DE3606735C2 - Verfahren zur Herstellung von stabilen ozonisierten Ölen aus ungesättigten Pflanzenölen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von stabilen ozonisierten Ölen aus ungesättigten PflanzenölenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Her
stellung von stabilen ozonisierten Ölen aus ungesät
tigten Pflanzenölen unter Entfernung von physiolo
gisch bedenklichen niedermolekularen Aldehyden und
Ketonen. Das erfindungsgemäße Verfahren liefert wert
volle Produkte, die sich zur therapeutischen und kos
metischen Anwendung bei Mensch und Tier eignen.
Die keimtötende Wirkung von ozonisiertem Oli
venöl ist seit längerer Zeit bekannt (vgl. beispiels
weise G. Cronheim, Journal of the American Pharma
ceutical Association, Bd. 36 (1947), S. 274). Ent
sprechende Handelsprodukte wurden jedoch wegen ihrer
leichten Zersetzbarkeit bald wieder aus dem Handel
gezogen (vgl. M. Schönbauer, OzoNachrichten, Bd. 3
(1984), S. 28).
Bei der Umsetzung von Ozon mit ungesättigten
Fettsäuren entstehen als therapeutisch wertvolle
Wirkstoffe peroxidische Produkte und als unerwünsch
te Nebenprodukte niedermolekulare Aldehyde und Ke
tone, insbesondere Malondialdehyd.
Die peroxidischen Produkte werden aufgrund
ihrer keimtötenden Wirkung gegenüber Bakterien, Pil
zen und Hefen, beispielsweise in der Dermatologie bei
Pilzerkrankungen, Ulcus cruris, schlecht heilenden
Wunden, infizierten Wunden und dergleichen, eingesetzt.
Demgegenüber sind die als Nebenprodukte gebildeten
Ketone und Aldehyde therapeutisch ohne Wirkung und
großenteils physiologisch bedenklich. Letzteres
trifft insbesondere für Malondialdehyd zu, der bei
vollständiger Ozonisierung von ungesättigten Pflan
zenölen in nicht unbeträchtlichen Mengen auftritt
(vgl. Registry of Toxic Effects of Chemical Substan
ces, U. S. Department of Health and Human Services,
1984).
Aufgabe der Erfindung ist es, ozonisierte Pro
dukte aus ungesättigten Pflanzenölen bereitzustellen,
die therapeutisch wertvolle Produkte darstellen,
über lange Zeit hinweg stabil sind und einen mög
lichst geringen Gehalt an niedermolekularen Aldehy
den und Ketonen, insbesondere Malondialdehyd, auf
weisen.
Im Verlauf von Untersuchungen, die zur Lösung
dieser Aufgabe angestellt wurden, wurde festgestellt,
daß sich Malondialdehyd aus Produkten, die durch
Einleiten eines Ozon-Sauerstoff-Gemisches bis zur
Sättigung des Produkts erhalten worden sind, leicht
zu weit über 50 Prozent mit Wasser extrahieren läßt.
Dieses Verfahren ist jedoch nicht praktikabel, da
dabei die therapeutisch nutzbaren Peroxide zu etwa
90 Prozent zerfallen. Erfindungsgemäß wurde ein spe
zielles Extraktionsverfahren aufgefunden, das eine
weitgehende Entfernung von Malondialdehyd ermöglicht,
ohne daß es zu einer erheblichen Verminderung der
Peroxidzahl, die ein Maß für den Gehalt an peroxi
dischen Produkten und somit für die Güte des Pro
dukts darstellt, kommt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren
zur Herstellung von stabilen ozonisierten Ölen aus
ungesättigten Pflanzenölen durch Einleiten eines
Ozon-Sauerstoff-Gemisches in das Öl bis zur Sätti
gung, das gekennzeichnet ist durch die im Kennzeichen des
Anspruchs 1 angegebenen Verfahrensschritte.
