DE3844244A1 - Verbindungen mit antibiotischer cytostatischer und/oder antiviraler wirkung aus karnivoren pflanzen - Google Patents
Verbindungen mit antibiotischer cytostatischer und/oder antiviraler wirkung aus karnivoren pflanzenInfo
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Description
Vor 60 Jahren entdeckte der britische Arzt Alexander Fleming
das erste Antibiotikum, nämlich das Penicillin. Im Rahmen
der mit dieser Entdeckung begonnenen Antibiotikaforschung
wurden bis zum heutigen Tage zahlreiche weitere antibiotisch
wirksame Stoffe entdeckt, wie Cepholosporine, Tetracycline
oder Aminoglycoside. Neben den Antibiotika wurden weitere
Chemotherapeutika entdeckt, wie Cytostatika oder antiviral
wirksame Verbindungen.
Im Krankenhausbereich treten aber immer wieder Mikroorganis
men auf, die gegen die herkömmlichen Antibiotika resistent
sind. Außerdem ist das Wirkungsspektrum der derzeit bekann
ten Cytostatika und Antivirusmittel noch nicht befriedigend.
Somit liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, neue anti
biotisch, cytostatisch und/oder antiviral wirksame Verbin
dungen bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird durch die Bereitstellung von Verbindungen
mit antibiotischer, cytostatischer und/oder antiviraler Wir
kungen aus karnivoren Pflanzen gelöst.
Antibiotisch, cytostatisch, antiviral oder in ähnlicher
Weise biochemisch wirksame Substanzen werden von Organismen
üblicherweise zur Abwehr gegen andere Lebensformen gebildet.
Zu diesen Organismen gehören auch die karnivoren
(fleischfressenden) Pflanzen. Karnivore Pflanzen bessern
ihren Nährstoffgehalt auf, indem sie Insekten mit Duftstof
fen anlocken, fangen und verdauen. Daher können sie auch auf
äußerst nährstoffarmen Substraten, wie Hochmooren oder Vul
kanasche gedeihen.
Die Nährstofflieferanten der karnivoren Pflanzen, die Insek
ten, sind aber Träger von Mikroorganismen aller Art. Bei der
Nährstoffabsorption ist die karnivore Pflanze gezwungen, die
Permeabilität ihrer schützenden Epidermis zu erhöhen. Daher
können die durch die Insekten eingeschleppten Mikroorganis
men bei der Nährstoffaufnahme ins Pflanzeninnere gelangen
und eine Infektion verursachen. Deshalb produzieren karni
vore Pflanzen chemische Abwehrstoffe zum Schutz vor Infek
tionen.
Erfindungsgemäß werden die von den karnivoren Pflanzen ge
bildeten Verbindungen mit antibiotischer, cytostatischer
und/oder antiviraler Wirkung bereitgestellt. Diese Verbin
dungen sind erhältlich durch Extraktion der karnivoren
Pflanzen mit den folgenden Schritten:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen, vorzugsweise in 0,5 cm2 große Stücke;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, vor zugsweise 1 ml Lösungsmittel/g Pflanzenfrischmaterial und Inkubation des Gemisches, vorzugsweise 24 Stunden bei Raumtemperatur;
- d) Durchführung einer Perkolation bis der abtropfende Ex trakt keine nennenswerte Färbung mehr aufweist; und
- e) Filtration des Extraktes.
Gegebenenfalls kann der Extrakt in üblicher Weise eingeengt
werden und/oder die erfindungsgemäßen Verbindungen können
durch eine Acetonfällung erhalten werden.
Bisher war lediglich bekannt, daß von Dionaea muscipula eine
Verbindung gebildet wird, die in vitro eine cytostatische
Wirkung aufweist. Diese Verbindung wurde aber bisher weder
isoliert noch charakterisiert. Die cytostatische Wirksamkeit
wurde lediglich anhand eines Preßsaftes von Dionaea musci
pula ermittelt. Es wurde angenommen, daß dieser Preßsaft als
lokales Phyto-Onkologikum (pflanzliches Krebsbehandlungsmit
tel) verwendbar ist.
Erfindungsgemäß werden Verbindungen bevorzugt, die in Wasser
löslich, in Diäthyläther unlöslich und mit Aceton ausfällbar
sind.
