Die Erfindung betrifft neue zellwachstumsregulierende Faktoren.
Leukozyten, sowohl Lymphozyten als auch Monozyten wurden
mit einbezogen in die Inhibierung von Tumorwachstum bei
verschiedenen Tier-Tumor-Modellen. Das erhöhte Auftreten von
bösartigen Erkrankungen bei immunokompromittierten Menschen
stützt das Argument, daß die weißen Blutzellen eine Rolle in
der Regulierung des neoplastischen Wachstums spielen. Proteinfaktoren,
die durch diese weißen Zellen produziert sind,
die das Tumorwachstum inhibieren oder Immunfuktionen modulieren,
welche bereits isoliert und charakterisiert sind,
schließen die Interferone, α- und γ-Tumor-Nekrosefaktor,
Lymphotoxin, Interleukin-2 und andere Lymphokine ein.
Da jeder dieser isolierten Faktoren ein verschiedenes Aktivitätsspektrum
besitzt und in Verbindung mit anderen Faktoren
unterschiedlichen Einfluß ausüben kann, besteht weiterhin
ein fortgesetztes und ernsthaftes Interesse an der Isolation
und Charakterisierung all der Faktoren, welche weiße Zellen
bei der Modulierung von Zellwachstum oder Immunfunktionen
produzieren. Diese Verbindungen können einzeln oder zusammen
Anwendung bei der Behandlung oder Diagnose von Krebs, als
Beschleuniger bei der Wundheilung oder als Immunmodulatoren
für die Behandlung von Patienten mit Immun-Mangelerscheinungen,
Autoimmunität, Organtransplantaten u. dgl. finden.
Es gibt zahlreiche Schwierigkeiten, die bei der Auffindung,
Isolierung, Reinigung oder Charakterisierung von natürlich
vorkommenden Faktoren auftreten können. Es müssen Arbeitsweisen
zum Abtrennen und Reinigen eines interessierenden
Faktors von anderen Faktoren im rohen Ausgangsmaterial ohne
Denaturierung der Aktivität des gewünschten Faktors entwickelt
werden. Bioassays müssen entwickelt werden, welche
die Identifizierung der Fraktionen während der Abtrennungen,
welche einen bestimmten Faktor konzentrieren, erlauben. Ein
neuer Faktor muß unterschieden werden von Faktoren, die bereits
bekannt sind oder anderen Faktoren, welche vorliegen
können und den erstrebten Faktor entweder negativ oder positiv
in seiner Wirkung beeinflussen können. Der gereinigte
Faktor muß charakterisiert werden. Der gereinigte Faktor muß
auf ausreichende Mengen aufkonzentriert werden, um seine
Identifizierung und Charakterisierung zu ermöglichen. Mit
der ansteigenden Zahl der Faktoren, die isoliert sind, wird
jeder neue Faktor schwieriger zu identifizieren, da seine
Rolle und Funktion durch die zahlreichen anderen vorliegenden
Faktoren verdeckt sein kann.
Beal et al., Cancer Biochem. Biophys. (1979) 3: 93-96 berichten
über das Vorhandensein von Peptiden in menschlichem
Urin, welche das Wachstum und die DNA-Synthese eher in
transformierten als in normalen Zellen inhibieren. Holley et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. (1980) 77: 5989-5992 beschreiben
die Reinigung von Epithelzellen-Wachstumsinhibitoren.
Letansky, Biosci. Rep. (1982) 2: 39-45 berichtet, daß aus
Rinderplacenta gereinigte Peptide das Tumorwachstum und die
Thymidin-Einlagerung in DNA in einem größeren Maße in Neoplasma
inhibitieren als in normalen Zellen. Chen, Trends
Biochem. Sci. (1982) 7: 364-365 berichtet über die Isolierung
eines Peptids aus Ascites-Flüssigkeit mit einer krebsunterdrückenden
Eigenschaft. Redding und Schally, Proc.
Natl. Acad. Sci. (1982) 79: 7014-7018 berichten über die
Isolation von gereinigtem Peptid bzw. Peptiden aus Schweine-
Hypothalamus, welche antimitogene Aktivität gegen mehrere
normale und Tumorzellinien zeigen. Sone et al., Gann (1984)
75: 920-928 berichten über die Produktion eines oder mehrerer
Faktoren, die durch menschliche Makrophagen produziert
werden und das Wachstum gewisser Tumorzellen in vitro inhibieren.
Ransom et al., Cancer Res. (1985) 45: 851-862 berichten
über die Isolation eines Leukoregulin genannten Faktors,
der die Replikation von bestimmten Tumorzellinien inhibiert
und sich vom Lyphotoxin, Interferon und Interleukin
1 und 2 zu unterscheiden scheint. Die meisten dieser Faktoren
sind weder vollständig charakterisiert noch sind ihre
Primärstrukturen bekannt.
Aggarwal et al., J. Biol. Chem. (1984) 259: 686-691 reinigten
und charakterisierten menschliches Lymphotoxin (LT), das
durch eine Lymphoblastoid-Zellinie produziert wird, und
klärten anschließend die Sequenz von LT auf (Aggarwal et
al., J. Biol. Chem. (1985) 260: 2334). Gamma-Interferon (γ-IF),
welches von Lymphoid-Zellen produziert wird und immunmodulatorische
und tumorinhibitorische Wirkung hat, wurde
kloniert und exprimiert. (Gray et al., Nature (1982) 295:
503-508.) Der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF), welcher das Wachstum
von einigen Tumoren inhibiert und durch Makrophagen und
bestimmte Leukämie-Zellinien produziert wird, wurde charakterisiert,
und die TNF-cDNA wurde kloniert und in E. coli
exprimiert (Pennica et al., Nature (1984) 312: 724).
Durch die Erfindung werden ein neuer Peptidfaktor und biologisch
aktive Fragmente davon bereitgestellt, wobei der Faktor
aus Leukozyten erhältlich ist. Der Faktor findet Anwendung
in der Modulierung des Zellwachstums, so z. B. der Inhibierung
von Tumorzellwachstum und der Stimulierung des
Wachstums von normalen Fibroplasten, und kann Immunfunktionen
modulieren. Der Faktor hat eine Aminosäuresequenz, die
distinktiv verschieden von den Sequenzen anderer Verbindungen
ist, von denen berichtet wurde, daß sie analoge Eigenschaften
besitzen.
In der beiliegenden Zeichnung zeigen
Fig. 1 die Aminosäuresequenz von Fragmenten von
Oncostatin M;
Fig. 2 eine Reihe von Mikrofotografien von Zellen,
die mit Oncostatin M behandelt wurden, wobei
(A-C) A375-Melanomzellen sind, die mit 0, 5
bzw. 100 GIA-Einheiten behandelt wurden, und
(D-F) WI38-Fibroplasten sind, die mit 0, 5
bzw. 100 GIA-Einheiten behandelt sind; und
Fig. 3 eine Fotografie einer SDS-PAGE-Analyse von
Oncostatin M.
Ein neues Peptid, Peptid-Zusammensetzungen, Peptid-Fragmente
und Mutationen, ihre Herstellung und ihre Verwendung werden
bereitgestellt, wobei die Zusammensetzungen Aktivität in
der Modulation des Zellwachstums, insbesondere Inhibitierung
von Tumor-Zellwachstum und Stimulierung des Wachstums normaler
Fibroplasten zeigen. Ein Polypeptid, das als Oncostatin
M bezeichnet wird, ist erhältlich aus Leukozyten, z. B.
aus konditionierten Medien von stimulierten U937-Zellen oder
konditionierten Medien von stimulierten normalen menschlichen
Peripheren-Blutlymphozyten (PBL). Fragmente und Mutanten
des Polypeptids mit der biologischen Aktivität des intakten
Oncostatin M, wie Zellwachstumsmodulations-Aktivität
oder immunologische Aktivität, werden ebenfalls bereitgestellt.
Die Polypeptid-Fragmente nach der Erfindung sind neue Polypeptide
mit mindestens 8 Aminosäuren, die biologisch aktiv
sind, zumindest immunologisch kreuzreaktiv mit natürlich
vorkommendem Oncostatin M. Unter immunologisch kreuzreaktiv
wird verstanden, daß ein durch ein neues Polypeptid nach der
Erfindung induzierter Antikörper kreuzreagiert mit intaktem
Oncostatin M, zumindest wenn Oncostatin M in einem denaturierten
Zustand vorliegt. Diese Polypeptide sind deshalb
nützlich zur Induzierung von Antikörpern für Oncostatin M,
welche zur Bestimmung der Konzentration von Oncostatin M in
einer Körperflüssigkeit verwendet werden können, weiterhin
zur Bindung an Oncostatin M und somit zur Modulation seiner
Aktivität, und zur Reinigung von Oncostatin M, z. B. durch
Verwendung in einer Affinitätssäule. Ein Anteil der Polypeptide
kann auch die Zellwachstumsmodulations-Aktivität des
intakten Oncostatin M behalten, obwohl die Aktivität moduliert
sein kann, gewöhnlich reduziert im Vergleich zum intakten
Oncostatin M.
