DE3734835C2 - Verwendung einer im wesentlichen isotonischen Lösung zur Behandlung und Linderung von Augenkrankheiten - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft die Verwendung einer im wesentlichen isotonischen Lösung zur ophthalmologischen Anwendung, insbe­ sondere bei der Behandlung und Linderung der Symptome des Augentrockenheit-Syndroms. Der Hauptbestandteil solcher Augentropfen ist ein Feuchthaltemittel. Geeignete Feuchthal­ temittel sind isotonisches Glycerin oder andere niedrig­ molekulare, nichtpolymere feuchthaltende Polyole.

Isotonische Lösungen können als Augentropfen im Falle des Augentrockenheit-Syndroms verwendet werden. Sie können auch als Träger für pharmazeutisch aktive Bestandteile eingesetzt werden.

Zahlreiche Augenkrankheiten erfordern Behandlungen durch An­ wendung von flüssigen Präparaten bzw. Arzneimitteln, die verabreicht werden, um das Auge zu benetzen. Augentropfen werden auch häufig von Trägern von Kontaktlinsen benötigt. Die Augentrockenheit-Krankheit (Augenxerose) ist ein ernsthaftes Leiden, das die wiederholte Anwendung von Augentropfen je Tag erfordert. Gebräuchliche Augentropfen beruhen auf isotonischen Lösungen von verschiedenen anorgani­ schen Salzen mit oder ohne "nichtionische" Substanzen (siehe US-PS 4 409 205), häufig mit Zusatz einer Substanz von hohem Molekulargewicht, die die Viskosität der Tropfen erhöht. Zu den häufig verwendeten polymeren Substanzen gehören Methyl­ cellulose, Hydroxyethylcellulose, Polyvinylalkohol, Poly­ vinylpyrrolidon und Hyaluronsäure. Die Viskosität beträgt allgemein 1 bis 30 mPa·s (1 cp bis 30 cp). Die isotonischen Lösungen, die anorganische Salze enthalten, weisen bestimmte Nachteile auf, die mit ihrer physiologischen und Viskositäts-Leistung zu­ sammenhängen, vor allem, wenn sie kontinuierlich während einer längeren Zeitspanne angewandt werden.

In der WO 84 04 681 werden flüssige Arzneimittel für die Augenheilkunde beschrieben. Diese enthalten Sorbit oder Gly­ cerin und ein ophthalmologisch verträgliches Mittel zur Er­ höhung der Viskosität, welches ein Polymeres mit einem hohen Molekulargewicht und mit Carbonsäuregruppen ist. Die Visko­ sität ist kleiner als 15 000 cps.

Beim Einsatz von Mengen von 0,5 bis 0,2 Gew.-% an polyanio­ nischem Polymer müssen bei den ophthalmologischen viskosen Flüssigkeiten gemäß der genannten Literaturstelle jedoch Salze verwendet werden, um die beanspruchten Viskositäten zu erreichen. Da solche Augentropfen oft über lange Zeiten hin­ weg verwendet werden müssen, ist die Verwendung von Salzen nachteilig.

Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verwendung einer im wesentlichen isotonischen Lösung zur Be­ handlung und Linderung von Augenkrankheiten, die mit den Symptomen der Augentrockenheit einhergehen, zur Verfügung zu stellen, wobei dadurch die Nachteile der bekannten Augen­ tropfen überwunden werden sollen.

Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung einer im wesent­ lichen isotonischen Lösung, umfassend ein physiologisch ver­ trägliches, nichtionisches organisches Feuchthaltemittel, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Glycerin oder ande­ ren niedrigmolekularen, nichtpolymeren feuchthaltenden Poly­ olen, in Kombination mit erforderlichen Hilfs- oder Zusatz­ stoffen,
ein ophthalmologisch verträgliches Polymeres mit einem hohen Molekulargewicht und mit Carbonsäuregruppen zur Erhö­ hung der Viskosität auf einen Wert im Bereich von 1 bis 30 mPa·s, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Hyaluronsäure, Polyacrylsäure oder Carbomeren in einer Menge von weniger als 0,05 Gew.-%,
und weniger als 1,5 Millimol/Liter anorganisches Salz, nicht eingeschlossen das Salz von ionischen, viskositätsver­ stärkenden Mitteln,
zur Behandlung und Linderung von Augenkrankheiten, die mit den Symptomen der Augentrockenheit einhergehen.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die oben be­ schriebene Verwendung so, daß die im wesentlichen isotoni­ sche Lösung weiterhin in angemessener Konzentration ein an­ tibakterielles Mittel, ein Antivirusmittel, ein Antipilzmit­ tel, ein Antiglaucommittel oder ein entzündungshemmendes Mittel enthält.

