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Verfahren zum Schutze der tierischen Faser bei der Behandlung mit
alkalischen Flüssigkeiten.
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Zusatz zum Patent 357831. Bei der Bearbeitung der Gespinstfaser finden
Sulfitzelluloseablauge .oder ihre Bestandteile zu verschiedenen Zwecken Anwendung.
Nach der Patentschrift 9968a dient sie beim Beizen der Wolle mit Chrom.. und Aluminiumverbindungen
als Hilfsbeize, nach der Patentschrift 294028 soll sie als wasserlösliches Kolloid.in
Seifenbädern das Ausflocken von Kalkseife verhüten, in der Patentschrift 30592o
wird sie als - nebenbei bemerkt völlig unzulänglicher - Seifenersatz zum Entbasten
der Seide empfohlen, die Patentschrift 104359 sieht sie als Reduktionsmittel des'Indigos
in dfer Färberei vor. Sonst hat man auch an ihre Verwendung als keinigungsmittel,
z. B. als Ersatz von Schmierseife (vgl. Seifensieder-Zeitung 1905, S.431 und 432)
gedacht.
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Durch .das Hauptpatent 357831 wird ein Verfahren zum Mercerisieren
von halbseidenen und halbwollenen Geweben mit Alkalien unter Zusatz von Stilftzelluloseablauge
geschützt. Weiter wurde ein Verfahren zum Färben von Wolle und Halbseide .mit Schwefelfarbstoffen
unter Zusatz von Sulftzelluloseablauge vorgeschlagen. Beide Verfahren bezwecken,-
Wolle oder Seide gegen die Schädigung durch, Alkalien zu schützen, die bei der Veredelung
gemischter Gewebe gebraucht werden.
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Diese Verfahren lassen sich: nun, wie gefunden wurde; dahin erweitern;
-daß -man die tierische Faser in allen solchen Fällen, wo sie der Behandlung mit
alkalischen Flüssigkeiten unterworfen wird; gegen .deren scWäd'igende Wirkung durch
einen Zusatz von Sulfitzelluloseablauge oder der in .ihr enthaltenen wirksamen Stoffe
(z. B. Zellpech) zu den Flüssigkeiten schützt. Während also in,einigen eingangs
angeführten Fällen Sulftzellulöseablauge Alkalien ersetzen soll, wird sie hier neben
Alkalien angewendet, um deren unerwünschte Wirkung auf die tierische Faser auszuschalten.
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Man kann dieses Verfahren mit Vorteil z. B. beim Waschen der Wolle,
beim Entbasten der Seide, beim Färben von tierischen Fasern in der alkalischen-Küpe
und bei beliebiger Behandlung von Fell oder Leder benutzen. So kann man zum Entbasten
der Seide statt der allgemein verwendeten Seife Lösungen von Alkalihydroxyden oder
-sulfden nehmen, indem man durch einen Zusatz von Sulfitzelluloseablauge die lösende
Wirkung der stark alkalischen Flüssigkeit auf den Seidenbast beschränkt und eine
Zerstörung
der Seidensubstanz selbst verhindert. Durch ein zweistündiges
Kochen der Seide mit Natronlauge von 2° Be unter Zusatz von Sulfitzelluloseablauge
ist in wirtschaftlicherer Weise als durch Zusatz von Glukose oder Glycerin (vgl.
Patentschriften i i o633, 117249, 130455) eine vollständige Entbastung zu erzielen
und selbst bei weiterem zweistündigem Kochen «erden weder der Glanz, noch die übrigen
Eigenschaften der Seide beeinträchtigt. Durch Verwendung stärkerer Alkalilösungen
kann, auch bei Anwendung niedrigerer Temperaturen, die Behandlungsdauer wesentlich
abgekürzt werden. Halbseidene Gewebe lassen sich auf diese Weise gleichzeitig entbasten
und insofern tnercerisieren, als die Baumwollfaser gesteigerte Affinität für Farbstoffe
gewinnt.
