DE3626434A1 - Verfahren und einrichtung zum vernichten von grossvolumigen duennmanteligen sprengkoerpern wie insbesondereseegrundminen - Google Patents
Verfahren und einrichtung zum vernichten von grossvolumigen duennmanteligen sprengkoerpern wie insbesondereseegrundminenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des An
spruches 1 und eine Einrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 2.
Die gattungsgemäßen Maßnahmen sind bekannt aus dem Aufsatz von W.
Flume "Minenbekämpfung - noch viel Handarbeit", erschienen in der
Zeitschrift "WEHRTECHNIK" 1983, Heft 10, Seiten 66/67. Dort ist der
große handhabungstechnische und apparative Aufwand eindrucksvoll
geschildert, der heute noch erforderlich ist, wenn am Meeresgrund
ein Objekt geortet wurde, bei dem es sich um eine noch intakte See
grundmine handeln könnte. Mittels einer ferngesteuerten Unterwasser-
Drohne ist eine großvolumige (in der Größenordnung von 100 kg Sprengstoff
enthaltende) Minenvernichtungsladung in der Nähe des durch Schallortung
ausgemachten Objektes abzulegen; wobei dieses Objekt, wenn es sich
tatsächlich um eine intakte Mine handelt, dadurch noch nicht zur
Zündung gebracht werden darf, während andererseits der Abstand der
abgelegten Minenvernichtungsladung für die gewünschte Wirkung an
dem Objekt trotz der steuerungstechnischen Probleme nicht zu groß
werden darf. Im Idealfall wird die Seegrundmine von der Minenver
nichtungsladung zur Detonation gebracht; was allerdings den Nachteil
aufweist, daß am Meeresgrund in relativ dichter Nachbarschaft zwei
große Sprengstoffsätze zur Explosion gebracht werden und dadurch
eine erhebliche Veränderung in der Topografie des Meeresgrundes
eintreten kann.
Das wiederum ist unerwünscht, weil bei erneutem Überlauf dieser
Meeresgrundregion danach kein Vergleich der Sonar-Ortungsinformation
mit den Ortungsergebnissen früherer Suchläufe mehr möglich ist und
so die Interpretation aufgefaßter Objekte, bei denen es sich nur
um verworfene Felsbrocken handeln mag, zusätzlich erschwert wird.
In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, die gattungsgemäßen Maßnahmen dahingehend weiterzubilden,
daß eine effektivere und hinsichtlich des Sprengstoffbedarfes logistisch
unkritischere Bekämpfung eines am Meeresgrund ausgemachten Objektes,
bei dem es sich um eine Seegrundmine handeln könnte, ermöglicht
wird. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei
den gattungsgemäßen Maßnahmen die Kennzeichnungsteile der genannten
Ansprüche realisiert werden.
Nach dieser Lösung wird das zu vernichtende Objekt im Streuschuß
mit submunitionsartigen Wirkkörpern sehr kleinen Kalibers belegt,
deren Miniatur-Hohlladungsgefechtsköpfe jedenfalls zum Aufreißen
der dünnen Minen-Hülle und, im darunter liegenden Volumen der Haupt
ladung, zum Ausbrennen eines Reaktionskraters ausreichen. Dadurch
ist die Detonations-Verdämmung der Mine zerstört, und ihre Ladung
kann ausgehend von den heißen Gasen im Reaktionskrater deflagrieren,
ohne daß es zur eigentlichen Detonation des Sprengkörpers und damit
zu einer Veränderung der Meeresgrund-Topografie in seiner Umgebung
kommt.
Für die Verbringung der Wirkkörper können Überwasser- oder Unterwasser-
Träger im Suchlauf oder ferngesteuert eingesetzt werden, die die
Wirkkörper nach Art von Mehrfach-Werfern aus Rohren in den Streubereich
abschießen oder einfach verklappen. Es können dafür insbesondere
auch in einem Trägerkörper mehrerer solcher auszustreuender Wirk
körper-Chargen mitgeführt werden, um ohne Nachladeerfordernisse
in einem Suchlauf mehrere nacheinander aufgefaßte Seegrundminen
bekämpfen zu können.
Infolge des kleinen Gefechtskopf-Durchmessers und der dementsprechend
geringen Sprengstoffmenge in den Wirkkörpern (pro Wirkkörper gewichts
mäßig wesentlich weniger als ein 1% einer herkömmlich verbrachten
Minenvernichtungsladung) werden also die logistischen Probleme ver
ringert und zugleich die Wirkradien dieses Waffensystems zur Spreng
körper-Vernichtung wesentlich vergrößert. Darüberhinaus ist auch
der Wirkungsgrad, also die Wahrscheinlichkeit der tatsächlichen
Unwirksammachung einer aufgefaßten Seegrundmine je Einsatz, wesentlich
erhöht im Vergleich zur herkömmlichen Anwendung einzelner Minenver
nichtungsladungen, weil die dort sehr stark eingehenden Verbringungs-Un
sicherheiten aufgrund der Streuung des Sonar-Ortungsstrahles hier
durch die Verbringung mehrerer kleiner Wirkkörper über einen Streu
bereich, der dem Ortungs-Unsicherheitsbereich der Sonaranlage ent
spricht, weitgehend kompensiert werden.
Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale
und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen
und, auch unter Berücksichtigung der Darlegungen in der Zusammen
fassung, aus nachstehender Beschreibung von in der Zeichnung unter
Beschränkung auf das Wesentliche stark abstrahiert und nicht maßstabs
gerecht skizzierten bevorzugten Realisierungsbeispielen zur erfindungs
gemäßen Lösung. Die einzige Figur der Zeichnung zeigt im Vertikal-
Schnitt durch das Wasser die Unschädlichmachung einer georteten
Seegrundmine durch von unterschiedlichen Trägern und mittels unter
schiedlicher Ablieferungsmechanismen gezielt ausgestreute Unter
wasser-Hohlladungsstreumunition, die im Interesse der Darstellung
mehrfach vergrößert im Vergleich zu einer Mine und zum Verbringungs
gerät skizziert ist.
Eine am Grund 11 der See 12 teilweise eingesandete Seegrund-Mine
13 ist im wesentlichen ein zylindrischer Körper mit einem Durchmesser
in der Größenordnung von einem halben Meter, in dessen Zentrum eine
hochbrisante Übertragungsladung 14 angeordnet ist, die von einer
Hauptladung 15 wesentlich geringerer Brisanz (in der Regel aus kunst
stoffgebundenem Sprengstoff) besteht. In der Querschnittsskizze
der Mine 13 sind weitere Funktionsbestandteile wie insbesondere
Sensor-, Sicherungs- und Zündeinrichtungen zur Vereinfachung der
Übersicht nicht dargestellt. Der relativ dünne Mantel 16 eines solchen
Sprengkörpers besteht regelmäßig aus Aluminiumblech von nur einigen
Millimetern Stärke.
Die Lagebestimmung und Identifikation einer solchen Mine 13 am Meeres
grund 11 wird beispielsweise mittels eines an der Wasseroberfläche
17 operierenden Minenjagdbootes 18 von der bordeigenen Aktiv-Sonar
anlage 19 durchgeführt. Die Mine 13 kann beim aktuellen Überlauf
erfaßt sein; es kann sich aber auch um eine Operations-Position
handeln, in der zu früherem Zeitpunkt ein minenähnliches Objekt
ausgemacht wurde, dessen Positions-Koordinaten abgespeichert wurden,
und die nun von der Minenvernichtungswaffe angelaufen wird. In einem
gewissen Streubereich oberhalb der detektierten Position der zu
vernichtenden Mine 13 wird eine Anzahl relativ kleiner, insbesondere
dünner Wirkkörper 21 in die See 12 ausgesetzt, die etwa als extrem
schlanke Bombletts bezeichnet werden können und vorzugsweise auch
mit einem dynamischen Stabilisierungsmittel 22 wie etwa einer nachge
schleppten Bandschleife ausgestattet sind. Insbesondere ist jeder
Wirkkörper mit einem miniaturisierten Hohlladungs-Gefechtskopf 23
ausgestattet, der von einem Aufschlagzünder 24 über seine Sicherungs-
und Zündeinrichtung 25 initiierbar ist.
Wirkkörper 21, die die Mine 13 verfehlen und deshalb neben ihr auf
den Meeresgrund 11 fallen, werden beim Aufschlag dort gezündet,
so daß ihr Gefechtskopf 23 im Grund 11 eventuell einen kleinen Sand
krater aufreißt, der von der Grundströmung aber bald wieder zugespült
ist. Die Wirkkörper 31 können aber auch mit einem P-Ladungs-Splitter
mantel ausgestattet sein, um eventuell noch in horizontaler Richtung
an der Mine 13 Beschädigungen hervorzurufen.
Von besonderem Interesse ist, daß trotz des Einsatzes einer größeren
Anzahl von Wirkkörpern 21 im beschränkten Streubereich 20 eine merk
bare Veränderung der Topographie des Grundes 11 nicht eintritt,
also die zuvor mittels der Sonaranlage 19 gewonnenen Erkenntnisse
über die Umgebung der Lage der Mine 13 weiterhin zutreffen. Wenn,
was wahrscheinlich ist, wenigstens ein Wirkkörper 21 in etwa radialer
Orientierung bezüglich des Querschnitts des Minen-Mantels 16 auf
die Mine 13 trifft, durchschlägt die strahlbildende oder projektil
bildende Wirkung des Miniatur-Gefechtskopfes 23 den dünnen Mantel
16 und reißt durch die dort hervorgerufenen Reaktionsgase einen
Krater 26 in die äußere Schicht der Hauptladung 15. Da die Tiefe
eines solchen Kraters 26 aus Gründen der Detonationsphysik nur in
der Größenordnung des Durchmessers des Hohlladungs-Gefechtskopfes
23 beträgt, ist durch dessen Dimensionierung (vorzugsweise in der
Größenordnung bis zu 15 mm Durchmesser) sicherstellbar, daß bei
diesem durch den dünnen Mantel 16 erfolgenden Aufbrechen der Haupt
ladung 15 die brisante Übertragungsladung 14 im Minenzentrum noch
nicht initiiert wird; zumal es statistisch höchst unwahrscheinlich
ist, daß ein weiterer Wirkkörper 21 genau in einen zuvor schon aufge
rissenen Reaktionskrater 26 trifft und diesen weiter bis zum Zentrum
der Mine 13 vertiefen könnte.
Jedenfalls wird die Mine 13 in der Umgebung des Kraters 26 aufgebrochen,
wodurch ihre Verdämmung aufgehoben und damit ihre Brisanz als Spreng
körper verloren ist. Es ist sogar damit zu rechnen, daß ausgehend
von den heißen Reaktionsgasen im Krater 26 ein Abbrand jedenfalls
der Hauptladung 15 der Mine 13 stattfindet und damit die Mine 13
nicht nur pyrotechnisch sondern auch in ihrer mechanischen Struktur
zerstört wird, also aufgrund der mechanischen Einflüsse der Wasser
strömungskräfte am Meeresgrund 11 einige Zeit später nicht mehr
als (scheinbar noch intakte) Mine 13 ausgemacht werden kann. Letzteres
ist insofern interessant, als dadurch vermieden wird, daß bei neuem
Überlauf mittels eines Minenjagdbootes 18 an dieser Position nicht
mehr die Lage einer scheinbar noch intakten Mine 13 aufgefaßt wird.
Das Ausbringen der Wirkkörper 21 in den Streubereich 20 oberhalb
der ausgemachten Position einer zu vernichtenden Mine 13 kann beispiels
weise mittels werferförmiger Abschußeinrichtungen 27 oberhalb oder
unterhalb der Wasseroberfläche 17 oder einfach durch Verklappen
aus einem Wirkkörper-Magazin 28 eines Oberflächen-Bootes 18 oder
eines Tauchbootes 29 nach Art eines Torpedos oder einer Unterwasser
drohne erfolgen. Insbesondere beim Tauchboot 29 kann es sich um
eine Unterwasser-Drohne, wie sie bisher schon zum Absetzen einer
Minenvernichtungsladung in der Nähe einer ausgemachten Mine 13 Einsatz
findet, handeln; mit drahtgelenkter oder drahtloser Steuerung des
Tauchbootes 29 z.B. in Orientierung an dem Minenauffaß-Sonarstrahl
30 eines Minenjagdbootes 18 oder mit autarkem Suchlauf eines mit
eigenem Suchsonar 31 und autarkem Antrieb 32 ausgestatteten Tauch
bootes 29.
Entgegen der zeichnerischen Prinzipdarstellung kann es zweckmäßiger
sein, die Wirkkörper 21 heckseitig oder an beiden Längsseiten des
Tauchbootes 29 aus Einrichtungen 27 abzuschießen, die in mehreren
Reihen übereinander angeordnet und winkelmäßig gestaffelt nach rück
wärts orientiert sind. Das ermöglicht eine gezieltere Streuung über
den Suchsonar-Auffaßbereich 20, indem z.B. aus oberen Rohren mit
größerer Geschwindigkeit (also in weiterem Bogen) Wirkkörper 21
verschossen werden, als aus darunter gelegenen Rohren; und die Ausstoß
richtung fördert die Beschleunigung des Tauchbootes 29 zur anschließenden
Fluchtbewegung aus dem Streubereich 20, um Beschädigungen zu ver
meiden, wenn die Mine 13 doch detonieren sollte.
Claims (10)
1. Verfahren zum Vernichten großvolumiger dünnwandiger Sprengkörper
wie insbesondere Seegrundminen durch Einwirkung herangebrachten
Sprengstoffes,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sprengstoff in Form von Miniatur-Hohlladungsgefechtsköpfen
von Submunitions-Wirkkörpern in einem Streubereich oberhalb
der Position der ausgemachten Mine ins Wasser ausgestreut wird.
2. Einrichtung zum Vernichten großvolumiger dünnmanteliger Spreng
körper wie insbesondere Seegrundminen (13), gekennzeichnet durch
eine Anzahl von Wirkkörpern (21) nach Art von kleinkalibriger
gestreckter Unterwasser-Streumunition mit Miniatur-Hohlladungs
gefechtsköpfen (23) und Aufschlagzündern (24).
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wirkkörper (21) aus einem Überwasser- und/oder sus einem
Unterwasser-Träger (Boot 18; Tauchboot 29) mittels werferförmiger
Abschußeinrichtungen (27) und/oder durch Verklappung aus ggf.
mehreren, nacheinander freigebbaren Magazinen (28) in einen
mittels einer Ortungseinrichtung (Sonaranlage 19, Suchsonar
31) erfaßten Streubereich (20) in der Umgebung oberhalb der
Mine (13) ausstreubar sind.
4. Einrichtung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wirkkörper heckseitig mit dynamischen Stabilisierungs
mitteln (22) ausgestattet sind.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Durchmesser der Wirkkörper (21) bzw. ihres Gefechtskopfes
(23) klein ist im Vergleich zum typischen Durchmesser einer
zu vernichtenden Seegrund-Mine (13).
6. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Verbringung der Wirkkörper (21) ein im Suchlauf
fahrendes, mit eigenem Suchsonar (31) ausgestattetes Tauchboot
(29) vorgesehen ist.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Verbringung der Wirkkörper (21) ein im Sonarstrahl
(30) der Sonaranlage (19) eines Oberflächen-Minenjagdbootes
(18) fernsteuerbares Tauchboot (29) vorgesehen ist.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Wirkkörper (21) außer einer vorausgerichteten Hohlladung
einen großen P-Ladungs-Splittermantel aufweist.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wirkkörper (21) aus mehreren Reihen übereinander gelegener,
nach rückwärts und/oder seitlich gerichteter Rohre aus einem
Tauchboot (29) verschossen werden.
10. Einrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Streubereich (20) der Wirkkörper (21) dem Erfassungsbereich
eines Suchsonar-Strahles (30) über Geschwindigkeit und/oder
Richtung des Wirkkörper-Ausstoßes anpaßbar ist.
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