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Verfahren zur Darstellung von Abkömmlingen des Chinolins. Man hat
sich bemüht, die bisher unbekannte Klasse zweibasischer Chinolinabkömmlinge zugänglich
zu machen, deren einfachste Körper die primären Aminöäthylchinoline, z. B. das 2,ß-Aminoäthylchinolin,
sind. In der Tat hat auch bereits U 11 r i c h (Inaugural-Dissertation, Freiburg
i. Br.1915) einen Körper dieser Klasse, eben das 2,ß-Aminoäthylchinolin, beschrieben,
den er in winzigen Mengen über das LTrethan erhalten haben will. Ein Verfahren,
diese ganze Klasse zugänglich zu machen, fehlte bisher. Insbesondere hatte sich
ergeben, daß die Darstellung dieser Körper entsprechend dem z. B. von L o e f f
1 e r bei Seitenkettenderivaten des Piperidins mit Erfolg benutzten Verfahren der
Darstellung des Seitenkettenhalogenids und dessenUmwandlung in (las entsprechende
Seitenkettenamin in der Chinolinreihe nicht durchführbar ist. Es wurde nun gefunden,
daß dieser Mißerfolg in der großen Reaktionsfähigkeit der Hal'ogenide begründet
ist, welche durch Kondensation sich der Reaktion mit Ammoniak oder Aminen entziehen.
Die Erfindung beruht nun darauf, daß es gelingt, die Reaktion so zu leiten, daß
diese Nebenreaktion verhindett wird und die Reaktion zwischen Ammoniak bzw. Aminen
in dem Halogenid in der gewünschten Weise zustande kommt. Dies ist nämlich der Fall,
wenn man das Halogenid so rasch als möglich weiter verarbeitet, zweckmäßig unter
Verwendung des Rohhalogenids, und wenn es möglichst vom ersten Augenblick seiner
Entstehung an mit einem großen Überschuß von Ammoniak bzw. Amin in Berührung hält.
Auf (fiese Weise gelingt es, je nach Wahl des auf das Halogenid einwirkenden Amins
(Ammoniak, primäres oder sekundäres Amin), beliebige Körper der gekennzeichneten
Körperklasse herzustellen. Die so gewonnenen Körper sind in gewisser Hinsicht Verwandte
einerseits der Adrenalingruppe und des Imidazolyläthylamins, anderseits der Chiningruppe;
bemerkenswertereseise haben die mit den so hergestellten Körpern angestellten Untersuchungen
des Erfinders nun zu dem gleichfalls überraschenden Ergebnis geführt, daß hier Körper
von andersartiger pharmakologischer Wirkung als diejenigen der genannten verwandten
Gruppen vorliegen, so daß den neuen Stoffen eine besondere therapeutische Bedeutung
zukommt. Beispiel i.
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5 g 2,ß-Oxyäthylchinolin (Chinaldylalkin) werden mit einem Überschuß
konzentrierter; bei niederer Temperatur gesättigter Bromwasserstoffsäure und i g
rotem Phosphor im verschlossenen Gefäß 12 Stunden auf 125' erhitzt, die Reaktionsmasse
nach dem Erkalten in Kaliumcarbonat gelöst und die Lösung mit Äther ausgeschüttelt.
Die in üblicher Weise getrocknete ätherische Lösung wird unter Zusatz alkoholischen
Ammoniaks im Vakuum eingz!engt und der Rückstand mit überschüssigen Mengen konzentrierter
alkoholischer Ammoniaklösung im verschlossenen Gefäß 12 Stunden auf 125° erhitzt.
Die Reaktionsmasse wird mit Wasser herausgespült, Äther, Alkohol und überschüssiges
Ammoniak verjagt und die Lösung nach schwacher Ansäuerung mit Weinsäure durch Schütteln
mit Äther gereinigt. Dann wird aus. ihr nach Zusatz überschüssigen Alkalis die Base
mit Äther ausgeschüttelt und aus der getrockneten ätherischen Lösung der
Äther
verjagt. Das so erhaltene 2,ß-Aminoäthvlchinolin hat die Formel:
Sein Dipikrat schmilzt bei 2o2°.
