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Verfahren zur Herstellung von Abdichtungsscheiben. Viele der gebräuchlichen
Flaschenverschlüsse verwenden als Abdichtungsmittel eine in, eine Metallkappe eingelegte
Korkscheibe, die beim Herstellen des Verschlusses zwischen dem Flaschenrande und
dem Kappenbod'ent unter Verdichtung der in die kleinen Hohlräume des Korkes eingeschlossenen
Luft zusammengepreßt wird, worauf, wenn der Anpreßstempel emporgeht, die eingeschlossene
Luft sich wieder ausdehnt, dadurch das Volumen der Korkmasse veargrößert und den
Raum zwischen dem Flaschenrand und dem Kappenboden ausfüllt. Dieser vorteilhaften
polsterartigen- Wirkung des Korkes stehen als Nachteile gegenüber der gegenwärtig
unerschwingliche Preis guten Korkes, ferner der Gehalt der natürlichen Korkmasse
an mehligen und lösbaren Bestandteilen, welche, sofern die- aufzubewahrenden} für
den menschlichen Genuß bestimmten empfindlichen Flüssigkeiten unmittelbar mit der
Korkmasse in Berührung kommen, deren. Geschmack, Geruch und Haltbarkeit beeinträchtigen.
Es kommt hin= zu, d'aß Kork bloß in feuchtem Zustande einen dauernd zuverlässigen
gasdichten Abschluß liefert, der insbesondere bei Flaschen zur Au fnahme kohlensäurehaltiger
Getränke notwendig, aber auch sonst, z. B. zur Bewahrung des Aromas von Stillweinen
und Fruchtsäften, sehr erwünscht ist. Daher müssen mit Korkverschlüssen versehene
Flaschen im allmeinen stets liegend aufbewahrt werden, damit durch die Berührung
mit der Flüssigkeit der Austrocknung des Korkes vorgebeugt wird.
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Man hat schon vorgeschlagen, den polsterartig wirkenden Kork auf seiner
der Flüssigkeit zugekehrten Seite mit einem. dünnen Kautschukbelag, der die unmittelbare
Berührung des Korkes mit derFlüssigkeit ausschließt, zu versehen, wie es überhaupt
bekannt ist, auf eine Tragschicht, als welche die Korkmasse gelten kann, eine Deckschicht
aufzukleben. Dann entfällt aber auch die dauernde Durchfeuchtung, also die Gasdichtheit,
so daß für die Gasdichtheit durch den Kautschukbeläg allein gesorgt sein muß. Der
gebräuchliche vulkanisierte Kautschuk enthält erhebliche Mengen. von freiem Schiwefel,
welche in Berührung mit säurehaltigen Flüssigkeiten zur Bildung von Schwefelwasserstoff,
der sich in der Flüssigkeit löst, also zu schlechtem Geruch und zu schlechtem Geschmack
Anlaß geben. Solche Verschlüsse eignen sich daher nur für Flaschen zur Aufnahme
von Petroleum und sonstigen unempfindlichen Flüssigkeiten.
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Aus solchen Gründen ist schon versucht worden, sowohl Kork als auch
Kautschuk vollständig zu vermeiden, indem die Abdichtungsscheiben für Flaschenverschlüsse
aus einer auf derFlüssigkeitsseite m:itkünstlichem Pergament überzogenen Pappschicht
gebildet wurden. Aber selbst künstliches Pergament ist nicht schwefelfrei und insbesondere,
falls es durch den Innendruck einer kohlensäurehaltigen Flüssigkeit durchgewölbt
und daher der Gefahr des Zerreißerns ausgesetzt wird, nicht zuverlässig gasdicht.
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Das Ziel! der Erfindung ist die Herstellung von solchen unter Flaschenverschlußkapseln
einlegbaren Abdichtungsscheiben, bei denen eine polsterartig wirkende steife Tragschicht
mit einer filmartg dünnen, durch Vorbehandlung geschmack- und a suchfrei gemachten
pasteurisi,erbaren Kautsohaukhaut überzogen ist. Wenn man sich damit begnügt, eine
solche Haut nur auf der einen Seite der Tragschicht anzubringen, so verfährt man
gemäß der Erfindung in der Weise, daß auf Tafeln oder Bahnen aus lockerer Pappe
je eine filmartig dünne Platte oder Bahn aus Kautschuk, die durch Vorbehandlung
geschmack- und geruchfrei sowie chemisch indifferent gemacht worden ist, mittels
gelösten Kautschuks oder eines ,anderen, geeigneten Bindemittels aufgeklebt wird
und aus der so erzeugten Doppelschicht Scheiben ausgestanzt werden.
