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Mehrschichtige Druckplatte aus Kunststoff Im graphischen Gewerbe,
vor allem in der Plakatdruckerei, ferner in der künstlerischen Graphik, «-erden
in gewissem Umfang Druckplatten aus Linoleum für Hochdruck verwendet, bei denen
das Druckbild mit Messern, Sticheln o. dgl. eingeschnitten wird. Solche Druckplatten
weisen sowohl bei der Herstellung des Druckstocks wie auch in der Wiedergabe schwerwiegende
Mängel auf, deren Überwindung bisher nicht in befriedigender Weise gelungen ist.
Die Nachteile der bekannten Platten sind vor allein darin begründet, daß sich die
Anforderungen des Druckprozesses an die Platten, nämlich hohe Druckfestigkeit und
Standfestigkeit auch schmaler Stege, nicht vereinigen lassen mit der primären Forderung
leichter Bearbeitbarkeit der Platten bei der Herstellung des Druckstocks. Weiches,
elastisches Material läßt sich zwar in erwünschter Weise rasch, zeitsparend, kantenscharf
und vor allem sicher schneiden, deformiert sich jedoch unter dem hohen Preßdruck
und liefert rasch zunehmend unschöne oder unbrauchbare Druckbilder. Druck- und standfestes,
gewissermaßen hartes Material, das zahlreiche und gute Wiedergaben ermöglicht, läßt
sich hingegen nur schwer, unsicher und unter gewissem Arbeitsaufwand schneiden.
Dies macht sich besonders nachteilig bemerkbar bei der Abtragung solcher vom Druck
auszusparender Zwischenräume, bei denen wegen der Elastizität der Farbwalzen mit
zunehmender Flächengröße die Plattenschicht bis zu 3 mm Tiefe entfernt werden muß.Man
behilft sich deshalb vielfach mit dünneren Platten und schneidet ganze Flächen völlig
heraus, wodurch jedoch die in diesem Falle unumgänglich notwendige Befestigung der
Platte auf einer Unterlage äußerst schwierig wird, und zudem die Platte ihre Stabilität
verliert.
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Erfindungsgemäß können diese Nachteile und Schwierigkeiten dadurch
behoben werden, daß die Druckplatte aus mehreren, mindestens aber aus zwei Kunststoffschichten
aufgebaut wird, von denen die der Druckseite zugekehrte für die Güte der Wiedergabe
maßgebende Schneidschicht bei ausreichender Druckfestigkeit eine höhere Elastizität,
Zähigkeit und Feinkörnigkeit aufweist als die darunterliegende
Schicht.
Diese Eigenschaften gewährleisten eine einwandfreie Bearbeitbarkeit bei der Herstellung
des Druckstocks, der sich konturenscharf, rasch und sicher herausschneiden läßt.
Eine solche Ausbildung der Schneidschicht wird vorzugsweise dadurch erreicht, daß
Füllstoffe nur in geringen Mengen und von sehr feinkörniger Beschaffenheit zugesetzt
werden. Als solche können organische und/oder anorganische Stoffe dienen, wie beispielsweise
feines Korkmehl, Holzmehl, feinstverteilte Kieselsäure, Ruß, Lithopone u. dgl. Die
Wirkung dieser Maßnahme kann noch durch einen entsprechend erhöhten Zusatz an Weichmachern
unterstützt werden.
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Im Gegensatz zu dieser Schneidschicht besteht die darunterliegende
Tragschicht erfindungsgemäß aus einem Material höherer Druckfestigkeit, aber geringerer
Elastizität und Biegefestigkeit, das beim Schneiden des Druckbildes bis in die Tiefe
der Platte leicht und schnell abgetragen bzw. unter Umständen sogar abgeschabt werden
kann. Diese Schicht wird entweder durch größere Mengen Füllmittel und/oder durch
Erzeugung einer porösen Struktur aufgelockert. Da ein konturenscharfer Schnitt in
dieser Schicht nicht erforderlich ist, können vorzugsweise grobteilige Füllmittel
Anwendung finden. Die Stärke der Tragschicht soll im allgemeinen das Zwei- bis Achtfache,
vorzugsweise das Drei- bis Vierfache derjenigen der Schneidschicht betragen.
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Zur Versteifung und Verfestigung der erfindungsgemäß aufgebauten Platte
kann die Tragschicht mit einer Gewebeschicht unterlegt bzw. kann eine solche in
die Tragschicht eingebettet werden. Die Gewebeeinlagen sollen aus Leinen, Baumwolle
o. dgl. in feinmaschiger Webung bestehen.
