DE410119C - Messeinrichtung zur Herstellung von insbesondere zu Heilzwecken dienenden Sitz- und Liegemoebeln - Google Patents

Description

Viele Menschen, die teils durch den Krieg «der auch durch Unfälle oder auch schon von Geburt an eine anormale Ausbildung des Körpers haben, die sich entweder in einer Rückgratverkrümmung, Bein- oder Armdeformation sowie auch Fehlen oder Verkümmern von Gliedmaßen äußert, haben oftmals große Schwierigkeit, auf normalen Sitzmöbeln Platz zu nehmen, da ihnen diese Schmerzen an den anormalen Körperteilen verursachen. Daher ist es erwünscht, diesen Leuten besondere Sitzmöbel anzufertigen, die ihnen das Sitzen und Ruhen genau so angenehm und leicht machen wie jedem anderen normalen Mensehen. Dazu ist es nötig, den Stuhl oder Sessel in allen Punkten den Eigentümlichkeiten des Körpers anzupassen, so daß auch in sitzendem Zustande der verkrüppelte Körper die ihm zusagende Lage findet. Damit die Möglichkeit gegeben ist, derartige Sitzmöbel anzufertigen, wurde nachstehendes Verfahren erdacht, welches dazu dient, die vom Normalen abweichende Körperform im sitzenden Ruhezustande in bezug auf die Ausbildung des dafür in Frage kommenden Sitzmöbels meßtechnisch zu erfassen, die für den Sitzmöbelfabrikanten maßgebend sein soll.

Dazu wäre einerseits eine Tabelle nötig, die mit laufenden Nummern versehen ist, während anderseits ein einem Sitzmöbel ähnliches Meßinstrument geschaffen werden muß, auf dem derjenige, für welchen der Stuhl angefertigt werden soll, Platz nimmt und auf dem nun durch Einstellen der einzelnen Teile des Meßgerätes festgestellt werden kann, welche Stellen des zu bauenden Stuhles oder Sessels den eigentümlichen Körperformen anzupassen sind.

Zur Erläuterung dieses Meßverfahrens und der Vorrichtung zu dessen Ausführung dient die Zeichnung, auf welcher eine Ausführungsart eines solchen Meßgerätes beispielsweise dargestellt ist, und zwar zeigt:

Abb. ι eine Seitenansicht des Meßgerätes, Abb. 2 eine Ansicht von vorn,

Abb. 3 die ausgezogene Meßeinrichtung für die Unterschenkelauflage,

Abb. 4 die Darstellung zweier Einzelteile der Unterschenkelauflage von der Seite und

Abb. 5 zwei solcher Teile von oben gesehen in Schrägeinstellung.

Das Meßgerät ist stuhlartig ausgebildet, und jede einzelne Auflage oder Sitzfläche in Gelenken ist drehbar und in der Höhe, der

Tiefe, der Seiten- und Schräglage verstellbar. Die Sitzplatte α ist mittels eines Kugelgelenkes mit einer festen Standsäule verbunden und dadurch nach den Längsseiten schwenkbar eingerichtet, daß unterhalb der Sitzplatte α die Kugelschale b über eine Kugel c greift, welche durch horizontale Durchbohrung und Verzapfung«/ durch geeignete, an die Schale b angegossene Augen e um diese ίο Achse schwenkbar ist, aber durch eine in einen Schalenstutzen/ eingeführte Schraubspindel g, die zur leichteren Bedienung mit einem Handrad h versehen ist, festgestellt werden kann. Der Grad der Neigung der Sitzplatte α ist von einer in die Kugel c eingearbeiteten Gradeinteilung abzulesen. An die Kugel c ist nach unten eine Zahnstange i angesetzt, die in der dazu passend ausgearbeiteten Standsäule k geführt wird. Durch ein in einem zugehörigen, an die Standsäule angegossenen Randkasten Z eingesetztes, durch Spindel m und Handrad η zu drehendes, in die Zähne der Zahnstange i greifendes Zahnradgetriebe ο kann die Sitzplatte α hoch oder tief bewegt werden. Eine auf die Zahnstange i eingearbeitete Zahlenskala gibt diese Höhenlage an. Die Rückenlehne ^, versehen mit numerierten Feldereinteilungen zur Kennzeichnung von Körperunebenheiten, ist gleichfalls durch eine Kugelschale b¹ und Kugelschale c¹ mit Skala um die Achse d¹ schwenkbar und durch ein Handrad h¹ feststellbar. Diese Lehne p kann, um die Sitzfläche α zu verkürzen oder zu verlängern, durch eine an die Kugel d¹ angesetzte, mit Skala versehene Rundstange q, die in der P'uchse r eines Armes s geführt wird und durch ein Handrad t festgestellt werden kann, der Ausbildung des Unterkörpers entsprechend mehr oder weniger vor- oder zurückverstellt werden. Der Arm j ist nach unten zur Auf- und Abwärtsbewegung der Rückenlehne p in eine Führungsstange u mit Skalaeinteilung ausgebildet und wird in einer in Böcken ν an der Sitzplatte α befestigten Buchse w geführt, in der er durch ein Handrad jtr verstellbar ist. Die Armlehnen y, welche durch Kugelbewegung ζ so versi-ellbar sind, daß sie nach vorn oder hinten neigbar ' sind, können, um den Sitzraum zwischen den Armlehnen 31 enger oder weiter zu gestalten, durch kurze, an die Kugeleinrichtung s angesetzte und rechts und links herumschwenkbare Bogenstücke 2 mit an diesen anschließen- , den in Buchsen 3 geführten Führungsbügeln 4 verstellt und durch Handräder 5 festgelegt . werden. Um die Armlehnen 31 in der Höhe j und Tiefe einstellbar zu machen, ist die vorerwähnte Buchse 3 mit Hilfe eines hierzu gebildeten Absatzes 6 mit einer mit Skala versehenen Führungsstange 7 (Abb. 2) in eine mit j Lagerbock 8 versehene, an der Sitzplatte α befestigten Buchse 9 geführt und .durch Handrad 10 feststellbar.