Falls
die angewendete Kautschukmasse auch ohne Klebmittel an der Pappeschicht zum Haften
gebrracht werden kann, läßt sich die Vereinigung der beiden Schichten auch durch
bloßes vorübergehendes Zusamrnenpressen mit gleichzeitiger Erwärmung bewirken. Wünscht
man beiderseitige Verwendbarkeit der erzeugten Abdichtungsscheiben und allseitigen
luftdichten A.bschl,uß der polsterartig wirkenden lockeren: Versteifungsschicht,
so verfährt man nach der Erfindung in. dar Weise, daß eine Scheibe aus lockerer
Pappe mit einer als Handhabe dienenden Ansatzzunge in eine Lösung von durch Vorbehandlung
geschmack-und geruchfrei sowie chemisch indifferent gemachtem Kautschuk eingetaucht
und trocknen gelassen, dann die Zunge abgeschnitten und hierauf die Scheibe längs
der Schnittstelle ein zweites Mal in die Lösung eingetaucht wird. Die Verwendung
von schwefelfreiem Kautschuk für Dichtungsscheiben an sich ist bereits bekannt,
ebenso ist das Aufkleben dünner Platten auf Scheiben und das Ausstanzen der Dichtungsplatten
aus dieser Doppelschicht sowie die Vereinigung der beiden Schichten mittels Erwäntung
bereits üblich. Das Neue besteht in der Verwendung dieser bekannten Stoffe und Verfahren
zur Erzeugung einer neuen Dichtung.
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Die erzeugten Abdichtungsscheiben wirken mit ihrer lockeren Versteifungsschicht
in gleicherWeise wie der sehr viel teuerere Kork als Polster und die elastische
Deckhaut ist auch , im durchgewölbten und gedehnten Zustande dauernd zuverlässig
gas- und flüssigkeitsdicht, ohne daß die Notwendigkeit b°-steht, die abdichtende
Haut dauernd mit der Flüssigkeit in Berührung zu erhalten.
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Auf der Zeichnung erläutert Abb. i in schematischer Vorderansicht
eine zur Durchführung des Klebeverfahrens dienende Vorrichtung.
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Abb. 2 ist die zugehörige Oberansicht nach Wegnahnne der Oberwalzen.
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In den Abb. 3 und 4 ist eine der erzeugten Abdichtungsscheiben in
. Querschnitt und Oberansicht herausgezeichnet.
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Abb.3a läßt erkennen, in welcher Weise sich die elastische Haut von
der steifen Tragschicht ablösen läßt.
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Abb.5 und 6 zeigen in entsprechender Weise eine andere Ausführungsform
der Ab-
dichtungsscheibe.
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Abb. 7 erläutert die Anwendung der Abdichtungsscheibe nach den Abb.3
und 4 bei einem Flaschenverschluß.
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Abb. 8 stellt die Stanzform (Vorform) der beim Tauchverfahren anzuwendenden
steifen Tragschicht dar.
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Abb. 9 erläutert schematisch das erste Eintauchen. Abb. i i zeigt
in der Ansicht das beim ersten Eintauchen sich ergebende Zwischenerzeugnis.
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Abb. io und i2 sind die 'Schnitte nach X-X und XII-XII der Abb. i
i.
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Abb. 13 ist die Ansieht des Zwischenerzeugnisses nach dem Abschneiden
der Handhabe.
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Abb. 14 erläutert das zweite Eintauchen, und Abb. 15 ist der über
die Schnittstelle gehende Längsschnitt durch das fertige Er-Zeugnis.
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Beim Klebeverfahren wird von einem: ersten Wickel i ein aus lockerer
Pappe bestehender Streifen (oder eine Tafel in, Fabrikationsbreite und möglichst
endloser Länge) 2 abgerollt, der zwischen den Walzen 3 und 4 hindurchgeht, von denen
die untere eine Klebstoffübertragungswalze 5 berührt, die in einen Klebstoffbehälter
6 eintaucht. Als Klebstoff dient beispielsweise in einem flüchtigen Lösungsmittel
(Benzin) gelöster Kautschuk. Von einem zweiten Wickel? rollt sich der durch eine
Vorbehandlung -an sich bekannter Art geschm-ack- und, geruchfrei sowie chemisch
indifferent gemachte Kautschukstreifen 8 ab. Die Vorbehandlung kann z. B. darin
bestehen, daß der Kautschukstreifen längere Zeit in kohlensäurehaltiges Wasser eingetaucht
oder mit flüssiger Kohlensäure behandelt oder in radiumhaltiges Wasser gelebt wird,
so d!aß die Umsetzung des SchwefelgehaltesdesKautschuks inSChwefelwasserstoff unter
der Einwirkung; der anwesenden Säure oder des Radiums im voraus vor sich geht und
der gebildete Schwefelwasserstoff sich in dem bei der Vorbehandlung benutzten Wasser
löst, und mit dem Wasser zusammen entfernt wird, also nicht mehr in die später abzuschließende
empfindliche Flüssigkeit gelangen kann.
