DE4023951A1 - Verfahren zur dynamischen aenderung des elektrochemischen verhaltens von metallischen werkstoffen - Google Patents
Verfahren zur dynamischen aenderung des elektrochemischen verhaltens von metallischen werkstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des elektroche
mischen Verhaltens von metallischen Werkstoffen (reine Metalle und zwei-
oder mehrkomponentige Legierungen).
Besondere technologische Bedeutung kommt dem reinen Aluminium
verschiedenen Aluminiumlegierungen als Metallverbindung bei der An
wendung des Verfahrens zu. Reines Aluminium findet als Anode in galvani
nischen Elementen zur Erzeugung elektrischer Energie Anwendung (EP-A
03 54 752). Aluminiumlegierungen finden in weiten Bereichen technische An
wendung. Die Oberflächenbearbeitung von AlSi-Legierungen erfolgt über
elektrochemische Abtragungsprozesse, um den bei rein chemischer Ätzung
auftretenden Lochfraß zu vermeiden (DE-PS 30 20 012).
Erfahrung und Ergebnisse in der Literatur zeigen, daß schon gerin
ge Beimengungen oder Verunreinigungen sowohl im Elektrolyt als auch im
Elektrodenmaterial ein Problem darstellen, da sie die elektrochemische Auf
lösung des Elektrodenmaterials wesentlich beeinflussen können. Dies kann
sowohl zu einer Zu- wie auch Abnahme der Auflösungsgeschwindigkeiten füh
ren (E. Franke, "Der Einfluß von Verunreinigungen auf das Korrosionsver
halten von Aluminium und seinen Legierungen", Werkstoffe und Korrosion,
1, 1953). Es ist insbesondere seit langem bekannt, daß Metallsalze von z. B.
Pt, Fe, Cu, Ni, Au, Zn, Hg und andere, die dem Elektrolyt zugesetzt werden,
sich wegen ihres "edleren" elektrochemischen Potentials metallisch auf Al-
Oberflächen abscheiden (M. A. Streicher, Trans. Electrochem. Soc. 93, (1984)
286). Dies wurde für die Sn-Abscheidung auf Al aus stannathaltigem alkali
schem Elektrolyt mit Hilfe der Röntgenreflexe in der Guinierkammer erneut
bestätigt (Remppel, "Einfluß der inhomogenen Potentialverteilung auf die un
gleichmäßige Auflösung von Al/Sn in alkalischen Lösungen", Reihe 5:
Grund- und Werkstoffe Nr. 140, VDI Verlag, Düsseldorf, 1988, S. 82). Be
kannt ist vor allem die Wirkungsweise von gewissen metallischen Phasen in
mehrphasigen Legierungen, die die Wasserstoffüberspannung herabsetzen
und damit die Auflösungsgeschwindigkeit erhöhen. Auch aufgebrachte Me
tallstäube haben ähnliche Auswirkungen. Diese Zusammenhänge bilden die
Grundlage der sogenannten Lokalelementtheorie (Franke s. o.).
Im speziellen Fall von galvanischen Elementen, bei denen die Anoden
aus Aluminium oder Aluminiumlegierungen bestehen, ist man deshalb
bis heute auf höchste Reinheit (99,999%) des Aluminiumausgangsmaterials
angewiesen. Um die Leistungsfähigkeit solcher galvanischer Elemente zu op
timieren, wird das Aluminium gezielt mit einem oder mehreren Bestandteilen
legiert, oder dem Elektrolyt werden Zusätze beigegeben (US 31 80 728,
US 33 68 952, US 31 89 486, DE-PS 15 33 343, DE-PS 14 58 452, US 48 08 498,
EP-A 03 54 752, DE-PS 18 06 134).
Die Patentschrift DE-PS 18 06 134 beschreibt die Zusätze von Plum
biten, Plumbaten und Stannaten zum alkalischen Elektrolyt um die Eigen
korrosion der Al-Elektrode zu verhindern. Aus der Patentschrift
US-PS 25 54 447 geht außerdem hervor, daß auch Zinkate als Elektrolytzu
sätze die Eigenschaft haben, die Eigenkorrosion herunterzusetzen. Jedoch
wird in der DE-PS 18 06 134 darauf hingewiesen, daß Zn auch die elektri
schen Eigenschaften eines galvanischen Primärelements verschlechtert.