Unterhalb der Vorderkante der Sitzplatte a ist eine Vorrichtung angebracht, mittels welcher man etwa erforderliche Verlängerungen für die Beinlage meßtechnisch festlegen ¹ kann, und zwar besteht diese Vorrichtung aus

Holzplatten 11, die serienweise vertikal durch ■ Spiralfedern 12 zusammengehalten sind. Die j einzelnen numerierten Plättchen 11 sind erfaß-1 bar durch Ringe 13, die nicht über die Oberfläche hinausstehen.

Jede einzelne Platte 11 wind an je zwei j Zugstangen 15, an die sie durch kardanische i Gelenke 14 angeschlossen ist und die mit ! Skaleneinteilung versehen sind, geführt. Diese ^: Zugstangen sind in einem Metallrahmen 16 I (Abb. 3) eingelassen und haben in den Röhren : 17 Führung. Durch die kardanische Anlenkung 14 der einzelnen Platten 11 hat man die ; Möglichkeit, wie es Abb. 5 zeigt, etwaige Ein-¹ buchtungen der Sitzverlängerung auszumessen. ' Das Verfahren gestaltet sich gemäß der Er-1 findung wie folgt:

\ Nachdem derjenige, für welchen das Sitz-¹ möbel angefertigt werden soll, sich auf die ! Sitzplatte α des Meßgerätes gesetzt hat, wird go ! von dem Maßnehmenden durch Drehung am I Handrade η erst einmal diese Sitzgelegen-I heit in die richtige Höhe und durch Drehung ; am Handrade h in die etwa erforderliche j Schräglage gebracht, dann wird die Lehne p ι durch die beschriebene Einstellung in die '■ Stellung gebracht, welche für den Sitzenden i die zweckmäßigste ist. Desgleichen werden die Armlehnen durch Höher- ader Tieferstellen und durch Seitwärtsführen in den richtigen Abstand voneinander gebracht und in der rich-. tigen Höhe und etwaigen Schräglage einge-I stellt. Zu diesem Sitz wird nun die Unter- ! Schenkelunterstützung, falls eine solche besonders erforderlich ist, durch die ausziehbaren Einzelteile 11 festgelegt. Wie in Abb. 3 ersichtlich ist, kann die Richtlinie für beide Beine oder nur eins in jeder Weise eingestellt werden, indem die Einzelteile 11 mehr ' oder weniger herausgezogen werden; diese letzteren stellen sich durch die Federn 12 von selbst zueinander so ein, daß eine zusammenhängende Fläche entsteht, die der zweckmäßigen Lage des Beines entsprechen muß. Auch die Ebene dieser Auflagefläche für die Beine kann in sich verschieden eingestellt werden und, wie aus Abb. 5 ersichtlich ist, auch mit Einbuchtungen versehen sein, die nötigenfalls an besonderen Stellen bei Beinverkrümmungen erforderlich werden könnten.

