DE4231726A1 - Mutierte subtilisinartige Serinproteasen - Google Patents
Mutierte subtilisinartige SerinproteasenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Mutationen des Strukturgens von Subtilisin-Prote
asen, die zu neuen Enzymen mit geänderter Aminosäuresequenz führen.
Subtilisin-Proteasen sind in der Natur verbreitet und werden in großem
Umfang für zahlreiche technische Anwendungen eingesetzt. So beispielsweise
als Waschmittelenzyme. Für viele dieser Anwendungen ist es gewünscht, die
Stabilitätseigenschaften der Enzyme in bezug auf die jeweils geforderten
Anwendungen zu verbessern. Eine Zusammenfassung derartiger Überlegungen
geben J. A. Wells und D. A. Estell in TIBS (Trends in Biochemical
Sciences), 13, Seite 291 ff (1988). Ein weiterer Übersichtsartikel, der
praktisch alle bekannten Sequenzen und Strukturen von subtilisinähnlichen
Serinproteasen zitiert, wurde von R. R. Siezen et al. in Protein
Engineering, Vol. 4 (7), Seite 719 bis 737 (1991), veröffentlicht. Für den
Anwendungsbereich Waschmittel spielt bei den Proteasen insbesondere die
Stabilität gegen die irreversible Inaktivierung bei erhöhten Temperaturen
eine Rolle. Wie in dem obengenannten Übersichtsartikel von J. A. Wells et
al. ausgeführt, sind jedoch keine verläßlichen theoretischen Aussagen dar
über möglich, durch welche Schritte sich die Temperaturstabilität verbes
sern läßt. Wells et al beschreiben die Einführung von Disulfidbrücken,
betonen aber, daß dadurch das Problem nicht gelöst werden konnte. Zur Ver
besserung der Temperaturstabilität ist der Fachmann daher in erster Linie
auf das Experiment angewiesen.
In der internationalen Anmeldung WO87/5050 werden clonierte Subtilisin
Mutanten-Gene beansprucht, die für Subtilisinproteasen codieren sollen,
welche bei höherer Temperatur aktiver als die entsprechenden Wildtypen
sind. Die genannte internationale Anmeldung macht zahlreiche Vorschläge
für Mutationen. So soll insbesondere in der Position 218 Asparagin durch
eine andere Aminosäure ausgetauscht sein. Auch wird vorgeschlagen, in
Position 188 Serin durch Prolin auszutauschen. Die internationale Anmel
dung gibt jedoch keinen Hinweis darauf, ob dieser Serin durch Prolin-Aus
tausch oder eine der vielen anderen dort genannten Maßnahmen tatsächlich
mit dem Erfolg einer erhöhten Temperaturstabilität zu verknüpfen ist. In
dem aus der genannten internationalen Anmeldung hervorgehenden Europapa
tent EP 260 299 wird daher eine Mutation S188P nicht mehr beansprucht.
Die internationale Anmeldung WO89/6279 schlägt ebenfalls vor, die Eigen
schaften von Subtilisin-Proteasen durch Austausch einzelner Aminosäuren zu
verbessern. Es werden dort Änderungen an ca. 60 Aminosäuren des insgesamt
ca. 275 Aminosäuren enthaltenen Moleküls vorgeschlagen. Eine der Vor
schläge lautet dabei; in Position 194 irgendeinen Austausch durchzuführen.
Außer in den genannten Anmeldungen werden auch noch in den folgenden An
meldungen Vorschläge zur Änderung einzelner Aminosäure in Subtilisin-
Proteasen gemacht: EP 130 756, EP 246 678, EP 247 667 und EP 251 446.
Vor dem Hintergrund dieses Standes der Technik war es Aufgabe der Erfin
dung, einen Weg zu finden, die Aminosäuresequenz von Subtilisin-Proteasen
so zu verändern, daß die Temperaturstabilität erhöht wird.
Gegenstand der Erfindung ist daher eine subtilisinartige Serinprotease,
hergestellt durch Mutation des Strukturgens eines Wildstammes und Expres
sion des mutierten Strukturgens in einem Produktionsstamm, dadurch ge
kennzeichnet, daß nach der BPN′-Zählung in Position 194 der Protease ein
Glutaminsäurerest und gewünschtenfalls in Position 188 ein Prolinrest
vorhanden ist.
