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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine ophthalmische Zusammensetzung,
enthaltend N-Acetylcystein, zur Behandlung des Syndroms trockener
Augen. Spezieller betrifft die Erfindung Zusammensetzungen, die N-Acetylcystein
als aktiven Bestandteil enthalten, welche für die topische Verabreichung
in Augentropfen geeignet sind, da sie aufgrund der Anwesenheit eines
neutralisierenden Agens für
N-Acetylcystein, welches keine nachteiligen Auswirkungen auf die
Osmolarität
der Zusammensetzung hat, mit der Tränenflüssigkeit isoton sind.
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Wie
bekannt, ist der präokulare
Tränenfilm
eine organisierte Flüssigkeitsstruktur,
welche die Bindehaut und die exponierte Oberfläche des Augapfels bedeckt.
Unter normalen Bedingungen erscheint der Tränenfilm als komplexe dreischichtige
Struktur, bestehend aus:
- • einer inneren mukösen Schicht,
zusammengesetzt aus einer Glycoprotein-Mischung (Mucin), welche
von spezialisierten Zellen (Becherzellen), die im Bindehaut-Epithel
vorliegen, hergestellt wird – diese
Schicht haftet an dem Hornhaut-Bindehaut-Epithel
und bildet eine hydrophile Oberfläche;
- • einer
reichlich vorhandenen wässerigen
Zwischenschicht, welche die oben genannte hydrophile Oberfläche überlagert,
reich an Sauerstoff ist und im Wesentlichen aus Wasser, Elektrolyten,
Proteinen, Enzymen und Mucin zusammengesetzt, welches eine trophische,
Schutz-, Träger-
und optische Funktion hat;
- • einer
dünnen äußeren Lipidschicht,
welche hauptsächlich
zur Regulierung der Verdampfungsrate von Wasser aus dem Tränenfilm
dient.
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Die
vorgenannte dreischichtige Struktur stellt eine komplexe physiologische
Struktur dar, deren Hauptfunktionen diejenigen des Schutzes der
Augenoberfläche,
Aufrechterhaltung der Hydratation, Schmierung und Sauberkeit der
Hornhautoberfläche
und der Beitrag zur Bereitstellung einer angemessenen Sehkraft sind.
Das perfekte Gleichgewicht und die kontinuierliche Erneuerung dieses
physiologischen Systems sind eine erforderliche Voraussetzung, damit
es in der Lage ist, seine Funktionen zu erfüllen. Damit dies geschehen
kann, muss es zunächst
eine konstante, jedoch nicht übermäßige Wasserverdampfung
aus der Tränenflüssigkeit
geben, sodass sie die Osmolarität
um einen physiologischen Wert von 300 mOsm/kg hält, und der Tränenfilm
muss kontinuierlich auf der Hornhautoberfläche durch Blinzeln neu verteilt
werden.
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Verschiedene
pathologische oder anomale Zustände
des Auges treten durch eine Ungleichmäßigkeit oder Veränderungen
des Tränenfilms
auf, beispielsweise als Folge einer unzureichenden Zwinkerrate,
längeren
Anwendung von Kontaktlinsen, der Anwendung bestimmter systemischer
pharmazeutischer Arzneiwirkstoffe oder seniler Hyposekretion. In
diesem Kontext soll der Begriff "Syndrom
trockener Augen" eine
Gruppe pathologischer Manifestationen des Augenbereichs bedeuten,
welche gekennzeichnet sind durch die Verringerung und/oder veränderte Zusammensetzung
des Tränenfilms,
während
die charakteristischen Veränderungen
der Hornhautoberfläche,
welche auf diese Weise hervorgerufen werden, angemessener mit dem
Begriff "Keratokonjunktivitis
sicca" bezeichnet
werden. Wie möglicherweise
selbstverständlich,
ist das trockene Auge eine klinische Störung, welche bezüglich ihrer
Häufigkeit
schwierig zu definieren ist, da sie aufgrund ihrer oft allgemeinen
und unspezifischen Symptome und Objektivität nicht immer erkannt wird
(M.A. Lemp, Recent Developments in dry eye management, Ophthalmology
10, 1299-304 (1987); M.A. Lemp, Dry eye syndro mes: treatment and
clinical trials. Adv. Exp. Med. Biol., 350, 553-9 (1994); M.A. Lemp,
Epidemiology and classification of dry eye, Adv. Exp. Med. Biol.,
438, 791–803
(1998)). Ein Patient mit dem Syndrom der trockenen Augen zeigt Störungen wie
Bindehautrötung,
Schwierigkeiten beim Öffnen
der Augenlider beim Erwachen, eine brennende, prickelnde und sandige
Empfindung, ein Gefühl
eines Fremdkörpers
und auch Photophobie. Mögliche Komplikationen
reichen von Keratopathie mit Oberflächendisepithelisierung bis
zu infektiöser
Keratitis und sogar schweren infektiösen degenerativen Pathologien
der Hornhaut.