Grundsätzlich kann im Fall der elektrochemischen Auflösung von
Aluminium in wäßrigen Elektrolyten die Auflösungsgeschwindigkeit be
schleunigt oder verlangsamt werden. Dies wird als Aktivierung oder Passivie
rung bezeichnet. Als Beispiel für einen Aktivator sei auf die Wirkungsweise
von Sn hingewiesen (Remppel s. o.). Als Beispiele für Passivatorsubstanzen
seien Pb und Zn genannt (DE-PS 18 06 134) und Chromate in höherer Kon
zentration (Awat et al. J. Electroanal. Chem., 127, (1981) 203-209). Die Art
des Einflusses, die von Schwermetallanionen im Elektrolyt ausgeht, kann
sich allein durch deren Konzentrationsänderung umkehren. Kommt es bei
sehr geringen Konzentrationen zur Aktivierung, bewirkt eine Erhöhung der
Schwermetallionenkonzentrationen eine zunehmende Passivierung (D. M. Brasher,
Nature, London, 193 (1962), 868). Dies haben auch Awat et al. (siehe
oben) am Beispiel von Chromat in NaOH-Lösungen nachgewiesen.
Die aktivierende Rolle des Sn hat zusätzlich den wünschenswerten
Sekundäreffekt, daß bei entsprechend feiner Verteilung des Aktivators auch
schwach aktive Orte auf der Elektrode stark aktiviert werden. Ein loch
fraßählicher inhomogener Angriff, wie er in DE-PS 30 20 012 beschrieben ist,
wird dadurch vermieden. Die Potentialunterschiede auf der Elektrode werden
dadurch stark verringert und auch die Eigenkorrosion der Anode, die bei ei
nem galvanischen Element einen Eigenverlust darstellt, wird vermindert. Eine
solche feine Verteilung kann z. B. durch Lösungsglühen bei erhöhter Tem
peratur und anschließendem Abschrecken erzielt werden. Die Folge ist ein an
Sn übersättigter Al-Mischkristall.
Elemente oder Verbindungen, die wie Sn die Oberfläche aktivieren,
werden im folgenden Aktivatoren genannt, die Elemente oder Verbindungen,
die wie Zn oder Pb die Oberfläche passivieren, werden dagegen Passivatoren
genannt.
In der Patentschrift EP-A 3 54 752 werden verschiedene galvanische
Primärelemente auf Aluminiumbasis angeführt. Dabei werden Aluminium-/
Luft-Elemente, die eine Luftkathode und eine aluminiumhaltige Anode
besitzen, beschrieben, deren grundlegende chemische Reaktion verläuft
nach:
4 Al + 6 H₂O + 3 O₂ → 4 Al(OH)₃
Die Patentschrift bezieht sich auf Aluminium-/Silber-Primärelemente
entsprechend der Reaktion:
Al + 3/2 AgO + 3/2 H₂O → Al(OH)₃ + 3/2 Ag
Das Patent EP-A 3 54 752 beschreibt galvanische Elemente, die im
Elektrolyt Zinn als Stannat in Konzentrationen von 0,001 bis 0,01 Mol haben
oder in der Anode mehr als 0,005% Zinn enthalten. Die Auswahl hinsicht
lich der Reinheit des verwendeten Aluminiums wird als ein Abwägen zwi
schen den Kosten und den erwünschten Eigenschaften bezeichnet. Erklärtes
Ziel der Weiterentwicklung ist der Einsatz von technisch reinem Aluminium
(99,85%) unter Zusatz von Mg. Weitere Zusätze in Form von Ca, In und Ga
werden ebenfalls genannt.
Die US-PS 35 63 803 befaßt sich mit galvanischen Elementen mit
Stannat als Elektrolytzusatz im Konzentrationsbereich von 0,05 bis 0,1 Mol.
Die Anodenzusammensetzung wird nicht behandelt.