Als ungesättigte Pflanzenöle kommen beispielsweise
Olivenöl, Distelöl, Weizenkeimöl, Leinöl, Mandelöl,
Nußöl, Sonnenblumenöl, Mohnöl, Sesamöl, Rizinusöl,
Krotonöl, Sojaöl und Palmöl in Frage. Oliven- und
Distelöl werden bevorzugt. Ganz besonders bevorzugt
wird Olivenöl.
Das verwendete Redoxsystem, das zu radikali
schen Reaktionen fähig ist, wirkt im Organismus so
wohl als Elektronenakzeptor als auch als Elektronen
donator. Besonders bevor
zugt als Redoxsystem wird Ascorbinsäure.
Zur Durchführung der Extraktionsbehandlung
hat sich ein pH-Wert von 3,5 bis 6,5 als besonders
geeignet erwiesen. Zur Gewährleistung dieses pH-Be
reichs können beispielsweise Ascorbinsäure oder
Citronensäure eingesetzt werden.
Nachstehend wird die Erfindung unter Bezug
nahme auf Olivenöl näher erläutert. Entsprechende
Ausführungen gelten auch für die Verwendung von Di
stelöl und anderen ungesättigten Pflanzenölen.
Es wird reines Olivenöl entsprechend DAB 8
verwendet. Die Herstellung des Ozon-Sauerstoff-Gemi
sches erfolgt dabei unter Beachtung der Vorschriften
zur Herstellung oder Abfüllung von medizinischem
Sauerstoff. Das Ozon wird durch stille elektrische
Entladung (absolut stickstofffrei, um die Bildung
von aggressiven und reaktionsfähigen Stickoxiden,
insbesondere Radikalen, zu vermeiden) gebildet. Bei
der Ozonisierung des Öls wird mit einem kontinuier
lichen Durchlauf mit einem Gasfluß im Bereich von 1
bis 2 Liter pro Minute gearbeitet. Die verwendete
Ozon-Konzentration liegt vorzugsweise im Bereich von
50 bis 70 µg pro ml. Die Durchperlung des Öls er
folgt unter Verwendung eines zylindrischen Gefäßes
mit möglichst hoher "Wassersäule" unter Thermostati
sierung bei ca. 20°C. Dabei ist ein kontinuierlicher
Durchfluß, insbesondere kurz vor der Sättigungsgren
ze, die sich durch Festwerden des Produkts bei 20°C
bemerkbar macht, wichtig. Für 12 Liter bei einer Ge
samthöhe des zylindrischen Gefäßes von 60 cm und
einem Durchmesser von ca. 20 cm ist eine gleichmäßi
ge Durchperlungszeit von 180 bis 300 Stunden je nach
Ozonkonzentration des Ozon-Sauerstoff-Ausgangsgemi
sches erforderlich.
Zur Extraktionsbehandlung werden pro 1 g ozo
nisiertes Öl etwa 2 bis 20, insbesondere 3 bis 10
und vorzugsweise etwa 5 ml wäßrige Extraktionslö
sung verwendet. Die Extraktion erfolgt vorzugsweise
durch eine 10- bis 60minütige Ausschüttelung. Zur
Steigerung der Effektivität kann der Ausschüttelvor
gang mehrfach durchgeführt werden. Im Extrakt even
tuell noch vorhandenes überschüssiges Sulfit kann
durch Ausschütteln der öligen Phase mit 2prozenti
ger wäßriger Ascorbinsäurelösung entfernt werden.
Maßgebend für die Qualität des Produkts sind
insbesondere die Peroxidzahl, bestimmt gemäß Sully
(DGF-Einheitsmethoden zur Untersuchung von Fetten,
Fettprodukten und verwandten Stoffen, Deutsche Ge
sellschaft für Fettwissenschaft, Münster/Westfalen,
1950, S. 76) und der Gehalt an Malondialdehyd (be
stimmt gemäß H. Scherz et al., Mikrochem. Acta, Heft
5, 1967).
Besonders bevorzugte Kombinationen für die
erfindungsgemäße Extraktionsbehandlung sind Ascor
binsäure + Butylhydroxyanisol, Citronensäure und
Butylhydroxyanisol sowie Ascorbinsäure und Hydrogen
sulfit.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Bei
spielen näher erläutert.