Besonders bevorzugt wird das aus Dionaea muscipula erhältli
che Dionin.
Bevorzugte erfindungsgemäße Verbindungen weisen das folgende
antibiotische Wirkungsspektrum auf:
- a) positiv gegen Staphylokokken, wie S. aureus;
- b) positiv gegen Lactose-positive Enterobacteriaceae, wie E. coli, Klebsiella, Enterobacter oder Serratia; und
- c) positiv gegen Clostridien, wie C. perfringens, C. novyi, C. septicum oder C. histolyticum.
Die cytostatische Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen
erfolgt durch eine Verminderung der Mitoserate und eine Er
höhung der Phagocytoseaktivität. Das antibiotische Wirkungs
spektrum umfaßt zahlreiche humanpathogene Bakterien. Wegen
der zunehmenden Resistenzbildung von humanpathogenen Bakte
rien gegen bereits bekannte Antibiotika sind sie daher sehr
interessant und versprechen zahlreiche medizinische Anwen
dungsmöglichkeiten.
Ferner weisen die erfindungsgemäßen Verbindungen eine anti
virale Wirkung auf, so daß sie sich beispielsweise zur Be
handlung von RNA-Virus-Infektionen, wie Retrovirusinfek
tionen, z. B. von Aids, eignen.
Da die erfindungsgemäßen Verbindungen, insbesondere Dionin,
bei Eukaryonten, Prokaryonten und Viren eine Verlangsamung
der Mitose bzw. der Vermehrung bewirken, wird davon ausge
gangen, daß sie in einen diesen Organismen gemeinsamen Me
chanismus eingreifen, beispielsweise in die DNA-Replikation,
die Transkription oder Translation.
Im Rahmen der DNA-Replikation könnten die erfindungsgemäßen
Verbindungen durch Anlagerung an Nucleotide die DNA-Replika
tion zum Erliegen bringen oder die DNA-Replikation als Sub
strat-Analoga von daran beteiligten Enzymen hemmen, z. B. als
Nucleotid-Analoga.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Her
stellung einer der vorstehend genannten Verbindungen, bei
dem man folgende Schritte durchführt:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen, vorzugsweise in 0,5 cm2 große Stücke;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, vor zugsweise von 1 ml Lösungsmittel/g Pflanzenfrischmate rial, und Inkubation des Gemisches;
- d) Durchführung einer Mazeration, vorzugsweise durch 3-tä gige Inkubation des Gemisches, wobei dieses alle 12 Stunden gerührt wird; und
- e) Filtration des Extraktes; und
- f) gegebenenfalls Einengung des Extraktes und/oder Ausfäl lung der Verbindungen mit Aceton.
Außerdem ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Her
stellung einer der vorstehend genannten Verbindungen, bei
dem man folgende Schritte durchführt:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen, vorzugsweise in 0,5 cm2 große Stücke;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, vor zugsweise 1 ml Lösungsmittel/g Pflanzenfrischmaterial und Inkubation des Gemisches, vorzugsweise 24 Stunden bei Raumtemperatur;
- d) Durchführung einer Perkolation bis der abtropfende Ex trakt keine nennenswerte Färbung mehr aufweist; und
- e) Filtration des Extraktes.
Gegebenenfalls kann der Extrakt in üblicher Weise eingeengt
werden und/oder die erfindungsgemäßen Verbindungen können
durch eine Acetonfällung erhalten werden.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind als Arzneistoffe,
insbesondere als Antibiotika, Cytostatika oder Antivirusmit
tel verwendbar.
Schließlich sind Gegenstand der Erfindung Arzneimittel, die
eine der vorstehenden Verbindungen enthalten, insbesondere
Antibiotika, Cytostatika oder Antivirusmittel. Die erfin
dungsgemäßen Arzneistoffe können in an sich bekannter Weise
in übliche Dosierungsformen konfektioniert werden, wie Ta
bletten, Kapseln, Dragees, Pillen, Granulate, Aerosole, Si
rupe, Emulsionen, Suspensionen und Lösungen. Dabei können
inerte, nicht-toxische pharmazeutisch verträgliche Träger
stoffe oder Lösungsmittel verwendet werden. Die zu verabfol
gende Dosierung der erfindungsgemäßen Verbindungen hängt vom
Zustand, den Symptomen, vom Gewicht und vom Alter des jewei
ligen Patienten ab.