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Vom
diagnostischen Standpunkt aus kann neben einer Beurteilung seiner
eigenen Art von Symptomen das Syndrom der trockenen Augen durch
etablierte Prozeduren identifiziert und überprüft werden, von denen die üblichsten
die Messung der Tränenproduktion
(der Schirmer-Test), Tränenfilm-Zusammenbruchzeit
(„break up
time"; BUT) nach
Zwinkern und eine Beurteilung der Augenoberflächenfärbung unter Verwendung von
Bengalrosa oder Fluoreszein sind. Darüber hinaus kann der Wert der
Tränenosmolarität als objektiver
Parameter des untersuchten pathologischen Zustands genommen werden,
da demonstriert wurde, dass bei pathologischen Zuständen dieser
Wert im Mittel um 30–40
mOsm/kg zunimmt.
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Mögliche ätiologische
Faktoren gibt es viele. Es ist manchmal selbst mit aufwendigen Untersuchungen und
anspruchsvoller Ausrüstung
nicht möglich,
die Ursache dieses Syndroms zu erkennen. In diesem Fall spricht
man von einer "essentiellen
Form", welche ausschließlich als
Symptom behandelbar ist. In Anbetracht der Tatsache, dass Tränenfilmveränderungen
unterschiedliche pathologische Interpretationen und therapeutische
Ansätze
mit sich bringen können,
je nach der Art der Tränenkomponente,
welche verändert
gefunden wird, besteht ein we sentlicher Schritt in der Ermittlung,
ob sich die Anomalie inder Lipidoberflächenkomponente, in der wässerigen
Schicht oder in der inneren Mucinschicht befindet (M. Miglior, P.
Troiano, Lacrimal film pathologies: classification and rationale
of the therapy, in Symposium on the Lacrimal System, Toronto, 25.
Juni 1994, herausgegeben von J. Hurwitz et al., Kugler & Ghedini Publ.,
(1995)), um dann die treffenderen Schlussfolgerungen unter einem
therapeutischen Gesichtspunkt zu ziehen.
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Die
Veränderung
der äußeren Lipidkomponente,
welche an sich kein sehr häufiger
Fall ist, ist gewöhnlich
auf eine Blepharitis zurückzuführen und
muss als solche behandelt werden. In dem häufigeren Fall, dass die wässerige
Zwischenschicht verändert
ist, besteht diese Veränderung
immer aus einer quantitativen Verringerung dieser Komponente, in
Verbindung mit einer übermäßigen Verdampfung,
welches zu der vorgenannten Erhöhung
der Osmolarität
der Tränen
führt.
In diesem Fall sind spezielle Zusammensetzungen in Augentropfen
indiziert, bekannt als "künstliche
Tränen", in Formulierungen,
die reich an Wasser sind und wenig oder keine mukomimetischen Agenzien
enthalten, möglicherweise
assoziiert mit Hornhautkontaktlinsen niedriger Hydratation.
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Wenn
die Veränderung
in der inneren Mucinschicht vorliegt, ist der Fall besonders schwierig.
Es ist bekannt, dass die Integrität der Mucinschicht eine der
essentiellen Faktoren bei der Aufrechterhaltung der Tränenfilmstabilität ist, da
das Mucin die Benetzbarkeit der Hornhautoberfläche verbessert, dem wässerigen
Film die kontinuierliche und homogene Haftung an der exponierten
Oberfläche
erlaubt, die Stabilität
gewährleistet und
die Viskosität
der fluiden Phase erhöht,
was einen zu schnellen Fluss aus dem Bindehautsack verhindert.
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Bezüglich der
Veränderungen
der Mucinschicht wurde berichtet (M. Miglior et al., loc. cit.),
dass sie entweder mit einem Mucus-Defizit oder einem Überschuss
auftreten können.
Wenn Mucin fehlt oder nicht ausreichend vorhanden ist, wird die
Hornhaut unbenetzbar und aufgrund des Ungleichgewichts zwischen
den anwesenden Elektrolyten und Glycoproteinen wird der Tränenfilm
instabil und kann zusammenbrechen, wodurch trockene Bereiche erzeugt
werden. Im zweiten Fall koaguliert ein Überschuss an Mucin zu Fäden, welche
immer noch die Benetzbarkeit der Augenoberfläche behindern, und führt zur
Bildung trockener Bereiche und zu einer Schädigung des Hornhautepithels.
In dieser Situation ist es ebenfalls möglich, auf einer topischen
Augenebene zu intervenieren, indem geeignet formulierte "künstliche Tränen" verwendet werden, denen geeignete Integratoren
der Mucinkomponente und Mukomimetika (nämlich verschiedene Cellulosederivate,
Polyvinylderivate wie Polyvinylpyrrolidon und Polyvinylalkohol,
verschiedene Polysaccharide und deren Derivate, wie z.B. Dextran,
Hyaluronsäure,
Chondroitinsulfat etc.) zugesetzt wurden, oder, im Fall eines Überschusses
der Mucinkomponente, mukolytische Agenzien wie N-Acetylcystein verwendet
werden.
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Spezieller
wird für
die Verringerung des Tränenmucus
und die Fluidisierung hauptsächlich
N-Acetylcystein für
sowohl die topische als auch systemische Verabreichung verschrieben.
