DE391490C - Verfahren zur Erzeugung einer neuartigen, leinenaehnlichen Beschaffenheit von Baumwollgarnen und -geweben - Google Patents
Verfahren zur Erzeugung einer neuartigen, leinenaehnlichen Beschaffenheit von Baumwollgarnen und -gewebenInfo
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Description
- Verfahren zur Erzeugung einer neuartigen, leinenähnlichen Beschaffenheit von Baumwollgarnen und -gewoben. Behandelt man nach dem Verfahren des Patents 34o824 der Erfinderin Baumwolle mit Natronlauge von zu Merzerisationszwecken üblichen Konzentrationen bei Temperaturen von unter o ° C, so erhält dieselbe ein transparentes Aussehen. Auf diese Weise gelingt es, feine Baumwollgewebe in ähnlichem Maße zu verändern, wie dies bisher durch die wechselweise Wirkung von Säure und Alkali gemäß dem Verfahren des Patents 295816 der Erfinderin möglich war.
- Es wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, daß gröbere, dickere Baumwollgewebe und entsprechende Garne, wie solche bisher nie für den Transparentartikel verwendet werden konnten, nach dem Verfahren des Patents 340824 behandelt, kein transparentes Aussehen erlangen, sondern vollständig neuartige Effekte aufweisen. Derartige Gespinste und daraus hergestellte Gewebe werden durch diesen Prozeß durchgreifend verändert; sie erlangen eine gewisse, gegen Wäsche beständige Steifheit, verbunden mit eigenartiger Glanzwirkung, nebst erheblicher Festigkeitszunahme: Diese neuen Eigenschaften . äußern sich im ganzen in einer leinenähnlichen Beschaffenheit, welche völlig verschieden ist vom Transparenzeffekt. Wohl war es bisher bekannt, auf Baumwollgeweben sogenannte Leinenappretur zu erzeugen, aber wie bei allen derartigen Appreturen findet dabei nur eis Zusammenleimen -der Fasern statt, und schon nach der ersten Wäsche geht der ganze Effekt verloren.
- Dieses merkwürdige Verhalten, welches nicht vorauszusehen war, könnte dadurch erklärt werden, daß wohl die chemische und physikalische Reaktion auf die einzelne Baumwollfaser beim feinen wie beim groben Gespinst dieselbe ist, aber im Gesamteffekt sich je nach Beschaffenheit des Garnes oder Gewebes in gänzlich verschiedener Weise äußert. Denkt man sich dip einzelnen durch die kalte Natronlauge durchsichtig und steif gewordenen Fasern in einem feinen, dünnen Faden vereinigt, so wird das Fadengebilde dieselben Eigenschaften zeigen und- daher transparent erscheinen. Bei zunehmender Fadendicke aber, also bei gröberen, dickeren Fäden, verschwindet die Transparenz mehr und mehr, weil eben die nun größere Anzahl Fasern im Querschnitt eine stärkere Lichtbrechung und Reflexion verursacht, und an Stelle des transparenten Aussehens tritt der leinenartige Effekt.
- Eine scharfe Grenze, bei welcher der Transparenzeffekt in den Leineneffekt übergeht, kann aus obigen Gründen nicht gezogen werden. Indessen ist festgestellt, daß Garne bzw.. daraus hergestellte Gewebe im Feinheitsbereiche der englischen Garnnummern über 8o bereits Transparenz aufweisen, während alle. gröberen Nummern, also unter Nr. 8o, den typischen Leineneffekt zeigen. Dabei ist zu erwähnen, daß je nach der Qualität der versponnenen Baumwolle und bei Geweben je nach deren Dichte die Grenze, bei welcher der Leineneffekt in Transparenzeffekt übergeht, nach oben oder nach unten etwas verschoben werden kann.
- Es hat sich ferner erwiesen, daß ebenfalls, wie im Patent 34o824, sich Variationen im Effekt erzielen lassen, wenn man bei der kalten Merzerisation die Textilgebilde spannt oder mehr oder weniger einschrumpfen läßt. Verstärkte Leineneffekte lassen sich erreichen, wenn man das bei niedriger Temperatur merzerisierte Fasergebilde der Einwirkung von Schwefelsäure von über 5o1/$° B6 aussetzt, oder indem man das Fasergebilde zuerst mit konzentrierter Schwefelsäure von über 501/2° B6 behandelt und alsdann bei unter o ° C merzerisiert. Man kann auch die Schwefelsäure bei niedriger Temperatur anwenden, um bei besonders dichten Fasergebilden ihre Einwirkungsdauer verlängern zu können. Auch kann das Verfahren der Kaltmerzerisation im Sinne des Patents 295816 der Erfinderin angewendet werden, indem die Laugenbehandlüng einmal oder mehrmals bei niedriger Temperatur erfolgt. Endlich kann auch die gewöhnliche Merzerisation bei normaler Temperatur mit der Kaltmerzerisation kombiniert im Sinne des Patents 389428 zur Erhöhung der Glanzwirkung vorteilhaft benutzt werden. Der durch die genannten Behandlungen erzeugte Leineneffekt kann in seinem Charakter noch erhöht bzw. verfeinert werden, indem man die Fasergebilde nach der chemischen Einwirkung mechanischen Appreturbehandlungen, wie Pressen und Glätten, unterzieht, was je nach dem gewollten Grade mittels Kalandern, Mangeln u. dgl. geschehen kann.