Die Beispiele erläutern die Erfindung.
Das Wort Mazeration stammt vom lateinischen Verb macerare
(einweichen) ab. Das pflanzliche Material, aus dem die er
findungsgemäßen Verbindungen isoliert werden sollen, wird
bei einer Mazeration zerkleinert und mit einem Extraktions
mittel (Lösungsmittel) versetzt.
Aus den bei der Zerkleinerung zerstörten Zellen gehen die
Inhaltsstoffe sofort in Lösung, die Inhaltsstoffe der übri
gen Zellen diffundieren durch die Cytoplasmamembran aus den
Zellen heraus (Osmose) und lösen sich, bis ein Konzentra
tionsausgleich zwischen Cytoplasma und Extraktionsmittel er
reicht ist.
Den Zeitraum zwischen Beginn der Mazeration und dem Errei
chen des Konzentrationsausgleichs bezeichnet man als Mazera
tionsdauer. In der Regel treten nach 3 bis 7 Tagen keine we
sentlichen Konzentrationsänderungen mehr ein. Dies kann bei
spielsweise makroskopisch durch Farbveränderungen des Ex
trakts beurteilt werden. Nach Beendigung der Mazeration wird
das Extrakt filtriert, um noch vorhandene Zellbestandteile
und weitere Verunreinigungen zu entfernen.
Der Begriff Perkolation stammt vom lateinischen Verb perko
lare (durchtropfen) ab. Das Pflanzenmaterial, aus dem die
erfindungsgemäßen Verbindungen isoliert werden soll, wird
ebenso wie bei der Mazeration zerkleinert und in einer be
stimmten Menge Extraktionsmittel suspendiert. Hier wird al
lerdings vom Extraktionsmittel im Zeitraum t kontinuierlich
eine bestimmte Volumenmenge V 1 durch Abtropfen entfernt und
gleichzeitig eine weitere Volumenmenge V 2 frisches Extrakti
onsmittel zugeführt. Dabei gilt: V 1=V 2=V k (V k = konstantes
Volumen). Der Quotient V k /t wird als Abtropfgeschwindigkeit
bezeichnet. Somit handelt es sich bei einer Perkolation um
eine stufenweise erfolgende Mazeration. Infolgedessen wird
bei der Perkolation eine höhere Ausbeute an erfindungsge
mäßen Verbindungen als bei der Mazeration erzielt. Die Per
kolation läßt sich beispielsweise in einem Perkolator durch
führen.
Der Plattendiffusionstest wird auch als Disk-Test bezeichnet
und ist ein Verfahren zum Nachweis der antibiotischen Wirk
samkeit einer Substanz.
Die zu testenden Mikroorganismen werden auf einem geeigneten
Nährboden ausplattiert, beispielsweise durch Ausstreichen
oder Besprühen. Nach dem Eintrocknen der Mikroorganismen
wird die zu testende Verbindung auf den Nährboden aufge
bracht. Dies erfolgt entweder durch Auflegen eines mit der
Verbindung versehenen Löschpapierplättchens oder durch In
jektion der Verbindung in ein in den Nährboden gestanztes
Loch. In der Regel ist die Löschpapierplättchenmethode bei
aeroben Mikroorganismen und die Lochmethode bei anaeroben
Mikroorganismen besser geeignet.
Als beispielhafte Versuchspflanze wird Dionaea muscipula ge
wählt, die unter ihrem Trivialnamen Venusfliegenfalle allge
mein bekannt ist.
Die Isolierung von Dionin aus Dionaea muscipula wird nach
der Mazerationsmethode wie folgt durchgeführt:
5 g Fallen von Dionaea muscipula werden mit einem Skalpell
zerkleinert, so daß etwa 0,5 cm2 große Stücke erhalten wer
den. Die zerkleinerten Fallen werden in ein Reagenzglas
überführt und mit 5 ml deionisiertem Wasser versetzt. Das
Gemisch wird 3 Tage bei Raumtemperatur stehengelassen, wobei
alle 12 Stunden umgerührt wird. Sodann wird die wäßrige Lö
sung mit einem Schleicher & Schüll-Filter, Nr. 5893, abfil
triert. Die weitere Isolierung des Dionins kann durch Ein
engen der wäßrigen Lösung und/oder durch eine Fällung mit
Aceton durchgeführt werden.
