DE4405595C2 - An die individuelle Körperform einer Person anpaßbare Stützschale - Google Patents
An die individuelle Körperform einer Person anpaßbare StützschaleInfo
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Description
Die Beschreibung betrifft eine an die individuelle Körperform einer Person anpaßbare
Stützschale, insbesondere Sitz- und Rückenschale, gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs. Durch das mehr oder weniger unbewegliche Sitzen über viele
Stunden des Tages, z. B. bei alten oder behinderten Personen tritt häufig eine
Sitzentzündung (Dekubitus) auf, als Folge hohen örtlichen Sitzdrucks in
Verbindung mit ungünstigem Mikroklima. Da der mittlere Sitzdruck als Quotient
aus Körpergewicht (ohne Unterschenkel und Füße) und Sitzfläche nicht reduziert
werden kann, muß der meist recht unterschiedliche Druck auf der ganzen
Sitzfläche gleichmäßig verteilt werden. Hierfür gibt es prinzipiell zwei
verschiedene Methoden:
- 1. Das Sitzen auf sehr hohem Schaumstoffkissen oder auf Luft- oder Wasserkissen. Der gleichmäßigen Druckverteilung stehen aber schwammiges Sitzen und ein schlechtes Mikroklima entgegen.
- 2. Das Sitzen auf einer der Körperfläche vollkommen angepaßten, harten Sitzschale. Deren gleichmäßige Druckverteilung verschlechtert sich jedoch bei Bewegung und anderer Kleidung.
Daher sind Kombinationen dieser beiden Methoden bekannt geworden, nämlich
der Körperform angepaßte Schalen aus verhältnismäßig hartem Schaumstoff.
Hierfür muß zunächst die dreidimensionale Körperform meßtechnisch erfaßt
werden, um dann aus den Meßdaten die individuell geformte Schale herstellen zu
können.
Fa. Otto Bock (siehe Prospekt Otto Bock Reha 646A31=D-300-09.93 und Otto Bock
Orthopedic Industry of Canada Ltd.: Custom Seating, Oct. 1990) nimmt die
Körperform mit dem Vakuumsack-Verfahren ab und digitalisiert sie mittels Laser-
Triangulation. Hiernach wird in mehreren Arbeitsgängen eine Form hergestellt,
aus der in mehreren Arbeitsgängen die Sitzschale entsteht.
Fa. Silhouette (Abes, M.: Neuartiges Rollstuhlkissen-/sitzschalensystem,
Orthopädie Technik 6/93) benutzt zur Messung der Körperform ein hohes, weiches
Schaumstoffpolster, in das von unten her 100 Bowdenzüge durchgesteckt sind, die
in auf der Oberfläche des Polsters liegenden Plättchen enden. Die anderen Enden
der Bowdenzüge liegen über einem Registrierstreifen, auf dem die
unterschiedlichen Einsinktiefen im Polster registriert werden. Aus diesen
Meßdaten wird die Sitzschale im CAD/CAM-Formfräsverfahren aus einem
Schaumstoffblock gewonnen.
Beide Verfahren sind sehr aufwendig und erfordern eine zentrale Fabrikation
jedes einzelnen Sitzes. Besonders nachteilig ist ferner, daß der apparative
Aufwand zur Registrierung der individuellen Körpermaße beim Arzt oder
Orthopädiehändler so groß ist, daß er nur an wenigen Zentren eines Landes
tragbar ist.