Die US-PS 41 07 406 und US-PS 41 50 204 beschreiben Anodenzusät
ze von Gallium, Magnesium und Zinn.
Auch die US-PS 31 86 836 und US-PS 31 89 486 beziehen sich auf
Aluminium-/Zinn-Anoden, die bei Verwendung von Natriumchlorid im Elek
trolyt auch Magnesium enthalten können.
Ferner beschreibt GB-PS 20 20 478 Zusätze von Gallium, Indium
oder Tallium zum Alkalielektrolyt.
Schließlich empfiehlt die EP-A 2 09 402 die, bei der Zugabe von
Stannat zu einem Alkalielektrolyt im Zusammenhang mit einer aktiven Alu
miniumlegierung entstehenden Probleme, im wesentlichen durch eine Legie
rung mit Indium und mindestens einem Zusatz von Mangan oder Magnesium
zu lösen.
Die vorstehende Aufstellung zeigt, daß speziell im Fall galvanischer
Elemente ein großes technisches Interesse besteht. Den bisherigen Entwick
lungen ist jedoch gemeinsam, daß das Elektrolyt oder die Aluminiumlegie
rung eine feste Konzentration der aktivierenden oder passivierenden Zusätze
in genau definierten und fest vorgegebenen Konzentrationen enthält. Wegen
der Zielvorgabe auf der einen Seite die Energieausbeute zu maximieren, was
gleichbedeutend mit einem möglichst geringen Innenwiderstand der Batterie
ist und gleichzeitig die Eigenkorrosion zu minimieren, was durch Ausbildung
von Deckschichten erreicht wird, stellen solche starren oder statischen Sy
steme immer einen Kompromiß dar. Der Einsatzbereich solcher Systeme ist
deshalb weitgehend beschränkt auf die Betriebsbedingungen, die Zielvorgabe
bei der Entwicklung, z. B. Hochstrombatterien, Batterien mit stark variieren
der Stromabgabe oder stabile Spannungsquelle, waren. Ein entscheidender
Fortschritt im Anwendungsbereich von Al-Batterien wäre es, wenn man die
Betriebsbedingungen während der Stromentnahme, die einem Zustand mini
malen Innenwiderstands entspricht und die während der Batterieruhe, die ei
nem Zustand hohen Innenwiderstands z. B. infolge von Deckschichten ent
spricht, zeitlich und reversibel voneinander trennen können.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaf
fen, welches elektrochemische Prozesse an metallhaltigen Elektroden steuert,
um Abtrag, Eigenkorrosion und Stromerzeugung je nach Verwendungszweck
einstellen zu können. Ein derartiges Verfahren soll Stellparameter bereitstel
len, die eine Regelung der elektrochemischen Abtragung von Metallen oder
Metallegierungen zulassen oder eine dynamische Steuerung des Verhaltens
der elektrochemischen Vorgänge an Elektroden von galvanischen Elementen
ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der zu
behandelnde Werkstoff sich als Elektrodenmaterial in einem Elektrolyt befin
det und das elektrochemische Verhalten dadurch gesteuert wird, daß die
chemische Zusammensetzung des Elektrolyts in der Umgebung des metalli
schen Werkstoffs betriebsabhängig beeinflußt wird. Dabei kann der metalli
sche Werkstoff sowohl ein reines Metall, wie auch eine zwei- oder mehrkom
ponentige Legierung sein. Eine spezielle Anwendung zielt auf die Verwendung
von Aluminium oder eine Aluminiumlegierung, damit die großen bekannten
und geschilderten Probleme minimisiert werden können.
Eine weitere Ausführungsform des Verfahrens besteht darin, eine
Modifikation der Anodenoberfläche durch chemische oder elektrochemische
Prozesse bei gleichbleibenden oder veränderten Potentialgradienten nach Ver
änderung der Elektrolytzusammensetzung herbeizuführen, so daß sich eine
Deckschicht (Remppel s. o.) ausbildet.
Das Verfahren ist unabhängig davon anwendbar, ob die aluminium
haltige Elektrode Magnesium, Ca, Sn, In oder Ga enthält oder nicht. In galva
nischen Elementen wird man unter anderem Magnesiumlegierungen zulegie
ren, da bekannt ist, daß Magnesium zusätzlich die Lebensdauer von Aluminium
batterien erhöht.