Die Isolierung von Dionin aus Dionaea muscipula nach der
Perkolationsmethode wird wie folgt durchgeführt:
40 g Fallen von Dionaea muscipula werden mit einem Skalpell
in 0,5 cm2 große Stücke zerkleinert. Sodann werden die zer
kleinerten Fallen in einen Tropftrichter überführt und mit
40 ml deionisiertem Wasser versetzt. Anschließend wird der
Tropftrichter luftdicht verschlossen. An den Tropftrichter
wird ein Lösungsmittelbehälter mit deionisiertem Wasser
luftdicht angeschlossen. Der Lösungsmittelbehälter muß für
die Perkolation eine Öffnung aufweisen, die sich oberhalb
des Flüssigkeitsspiegels befindet. Nach einer 24-stündigen
Inkubation des wie vorstehend erhaltenen Gemisches wird mit
dem Abtropfen begonnen, wobei die Abtropfgeschwindigkeit
etwa 0,15 ml/Minute beträgt. Das Abtropfen wird ausgeführt,
bis das abtropfende Extrakt keine nennenswerte Färbung mehr
aufweist. Zu diesem Zeitpunkt sind die Inhaltsstoffe bereits
im wesentlichen extrahiert.
Anschließend wird das Perkolationsextrakt mit einem Schlei
cher & Schüll-Filter, Nr. 5893, filtriert. Es werden 390 ml
Perkolationsextrakt erhalten. Die weitere Isolierung des
Dionins kann durch Einengen der wäßrigen Lösung oder durch
eine Fällung mit Aceton durchgeführt werden.
Humanpathogen ist vor allem Staphylocuccus aureus. Dieser
weist eine häufige Resistenzbildung gegen chemische Noxen
aller Art auf und stellt deshalb einen Problemfaktor im kli
nischen Bereich dar (Hospitalismus). Das normale Habitas von
Staphylococcus aureus sind Haut und Schleimhäute des Men
schen. Zu den von Staphylococcus aureus ausgelösten Krank
heiten zählen lokale Infektionen, wie Abszesse, Furunkel,
Akne, Karbunkel, Wundinfektionen, Mastitis puerperalis,
Sinusitis, Otitis media, Impetigo contagiosa sowie Ostitis
aber auch Septikämien, Infektionen nach schweren Eingriffen,
wie Herz- und Hüftgelenksoperationen und Pneumonien nach
Influenzainfektionen. Außerdem werden durch die von Staphy
lococcus aureus hergestellten Exotoxine Toxinosen hervorge
rufen. Üblicherweise wird Staphylococcus aureus auf einem
Selektivagar nach Vogel und Johnson gezüchtet. Auf diesem
wird das Wachstum anderer Bakterien durch Tellurit, Lithium
chlorid und eine hohe Glycerinkonzentration stark inhibiert.
Staphylococcus aureus baut Mannit unter Säurebildung ab, die
mit Phenolrot durch einen Farbumschlag von rot nach gelb
nachgewiesen wird. Ferner baut Staphylococcus aureus Tellu
rit zu Tellur ab. Dadurch färben sich die Kolonien schwarz.
Daher erscheint Staphylococcus aureus nach einer Inkuba
tionszeit von etwa 48 Stunden als schwarze Kultur mit gelbem
Hof.
Für den Plattendiffusionstest wurde ein Dionin enthaltendes
Perkolationsextrakt eingesetzt, das etwa 1,5 bis 2 g Pflan
zenmaterial entspricht. Beim Disk-Test ist ein deutlicher
Hemmhof erkennbar.
Die Enterobacteriaceae sind gramnegative, nicht sporenbil
dende, teils begeißelte, teils unbegeißelte, fakultativ
anaerobe stäbchenförmige Bakterien. Sie sind im Verdauungs
trakt aber auch im Erdboden und in fäkalienkontaminiertem
Material vorzufinden und umfassen sowohl kommensale als auch
fakultativ pathogene und pathogene Gattungen und Arten. In
der Regel beträgt ihre ideale Wachstumstemperatur 37°C.