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Einen besonderen Wert hat das Verfahren für die Küpenfärberei. Die
Hydrosulfitnatronküpe hat sich in der Wallfärberei nur in beschränktem Umfange Eingang
verschafft, da es schwierig ist, die Alkalimenge gerade so zu bemessen, daß der
Farbstoff in Lösung gehalten, die Faser möglichst geschont und das Aufziehen des
Farbstoffs sowie die Reib- und Waschechtheit nicht ungünstig beeinflußt werden.
Es hat deshalb nicht an Versuchen gefehlt, behufs Schonung der Faser und Verbesserung
des Aufziehens des Farbstoffs die Wirkung der ätzalkalisehen Küpe auf die Faser
zu mildern. Die vorgeschlagenen Verfahren haben sich jedoch in die Praxis nicht
einführen können. Eine Ausnahme bildet nur die Ammoniak-LeimLHydrosulfitküpe (vgl.
Patentschrift 152,907); das Verfahren leidet aber an dem Übelstande, daß man bei
der Herstellung der Küpe recht umständlich verfahren muß oder daß man auf die Verwendung
von fertigen Küpenpräparaten beschränkt ist. Durch den Zusatz von Sulfitzelluloseablauge
läßt sich nun die Hydrosulfitnatronküpe derart abändern, daß sie, ohne auf die Anwendung
von Farbstoffen in bestimmter Form beschränkt zu bleiben, die Mängel, insbesondere
ihre Schädlichkeit für die tierische Faser, verliert. Außer der Faserschutzwirkung
hat der Zusatz von Sulfitzelluloseablauge, z. B. beim Färben mit Indigo, eine außerordentlich
überraschende Vertiefung der Färbung ohne Beeinträchtigung ihrer Echtheit zur Folge,
so daß Walle schon in einem Zuge dunkelblau bei guter Wasch-, Walk- und Reibechtheit
gefärbt wird.
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In der Patentschrift 104359 ist zwar die Anwendung von Sulfitzelluloseablauge
beim Färben von Indigo erwähnt, sie soll als Reduktionsmittel für Indigo dienen.
Ganz abgesehen davon, daß es praktisch, nicht möglich ist, mit Sulfitzelluloseablauge
und Alkali den Indigo vollkommen zu reduzieren und eine einwandfreie Küpe zu erzielen,
hat das Verfahren dieser Patentschrift den großen Nachteil, an Temperaturen von
85 bis ioo° gebunden zu sein. Erfahrungsgemäß darf man aber so hohe Temperaturen
sowohl beim Färben von Baumwolle wie auch der tierischen Faser, mit Indigo nicht
anwenden. Man färbt Baumwolle in der Indigoküpe stets kalt, tierische Fasern bei
höchstens 5o°, teils weil bei .höherer Temperatur der Verbrauch an Reduktionsmitteln
zu hoch ist und damit gleichzeitig die Küpenführung außerordentlich erschwert wird,
teils auch weil die tierische Faser bei heißem Färben, falls dies nicht in saurem
Bade geschieht, stets an Weichheit, Elastizität und Spinnfähigkeit einbüßt. Weil
Sulfitzelluloseablauge und Alkali bei niedrigen oder mittleren Temperaturen den
Indigo nur unvollkommen reduzieren .und infolge Luftoxydation Ausfällungen von.
Indigo im Bade entstehen, was unechte Färbungen zur Folge bat und die Küpe in kürzester
Zeit unbraucbbar macht, ist das Verfahren der Patentschrift 104359 wertlos. Es ist
deshalb auch niemals angewendet worden.