Alternativ können
andere Mukolytika, wie z.B. Carboxymethylcystein, Bromhexin und
Ambroxol (die letzteren beiden auch mit einer nicht besser definierten
sekretionsstimulierenden Wirkung), zur systemischen Verabreichung
eingesetzt werden. Der erste der vorgenannten aktiven Bestandteile
mit der folgenden Strukturformel
ist ein Derivat der natürlichen
Aminosäure
L-Cystein, welches sich klinisch von Nutzen als mukolytisches Agens
bei akuten und chronischen bronchopulmonären Pathologien erweist und
somit hauptsächlich
für diese Störungen verschrieben
wird, meistens unter Anwendung systemischer Verabreichung. Es wird
angenommen, dass dieses Molekül
seine Aktivität
durch "Aufbrechen" der Disulfid(S-S)-Bindungen
des Mucus ausübt
und somit seine Viskosität
reduziert. Im Auge können
N-Acetylcystein-Lösungen die
Mucusfäden
auflösen
und dadurch die Viskosität
der Tränen
verringern.
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N-Acetylcystein
(hier auch als N-AC bezeichnet) ist eine relativ starke Säure und
kann als solche nicht direkt der Augenoberfläche appliziert werden, sondern
nur, nachdem es in geeigneter Weise neutralisiert wurde. Beispielsweise
hat eine 4 gew.-%ige wässerige
N-AC-Lösung
einen pH-Wert von 1,90 und bevor sie in Augentropfen eingesetzt
werden kann, muss die Säureform
neutralisiert werden, beispielsweise mit NaOH, um das entsprechende
Natriumsalz zu ergeben und den pH-Wert in einen Bereich zu bringen,
der vom menschlichen Auge physiologisch toleriert wird. Jedoch hat
die notwendige Neutralisierung den Nachteil der Erhöhung der
Osmolarität
der resultierenden Lösung,
welche von einem ursprünglichen
Wert von 241 mOsm/kg auf Werte hochgeht, die einer hohen Hypertonie
entsprechen. Diesbezüglich
beschreibt das italienische Patent Nr. 1 151 755 (Bruschettini s.r.l.)
eine Augentropfenzusammensetzung, enthaltend N-AC, bei welcher der
aktive Bestand teil mit einem Dinatriumphosphatpuffer und einer ausreichenden
Menge an Natriumhydrogencarbonat, um den pH-Wert der Lösung in
den Bereich von 6,6–7,0
zu bringen, ergänzt
ist. Obwohl dieses Dokument keine resultierenden Unannehmlichkeiten
bezüglich
der Verträglichkeit
hervorhebt, wird Hypertonie als fundamentales Charakteristikum der
vorgeschlagenen Formulierung angegeben.
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Eine
weitere Formulierung auf N-Acetylcystein-Basis für die topische ophthalmische
Anwendung wird in EP-A-0 551 848 (Zambon Group S.p.A.) beschrieben,
worin die N-AC-Lösung,
vorzugsweise 4 Gew.-%, mit Polyvinylalkohol assoziiert ist, um ein
Produkt mit verbesserter Aktivität
zur Behandlung von Keratokonjunktivitis sicca zu erhalten. In diesem
Fall berichtet das Dokument nicht über die Osmolaritätswerte,
die von den vorgeschlagenen Formulierungen präsentiert werden, es ist jedoch
aus den entsprechenden Zusammensetzungen klar, dass es sich um stark
hypertone Formulierungen handelt.
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Tatsächlich präsentieren
gegenwärtig
im Handel erhältliche
Augentropfen auf N-AC-Basis viel höhere Osmolaritätswerte
als der "physiologische" Wert von 300 mOsm/kg.
Diese Werte sind > 1000
mOsm/kg für
das Produkt, das unter der Marke Brunac® vertrieben
wird (Bruschettini s.r.l., enthaltend 5 % N-AC) und etwa 900 mOsm/kg
für das
Tirocular®-Produkt
(ACRAF S.p.A., enthaltend 4 % N-AC). Wie zuvor bezüglich der
Bedeutung, eine übermäßige Tränenfilmhypertonie
zu vermeiden, dargelegt, ist es ersichtlich, dass die vorgenannten Formulierungen
reizend und potentiell schädigend
für die
Hornhautoberfläche
sein können.
Dies ist um so mehr der Fall, wenn in Betracht gezogen wird, dass
die Tränenflüssigkeit
vom Patienten mit dem Syndrom der trockenen Augen bereits hyperton
ist und somit die relative Behandlung diese Zustände durch Verab reichung hypertoner
Präparate
nicht verschlimmern darf. Aus genau diesen Überlegungen heraus werden künstliche Tränen in isotonen
oder vorzugsweise hypotonen Formulierungen hergestellt (F. J. Holly,
D. W. Lamberts, Effect of nonisotonic solutions on tear film osmolality,
Invest. Ophthalmol. Vis. Sci., 20, 236 (1981)).