In einer Ausführungsform erfolgt die Steuerung dadurch, daß die
Konzentration der Aktivatorsubstanz geändert wird. Die Aktivatorkonzentra
tion wird erhöht, wenn die elektrochemischen Vorgänge eingeschaltet oder
beschleunigt werden sollen und erniedrigt, wenn die elektrochemischen Pro
zesse verlangsamt oder abgebrochen werden sollen.
Der Steuermechanismus wird bei einer anderen Ausführungsform
so verwirklicht, daß im Elektrolyt die Passivatorkonzentration geändert wird.
Die Passivatorkonzentration wird erniedrigt, wenn die elektrochemischen
Vorgänge beschleunigt oder eingeschaltet werden sollen und erhöht, wenn
die elektrochemischen Prozesse verlangsamt werden sollen.
Ein besonderer Vorteil dieser Wirkungsweise der Passivatoranwen
dung besteht in der Möglichkeit, statt des hochreinen (99,999%) und sehr
teuren Aluminiums das wesentlich billigere reine Aluminium (99,99%) oder
gar das technisch reine Aluminium (99,8%) zu verwenden. Die Verunreini
gungen im Aluminium verursachen in der Regel erhöhte Auflösungsge
schwindigkeit des Aluminiumgrundmetalls, vergleichbar den oben beschrie
benen Aktivatoren (Franke s. o.). Sie sind deshalb schädlich, da sie im Ruhe
zustand einer Al-Batterie oder im Zustand geringer Stromentnahme die Ei
genkorrosion stark erhöhen. Mit einer massiven vorübergehenden Ablage
rung von Passivatoren entsprechend der Erfindung, läßt sich diese Eigenkor
rosion stark eindämmen. Dies ermöglicht den Einsatz von weniger reinem
und damit billigerem Aluminium als Elektrodenmaterial. Es ist weiter denk
bar, daß schließlich sogar Al-Schrott in gewissen Grenzen als Anodenmaterial
verwendet werden kann, wobei eine oder mehrere Passivatorsubstanzen
auf die jeweilige Erfordernisse abgestimmt werden können.
Durch kombinierte Ausführungsformen, wobei sowohl die (ein oder
mehrere) Aktivator- als auch die (ein oder mehrere) Passivatorkonzentratio
nen verändert werden, werden auch komplizierte Steuerungen und Regelun
gen möglich.
Bei einer möglichen Ausführungsform werden die Reagenzien dem
Elektrolyt zugesetzt. Eine einfache Möglichkeit ergibt sich besonders dann,
wenn die Reagenzien sich schon in flüssiger Form, z. B. wäßriger Lösung be
finden. Dann werden sie einfach durch Öffnen von Ventilen in den Elektrolyten
eingeleitet. Eine Ausführungsform bei Verwendung dieses Prinzips be
steht darin, den gesamten Elektrolytinhalt gegen einen anderen Elektrolyt
mit unterschiedlicher Aktivator-/Passivatorkonzentration durch Umpumpen
auszutauschen.
Eine andere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, zusätz
liche Hilfselektroden im Elektrolyt oder in Zusatzbehältern, über welche das
Elektrolyt umgepumpt werden kann, unterzubringen und eine Abscheidung
von Aktivatoren oder Passivatoren in das Elektrolyt, bzw. eine Abscheidung
aus dem Elektrolyt galvanisch, d. h. unter Zuhilfenahme von Spannungen, zu
bewirken.