Es ist dann noch zu berücksichtigen, ob auf der Anlehnfläche und auf der Sitzfläche,

welche, wie beschrieben, mit einer gewissen Anzahl kleiner Flächen unterteilt ist, eine Ausbuchtung oder Erhöhung vorgesehen sein muß, nötigenfalls wird diese von dem Maßnehmenden derart festgelegt, daß z. B. an der Rückenlehne eine Vertiefung von 20 cm auf dem Felde 33 als notwendig erkannt wird, welche von den Feldern 32, 23, 34 und 53 begrenzt ist. Es läßt sich dadurch sehr gut zum Ausdruck bringen, daß nach der einen Seite die Ausbuchtung steil abfallen soll, während an der anderen Seite, wie bei dem Beispiel, nach unten diese Ausbuchtung flacher verläuft. Es kann sich auch ergeben, daß die mittlere Reihe Felder um ein bestimmtes Maß zurückliegen soll, also die Rückenfläche eine gewisse Rundung haben muß, deren tiefste Stelle auf der Mittellinie oder auf einer durch Angeben der Felder bestimmte seitliche Stelle vorgesehen sein muß. Auch läßt sich durch diese zahlenmäßige Festlegung der Felder zum Ausdruck bringen, daß dieRückenlehnevon unten nach oben gewölbt sein soll, je nachdem es der Körper desjenigen, für welchen der

as Stuhl angefertigt werden soll, erfordert. In gleicher Weise keimen auch Ausbuchtungen, Wölbungen oder sonstige Flächenformen auf der Sitzfläche festgelegt werden, so daß nach diesen Festlegungen die Fabrikation geschehen kann.

Derjenige, welcher Maß nimmt, legt in einer Tabelle die Einzelstellungen der verschiedenen beweglichen Teile des Stuhles fest, also z. B. Sitzhöhe 18, Sitzschräge 4, Rückenlehne Vertikaleinstellung 16, Höheneinstellung 8, Schrägstellung 7 usw. Ebenso wird dann die rechte und in gleicher Weise auch die linke Armlehne in Höhe-, Seiten- sowie Schrägstellung festgelegt. Bei der Lage der Unterschenkel wird angegeben, welche Felderteile herausgezogen werden müssen, und hierbei wird angegeben, wie weit diese herauszuziehen sind und auch wie weit die eine Stange 15 und die andere Stange 15 herauszuziehen ist, um die Schräglage der Felder 11 zu bezeichnen, falls diese Felderteile schräg eingestellt werden sollen. Darauf wird noch festgelegt, welche etwaigen Veränderungen der Ebene der Rückenlehne und des Sitzes erforderlich sind; dieses Meßresultat ermöglicht dann dem Fabrikanten eine genaue Herstellung des Stuhles, wie der Arzt, der die Messung vorgenommen hat, diese auf Grund des Leidens und mit Rücksicht auf die Behaglichkeit desjenigen, für welchen der Stuhl angefertig werden soll, für erforderlich hält. Es lassen sich auf diese Weise alle Formen meßtechnisch festlegen,und derjenige, für welchen der Stuhl angefertigt werden soll, wird durch Maßnehmen oder öfteres Erproben nicht belästigt, sondern hat nur einmal die richtige Lage in diesem Meßinstrument einzunehmen, um dann einen Stuhl zu bekommen, der unbedingt für ihn am zweckmäßigsten ist.

Claims (4)

Patent-Ansprüche:

1. Meßeinrichtung zur Herstellung von insbesondere für Heilzwecke dienenden Sitz- und Liegemöbeln nach Maß, dadurch gekennzeichnet, daß an einem stuhlähnlichen Gestell, dessen Einzelteile in senkrechter und wagerechter Richtung sowie auf Neigung verstellbar sind, die einzelnen Flächen und Profillinien zur Anfertigung eines für den Einzelfall erforderlichen Sitz- oder Liegemöbels sich derart festlegen lassen, daß die Maße für die einzelnen Flächen und Profillinien — zweckmäßig mit Hilfe an den einzelnen Einstellvorrichtungen — geeignet angebrachter Skalen o. dgl. sich ermitteln lassen, die dann dem Hersteller des Möbels als Grundlage dienen.

2. Meßeinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Anlageflächen der Lehne, 'des Sitzes und für die Unterschenkel in schachbrettartig gesonderte Einzelflächen unterteilt sind, welche eine meßtechnische Ermittlung und Festlegung der jeweilig erforderlichen Krümmungsmaße dieser Flächen ermögliehen.

3. Meßeinrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Teilfelder für die Festlegung der Unterschenkellage in der Weise heraus^ ziehbar eingerichtet sind, daß jedes Feld an zwei auf den Feldern durch Kardangelenke verbundenen Führungsstangen sitzt, welche letzteren sowohl ein Hervorziehen als gegebenenfalls ein Schrägstellen dieser ioo Felder zur Festlegung der richtigen Beinlage ermöglichen.

4. Meßeinrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelfelder (11) zur Feststellung der Unterschenkellage untereinander mit Spiralfedern (12) verbunden sind, so daß sie sich gruppenweise den Profillinien, die durch die Auszüge der Stange 15 gebildet werden, anzupassen vermögen.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen,