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Verfahren zur Herstellung von Zündsätzen. Den Gegenstand .der vorliegenden
Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung neuer und zur Verbesserung bekannter
Zündsätze durch die Verwendung von Tetrazenen.
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Es sind bisher zwei Arten von Zündsätzen bekannt, und zwar: i. chlorathaltige
Zündsätze, welche die unangenehme Eigenschaft besitzen, in der beschossenen Waffe
einen mehr oder weniger starken Rostansatz zu verursachen, und 2. chloratfreie Zündsätze,
welche zwar diesen Nachteil der Rostbildung nicht aufweisen, dagegen aber an Empfindlichkeit
häufig zu wünschen übriglassen.
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Es wurde nun gefunden, daß sich die bekannten chlorathaltigen Zündsätze
durch Zumischung eines Körpers, der gleichzeitig Sprengstoffnatur besitzt und bei
seiner Verbrennung alkalisch reagierende Gase oder Dämpfe ,entwickelt, insofern
weitgehend verbessern lassen, als die Rostwirkung derselben bei geringem Chloratgehalt
ganz aufgehoben und bei größerem Chloratgehalt bedeutend eingeschränkt wird. Körper
dieser Art sind die sogenannten Tetrazene, beispielsweise das Reaktionsprodukt aus
Amidoguanidinnitrat und Natriumnitrit. Dieses Tetrazen besitzt etwa die Empfindlichkeit
von Knallquecksilber und ist von ausreichender Beständigkeit bei der Lagerung. Seine
weiteren guten Eigenschaften machen diesen Körper hervorragend geeignet, Knallquecksilber
oder ähnliche, neuerdings als Ersatz desselben in Vorschlag oder in Anwendung gebrachte
Sprengstoffe ganz oder teilweise zu ersetzen. Als Ausführungsbeispiel sei nachstehende
Zusammensetzung angegeben, welche sich als Ladung für Gewehrzündhütchen ausgezeichnet
bewährt hat: 3o Prozent Knallquecksilber, 2,5 Prozent Kaliumchlorat, 30 Prozent
Schwefelantimon und 15 Prozent Tetrazen.
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Die Verwendung derartiger Tetrazene zur Verbesserung bewährter Chloratzündsätze
ohne Verminderung ihrer Empfindlichkeit oder zur Herstellung knallquecksilberfreier
Zündsätze bedeutet für die Tecknik .der Zündsatzherstellung einen erheblichen Fortschritt.
' i. Guanyldiazoguanyltetrazen bzw. Guanylnitrosaminoguanyltetrazen wird in einfachster
Weise hergestellt aus Amidoguanidinnitrat und Natriumnitrit durch Zusammengeben
ihrer Lösungen. Das Tetrazen fällt nach mehreren Stunden fast .quantitativ in ladefähiger
Form aus. (HN=)(HZN) C#NH#NH#N =N#C(=HN)#N3H20. Es bildet farblose, scheinbar hexagonale
Nadeln vom spezifischen Gewichte 1,65 bei i8°, ist zu o,o2 Prozent bei 22° löslich,
normal empfindlich gegen Reibung, etwas empfindlicher gegen Schlag und Stoß als
Knallquecksilber, verpufft bei etwa i35°, erzeugt bei der Zündung, wie Knallquecksilber,
keinen hohen Gasdruck und gibt eine Bleiblockausbauchung entsprechend derjenigen
von Bleiazid. Es ist auch unter erschwerenden Bedingungen, selbst bei der Feuchtwarmlagerung,
außerordentlich lagerbeständig.
Seine Verbrennungsprodukte reagieren
stark alkalisch. Unter seinen Spaltungsprodukten mit Natronlauge findet sich Tetrazylazoimid.
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Mit Säuren, wie Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Chlorsäure,
ferner mit Jod, bildet es hochexplosive Stoffe, die schon in geringen Mengen auf
Nitrokörper und ähnliche Brisanzsprengstoffe initiierend einwirken, aber äußerst
empfindlich gegen Feuchtigkeit sind. Da sie schon vom Wasserdampf der Luft zerlegt
werden, haben diese Initialkörper keine praktische Bedeutung.
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2. Guanyltetrazyltetrazen bzw. Diazotetrazolamidoguanidin wird aus
den Komponenten Diazotetrazol und Amidoguanidin in essigsaurer Lösung erhalten.
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HN4C#N2#NH#NH#C(NH2)(NH) i H2 O.
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Wie alle Diazohydrazide mit gerader Tetrazenkette ist auch dieser
Körper durchaus beständig. Das Tetrazen bildet blaßgelbe, doppelbrechende Nadeln,
die bei 1q.2° verpuffen. In Wasser ist es etwas löslich und bildet ein charakteristisches
explosives Perjodid.
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3. Diazotetrazolsemicarbazid wird hergestellt aus einer kalten Lösung
von salzsaurem Semicarbazid, Natriumazetat und einer Diazotetrazollösung. HN,C#N2#NH#NH-CO#NH2
-f- i11,0. Es bildet farblose, doppelbrechende, sehr haltbare Kristalle vom Schmelzpunkt
122°. Es verpufft erst bei hohen Temperaturen. Seine Löslichkeit in Wasser ist gering.
Von seinem chemischen Verhalten ist hervorzuheben, daß es nur schwer mit Laugen
aufspaltbar ist. Beim Aufspalten mit Säuren liefert es Tetrazy lazoimid neben Harnstoff
und dessen Spaltungsprodukten: q.. Diazotetrazolbenzalaminoguanidin erhält man aus
Benzalaminoguanidin in essigsaurer Lösung durch Versetzen mit Diazotetrazollösung.
H N4 C - N2 # N (N C7 H6) # C (N H2) (N H) Intensiv orangerote Nadeln, die unter
normalen Bedingungen vollkommen haltbar sind. Bei i32° zersetzt es sich unter Verpuffung.
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Charakteristisch ist für das Produkt, daß es von konzentrierter Natronlauge
nicht aufgespalten wird, sondern ein orangerotes Na-. triumsalz liefert.
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5. Diazotetrazolphenylhydrazid wird ebenso wie die vorerwähnten Tetrazene
aus den Komponenten, in diesem Falle Diazotetralzol und Phenylhydrazin erhalten.
HN4C#N2#N(NH2)#CBH5. Es bildet orangegelbe Kristalle, insbesondere nach dem Umkristallisieren
aus einer Mischung von Methylalkohol und Äther, ist sehr beständig bei mittleren
Temperaturen und zersetzt sich beim Erhitzen auf ungefähr 4o°.
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6. Bisdiazotetrazolhydrazid: Herstellung aus einer salzsauren Lösung
von Diazotetrazol mit einer salzsauren Lösung von Hydrazin unter Zugabe von Natriumazetat
bei ausreichender Kühlung.
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Dieses Tatrazen dürfte das bei weitem empfindlichste sein, da es bei
der Zündung eine Papierunterlage glatt durchschlägt. Es verpufft bereits beim Erhitzen
auf 9o° mit hellem Knall und ist ziemlich reibeempfindlich.