Fig. 1 zeigt die Aminosäuresequenz von Poly(aminosäure bzw.
-säuren), die kreuzreaktiv mit Oncostatin M sind, wobei die
erste Sequenz das N-Ende von Oncostatin M darstellt.
Die Poly(aminosäure bzw. -säuren) nach der vorliegenden Erfindung
enthalten eine Aminosäuresequenz mit mindestens 8
aufeinanderfolgenden Aminosäuren, die einer in Fig. 1 dargestellten
Aminosäuresequenz entsprechen und von dieser Sequenz
durch nicht mehr als 3, gewöhnlich nicht mehr als eine
Aminosäure verschieden sind. Die Differenz kann entweder in
der Einfügung einer Aminosäure, der Fehlstelle einer Aminosäure
oder der Substitution einer Aminosäure durch eine andere,
insbesondere in einer konservativen Substitution, bestehen.
Normalerweise enthalten die Poly(aminosäure bzw.
-säuren) mindestens 10, insbesondere mindestens 12 aufeinanderfolgende
Aminosäuren, die den in der Figur dargestellten
Sequenz entsprechen und durch nicht mehr als eine Aminosäure
unterschieden sind.
Für die Zwecke der Erläuterung der Erfindung sind verschiedene
Aminosäuren in eine Anzahl von Unterklassen eingeteilt.
Die folgende Tabelle zeigt die Unterklassen:
Unter konservativer Substitution wird verstanden, daß Aminosäuren
aus derselben Unterklasse (d. h. entweder neutrale
aliphatische, saure aliphatische, basische aliphatische oder
aromatische), insbesondere derselben Polarität für einander
ausgetauscht werden können. Vorzugsweise bilden Aminosäuren
mit zwei bis vier C-Atomen oder fünf bis sechs C-Atomen Monomer-
Gruppierungen in der aliphatischen Unterklasse.
Die Poly(aminosäure)n besitzen nicht mehr als ca. 1000 Aminosäuren
in der Länge. Gewöhnlich haben sie weniger als
100 Aminosäuren, insbesondere weniger als 50 Aminosäuren. So
können die Poly(aminosäure)n leicht synthetisiert werden.
Wenn die Poly(aminosäure)n über 100 Aminosäuren in der Länge
besitzen, dann können die Poly(aminosäure)n Polymere von
Fragmenten von Oncostatin M mit jeweils weniger als 100 Aminosäuren
sein oder Fusions-Proteine, bei denen das Fragment
durch Fusion an ein Antigen, Enzym, Enzymfragment u. dgl.
gebunden ist. Insbesondere die Poly(aminosäure)n mit höherem
Molekulargewicht können mindestens ein Polypeptid-Fragment
mit weniger als 100 Aminosäuren sein, das kovalent an einen
großen immunogenen Polypeptidträger gebunden ist, um immunogene
Eigenschaften zu schaffen. Beispiele für solche Proteinträger
sind Rinderserumalbumin, Keyhole-Limpet-Hämozyanin
(KLH) u. dgl. Diese konjugierten Polypeptide sind nützlich
für das Induzieren von Antikörpern in einem geeigneten
Wirtsorganismus.
U937-Zellen sind eine Zellinie, die aus einer histiozytischen
Lymphom-Zellinie abgeleitet sind (Sundstrom und
Nilsson, Int. J. Cancer (1976) 17: 565-577), die induziert
werden können, in Zellen mit Charakteristika von Makrophagen
zu differenzieren, gefolgt von einer Behandlung mit einer
Vielzahl von Mitteln (Harris et al., Cancer Res. (1985) 45:
9-13). Für die Herstellung von Oncostatin M kann man die
U937-Zellen in einem konventionellen Nährmedium mit Serum
wachsen lassen und mit einem geeigneten Inducer behandeln.
Herkömmliche Phorbole oder Ingenole können verwendet werden,
insbesondere 12-O-Tetradecanoylphorbol-13-acetat (TPA). Gewöhnlich
werden ca. 5-20 ng/ml des Inducers verwendet. Die
anfängliche Zellzahl liegt bei etwa 105-106 Zellen/ml.
Nachdem man den Inducer eine ausreichende Zeit auf die Zellen
einwirken ließ, normalerweise drei bis sechs Tage, wird
der Überstand entfernt, die Zellen werden mit serumfreiem
Nährmedium gewaschen, angeheftete Zellen werden wiederum mit
serumfreiem Medium gewaschen und dann werden die Zellen während
mindestens 12 Stunden, gewöhnlich nicht mehr als ca.
48 Stunden, in einem serumfreien Nährmedium z. B. RPMI-1640
inkubiert. Überstände werden dann gesammelt, und die Zellen
werden durch Zentrifugation entfernt. Die zellfreien Überstände
werden auf Zellwachstum-Inhibitionsaktivität (GIA)
geprüft, wie im experimentellen Teil beschrieben. Der Überstand
enthält ungefähr 50 bis 500 Einheiten GIA/ml (vgl.
Experimentelles zur Definition von GIA-Einheiten).
Oncostatin M kann auch erhalten werden aus Mitogen-stimulierten
normalen menschlichen peripheren Blutlymphozyten
(PBL's). PBL's können isoliert werden aus Leuko-Fraktionen
durch Verdünnen der Fraktionen und Zentrifugieren über
Ficoll-Gradienten. Zellen, die aus der Gradienten-Zwischenschicht
gesammelt werden, werden gewaschen und schocklysiert,
um die roten Blutzellen zu entfernen. Die verbleibenden
Zellen werden aus der Lösung durch Zentrifugation
abgetrennt, in Serum und Thrombin enthaltendem Puffer resuspendiert,
aufgeschüttelt, und dann läßt man das plättchenartige
Aggregat während einer kurzen Zeitdauer absetzen.
Die suspendierten Zellen werden transferiert, durch Zentrifugation
wiedergewonnen, in Serum resuspendiert und auf eine
Nylonwolle enthaltende Säule transferiert. Die Säule wird
inkubiert, um das Anheften von Monozyten und B-Lymphozyten
zu ermöglichen, und dann gewaschen. Die meisten peripheren
Blut-T-Lymphozyten haften nicht und werden aus der Säule
eluiert. Diese Zellen werden bei 37°C in Kulturmedium, z. B.
RPMI-1640-Medium kultiviert und mit einem geeigneten Inducer,
z. B. Phytohämagglutinin (ca. 1 bis 5 mg/l) während ca.
100 Stunden behandelt, worauf die Überstände gesammelt werden.
Die Überstände werden zentrifugiert, um Zellen zu entfernen
und durch Ultrafiltration oder Dialyse konzentriert.
Nach der Isolation des zellfreien Überstandes aus entweder
U937-Zellen oder normalen PBL's, wird das konditionierte
Medium konzentriert, herkömmlich unter Verwendung eines
Hohlfasersystems oder einer Ultrafiltrationsmembran, gefolgt
von Verdünnung mit Essigsäure (bis zu einer Konzentration
von 0.1-Essigsäure), gefolgt von einer Konzentrierung auf
das ungefähr Zehnfache und eine wiederholte Verdünnung und
Konzentrierung. Die Konzentrate können lyophilisiert und
direkt verwendet werden, oder das gefriergetrocknete Produkt
kann für eine weitere Reinigung verwendet werden.
Das Oncostatin M kann durch ein Gel-Permeations-Chromatographie-
Verfahren gereinigt werden unter Verwendung von wäßrigem
40% Acetonnitril-0.1% Trifluoressigsäure als isokratische
mobile Phase auf einer Bio-sil TSK250-Säule, unter
Überwachung der Aktivität jeder der Fraktionen. Durch Reinigung
wird eine Zusammensetzung erhalten, die mindestens ca.
0,5-5 × 104-GIA-Einheiten/ml in den aktiven Fraktionen
besitzt.
Das teilweise gereinigte Produkt aus der Gel-Permeations-
Chromatographie kann weitergereinigt werden durch Anwendung
der Umkehrphasen-Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie unter
Anwendung eines linearen Gradienten, wobei das primäre Lösungsmittel
0,1%ige Trifluoressigsäure in Wasser und das
sekundäre Lösungsmittel Acetonnitril ist, das 0,1% Trifluoressigsäure
enthält. Das Schema kann variiert werden,
wobei die Chromatographie im allgemeinen ca. 3-4 Stunden
dauert und der Hauptzeit-Aufwand von mehr als ca. 50% der
Zeitdauer und nicht mehr als ca. 80% der Zeitdauer im Bereich
von 30-45% des sekundären Lösungsmittels verstreichen.
