DE284704C - - Google Patents
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Classifications
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 29 b. GRUPPE
Dr. OSWALD RICHTER und FRIEDRICH PICK
in WIEN.
enthaltenen Faser.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum Isolieren und Spinnbarmachen
der Nesselfaser, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß vorerst die die Faser begrenzende
Pektinlamelle zerstört, die freigelegte Faser im trockenen oder nassen Zustand einem
Hechelprozeße unterworfen, hierauf behufs Erlangung einer spinnbaren Faser bis zu einer
Stunde in einem Seifenbade gekocht und schließlich im nassen oder trockenen Zustande wiederholt
gebrochen und gehechelt wird.
Die Entfernung der Pektinlamelle kann hierbei auf verschiedene Arten, und zwar entweder
durch Behandlung der von der trockenen oder grünen Pflanze abgezogenen Rinde mit Ammoniaklösung
oder durch ein Rottungsverfahren, sowie schließlich auch durch einen mechanischen
Vorgang erfolgen.
Die Neuheit des Verfahrens liegt einerseits in der kombinierten, hintereinander erfolgenden Anwendung
der oben gekennzeichneten Vorgänge, sowie auch darin, daß die zur Entfernung der
Pektinlamelle zur Anwendung gelangenden Verfahren sich von den bis nun bekannten Behandlungen
mit Alkalien bzw. von den bekannten Rottüngsprozessen ganz wesentlich unterscheiden.
Dieses unterscheidende Merkmal liegt hinsichtlich der Alkalienbehandlung darin, daß die
Ammoniaklösung bei nur wenig erhöhter Normaltemperatur
zur Verwendung gelangt, so daß jede durch Hitze oder Druck bedingte Schädigung
der: Faser vermieden wird.
Das der Erfindung gemäß zum Entfernen der Pektinlamelle zur Anwendung gelangende Rottuiigsverfahren
unterscheidet sich von den bekannten gleichartigen Vorgängen dadurch, daß
denselben ein auf Entziehung des etwa 7- bis 8prozentigen Fruchtzuckergehakes gerichtetes
Auslaugeverfahren vorhergeht, so zwar, daß der Rottungsprozeß selbst erst nach der durch Auslaugung
erfolgten Entfernung des Zuckers stattfindet. Der Effekt der Zuckerentfernung wird
weiter unten erörtert; an dieser Stelle soll nur hervorgehoben werden, daß sowohl die Tatsache,
daß die Nesselarten einen so hohen Gehalt an Fruchtzucker aufweisen, als auch jene, daß der
Zucker im Interesse des glatten Verlaufes der Rottung vor Einleitung derselben entfernt
werden muß, bis nun nicht bekannt waren.
Im nachfolgenden sollen vorerst die der Erfindung gemäß zur Zerstörung der Pektinlamelle
zur Anwendung kommenden Verfahrensabärten beschrieben werden.
Die Zerstörung der Pektinsubstanz kann auf drei Arten, und zwar auf chemischem, biologischem
oder mechanischem Wege erfolgen.
Das die Basis all dieser Verfahren bildende Rohmaterial ist die von der Nesselpflanze abgezogene
Rinde, die nicht nur von der grünen Pflanze, sondern wie die Versuche der Erfinder
erwiesen, auch von der trockenen Pflanze abgezogen werden kann, wenn diese vorher durch
1Z2 bis 2 Stunden in gewöhnlichem Wasser aufgeweicht
wird.
Nach dem chemischen Verfahren wird die von
(2. Auflage, ausgegeben am ii. April igi6.)
der grünen oder getrockneten, und aufgeweichten Nesselpflanze abgezogene Rinde bei etwa 30 bis
40 ° C in einer Ammoniaklösung mazeriert und im trockenen- oder nassen Zustand einem Hechelprozeße
unterworfen.
Die Dauer der Mazeration hängt von der Kon-. zentration der Ammoniaklösung ab und steigt
von 8 bis 72 Stunden, je nachdem man konzentrierte Lösungen von 25 bis 27 Prozent oder
verdünnte Lösungen (5 bis 6 Prozent) verwendet. Aus ökonomischen Gründen erfolgt die Entfernung
des Zuckers aus der Rinde durch 2- bis 10-stündiges Einlegen in 10 bis 150C Leitungswasser,
obwohl auch ohne diesen Vorgang die
15' Mazeration glatt vor sich geht.