Die erfindungsgemäß verwendeten Augentropfen haben vorteil­ hafte Eigenschaften im Vergleich mit den gebräuchlichen Augentropfen. Die Augentropfen beruhen auf der Verwendung eines Feuchthaltemittels, wie Glycerin, Sorbit oder anderen physiologisch annehmbaren feuchthaltenden bzw. befeuchtenden Polyolen.

Durch die Verwendung geringerer Mengen an Polymeren als beim vergleichbaren Stand der Technik gemäß der WO 84 04 681 ist ein Salzzusatz erfindungsgemäß nicht erforderlich. Dadurch ergibt sich ein nicht-newtonsches Verhalten der beanspruch­ en isotonischen Lösung bei einer relativ niedrigen Aus­ gangsviskosität der Formulierung. Dies war überraschend und hat für den Fachmann nicht nahegelegen.

Die erfindungsgemäß verwendeten Augentropfen können als solche für die Behandlung der Augen­ trockenheit-Krankheiten verwendet werden. Die isotonischen Lösungen können als Träger für verschiedene Arten von in der Augenheilkunde verwendeten Medikamente eingesetzt werden. Sie können unter anderem als Träger für zahlreiche antimikro­ bielle Mittel, wie Antibiotika, Antivirusmittel und ähnliches Verwendung finden. Das Glycerin sowie die anderen Substanzen, die erfindungsgemäß verwendet werden, sind selbst Feuchthaltemittel, d. h. sie können Wasser halten bzw. zurückhalten.

Das erfindungsgemäß verwendete Arzneimittel zur ophthalmologischen Anwendung kann gebräuchliche Zusätze und Hilfsstoffe ent­ halten, um zu verhindern, daß es sich beim Lagern zersetzt. Diese Zusätze und Hilfsstoffe sind allgemein bekannt und werden in den einzelnen Beispielen nicht angegeben. Außerdem muß ein entsprechendes Additiv verwendet werden, um die gewünschte notwendige Viskosität einzustellen. Mittel, die die Visko­ sität erhöhen, sind allgemein Verbindungen mit hohem Molekular­ gewicht, die physiologisch verträglich sind. Die Viskosität wird auf einen Wert im Bereich von 1 bis 30 mPa·s (1 cp bis 30 cp) eingestellt; der bevorzugte Bereich liegt bei etwa 3 bis etwa 20 mPa·s (3 bis etwa 20 cp) bei einer Scherrate von 100 s^-1, wohingegen bei einer Scherrate von 1 s^-1 die Viskosität weniger als 150 mPa·s (150 cp) be­ trägt (vgl. Fig. 2). Eine derartige nicht-newtonsche Eigenschaft wird durch Salze zerstört (vgl. Fig. 1, unterste Kurve). Besonders vorteilhafte Ergebnisse werden mit Hyaluronsäure oder Polyacrylat erzielt, entweder alleine oder in Kombination mit anderen physiologisch verträglichen hoch­ molekularen Substanzen.

Die Augentropfen beruhen auf physiologisch annehmbarem bzw. verträglichem Feuchthaltemittel. Feuchthaltemittel der Wahl sind Glycerin, Sorbit und andere verträgliche, feuchthaltende Polyole. Diese sind organische, nichtionische Substanzen, und sehr gute Ergebnisse wurden durch Anwendung dieser Sub­ stanzen erzielt.

Die Feucht­ haltemittel werden stets in Form einer im wesentlichen iso­ tonischen Lösung verwendet. Die Augentropfen werden sterili­ siert und, wenn erforderlich, werden geeignete Mittel zuge­ setzt, um nachteilige Veränderungen durch Bakterien oder Fungi zu verhindern.

Es wurden Lösungen dieser Art zur Behandlung der Augentrocken­ heit-Krankheit getestet. Es wurden auch Arzneimittel zur ophthalmologischen Anwendung hergestellt, die antimikrobielle Mittel und Antivirusmittel enthielten, bei denen der Träger eine wie oben definierte isotonische Lösung war.