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Auch
bei Berücksichtigung
der Möglichkeit
der Neutralisierung von Acetylcystein mit organischen Basen und
nicht einer anorganischen NaOH-Base werden immer noch stark hypertone
Lösungen
erhalten, wie die folgenden Beispiele zeigen. Neutralisierung
mit Natriumhydroxid
N-AC | 5,00
g |
Viskositätserhöhendes Polymer | 1,00
g |
NaOH | 1,18
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,00; Osmolarität = 644 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Lysin
N-AC | 5,00
g |
L-Lysin | 4,50
g |
Natriumedetat | 0,10
g |
Viskositätserhöhendes Polymer | 2,00
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,00; Osmolarität = 620 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Arginin
N-AC | 5,00
g |
L-Arginin | 6,20
g |
Natriumedetat | 0,10
g |
Viskositätserhöhendes Polymer | 2,00
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,00; Osmolarität = 656 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Histidin
N-AC | 4,00
g |
L-Histidin | 8,00
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 6,50; Osmolarität = 409 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Methylglucamin
N-AC | 4,00
g |
L-Methylglucamin | 3,40
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,30; Osmolarität = 490 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Glycinnatriumcarbonat
N-AC | 4,00
g |
L-Glycinnatriumcarbonat | 3,60
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,20; Osmolarität = 1636 mOsm/kg Neutralisierung
mit L-Glucamin
N-AC | 4,00
g |
L-Glucamin | 4,80
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 7,30; Osmolarität = 631 mOsm/kg
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Die
vorstehenden Beispiele zeigen, dass allgemein verwendete pharmazeutische
Neutralisatoren zu beträchtlich
hypertonen Formulierungen im Falle von 5,0 % oder 4,0 % N-Acetylcystein
und sowohl in Anwesenheit als auch in Abwesenheit eines viskositätserhöhenden Polymers
führen.
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In
Anbetracht des Vorstehenden besteht eine Aufgabe der vorliegenden
Erfindung in der Bereitstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
auf Acetylcystein-Basis für
die topi sche ophtnalmische Anwendung, welche vorteilhafterweise
in mukolytisch aktiven Präparaten
für die
Behandlung des Syndroms der trockenen Augen verwendet werden kann,
ohne die Nachteile schlechter Verträglichkeit oder Toxizität für Augengewebe
zu bieten, die normalerweise mit niedrigen pH-Werten und vor allem mit Osmolaritätswerten,
die viel höher
als die physiologischen sind, verbunden sind. Spezieller muss die
ophthalmische Präparation – obwohl sie
die mukolytischen Eigenschaften von Acetylcystein nutzt – chemisch
annähernd
neutral und gleichzeitig isoton oder vorzugsweise hypoton sein.
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Diesbezüglich schlägt die vorliegende
Erfindung die Neutralisierung des Acetylcysteins mit einem basischen
Agens vor, welches, obwohl es positiv zur Gesamtleistung der Formulierung
als künstlichen
Tränen beiträgt, auch
wenig zum Tonus beiträgt
und es somit erlaubt, N-AC-Lösungen,
welche isoton oder sogar hypoton mit der Tränenflüssigkeit sind, zu erhalten.
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Im
Rahmen der Untersuchungen, welche zu der vorliegenden Erfindung
führten,
wurde festgestellt, dass ein polykationisches Derivat von Dextran,
Diethylaminoethyldextran (DEAE-Dextran),
welches Diethylaminoethylgruppen in Verknüpfung mit den Glucosegruppierungen
des Dextranskeletts über
Etherbindungen, welche außerordentlich
stabil gegenüber
Säurehydrolyse
sind, enthält, überraschend
effektiv ist bei der Neutralisierung der Azidität von N-Acetylcystein durch
Bildung des entsprechenden Salzes, ohne zum Tonus der resultierenden
Lösung
nennenswert beizutragen. Gleichzeitig beinhaltet die Formulierung,
welche durch Neutralisierung von N-AC mit dem polykationischen Derivat
von Dextran erhalten wird, bereits ein viskositätserhöhendes Polymer, dessen Anwesenheit,
wie bereits festgestellt, bei sehr vielen Storungen, die mit dem
Syndrom der trockenen Augen verbunden sind, vorteilhaft ist.
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DEAE-Dextran,
welches bereits bekannt ist und in der Medizin zur Behandlung von
Hypercholesterinämie und als Antilipidämikum (US-Patente 3 627 872
und 4 160 826) allgemein verwendet wird, wird erhalten durch Umsetzung
von 2-Chlorethyldiethylamin in alkalischer Lösung mit Dextran – einem
Polysaccharid, dessen Strukturformel wie folgt dargestellt werden
kann:
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Als
Ausgangspolysaccharid ist das Diethylaminoethyl-Derivat aufgebaut
aus Glucopyranoseeinheiten, die hauptsächlich über 1→6-Bindungen verknüpft sind,
während
eine kleine Anzahl von 1→3-Bindungen
(und im geringeren Ausmaß 1→2- und 1→4-Bindungen) für die Seitenkettenverzweigung
verantwortlich sind. Das mittlere Molekulargewicht beträgt etwa
500 000 und der Stickstoffgehalt etwa 3,2 %, welches einer Kationengruppe
für jeweils
drei Glucoseeinheiten entspricht. Ähnlich wie Dextransulfat ist
DEAE-Dextran ein Polyelektrolyt und dessen Eigenschaften unterscheiden
sich beträchtlich
von dem Ausgangspolymer Dextran.
