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Verfahren zur Herstellung von Hochdruckformen. Bisher war :die Herstellung
größerer mehrfarbiger Druckerzeugnisse, wie Plakate, größere Packungen, Landkarten
o. dgl., nur im Steindruckverfahren praktisch möglich. Man verwendete zu diesem
Zweck die bekannten Lithographiesteine, die das Negativ der betreffenden Zeichnung
o. dgl. aufweisen. Dieses Steindruckverfahren gestattete nicht das Abdrucken von
Plakaten o. dgl. mittels einer Buchdruckschnellpresse. Das Arbeiten war infolgedessen
langsam und teuer. Dazu kommt, daß die Lithographiesteine sehr hohe Gewichte haben,
entsprechend umständlich zu handhaben sind und hoch im Preise stehen.
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ach der Erfindung sollen. mehrfarbige Drucke, insbesondere Plakate,
mit Hilfe der Buchdruckpresse hergestellt werden, wobei die Plakate die eigenartigen
Wirkungen der Steindruckmanier zeigen. Man hat vielfach Versuche angestellt, die
vorstehend wiedergegebene Aufgabe zu lösen. So ist insbesondere auch schon vorgeschlagen
worden, Platten .aus Gummi, Guttapercha o. dgl. zu verwenden, auf welche durch Einschneiden
,die Konturen der Zeichnungen usw. übertragen wurden. Alle diese Versuche sind aber
bisher fehlgeschlagen, weil man von Gummiplatten nur klecksige Drucke erhalten konnte,
die in keiner Weise den schönen Tönen der Steindruckerzeugnisse gleichkommen.
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ach der Erfindung werden pulverisierte Mineralstoffe mit Kautschuk
zu einer elastischen Platte verarbeitet, die gleichzeitig die für clie Ausführung
eines Druckverfahren; in Steindruckmanier genügende Saugfähigkeit (f orosität) und
genügende Festigkeit hesitzt. Je nach den besonderen Bedingungen, insbesondere den
zu verwendenden Druckverfahren und Druckfarben, können Mineralstoffe verschiedener
Art und in verschiedener Menge Verwendung finden. Als Hauptbestandteil werden vorzugsweise
pulverisierte Kreide oder auch andere Arten von kohlensaurem Kalk benutzt, dem in
vielen Fällen mit Vorteil Zinkweiß zugesetzt wird. Weitere Mineralpulver, wie Baryt,
Schwerspat, schwefelsaurer Kalk, können zugesetzt werden. Diese Mischung von Mineralstoffen
wird mit Kautschuk vermischt und gegebenenfalls unter Zusatz der nötigen Menge Schwefel
nach . gründlichem Durchkneten zu einer Platte verarbeitet, die dann vulkanisiert
wird. Die Platte kann in bekannter Weise mit einer Unterlage aus Gewebe o. dgl.
versehen werden. Der zur Herstellung der Platte dienenden Mischung kann auch in
mäßigen Grenzen Faktis und Harz zugesetzt werden, außerdem kann der Kautschuk teilweise,
in gewissen Fällen ganz, durch Kautschukregenerat ersetzt werden.