Die Bestimmung beruht auf der Reaktion von
Malondialdehyd mit 2-Methylindol in alkoholisch-salz
saurer Lösung zu einem beständigen, intensiv gefärb
ten Komplex.
Reagentien und Standardlösungen:
0,1 g 2-Methylenindol in 100 ml reinem EtOH
gelöst; kurz vor der Verwendung 25 ml konz. HC1 zu
gesetzt.
Eichreihe: 45,86 mg Malondialdehydtetraäthylacetal
werden mit 3 ml konz. HC1 versetzt und 3 min auf 50°C
erwärmt. Danach wird mit destilliertem H₂O auf 500 ml
ergänzt. 100, 200, 300, 400 und 500 µl dieser Lösung
werden auf 1 ml aufgefüllt und mit 2 ml 2-Methylin
dollösung versetzt. Gleichzeitig wird ein Blindwert
bestimmt, wobei 1 ml destilliertes H₂O mit 2 ml Rea
genslösung versetzt wird. Nach 20 min wird die Ex
tinktion bei 555 nm gemessen.
Bestimmungen von Malondialdehyd im ozonisier
ten Öl: Etwa 1 g des festen Öls wird genau eingewo
gen und unter N₂-Atmosphäre zur Verflüssigung etwas
erwärmt (ca. 30°C). Da das Öl mit den Reagentien
nicht mischbar ist, werden außer 2 ml Methylindol
noch 1 ml destilliertes H₂O zugesetzt und während
der 20 min Reaktionszeit unter N₂-Atmosphäre mit
einem Magnetrührer gerührt, um eine vollständige
Reaktion des Malondialdehyds zu ermöglichen. Gemes
sen wird dann die alkoholische Phase (nach dem Ab
setzen des Fettes) im Vergleich mit der jedes Mal
parallel angesetzten Eichreihe.
In einem trockenen, entfetteten Kolben mit
aufgesetztem Kühler werden 10 ml Eisessig und 10 ml
Chloroform zur Entlüftung der Mischung 2 min unter
Rückfluß erhitzt, danach 1 kg KJ in 1,3 ml H₂O
(frisch zubereitet) zugegeben, ohne das Sieden zu
unterbrechen, und nach weiteren 2 min etwa 1 g Öl
(genau eingewogen) zugesetzt. Nach 4 min werden 50 ml
destilliertes H₂O zugegeben und auf Zimmertemperatur
abgekühlt.
Nach Zugabe von 1 ml 1prozentiger Stärkelö
sung werden unter Umschwenken mit 0,1 n Natriumsul
fatlösung bis zur Farblosigkeit der wäßrigen Schicht
titriert.
Berechnung:
12 Liter Olivenöl (gemäß DAB 8) werden in ein
zylindrisches Gefäß von ca. 20 cm Durchmesser gege
ben. Die Füllhöhe beträgt ca. 60 cm. Das Gefäß wird
auf 20°C thermostatisiert. Durch das Gefäß wird 240
Stunden lang gleichmäßig ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch
mit einer Durchlaufgeschwindigkeit von 1 bis 2 Li
ter/min durchgeperlt. Dieses Ozon-Sauerstoff-Gemisch
ist durch stille elektrische Entladung von reinem,
stickstofffreiem Sauerstoff hergestellt worden.
Seine Ozon-Konzentration beträgt ca. 60 µg/ml.
Das erhaltene Produkt weist eine Peroxidzahl
(POZ) von 929 und einen Malondialdehyd-Gehalt von
445 µg/g Öl auf.