Unter diesen Bedingungen eluieren die aktiven Fraktionen
bei ca. 41-42% Acetonnitril.
Die gepoolten Fraktionen können weiter gereinigt werden
durch Wiederholung der Umkehrphasen-HPLC, wobei ein schnellerer
Wechsel bei den Gradienten-Bedingungen vorgenommen und
eine langsamere Durchflußrate angewendet wird. Unter diesen
Bedingungen taucht die Aktivität bei ungefähr 40,5-41,5%
Acetonntril auf.
Die Umkehrphasen-HPLC kann dann wiederholt werden, indem das
Lösungssystem geändert wird, wobei das sekundäre Lösungsmittel
n-Propanol-0,1% Trifluoressigsäure ist. Ein linearer
Gradient wird angewendet, wobei der Gradient im Bereich zwischen
23 und 35% n-Propanol langsam verändert wird. Die
Hauptaktivität wird im Bereich von 25,5-27,5% Propanol
beobachtet und ein im wesentlichen homogenes Produkt erhalten
wird mit einer spezifischen Aktivität größer als
10 GIA-Einheiten/ng-Protein. Normalerweise wird das Produkt
gereinigt, um eine spezifische Aktivität von mindestens ca.
100 GIA-Einheiten/ng-Protein zu erreichen, insbesondere
150 GIA-Einheiten/ng.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen werden charakterisiert
durch ein Molekulargewicht von ca. 17 bis 19 KiloDalton
(kD), insbesondere ca. 18 kD, bestimmt durch Größenausschlußchromatographie.
Die Verbindungen sind weiterhin gekennzeichnet
durch ein scheinbares (apparent) Molekulargewicht
von annähernd 28 kD, bestimmt durch Polyacrylamid-
Gel-Elektrophorese unter reduzierenden oder nichtreduzierenden
Bedingungen.
Die Aminosäuresequenz von Fragmenten von gereinigtem Oncostatin
M wurde analysiert. Oncostatin hat im wesentlichen
die Aminosäuresequenzen, die in Fig. 1 angegeben sind. In
Fig. 1 erläutert die erste Sequenz das N-Ende von Oncostatin
M, während die verbleibenden Sequenzen innere Fragmente
des Polypeptids darstellen.
Aktive Präparationen von isoliertem Oncostatin M enthielten
eine Mischung an Mannose-reichem und komplexem N-gebundenem
Oligosaccharid. Nichtglykosylierte Präparationen von Oncostatin
M behielten jedoch die zellwachstumsmodulierende Aktivität.
Oncostatin M ist weiterhin gekennzeichnet durch seine Aktivität
gegenüber bestimmten Zellstämmen. Dem Polypeptid fehlt
zytotoxische Aktivität gegen WI26 und WI38 menschliche Fibroplasten
und Mäuse L929-Zellen, welche sensitiv gegenüber
Tumor-Nekrosefaktor sind, und gegen eine γ-Interferonempfindliche
menschliche Tumorzellinie. Es hat sich auch herausgestellt,
daß es die Proliferation von normalen menschlichen
T-Lymphozyten nicht inhibiert und auch nicht die granulozytische/
myelozytische Koloniebildung von Knochenmarkszellen
bei Konzentrationen bis zu 100 GIA-Einheiten/ml. Weiterhin
stimuliert Oncostatin M die Proliferation von normalen
menschlichen Fibroplasten, wie am Beispiel von WI38- und
WI26-Zellen gezeigt, und inhibiert die Proliferation von
Tumorzellen wie A375, HBT10, A549 und SK-MEL28, und kann das
Wachstum von Koloniebildungszellen von normalem Knochenmark
vermehren. Oncostatin M unterdrückt nicht den menschlichen
proliferativen oder zytotoxischen T-Zell-Response in gemischten
Leukozytenkulturreaktionen (MLC) bei Konzentrationen
von 500 GIA-Einheiten/ml.
Es wurde gefunden, daß das erfindungsgemäße Polypeptid stabil
gegen mäßige Säure und Base und auch gegen Wärmebehandlung
bei 56°C ist.
Die Aminosäuresequenz des erfindungsgemäßen Polypeptids kann
vollständig bestimmt werden unter Anwendung handelsüblich
erhältlicher Sequenzanalysier-Einrichtungen. Das Polypeptid
kann synthetisiert werden in Übereinstimmung mit bekannten
Techniken, unter Anwendung automatisierter Syntheseeinrichtungen,
die ebenfalls kommerziell erhältlich sind.
Alternativ kann das erfindungsgemäße Polypeptid durch Rekombinaten-
DNA-Techniken hergestellt werden. Aus einer partiellen
Aminosäuresequenz können Proben abgeleitet werden,
welche dann für das Screening einer menschlichen Genom-Bank
verwendet werden können. Die Bank kann eine cDNA-Bank oder
eine Chromosomen-Bank sein. Sind der oder die Klone einmal
identifiziert als ansprechend auf die Probe, dann können die
Fragmente, welche das Gen von Interesse enthalten, auf verschiedene
Weise identifiziert und in vielfältiger Weise manipuliert werden.
Das Fragment kann durch Endonuklease-Restriktion
in der Größe reduziert werden, wobei die erhaltenen
Fragmente kloniert und auf das Vorliegen der gewünschten
Gene geprüft werden. Zellen, die die gewünschten Peptide
produzieren oder vergrößerte Mengen des gewünschten Peptids
produzieren, können zur Herstellung der Messenger-RNA verwendet
werden. Aus der Messenger-RNA kann Einzelstrang-cDNA
hergestellt werden. Die cDNA kann dann Einzelstrang-cDNA
hergestellt werden. Die cDNA kann man dann an Gesamt-Messenger-
RNA aus einer Zelle, die, wenn überhaupt, nur wenig von
dem Polypeptid produziert, ansprechen lassen. Die nicht ansprechende
bzw. angeheftete cDNA kann dann isoliert und zur
Herstellung von ds cDNA verwendet werden, welche mit den
Proben gescreent werden kann.
Alternativ können DNA-Fragmente in λgt11 eingesetzt werden,
so daß die Kodierung der Fragmente abwärts von und im Rahmen
mit dem λ-galactosidase-Gen erfolgen kann. Antikörper können
zu dem Oncostatin M-Polypeptid hergestellt und zum
Screening der erhaltenen fusionierten Proteine auf Kreuzreaktivität
verwendet werden. Auf diese Weise können Fragmente,
die das erfindungsgemäße Polypeptid oder ein Fragment
davon kodieren, identifiziert und zur Identifizierung des
gewünschten Gens verwendet werden.
Ist einmal das vollständige Gen identifiziert, entweder als
cDNA oder als Chromosomen-DNA, dann kann es auf verschiedene
Weise zur Herbeiführung einer Expression manipuliert werden.
Wenn das Gen in einen Wirt exprimiert wird, der die Wildtyp-
transkriptionalen und translationalen Regulationsregionen
von Oncostatin M erkennt, dann kann das vollständige Gen
mit seinen Wildtyp 5′- und 3′-Regulationsregionen in einen
geeigneten Expressionsvektor eingeführt werden. Verschiedene
Expressionsvektoren existieren unter Anwendung von Replikationssystemen
aus Säugetier-Viren, wie Simian-Virus 40, Adenovirus,
Rinder-Papillom-Virus, Vaccinia-Virus, Insekten-
Baculo-Virus u. dgl. Diese Replikationssysteme wurden entwickelt,
um Marker zu schaffen, welche eine Selektion von
Transfektanten erlauben, sowie bequeme Restriktionsstellen
zu schaffen, in welche die Gene eingesetzt werden können.
Wenn das Gen in einen Wirt exprimiert werden soll, welcher
die natürlich vorkommenden Wildtyp-transkriptionalen und
translationalen Regulationsregionen nicht erkennt, sind weitere
Manipulationen erforderlich. Eine Vielzahl von 3′-
transkriptionalen Regulationsregionen sind bekannt und können
außer- bzw. unterhalb des Stopcodons eingesetzt werden.
Die nichtkodierende 5′-Region oberhalb des strukturellen
Gens kann durch Endonuklease-Restriktion, Bal31-Resektion
o. dgl. entfernt werden. Andererseits kann, wo eine bequeme
Restriktionsstelle nahe dem 5′-Ende des strukturellen Gens
vorhanden ist, das strukturelle Gen restriktiert werden und
ein Adaptor verwendet werden zur Bindung der strukturellen
Gene an die Prompoter-Region, wobei der Adaptor die verlorenen
Nukleotide des strukturellen Gens liefert. Verschiedene
Strategien können angewendet werden zur Schaffung einer Expressions-
Kassette, welche in der 5′-, 3′-Richtung der
Transkription eine transkriptionelle und translationelle
Initiierungsregion besitzt, welche auch Regulatorsequenzen
für die Induzierung der Regulation, das strukturelle Gen
unter der transkriptionellen und translationellen Steuerung
der Initiierungsregion und eine transkriptionelle und translationelle
Terminierungsregion einschließen kann.
