noch eine Aramidgewebe 4 gelegt. Anstelle von einer Gewebelage können auch mehrere Gewebelagen gewählt werden. Um dieses so gebildete antiballistisch wirksame Verbundsystem wird noch eine Hülle 5 aus einem Aramidgewebe gelegt. Das gesamte Verbundsystem wird in eine nicht dargestellte, vorgefertigte Umhüllung aus einem beschichteten Gewebe eingebracht.
Fig. 2 zeigt das Verhalten eines Verbundsystems für den Körperschutz gemäß der bisherigen Ausführungsform beim Beschüß in einem Winkel von 90°. Die Beschußrichtung wird durch den Pfeil 6 dargestellt. Beim Auftreffen des Geschoßes werden das Abdeckge¬ webe 4 und die Schaumstoffschicht 3 durchschlagen. Das Geschoß
tritt danach in die Keramikschicht 2 ein, in der es abgebremst und häufig auch zerlegt wird. In der Keramikschicht 2 entsteht ein Einschußkrater 7. Keramiksplitter und Geschoßfragmente treten in das unter der Keramikschicht 2 angeordnete Backing 1 ein und werden hier vollständig aufgefangen.
Fig. 3 zeigt das Verhalten einer herkömmlichen Ausführungsform für den Körperschutz beim Auftreffen eines Geschoßes in einem Winkel von 30°. Die Beschußrichtung wird durch Pfeil 8 dargestellt. Das auftreffende Geschoß bildet in den Abdeckschichten 3 und 4 sowie an der Oberfläche der Keramikschicht 2 einen nicht tiefen Einschußkrater 9. Beim Auftreffen auf die Keramikschicht 2 kommt es normalerweise zu einem Zerlegen des Geschoßes. Der Hartkern 10 des Geschoßes sowie andere Geschoßfragmente werden, zusammen mit entstehenden Keramiksplittern, zur Seite abgelenkt. Die Randumhüllung 5 ist nicht in der Lage, die Geschoßfragmente zu halten, so daß deren seitliches Austreten, das durch den Pfeil 11 dargestellt ist, unvermeidbar wird.
Fig. 4 gibt einen erfindungsgemäßen Aufbau eines Verbundsystems für den Körperschutz wieder. Über dem Backing 1 befindet sich die erfindungsgemäß gestaltete Keramikplatte 12, die einen Randwulst 13 aufweist. Auf diesem Wulst aufliegend ist eine Platte 14, die beispielsweise aus einem faserverstärkten Kunststoff bestehen kann, angeordnet. Darüber befindet sich ein Verbund 15 von mehreren Lagen Aramidgewebe. Zwischen der Keramikplatte 12 und der Platte 14 bildet sich als Folge des Randwulstes 13 ein freier Raum 16. Das gesamte Verbundsystem wird von einer Umhüllung 17 aus einem Aramidgewebe umgeben.
Fig.5 zeigt den in Fig. 4 dargestellten Aufbau, wobei aber der freie Raum zwischen der Keramikplatte 12 und der Abdeckplat- te 14 mit einer Schaumstoffläge 18 ausgefüllt wird.
In Fig. 6 sind verschiedene Möglichkeiten für die Gestaltung des Randwulstes dargestellt. So kann der Wulst im Querschnitt
die Form eines Rechteckes (Fig. 6a) oder eines Dreieckes (Fig. 6b) bilden. Die Kanten des Rechtecks bzw. des Dreiecks können abgerundet sein (Fig. 6c und 6d) . Bei einem abgerundeten Dreieck entsteht eine wellenartige Querschnittsform. Bevorzugt wird ein Viereck mit abgerundeten Kanten.
Fig. 7 zeigt in der Draufsicht die Gestaltung einer aus Kacheln zusammengesetzten erfindungsgemäßen Keramikplatte. Die im Mittelteil angebrachten Kacheln 19 zeigen die bisher bekannten üblichen Formen einer flachen Kachel in Rechteckform. Am Rand sind Kacheln 20 mit einem Wulst 21 angebracht. An den Ecken werden Kacheln 22 mit einer für diese Stellen speziellen Wulstform 23 benötigt.
Fig. 8 zeigt das Verhalten eines erfindungsgemäßen Verbundsystems für den Körperschutz bei einem Winkelbeschuß, z.B. in einem Winkel von 30°. Das gemäß Pfeil 24 auf das erfindungsgemäße Verbundsystem auftreffende Geschoß durchschlägt die Abdeck- schichten 15, 14 und 18 und bildet dann an der Oberfläche der Keramikplatte 12 einen nicht tiefen Einschußkrater 25. Beim Auftreffen auf die Keramikplatte 12 wird das Geschoß zerlegt. Der Hartkern 26 des Geschoßes sowie andere Geschoßfragmente und Keramiksplitter werden zur Seite abgelenkt und treffen dort auf den Wulst 13, wo sie abgebremst und aufgefangen werden.
Mit dem erfindungsgemäßen kugel- und splitterhemmenden Verbundsystem wird ein Material zur Verfügung gestellt, das eine deutliche Verbesserung des Schutzes von Sicherheitskräften gegen Verletzungen, besonders beim sogenannten Winkelbeschuß, bietet. Vor allem ist es damit möglich, sowohl beim Körper- als auch beim Objektschutz, Personen, die sich in der Nähe des beschossenen Objektes aufhalten, wirksam zu schützen.