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Für den Aufbau der Platten gemäß der Erfindung können die bekannten
durch Polymerisations- oder Kondensationsvorgänge erzeugten Kunststoffe, und zwar
sowohl härtbare wie thermoplastische, verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise
Polyv inylchloride, Polyvinylester, Polyacrylverbindungen, Phenolharze aller Art,
Kasein- oder Harnstoffprodukte o. dgl. Diesen Kunststoffen können zur Abstimmung
der Härte und Zähigkeit für die Verarbeitung auf die verschiedenen Schichten der
erfindungsgemäßen Platten neben Füllmitteln und Pigmenten in an sich bekannter Weise
unterschiedliche Mengen von als Weichmacher bekannten Stoffen, wie Trikresylphosphat,
Butylstearat, Palatinole u. dgl., zugesetzt werden.
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Es war nicht vorauszusehen, daß eine dünne, gut schneidbare Schneidschicht
durch Unterlegen einer druckfesteren, weniger zähen Tragschicht im Vergleich zu
linolartigen Platten eine stark verbesserte Bearbeitbarkeit und zugleich weit bessere
Druckergebnisse bei der Wiedergabe aufweist.
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Die Wirkung der vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Maßnahmen
zur Erzielung mehrerer Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften läßt sich durch
Verwendung härtbarer und/oder mit sinkender Arbeitstemperatur von selbst hartwerdender,
also thermoplastischer Kunststoffe noch wesentlich verbessern und vervollkommnen.
Bei der Benutzung \-on härtharen Kunststoffei wird in Anwendung der l#.rfiii(luig
so verfahren. daß das Druckbild in die noch ungeliärtete oder sch-%vach vorgehärtete
Platte eilgeschnitten und diese erst anschließend einer I l:irtung in bekannter
Weise unterzogen wird.
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Bei Aufbau der erfindungsgemäßen Platten aus thermoplastischen Stoffen
werden zweckmäßigerweise Kunststoffmischungen gewählt, deren Plastizität oberhalb
30° stark zunimmt. Bei solchen Platten wird das Druckbild hei erhöhter Temperatur,
etwa 35 bis 5o°, in die mäßig weiche, plastische Masse eingeschnitten, wobei nach
Abkühlen auf normale Temperatur eine harte, druckfeste Platte ohne weitere Behandlung
entsteht. Um das Schneiden des Druckbildes bei erhöhter Temperatur zu ermöglichen,
genügt bei kleineren Platten eine einmalige Anwärmung vor dem Schneiden. Bei größeren
Platten wird die Platte während des Schneidens zweckmäßig auf eine geheizte Unterlage
aufgelegt.
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Um das vor dem Schneiden erforderliche Aufbringen der Bild- bzw. Schriftvorlage
auf die Platte zu erleichtern, wird erfindungsgemäß die Schneidschiebt mit einer
sehr dünnen, zur Aufnahme von zeichnerischen Wiedergaben geeigneten Schicht überzogen,
der durch Zusatz entsprechender Pigmente eine von der Farbe der darunterliegenden
Schichten abweichende oder mit diesen kontrastierende Farbe verliehen wird. An Stelle
der Zeichenschicht kann nach der Erfindung auch eine Schicht aus lichtempfindlichem
Material treten, mit Hilfe derer die zu druckende Zeichnung oder Beschriftung auf
photographischem Wege aufgebracht werden kann.
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Der Aufbau der erfindungsgemäßen Druckplatte wird durch nachstehende
Beispiele näher erläutert. Beispiel i Bei einer Gesamtstärke der Platte von ,I mm
beträgt die Dicke der unter der dünnen, weißen Zeichenschicht liegenden Schneidschicht
i mm, die der darunterliegenden Tragschicht 3 mm. Beide Schichten bestehen aus Polyvinylchlorid,
dem in der oberen Schicht 25% Trikresylphosphat und in der unteren Schicht 15% als
Weichmacher zugesetzt werden. Die Schneidschicht enthält als Füllmittel 1% Ruß und
25% Korkmehl in der Feinheit von DIN 0,075 und darunter. Der Füllstoffanteil
der Tragschicht beträgt i % Ruß und 5o% Korkmehl mit einer Feinheit von DIN o,15
bis o,i.
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Beispiel e Bei gleicher Beschaffenheit und Abmessung der Zeichen-
und Schneidschichten wie in Beispiel i ist die Tragschicht in zwei Schichten von
2 bzw. i mm unterteilt, zwischen die ein feinfädiges Leinengewebe eingebettet wird.