Mit einem solchen Verfahren ist die Steuerung eines elektrochemi
schen Ätzvorganges möglich. Das Erreichen bestimmter Bedingungen, z. B.
die Änderung des Spannungsabfalls an der Länge der Elektrode oder die Än
derung des Gesamtstroms, kann als Signal die Konzentration von Aktivato
ren und Passivatoren steuern. Von besonderem Interesse ist hierbei die Mög
lichkeit zu einer Vergrößerung der Oberfläche durch Einätzen einer Struktur
oder einer Erhöhung der Oberflächenrauhigkeit. Das wird durch lokal unter
schiedliche Deposition eines Aktivators oder Passivators erreicht. Wie in
Remppel (s. o.) beschrieben, können durch die Konzentration von Sn-Ionen im
Elektrolyt und deren Abscheidungsgeschwindigkeit auf der Elektrode die Auf
lösungscharakteristik von Al und damit die Oberflächenmorphologie der
Elektrode entscheidend beeinfluß werden. Dies kann z. B. vorteilhaft bei der
Herstellung von Elektrolytkondensatoren ausgenützt werden, indem man
über Passivatoren, Aktivatoren und andere Verfahrensparameter die Aufrau
hung der Oberflächenstruktur maximiert.
Das Verfahren bietet auch eine Hilfe bei der Elektropolierung. Die
Potentiale, die bei lokalen Inhomogenitäten in der Aluminiumoberfläche ent
stehen (Remppel, s. o.) werden in diesem Fall dazu benutzt, vermehrt Reagen
zien abzuscheiden. Bei dieser Anwendung müssen die Aktivator-/Passivator
konzentrationen abhängig von den Legierungszusätzen gewählt werden.
Das Verfahren erlaubt eine Verbesserung von galvanischen Ele
menten. Während zum Betrieb von Aluminium-/Luft-Batterien Aktivatoren
auf der Elektrodenoberfläche abgeschieden werden, werden beim Ausschal
ten, zur Verhinderung der Eigenkorrosion Passivatoren abgeschieden. Neben
diesen einfachen Ein- und Ausschaltvorgängen sind mit diesem Verfahren
auch Regelungen des galvanischen Elements zu verwirklichen, indem z. B.
der entnommene Strom als Regelgröße benutzt wird um die Menge der Akti
vatoren oder Passivatoren im Elektrolyt einzustellen. Auf diese Weise wird
mit der Erfindung auch ein galvanisches Element ermöglicht, bei dem der
Anteil der Eigenkorrosion der aluminiumhaltigen Elektrode im ganzen Be
triebsbereich von Null-Strom bis zur maximalen Stromentnahme minimali
siert wird.
Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens besteht darin, das Elektrolyt
zu bewegen. Dies wirkt der Ausbildung von Konzentrationsgradienten
entgegen, die durch Anreicherung von Reaktionsprodukten und Verarmung
von reaktionsfähigen Ionengruppen vor der Elektrode entstehen können.
In einer weiteren Verfahrensvariante kann die Verteilung der Rea
genzien, die sich auf der Elektrode abscheiden, mit einer größeren Gleich
mäßigkeit erzielt werden. Befindet sich die Elektrode auf einem Potential bei
dem es zur Abscheidung der benötigten Ionensorte kommt, kann diese bei la
minarer Strömung bevorzugt im Bereich der Anströmung erfolgen. Dies gilt
insbesondere, wenn die Anströmung, bedingt durch die Konstruktion der Zelle
in Richtung der größten Abmessung der Elektrode erfolgt. Dies kann ver
mieden werden, indem man die Elektrode zunächst auf einem Potential be
läßt, bei dem keine Abscheidung stattfindet. Erst wenn keine Konzentrati
onsunterschiede mehr im Elektrolyt vor der Elektrode bestehen, wird die
Strömung unterbrochen und die Elektrode wird auf das Abscheidungs
potential der benötigten Ionensorte polarisiert. Dies bewirkt, daß die Elektrode
jetzt weitgehend gleichmäßig von der Abscheidung überzogen wird.
Die Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich auch aus
der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels in Verbindung
mit den Ansprüchen und der Zeichnung. Es zeigt
Fig. 1: Eine Batterie, die mit Hilfe von zwei Hilfselektroden zur
Steuerung der Aktivator- und Passivatorkonzentration versehen
ist.
Fig. 2: Eine Schaltung für einen Betriebsartenschalter zur Potential
versorgung der aluminiumhaltigen Anode und der
Hilfselektroden.