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Nachdem
es ein polykationisches Produkt ist, ist DEAE-Dextran normalerweise
im Handel in der Salzform des entsprechenden Chlorids oder Sulfats
erhältlich.
Die Form der freien Base, erforderlich als Ausgangsreagenz zur Neutralisierung
von N-Acetylcystein
wie gemäß der vorliegenden
Erfindung vorgeschlagen, kann beispielsweise aus DEAE-Dextran-Chlorid
(oder Sulfat) durch Behandlung mit Ionenaustauscherharzen nach dem
folgenden Verfahren hergestellt werden.
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Ein
Ionenaustauscherharz (DOWEX 1 × 8,
30 ml) wird in eine Säule
gepackt und mit 0,1 N NaOH behandelt, um es zu hydratisieren und
aktivieren. Anschließend
wird 1 N NaOH durch das Harz geleitet. Das Harz wird dann ausgiebig
in Wasser gewaschen, um das überschüssige NaOH
zu eliminieren, und eine 5 %ige DEAE-Dextran-HCl-Lösung wird
in die Säule
eingeführt.
Die Lösung
in der Säule,
enthaltend basisches DEAE-Dextran, wird durch Verdampfung unter
verminderten Druck konzentriert und dann getrocknet.
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Zur
Bestimmung der Neutralisierungskapazität für N-Acetylcystein, mit dem es zu formulieren
ist, wird das Produkt in Form einer freien Base, wie erforderlichenfalls
aus dem obigen Vorgang erhalten, mit 0,1 N HCl titriert. Dieser
Vorgang, welcher eine präventive
Bestimmung der Anzahl chemischer Äquivalente ermöglicht, die
in der Masseeinheit des Neutralisierungsmittels enthalten sind,
kann beispielsweise durchgeführt
werden durch eine "Rücktitration", wobei zu einer
bestimmten Menge von basischem DEAE-Dextran, welches in destilliertem
Wasser gelöst
ist, zuerst ein Überschuss
an starker Säure
(HCl) zugegeben wird und dann der Überschuss an starker Säure mit
einer starken Base (NaOH) titriert wird. Die pH-Werte, potentiometrisch
gemessen, welche mit diesem Vorgang erhalten werden, sind in einem
der beigefügten
Dia gramme angegeben Als Beispiel und unter Bezugnahme auf bestimmte
spezielle Ausführungsformen
der Erfindung zeigt
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1 eine
Titrationskurve des basischen DEAE-Dextrans, das in der Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung verwendet wird;
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2 die
Ergebnisse des Schirmer-Tests bei einer Beurteilung der Aktivität der Zusammensetzung
in einem Versuchsmodell des Syndroms der trockenen Augen beim Kaninchen;
und
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3 die
Ergebnisse der Beobachtung der Hornhaut nach Anfärbung mit Natriumfluoreszein
mit einer Spaltlampe im selben Versuchsmodell beim Kaninchen.
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Zunächst werden
die beiden Figuren, welche die Anwendungsversuche der Zusammensetzungen
der Erfindung zeigen, die später
behandelt werden, außer
Acht gelassen und es wird auf die Titration des basischen DEAE-Dextrans
zurückgekommen. 1 zeigt
die potentiometrische Kurve, welche erhalten wird bei Anwendung
der vorgenannten Prozedur zur Behandlung von 0,08 g basischem DEAE-Dextran,
gelöst
in 5 ml destilliertem Wasser, wozu 5,0 ml N/10 HCl zugegeben wurden.
Die potentiometrische Titration der überschüssigen HCl mit NaOH, wobei
die nacheinander erhaltenen pH-Werte im Diagramm angegeben sind,
zeigte, dass der Umkehrpunkt bei pH 7,0 nach Zugabe von 3,6 ml basischer
Lösung
erreicht wurde. Somit neutralisierten 1,4 ml (5,0–3,6) von
N/10 HCl, d.h. 0,14 mÄq.,
0,08 g basisches DEAE-Dextran. Dies erlaubte eine Ermittlung des Äquivalenzgewichts
des untersuchten polykationischen Reagenzes als 0,14/0,08 = 1,75
mÄq/g.
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In
Anbetracht des Obigen ist es somit möglich, unschwer eine auf N-AC
basierende Formulierung zu realisieren, bei der dieser aktive Bestandteil
durch einen geeigneten Anteil von ba sischem DEAE-Dextran neutralisiert
ist, welches, wie deutlicher in den folgenden Beispielen zu ersehen
ist, nicht die Osmolarität
der Zusammensetzung verschlechtert, sondern es erlaubt, ophthalmische
Lösungen
zu erhalten, welche auch vorteilhafterweise isoton sind.