Entereobacteriaceae gehören zu den heute am häufigsten als
Krankheitserreger nachgewiesenen Bakterien. Sie umfassen
Salmonella, Edwardsiella, Shigella, Klebsiella pneumoniae,
Yersinia pseudotuberculosis, Yersinia enterocolica, Yersinia
pestis, enteropathogene und enterotoxische Stämme von Esche
richia coli, sowie die fakultativ pathogenen Gattungen
Citrobacter, Klebsiella, Enterobacter, Hafnia, Serratia,
Proteus, Providencia und Morganella. Die von den Enterobac
teriaceae verursachten Krankheiten reichen von septischen
Allgemeininfektionen (Salmonella typhi) über verschiedenste
Arten von Diarrhö (Salmonella enteritidis, Edwardsiella,
Shigella, Yersinia enterocolica) und Pneumonien (Klebsiella
pneumoniae) bis zur Bubonen- und Lungenpest (Yersinia
pestis). Ferner treten eine Vielzahl von Infektionen der
Harnwege und des Respirationstraktes sowie Septikämien und
Wundinfekte auf, welche durch die vorhergehend erwähnten
pathogenen und fakultativ pathogenen Gattungen und Arten
ausgelöst werden.
Für den Nachweis der antibiotischen Wirksamkeit der erfin
dungsgemäßen Verbindung Dionin werden Gattungen der bereits
als empfindlich identifizierten Lactose-positiven Enterobac
teriaceae verwendet. Dazu gehören Escherichia coli, Kleb
siella, Enterobacter und Serratia. Zur Isolierung und Anrei
cherung dieser Gattungen wird als Selektivnährboden ENDO C-
Agar verwendet. Lactose-positive Enterobacteriaceae bauen
Lactose mit Hilfe des Enzyms β-Galactosidase zu Aldehyd und
Säure ab. Das Aldehyd setzt Fuchsin aus einer Fuchsin-Sul
fit-Verbindung frei. Daraus ergibt sich eine rote bis vio
lettrote Verfärbung der Bakterienkulturen. Bei Escherichia
coli ist die Fuchsinfreisetzung so stark, daß ein me
tallischer Glanz entsteht. Andere Bakterien werden durch
Fuchsin und Natriumsulfit in ihrem Wachstum fast vollständig
inhibiert.
Es wird ein Plattendiffusionstest mit einer durch Perkola
tion isolierten Dioninmenge durchgeführt, die etwa 1,5 bis
2 g Pflanzenmaterial entspricht. Das Ergebnis gegen Lactose-
positive Enterobacteriaceaen ist positiv, d. h. ihr Wachstum
wird inhibiert.
Clostridien sind obligat anaerobe, sporenbildende, gewöhn
lich grampositive in älteren Kulturen auch gramnegative
Stäbchenbakterien und gehören zur Familie der Bacilliaceae.
Sie kommen im Erdboden, sowie als Kommensalen im Verdau
ungstrakt von Mensch und Tier vor und bilden teilweise To
xine. Es gibt zahlreiche Arten. Clostridium tetani ist der
Erreger des Tetanus, Clostridium perfringens, novyi, septi
cum und histolyticum sind Gasbranderreger. Wachstumsvoraus
setzung für Clostridien ist ein niedriges Redoxpotential,
d. h. wenig Reduktionsmittel im Medium. Zur Durchführung des
Plattendiffusionstests werden die Clostridien auf einem
Thioglycolat-Nährboden gezüchtet. Thioglycolat und Cystein
sorgen wegen ihrer reduzierenden Eigenschaften für ein anae
robes Milieu im Nährboden. Die Petrischalen mit den beimpf
ten Nährböden werden in einen Anaeroben-Topf gegeben, dem
eine Mischung sauerstoffbindender Substanzen zugesetzt wird.
Nach dem Schließen des Behälters entsteht bereits nach 1
Stunde ein streng anaerobes Milieu. Die Identifizierung der
Keime erfolgt nach einer Bebrütungsdauer von einigen Tagen
lichtmikroskopisch.
Der Plattendiffusionstest mit Gasbranderregern wird nach der
Lochmethode oder auch nach der Einrührtechnik durchgeführt.
Die Clostridien werden bei der letzteren in noch flüssige,
etwa 50 bis 60°C heiße Nährböden eingebracht. Durch die hohe
Temperatur sterben eventuell noch vorhandene anaerobe,
nichtsporenbildende Mikroorganismen größtenteils ab und
nur die Clostridiensporen überlegen.
