DE42213C - Verfahren und Apparat zur Vorbereitung des Flachses für die Spinnerei mittels heifsen Wassers und gespannter Dämpfe - Google Patents
Verfahren und Apparat zur Vorbereitung des Flachses für die Spinnerei mittels heifsen Wassers und gespannter DämpfeInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
KLASSE 29: Gespinnstfasern.
WOLDEMAR DOGNY in BERLIN.
und gespannter Dämpfe.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 22. Januar 1887 ab.
Bereits vor mehr als 30 Jahren hat man vorgeschlagen,
statt des Rottens (oder Röstens) des Flachses eine Behandlung desselben mit heifsem Wasser oder gespanntem Dampf anzuwenden,
indessen nur mit wenig Erfolg. Es läfst sich dies aus den chemischen Vorgängen
erklären, welche beim Rotten des Flachses auftreten.
Bekanntlich bezweckt das Rotten des Flachses im wesentlichen die Umwandlung der die einzelnen
Fasern mit einander verbindenden Pectose (Pflanzenleim) in eine wasserlösliche Verbindung,
das Pectin, welches dann weiter in eine andere Verbindung, die Pectinsäure, übergeht,
welche in Wasser nicht löslich ist.
Die Untersuchungen von Chevreul haben nun dargethan, dafs der Glanz, welcher den aus
Flachs hergestellten Textilstoffen eigenthümlich ist, von der den Fasern anhaftenden Pectinsäure
herrührt. Während es daher einestheils sehr wichtig ist, die Pectose in eine wasserlösliche
Verbindung, das Pectin, überzuführen, welche die Isolirung der Fasern ermöglicht,
ist es andererseits unumgänglich nothwendig, dafs das Pectin bis zu seiner Umwandlung in
die unlösliche Pectinsäure an der Faser haften bleibt. Wird nun Flachs mit heifsem Wasser
behandelt, so findet wohl eine Umwandlung der Pectose in Pectin u. dergl. statt und die
Fasern werden isolirt, indessen tritt gleichzeitig eine Auslaugung der Fasern bis zu 35 pCt.
des Gewichtes derselben ein, und die dem Verfahren nachgerühmte Gewinnung des Pectins
geschieht auf Kosten der Güte des Productes. Das Verfahren ist also, völlig unbrauchbar und
hat sich nirgends eingeführt.
Noch weniger ist das Verfahren, den Flachs mittelst gespannten Wasserdampfes zu behandeln,
geeignet, ein brauchbares Product zu liefern. Läfst man Dampf auf die frische Flachsfaser einwirken, so tritt infolge der
Gegenwart Organischer Säuren eine Zerstörung der Faser ein, welche nach der Dämpfung wie
verbrannt aussieht und in ihrer Structur stark geschädigt ist.
Diese Uebelstände beider Methoden werden nach vorliegendem Verfahren dadurch vermieden,
dafs man den Flachs in der nachfolgend beschriebenen Weise zuerst mit heifsem Wasser behandelt und dann der Einwirkung
von trockenem gespannten Wasserdampf aussetzt.
Eine Erklärung für die verschiedenartige Wirkungsweise der älteren und der jetzt zu
schützenden Behandlung des Flachses giebt das Gesetz, nach welchem die Umwandlung der
Pectose erfolgt.
Die Umwandlung vollzieht sich nach der schematischen Darstellung, Fig. 3, in der Weise,
dafs durch Einwirkung von Wärme die Pectose nach und nach in Pectin, Parapectin, Metapectin,
Pectosinsäure, Pectinsäure, Parapectinsäure und Metapectinsäure übergeht.
In der Figur bezeichne die Abscissen ο χ χ die verschiedenen Grade der Umwandlung durch
Wärme, die Ordinaten y die Löslichkeit der be-
treffenden Umwandlungsproducte in Wasser. Wie aus der Figur ersichtlich, ist die in dem
ungerösteten Flachs enthaltene Pectose in Wasser unlöslich, ebenso die Pectinsäure, in
welchen Körper die Pectose durch die Röste umgewandelt wird, die Zwischenproducte hingegen,
insbesondere das Para- und Metapectin, sowie die weiteren Umwandlungsproducte der
Pectinsäure, die Para- und Metapectinsäure, sind sehr leicht löslich.