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Somit
stellt die vorliegende Erfindung speziell eine ophthalmische Zusammensetzung
auf der Basis von Acetylcystein zur Verabreichung in Augentropfen
bereit, welche mit basischem DEAE-Dextran neutralisiertes N-Acetylcystein
enthält
und eine physiologische annehmbare Osmolarität aufweist. Konkreter ist,
wie bereits bekannt, diese Osmolarität geringer als 320 mOsm/kg
und vorzugsweise geringer als 300 mOsm/kg, wobei der pH-Wert der
Zusammensetzung im Bereich von 6,0 und 7,5 und vorzugsweise im Bereich
von 6,2–7,0 liegt.
Die obigen charakteristischen Eigenschaften erlauben es, Lösungen zu
erhalten, welche in Augentropfen, die für die Behandlung des Syndroms
der trockenen Augen geeignet sind, verabreicht werden können – wobei
die Lösungen
vorzugsweise 3 bis 5 Gew.-% N-Acetylcystein, neutralisiert mit einer
Menge zwischen 9 Gew.-% und 15 Gew.-% an basischem DEAE-Dextran,
enthalten.
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Die
Formulierungen gemäß der vorliegenden
Erfindung werden bequem als entweder eine Lösung oder eine wässerige
Suspension in einem pharmazeutisch annehmbaren ophthalmischen Vehikel
hergestellt und können
einen oder mehrere der anderen möglichen
Bestandteile enthalten, welche in der pharmazeutischen Technologie
für diese
Art von Präparationen
bekannt sind. Insbesondere können
die Formulierungen neben N-Acetylcystein und DEAE-Dextran auch kleinere
Mengen anderer viskositätserhöhender Polymere enthalten,
wie z.B. die bezüglich
des Standes der Technik angegebenen und von denen einige in den
Beispielsformulierungen unten angegeben sind. Wie üblich können die
Zusammensetzungen weitere Adjuvantien enthalten, unter denen sich
Chelatbildner, antimikrobielle Mittel und Konservierungsmittel befinden,
obwohl die letzteren normalerweise in Augentropfen vermieden werden,
wenn möglich
durch Verwendung von Dosierungseinheitspackungen ohne Konservierungsmittel.
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Einige
spezielle Ausführungsformen
der ophthalmischen Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden Erfindung
sowie einige Versuchsdaten, welche die Leistung dieser Zusammensetzungen
und einen Vergleich mit dem Stand der Technik betreffen, sind in
den folgenden Beispielen angegeben.
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BEISPIEL 1
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Unter
Berücksichtigung
der äquivalenten
Anteile, die bereits wie zuvor beschrieben bestimmt wurden, wird
eine hypotone Präparation
auf der Basis von N-Acetylcystein und DEAE-Dextran mit der folgenden Formulierung
hergestellt:
N-AC | 4,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 6,18; Osmolarität = 245 mOsm/kg
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Zur
Herstellung werden 4 g N-AC in etwa der Hälfte des verfügbaren Wassers
gelöst
und 12 g basisches DEAE-Dextran werden im restlichen Wasser gelöst. Die
beiden Lösungen
werden dann vereinigt und mit Hilfe eines Sterilisationsfilters
von 0,2 μm
filtriert.
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Neben
dem vorgenannten Osmolaritätswert
zeigt die Zusammensetzung eine Viskosität von 21 mPa·s und
ein Fließverhalten
vom Newton-Typ.
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BEISPIEL 2
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Die
hypotone Zusammensetzung gemäß der Erfindung
enthält
in diesem Fall ein Konservierungsmittel entsprechend der folgenden
Formulierung:
N-AC | 4,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0
g |
Benzalkoniumchlorid | 0,01
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 6,23 Osmolarität = 245 mOsm/kg
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Zur
Herstellung werden N-AC, DEAE-Dextran und Benzalkoniumchlorid separat
in destilliertem Wasser gelöst.
Die Lösungen
werden dann vereinigt und mit Hilfe eines Sterilisationsfilters
von 0,2 μm
filtriert.
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Erforderlichenfalls
kann die Osmolarität
durch Zugabe von NaCl auf einen physiologischen Wert von 300 mOsm/kg
gebracht werden.
