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Vorrichtung zum Waschen von Geweben in Strangform mit einem oder mehreren
hintereinanderfolgenden Waschgängen mit Quetschwerk. Beim Waschen von Geweben in
Strangform dient das Wasser in der Hauptsache zum Auflösen der vom Strang in die
Maschine mitgeführten Verunreinigungen und zum weiteren Verdünnen der so im Strang
entstandenen Lösungen oder Emulsionen bis zu einem dem Waschgute und seiner weiteren
Veredlung nicht mehr nachteiligen Grade oder auch, wenn der Strang bereits mit Flotten
imprägniert in die Waschmaschine gelangte, zum entsprechenden Verdünnen dieser Flotten.
Diese Flotten besitzen in der Bleicherei im allgemeinen sauren oder basischen Charakter.
Der jeweilige Ver-. dünnungsgrad kann also im Prinzip durch Titration bestimmt werden.
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Die Verdünnung der im Warenstrang bereits vorhandenen oder beim Zutritt
des Waschwassers entstehenden Flüssigkeit oder Flotte geht um so energischer vor
sich, je mehr Wasser in der Zeiteinheit in das Innere des Stranges gelangt oder
je leichter die im Strang mitgeführten Verunreinigungen in das den Strang umgebende
Waschwasser diffundieren können. Die Intensität dieser Diffusion in der Zeiteinheit
wird als »Titerabfall« bezeichnet. In der Zeitschrift Textilberichte II, Heft 6
und 7, 1921 ist nachgewiesen worden, daß eine radiale Diffusion der Verunreinigungen
und der Bestandteile der Imprägnierflotten in das 'Waschwasser, das vom Strange
nicht zu den Quetschwalzen mitgeführt wird, zu einer erheblichen Wasserverschwendung
führen muß, insofern jeder dem gedachten folgende Strangabschnitt nicht mehr reines,
sondern bereits mehr oder minder verunreinigtes Waschwasser erhält, so daß, wenn
nicht durch weitere, die vom Strang benötigte Menge erheblich überschreitende Wasserzufuhr
dem entgegengewirkt würde, schließlich ein Verdünnen aufhören müßte, also auch der
Wascheffekt gleich Null würde. Gelingt es, die Wasserzufuhr so zu regeln, daß der
Strang ausreichend Wasser erhält, jene radiale Diffusion aber hintangehalten «,Tird,
so wird eine derartige Maschine mit dem Minimum an Wasser auskommen.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe nun durch Benutzung einer Vorrichtung
zum Waschen von Geweben in. Strangform mit einem oder mehreren hintereinanderfolgenden
einzelnen Waschgängen mit Quetschwerk, bei der in neuer Weise jedem Quetschwerk
ein Waschbehälter mit durchbrochenen stehenden Rohren vorgeschaltet ist, durch die
der zu waschende MYarenstrang unter Anschluß an die Innenwandung der Rohre auf und
ab geführt wird, wobei der Zufluß des Waschwassers zu den durchbrochenen Rohren
in achsialer Richtung zum Warenstrang erfolgt und durch einen die Rohre dicht umschließenden,
kolbenartig im Waschbehälter beweglichen einstellbaren Boden regelbar ist.
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Die neuartige Waschvorrichtung für Gewebe in Strangform ist auf der
Zeichnung als Beispiel dargestellt.
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Abb. 1 zeigt in schematischer Weise die Anordnung mehrerer solcher
Waschgänge in der Gruppierung zueinander in Seitenansicht, Abb. 4 dieselbe im Grundriß.
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Abb. 2 zeigt den einzelnen Waschgang mit
Quetschwerk
Q, dem Waschbehälter c mit den in ihm stehend angeordneten durchbrochenen Rohren
b und den den radialen Zufluß des Waschwassers regelnden, verstellbaren, kolbenartigen
Boden a.
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Abb. 3 ist ein wagerechter Schnitt nach der Linie A-A von Abb. 2.