Fig. 1 zeigt schematisch ein galvanisches Primärelement 10, das
eine Aluminiumanode 11 einer Sauerstoffkathode 12 und ein Elektrolyt 13
enthält. Im Betriebszustand enthält der Elektrolyt 13, welches z. B. NaOH,
KOH, NaCl, oder KCl sein kann, einen Aktivator, z. B. Zinn. Im Zustand der
Betriebsruhe enthält der Elektrolyt 13 einen Passivator, z. B. Zink oder Blei.
Im aktiven Zustand wird der Elektrolyt mittels der Pumpe 14 zur Erhöhung
der Leistungsfähigkeit umgepumpt. Der Elektrolytkreislauf besteht dann aus
dem Primärelement 10, der Bypassleitung 16 mit Ventil 20 und der Rücklei
tung 15. Die Batteriespannung wird über den Betriebsartenschalter 50 an
dem Anschluß 53 herausgeführt und kann einen Verbraucher 17 speisen.
Mit dem Primärelement 10 stehen im vorliegenden Beispiel außer
dem jeweils über eine Leitung 18 bzw. 19 eine Aktivatorkammer 40 und eine
Passivatorkammer 41 in Verbindung. Die Aktivatorkammer 40 ist ferner über
eine Leitung 25 mit einem Ventil 23 an die Rückleitung 30 angeschlossen,
die über die Pumpe 14 und die Rückleitung 15 wieder zum Primärelement 10
zurückführt. In gleicher Weise steht die Passivatorkammer 41 über eine Lei
tung 26, ein Ventil 24, die Rückleitung 30, die Pumpe 14 und der Rücklei
tung 15 mit der Primärzelle 10 in Verbindung. In der Aktivatorkammer 40
befindet sich eine Hilfselektrode 42 und in der Passivatorkammer 41 eine
Hilfselektrode 43. Sowohl die Aluminiumanode 11 als auch Aktivatorelektro
de 42 und Passivatorelektrode 43 sind an dem Betriebsartenschalter 50 an
geschlossen, wobei die Schaltung, abhängig vom Betriebszustand, Spannung
aus einem Hilfsspannungserzeuger, der an den Anschlüssen 51 und 52 an
geschlossen wird, an die Elektroden 11, 42 und 43 anlegt, die über die Kon
takte 54, 55 und 56 versorgt werden.
Die beiden Hilfselektroden 42 und 43 lassen sich unabhängig von
einander gegenüber der Aluminiumelektrode 11 polarisieren. Dies geschieht
abhängig vom Betriebszustand mit Hilfe der Spannung aus dem Hilfsspan
nungserzeuger, der an den Anschlüssen 51 und 52 angeschlossen ist. Die
Potentialregelung geschieht nach dem Prinzip der in der Elektrochemie ge
bräuchlichen Potentiostatenschaltung. Die Regelung kann mit Referenzelek
troden (Dreielektrodenanordnung) oder ohne diese (Zweielektrodenanord
nung) erfolgen. Bei unveränderter Geometrie der Zelle und einer Elektrolyt
umgebung, die innerhalb gewisser Grenzen konstant ist, reicht zu Beginn eine
Dreielektrodeneichmessung. Zur weiteren Regelung können dann die je
weils ermittelten Zellspannungen dienen.
Eine einfache Ausführung des Betriebsartenschalters 50 ohne die
genannte Regelung ist in Fig. 2 gezeigt. Er besteht aus drei Ebenen A, B
und C. Der Schalter ist mechanisch so verriegelt, daß er sich nur von links
nach rechts drehen läßt, um eine vernünftige Abfolge der verschiedenen Be
triebszustände sicherzustellen.