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BEISPIEL 3
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Unter
Berücksichtigung
der bereits wie oben beschrieben bestimmten äquivalenten Anteile und mit
einer ähnlichen
Vorgehensweise für
die Präparation
wie in den oben erläuterten
Beispielen wird eine hypotone Präparation
auf Basis von N-Acetylcystein
und DEAE-Dextran gemäß der folgenden
Formulierung hergestellt:
N-AC | 3,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 9,0
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 6,2; Osmolarität = 185 mOsm/kg
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BEISPIEL 4
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Eine
hypotone, jedoch stärker
konzentrierte Präparation
wird mit einem ähnlichen
Herstellungsverfahren, jedoch mit den folgenden Mengen erhalten:
N-AC | 5,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 15,0
g |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
pH = 6,5; Osmolarität = 307 mOsm/kg
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Andere
Formulierungsbeispiele, welche die optionale Anwesenheit weiterer
Viskositätsverstärker zeigen,
deren Konzentration im Allgemeinen im Bereich zwischen 0,5 und 3
Gew.-% liegt, sind unten angegeben. In allen Fällen ist die Prozedur zur Herstellung ähnlich den
in den vorherigen Beispielen angegebenen und hypotone Produkte werden
in allen Fällen
erhalten. BEISPIEL
5
N-AC | 4,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0 |
Polyvinylalkohol | 0,5 |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
BEISPIEL
6
N-AC | 4,0 |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0 |
Hydroxypropylcellulose | 0,4 |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
BEISPIEL
7
N-AC | 4,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0 |
Hyaluronsäure | 0,2 |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
BEISPIEL
8
N-AC | 4,0
g |
Basisches
DEAE-Dextran | 12,0 |
Polyvinylpyrrolidon | 0,4 |
Steriles
destilliertes H2O | auf
100 ml |
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Zur
Ermittlung der Leistung der Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung wurden mehrere Experimente durchgeführt und einige der Ergebnisse
sind im Folgenden angegeben.
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Biokompatibilitätsstudien
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Biokompatibilitätsstudien
wurden in vivo mit Kaninchenaugen durch Verabreichung von 50 μl der in Beispiel
2 beschriebenen Formulierung in nahe beieinanderliegenden Intervallen
durchgeführt.
Es wurden keine primären
Anzeichen einer Reizung festgestellt.
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Stabilitätsstudien
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Die
Formulierungen wurden einer Autoklavierung (120°C, 20 min) unterworfen: Wie
im Stand der Technik hervorgehoben, wird N-Acetylcystein um etwa
30 % (sowohl in Anwesenheit als auch in Abwesenheit von Benzalkoniumchlorid)
abgebaut. Es ist jedoch möglich,
die Sterilisation mittels Filtration durch eine 0,2-μm-Membran
durchzuführen,
wie in den vorgenannten Beispielen vorgenommen.
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Analytisches Verfahren,
das zur Bestimmung von N-AC in Gegenwart von DEAE-Dextran verwendet
wurde
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Zur
Beurteilung der Stabilität
von N-AC in dem Vehikel ist es nicht möglich, das HPLC-Verfahren oder UV-Spektralphotometrie
zu verwenden. Somit wurde das folgende kolorimetrische Verfahren
angewandt (M.A. Raggi, V. Cavrini und A.M. Di Pietra, Colorimetric
determination of acetylcysteine, penicillamine and mercaptopropionylglycine
in pharmaceutical dosage forms, J. Pharm. Sci., 71, 1384–1386 (1982)).
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Verwendete
Reagenzien
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- • 1,10-Phenantrolin,
0,25 % (100 ml)
- • Eisen(III)-Lösung, 4 × 10–3 M
(1000 ml)
- • Acetatpuffer,
pH 4 (100 ml)
- • Natriumacetat
0,2 M (100 ml)
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Reagenz-Herstellung
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- o-Phenantrolin,
0,25 %
- 0,25 g der Verbindung werden in destilliertem Wasser gelöst und nach
leichter Erwärmung
dann mit destilliertem H2O auf das erforderliche
Volumen gebracht. Die Lösung
wird drei Tage lang in einem Dunkelglas-Behälter ohne Licht gelagert.
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- ∇ Eisen(III)-Lösung
- 1,92 g FeNH4SO4 × 12 H2O werden in destilliertem H2O
gelöst
und dann mit 10 ml konzentrierter HCl behandelt. Mit destilliertem
H2O wird das erforderliche Volumen hergestellt.
Die Lösung
wird drei Tage lang in einem Dunkelglas-Behälter ohne Licht gelagert.
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- Puffer,
pH 4
- Dieser wird erhalten durch Mischung von 75 ml 0,1 M CH3COOH mit 25 ml 0,1 M CH3COONa.
Erforderlichenfalls kann der pH-Wert
mit einer Lösung
von 0,2 M CH3COONa eingestellt werden.
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Herstellung
von Standards
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0,163
g Acetylcystein werden in 500 ml destilliertem H2O
gelöst.
Durch Verdünnung
in einem Verhältnis
von 1:5 wird die erforderliche Konzentration erhalten.
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Zunehmende
Volumina dieser Lösung
(1–5 ml)
werden in einen 25-ml-Kolben eingebracht und dann wird folgendes
nacheinander zugegeben:
- – 6 ml Eisen(III)-Lösung
- – 2,5
ml o-Phenantrolin, 0,25 %
- – 3,5
ml 0,2 M NaOAc
- – 4,5
ml Puffer, pH 4.
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Nach
20 Minuten wird die Extinktion bei 515 nm gemessen, wobei als Referenz
eine Kontrolle verwendet wird, welche zum gleichen Zeitpunkt wie
die Probe hergestellt wurde.
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Die
oben beschriebene Prozedur wurde auch durchgeführt, um die Kalibrierung von
N-AC in Gegenwart von DEAE-Dextran durchzuführen. Für diese Proben wurde die Messung
unter Verwendung einer Kontrolle, welche das Polymer enthielt, und
auch einer Kontrolle ohne DEAE-Dextran als Referenz durchgeführt. Die
Spektren sind vergleichbar.