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Das aus dem öligen Rückstand in üblicher Weise erhaltene salzsaure
Salz zeigt eine starke, mit der des Adrenalins und Imidazolyläthylamins nicht identische
Wirkung auf glatte Muskulatur verschiedenster Organe. Von der des Adrenalins unterscheidet
sich seine Wirkung vor allem durch längere Nachhaltigkeit sowie durch die entgegengesetzte
Richtung seiner Uteruswirkung.
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Beispiel Aus 5 g 2,ß-Oxyäthylchinolin wird in der im Ausführungsbeispiel;
i beschriebenen Weise ,las Rohbromid gewonnen, nur wird bei der Einengung der ätherischen
Lösung ein Zusatz alkoholischenMethylaminsvorgenommen. Dann wird der Rückstand,
nachdem der Äther im Vakuum abdestilliert worden ist, mit einem lberschtiß von Methvlamin
in konzentrierter alkoholischer Lösung im geschlossenen Gefäß 12 Stunden auf 125°
erhitzt. Die Masse wird dann gleichfalls in der im Ausführungsbeispiel i beschriebenen
Weise auf die Base verarbeitet. Das Pikrat des 2,ß-1lethylaininoäthy lchinolin der
Formel:
. sclifnilzt unter Zersetzung bei i85 bis 188. Beispiel3.
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Man erhitzt io g 2,ß-Oxyäthylchinolin im Bomhenrohr mit 23 ccin Brornwasserstoffsättre
(spei. Gew. 1,7) und 2 g rotem Phosphor i2 Stunden lang auf 125', macht den Röhreninhalt
mit Natriumcarbonat unter "Zusatz von Piperidin alkalisch und nimmt das ausgeschiedene
01 in Äther auf. Die ätherische Lösung wird rasch getrocknet und im Vakuum vom :#.ther
befreit. Der Rückstand wird mit etwa 20 cctn Alkohol aufgenommen und im geschlossenen
Gefäß mit 8 g Piperidin .4 Stunden lang auf 78° erhitzt. Man verjagt den Alkohol
und löst den Rückstand mit verdünnter Salzsäure. Ati-; rler Lilsung scheidet Natriumcarbonat,
das bis zum Ausbleiben der Kohlensäureent-1.1-eichung zugesetzt wird, die schwachen
Basen und Schmieren aus, die sich auf den Wandungen des Gefäßes zum größten Teil
absetzen. Jlan filtriert durch ein nasses Filter, fällt das klare Filtrat mit Natriumcarbonat
und nimmt in Äther auf. Die zur Entfernung von etwa gelöstem Piperidin wiederholt
mit Wasser gewaschene ätherische Lösung wird verdunstet.
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Der ölige Rückstand gibt ein in allen Lösungsmitteln schwer, lösliches
Dipikrat, das durch Umkristallisieren .aus Aceton gereinigt wird. Das Dipikrat kristallisiert
in fliminernden Blättchen, die sich bei i-.5' unter Aufschäumen zersetzen. Das so
erhaltene 2,ß-Piperi-dyläthylchinolin hat die Formel:
Ganz analog verfährt man bei der Darstellung des 4,ß-Dimethylaminoäthylchinolins
der Formel
jedoch verwendet man an Stelle des 2,ß-Oxyäthylchinolins (Chinal.dinalkins) 1o g
4,ß-Oxyä thvlchinolin (L epidinalkin) und an Stelle des Piperidins 5 g Dimethy lamin.
Da Dipikrat der Base bildet ein gelbes, in Wasser und .#\lkohol schwer lösliches
kristallinischesPulver, (las bei 2o3° schmilzt. Durch-Auskochen mit Beißer Salzsäure
nach Eindampfen des salz-,;auren Filtrats von der Pikrinsäure kann das salzsaure
Salz der neuen Base gewonnen werden.