Beispielhafte transkriptionelle Initiierungsreaktionen oder
Promotor umfassen für Bakterien, β-gal-Promoter, TAC-Promoter,
Lambda-Links- und -Rechts-Promoter usw.; für Hefe, glykolytische
Enzympromoter, wie ADH-I und -II-Promoter, GPK-
Promoter und PGI-Promoter sowie TRP-Promoter usw.; für Säugetier-
Zellen, SV40 Früh- und Spät-Promoter, Adenovirus
Major-Spät-Promoter usw. Wie bereits angedeutet, kann die
Expressions-Kassette innerhalb eines Replikationssystems für
episomale Aufrechterhaltung in einem geeigneten zellulären
Wirt vorhanden sein oder ohne ein Replikationssystem vorhanden
sein, wo es in das Wirts-Genom integriert werden kann.
Die DNA kann in den Wirt nach bekannten Techniken eingeführt
werden, z. B. durch Transformation unter Verwendung von mit
Calciumphosphat ausgefällter DNA, Transfektion durch Inkontaktbringen
der Zellen mit dem Virus, Mikroinjektion der DNA
in die Zellen u. dgl.
Ist das Gen einmal in den geeigneten Wirt eingeführt, dann
kann der Wirt wachsen und wird das strukturelle Gen exprimiert.
In einzelnen Fällen kann es wünschenswert sein, eine
Signalsequenz (Sektrionsleiter) oberhalb von und im Leserahmen
mit dem strukturellen Gen vorzusehen, wodurch die
Sekretion des strukturellen Gens und die Spaltung der Sekretionsleiter
ermöglicht wird, so daß das reife Polypeptid im
Überstand bereitgestellt wird. Ist eine Sekretion nicht vorgesehen,
dann können die Wirtzellen geerntet, unter herkömmlichen
Bedingungen lysiert und das gewünschte Produkt isoliert
und nach bekannten Techniken gereinigt werden, wie
z. B. durch Chromatographie, Elektrophorese, Lösungsmittelextraktion
u. dgl.
Die erfindungsgemäßen Stoffe können ein breites Anwendungsfeld
finden, und zwar sowohl in vivo als auch in vitro. Die
Stoffe können zur Herstellung von Antikörpern für die Stoffe
verwendet werden, die ihrerseits Anwendung in vivo oder in
vitro finden können. Die Antikörper können auf herkömmliche
Weise hergestellt werden, z. B. durch Verwendung des erfindungsgemäßen
Polypeptids als Immunogen und injizieren des
Polypeptids in einen Säugetier-Wirt, z. B. eine Maus, eine
Kuh, eine Ziege, ein Schaf, ein Kaninchen u. dgl., insbesondere
zusammen mit einem Hilfsmittel, z. B. komplettem
Freunds-Hilfsstoff, Aluminiumhydroxid-Gel u. dgl. Der Wirt
kann dann geblutet werden und das Blut kann dann zur Isolation
der polyklonalen Antikörper verwendet werden, oder im
Falle der Maus, können die Peripheren-Blut-Lymphozyten oder
Milz-Lymphozyten (B-Zellen) zur Fusion mit einer geeigneten
Myelom-Zelle verwendet werden, um die Chromosomen für die
monoklonale Expression von für die erfindungsgemäßen Stoffe
spezifischen Antikörper unsterblich zu machen.
Es können sowohl polyklonale als auch monoklonale Antikörper
hergestellt werden, welche dann zur Diagnose oder Aufspürung
der erfindungsgemäßen Polypeptide in einer Probe, wie Zellen
oder physiologischer Flüssigkeit, z. B. Blut, verwendet werden
können. Die Antikörper können auch in der Affinitäts-
Chromatographie zur Reinigung der erfindungsgemäßen Polypeptide
und zu ihrer Isolierung aus natürlichen oder synthetischen
Quellen verwendet werden. Die Antikörper können auch
Anwendung bei der Kontrolle bzw. Steuerung der Menge der
erfindungsgemäßen Polypeptide in Verbund mit Zellen in einer
Kultur oder in vivo Anwendung finden, wobei das Zellwachstum
modifiziert werden kann.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen können auch als Ligant
zum Aufspüren des Vorhandenseins von Rezeptoren für die Verbindung
verwendet werden. Auf diese Weise können Zellen unterschieden
werden, die nach dem Vorliegen und der Dichte
von Rezeptoren für die erfindungsgemäße Verbindung, wobei
die Wirkung verschiedener Verbindungen auf das Vorhandensein
solcher Rezeptoren überwacht wird.
Die erfindungsgemäße Verbindung bzw. die Verbindungen können
verwendet werden in in vitro-Kulturen zum Inhibieren des
Wachstums von Zellen oder Zellinien, die sensitiv gegenüber
dem erfindungsgemäßen Polypeptid sind, im Unterschied zu
Zellen die nicht sensitiv sind. Auf diese Weise können herterogene
Zellmischungen oder Zellinien von unerwünschten
Zellen befreit werden, wenn die unerwünschten Zellen sensitiv
gegenüber dem erfindungsgemäßen Polypeptid sind. Das
erfindungsgemäße Polypeptid kann auch in vivo verabreicht
werden, im Falle von neoplastischen Zuständen, beispielsweise
durch Injektion, die intralesional, peritoneal, subcutan
o. dgl. erfolgen kann. Die erfindungsgemäße Verbindung
kann in vitro verwendet werden, um maligne Zellen aus Mark
für autologe Marktransplantationen zu entfernen oder die
Proliferation zu verhindern oder maligne Zellen in anderem
Gewebe, z. B. Blut, vor einer Reinfusion zu entfernen.
Das erfindungsgemäße Polypeptid kann auch verwendet werden
zur Behandlung von Wunden, wie Hautwunden, Augenhornhautwunden
und verschiedenen Epithel- und Stützgewebe-Verletzungen
und Risse, wie chronische Ulcera, Verbrennungen, chirurgische
Schnitte, traumatische Wunden und Verletzungen der mit
Epithel ausgegleiteten Hohlorgane, wie des Ösophagus, Magens,
Dick- und Dünndarms, Mundes, der Genitalien und der
Harnwege. Die Anwendung erfolgt durch örtliches Auftragen
einer Behandlungs-Zusammensetzung, einschließlich Oncostatin
M, in einem physiologisch akzeptierbaren Träger.
Die Zusammensetzung nach der vorliegenden Erfindung kann zur
Behandlung einer Vielzahl von Wunden verwendet werden, einschließlich
im wesentlichen aller Hautwunden, Augenhornhautwunden
und Verletzungen der mit Epithel ausgegleiteten Hohlorgane
des Körpers. Zur Behandlung bieten sich Wunden an,
die durch Verletzungen, wie Verbrennungen, Schürfungen,
Schnitte u. dgl. entstanden sind, wie auch durch chirurgische
Eingriffe, z. B. chirurgische Schnitte und Hautübertragungen
bzw. Pfropfungen. Andere Zustände, die sich für eine Behandlung
mit den Zusammensetzungen nach der Erfindung eignen,
sind unter anderem chronische Zustände, wie chronische Ulcera,
Diabetes-Ulcera und andere nichtheilende (trophische)
Zustände.
Oncostatin M kann in akzeptierbare Träger für die Anwendung
am betroffenen Gebiet eingebracht werden. Die Natur des Trägers
kann in weitem Bereich variieren und hängt von der jeweiligen
Anwendungsstelle ab. Für die Anwendung auf der Haut
ist eine Creme- oder Salbengrundlage normalerweise bevorzugt,
geeignete Grundlagen sind beispielsweise Lanolin, Silvaden
(Marion), insbesondere für die Behandlung von Verbrennungen,
Aquaphor (Duke Laboratories, South Norwalk, Connecticut)
u. dgl. Wenn erwünscht, ist es auch möglich, Oncostatin
M enthaltende Zusammensetzungen in Bandagen und andere
Wundauflagen einzubringen, um eine kontinuierliche
Einwirkung des Peptids auf die Wunde zu ermöglichen. Auch
Aerosol-Verabreichungen können Anwendung finden.
