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Elektrischer Antrieb für Wirkmaschinen. Durch den elektrischen Antrieb
ist eine weitgehende Regelung der eigentlichen Arbeits- oder Wirkgeschwindigkeit
bei Wirkmaschinen einschließlich der Strickmaschinen erreicht worden. Bekanntlich
braucht man aber zeitweilig beim Mindern noch eine besonders niedrige Geschwindigkeit,
die man als Mindergeschwindigkeit bezeichnet. Diese Mindergeschwindigkeit kann bei
elektrischen Antrieben auf verschiedenem W°ge erzielt werden, z. B. durch Einschaltung
oder Kurzschließen von Widerständen, Lebererregung. Polumschaltung u. dgl. Die Mindergeschwindigkeit
muß aber auf jeden Fall so klein sein, daß sie für die Herstellung aller Waren niedrig
genug ist. Dadurch entstehen aber Zeitverluste bei der Herstellung solcher Warenstücke,
bei denen man mit einer höheren Mindergeschwindigkeit auskäme. Bei den neuen hochentwickelten
Wirkmaschinen, z. B. bei Jacquard - Petinet - Cottonmaschinen, mit denen eine besonders
hochwertige Ware hergestellt wird, ist aber selbst der Gewinn weniger Reihen ein
erheblicher wirtschaftlicher Vorteil.
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Nach der Erfindung wird nun der elektrische Antrieb für Wirkmaschinen
mit Mindervorrichtungen so eingerichtet, daß die Mindergeschwindigkeit mit bekannten
Mitteln, wie z. B. durch Nebenschlußregelung, dem jeweiligen. Bedürfnis entsprechend
eingestellt werden kann. Die Einstellvorrichtung kann dabei so eingerichtet werden,
daß die Größe der Mindergeschwindigkeit vor oder während des Arbeitsganges durch
Einstellung eines Schalters festgelegt und durch den Minderschalter bei Bedarf,
z. B. durch eine den Minderschalter steuernde Nockenkette, eingeschaltet wird. Die
Einstellung richtet sich dabei nach der herzustellenden Ware oder nach anderen Verhältnissen,
die auf die wünschenswerte Geschwindigkeit der Maschine Einfluß haben, wie z. B.
Temperaturverhältnisse im Arbeitsraum, die die Ausdehnung der Maschinenteile beeinflussen
u. dgl.
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Wo nun aber für dasselbe Warenstück im Verlauf des Arbeitsvorganges
verschiedene Mindergeschwindigkeiten vorteilhaft sind, kann die Minderschaltvorrichtung
weiter so ausgebildet werden, daß die Größe der Mindergeschwindigkeit vom Minderschalter
selbst durch eine das Maß seiner Bewegung steuernde Mustervorrichtung (Knaggenkette,
Exzenter, Musterkarte usw.) bei jedem Mindervorgang bestimmt wird.
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Die Abb. i zeigt die vereinfachte Schaltung eines Gleichstromantriebes
nach. dem Patent 28757o. Bei dieser Schaltung wird eine kleine Arbeitsgeschwindigkeit
durch den Schalter 16, eine hohe aber durch den Schalter 17 eingestellt und wahlweise
durch Links- oder Rechtsschalten der Schaltplatte 3 eingeschaltet. In der Abbildung
ist unterstellt, daß die Kontakte 7 bis 12 im Raume feststehen, während sich die
Kontaktplatten q. und 5 mit der Schaltplatte 3 verschieben lassen. Wird die Schaltplatte
3 nach rechts bewegt, so fließt ein Strom von + durch die Leitung 13 über den Kontakt
7, die Schaltplatte a., den Kontakt 8, durch die Leitung i q. und den Anker i nach
-. Ein Zweigstrom fließt vom Punkt 15
aus durch die Erregerwicklung a, durch
die Leitung 2o und einen Teil des -Widerstandes 18 und durch die Kurbel 17
nach -. Der Motor läuft hierbei mit der durch die Größe des eingeschalteten Widerstandes
18 bedingten Geschwindigkeit. Wird die Schaltplatte 3 nach links geschoben, so ist
der Stromlauf durch den Anker derselbe wie vorher, nur treten an Stelle der Kontakte
; und 8 die Kontakte und i o. Auch der Stromlauf im Erregerstromkreis ist bis zum
Widerstande 18 derselbe
wie vorher. Der Strom durchläuft aber jetzt
den. Widerstand 18 nicht mehr auf dieselbe Länge wie vorher, sondern verläßt ihn
schon früher und fließt durch die Kurbel 16 über den Kontakt i i durch die Kontaktplatte
5 über den Kontakt 12 durch die Leitung 21 nach -. Der zwischen den Kurbeln 16 und
17 liegende Teil .des Widerstandes 18 ist also kurzgeschlossen. Infolge davon läuft
der Antriebsmotor beim Schalten der Schaltplatte nach links langsamer als beim Schalten
nach rechts, weil beim Schalten nach links weniger Widerstand hinter die- Erregerwicklung
ä geschaltet ist, so daß die Erregung verstärkt wird.