Die Numerierung der auszutauschenden Positionen in den erfindungsgemäß
mutierten Proteasen bezieht sich in jedem Falle auf die Protease BPN′-. Um
von einer beliebigen anderen Serinprotease vom Subtilisintyp auf diese
Numerierung zu kommen, wird der Fachmann die Aminosäuresequenz dieser
Protease so unter die durchnumerierte Sequenz der Protease BPN′- legen,
daß eine maximale Übereinstimmung erzielt wird. Dazu werden im Einzelfalle
teilweise Auslassungen oder Einfügungen einzelner oder mehrerer Aminosäu
ren nötig sein. Die Art der Numerierung ist in der bereits zitierten
WO89/6279 beschrieben.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen mutierten Proteasen kann der Fach
mann von einer großen Vielzahl von subtilisinartigen Serinproteasen aus
gehen. So beispielsweise von den in den eingangs genannten Übersichtsar
tikeln genannten oder aber auch von bereits mutierten Enzymen. Gängige
subtilisinartige Serinproteasen sind beispielsweise Subtilisin BPN′-,
Subtilisin Carlsberg oder auch die Subtilisine aus Bacillus lentus. Dem
Fachmann ist klar, daß er zur Erzeugung von Clonen, die neue, mutierte
Enzyme herstellen, nicht von dem Enzym selber ausgeht, sondern von dem
dafür codierenden Strukturgen und dieses einer Mutagenese unterwirft und
dann wieder in einen Produktionsstamm einsetzt.
Nach einer Ausführungsform der Erfindung ist es besonders bevorzugt, von
solchen Proteasen auszugehen, die in der Position 194 (alle Positionen
nach BPN′-Zählung) die Aminosäure Alanin tragen, die dann erfindungsgemäß
gegen Glutaminsäure ausgetauscht wird. Nach einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird von solchen Proteasen ausgegangen, die in 194 die Ami
nosäure Alanin und in 188 die Aminosäure Serin tragen, wobei ein Austausch
A194E und S188P durchgeführt wird. Geeignete Ausgangsmaterialien für eine
Mutation dieser Art sind beispielsweise Proteasen vom Typ Subtilisin
Carlsberg und dessen Varianten. Unter diesen Varianten besonders bevorzugt
ist eine Subtilisin Carlsberg-Variante mit einer Mutation N158S und S161N
(BPN′-Zählung). Das Strukturgen einer derartigen Protease ist in der eu
ropäischen Patentanmeldung EP 214 435 beschrieben.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung geht man von
einer Protease aus Bacillus lentus aus. Geeignet sind neben Proteasen, die
in der WO89/6279 beschrieben sind, auch insbesondere eine Protease, die in
der WO91/02792, Fig. 29, beschrieben ist. In der Zählung, wie sie in der
WO91/02792 vorgenommen wird, entspricht Aminosäure Serin in der Position
182 dem Serin 188 nach BPN′-Zählung. Dabei ist der Unterschied darauf zu
rückzuführen, daß das dort beschriebene Protein einige Deletionen gegen
über BPN′ enthält.
Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden
Proteasemutanten hergestellt, die nach Subtilisin BPN′-Zählung die fol
gende Aminosäuresequenz enthalten:
188P-189F-190S-191S-192V-193G-194E-195E-196L-197E-198V-199M. Besonders bevorzugt im Sinne der Erfindung ist, daß diese Sequenz in eine Protease, wie sie in der WO91/02792 beschrieben ist, zwischen Position 181 und 194 eingefügt wird.
188P-189F-190S-191S-192V-193G-194E-195E-196L-197E-198V-199M. Besonders bevorzugt im Sinne der Erfindung ist, daß diese Sequenz in eine Protease, wie sie in der WO91/02792 beschrieben ist, zwischen Position 181 und 194 eingefügt wird.
Die erfindungsgemäßen neue Proteasemutanten zeigen verbesserte Stabili
täten. So werden die Halbwertszeiten der autoproteolytischen Degradation
über einen weiten Temperaturbereich verlängert, wodurch zugleich Hitze und
Lagerstabilität ansteigen. Die Verlängerung der Halbwertszeit wird dabei
auch unter nicht physiologischen Bedingungen, das heißt zum Beispiel in
Gegenwart von Komplexbildnern erreicht. Die erfindungsgemäßen Proteasen
können mit Hilfe zahlreicher Methoden hergestellt werden. Bevorzugt sind
die Methoden der Random-in vitro-Mutagenese (RIM) sowie der gerichteten
Mutagenese. Die auf diesem Wege hergestellten geänderten Strukturgene
können in üblicher Weise in bekannten Expressionssystemen exprimiert und
produziert werden. Verwiesen sei hier beispielsweise auf die WO91/02792.