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Beim Verfahren der Patentschrift222igi kann die Färbeküpe höchstens
unerhebliche und für die Zwecke der Faserschutzwirkung vollkommen unzureichende
Mengen Sulfitzelluloseablauge enthalten, welche den Zweck hatte, den Farbstoff in
feine Verteilung zu bringen und ihm in ganz geringer Menge zugesetzt wurde. Ganz
ähnlich liegt es beim Verfahren der Patentschrift 197394 wo Läsungen von Indigweißalkalisalzen
beim Eindampfen ein Zusatz von Sulfitzelluloseablauge gegeben wird; auch hier kann
die Färbeküpe nur ganz wenig Su1'fitzelluloseablauge enthalten, so daß ein Faserschutz
nicht zustande kommen kann. Beispiel s: Man bereitet ein Bad, welches auf I Liter
Flotte 25 ccm Natronlauge 40° Be und a5o ccm Sulfitzelluloseablauge 27 # 5° B6 enthält.
In diesem Bade wird Rohseide i bis il/, Stunde bei go bis g5° behandelt, dann wird
gespült, abgesäuert und gegebenenfalls nochmals gespült. Die so behandelte Seide
ist in bezug auf Weichheit, Glanz und Festigkeit einer durch Abkochen mit Seife
entbasteten Seide gleichwertig. Beispiel e: Man bereitet ein Bad, welches auf I
Liter Flüssigkeit 590 ccm Natronlauge 40° B6 und 250 ccm Sulfitzelluloseablauge
25 # 5° B6 enthält, wobei eine stärkere Erwärmung beim Mischen zweckmäßig durch
Kühlen vermieden wird. In diesem Bade behandelt man den vorher mit Wasser genetzten
Halbseidenstoff
io Minuten lang bei gewöhnlicher Temperatur, dann
spült und säuert man in üblicher Weise. Danach erweist sich die Seide als entbastet,
die Baumwolle als mercerisiert, insofern als sie erhöhte Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe
zeigt. Beispiel 3:
Färben von 25 kg Wollgarn. A. Ansatz der Stammküpe: 2,5
kg Indigo rein BASF Pulver werden mit 25.1 Wasser von 6o° angerührt. Dann werden
3 1 Natronlauge 4o° Be zugesetzt und unter Umrühren 2,5 kg Natriumhydrosulfit konz.
eingestreut. Man erwärmt auf 6o bis 65°C und hält bei dieser Temperatur; bis Lösung
eingetreten ist (etwa % Stunde) und die Stammküpe klar gelb aussieht.
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B. Ansatz der Färbeküpe: 3 000 1 Wasser .werden auf etwa 5o° erwärmt
und erhalten einen Zusatz von 50 ccm Natronlauge q.o° Be und 15o .bis Zoo
g Natriumhydrosulfit konz. Dann wird die Stammküpe und zu Schluß 26 kg Sulfitzelluloseablauge
34° Be zugefügt.
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Man geht mit dem gut genetzten ,Garn ein, hantiert 2,0 NS
30 Minuten, quetscht gut ab, läßt vergrünen, spült gut, säuert ab undtracknet.
Beispie14: Färben von io kg loser Wolle. A. Ansatz der Stammküpe: i kg Küpenrot
B BASF in Teig wird mit 21 Wasser von 6o° B6 und 25-0 ccm Natronlauge 4.o° Be verrührt.
Dann werden unter Umrühren Zoo g Natronhydrosufit konz. Pulver eingestreut.
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Der Farbstoff geht nach kurzer Zeit mit gelber Farbe in Lösung. B.
Ansatz der Färbeküpe: i ooo 1 Wasser werden auf etwa 50° erwärmt und erhalten einen
Zusatz von 15 ccm Natriumlauge 401 Be und Zoo bis 250 g Natriumhydrosulfit
konz. Dann wird die Stammküpe und schließlich 6,5 kg Sulfitzelluloseablauge 34°
B6 zugesetzt, mit der Wolle eingegangen und 20 bis 30 Minuten bei 50° gefärbt.
Nach dem Färben wird die Wolle abgequetscht. Man 1'äßt sie an der Luft oxydieren,
spült, säuert und trocknet.