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Verfahren zur Herstellung plastischer, fester oder formbarer blassen.
Den Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur Darstellung-plastischer, fester
oder formbarer Massen aus Blut, die sich beispielsweise als Ersatz für Hartgummimassen,
Horn und ähnliche Stoffe eignen.
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Die bisherigen Verfahren, aus zum Gerinnen gebrachten Blut feste,
preßbare oder formbare Massen zu erhalten, zeigten die Schwierigkeit, .daß das geronnene
Material dazu neigte, seine Gestalt zu verändern, also zusammenschrumpfte, zerbröckelte
oder sich in anderer Weise veränderte.
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Auf Grund .der Ergebnisse zahlreicher Versuche wurde nun gefunden,
daß die Erzielung eines guten Enderzeugnisses wesentlich von der Menge Wasser abhängt,
die im Blut verbleibt, wenn das Gerinnen vor sich geht, und es wird daher gemäß
vorliegender Erfindung ein großer Teil oder zuweilen nahezu das ranze im Blut enthaltene
Wasser beseitigt, ehe las Gerinnen beginnt. Man erhält auf diese Weise ein Erzeugnis,
das weniger oder -- wenn das Wasser beinahe ganz entfernt ist - gar nicht dazu neigt,
sich unter Zusatnmenschrumpf(#n zu zersetzen.
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Es wurde ferner gefunden, daß es empfehlenswert ist, Luft in innige
Berührung mit den ganzen Blutkörpern zu bringen, jedoch dürfen bei dieser Behandlung
keine Luftblasen mit dem Blut vermischt oder in ihm zurückgehalten werden. Diese
Behandlung mit Luft soll ausgeführt werden, bevor das Gerinnen eintritt.
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Es wird gemäß der Erfindung so verfahren, daß man das Blut in einem
Gefäß bei einer sorgfältig geregelten Temperatur in .der Weise umrührt, daß nach
und nach die Flüssigkeitsoberfläche der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird. Zweckmäßig
läßt man das Blut in heißem Zustande langsam über eine Fläche strömen, und zwar
so, daß eine ständig wech-' selnde Schicht der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird.
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Bei den mit »A« und »B« bezeichneten Ausführungsformen des Verfahrens
verwendet man Blut, .das von Faserstoff befreit ist, oder Blut, welches durch Zusatz
von Zitronensäureverbindungen oder ähnliche Mittel flüssig erhalten ist. Bei der
mit »C« bezeichneten Ausführungsform des Verfahrens ist die Flüssigerhaltung durch
Befreiung von Faserstoff oder andere Mittel nicht von Belang.
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A. Das zu behandelnde Blut wird durch ein mechanisches Rührwerk in
einem offenen Gefäß ungefähr 17 bis 30 Stunden hindurch bei einer Temperatur
von 46 bis q.9° C gerührt. Man kann es aber auch in dünner Schicht über einen flachen
auf die oben angegebene Temperatur erhitzten Behälter fließen lassen.
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Die Temperatur, bei der die Entwässerung entsprechend dem vorliegenden
Verfahren vor sich geht, soll etwa 4.9° C nicht übersteigen,
anderenfalls
tritt ein zu starkes Dickwerden ein, ehe die Entwässerung und die Oberflächenbehandlung
zum gewünschten Ziel geführt hat. Eine niedrige Temperatur ist gleichfalls nicht
empfehlenswert, da die Zeitdauer der Entwässerung dadurch unnötig verlängert und
das Blut infolgedessen der Fäulnis ausgesetzt wird.
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Bei dieser Art der Ausführung der Erfindung soll .die Entwässerung
so durchgeführt werden, daß die Gerinnung zu einer steifen Gallerte innerhalb von
1(2 Stunde bis 2 bis 3 Stunden erfolgt, wenn man ungefähr 2 bis 4 Prozent von einer
4oprozentigen Formaldehydlösung hinzusetzt. Das entwässerte Blut wird dann in bekannter
Weise zu einem völligen Gerinnen bzw. Festwerden durch Hitze oder chemische Mittel,
wie z. B. Formaldehyd, Metallsalze, starke Säuren und Alkalien oder andere Reagenzien,
welche Eiwels koagulieren, gebracht. Vorzugsweise eignen sich für diesen Zweck 40prozentiges
Formaldehyd und Ätznatron. Von diesen beiden ist die letztere wirksamer, so daß
bereits ein geringer Teil wirkt, wie dies bei Formaldehyd der Fall ist. Es wurde
auch gefunden, daß Ätznatron, obgleich es in gewissem Grade die Struktur der Blutkörperchen
zu beeinflussen bzw. zu zerstören scheint, den Vorzug besitzt, daß bei seiner Anwendung
die Entwässerung nicht so weit getrieben zu werden braucht.
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Hierbei wird eine plastische '.hasse erbalten, die in Form gebracht
werden kann und allmählich zu einer harten Masse koaguliert. Die Koagulation kann
dadurch beschleunigt werden, daß man die Form bei einer Temperatur von etwa 68 bis
7i° C hält.
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Das so gewonnene Mhterial kann in noch plastischem Zustande als Beimischung
denn harten Material zugesetzt werden, welches durch die weiter unten beschriebenen
Verfahren B und C erhalten wird. Wenn ein mehr plastisches oder flüssiges oder halbflüssiges
Erzeugnis gewünscht wird, so kann die Entwässerung zu einem früheren "Leitpunkt
abgebrochen werden.
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B. Nach der zweiten Ausführungsform des Verfahrens gemäß der Erfindung
wird das Blut in derselben Weise und auch bis zu demselben Grade wie bei A entwässert.