Zum Nachweis der antibiotischen Wirkung gegen Clostridien
wurden eine Dioninmenge verwendet, die durch Perkolation von
0,05 g Pflanzenmaterial erhalten wurde. Bei der Lochmethode
weist der Hemmhof dabei einen Durchmesser von etwa 1,5 cm
auf.
Claims (10)
1. Verbindungen mit antibiotischer, cytostatischer und/oder
antiviraler Wirkung aus karnivoren Pflanzen, erhältlich
durch Extraktion der karnivoren Pflanzen mit den folgen
den Schritten:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, und Inkubation des Gemisches;
- d) Durchführung einer Perkolation bis der abtropfende Extrakt keine nennenswerte Färbung mehr aufweist; und
- e) Filtration des Extrakts; und
- f) gegebenenfalls Einengung des Extraktes und/oder Aus fällung der Verbindungen mit Aceton.
2. Verbindungen nach Anspruch 1, die in Wasser löslich, in
Diäthyläther unlöslich und mit Aceton fällbar sind.
3. Verbindung nach Anspruch 1 oder 2, die das aus Dionaea
muscipula erhältliche Dionin ist.
4. Verbindung nach Anspruch 1 bis 3, die folgende antibio
tische Wirkungen aufweist:
- a) positiv gegen Staphylokokken, wie S. aureus;
- b) positiv gegen Lactose-positive Enterobacteriaceae, wie E. coli, Klebsiella, Enterobacter oder Serratia; und
- c) positiv gegen Clostridien, wie C. perfringens, C. novyi, C. septicum oder C. histolyticum.
5. Verfahren zur Herstellung einer Verbindung nach einem
der Ansprüche 1 bis 4, bei dem man folgende Schritte
durchführt:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, und Inkubation des Gemisches;
- d) Durchführung einer Mazeration; und
- e) Filtration des Extraktes; und
- f) gegebenenfalls Einengung des Extraktes und/oder Aus fällung der Verbindungen mit Aceton.
6. Verfahren zur Herstellung einer Verbindung nach einem
der Ansprüche 1 bis 4, bei dem man folgende Schritte
durchführt:
- a) Abtrennung der Fallen von der Pflanze;
- b) Zerkleinerung der Fallen;
- c) Zugabe eines polaren Lösungsmittels, wie Wasser, und Inkubation des Gemisches;
- d) Durchführung einer Perkolation bis der abtropfende Extrakt keine nennenswerte Färbung mehr aufweist; und
- e) Filtration des Extrakts; und
- f) gegebenenfalls Einengung des Extraktes und/oder Aus fällung der Verbindungen mit Aceton.
7. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur Verwen
dung als Arzneistoff.
8. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur Verwen
dung als Antibiotikum, Cytostatikum oder Antivirusmit
tel.
9. Arzneimittel, enthaltend eine Verbindung nach einem der
Ansprüche 1 bis 4.
10. Antibiotikum, Cytostatikum oder Antivirusmittel enthal
tend eine Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 4.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
EP8800968 | 1988-12-19 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3844244A1 true DE3844244A1 (de) | 1990-06-21 |
Family
ID=8165337
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3844244A Withdrawn DE3844244A1 (de) | 1988-12-19 | 1988-12-29 | Verbindungen mit antibiotischer cytostatischer und/oder antiviraler wirkung aus karnivoren pflanzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3844244A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1999042115A1 (de) * | 1998-02-23 | 1999-08-26 | Carnivora Forschungs-Gmbh | Verwendung eines presssaftes, verdauungssaftes oder extraktes von fleischfressenden pflanzen zur hemmung von proteinkinasen |
WO2012156024A3 (de) * | 2011-05-18 | 2013-12-27 | Merck Patent Gmbh | Extrakte aus darlingtonia californica |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE2920631A1 (de) * | 1979-05-22 | 1980-11-27 | Helmut Dr Med Keller | Arzneimittel zur krebsbekaempfung |
DE3619281A1 (de) * | 1986-06-07 | 1987-12-10 | Helmut Dr Med Keller | Arzneimittel zur behandlung maligner und chronischer erkrankungen |
-
1988
- 1988-12-29 DE DE3844244A patent/DE3844244A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
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8130 | Withdrawal |