DE431751C

DE431751C - Verfahren zur Veredelung von Baumwollgeweben

Info

Publication number: DE431751C
Application number: DER60008D
Authority: DE
Original assignee: Raduner and Co AG
Current assignee: Raduner and Co AG
Priority date: 1924-01-02
Filing date: 1924-01-03
Publication date: 1926-07-16

Description

Verfahren zur Veredelung von Baumwollgeweben. Es ist bekannt, durch Einwirkung von Schwefelsäure von über 5o'/2° B6 bei gewöhnlicher Temperatur, d. h. über -j- 5 ° C, ebenso von Schwefelsäure von unter 50i/2° B6 bei Temperaturen unter o° C mit oder ohne Nach- oder Vorbehandlung mit Alkalilauge und mit oder ohne Spannung, je nach der Wahl dieser Bedingungen transparente bis wollähnliche Effekte auf Baumwollgeweben bzw. bei Geweben aus stärkeren Garnnummern solche von leinenartig glänzendem Aussehen zu erhalten.
Es wurde nun die unerwartete Beobachtung gemacht, daß, wenn man statt, wie bisher ausschließlich üblich, völlig trockener Gewebe solche von wenigstens 30 Prozent Feuchtigkeitsgehalt der Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure der erwähnten Stärken unterwirft, nicht etwa eine durch die Verdünnung erklärliche geringere Veränderung als beim trockenen Stoff eintritt, sondern ganz im Gegenteil eine sehr viel stärkere. Der Unterschied in dem Grad der Einwirkung und in der dadurch bedingten Veränderung des Gewebes ist bei weitem größer als derjenige, der durch Anwendung tief gekühlter Säure gegenüber Säure von gewöhnlicher Temperatur zu erzielen ist.
Die Erklärung für diese auffallende Erscheinung, die in scheinbarem Widerspruch steht mit dem Gesetz der Wirkungssteigerung mit zunehmender Konzentration, ist jedenfalls gegeben durch die Annahme eines viel rascheren und tieferen Eindringens der Säure in das Innere sowohl des gesponnenen Fadens als auch der Einzelfaser selbst. Da die Unterschiede nicht nur bei ganz kurz dauernder Einwirkung, sondern auch bei solchen von mehreren Minuten Dauer gleich deutlich sind, kann es sich nie ht bloß um ein rascheres Eindringen handeln, sondern der Wassergehaltmuß geradezu wegbahnend wirken für die Säure und derselben ein tieferes Eindringen ermöglichen als beim trockenen Stoff.
Die technische Ausnutzung dieser Erscheinung gestattet nun, entweder die sonst nötigen Säurekonzentrationen wesentlich herabzusetzen oder, was technisch ebenso wertvoll ist, die Einwirkungszeit zu verkürzen, um zu gleichen Effekten zu gelangen wie mit trockenem Stoff, und außerdem durch die mit befeuchtetem Stoff erzielbaren, wesentlich gesteigerten Schrumpfungen der Gewebe auch neuartige Effekte zu gewinnen.
Beispiel i.
Mercerisiertes Musselingewebe wird gleichmäßig befeuchtet bis zu 8o bis ioo Prozent Feuchtigkeit und darauf in Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,535 = 5o,3' B6 bei +5' C i Minute lang imprägniert. Das so erhaltene Gewebe hat ein dichtes wollartiges Aussehen und Wollgriff. Das Vergleichsgewebe ohne Befeuchtung zeigt keine Verdichtung, ist etwas härter als vorher und glanzlos, aber ohne jeden Wollcharakter.
Beispiel 2. Nichtmercerisiertes Musselingewebe wird befeuchtet wie bei Beispiel i .und darauf mit Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,530 - 50° B8 bei o° i Minute lang behandelt. Es ergibt sich ein Gewebe von sehr gutem Wollgriff und sehr starker Schrumpfung; das nicht be: feuchtete Vergleichsstück zeigt eine bedeutend geringere Schrumpfung.
Beispiel 3.
Mercerisiertes . Musselingcwebe wird befeuchtet wie bei Beispiel i und darauf mit Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,53o bis 1535 bei o° i bis 2 Minuten lang behandelt. Durch Nachmercerisierung unter Spannung in kalter Lauge erhält man einen schönen Transparenteffekt, der sich vor allem durch größere Weichheit auszeichnet vor solchen Transparentgeweben, welche mit trockenem Stoff bei tieferen Temperaturen oder mit Säure höherer Konzentration erzielt wird.
Beispiel q..
Auf mercerisiertes oder nichtmercerisiertes Musselingewebe wird unmittelbar vor der Säureimprägnierung ein beliebiges Muster, z. B. Streifen, mit Wasser derart aufgedruckt, daß die bedruckten Stellen gleichmäßig feucht mit über 30 Prozent Feuchtigkeit in die Säure kommen. Wendet man z. B. Säure vom spez. Gewicht 1,540 und - io° an, so erhält man auf diese Weise ein sehr stark durch Verdichtung und Verklebung der Fäden sich abhebendes Muster. Die erhaltenen Musterungen sind durch Färben noch wesentlich in ihrer Wirkung zu heben infolge verschieden starker Farbstoffaufnahme der bedruckten und unbedruckten Stellen. Ferner läßt sich die verschiedene Einwirkung auf diese Stellen zur Erzielung von Kreppeffekten benutzen.
Zum Schluß seien noch einige Wirkungen auf feuchtes und trockenes Gewebe einander gegenübergestellt.
Mercerisiertes Musselingewebe: i. Behandlung mit Säure vom spez. Gewicht 1,52o bei - io° i Minute. Trockenes Gewebe wird kaum verändert, nur etwas rauher.
Feuchtes Gewebe wird vollständig verdichtet, geschlossen und wird weich, wollartig.
z. Behandlung mit Säure vom spez. Gewicht 1,54.o bei - io° i Minute. Trockenes Gewebe wird transparentartig hohl, hart und rauh.
Feuchtes Gewebe.wird papierig verklebt. Nichtmercerisiertes Musselingewebe 3. Behandlung mit Säure vom spez. Gewicht 1,52o bei -5° 1 Minute. Trockenes Gewebe erfährt eine sehr schwache Verdichtung, wird etwas rauher.
Feuchtes Gewebe erfährt eine vollkommene Verdichtung und einen vollkommenen Wolleffekt.
Statt Schwefelsäure können auch andere anorganische Säuren, wie Salzsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure oder Mischsäure aus Schwefelsäure und Salpetersäure, in entsprechend wirksamer Konzentration verwendet werden. Mit Hilfe von Reserven kann die Einwirkung der Säuren oder der Alkalilauge stellenweise verhindert werden, um gemusterte Effekte zu erzeugen.
Das vorliegende Verfahren ist sowohl anwendbar auf glatten als auch auf gemusterten und auf bestickten Baumwollgeweben.