Die einstellbaren Betriebszustände haben folgende Bedeutung:
1 Aus
2 Passivator von der Al-Anode 11 in Lösung bringen und auf der Pas sivatorhilfselektrode 43 abscheiden
3 Aktivator von der Aktivatorhilfselektrode 42 in Lösung bringen und auf der Al-Anode 11 abscheiden
4 Betrieb
5 Aktivator von der Al-Anode 11 in Lösung bringen und auf der Akti vatorhilfselektrode 42 abscheiden
6 Passivator von der Passivatorhilfselektrode 43 in Lösung bringen und auf der Al-Anode 11 abscheiden
1 Aus
2 Passivator von der Al-Anode 11 in Lösung bringen und auf der Pas sivatorhilfselektrode 43 abscheiden
3 Aktivator von der Aktivatorhilfselektrode 42 in Lösung bringen und auf der Al-Anode 11 abscheiden
4 Betrieb
5 Aktivator von der Al-Anode 11 in Lösung bringen und auf der Akti vatorhilfselektrode 42 abscheiden
6 Passivator von der Passivatorhilfselektrode 43 in Lösung bringen und auf der Al-Anode 11 abscheiden
In der Schaltebene A wird nur der Anodenanschluß über den Kon
takt 53 auf den Verbraucher 17 geschaltet, wenn der Betriebszustand 4 ein
geschaltet ist. Mit Hilfe der Schaltebenen B und C wird die Hilfsspannung an
den Kontakten 51 und 52 so zwischen Aktivatorelektrode 42 bzw. Passivator
elektrode 43 und Anode 11 angelegt, daß die bei Schaltstellung 2 und 3 bzw.
5 und 6 beschriebenen Reaktionen ablaufen.
Der Spannungspol entgegengesetzten Vorzeichens wird bei Be
triebsart 3 und 5 auf die Aktivatorhilfselektrode gelegt. Bei Betriebsart 2 und
6 wird die Passivatorhilfselektrode als Gegenelektrode benutzt.
Im folgenden ist die Aufeinanderfolge der verschiedenen Reaktionen
ausgehend vom Zustand der Betriebsruhe beschrieben.
Die Anode 11 ist mit der Passivatorsubstanz, wie im Beispiel Pb,
bedeckt, wodurch die Eigenkorrosion praktisch unterbunden ist. Alle Ventile
sind geschlossen und der Elektrolyt ruht. Zur Aktivierung der Batterie wer
den Ventile 22 und 24 geöffnet, die Pumpe 14 eingeschaltet und die Al-Elektrode
11 positiv gegen die Passivatorhilfselektrode 43 gepolt. Dadurch geht
Pb von der Elektrode 11 in Lösung und scheidet sich bei Durchgang durch
die Passivatorkammer auf der Elektrode 43 ab. Ist diese Reaktion vollständig
abgelaufen, was am Stromfluß erkennbar ist, werden die Ventile 22 und 24
geschlossen und die Ventile 21 und 23 geöffnet. Gleichzeitig wird die Aktiva
torhilfselektrode 42 positiv gegen die Elektrode 11 gepolt. Der Aktivator, in
diesem Beispiel Sn, geht nun von der Hilfselektrode 42 in Lösung und schei
det sich auf der Elektrode 11 ab. Dies bewirkt eine wesentliche Verringerung
des Innenwiderstands der Batterie, da das Sn die auch ohne Zusätze beste
hende Deckschicht auf dem Al entsprechend beeinflußt (Remppel s. o.). Im
Ergebnis sinkt der Innenwiderstand ganz wesentlich ab und die Energieaus
beute steigt entsprechend an. Ist der gewünschte Grad an Abscheidung von
Sn auf der Al-Elektrode 11 erreicht, wird das Ventil 20 geöffnet und die Ven
tile 21 und 23 geschlossen. Die Batterie befindet sich jetzt im Betriebszu
stand und gibt Energie ab. Das Abschalten der Batterie erfolgt in der umge
kehrten Reihenfolge. Unter sinngemäßem Öffnen und Schließen der entspre
chenden Ventile und der ebenso sinngemäß wechselseitigen Polarisierung der
Elektroden 11, 42 und 43 wird erst der Aktivator Sn von der Elektrode 11 in
Lösung gebracht, auf der Elektrode 42 abgeschieden, der Passivator von der
Elektrode 43 in Lösung gebracht, auf der Elektrode 11 abgeschieden, die
Pumpe abgeschaltet und alle Ventile geschlossen.