Aus der FR 21 23 609 ist eine Vorrichtung bekannt, bei der das Negativ der
Körperform durch Sand, Gips, Kitt, Wachs oder eine Vielzahl paralleler Stifte
nachgeformt wird. Insbesondere wird vorgeschlagen, daß eine Vielzahl
gegeneinander verschiebbarer Stifte oberhalb eines Druckpolsters angeordnet
sind, die durch den Körperdruck einer Person vertikal so verschoben werden, daß
die Gesamtheit der Stirnflächen der Stifte die Körperform annimmt. In dieser
Position werden die Stifte festgeklemmt. Diese Negativform dient dann als
Vorlage für die Herstellung einer harten Stützschale nach herkömmlichen
Methoden. Als Variante sind die Stifte als Potentiometer ausgebildet, um ihre
Position als elektrischen Meßwert zu erhalten. Aus der Vielzahl dieser Meßwerte
kann dann nach bekannten Verfahren eine der Körperform angepaßte Stützschale
produziert werden. In der DE-OS 2 039 121 wird ein ähnlich aufwendiges
Verfahren beschrieben. Als einfachere Variante wird eine vorgeformte
thermoplastische Stützschale beschrieben, die in heißem Zustand an die
Körperform angeformt werden soll.
Ausgehend von diesem Stand der Technik, wie er insbesondere aus der FR 21 23 609
bekannt ist, besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, eine an die
individuelle Körperform einer Person anpaßbare Stützschale zu schaffen, die ohne
Verwendung einer Negativform herstellbar ist, so daß der zeitliche, materielle und
investitionsmäßige Aufwand für deren Herstellung reduziert wird.
Diese Aufgabe wird in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs durch die
kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs gelöst.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den Querschnitt einer durch einen Rahmen und über Kreuz liegende
Kunststoffbänder gebildeten Sitzschale;
Fig. 2 einen Teil dieser Schale in der Draufsicht;
Fig. 3 die Klemmung eines Bandes am Rahmen.
In Fig. 1 ist ein Luftkissen (16) dargestellt, auf dem dünne längs und quer
angeordnete Bänder (13; 14) parallel und mit gegenseitigem Abstand aufeinander
oder im Geflecht liegen. Diese Bänder (13; 14) reichen mit ihren Enden (17) über
einen Rahmen (15) hinaus. Auf den Bändern (13; 14) liegt ein dünnes Sitzkissen
(12) aus Schaumstoff. Während Fig. 1 jedoch die bereits erfolgte Anpassung der
Bänder (13; 14) an die Körperform darstellt, liegen vor Beginn der individuellen
Anpassung die Bänder (13; 14) und das Sitzkissen (12) in flachem Zustand auf
dem Luftkissen (16) und nehmen die in Fig. 1 dargestellte Raumform erst
dadurch ein, daß sich eine Person mit ihrem Gesäß (11) auf das Sitzkissen (12)
setzt. Hierbei gleiten die Bänder (13; 14) sowohl übereinander als auch über den
Rahmen (15) und schmiegen sich unter dem gleichmäßigen Druck im Luftkissen
(16) der durch das Sitzkissen (12) etwas erweiterten Form des Gesäßes (11) an. Im
gesamten Luftkissen (16) herrscht ein konstanter Druck, der sich über die Bänder
(13; 14) und das Sitzkissen (12) auf die Gesamtfläche des Gesäßes (11) auswirkt.
Hiermit ist die eingangs erhobene Forderung nach gleichmäßiger Druckverteilung
auf der ganzen Sitzfläche erfüllt. Über die Regulierung des Luftdrucks im
Luftkissen (16) läßt sich je nach Notwendigkeit ein flacheres oder tieferes
Einsinken des Gesäßes (11) in das Luftkissen (16) erreichen.
Fig. 2 zeigt einen Teil der aus den Bändern (13; 14) und dem Rahmen (15)
gebildeten Stützschale in der Draufsicht. Die Längsbänder (13) und die
Querbänder (14) sind vorzugsweise rechtwinklig zueinander angeordnet. Dadurch,
daß die parallel liegenden Bänder (13; 14) voneinander Abstand haben, besitzt die
aus diesen Bändern (13; 14) gebildete Stützschale Löcher, die sie in erwünschtem
Maße luft- und wasserdampfdurchlässig machen. Alle Längsbänder (13) und
Querbänder (14) haben in dem in Fig. 1 dargestellten Zustand ihre der Raumform
des Gesäßes (11) gemäße individuelle Länge bekommen, indem sie mehr oder
weniger über den Rand des Rahmens (15) geglitten sind. Dieser Zustand wird
dadurch fixiert, daß die Bänder (13; 14) am Rahmen (15) festgeklebt, -geschweißt,
-geschraubt oder -genietet werden (siehe Fig. 3). Eine völlige Starrheit der aus den
Bändern (13; 14) und dem Rahmen (15) gebildeten Stützschale ist aber noch nicht
gegeben, da sich die Bänder (13; 14) an ihren Kreuzungsflächen noch verschieben
lassen. Es stellte sich daher die Aufgabe, die Bänder (13; 14) noch während der
"Sitzung" des Gesäßes (11), also im unzugänglichen Bereich, miteinander an ihren
Kreuzungsflächen zu verbinden.