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B e i s p i e 1. 5o Gewichtsteile Kreide werden mit 2o Gewichtsteilen
Zinkweiß und insgesamt io Gewichtsteilen Bariumkarbonat, Faktis und Schwefel gemischt
und mit 2o Gev-ichtsteilen Kautschuk zusammen zweckmäßig mit Hilfe der üblichen
Mischwalzen verarbeitet. Aus dieser Masse wird eine Platte von etwa il/, bis 2 mm
Stärke gewalzt, die beispielsweise mit einem festen Gewebe unterlegt wird, das zweckmäßig
mit der Grunflinasse der Platte oder einer reicheren Kautschukmischung imprägniert
ist. Die Platte wird vulkanisiert und besitzt nach der Uertigstellung das äußere
Ansehen einer
hellen Kautschukplatte von großer Biegsamkeit, ist
aber so porös, daß sie bei der darauffolgenden Behandlung mit Ätzmassen, Druckfarben
usw. diese in der gewünschten Weise ähnlich wie der Lithographiestein annimmt. Die
Platte ist so fest, daß sie sich beim Drucken weder drängt noch rändert. Die mit
der Platte hergestellten Drucke zeigen vollstÄndig gleichmäßige Farbentiine ohne
Kleckse. Die Übertragung der "Zeichnung auf die Platte kann entweder von Hand unmittelbar
oder mittels Pausverfahrens, mit Hilfe der Photographie, der Projektion zwecks Herstellung
von Vergrößerungen oder \`erkleinerungen, durch Überdruck oder in sonstiger beliebiger
Weise erfolgen. Einfache Zeichnungen, wie Schriften, Flächen, Leisten tisw., werden
zweckmäßig durch Handzeichnung und Durchpausen auf die Platte übertragen, die zu
diesem Zwecke sorgfältig, insbesondere von Fett (entstanden durch Anfassen usw.),
gereinigt und auf eine glatte Unterlage gelegt wird. Wie beim Steindruck wird für
jede Farbe eine besondere Platte angefertigt, die je die erforderliche Zeichntu
1g, den Schnitt, die Brennung oder die Ätzung für die jeweilige in Anwendung komniende
Farbe zu tragen hat. Das Ausschneiden der Zeichnung erfolgt mit sehr scharfen Kerbschnittmessern,
der Brand mittels eines geeigneten Apparates, heißer Nadeln oder Messer. Alan kann
etwaige Fehlschnitte durch Einbringen bzw. Einvulkanisieren neuer Grundmasse ausbessern.
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Die Übertragung der "Zeichnung kann auch durch Atzung erfolgen, was
bei den bisher vorgeschlagenen Gummiplatten ausgeschlossen war. Das Ätzen erfolgt
mittels Fettsäure, durch welche die auszuhebenden Flächen aufgeweicht werden. Es
kann auch mir ein Anätzen der Umrisse vorgenommen werden, worauf diese dann mit
Messer und Nadel i:achgearbeitet werden.
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Das Einschneiden der Zeichnung in die Platte nach der Erfindung ist
wesentlich leichter als (las Arbeiten in Stein und kann beispielsweise von jedem
Künstler oder Zeichner hinncn kürzester Frist vollkommen erlernt «-erden. Die Handhabung
der Platte ist viel bequemer als die eines schweren Lithographiesteines. Man kann
die nur wenige -,\lilliineter starke Platte beispielsweise auf ein Reißbrett aufspannen
und nun in beliebiger Stellung an jeden Arbeitstisch arbeiten. Der Künstler oder
Zeichner ist nicht an die "tVerkstatt gebunden und kann die Arbeiten bequem zu Hatis
vornehmen und die fertiggestellten Platten praktisch wie Zeiclinungshlätter der
Druckerei übergeben. Hierdurch erniiiglicht sich die unmittelbare Heranziehung der
Künstler für die Herstellung der Druckplatten, so daß Druckarbeiten von hohem künstlerischem
Wert geschaffen -werden können. Für den Druck können die Platten nach der Erfindung
auf der gewöhnlichen Schnellpresse benutzt werden. nachdem die Gummiplatte auf einer
festen Unterlage, ain besten einem eisernen Fundament. ,auf Schrifthöhe montiert
ist. Die Befestigung auf dem Fundament kann beispielsweise durch Aufleimen oder
durch Aufnageln auf eingefügte Holzleisten erfolgen. Die Zurichtung erfordert einen
glatten Zylinder, jedoch darf :der Aufzug auf dem DrtickzN,linder nicht zu fest
sein. Durch An wen(hineines Paragunimituches, Molaskintuches o. dgl.. die über den
Zylinder gespannt werden, wird auch ein glattes und leuchtendes Ausdrucken selbst
größter Flächen erreicht. Die zu verwendende Farbe ist vorzugsweise leicht müssig,
ohne daß sie direkt laufen darf, es lassen sich aber mit den Platten aucb minderwertige
Farben noch mit guter Wirkung verdrucken.