Es ist offensichtlich, daß auch andere Ausführungen einer solchen
Batterie möglich sind. Bei einer besonderen Ausführungsart wird z. B. auf die
Ventile verzichtet und die Aktivatorelektrode 42 und Passivatorelektrode 43
in dem gleichen Behälter wie Anode und Kathode des Primärelements unter
gebracht. Bei einer solchen Ausführungsform müssen weitere Spannungen
entweder aus der Batteriespannung erzeugt oder mit zusätzlichen Span
nungserzeugern aufrechterhalten werden. Es ergeben sich aber Vorteile für
den Betrieb der Batterie, wenn die Spannungen an den Hilfselektroden 42
und 43 im Betrieb in Abhängigkeit der erforderlichen Leistung, d. h. des ent
nommenen Stroms oder der entstehenden Wärme gesteuert werden. Über
die Passivator- und Aktivatorkonzentration im Elektrolyt wird der Aktivitäts
zustand der aluminiumhaltigen Elektrodenoberfläche nach Bedarf geregelt.
Dadurch läßt sich die Leistungsabgabe eines galvanischen Primärelements
optimal steuern.
Claims (18)
1. Verfahren zur Steuerung des elektrochemischen Verfahrens von
metallischen Werkstoffen, dadurch gekennzeichnet,
daß der Werkstoff sich als Elektrode (11) in einem Elektrolyt (13) befindet,
und daß die chemische Zusammensetzung des Elektrolyts (13) in einem
Grenzbereich an und in der Oberfläche der Elektrode (11) betriebsabhängig
beeinflußt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die metallischen Werkstoffe reine Metalle oder zwei- oder mehrkompo
nentige Legierungen sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei den metallischen Werkstoffen um reines Aluminium oder um
Aluminiumlegierungen handelt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß auch die Zusammensetzung der Elektrodenoberfläche durch chemische
oder elektrochemische Prozesse geändert wird, die nach oder während der
Modifikation der Elektrolytzusammensetzung einsetzen.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Aluminiumelektrode mindestens einen Zusatz von Magnesium
Mangan, Calcium, Gallium, Indium oder Zinn enthält.
6. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche einer Elektrode (11) bei Hinzufügen von Aktivatoren ge
genüber elektrochemischen Reaktionen aktiviert wird oder bei Verminderung
der Aktivatorkonzentration gegenüber elektrochemischen Reaktionen passi
viert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein Aktivator Sn oder In ist, oder eine Sn- oder In-haltige
Verbindung enthält.
8. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche einer Elektrode (11) bei Hinzufügen von Passivatoren ge
genüber elektrochemischen Reaktionen passiviert wird oder bei Verminde
rung der Passivatorkonzentration aktiviert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Passivator Zn oder Pb enthält oder eine Zn- oder Pb-haltige Verbin
dung ist.
10. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentration von Aktivatoren oder Passivatoren im Elektrolyt durch
Abscheiden oder Aufnahme unter Anlegen von Potentialen an mindestens einer
Hilfselektrode (42, 43) gesteuert wird.
11. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Elektrolytaustausch, eine Mischung von Elektrolyten oder eine Lö
sung von Chemikalien im Elektrolyt vorgenommen wird.
12. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein elektrochemisches Abtragen eines metallischen Werkstoffs durch Zu
gabe von Aktivatoren oder Passivatoren gesteuert, geregelt, in Gang gesetzt
oder angehalten wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß das elektrochemische Abtragen zum Aufrauhen einer Oberfläche benutzt
wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß das elektrochemische Abtragen zum Polieren einer Oberfläche benutzt
wird.
15. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein galvanisches Element durch Aktivierung oder Passivierung minde
stens einer Elektrode (11) gesteuert, geregelt, ein- oder ausgeschaltet wird.
16. Verfahren nach mindestens einem Anspruch 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Elektrolyt (13) bewegt oder umgewälzt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine der Elektroden (11, 12, 42, 43) zumindest innerhalb eines
begrenzten Zeitraums von der Elektrolytbewegung laminar in Richtung der
größten Abmessung der Elektrode angeströmt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einschaltung von Potentialen an mindestens einer der Elektroden
(11, 12, 42, 43) verzögert zur Änderung der Betriebsart erfolgt, nachdem Kon
zentrationsgradenten durch die Elektrolytbewegung ausgeglichen sind.
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