Hierfür bestehen die Bänder (13; 14) aus stromleitend modifiziertem Kunststoff.
Dann kann über die Enden (17) der Bänder (13; 14) ein zeitlich und energiemäßig
geregelter Stromimpuls eingeleitet werden, der die Bänder (13; 14) erwärmt und
an ihren Kreuzungsflächen unter dem Druck des Gesäßes (11) und dem
Gegendruck des Luftkissens (16) miteinander verschweißt oder verklebt. Das
Sitzkissen (12) dient zugleich der Wärmeisolation gegenüber dem Gesäß (11).
Diese Methode kann auch für die Verbindung mit dem Rahmen (15) angewandt
werden.
In faltbaren Rollstühlen kann eine derart hergestellte Sitzschale oder
Rückenlehne klappbar an dessen Seitenrahmen gelagert werden. Oder der
Rahmen (15) ist in der Medianebene (die Ebene, die den menschlichen Körper in
eine linke und eine rechte Hälfte trennt) durch Scharniere verbunden. Diese
Scharniere müssen allerdings ziemlich weit unten liegen, um ein Falten der
Sitzschale nach oben zu ermöglichen.
Obwohl die erfindungsgemäße Stützschale in den Fig. 1 bis 3 am Beispiel der
Sitzschale erläutert worden ist, ist die erfindungsgemäße Stützschale in gleicher
Weise auch auf die Rückenlehne übertragbar. Wegen der geringeren Belastung der
Rückenlehne ist zwar die gleichmäßige Druckverteilung weniger wichtig, wohl
aber die Anpassung an die Körperform zur Vermeidung oder Behandlung von
Haltungsschäden. Aber auch für die Bettung der Extremitäten und/oder des
Kopfes von Behinderten können Stützschalen gleicher Art verwendet werden.
Sogar die Ganzkörperlagerung in Form einer als Bettenrost ausgebildeten
Stützschale kann in speziellen Fällen hilfreich sein.
In speziellen Fällen kann es jedoch erforderlich sein, die Oberfläche von Stütz
schalen in digitalisierter Form zu speichern. Dies kann mit bekannten Mitteln,
z. B. mit den eingangs als Stand der Technik erwähnten Methoden geschehen.
Claims (1)
- An die individuelle Körperform einer Person anpaßbare Stützschale, insbesondere Sitz- und Rückenschale, wobei deren Form durch das betreffende Körperteil selbst festgelegt ist, dadurch gekennzeichnet,
- - daß die formgebende Oberfläche der Stützschale aus einem Gitter von längs und quer angeordneten Bändern (13; 14) gebildet ist, die auf einem Luftkissen (16) mit konstantem Druck aufliegen und deren Enden (17) zunächst lose über einen Rahmen (15) hinausreichen, so daß die Bänder (13; 14) unter dem Druck des Körperteils (11) und dem Gegendruck des Luftkissens (16) übereinander und über den Rahmen (15) gleiten und sich so an die Körperformen anpassen,
- - daß die Bänder (13; 14) aus stromleitend modifiziertem Kunststoff bestehen und mittels eines über ihre Enden (17) einleitbaren Stromimpulses an ihren Kreuzungsflächen verkleb- oder verschweißbar sind,
- - und daß die Enden (17) der Bänder (13; 14) am Rahmen (15) fixierbar sind.
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