DE3719604A1 - Beizen von halbzeugen - Google Patents
Beizen von halbzeugenInfo
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- C23G1/02—Cleaning or pickling metallic material with solutions or molten salts with acid solutions
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Description
Die Erfindung betrifft das Beizen von Halbzeugen. In der Stahlindustrie
werden u. a. während der Halbzeugverarbeitung zur Entfernung
von Zunder und Rost aus der Metalloberfläche Naßprozesse,
wie z. B. Beizen, eingesetzt. Für das Stahlbeizen wird bis jetzt
üblicherweise ausschließlich Schwefelsäure und seltener Salzsäure in
sehr großen Mengen verwendet. Das in dieser Branche sehr verbreitete
Schwefelsäure-Beizen wird aus Gründen der niedrigen Betriebskosten
gerne eingesetzt. Während dieses Prozesses entstehen kontinuierlich
große Mengen an Eisensulfatlösungen gemäß der Reaktion
Fe⁰ + SO₄ → FeSO₄
Diese verbrauchten Schwefelsäure-Beizlösungen mit einem Eisengehalt
von ca. 100-150 g/l, die allgemein unter dem Namen "Grünsäure" bekannt
sind, müssen in der Nordsee verklappt oder auch durch kostenintensive
Behandlung entsorgt werden.
Es gibt heute grundsätzlich zwei Entsorgungsmethoden dieser Beizrückstände.
Das erste Verfahren ist die Neutralisation mit Kalk, wobei
gemäß der Reaktion
FeSO₄ + Ca(OH)₂ → Fe(OH)₂ + CaSO₄
große Mengen an Eisenhydroxiden und Gips entstehen, die schließlich
auf Sondermülldeponien gebracht werden. Beim Beizen von einer Tonne
Stahl fallen rund 50 kg Eisensulfat an, wovon während der Neutralisation
ca. 80 kg Eisenhydroxide und 120 kg Gips entstehen. Wenn
man bedenkt, daß in Deutschland jährlich Millionen Tonnen Stahl
gebeizt werden, erkennt man sofort die Größe dieser Abfallhalde.
Das zweite Entsorgungsverfahren, das noch kostenintensiver ist und
selten eingesetzt wird, ist das Verarbeiten der verbrauchten Beizlösungen
durch Ausfrieren zum sogenannten Eisenvitriol, das reines
Eisensulfatpulver darstellt. Der Bedarf in der Industrie an diesem
Produkt ist jedoch so gering, daß die Stahlwerke die teuer hergestellte
Chemikalie kostenlos abgeben. Wenn aufgrund der gesetzlichen
Auflagen alle Stahlwerke mit Ausfrierungsanlagen ausgestattet werden,
wird man den Abfall aufgrund des Mangels an Abnehmern nicht in
flüssiger, sondern in pulvriger Reinstform haben.
Ähnliche Probleme treten beim Salzsäurebeizen auf. Die gemäß der
Rekation
Fe⁰ + 2 Cl⁻ → FeCl₂
entstehenden Eisenchloride werden praktisch ausschließlich neutralisiert
und enden ebenfalls in Form von Eisenhydroxiden auf Sondermülldeponien.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Beizen von Halbzeugen
wirtschaftlicher und insbesondere umweltkonformer durchzuführen.
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung die Verwendung einer
sauren Eisen(III)-chlorid-Lösung zum Beizen von Halbzeugen. Vorzugsweise
ist diese Lösung durch Zugabe von Salzsäure auf eine HCl-Konzentration
von 0,5 bis 2 mol/dm³ Lösung, insbesondere 1,0 mol/dm³
Lösung eingestellt. Außerdem empfiehlt sich die Verwendung mit bis
45 Gew.-%, insbesondere 40 Gew.-% FeCl₃.
Die Erfindung geht hierbei von der Erkenntnis aus, daß die bisher
nur zum Ätzen von Metallen eingesetzten Eisen(III)-chlorid-Lösungen
grundsätzlich auch zum Beizen eingesetzt werden können und dabei
überrachend gute Ergebnisse zeigen. Daß entsprechende Maßnahmen
bisher nicht versucht worden sind, ist vermutlich auf die bisher zu
hohen Anschaffungskosten bzw. wenig wirksamen bzw. gefährlichen
Regenerierungsmöglichkeiten zurückzuführen.
Diese Hinderungsgründe
sind jedoch erst vor kurzem entfallen (DE-GM 86 15 046). Gegenstand
der Erfindung ist insoweit die bevorzugte Verwendung von Eisen(III)-
chlorid-Lösungen, die zumindest teilweise durch elektrolytische Regeneration
zumindest teilweise verbrauchter Eisen(III)-chlorid-Beizlösung
erhalten worden sind.