100 g des ozonisierten Öls werden unter Stick
stoffatmosphäre unter Rühren auf 30°C bis zur Ver
flüssigung langsam entfernt und mit 500 ml einer
2prozentigen Ascorbinsäurelösung in Gegenwart von
5 ml 38prozentiger NaHSO₃-Lösung versetzt. Nach
15minütigem Ausschütteln werden die Phasen getrennt
und die ölige Phase erneut mit 300 ml einer 2pro
zentigen Ascorbinsäurelösung ausgeschüttelt, um das
überschüssige Sulfit vollständig zu entfernen. Bei
erneuter Peroxidzahlbestimmung des Produkts ergibt
sich ein Wert von 876. Im wäßrigen Extrakt ergibt
sich eine POZ von 0. Das ölige Produkt enthält Malon
dialdehyd in einer Menge von 68 µg/g Öl und der wäß
rige Extrakt 424 µg/g Extraktionsmittel.
Dies bedeutet, daß durch die Extraktionsbe
handlung der Malondialdehyd zu 85 Prozent entfernt
worden ist, während sich die Peroxidzahl nur um 5,7
Prozent verringerte. Der wäßrige Extrakt enthält,
wie gewünscht, keine Peroxide, während der Malon
dialdehyd fast vollständig in die wäßrige Phase
übergegangen ist.
Proben des gemäß Beispiel 1 hergestellten
ozonisierten Olivenöls werden unterschiedlichen Ex
traktionsbehandlungen unterworfen. Hierzu wird je
weils 1 g ozonisiertes Öl mit verschiedenen wäßri
gen Lösungen 15 Minuten lang ausgeschüttelt. An
schließend werden POZ und Malondialdehydgehalt er
mittelt. Die Ergebnisse sind in nachstehender Ta
belle zusammengestellt.
Sämtliche hier angeführten Werte sind Mittel
werte aus 2 Bestimmungen.
x)1 bedeutet, daß der betreffende Parameter nicht be
stimmt wurde,
x)2 überschüssiges Sulfit wurde durch einmaliges Aus schütteln des Öls mit 10 ml H₂O (2 g Ascorbin säure/100 ml) vollständig entfernt, wobei sich POZ und Malondialdehydgehalt des ozonisierten Öls nicht wesentlich veränderten: die Peroxid zahl sank von 876 auf 860, der Malondialdehydge halt von 68 µg/g auf 52 µg/g.
X Butylhydroxyanisol.
x)2 überschüssiges Sulfit wurde durch einmaliges Aus schütteln des Öls mit 10 ml H₂O (2 g Ascorbin säure/100 ml) vollständig entfernt, wobei sich POZ und Malondialdehydgehalt des ozonisierten Öls nicht wesentlich veränderten: die Peroxid zahl sank von 876 auf 860, der Malondialdehydge halt von 68 µg/g auf 52 µg/g.
X Butylhydroxyanisol.
Besonders günstige Ergebnisse werden demnach
durch Kombination von Ascorbinsäure und Butylhydro
xyanisol, Citronensäure und Butylhydroxyanisol sowie
Ascorbinsäure und Hydrogensulfit erhalten.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von stabilen ozoni
sierten Ölen aus ungesättigten Pflanzenölen durch Ein
leiten eines Ozon-Sauerstoff-Gemisches in das Öl bis
zur Sättigung, dadurch gekennzeichnet,
daß man nach der Ozonisierung eine Extraktionsbehand
lung in saurem Milieu in Gegenwart eines zu einer ra
dikalischen Reaktion fähigen Redoxsystems, das unter
Ascorbinsäure, Citronensäure, Vitamin A, Vitamin E und
chinoiden/benzoiden Systemen ausgewählt ist, und in Ge
genwart eines künstlichen oder natürlichen Antioxida
tionsmittels, das unter Butylhydroxyanisol, Gallat und
biologischen Antioxidantien ausgewählt ist, oder von
Hydrogensulfit durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß man als ungesättigtes
pflanzliches Öl Olivenöl, Distelöl, Weizenkeimöl, Lein
öl, Mandelöl, Nußöl, Sonnenblumenöl, Mohnöl, Sesamöl,
Rizinusöl, Krotonöl, Sojaöl oder Palmöl verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß man die Extraktion
bei einem pH-Wert von 3,5 bis 6,5 durchführt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß man zur Gewährleistung
des sauren Milieus Ascorbinsäure oder Citronensäure ver
wendet.
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