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Die Grenze der zweckmäßigen Wasserzufuhr ist in der Wassertragfähigkeit
des Stranges gegeben und wird überschritten, wenn der Strang nennenswert Wasser
verliert. Anderseits tropft vom laufenden, stark durchtränkten Strang stets eine
gewisse Wassermenge ab, deren Ersatz noch vor dem Abquetschen im Interesse des systematischen
Auswaschens liegt. Durch eine stärkere Lochung des den einlaufenden Strang und eine
schwächere des den auslaufenden Strang umgebenden Rohres kann dem Rechnung getragen
werden. Die Einstellung des beweglichen Kolbens a erfolgt so, wie es Warencharakter
und Warengeschwindigkeit verlangen. Größere Warengeschwindigkeit oder schwere Waren
verlangen eine größere Wasserzufuhr, also eine tiefere Stellung des Kolbens, und
umgekehrt wird man den Kolben bei leichteren «"aren und geringerer Geschwindigkeit
entsprechend höher stellen.
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Der vollständige waschgang der neuen Ausbildung erhält außer den nötigen
Führungswalzen noch eine möglichst energisch wirkende Abquetschvorrichtung. Trotzdem
ist mit dem Passieren nur eines Waschganges keine praktisch genügende Waschwirkung
erzielbar, da die Verdünnung einer in die Maschine mitgeführten Flotte höchstens
ein Sechstel der ursprünglichen Konzentration betragen würde. Denn der Strang vermag
nicht mehr als ein bestimmtes Höchstmaß an Wasser mitzuführen, und dem Grade des
Abquetschens sind konstruktiv Grenzen gezogen. Infolgedessen muß man mehrere Waschgänge
verwenden. Da nun die Leistung des einzelnen genau bekannt ist bzw. auf einen bestimmten
Betrag eingestellt werden kann, so kann man deren Zahl entsprechend den übrigen
Verhältnissen des Betriebes wählen. Das war bei den bisherigen Strangwaschvorrichtungen
infolge ihrer Arbeitsweise so gut wie ausgeschlossen, und wir sehen auch keine Maschine
im Betrieb, die sich aus wirklich selbständig ausgebildeten Einzelwaschgängen zusammensetzt.
Der große Vorteil der neuen Erfindung wird auch darin gesehen, daß sie eine weitgehende
Verbesserung bereits vorhandener Waschmaschinen durch Hinzufügen einzelner der neuen
Waschgänge ermöglicht, namentlich bei Maschinen, denen bisher ein Übermaß an Wasser
zugeführt werden mußte, um zu einer einigermaßen befriedigenden Waschwirkung zu
gelangen. Man hat zu diesem Zwecke nur die Wasserzufuhr zur alten Maschine erheblich
herabzusetzen und einen Teil des so gesparten Wassers dem oder den neuen Waschgängen
zuzuführen.
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Um die Maschine nun zu benutzen, stellt man zunächst die dem auszuwaschenden
Gewebe entsprechende Quetschwirkung her, ermittelt deren Quetschfaktor, bestimmt
dann rechnerisch nach einer Formel (vgl. den Bericht in Textilberichte a. a. O.)
die dem verlangten Gesamttiterabfall entsprechende Zahl der Waschgänge und regelt
nun durch Senken des Kolbens a den Wasserzufluß der Waschgänge. Je schneller die
Maschine läuft, um so tiefer muß der Kolben stehen. Sobald ein nennenswertes Abtropfen
eintritt, ist das Höchstmaß erreicht.
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Eine Zusammenstellung von i2 der neuartigen Waschgänge ist in Abb,
i und Abb. a dargestellt, die vor allem auch zeigen sollen, welche Raumersparnis
durch zweckmäßiges Gruppieren der sich hierzu besonders eignenden Einzelwaschgänge
ermöglicht wird. Eine solche Waschmaschine gestattet bei höchster Ausquetschwirkung
und einem der Theorie 'entsprechenden Mindestwasserverbrauch eine Verdünnung auf
ein Zweimilliardstel der ursprünglichen Konzentration, eine Verdünnung, die selbst
durch Verwendung von dreien der gewöhnlichen Maschinen (32 Waschgänge) wohl nie
erreicht wird, obgleich diese erheblich mehr Wasser benötigen. Die Geschwindigkeit
der Warenförderung kann bei den neuen, im einzelnen so kleinen Maschinen weit über
das bisher bekannte Maß gesteigert werden.
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Die Einrichtung kann auch zum Imprägnieren von Strangwaren mit Flotten
vorteilhaft verwendet werddn, sie erlaubt dann deren sparsamste Ausnutzung.