Die Konzentration des Polypeptids in der Behandlungs-Zusammensetzung
ist nicht kritisch. Das Polypeptid ist normalerweise
vorhanden in einer Menge, die die Proilferation der
Epithel-Zellen induziert. Die Zusammensetzungen können örtlich
auf das befallene Gebiet aufgebracht werden, typischerweise
in Form von Augentropfen auf das Auge, oder als Creme,
Salbe oder Lotion auf die Haut. Im Falle der Augen ist eine
häufige Anwendung erwünscht, gewöhnlich in Applikations-
Intervallen von 4 Stunden oder weniger. Bei der Haut ist es
wünschenswert, die Behandlungs-Zusammensetzung auf der befallenen
Stelle während der Heilung kontinuierlich vorliegen
zu haben, insbesondere durch zwei- bis viermaliges oder häufigeres
Auftragen der Behandlung-Zusammensetzung pro Tag.
Die Menge, die an dem erfindungsgemäßen Polypeptid verwendet
wird, hängt von der Art und Weise der Verabreichung, der
Verwendung anderer aktiver Verbindungen u. dgl. ab und liegt
im allgemeinen im Bereich von ca. 1 µg bis 100 µg. Das erfindungsgemäße
Polypeptid kann mit einem physiologisch akzeptierbaren
Träger, wie einer Kochsalzlösung, Phosphat-gepufferten
Kochsalzlösung o. dgl. angewendet werden. Die Menge
an zu verwendender Verbindung kann empirisch bestimmt werden
auf der Basis des Ansprechens von Zellen in vitro und des
Ansprechens von Versuchstieren auf die erfindungsgemäßen
Polypeptide bzw. Formulierungen, die die erfindungsgemäßen
Polypeptide enthalten. Die erfindungsgemäßen Verbindungen
finden als solche Anwendung oder in Kombination mit anderen
Wachstumsfaktoren oder Inhibitoren oder Immunomodulatoren,
wie TNF, IL-2, γ-Interferon, monoklonale Antikörper usw.
Die Mengen dieser anderen Verbindungen bzw. Stoffe liegt im
allgemeinen im Bereich von 1 µg bis 100 µg. Konjugate der
erfindungsgemäßen Stoffe mit an die Einsatzstelle leitenden
Einheiten, z. B. Antikörpern, können bereitet werden, wobei
die Antikörper spezifisch für bestimmte malignen Zellen oder
Organe sein können.
Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung,
insbesondere bevorzugter Ausführungsformen, nicht
jedoch zur Beschränkung.
Experimentelles
Materialien und Methoden
Oncostatin M, isoliert aus U937-Zellen
Herstellung eines Tumorzellwachstums-Inhibitors aus einer
histiozytischen Lymphom-Zellinie.
U937-Zellen, eine histiozytische Lymphom-Zellinie (Sunstrom
und Nilsson, Int. J. Cancer (1976) 17: 565-577, wurden in
Rollflaschen (Corning C2540) bei einer Konzentration von
4 × 105-Zellen/ml in einem Totalvolumen von 300 ml RPMI-
1640-Medium, das mit 10% fötalem Kalbsserum (FCS), Penicilin/
Streptomycin (PS), L-Glutamin und 10 ng/ml 12-0-Tetradecanoylphorbol-
13-acetat (TPA) ergänzt war. Vier Tage später
wurden die Überstände, die FCS und TPA enthielten, entfernt.
Die Rollflaschen wurden fünfmal mit serumfreiem
RPMI-1640 gewaschen, und die losgelösten Zellen (1 × 105-
Zellen/ml) wurden dreimal mit serumfreiem Medium gewaschen
und in die Flaschen zurückgegeben, wobei ein Endvolumen von
125 ml serumfreiem RPMI-1640-Medium pro Rollflasche erhalten
wurde. Einen Tag später wurden die Überstände gesammelt, zur
Entfernung der Zellen zentrifugiert, durch 0,45 Mikron (µ)
Nalgen-Filter filtriert und unter Verwendung eines
Hohlfasersystems (Amicon-Patrone HIP10-20) auf einem Volumen
von 150 ml (Anfangsvolumen 1500 ml) konzentriert. Oncostatin
M wurde auch aus Überständen von serumfreien, TPA-behandelten
U937-Zellen in 150 cm2 Gewebekultur-Kolben isoliert.
Die Überstände wurden mit einer Amicon Diaflo-Membran PM-10
konzentriert, 10 kD abgeschnitten und dialysiert. Im Anschluß
an die Dialyse wurde das Konzentrat mit Essigsäure
verdünnt bis auf eine Endkonzentration von 0.1 N Essigsäure
in 500 ml und auf 50 ml unter Verwendung eines Amicon
PM 10-Filters konzentriert. Das 50 ml-Konzentrat wurde auf
400 ml mit 0.1 N Essigsäure verdünnt und mit demselben Filter
auf 40 ml konzentriert. Das Konzentrat wurde mit 1 N Essigsäure
verdünnt und das erhaltene Präzipitat wurde durch Zentrifugation
entfernt. Das erhaltene Konzentrat wurde eingefroren
und gefriergetrocknet. Das gefriergetrocknete Material
wurde für Reinigungsstufen verwendet.
Gel-Permeations-Chromatographie
Eine Bio-Sil TSK-250-Säule (600 × 21,5 mm) (Bio-Rad) wurde
an ein Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie-System angeschlossen.
Die rohe Fraktion (10 mg/ml) wurde in 40% Acetonnitril
in 0,1% wäßriger Trifluoressigsäure (0,1% TFA)
aufgelöst. Eine 2 ml-Aliquot-Menge der Mischung wurde injiziert,
und die Elution isokratisch mit einer mobilen Phase
von 40% Acetonnitril in 0,1% TFA durchgeführt. Die Durchflußmenge
betrug 2,5 ml/min und die Geschwindigkeit der Verschiebung wurde auf 0,25 cm/min eingestellt. 5 ml Fraktionen
wurden gesammelt. Die Chromatographie wurde bei Raumtemperatur
durchgeführt. Aliquote Mengen einer jeden Fraktion wurden
eingedampft und dreifach auf die Wachstumsinhibitor-
Aktivität (GIA) auf A375-Zellen untersucht.
Die aktiven Fraktionen (Fraktionen 21 und 22) aus sechs
Durchläufen wurden gepoolt. Das gepoolte Material hatte eine
Gesamtmenge von annähernd 4,8 × 105-GIA-Einheiten. Es wurde
gefunden, daß der Faktor ein scheinbares Molekulargewicht
(apparent molecular weight) von 18 kD besaß, bestimmt durch
Größenausschluß-Chromatographie (Bio-Sil TSK-250-Säule).
Umkehrphasen-Hochdruck-Chromatographie (HPCL)
von TSK-250-Fraktionen
Gepoolte TSK-250-Fraktionen 21 und 22, die oben beschrieben
wurden, wurden mit 0,1% TFA auf das Zweifache verdünnt. Die
Mischung wurde auf eine µ-Bondapak-C18-Säule (7,8 × 300 mm)
(als C181 bezeichnet) bei Raumtemperatur isokratisch injiziert.
Die Durchflußmenge wurde auf 2,0 ml/min eingestellt
und die Fließgeschwindigkeit (chart speed) auf 0,25 cm/min.
Der lineare Gradient wurde verwendet zwischen dem primären
Lösungsmittel 0,1% TFA und dem sekundären Lösungsmittel
Acetonnitril-TFA 0,1%. Die Gradienten-Bedingungen waren 0-
30% in 20 min; dann 30-45% in 150 min; 45-55% in
20 min; und 55-1000% in 10 min. Alle Lösungsmittel waren
von HPCL-Qualität. 4 ml Fraktionen wurden gesammelt und
gleiche Anteile von jeder Fraktion wurden auf die wachstumshemmende
Aktivität untersucht. Es wurde gefunden, daß die
Fraktionen 72-75 die Hauptaktivität enthielten. Die aktiven
Fraktionen wurden zwischen 41 und 52% der Acetonnitril-
Konzentration eluiert.
Die Fraktionen 72-75 wurden gepoolt. 16 ml von 0,1% TFA
wurden den gepoolten Fraktionen zugegeben. Die Mischung wurde
in eine µ-Bondapak-C18-Säule (3,9 × 300 mm) (als C182
bezeichnet) bei Raumtemperatur injiziert. Die Durchflußmenge
wurde auf 1 ml/min eingestellt und die Verschiebe- bzw.
Fließgeschwindigkeit auf 0,25 cm/min. Die Gradienten-Bedingungen
waren 0-35% in 10 min; 35-45% in 100 min; und
45-100% in 10 min. Die Fraktionen wurden gesammelt und
gleiche Anteile wurden genommen und auf GIA untersucht. Das
meiste der Aktivität kam aus der Säule zwischen 40,7 und
41,3% Acetonnitril-Konzentration (Verweilzeit 83-86 min).
Aktive Fraktionen wurden gepoolt und zweifach mit 0,1% TFA
verdünnt und isokratisch auf eine µ-Bondapak-C18-Säule
(3,9 × 300 mm) (als C183 bezeichnet) bei Raumtemperatur injiziert.
Die Durchflußmenge war 1 ml/min und die Fließgeschwindigkeit
0,25 cm/min. Ein linearer Gradient wurde verwendet
zwischen dem primären Lösungsmittel 0,1% TFA und dem
sekundären-Lösungsmittel n-Propanol-TFA (0,1%). Die Gradienten-
Bedingungen waren 0-23% in 20 min und 23-35%
in 120 min. Fraktionen wurden gesammelt und gleiche Anteile
einer jeden Fraktion wurden auf GIA geprüft. Das meiste der
Aktivität erschien zwischen 25 und 26,5% Propanol-Konzentration
(Verweilzeit 59 min). Diese offensichtlich homogene
Fraktion enthielt annähernd 300 ng Protein und ungefähr
4000 GIA-Einheiten.
Zellwachstums-Modulations-Assay unter Verwendung
von 3-Thymidin-Einlagerung in DNA (GIA)
Die Assays wurden durchgeführt in 96-Flachlochplatten
(Costar 3596). Menschliche Melanomzellen (A375) wurden als
sensitive Indikator-Zellinie verwendet. Zellen (3 × 103) in
0,1 ml Dulbecco's modifiziertem Eagles-Medium (DMEM) ergänzt
mit 10% FCS und PS, wurden in jedes Loch gegeben. Drei
Stunden später wurden 0,1 ml der Testproben jedem Loch zugegeben.
Die Platten wurden 3 Tage lang bei 37°C inkubiert.
Dann wurden 0,025 ml (0,5 µCi) einer Lösung von 3H-Thymidin
(spezifische Aktivität 27 µCi/µ) einem jedem Loch für die
letzten 6 Stunden der Inkubation zugegeben. Die Zellen wurden
dann auf Glasfilterstreifen unter Verwendung eines Multiloch-
Erntegerätes (multiwell harvester) (PHD Cell Harvester,
Cambridge Technology, Inc.) transferiert. Die Filter
wurden in Szintallationsgefäße überführt, denen 2 ml eine
Szintillationsflüssigkeit (Scienti Verse II, Fisher Scientific
Co.) vor dem Zählen in einem Szintillationszähler für
das Quantisieren der 3H-Thymidin-Einlagerung zugegeben wurden.
Weichagar-Kolonie-Inhibierungsassay (TGI)
Eine 0,5 ml-Grundschicht von 0,5% Agar (Agar Noble; Difco
Laboratories, Detroit, Michigan) in DMEM, enthaltend 10%
fötales Kalbsserum (FCS) wurde 24-Loch-Costar-Gewebekulturplatten
zugegeben. 0,5 ml 0,3% Agar, enthaltend dieselbe
Medium-FCS-Mischung, 1-2,5 × 103 A375-Zellen und den zu
prüfenden Faktor in verschiedenen Konzentrationen, wurden
über die Agar-Grundschicht aufgelegt. Die Platten wurden bei
37°C in befeuchteter Atmosphäre von 5% CO2 in Luft inkubiert
und nach 7 Tagen durch Zugabe von 0,5 ml 0,3% Agar,
enthaltend dasselbe Medium und die Konzentrationen des Faktors,
nachgefüttert. Die Kolonien wurden zwischen den Tagen 7
und 14 unfixiert und ungefärbt gezählt, und die Zahl der
Kolonien mit mehr als 6 Zellen bewertet.
Ergebnisse:
Sequenzen von Oncostatin M, isoliert aus U937-Zellen
Die N-endständige Sequenz und innere Fragmente von Oncostatin
M wurden durch Mikrosequenz-Analyse bestimmt, die an
reduziertem und S-pyridinäthyliertem Polypeptid und an Peptiden
durchgeführt wurden, die aus der enzymatischen Verdauung
von reduziertem und S-pyridinäthyliertem Oncostatin M
mit Endoproteinase Lys-C und Staphylococcus aureaus V8-Protease
erhalten wurden. Die Peptid-Fragmente wurden durch
Umkehrphasen-HPLC unter Verwendung flüchtiger Lösungsmittel
gereinigt. Die Peptide wurden einer automatischen wiederholbaren
Edman-Degradation im Modell 470A-Proteinsequenzer
(Applied Biosystems, Inc.) unterworfen. Die Phenylthiohydantoin-
Aminosäuren wurden durch Umkehrphasen HPLC (Applied
Biosystems, Inc.) mit einer PTH-C18-Säule (2,1 × 220 mm,
ABI) unter Verwendung eines Natriumacetat-Puffer/Tetrahydrofuran/
Acetonnitril-Gradienten für die Eluierung analysiert.
Die erhaltenen Aminosäuresequenzen sind im wesentlichen wie
in Fig. 1 dargestellt.
Ein Vergleich dieser Sequenzen mit denjenigen, die in der
gegenwärten Protein-Datenbank (PIR Release 9.0, May 1986)
gespeichert sind, ergab keine signifikanten Sequenz-Homologien
mit anderen bekannten Sequenzen. Darüber hinaus gibt es
keine Homologie mit Tumornekrose-Faktor, Lymphotoxin, Koloniestimulierungs-
Faktor, Interleukin 1 oder 2 oder β-Transformierungs-
Wachstums-Faktor.
Inhibierung der Proliferation von Tumorzellen und Vermehrung
der Proliferation von normalen menschlichen Fibroplasten
Unter Anwendung des oben beschriebenen Weichagar-Kolonie-Inhibierungs-
Assay wurden die nachfolgenden Ergebnisse erhalten:
Inhibierung der A375-Melanom-Zellkolonie-Bildung in
Weichagar durch gereinigtes Oncostatin M aus U937-Zellen*
Bei der nächsten Untersuchung wurden verschiedene Behandlungen
angewendet, um die Wirkung der Behandlung, sei sie chemisch
oder physikalisch, auf die Aktivität der erfindungsgemäßen
Polypeptide zu bestimmten. Die folgende Tabelle zeigt
die Ergebnisse.
Wirkung von verschiedenen Behandlungen auf Überstände
von TPA-induzierte U937-Zellen auf Tumorwachstums-
Inhibitions-Aktivität*
Die obigen Ergebnisse zeigen, daß Oncostatin M in dem dialysierten
Überstand im wesentlichen beständig gegenüber Inaktivierung
durch 1 N Essigsäure und 1 N Ammoniumhydroxid ist.
Somit sind die erfindungsgemäßen Verbindungen relativ unempfindlich
gegenüber mäßig starker Säure und mäßig starker
Base. Die Verbindungen sind wärmebeständig bei 56°C über
1 Stunde jedoch nicht bei 90°C über 30 Minuten.
Die Verbindung wurde auch im Hinblick auf die Wärmestabilität
der Aktivität untersucht, und es wurde gefunden, daß sie
ihre Aktivität nach 1 Stunde bei 56°C behielt, jedoch im
wesentlichen die gesamte Aktivität verloren hatte nach
30 Minuten bei 95°C.
Im nächsten Versuch wurde die Fähigkeit der erfindungsgemäßen
Polypeptide zur Inhibierung der Tumorzell-Replikation
einer Vielfalt von neoplastischen Zellen untersucht. Die
folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse.
Tumorzellen3H-TdR-Einlagerung
A549 (Lungenkrebs)21
HTB10 (Neuroblastom)81
A375 (Melanom) 0,3
Tumorzellen wurden 3 Stunden vorher in Mikrolöcher eingegeben,
bevor die Zugabe von verschiedenen Verdünnungen von
Oncostatin M, das durch Umkehrphasen-HPLC, wie oben beschrieben,
gereinigt war, zugegeben wurden. Für die letzten
6 Stunden einer 3-tägigen Inkubation wurden die Zellen in
0,2 ml Medium mit 3
H-Thymidin (3
H-TdR) (0,5 µCi/Loch) markiert.
Eine Einheit der Tumorwachstums-Inhibitionsaktivität
(GIA) ist definiert in der Legende zu Tabelle 1 als die Menge,
welche eine 50%ige Inhibition der 3
H-TdR-Einlagerung in
A375-Melanom-Zellen bewirkt. Eine Einheit wurde bestimmt als
annähernd 10 pg des gereinigten Proteins. Dementsprechend
betrug die Konzentration (ng/ml) zur Verursachung einer
30%igen Inhibition von 3
H-TdR in A549-, HTB10- bzw. A375-
Zellen annähernd 1,4, 4,0 bzw. 0,015 ng/ml. Die 3
H-TdR-Einlagerung
in WI26 normale menschliche Fibroplasten war durch
den U937-Faktor in keinem Experiment unterdrückt.