- Das Verfahren ist selbstverständlich nicht nur auf einfache Gewebe sondern auch auf Stickereien, Strick- und Wirkwaren und überhaupt alle Fadengebilde anwendbar.
- Beispiel i.
- Abgekochtes Baumwollgarn von der englischen Garnnummer 2o wird mit Natronlauge von 3o ° B6 bei -io ° C während einer Minute imprägniert, hierauf gespannt, gewaschen, fertig gebleicht und getrocknet.
- Beispiel 2.
- Gebleichter, auf normale Weise unter Spannung merzerisierter Makozwirn von der englischen Garnnummer 5o /2fach wird mit Natronlauge von 28' B6 bei -13 ° C während 11/4 Minuten imprägniert, hierauf gewaschen und getrocknet.
- Beispiel 3.
- Gebleichtes Baumwollgewebe von der Einstellung 2i/21 Faden pro 1/4 französischem Zoll und der englischen Garnnummer 30 /3o wird mit Natronlauge von 30'B6 bei -io ° C während i Minute imprägniert, dann gewaschen und getrocknet.
- Beispiel 4.
- Gebleichtes, Baumwollgewebe von der Einstellung 29/z7 Faden pro 1/4 französischem Zoll und der englischen Garnnummer 38/44 wird mit Schwefelsäure von 52'B6 während 5 Sekunden imprägniert, gewaschen und dann mit Natronlauge von 27'B6 bei -12' C während 2 Minuten behandelt, hierauf gewaschen und getrocknet.
- Beispiel 5.
- Dichtes, gebleichtes Baumwollgewebe von der Einstellung 25/27 Faden pro 1/4 französischem Zoll und der englischen Garnnummer 48/5o wird mit Natronlauge von 3i ° B6 bei -io ° C während i Minute imprägniert, gewaschen und hierauf mit Schwefelsäure von 54' B6 bei -5' C während 15 Sekunden behandelt, gewaschen und getrocknet.
- Beispiel 6.
- Gebäuchtes Baumwollgewebe von der Einstellung Z2/12 Faden pro 1/4 französischem Zoll und der englischen Garnnummer 12/12 wird mit Natronlauge von ?o' B6 bei - 5 ° C während 1/2 Minute imprägniert und gewaschen, dann während io Sekunden durch Schwefelsäure von 51'B6 bei +5'C gezogen, wiederum gewaschen und endlich mit Natronlauge von 25'B6 bei -io ° C während 3/4 Minuten behandelt, gewaschen, fertig gebleicht und getrocknet.
- Beispiel 7.
- Vorgebleichtes Baumwollgewebe von der Einstellung 16/16 Faden pro 1/4 französischem Zoll und der englischen Garnnummer 2o/2o wird mit Natronlauge von 32'B6 bei -8"C während Z1/2 Minuten behandelt und hierauf auf normale Weise unter Spannung merzerisiert, gewaschen und getrocknet.
Claims (6)
- PATENT-ANsPRÜcHE: i. Verfahren zur Erzeugung einer neuartigen, leinenähnlichen Beschaffenheit von Baumwollgarnen und -geweben, dadurch gekennzeichnet, daß man Garne, deren Feinheit die englische Garnnummer 8o nicht übersteigt, bzw. aus solchen hergestellte Gewebe im Sinne von Patentanspruch i des Patents 34o824 der Kaltmerzerisation unterwirft.
- 2. Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß die bei tiefer Temperatur merzerisierten Garne und Gewebe der Einwirkung konzentrierterSchwefelsäure von über 5o1/2° B6 ausgesetzt werden bzw. die genannten Garne und Gewebe zuerst mit Schwefelsäure von über 50l/2° B6 behandelt und alsdann bei niedriger Temperatur mercerisiert werden, um verstärkte Leineneffekte zu erzielen.
- 3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die konzentrierte Schwefelsäure in abgekühltem Zustande zur Anwendung gelängt, um diese Einwirkungsdauer verlängern zu können.
- 4. Verfahren nach Anspruch z, dadurch gekennzeichnet, daß man im Sinne des Patents 295816 bei allen in demselben vorgesehenen Kombinationen die Alkahlauge einmal bzw. mehrmals bei einer Temperatur von unter o ° C und die zur Anwendung gelangende Schwefelsäure von über 5o1/2° B6, gegebenenfalls in abgekühltem Zustande, mehrmals bzw. einmal zur Einwirkung bringt.
- 5. Verfahren nach Anspruch =, dadurch gekennzeichnet, daß man im Sinne des Patents 389428 die Kaltmerzerisation bei allen in derselben vorgesehenen Möglichkeiten mit normaler Merzerisation kombiniert, um erhöhte Glanzwirkung zu erhalten.
- 6. Verfahren nach einem der Patentansprüche z bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die danach vorbehandelten Garne und Gewebe nachträglich einer oder mehrerer mechanischer Appreturbehandlungen unterzieht, um deren Leinencharakter noch zu erhöhen und zu verfeinern.
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