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Durch
Vergleich des mit N-AC erhaltenen Spektrums mit demjenigen, das
für die
Proben erhalten wurde, welche auch das Polymer enthielten, kann
bestätigt
werden, dass das DEAE-Dextran
die Adsorption nicht stört,
jedoch deren Intensität
modifiziert.
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Aktivitätsstudien
in einem Versuchsmodell des Syndroms der trockenen Augen im Kaninchen
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Die
Versuche wurden mit einer Gruppe von 10 männlichen Neuseeland-Albino-Kaninchen
mit einem Gewicht von 2–2,5
kg, die unter Standardbedingungen gehalten wurden, durchgeführt. Die
Formulierung von Beispiel 2 (bezeichnet als DEAE/N-AC) wurde nicht
nur mit Kontrollen verglichen, die nur eine physiologische Lösung erhielten,
sondern auch mit einer im Handel erhältlichen (hypertonen) Formulierung,
die 4 % N-AC enthielt.
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Ein
Tropfen einer Lösung
von 1,0 %igem Atropinsulfat (AS) wurde beiden Augen der Tiere dreimal
am Tag für
5 aufeinanderfolgende Tage verabreicht, um einen experimentellen
Zustand trockener Augen zu verursachen (S. Burgalassi, L. Panichi,
P. Chetoni, M.F. Saettone und E. Boldrini, Development of a simple
dry eye model in the albino rabbit and evaluation of some tear substitutes,
Ophthalmic Res. 31, 229–235
(1999)). 5 Minuten nach Verabreichung von AS wurden 50 μl (entsprechend
einem Tropfen) einer der Formulierungen, welche untersucht wurden,
oder einer physiologischen Lösung
(Kontrollgruppe) in nur das rechte Auge eingeträufelt.
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In
angemessenen Zeitintervallen (2, 3, 4 und 5 Tage nach Beginn der
Behandlung) wurden die Tiere dem Schirmer-Test und einer Beobachtung
der Augenoberfläche,
nach Anfärbung
mit Natriumfluoreszein, mittels einer Spaltlampe mit einem Kobaltblau-Filter
unterzogen.
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Der
Schirmer-Test beinhaltet die Einführung eines Streifens Löschpapier
von Standardgröße und Materialien
im äußeren Drittel
der unteren Umschlagfalte der Konjunktiva. Der Streifen wird für einen
festgelegten Zeitraum (3 Minuten) an Ort und Stelle belassen. Der
Zeitraum, den die Tränenflüssigkeit braucht,
um anzusteigen, und die Länge
des von den Tränen
benetzten Papierabschnitts in Millimeter ergibt eine Bewertungszahl
für die
Tränensekretion.
Die bei den verschiedenen Behandlungsbedingungen erhaltenen Testergebnisse sind
in 2 dargestellt. Die Vertikalachse des Graphens
gibt die Millimeter des benetzten Streifens in drei Minuten an.
Die ununterbrochene Linie (Grundlinie) entspricht dem mittleren
physiologischen Wert, der bei den unbehandelten Tieren beobachtet
wurde (21,2 mm).
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Es
kann festgestellt werden, dass es bei den mit einer physiologischen
Lösung
behandelten Augen (Kontrollgruppe) eine klare Abnahme der Tränensekretionen
gibt, die über
die fünf
Tage der Beobachtung anhält.
Die Schirmer-Testwerte für
die hypertone im Handel erhältliche
Lösung
unterscheiden sich nicht sehr stark von denjenigen der Kontrollgruppe
mit Ausnahme derjenigen des zweiten Beobachtungstags. Die Formulierung
gemäß der vorliegenden
Erfindung (DEAE/N-AC) ergibt stattdessen ab dem dritten Tag bessere
Testergebnisse als die Grundlinien. Diese Formulierung scheint somit
in der Lage, den Wirkungen einer verringerten Tränenproduktion, verursacht durch
Atropin, effektiv entgegenzuwirken.
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3 zeigt
die Ergebnisse, welche während
der Beobachtung der Hornhaut der Tiere nach Anfärbung mit Natriumfluoreszein
mit einer Spaltlampe erhalten wurden. Diese Färbung hebt durch AS-Behandlung
hervorgerufene Veränderungen
(Hornhautläsionen)
hervor, von der Art, die normalerweise in Augen mit dem Syndrom
der trockenen Augen gefunden werden. Für jede Behandlung werden die
Werte ausgedrückt
als Prozentsatz der Augen, bei denen intensiv gefärbte Flecken
festgestellt wurden (entsprechend Epithelveränderungen der Hornhaut), bezogen
auf die Gesamtzahl an Augen, die vom dritten bis fünften Behandlungstag
untersucht wurden. Wie festzustellen ist, verringert die Formulierung
von Beispiel 2 gemäß der vorliegenden
Erfindung im Gegensatz zu der im Handel erhältlichen Formulierung die Gesamtzahl
der beobachteten Veränderungen
auf praktisch Null.