Die obigen Ergebnisse zeigen, daß Oncostatin M selektiv in
seiner Fähigkeit ist, Replikation zu inhibieren, wobei in
Abhängigkeit von der Natur der Zellen breit variierende Effekte
vorliegen. Die erfindungsgemäße Verbindung ist wirksam
gegen Melanom-Zellen, wie A375-Melanom-Zellen, squamöse Lungenkrebs-
Zellen, wie A549, und Neuroblastom-Zellen, wie
HTB10.
Tumorzellen wurden eingesetzt mit 3 × 103 Zellen/Loch und
normale Fibroplasten mit 1,5 × 103 Zellen/Loch und zwar in
96-Lochplatten für 3 Stunden. Die verschiedenen Konzentrationen
von gereinigtem Oncostatin M, das aus der Fraktion
der C183-Säule mit hoher antiproliferativer Aktivität gegen
A375-Zellen erhalten wurde, wurden zugegeben und 3 Tage später
wurde die 3H-Thymidin-Einlagerung in die Zellen gemessen
und zwar in drei Löchern pro Konzentration. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 4 dargestellt.
Inhibition der Proliferation von Tumorzellen und
Vermehrung der Proliferation von normalen Fibroplasten
durch Oncostatin M
Zusätzlich zu dem beobachteten differentiellen Effekt auf
die 3H-Thymidin-Einlagerung in Tumorzellen und in normale
menschliche Fibroplasten, wurde auch ein differentieller
Effekt auf die Morphologie und die Zellzahl im Anschluß an
die 3-tägige Behandlung der beiden Zelltypen mit Oncostatin
M, wie in Fig. 2 gezeigt, beobachtet.
Das verwendete Oncostatin M stammte aus der HPLC-C183-Säulenfraktion
mit hoher Aktivität für die Inhibierung der Proliferation
von A375-Zellen. Fig. 2 stellt eine Serie von
Mikrofotografien von A375-Melanom-Zellen dar, welche unbehandelt
sind (A), behandelt mit 5 Wachstumsinhibierungsaktivitäts
(GIA)-Einheiten von Oncostatin M (B) oder 100 Einheiten
(C). Die Mikrofotografien von WI38-Fibroplasten, die
unbehandelt sind, sind in (D) gezeigt, behandelte mit 5 Einheiten
GIA in (E) oder mit 100 Einheiten in (F). Die Zellen
wurden mit Kristall-violett in 0,5% Methanol gefärbt. Vergrößerung
63-fach.
NaDodSO4/PAGE von Oncostatin M
Es wurde gefunden, daß gereinigtes Oncostatin M, NaDodSO4
unter reduzierenden Bedingungen unterworfen, ein scheinbares
(apparent) Molekulargewicht von annähernd 28 kD besitzt, wie
in Fig. 3 gezeigt. Die nachfolgenden Proteine wurden als
Standard-Proteine verwendet (Bahn A): Eialbumin, Mr = 43 kD;
Chymotrypsinogen α, Mr = 25,7 kD; Lactoglobulin β, Mr =
18,4 kD; Lysozym, Mr = 14,2 kD; Rindertrypsin-Inhibitor =
6,2 kD; Insulin A und B-Kette, Mr = 2,3 kD bzw. 3,4 kD.
Oncostatin M wurde auf Bahn bzw. Spur B aufgetragen.
Oncostation M wurde PAGE unter nichtreduzierenden Bedingungen
unterworfen und hatte ebenfalls ein scheinbares Molekulargewicht
von 28 kD und Protein, das aus der Bande elektroeluiert
wurde, zeigte Inhibierung der Proliferation von A375--
Zellen.
Antikörper zu einem synthetischen Peptid von Oncostatin M
reagiert in 125I-markierten Oncostatin M in Radioimmun-
Präzipitation
- a) Peptid-Synthese: Das Peptid entsprach den Resten 6-19
des Oncostatin M-Proteins und wurde durch Fest-Phasentechnik,
wie beschrieben, auf einem Beckman-automatisierten
Gerät synthetisiert (Gentry et al., J. Biol.
Chem. (1983) 258: 11219). Das Peptid wurde vom Harz unter
Verwendung der "low-high" HF-Verfahrensweise (Tam et
al., J. Amer. Chem. Soc. (1983) 105: 6442-6445) gespalten.
- b) Herstellung von Antikörpern: Das Peptid wurde an Rinder-
γ-Globulin wie beschrieben gekuppelt (Gentry und
Lawton, Virology (1986) 152: 421-431). Weiße Neuseeland-
Kaninchen wurden geprimed und fünfmal verstärkt und
zwar subcutan an 4 Stellen, wie beschrieben (Gentry und
Lawton, Virology (1986) 152: 421-431). Antiseren wurden
2 Wochen nach der fünften Verstärkung (boost) erhalten.
- c) Jodierung von Oncostatin M: Eine Probe von partiell
gereinigten Oncostatin M wurde mit Jod 125 unter Anwendung
veröffentlicher Verfahrensweisen radiomarkiert
(Linsley et al, PNAS (1985) 82: 356-360). Eine aliquote
Menge der markierten Präparation, die 100.000 cpm enthielten,
wurde mit Kaninchen-Antiserum vermischt, welches
gegen die N-endständigen 17 Aminosäuren von Oncostatin
M gerichtet war (Endverdünnung 1 : 20), und zwar
in Abwesenheit oder Anwesenheit des N-endständigen Peptids
(die N-endständigen 17 Aminosäuren von Oncostatin
M) (2 µg) und der Immunpräzipitationsanalyse unterworfen,
wie beschrieben (Linsley et al., Biochemistry
(1986) 25: 2978-2986).
Speziell wurde ein 5 µl enthaltendes Rohr präinkubiert mit
2 µg des N-endständigen Peptids in 10 Ml TNEN (20 mM Tris
pH 7,5, 5 mM EDTA, 150 mM NaCl, 0,05% Nonidet P-40), das
0,1% BSA enthielt, und zwar während 30 Minuten bei 4°C,
bevor die Zugabe von I125 Oncostatin M in 85 λ TNEN, das
0,1 § BSA uund 40 mM Dithiothreitol (DTT) enthielt, erfolgte.
Sieben Rohre, die 5 µl Antiseren enthielten, wurden mit
I125 Oncostatin M in 85 µl TNEN, das 0,1% BSA und 40 mM Dtt
enthielt, während 30 Minuten bei 4°C inkubiert, bevor die
Zugabe von 50 µl 10% formalinfixiertem Staphylococcus
aureus (Pansorbin, Calbiochem) erfolgte.
Im Anschluß an eine zusätzliche Inkubation während 30 Minuten
bei 4°C wurden die Rohre mikrofugiert, und die Pellets
wurden viermal mit 1 ml TNEN gewaschen, bevor sie der PAGE-
Analyse unterworfen wurden. Eine diffuse Bande von Mr =
32 kD wurde nach der SDS/PAGE-Analyse des Immunpräzipitats
beobachtet. Die Präzipitation dieser Spezies wurde durch den
Einschluß eines Überschusses an unmarkiertem Peptid inhibiert,
das den N-endständigen 17 Aminosäuren von Oncostatin
M entsprach, was anzeigt, daß die Präzipitation spezifisch
für dieses Peptid ist.
Die Kohlenhydrat-Zusammensetzung von Oncostatin M wurde
durch Testen auf Glykosidase-Empfindlichkeit geprüft. Immunpräzipitate,
die wie in c) oben hergestellt wurden, wurden
mit Puffer, Endoglykosidase H oder Neuraminidase behandelt,
wie von Linsley et al. (1986) beschrieben. Die Behandlung
mit Endoglykosidase H, einem Enzym mit Spezifität für N-gebundene
Oligosaccharide mit hohem Mannoseanteil führte zum
Erscheinen einer Spezies mit einem niedrigerem Molekulargewicht
von Mr = 24 kD. Nur ein Teil des radiomarkierten Materials
war empfindlich auf dieses Enzym, was anzeigt, daß
nicht alle Moleküle Oligosaccharide mit hohem Mannoseanteil
enthielten. Die Behandlung mit Neuraminidase führte zum Erscheinen
einer einzelnen Bande von Mr = 27 kD, was anzeigt,
daß die Heterogenität in der Größe von unbehandeltem 125I-
markiertem Oncostatin M auf eine Molekularheterogenität bei
der Sialyation des Glykoproteinkerns zurückzuführen war. Die
Ergebnisse zeigen, daß aktive Präparationen von Oncostatin M
eine Mischung von Mannose-reicher und komplexer N-gebundener
Oligosaccharid-Seitenketten enthielt.