Für die Expression in einem Produktionsstamm und auf die zuvor genannten
Anmeldungen WO89/06279, EP 260 299, EP 130 756, EP 246 678, EP 247 647, EP
251 446.
Die erfindungsgemäßen Mutanten zeigen erhöhte Stabilität der Protease
nicht nur bei ihrem Einsatz in Wasch- und Reinigungsmitteln, sondern sie
können auch bei der Aufreinigung ohne zusätzlich Kühlung des Prozeßmediums
großtechnisch hergestellt werden.
Ausgegangen wurde von dem Strukturgen gemäß der europäischen Patentanmel
dung EP 214 435 und dem dort genannten Expressionsvektor pC51. Diese Se
quenz wurde zunächst durch gerichtet Mutation, die keinen Aminosäureaus
tausch zur Folge hatte, an der Position 597 der Gensequenz von pC51 durch
T nach G-Austausch mit der Restriktionsschnittstelle Narl versehen, das
neue Plasmid heißt pAS1. Die Position 597 entspricht der Aminosäure Alanin
in Position 200 nach BPN′-Zählung. Die Restriktion von pAS1 mit Narl und
Pstl ergibt ein 142 bp langes Genfragment, das den Bereich der Subtili
sin-Sequenz enthält, der für die schwache Calcium-Bindungsstelle des
Moleküls codiert. Dieses doppelsträngige Genfragment wurde in vitro aus
synthetischen Oligonukleotiden zusammengesetzt und als Genkassette be
zeichnet.
Dargestellt ist die Gensequenz der stabileren S188P, A194E-Protease im
Bereich des mutagenen Oligonukleotids III. Die Nukleotidsequenz ist den
Konventionen entsprechend in 5′-3′-Richtung des Gens angegeben. Die ur
sprünglichen Wildtyp-Nukleotide sind für jeden gefundenen Austausch über
der Nukleotid-Sequenz angegeben. Für die Oligonukleotid-Synthese wurden
dotierte (=verunreinigte) Phosporamidit-Lösungen verwendet. Die stabilere
Protease geht auf ein Molekül des Oligonukleotids III des oberen Stranges
(Fig. 1) zurück. Fig. 1 zeigt die Darstellung der synthetischen Kassette
mit Unterteilung in die Oligonukleotide. Das mutagene Oligonukleotid III
ist markiert. Die Aminosäuresequenz ist im Einbuchstabencode angegeben,
ausgewählte Positionen sind numeriert. An mutierten Positionen außerhalb
des Oligonukleotids III wurde das ursprüngliche Wildtypnukleotid oberhalb
oder unterhalb des Austausches angegeben.
Während der Synthese der Oligonukleotid-Moleküle III wurden alle vier
Phosphoramidit-Lösungen mit den jeweils drei übrigen Phosphoramiditen
verunreinigt. Die Konzentration eines dotierenden Phosphoramidits in der
Lösung betrug 2% der Konzentration des Wildtypnukleotids. Diese Dotierung
war dazu geeignet, über die Oligonukleotid III-Sequenz durchschnittlich
1-2 Nukleotidaustausche pro synthetisiertem Molekül an beliebiger Position
einzuführen. Alle übrigen Oligonukleotide (I, II, IV, V, VI) wurden größ
tenteils mit Wildtypsequenz synthetisiert, an einigen wenigen Positionen
wurden gerichtete Nukleotidaustausche eingefügt, durch die die Aminosäu
resequenz nicht verändert wurde, aber geeignete Restriktionsschnittstellen
eingefügt wurden. Diese Schnittstellen dienten nach Replikation der Kas
sette als Reporterschnittstellen in folgenden Klonierungsschritten. In
Abb. 1 sind die Nukleotide der Wildtypsequenz über oder unter der
tatsächlich synthetisierten Sequenz angegeben. Aus Oligonukleotiden mit
Wildtypsequenz und den mutierten Oligonukleotiden wurden der obere und
untere Strang des Kassettenfragments zusammengesetzt und die Stränge
hybridisiert. Für die Hybridisierung wurden 80pmol/Oligonukleotid einge
setzt. Die entstandenen synthetischen Fragmente wurden mit Pstl und Narl
nachgeschnitten, um eventuelle Multimere in die Monomere zu überführen.