Im folgenden wird die Erfindung näher erläutert:
Ein wichtiger Teil eines abwasserfreien und somit gesetzeskonformen
Systems ist der Einsatz einer Dampfspülkammer, die für eine besonders
kleine Spülwassermenge sorgt. Diese Spülwässer werden nämlich im
Prozeß weiterverarbeitet. Der wichtigste Bestandteil des neuen Beizsystems
ist jedoch die Anlage zur kontinuierlichen Regeneration der
Beizlösung. Während des Stahlbeizens entstehen aus Eisen(III)-chlorid
und Eisenoxiden sowie metallischem Eisen gemäß der Reaktion
Fe⁰ + 2 Fe+3 + 6 Cl⁻ → 3 Fe+2 + 6 Cl⁻
kontinuierlich Eisen(II)-Ionen, die ebenfalls kontinuierlich zu
Eisen(III)-Ionen oxidiert werden müssen, wobei jede chemische Umwandlung,
wie z. B. mit Wasserstoffperoxid und Salzsäure, aufgrund
des sehr großen Chemikalienbedarfs ausgeschlossen wäre. Das kürzlich
bekanntgewordene Durchlaufverfahren zur kontinuierlichen Regeneration
von Eisenchloridlösungen basiert auf der anodischen Oxidation
von Eisen(II)-Ionen zu Eisen(III)-Ionen gemäß der Reaktion
Fe+2-e⁻ → Fe+3
in einer Reihe von Anolytzellen, die von Kathoden mittels anionpermeablen
Ionenaustauschmembranen abgetrennt sind. Als Katholyt wird
eine mit Salzsäure angesäuerte Natriumchloridlösung eingesetzt. Während
der Kathodenreaktion gemäß der Reaktion
2 H₃O⁺ + 2 e⁻ → H₂⁰↑ + 2 H₂O
entsteht aus den der dissoziierten Salzsäure zugehörigen Hydroniumionen
freies Wasserstoffgas. Der Stromfluß in beiden Elektrolyten erfolgt
durch die Bewegung von Chloridionen aus dem Katholyten in
den Anolyt bzw. die Eisenchloridlösung, wo sie mit den gemäß der
oben stehenden Reaktion entstehenden Eisen(III)-Ionen das dissoziierte
Eisen(III)-chlorid bilden, was mit der summarischen Reaktion
Fe+3 + 3 Cl⁻ (aus Katholytlsg.) → FeCl₃
dargestellt werden kann. Der anodische Oxidationsprozeß wird mittels
Messung von Reduktions- und Oxidationspotential der Eisenchloridlösung
überwacht und geregelt.
Während des Beizens findet eine Metallauflösung in der Prozeßlösung
statt, was die Steigerung der Dichte der Eisenchloridlösung zur Folge
hat. Diese Dichteänderung wird in einem elektromechanischen Dichteregler
erfaßt und mit den in der Dampfspülkammer kondensierten
Spülwässern automatisch korrigiert. Somit wird während des Beizens
eine neue Eisenchloridlösung, die im Sammelbehälter aufgefangen wird,
hergestellt. Diese Eisen(III)-chlorid-Lösung, die eine marktübliche
Konzentration von 40 Gew.-% aufweist, ist ein Wirtschaftsgut und kann
an Metallätzwerke zur Herstellung von Ätzformteilen oder Leiterplatten
sowie an industrielle und kommunale Kläranlagen zur Schlammkonditionierung
verkauft werden. Bei einem derzeitigen Eisen(III)-chloridpreis
von rund DM 200,-/Tonne ist das ein interessanter Kostenfaktor.
Die Vorteile dieser Handhabung sind zu sehen in dem umweltkonformen
Kreislaufprozeß, weil keine Spülwässer anfallen, der gleichmäßigen
Beizgeschwindigkeit, die eine sprunghafte Erhöhung der Produktqualität
und Steigerung der Kapazitäten der bestehenden Beizanlagen (im
Vergleich zum Schwefelsäurebeizen) bewirkt, den geringen Betriebskosten
(Energieverbrauch ca. 4 kWh/kg Fe+2 → Fe+3), Ertrag aus
gewonnener Eisen(III)-chlorid-Lösung, der Unabhängigkeit von Altlösungsentsorgungen
und der damit einhergehenden erhöhten Produktionssicherheit
und schließlich und endlich der fehlenden Emmission von
Salzsäuredämpfen (erhöhte Ergonomie der Arbeitsplätze).
Claims (4)
1. Verwendung einer sauren Eisen(III)-chlorid-Lösung zum Beizen
von Halbzeugen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei die Eisen(III)-chlorid-Lösung
durch Zugabe von Salzsäure auf eine HCl-Konzentration von 0,5 bis
2 mol/dm³, insbesondere 1,0 mol/dm³ Lösung eingestellt ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Eisen(III)-chlorid-
Lösung bis 45 Gew.-%, insbesondere 40 Gew.-% FeCl₃ enthält.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Eisen(III)-
chlorid-Lösung zumindest teilweise durch elektrolytische oder chemische
Regeneration zumindest teilweise verbrauchter Eisen(III)-chlorid-Beizlösung
erhalten worden ist.
Priority Applications (2)
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Family Applications (1)
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