Oncostatin M isoliert aus
normalen menschlichen peripheren Blutlymphozyten (PBL)
Herstellung eines Tumorzellwachstumsinhibitors aus PBL's
Leukofraktionen, die von der Blutbank erhaltene PBL's enthielten,
wurden 1 : 1 mit Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung,
pH 7,4 (PBS) verdünnt. 35 ml verdünntes Blut wurden
mit 10 ml einer Lösung aus 9% Ficoll, enthaltend 20 Volumen-%
an 50%igem Natriumditriozat (Enddichte 1,080), unterschichtet.
Die Gradienten wurden bei Raumtemperatur während
20 Minuten bei 850 × g zentrifugiert. Zellen wurden aus der
Gradienten-Zwischenschicht gesammelt und mit PPBS gewaschen.
Rote Blutzellen wurden während 3-4 Minuten mit 10-20 ml
einer Lösung, die 0,8% Ammoniumchlorid und 0,1% Na4-EDTA
enthielt, schocklysiert.
Die Zellen wurden aus der Lysierungslösung der roten Blutzellen
durch Zentrifugation bei 600 × g während 10 Minuten
gesammelt und in 10 ml RPMI-1640-Medium (GIBCO), das 5%
fötales Rinderserum enthielt, resuspendiert. Die Zellsuspension
wurde während 5 Minuten bei 37°C bewegt, und man ließ
die plättchenförmigen Aggregate während 5 Minuten absetzen.
Die suspendierten Zellen wurden in neue Rohre überführt,
durch Zentrifugation gewonnen, in 1 ml fötalem Rinderserum
resuspendiert und auf eine Säule überführt, welche 0,5 g
gebürstete, vorbenetzte Nylonwolle, Typ 200 (Fenwal) enthielt.
Die Nylonwoll-Säule wurde bei 37°C während 30 Minuten inkubiert,
um eine Anheftung der Monozyten und B-Lymphozyten
zuzulassen. Die Säule wurde dann gewaschen mit 3 × Volumen
von RPMI-1640-Medium (37°C), das 5% fötales Rinderserum
enthielt, und die eluierten nichtanhaftenden Zellen (PBL)
wurden gesammelt.
PBL (2 × 166 Zellen/ml) wurden bei 37°C 5% CO2-95% Luft
während 96 Stunden in RPMI-1640-Medium (10,4 g/l) kultiviert,
das FeSO4 · 7H2O (1 mg/l), ZnSO4 · 7H2O (2 mg/l)
Na2SeO3 · 5H2O (0,017 mg/l), 1-Aminomäthanol (1 mg/l) menschliches
Transferrin (5 mg/l), Rinderserum Albumin-Linolsäurekonjugat
(Sigma) (200 mg/l), L-Glutamin (300 mg/l), Pinicillin/
Streptomycin (100.000 Einheiten/l) und Phytohämagglutinin-P
(Wellcome) (2 mg/l) enthielt. Die Überstände wurden
gesammelt, zentrifugiert, um die Zellen zu entfernen, konzentriert
durch Ultrafiltration (Amicon Diaflo-Membran
YM-10, 10 kD abgeschnitten), und gegen 0,1 M Essigsäure dialysiert
(Spectrapore 3 Dialyserohre). Der geklärte Rückstand
wurde lyophilisiert.
Gel Permeations-Chromatographie
Die rohe Fraktion wurde in 20 ml 1 M Essigsäure (50 mg/l)
rekonstruiert und auf eine BioGel P-100-Säule (2,6 ×
88 cm), die mit 1 M Essigsäure ins Gleichgewicht gebracht
war, mit einer Durchflußmenge von 0,5 ml/min aufgetragen.
12 ml Fraktionen wurden gesammelt. Eine aliquote Menge einer
jeden Fraktion wurden eingedampft und in dreifachen Ansätzen
auf die Wachstumsinhibitionsaktivität (GIA) von A375-Zellen
geprüft. Die aktiven Fraktionen wurden gepoolt, lyophylisiert
und auf einer Bio-Sil TSK-250-Säule (600 × 21,5 mm)
rechromatographiert, wie beschrieben.
Umkehrphasen-Hochdruckchromatographie von TSK-250-Fraktionen
Die endgültige Reinigung der gepoolten TSK-250-Fraktionen
wurde erreicht durch Umkehrphasen HPLC, im wesentlichen wie
beschrieben. Der PBL-abgeleitete Tumorzellinhibitor eluierte
aus µ-Bondapak C18 bei 40-41% Acetonnitril- bzw. 26,5%
n-Propanol-Konzentrationen.
Zellwachstums-Modulationsprüfung unter Verwendung einer
125I-Joddeoxyuridin-Einlagerung in DNA (GIA):
Diese Prüfungen wurden durchgeführt in 96-Loch Gewebekulturschalen
mit flachem Boden (Costar 3596). Menschliche Melanom-
Zellen, A375 (4 × 103) in 50 µl Testprobe wurden jedem
Loch zugegeben und während 3 Tagen bei 37°C inkubiert. Die
Zellen wurden 24 Studen lang mit 125I-IdU (0,05 µCi/Loch)
markiert und weitere 24 Stunden inkubiert. Die Zellen wurden
dreimal gewaschen, mit einem Mehrfachprobenernter geerntet,
und die Radioaktivität wurde in einem Gammazähler gezählt.
Ergebnisse:
Eine Präparation von PBL-abgeleitetem Tumorzell-Inhibitor
wurde einem automatisierten wiederholten Edman-Abbau unterworfen.
Die aminoendständige Aminosäuresequenz ist wie
folgt:
X bedeutet eine Aminosäure, die nicht
identifiziert wurde.
Ein Vergleich dieser Sequenz mit der von U937-Faktor zeigt
klar die Identität mit dem N-Ende des PBL-abgeleiteten Faktors.
Bei der nächsten Untersuchung wurde die Fähigkeit von PBL-
abgeleitetem Oncostatin M zur Beeinflussung der Replikation
einer Vielzahl von Zellen untersucht. Es wurde gefunden, daß
Mäuse L929-Zellen unempfindlich gegenüber PBL-abgeleitetem
Oncostatin M unter Verwendung bis 1.000 GIA-Einheiten/ml
sind. Menschliche Fibroplasten, WI26, wurden durch Behandlung
mit 1.000 GIA-Einheiten/ml im Wachstum stimuliert. Normale
menschliche T-Lymphozyten-Proliferation 72 Stunden nach
der Mitogenese wurde nicht beeinflußt durch bis zu 500 GIA-
Einheiten/ml.
Aus den obigen Ergebnissen zeigt sich, daß ein neues Polypeptid
und Polypeptid-Fragmente bereitgestellt wurden, welche
für die Modulierung des Zellwachstums verwendet werden
können. Es wurde gefunden, daß die Verbindung eine variierende
Aktivität besitzt in Abhängigkeit von der Natur der
betroffenen Zellinie, so daß sie selbst oder in Verbindung
mit anderen Verbindungen zur Modulierung von Zellwachstum
verwendet werden kann. Die erfindungsgemäßen Polypeptide
fügen deshalb ein zusätzliches Polypeptid zu, das mit Mischungen
von Zellen sowohl in vivo als auch in vitro verwendet
werden kann, um selektiv die Zellproliferation eines
bestimmten Zelltyps zu vermindern oder zu erhöhen.
Insbesondere kann der Faktor verwendet werden zur Behandlung
von Zellen für autologe Knochenmarkstransplantate. Die Verwendung
des Faktors inhibiert das Wachstum von Tumorzellen
im Mark und kann die Koloniezellbildung stimulieren. Oncostatin
M kann auch zum Stimulieren des Wachstums von Epithel-
Zellen verwendet werden, wodurch es die Wundheilung
beschleunigt. Zusätzlich können intaktes Polypeptid oder
Fragmente davon als Immunogene verwendet werden, um die Antikörperbildung
zu induzieren. Die induzierten Antikörper
finden ihrerseits Verwendung zum Titern von in einer Körperflüssigkeit
vorhandenem Oncostatin M oder zur Modulierung
der Aktivität des Faktors durch Bindung an ihn. Weiterhin
können diese Antikörper zusammen mit gereinigtem Oncostatin
M oder Fragmenten davon als Komponent von diagnostischen
Kits verwendet werden in Verbindung mit anderen Reagenzien,
insbesondere Antikörpern, um Oncostatin M aufzuspüren und zu
quantifizieren.
Obwohl die vorhergehende Erfindung zum Zwecke der Erläuterung
und zum guten Verständnis im Detail beschrieben wurde,
so ist es für den Fachmann klar, daß Abweichungen und Modifikationen
durchgeführt werden können, ohne den Umfang der
Ansprüche zu verlassen.