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Die beiden Streifen 2 und 8 gehen zusammen zwischen, zwei Walzen 9
und io hindurch und; werden dort aufeinandergedrückt, wodurch in Verbindung mit
der Trocknung des Lösungsmittels für den Klebstoff die Vereinigung der beiden Streifen
zustande kommt. Nach dem Trocknen: gelangt der geschichtete Streifen in eine Stanzvorrichtung
1i, i2, durch welche Scheiben gemäß Abb. 3 und 4 ausgestanzt werden, während der
Abfallstreifen mittels Walzen 13, 14 abgeführt wird. Die fertigen Schieiben bestehen
aus der steifen, polsterartig wirkenden Tragschicht a aus lockerer Pappe und aus
der elastischen Haut b, welche auf der Tragschicht a haftet. Die Haut b läßt
sich mittels eines Messers von der Tragschicht ablösen und rollt sich dann filmartig
zusammen, besitzt also für sich allein nicht die nötige Steifheit, um ohne Verbindüng
mit
der ebenen Trabschicht in .der Ebene ausgebreitet zu bleiben. Die Verbindung mit
der Tragschicht ermöglicht also die Verwendung einer sehr dünnen, für die Erzielung
der Luftdichtheit gerade ausreichenden Haut, also sehr sparsame Anwendung des Kautschuks.
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Die steife Schicht kann auch zweiseitig mit je einer elastischen Haut
b versehen, werden, indem auf beide Seiten des steifen Streifens Klebstoff aufgetragen
wird und bei den Preßwalzen 9 und io sowohl oberhalb als auch unterhalb der Tragschicht
Kautschukstreifen zugeführt werden.
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Die erzeugte Abdichtungsscheibe wird mit der elastischen gasdichten,
chemisch indifferenten Haut nach unten, lose oder in Verbin@-dung mit der Metallkappe
auf den Rand der Flasche 15 gelegt; dann wird nach einem der gebräuchlichen Verfahren
die Metallkappe 16 an dem Flaschenkopf befestigt.
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Beim Aufbringen der Metallkappe wird durch den Anpreßstempel zunächst
die Abdichtungsscheibe, insbesondere der Luftgehalt in der losen Faserung ihrer
Pappeschicht, zusammengedrückt, worauf sie sich nach dem Wegnehmen des Anpreßstempels
wieder ausdehnt. Die die Ausdehnung bewirkende Luft kann aus dem mittleren Teil
der Abdichtungsscheibe nicht entweichen, weil nach oben die Metallkappe, nach unten
die elastische Haut als dauernd luftdichte Wände dienen. Die Wirkung ist also grundsätzlich
eine ähnliche wie bei Kork, jedoch ohne daß zum dauernden Dichterhalten des Verschlusses
die Flüssigkeit mit dem polsterartigen Verschlußmittel ständig in Berührung erbalten
zu werden braucht.
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Falls die Kautschukhaut an sich die Fähigkeit hat, an der zugehörigen
steifen Pappeschicht zu haften, kann, die Anbringung einer Klebeschicht ganz unterlassen
werden. Die Walzen g und io haben dann. allein den Zweck, die beiden Schichten,
gegebenenfalls unter vorübergehender Erwärmung, durch Awfeinanderwatzen zu vereinigen.
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Beim Tauchverfahren wird von einer steifen Pappescheibe az ausgegangen,
an deren Stanzform. gemäß Abb. 8 eine als Handhabe dienende Zunge 17 stehengelassen
ist. Wird eine solche Scheibe in eine Lösung 18 (Abb. 9) eingetaucht, so überzieht
sich die Scheibe alnebst einem Stück ihrer Handhabe beiderseits und an; ihrem Rande
mit der elastischen Deckschicht. Nach.- dein Trocknen wird die Handhabe 17 abgeschnitten,
so daß lediglich längs der Schnittlinie A-A die Umhüllung der Scheibenkante fehlt.
Nunmehr wird gemäß Abb. 14 die Scheibe längs ihrer Schnittstelle ein wenig in die
Lösung eingetaucht, worauf de Scheibe d' allseitig luftdicht in die Haut b eingehüllt
ist. Hierdurch; ist noch: größere Sicherheit gegen das Entweichen der zusammengepreßten
Luft mach Wegnahme des Anpreßstempel.s gegeben.
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Selbstverständlich, muß beim Tauchverfahren dafür gesorgt werden,
daß der Luftgehalt der steifen Schicht nicht von der Flüssigkeit verdrängt wird.
Daher wird! das Tauchen rasch vorgenommen, damit die Flüssigkeit nur an der Oberfläche
der steifen Schicht haftet, ohne in deren Inneres einzudringen.
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Die -auf die beschriebenen Arten erzeugten Abdichtungsscheiben sind
jedem Flascheninhalt gegenüber neutral und daher hygienisch vollkommen einwandfrei,
lassen sich also beispielsweise bei Wein-, Bier-, Milch-, Essig-, Likör-, Parfümflaschen
usw. anwenden und liefern einen nicht nur flüssigkeits-, sondern auch gas- und .geruchdichten
pasteurisierfähigen Verschluß.