Die Erfindung wird in den folgenden Ausführungsbeispielen näher erläutert.

Beispiel 1

Isotonische Lösung für ophthalmologische Anwendung:
Es wurde eine isotonische Lösung hergestellt, die enthielt:

Glycerin|1,7 g
Natrium-hyaluronat	0,05 g
Wasser, ad	100 ml

Beispiel 2

Isotonische Lösung für ophthalmologische Anwendung:
Es wurde eine isotonische Lösung hergestellt, die enthielt:

Glycerin|2,75%
Carbomer	0,03%
Wasser, ad	100 ml

Beispiel 3

Isotonische Antivirus-Lösung zur ophthalmologischen Anwendung:
Zu 100 ml der Lösung der Beispiele 1 und 2 wurde zu­ gegeben:
0,1 g Idoxuridin.

Beispiel 4

Isotonische Antiglaucom-Lösung:
Zu 100 ml der Lösung der Beispiele 1 und 2 wurde zu­ gegeben:
2 g Pilocarpin.

Beispiel 5

Isotonisches antibakterielles Präparat zur ophthalmologi­ schen Anwendung:
Zu 100 ml der Lösung der Beispiele 1 und 2 wurde zu­ gegeben:
0,5 g Chloramphenicol.

Beispiel 6

Entzündungshemmende Lösung zur ophthalmologischen Anwendung:
Zu 100 ml einer Lösung der Beispiele 1 und 2 wurde zugegeben:
0, 05 g Dexamethason-natriumphosphat.

In allen Beispielen wurde die Lösung isoton und auf pH-Wert 7 eingestellt.

Geeignete gebräuchliche Stabilisatoren und Konservierungsmit­ tel wurden zugegeben.

Eine Gruppe von 20 Patienten, die am Augentrockenheit-Syndrom litten, wurde mit der Augenlösung des Beispiels 1 behandelt.

Bei gebräuchlichen Präparaten mußten die Augentropfen mehr als viermal täglich angewandt werden. Bei Einsatz des Mittels des Beispiels 1 nahm die benötigte durchschnittliche Menge auf 2 Anwendungen täglich ab.

Augentropfen, die eine entzündungshemmende Lösung gemäß Bei­ spiel 6 enthielten, wurden zur Behandlung von Augenentzündun­ gen verwendet. Die Tropfen wurden gut vertragen, und es wur­ den gute Ergebnisse ohne irgendwelche Irritationen der Augen erzielt.

Linderung trat sehr schnell ein.

Die feuchthaltenden Eigenschaften der erfindungsgemäß verwen­ deten Präparate bzw. Arzneimittel werden leicht nachgewiesen durch Aufbringen einer isotonischen Lösung auf die Haut des Unterarms und durch Messen der elektrischen Leitfähigkeit oder Kapazitanz der Hornhautschicht eine halbe Stunde nach dem Aufbringen. Eine Zunahme der Leitfähigkeit oder Kapazitanz ist ein Anzeichen für einen Feuchthalte-Effekt.

Claims (2)

1. Verwendung einer im wesentlichen isotonischen Lösung, umfassend ein physiologisch verträgliches, nichtionisches organisches Feuchthaltemittel, ausgewählt aus der Gruppe be­ stehend aus Glycerin oder anderen niedrigmolekularen, nicht­ polymeren feuchthaltenden Polyolen, in Kombination mit er­ forderlichen Hilfs- oder Zusatzstoffen,
ein ophthalmologisch verträgliches Polymeres mit einem hohen Molekulargewicht und mit Carbonsäuregruppen zur Erhö­ hung der Viskosität auf einen Wert im Bereich von 1 bis 30 mPa·s, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Hyaluronsäure, Polyacrylsäure oder Carbomeren in einer Menge von weniger als 0,05 Gew.-%,
und weniger als 1,5 Millimol/Liter anorganisches Salz, nicht eingeschlossen das Salz von ionischen, viskositätsver­ stärkenden Mitteln,
zur Behandlung und Linderung von Augenkrankheiten, die mit den Symptomen der Augentrockenheit einhergehen.

2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die im wesentlichen isotonische Lö­ sung weiterhin in angemessener Konzentration ein antibakte­ rielles Mittel, ein Antivirusmittel, ein Antipilzmittel, ein Antiglaucommittel oder ein entzündungshemmendes Mittel ent­ hält.