Die synthetischen Kassettenfragmente wurden durch Gelelution von den
freien Oligonukleotiden gereinigt. 0,05 µg des eluierten Kassettenfrag
ments wurden in 0,5 µg Pstl, Narl, Smal-geschnittenen, dephosphorylierten
und aufgereinigten pUC19-Vektor einkloniert. Das gesamte Ligationsprodukt
wurde in Escherichia coli XL-1 transformiert und die Transformanden in
vier 250 ml-Kulturen amplifiziert. Aus den amplifizierten Escherichia
coli-Kulturen wurden die Plasmide präpariert, die zu 50%
Replikationsprodukte des oberen, mutagenen und zu 50%
Replikationsprodukte des unteren Wildtypstranges waren. 40 µg der
Plasmidpräparation wurden mit Xhol, Pstl und Narl geschnitten und die mu
tagenen, amplifizierten Kassettenfragmente gelelektrophoretisch abge
trennt. Wildtypfragmente wurden durch diese Behandlung zerschnitten und
sind nicht mehr im Eluat enthalten. 0,08 µg der eluierten mutagenen Kas
settenfragmente wurden in 1,7 µg des Expressionsvektors pAS1 einkloniert
und in Aliquots von 0,25 µg/Ansatz in den Bacillus subtilis-Stamm DB104
transformiert. Dieser Stamm ist defizient in den genomischen und alka
lischen Proteasen. Es exprimiert nur die plasmidcodierten Enzym-Varianten
(Doi et al. (1986), Trends in Biotechnology 4, S. 232-235). Insgesamt
wurden auf diese Weise 25 000 Klone pro Ansatz erzeugt. Die entstandene
Mutantenbank wurde RIM2 genannt.
Die stabilisierten Protease-Varianten wurden durch Temperaturgradienten-
Gelelektrophorese auf erhöhte Thermostabilität, i. e. erhöhte Autoproteo
lyse-Stabilität und auf erhöhte Strukturstabilität, untersucht, für das
Screening der Mutantenbank. Anwendbar ist auch die Methode der WO89/06279,
Seite 24.
Die Pstl-Narl-Fragmente stabilisierter Protease-Varianten-Gene wurden zum
Zwecke der leichteren Sequenzierung in den Escherichia coli-Vektor pUC19
kloniert. Aus der Mutantenbank werden 14 Klone selektioniert, die Proteasen
mit erhöhter Temperaturstabilität exprimieren.
Dabei wurden typischerweise 2 µg des zu sequenzierenden Plasmids aus dem
Bacillusklon der RIM2-Bank präpariert und mit Pstl und Narl geschnitten.
Dabei wird das umzuklonierende Kassettenfragment herausgeschnitten. 0,006
µg des Kassettenfragments wurden in 0,055 µg des Escherichia coli-Vektors
pUC19 ligiert und das Ligat in Escherichia coli XL-1 transformiert. Die
Transformanden wurden amplifiziert und die Plasmide eines Klons aus einer
4 ml-Kultur präpariert. Diese Plasmide wurden für eine konventionelle
Sequenzierungsreaktion eingesetzt, wobei die gesamte Pstl-Narl-Kassette
sequenziert wurde. Dabei wurden der A194E und der S188P-Austausch festge
stellt. Beispiel 1 zeigt die Nukleotid-Sequenz und die Aminosäuresequenz
des A194E, S188P-Klons. Der A194E-Austausch wird für die erhöhte Thermo
stabilität verantwortlich gemacht.
Für die Einführung des stabilisierenden Glutamatrestes an den entspre
chenden Positionen verwandter Subtilisin-Gene, sowie für die Einführung
der Sequenz gemäß Anspruch 3 stehen verschiedene Methoden der gerichteten
Mutagenese zur Verfügung. Eine wegen ihrer hohen Effizienz bevorzugte Me
thode ist die von Wells et al, Gene 34, 315-323, (1985) beschriebene
Kassettenmutagenese analog Beispiel 1. Das zu mutierende Genfragment, das
mit für die Klonierung geeigneten Restriktionsschnittstellen endet, wird
in vitro aus synthetischen Oligonukleotiden zusammengesetzt. Im Falle ei
ner gerichteten Mutagenese werden die gewünschten Nukleotid-Austausche
während der Oligonukleotid-Synthese eingeführt. Bei jedem Austausch in
Oligonukleotiden, die den oberen Strang bilden, werden die entsprechenden
komplementären Austausche im unteren Strang ebenfalls eingeführt, so daß
nach der Hybridisierung zum doppelsträngigen Fragment keine Fehlpaarungen
entstehen.