Aus diesem Umstände ergiebt sich also, dafs. · um ein Auslaugen dieser Zwischenproducte zu
vermeiden, der Flachs nicht mehr mit heifsem Wasser in Berührung gebracht werden darf,
sobald die Pectose sich in jene Zwischenproducte umgewandelt hat. und dafs ferner der
Procefs in dem Augenblick unterbrochen werden mufs, wo die Umwandlung der Pectose in
Pectinsäure beendet ist. Demgemäfs werden durch die älteren Methoden die Pectinkörper
unbedingt aus dem Flachs entfernt, wovon man sich leicht durch einen Versuch überzeugen
kann. In der Praxis ist diese Erscheinung sehr gut bekannt; das heifse Wasser macht den Flachs mager, wie man sagt, entzieht
demselben den nöthigen Bindestoff.
Andererseits würde, wie bereits erwähnt, die directe Einwirkung von Dampf auf den frischen
Flachs denselben verbrennen, so dafs er ganz braun würde, ohne dafs im Geringsten eine
Röstung einträte.
Das vorliegende Verfahren unterscheidet sich nun wesentlich von den angezogenen Methoden
dadurch, dafs die Flachsfasern zunächst unter Mitwirkung der Luftleere (des Vacuums) mit
heifsem Wasser vorbereitet und dann erst ausschliefslich mit trockenem Dampf von hoher
Spannung behandelt werden.
Durch die kurze Vorbehandlung der frischen Flachsstengel mit heifsem Wasser wird die
Umwandlung der Pectose in Pectin so weit eingeleitet, dafs die später folgende Behandlung
mit heifsem Dampf von hoher Spannung keinen schädlichen Einflufs auf die Flachsfaser
ausübt. Andererseits wird diese Behandlung mit heifsem Wasser nur so weit getrieben, dafs
kein Auslaugen der Pectinkörper stattfindet. Die Behandlung mit heifsem Wasser hat daher
hier ganz den entgegengesetzten Zweck als die früher vorgeschlagene Auslaugung. Damit ferner
die Vorbehandlung des Flachses mit heifsem Wasser in jeder Beziehung vollkommen ist,
geschieht dieselbe unter Mitwirkung von Luftleere (Vacuum), was bei den früheren Methoden
niemals für erforderlich gehalten wurde, da man hier eben von ganz anderen Gesichtspunkten
ausging.
Die Umwandlung der Pectose in Pectin · säure erfolgt unter ausschliefslicher Anwendung
von trockenem heifsen Dampf, wobei jede Condensation von Wasser möglichst vermieden
werden mufs, da dieselbe eine Auslaugung der löslichen Zwischenproducte der Pectinsäure (der
Pectinkörper) zur Folge haben würde.
Durch dieses Verfahren allein gelingt es, bei richtiger Anwendung von Temperatur und
Zeitdauer der Einwirkung mit Sicherheit eine vollkommene Röste durch Umwandlung der
Pectose in Pectinsäure mittelst Wärme herbeizuführen und dem Flachs jene Festigkeit,
sowie das glänzende, seidenartige Aussehen zu geben, nach welchem der Spinner den
Werth des Flachses beurtheilt.
Denn der Flachs enthält jetzt sämmtliche Pectinsäure und läfst sich aufserdem in kurzer
Zeit mittelst heifser Luft trocknen, da er nach der Behandlung mit Wasserdampf nur ungefähr
das Anderthalbfache seines Gewichtes an Feuchtigkeit enthält. Die ganze Vorbereitung
des Flachses einschliefslich der Trocknung desselben nimmt demgemäfs nur wenige Stunden
in Anspruch.
Die Ausübung des Verfahrens ist an eine besondere Construction des Apparates nicht
gebunden.
Beiliegende Zeichnung veranschaulicht dahe*· auch nur als Beispiel einen geeigneten Apparat
im Querschnitt, Fig. i, und Grundrifs, Fig. 2.
Bei diesem Apparat sind elf cylindrische Kessel mit verticaler Achse im Kreise so angeordnet,
dafs sie von einem gemeinschaftlichen Kran mit Material leicht beschickt werden können.