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Zum Mindern wird der gesamte Widerstand 18 durch Schließen des Minderschalters
i g kurzgeschlossen, so daß der durch die Erregerwicklung 2 fließende Strom unmittelbar
über den Schalter i g nach - fließt. Dadurch wird die Erregung weiter verstärkt,
und der Antriebsmotor läuft noch langsamer als bei der Stellung der Schaltplatte
3 nach links. Im Gegensatz zu den Kurbeln 16 und 17, mit denen die Arbeitsgeschwindigkeiten
eingestellt werden, bestimmt also der Schalter i g die Mindergeschwindigkeit.
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Die Abb.2 zeigt als Beispiel die Vorrichtung zur Regelung der Mindergeschwindigkeit
bei dem in der Abb. i dargestellten Antrieb. In der Abb. 2 ist 25 ein Widerstand,
der so bemessen ist, daß der Motor i regelrecht erregt ist, wenn der gesamte Widerstand
18 ausgeschaltet ist. Dementsprechend ist die Wicklung 2 bemessen. Wird also bei
der gezeichneten Stellung des Schalters 26 der Schalter i g geschlossen, so tritt
dieselbe Wirkung ein, wie wenn der Schalter i g in der Abb. i geschlossen wird.
Soll nun aber die Mindergeschwindigkeit noch weiter herabgesetzt werden, so wird
der Schalter 26 weiter nach links gestellt; dadurch werden Teile des Widerstandes
2 5 ausgeschaltet, und der Motor i wird beim Schließen des Schalters i g übererregt,
läuft also langsamer, als wenn der Schalter i g in der Abb. i geschlossen wird.
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Der Schalter 1 g kann auch ganz wegbleiben. Der Schalter 26 steht
dann im Ruhezustand auf dem Kontakt 27 und wird durch Hilfsvorrichtungen an der
Maschine zum Mindern auf die entsprechenden Kontakte am Widerstand 25 gestellt.
Dadurch kann die Mindergeschwindigkeit während des Arbeitens auf den jeweils zweckmäßigen
Betrag gebracht, die Größe der Mindergeschwindigkeit kann also bei jedem Mindern.
von Fall zu Fall bestimmt werden. Die Abb. 3 zeigt ein Beispiel dafür, wie der Minderschalter
durch Vorrichtungen an der Maschine so beeinflußt werden kann, daß er die Größe
der Mindergeschwindigkeit bei jedem Mindern von Fall zu Fall bestimmt. In dieser
Abbildung bedeutet 3o den Minderschalter mit .dem Schalthebel 31 entsprechend dem
Schalthebel 26 in Abb. z. Er wird durch den um die Achse 32 drehbaren Hebel
3,-, bewegt, wenn eine Nase 34 relativ über einen der Nocken 4o auf der Nockenkette
36 gleitet. Die Nockenkette bewegt sich in der Pfeilrichtung. Die Abb.4 zeigt .diese
Kette mit den Nocken in der Draufsicht.
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37 ist der Kugelhebel mit der Nase -38. Dieser Hebel steuert das Verschieben
der Exzenterwelle. Die Nase 38 gleitet über die hinter den Nocken 4o liegenden,
unter sich gleich hohen Nocken 35.
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Wie die Abb.3 erkennen läßt, sind die Nocken 4o verschieden hoch;
dadurch wird die Nase 34 verschieden hochgehoben, und der Hebel 31 des Minderschalters
30 wird je nach der Höhe des unter der Nase 34 hindurchlaufenden Nocken ¢o
in verschiedenem Grade verstellt. Er bewegt hierbei beispielsweise den in der Abb.
2 dargestellten Schalter 26. Der Schalter ig ist wegzudenken. Durch die Höhe des
Nockens .1o wird also bei jedem Mindervorgang die Stellung des Schalters 26 und
damit die Größe der Mindergeschwindigkeit bestimmt.