Auf biologischem Wege erfolgt das Entfernen, der Pektinsubstanz durch Bakterieneinwirkung
im Wege eines Rottungsprozeßes. Da die bei dem Rottungsprozeße neben den Pektingährern
aufkommenden, auch die Fasersubstanz zerstörenden Bakterien gerade durch den Zucker
in ihrer Entwicklung außerordentlich gefördert werden und dadurch die Entwicklung jener
Bakterien verhindern, welche die Pektinsubstanz angreifen, so ist es bei Ausführung dieses Verfahrens
unbedingt notwendig, die Rinde vor Beginn des Rottungsprozesses vom Zuckergehalt
zu befreien, was durchs- bis 5-stündiges
Auslaugen in Wasser bei einer Temperatur von 10 bis 15 ° C erfolgen kann. Zur Durchführung
des Rottüngsprozesses wird die nach dem Auslaugen aus dem Wasser entnommene Rindensubstanz
durch 24 bis 72 Stunden dem Rottungsprozeß unterworfen, durch welchen ein
vollkommenes Zerstören der Pektinsubstanz erzielt wird. Die gerottete Rinde wird im feuchten
oder trockenen Zustand einem Brech- oder Hechelprozeße unterworfen. Die. Dauer des
Rottüngsprozesses hängt in bekannter Weise von der Temperatur ab, bei welcher sich der
Prozeß vollzieht. , .
Es ist aber auch möglich, die Pektinlamelle einfach durch mechanische Einwirkungen, zu
zerstören, wobei insbesondere auch vorheriges Auslaugen der Rinde vom Zuckergehalt stattfinden
soll. Dieses mechanische Verfahren be-, steht darin, daß die nach der Zuckerauslaugung
erhaltene Rinde entweder in noch feuchtem Zustande, direkt gehechelt, oder nach erfolgter
Trocknung, vorerst einem Brechprozeß und erst nachher dem Hechelprozeß unterworfen wird.
AUe drei Verfahren ergeben eine pektinfreie,
aber rauhe und wenig biegsame Faser. Um die so gewonnene pektinfreie Faser in verspinnbare
Form überzuführen, wird das Produkt durch 1Y4 bis 4/4 Stunden in einem Seifenbade gekocht
und sofort nach dem Seifenbad in noch nassem Zustand oder nach vorheriger Trocknung bis
zur Erlangung einer vollkommen spinnfähigen Faser wiederholt gehechelt und gebrochen.
Claims (4)
1. Verfahren zUr Isolierung und Spinnbarmachung der in der Rinde der Nesselpflanze
enthaltenen Faser, dadurch gekennzeichnet/daß vorerst die die Faser begrenzende
Pektinlamelle dadurch zerstört wird, daß die von der Pflanze im trockenen und
aufgeweichten oder grünen Zustand abgezogene Rinde bei einer Temperatur von
30 bis 40° C in 5- bis 27-prozentiger Ammoniaklösung
mazeriert, die freigelegte Faser im trockenen oder nassen Zustand einem
Hechelprozeß unterworfen; hierauf behufs Erlangung einer spinnbaren Faser bis zu
einer Stunde in einem Seifenbade gekocht und schließlich im nassen oder trockenen
Zustande wiederholt gebrochen und gehechelt wird
2. Bei einem Verfahren nach Anspruch 1
ein besonderes Verfahren zur Zerstörung der Pektinlamelle, dadurch gekennzeichnet, daß
die im grünen oder trockenen und nachher aufgeweichten Zustande von der Pflanze abgezogene
Rinde behufs Entfernung der in ihr enthaltenen Zuckerarten durch 2 bis 5 Stunden
mit gewöhnlichem Wasser ausgelaugt und hierauf einem durch 10 bis 72 Stunden
währenden Rottungsprozeß überlassen wird.
3. Bei einem Verfahren nach Anspruch 1 ein besonderes Verfahren zur Zerstörung der
Pektinlamelle, dadurch gekennzeichnet, daß die im grünen oder im trockenen und aufgeweichten
Zustand abgezogene Rinde nach eventuellem, zur Entziehung der Zuckerarten erfolgtem , Auslaugen entweder im
feuchten Zustande direkt gehechelt oder nach dem Trocknen einem Brechprozeß unter- κ,ο
worfen und erst hierauf gehechelt wird.
4. Bei den Verfahren nach Anspruch 1 bis 3 die Gewinnung von Fruchtzucker als
Nebenprodukt durch entsprechende Verarbeitung der durch Auslaugung der Nessel-
' pflanze erhaltenen Lauge. · '
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE284704C true DE284704C (de) |
Family
ID=540153
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
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DE (1) | DE284704C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE112005001792B4 (de) * | 2004-07-24 | 2009-08-06 | Fh Kaiserslautern | Verfahren zum Aufschließen von Bastfasern |
-
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DE112005001792B4 (de) * | 2004-07-24 | 2009-08-06 | Fh Kaiserslautern | Verfahren zum Aufschließen von Bastfasern |
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