Man setzt die Entwässerung bei derselben Temperatur fort, sei es im Vakuum oder
auch, indem man es ein wenig der Luft aussetzt, bis sich ein fester Rückstand gebildet
hat. Dieser Rückstand kann dann gepulvert und durch Hitze oder Pressung zusammengeformt
werden.
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C. Eine dritte Ausführungsform des vorliegenden Verfahrens besteht
darin, daß man das Blut zweckmäßig nach Zusatz eines Konservierungsmittels, und
bevor oder nachdem ntan es durch teilweise Entwässerung nach dein unter A beschriebenen
Verfahren ausgesetzt hat, in einem dünnen Strahl in Wasser oder eine andere auf
eine Temperatur von etwa ; i bis zoo° C erhitzte Flüssigkeit einfließen läßt, die
zweckmäßig ungefähr i Prozeit einer -loprozentigen Formaldehydlösung oder 1/, Prozent
Ätznatron enthält. Hier-<lurch wird sogleich eine teilweise Trennung der festen
Teile des Blutes von den flüssigen erreicht. Wird Ätznatron hinzugefügt, so zeigt
es sich, daß die Trennung erleichtert wird, wetm man nachher das Alkali neutralisiert.
Die festen Teile werden dann durch einen Zentriftigaltrockner oder durch Filtration
oder Pressen oder durch sonstige geeignete Mittel abgeschieden. Wird min Blut nach
diesem Verfahren behandelt, so findet eitle Durchlüftung in gewissem Grade in allen
Stadien der Behandlung statt, und sie wird dadurch, daß das geformte Erzeugnis der
Luft ausgesetzt wird, noch vervollkommnet.
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Bei Ausführung der vorliegenden Erfindung nach irgendeinem der oben
beschriebenen Verfahren zeigte es sich, daß ein Zusatz von Kalkhydrat vor oder während
des Stadiums, bei welchem die Entwässerung stattfindet, die Festigkeit des Enderzeugnisses
erhöht. Oxydierende Verbindungen, wie Natrium- oder Kaliumbichromat, Kaliumpermanganat
oder Mangansuperoxyd, können ,-'er Mischung in diesem Stadium zugesetzt «erden.
Man muß sich davor hüten, weint nian solche Stoffe wie Kalkhydrat verwendet, daß
hierdurch nicht die Ablagerung von ungelösten Salzen im Blute eintritt, weil sich
hierdurch gegebenenfalls schwache Stellen bilden könnten. Sorgsames Rühren oder
Einbringen der genannten Stoffe in einen durchlässigen Behälter, durch dessen Wände
sie in gelöster Form auftreten, sind geeignete -Mit-;el, es zu verhindern.
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In manchen Fällen, in denen eine große Menge Luft oder Gas in die
Flüssigkeit gemischt wird, können Luftblasen z. B. durch Filtrieren beseitigt oder
verringert werden. Das Filtrieren geschieht durch ein feinniaschiges Netz oder indem
man das eingedickte Blut in einen Behälter bringt, atis dem die Luft herausgepumpt
werden kann.
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Obgleich die Verwendung des Blutes als ein Ganzes, d. 1i. sowohl des
Serums als auch ,ler Blutkörperchen, im allgemeinen vorzuziehen ist, so müssen doch
in gewissen Fällen, in denen man ein hellgefärbtes Produkt zu erhalten wünscht,
die- Blutkörperchen durch Absitzenlassen oder auf andere Weise abgetrennt werden,
so daß man das Serum allein verwenden kann.
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In solchen Fällen ist es empfehlenswert, eine kleine Menge Fibrin
hinzuzusetzen, die in Kaliutitnitratlösung oder einem anderen
Lösungsmittel
aufgelöst ist, und zwar in einer Menge, die ungefähr der Hälfte dessen entspricht,
das ursprünglich im Blute enthalten war.
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Nachstehend wird eine Anzahl technischer Anwendungen für die vorliegende
Erfindung gegeben.
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Ersatz für Hartgummimassen. Verschiedene Mengen flüssiger und fester
Stoffe, denen absorbierende oder Füllmaterialien zugesetzt werden können, werden
zu einer steifen Masse miteinander vermischt und dann durch Zusatz eines Koagulationsmittels
oder durch Erhitzen koaguliert und g etroclrnet mit oder ohne darauffolgernde Behandlung
mit Hitze und Druck: oder eines dieser Prodti#-te kann allein benutzt werden, worauf
ein koagtllieren.des Mittel, wenn erforderlich, zugesetzt werden kann. Irgendwelche
Risse oder ähnliche Defekte können durch darauffolgende Behandlung mit Hitze und
Druck beseitigt werden. -Oder das teilweise von Wasser befreite Blut kann durch
Zusatz von Formalin oder ein anderes koagulierendes Mittel, wie vorstehend beschrieben,
verdickt werden, und die Masse läuft in Formen oder Platten oder in irgendeine andere
gewünschte Form, wobei riss Produkt allmählich zu einer festen Masse beim Aussetzen
an der Luft erstarrt.
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Horn- und Elfenbeinersatz. Das Serum wird von dem Blut getrennt entweder
dadurch, daß man die obere Serumschicht von dem Blut nach Abstehenlassen ablaufen
läßt oder auf irgendeine andere bekannte Art und Weise. Zweckmäßig setzt man etwas
Fibrin dem auf diese Weise abgeschiedenen Serum zu und vermischt es damit. Diese
Mischung von Serum oder Serum und Fibrin wird dann behandelt, um feste und flüssige
Produkte in der vorher bei der Behandlung von Blut beschriebenen Weise zu erhalten.
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Die festen Körper können. Hitze und Druck ausgesetzt werden, ohne
daß ihnen vorher von dem flüssigen Produkt etwas zugesetzt wird, um ähnliche Massen
zu erhalten.