Die synthetische Kassette wird über die endständigen Restriktionsschnitt
stellen in den mit den gleichen Restriktionsenzymen geschnittenen Ziel
vektor einkloniert. Der geschnittene Zielvektor wird vom herausgeschnit
tenen Wildtyp-Genfragment durch Gelelution abgetrennt. Für die gerichtete
Mutagenese zur Einführung der Sequenz
188P-189F-190S-191S-192V-193G-194E-195E-196L-197E-198V-199M in das Gen der
Protease gemäß internationaler Anmeldung WO91/02792 kann die in Beispiel 1
beschriebene Pstl-Narl-Kassette verwendet werden, die den gesamten Bereich
der schwachen Calcium-Bindungsstelle umfaßt. Es müssen die folgenden Aus
tausche vorgenommen werden: Q191S, Y192V, G195E, D197E, I198V, V199M. Zu
gleich wird der stabilisierende Austausch A194E und der S188P-Austausch
eingeführt. Da es sich um gerichtete Mutagenese handelt, kann das synthe
tische Pstl-Narl-Fragment mit den eingeführten Mutationen direkt (d. h.
ohne Amplifikation in Escherichia coli, wie für Random-Mutagenese notwen
dig) in einen Bacillus-Vektor kloniert und in einen geeigneten Bacillus-
Expressionsstamm transformiert werden.
Angewandt wurde die senkrechte Temperaturgradienten-Gelelektrophorese
(TGGE). Diese Methode ist gekennzeichnet durch einen Temperaturgradienten
der mittels einer Thermostatisierplatte senkrecht zur Auftrennungsrichtung
der Probe an das Gel angelegt wird. Das 0,8 mm dicke 10%ige
Polyacrylamidgel (20 cm × 20 cm) wurde auf Gelbond-Folie polymerisiert und
auf die Thermostatisierplatte aus teflonbeschichtetem Aluminium aufgelegt.
Die Platte wurde mit Hilfe von kühlbaren Wasserthermostaten (Julabo) auf
der einen Seite gekühlt, auf der anderen Seite erhitzt, so daß sich über
die gesamte Breite ein linearer Temperaturgradient ausbilden konnte. Die
Probe wurde in eine 13 cm lange, 0,3 cm breite Auftragstasche gegeben, die
senkrecht zum Verlauf des Temperaturgradienten lag. Nach 90 min bei zu
nächst gleichmäßiger Temperatur von 25°C wurde der Temperaturgradient
angelegt (Ecktemperaturwahl je nach Anwendung, aber nicht höher als 80°C.
Die Ecktemperaturen für diejenigen TGGEs, die die Stabilisierung durch den
A194E-Austausch zeigen, betrugen 50°C und 70°C. Die Auftrennung bei an
gelegtem Temperaturgradient erfolgte bei 350 V und limitierter Stromstärke
von 110 mA für 30 min. Die Probe wanderte nunmehr an jeder Stelle des Gels
gemäß der temperaturinduzierten Molekülkonformation. Als Standardgel und
Elektrodenpuffer wurde 0,025 M KOH/Essigsäure, pH 5,0 benutzt. Ferner
wurden 0,1 mMCaCl2 im Gel und Elektrodenpuffer eingesetzt.
Für den direkten Vergleich zwischen zwei Proben (z. B. Wildtyp und Vari
ante) in einer senkrechten TGGE wurden zwei Auftragstaschen untereinander
(Abstand ca. 7 cm) benutzt. Der Nachweis der Protokonformationen erfolgte
nach der Elektrophorese durch Aktivitäts- und Silberfärbung. Die Silber
färbung wurde nach Blum et al (1987) durchgeführt, die Aktivitätsfärbung
wurde durchgeführt, indem das Gel über Nacht in 0,2 µg/ml Alpha-
Naphtylacetat, 0,5 µg/ml Fast-Red, 0,1 M Kalium-Phosphat-Puffer, pH 7,5
geschüttelt wurde. Die esterolytische Aktivität der nativen Protease-
Konformation wird als roter Farbniederschlag sichtbar. Aktive Proben zei
gen aufgrund der autoproteolytischen Reaktion, die während der thermischen
Auffaltung der Moleküle auftritt, keine denaturierte Konformation. Nur die
native und aktive Konformation ist bis zur Autoproteolyse-Temperatur im
Gel nachweisbar. Der Strukturübergang von der nativen zur denaturierten
Konformation kann nur nach Inhibition der Proteasen durch Inkubation in 1
mM Phenyl-Methyl-Sulfonyl-Fluorid nachgewiesen werden. Der Verlauf des
Temperaturgradienten wurde durch Anlegen eines Pt100-Meßwiderstandes an
die Thermostatisierplatte nachgemessen.