Der Kessel A dient zur Behandlung des Flachses mit heifsem Wasser von ca. 1500C,
das durch Einleiten von Dampf in Wasser oder durch Erhitzen des letzteren mittelst
einer Dampfschlange erzeugt wird.
Hierbei ist sorgfältig darauf zu achten, dafs sämmtlicher im Kessel befindliche Flachs eingetaucht
wird und nicht einzelne Theile desselben aus dem Wasser hervorragen. Nachdem die Luft aus dem Behälter gelassen, erzeugt
man in demselben eine Luftleere von ca. 0,55 bis 0,60 Quecksilbersäule, wodurch ein
energisches Eindringen des Wassers in das Innere der Flachsstengel erzielt wird. Auf
diese Weise wird vermieden, dafs bei der folgenden Behandlung des Flachses mit Dampf
Theile desselben verbrannt werden und der Flachs einen karamelartigen Geruch und eine
gelbliche Farbe erhält, die eben von dem Verbrennen innerer Theile der Flachsstengel durch
Dampf herrührt, wenn eine Behandlung des Flachses bei gewöhnlichem Druck erfolgt war.
Es ist gleichgültig, ob das Wasser etwa eine geringere Temperatur hatte und dann im Röstkessel
auf 1500 gebracht wird oder ob es schon beim Einlassen die erforderliche Temperatur
von ι 500 C. besitzt. Wesentlich ist aber, dafs der vollkommen reife Flachs ca. 20 Minuten
lang der Einwirkung des Wassers von 1500
ausgesetzt bleibt, während unreifer Flachs längere Zeit bis zu 40 Minuten im Wasser von 1500
verbleiben mufs.
Durch diese Behandlung wird die Umwandlung der Pectose eingeleitet, ohne dafs indessen
irgend welche Auslaugung stattfindet. Der so behandelte Flachs wird dann mittelst des
Kranes, Fig. 1, in einen der beiden Dampfkessel B oder C gebracht, in welchem er
30 Minuten lang der Einwirkung von trockenem Dampf von ca. 1500C. ausgesetzt wird,
worauf man den Dampf ausströmen läfst. Sämmtliche Pectose ist nun in Pectinsäure umgewandelt
und diese Umwandlung vollzieht sich so glatt, dafs das Ansehen des Flachses unter der Einwirkung des Dampfes weder
leidet, noch die Uebergangsproducte der Pectose vom Dampf gelöst würden.
Der so gedämpfte Flachs wird nun sofort in einem der übrigen Kessel mittelst heifser
Luft getrocknet.
Das Röstwasser kann zwei- bis dreimal verwendet werden, wenn es zum Theil mit frischem
Wasser vermischt wird.
Zu jedem Dämpfkessel B bezw. C gehören
vier Trockenkessel DEFG bezw. HIJK,
welche von einer gemeinschaftlichen Leitung mit Luft gespeist werden.
Jeder Trockenkessel ist mit einem erweiterten Rohr LMNO bezw. PQRS verbunden, in
welchem eine Dampfschlange zur Erwärmung der Luft angeordnet ist. Die oberen Verbindungsstücke
dieser Rohre können durch Ventile D1 E1F1 G1 bezw. H' I1 J1K1 abgesperrt
werden und sind mit der gemeinsamen Luftleitung durch kurze Verbindungsrohre mit Absperrventilen
D2 E2 F2 G2 bezw. H2 P /2 K*
verbunden. Die unteren Enden jener Heizrohre sind mit den unteren Enden der Trockenkessel
so verbunden, dafs die Luft die Trockenkessel nach einander in einer solchen Richtung
durchströmt, dafs sie zuerst mit dem am weitesten getrockneten Flachs in Berührung
kommt und schliefslich aus dem gerade beschickten und noch offenen Behälter ausströmt.
Sind beispielsweise die Kessel DEF gefüllt
und geschlossen, F dagegen leer, so ist das Ventil F1 geschlossen, F2 dagegen offen, die
Ventile E1D1G1 sind ferner offen, F2D2G2
geschlossen, die gespannte Luft tritt dann durch Rohr N nach Kessel F, nachdem sie vorher
in N erwärmt war, trocknet den in F befindlichen, schon vorgetrockneten Flachs fertig,
strömt aus F nach M. erwärmt sich hier, gelangt dann nach D und L, erwärmt sich hier
nochmals, gelangt nach G, um schliefslich durch O nach F und hier ins Freie zu
strömen.