Claims

PATENTANSPRÜCHE: i. Verfahren, um glatten oder gemusterten oder bestickten Baumwollgeweben ein transparentdurchsichtiges oderdurchscheinendes oder wollartiges oder bei schweren Geweben leinenartiges Aussehen und entsprechenden Charakter zu verleihen durch Behandlung mit Schwefelsäure oder mit Schwefelsäure und Alkalilauge, mit oder ohne Spannung, dadurch gekennzeichnet. daß das Gewebe wenigstens 3o Prozent Feuchtigkeitsgehalt, bezogen auf das Gewicht des trockenen Gewebcs, aufweist, wenn es der Säurebehandlung unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß statt Schwefelsäure eine andere mercerisierend wirkende anorganische Säure in entsprechend wirksamer Konzentration verwendet wird.
3. Verfahren nach Ansprüchen i und 2, dadurch gekennzeichnet, daß mit Hilfe von Reserven in an sich bekannter Weise gemusterte Effekte erzeugt werden, wobei die Reserven die Einwirkung der Säuren oder Alkalilauge verhindern. q.. Verfahren nach Ansprüchen i und 2, dadurch gekennzeichnet, daßdie Befeuchtung der Gewebe in an sich bekannter Weise nur stellenweise erfolgt, wodurch infolge der an diesen Stellen eintretenden stärkeren Säurewirkung neue Effekte und Musterungen erzielt werden.