Nach der genannten Methode wurden miteinander verglichen die Subtilisin
Carlsberg-Variante gemäß EP 214 435 mit einer S188P-Mutation des Enzyms
sowie mit einer S188P- und A194E-Mutation des Enzyms. Die beiden Mutanten
sind durch gerichtete oder durch Zufalls-in-vitro-Mutagenese herstellbar.
Die Strukturgene wurden nach allgemein bekannten Methoden in Expressions
vektoren kloniert und in einem proteasefreien, allgemein zugänglichen
Stamm exprimiert. Es wurden Kulturen des clonierten proteasefreien Stammes
herangezogen und nach einer Fermentationsdauer von 24 Stunden 20 ml Kul
turüberstand gewonnen und aufkonzentriert. Für die Temperaturgradienten
gelelektrophorese wurden insgesamt 8 ml Kulturüberstand pro Protease-Typ
in Centricon-10-Filtrationsröhrchen der Firma Amicon auf 300 µl eingeengt,
mit 2 ml einer 0,1 mM CaCl2-Lösung vermischt und erneut mit Centricon-10-
Röhrchen auf 200 µl eingeengt. Dieser letzte Schritt ist ein Dialyse-
Schritt, der für die Verringerung des Salzgehaltes der Probe essentiell
ist, da diese nur dann einer Geelektrophorese unterzogen werden kann. Der
Dialyse-Schritt wurde unmittelbar vor der Elektrophorese durchgeführt
werden, da die dialysierte Probe nur wenige Stunden stabil ist. Die 300 µl
der dialysierten Probe wurden mit 300 µl Elektrodenpuffer (siehe oben)
verdünnt und in der TGGE analysiert.
Die Temperaturgradientengelelektrophorese hat das folgende Ergebnis ge
bracht:
Die autoproteolytische Degradation der nachgewiesenen nativen Konformation
setzte für den Subtilisin Carlsberg-Wildtyp (Variante N158S, S161N) und
eine Protease, die nur den S188P-Austausch enthielt, bei der gleichen
Temperatur (60,5°C) ein, während diese Degradationstemperatur für die
S188P, A194E-Mutante um 1,5°C erhöht war. Anmerkung: Die Bestimmung der
absoluten Degradationstemperatur gilt nur für die bereits angegebenen
Lösungsbedingungen (d. h. pH 5 und 0,1 mM Calciumchlorid) der TGGE.
Tabelle 1 faßt die Degradationstemperaturen zusammen:
Protease-Typ | |
Degradationstemperatur | |
Subtilisin Carlsberg|60,5°C | |
S188P-Variante des Wildtyps | 60,5°C |
S188P; A194E-Variante des Wildtyps | 62,0°C |
Claims (5)
1. Subtilisinartige Serinprotease, hergestellt durch Mutation des Struk
turgens eines Wildstammes und Expression des mutierten Strukturgens in
einem Produktionsstamm, dadurch gekennzeichnet, daß nach der BPN′-
Zählung in Position 194 der Protease ein Glutaminsäurerest und
gewünschtenfalls in Position 188 ein Prolinrest vorhanden ist.
2. Serinprotease nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie die
Mutation A194E, gewünschtenfalls in Kombination mit der Mutation S188P
enthält.
3. Serinprotease nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie ein Strukturelement
188P-189F-190S-191S-192V-193G-194E-195E-196L-197E-198V-199M enthält.
4. Serinprotease nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
sie in den übrigen Resten mit Subtilisin Carlsberg oder einer Variante
N158S und S161N von Subtilisin Carlsberg identisch ist.
5. Serinprotease nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß sie in den übrigen Resten mit einer alkalischen
Bacillus lentus Protease übereinstimmt.
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