Die Luft wird somit stets, bevor sie in einen Trockenkessel gelangt, von neuem erhitzt. Ist
der Kessel F beschickt und der Flachs in F hinreichend getrocknet, so wird F geschlossen,
F hingegen geöffnet, worauf man F1 und F1 schliefst, F2 und F2 hingegen öffnet. Die
Luft durchströmt dann die Kessel DGF nach einander, um durch Kessel E ins Freie zu entweichen.
Es wird demgemäfs mittelst des beschriebenen Apparates in jeder Gruppe von Trockenkesseln
ein fortlaufender Wechsel erzielt, indem die Luft zuerst mit niedriger Temperatur den
trockensten Flachs, darauf nach nochmaliger Erwärmung weniger getrockneten und schliefslich
nach weiterer Erwärmung den feuchtesten Flachs trifft und sich so nach und nach mit
mehr Wasserdampf beladet.
Die einzelnen Kessel, welche sämmtlich luftdicht verschlossen werden können, sind mit
der aus der Zeichnung ersichtlichen Armatur versehen, so dafs man Temperatur und Spannung
des Wassers bezw. Dampfes in den Kesseln A bezw. B und C leicht erkennen und
somit den Gang der Operationen überwachen kann. Die Anzahl der Trockenkessel kann
selbstverständlich auch geändert werden.
Ferner könnte man auch in demselben Kessel, der zur Behandlung des Flachses mit
heifsem Wasser dient, die Dämpfung vornehmen, nachdem man das heifse Wasser aus dem Kessel abgelassen hat. Die geschilderte
Einrichtung ermöglicht jedoch eine vortheilhaftere und schnellere Arbeit. Der Flachs selbst
wird zweckmäfsig vertical in Körben oder cylindrischen Gefäfsen aus gelochtem Blech
aufgehängt, wie Fig. 1 zeigt.
Gegenüber der gewöhnlichen Rasen- oder Wasserröste bietet das geschilderte Verfahren
den Vorzug, dafs das Rösten weder von Jahreszeit noch von Witterungs- oder atmospärischen
Temperaturverhältnissen abhängt. Der Röstverlust ist 3 bis 4 pCt.. geringer, die Faser
bleibt erheblich stärker und fester und alle gesundheitsschädlichen Einflüsse, als verpestete
Luft und Abflufswasser, sind vermieden.
Claims (1)
- Patent-Ansprüche:ι . Verfahren zur Vorbereitung des Flachses für die Spinnerei, darin bestehend, dafs der Flachs zunächst mittelst heifsen Wassers in einem geschlossenen Behälter bei einer Temperatur von 1 500 C. unter Benutzung von Luftleere ca. 20 Minuten (bezw. längere Zeit bis ca. 40 -Minuten, wenn der Flachs unreif ist) behufs Einleitung der Umwandlung der Pectose in Pectin, jedoch ohne Auslaugung des letzteren, vorbehandelt und darauf ausschliefslich ca. 30 Minuten lang bei einer Temperatur von ca. 1500C. der Einwirkung von trockenem gespannten Dampf ausgesetzt wird, derart, dafs sämmtliche Pectose in lösliche Pectinsäure um-gewandelt wird, während schliefslich der mit Dampf behandelte Flachs getrocknet wird.Apparat zur Ausübung des unter ι. beanspruchten Verfahrens, gekennzeichnet durch einen oder mehrere Behälter (A B C, Fig. 2), in welchen die Behandlung des Flachses mit heifsem Wasser bezw. Dampf erfolgt, in Verbindungen mit einer Reihe von Trockenkesseln (DEFG bezw. HIJK) mit Heizschlangen (LMNO bezw. PQ.R S) für die den Kesseln aus einer gemeinschaftlichen Leitung zuzuführende Luft nebst Absperrventilen (ΌΛ E1 F1 G1H1I1J1 K1 bezw. D2 E2 F2 G2 H2 P J2 K*), welche es ermöglichen, die Luft nach einander in stetigem Wechsel die Trocken kessel durchströmen zu lassen, wobei dieselbe jedesmal vor dem Einströmen in den folgenden Trockenkessel wieder erwärmt wird.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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