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Vorrichtung zur selektiven Behandlung von Muskeln und Nerven sowie
Gruppen solcher mit faradischen oder galvanischen Strömen. Gegenstand der vorliegenden
Erfindung ist 1
eine Vorrichtung zur selektiven Behandlung von Muskeln und
Nerven, sowie Gruppen solcher mit faradischen oder galvanischen Strömen und mit
Hilfe einer Mehrzahl gleichartiger Elektroden, die in rhythmischer Reihenfolge von
jenem Strom gespeist werden. Anwendungsgebiet des Erfuidungsgegenstandes ist besonders
die Behandlung der Muskelatrophie und der Nervenlähmungen o. dgl.
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Von bekannten derartigen Vorrichtungei) unterscheidet sich der Erfindungsgegenstand
wesentlich dadurch, daß zwei oder mehr gleichartige, in der physiologischen Wirkung
gleichwertige Stroniquellen wechselweise durch Hebeldruck oder Kurbeldrehung von
einer gemeinsamen Achse aus in eine an- und abschwellende Tätigkeit versetzt werden.
Durch die neue Vorrichtung wird erreicht, daß der elektrische Strom streng selektiv
in die atrophierenden Muskel entsandt wird und die Muskeln in einer physiologischen
Reihenfolge elektrisch erregt werden, d. h. in einer Reihenfolge, die derjenigen
von motorischen Impulsen entspricht, welche den Muskeln von den zugehörigen Nerven
bei Ausführung einer gewollten physiologische.t.i Bewegung erteilt wird, also beispielsweise
Heben und Senken der Hand durch wechselweise An-
spannung der Antagonisten.
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Die neue Vorrichtung - die infolge ihrer Einfachheit recht
ausgedehnte Verwendung finden kann - kann im wesentlichen aus einem Elektrisierapparat
bestehen, z. B. für faradischen Strom, mit zwei oder mehr gleichpoligen Elektroden
zum Anlegen an die zu behandelnden Stellen und einem zwischen diesen und der Stromquelle
angeordneten Schaltapparat, mit dessen Hilfe dem Strom die zu -durchlaufenden Wege
vorgeschrieben werden.
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Die Elektroden, aus biegsamem iLnd schneidbarem Material hergestellt,
werden einzeln auf die selektiv zu'elektrisierenden' Muskeln (deren Lage und Wirkung
dem Anlegenden natürlich bekannt sein muß) angelegt und mit einem Kontaktstück des
Schaltapparates leitend verbunden. Wird die Triebwelle des Schalters vom Patienten
oder durch irgendeine andere Kraft gedreht, so werden die Elektroden wechselweise
ein- und ausgeschaltet, die Muskeln wechselweise ge- und entspannt und es resultieren
daraus dann rhythinische, dem Physiologischen entsprechende Bewegungen.
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Die gleiche Triebwelle kann auch zur Bewegung einer oder mehrerer
rhythmisch sich verschiebender Sekundärspuleil (oder - z. B. für galvanische
Ströme - eines oder mehrerer Schieber von Rheostaten) Verwendung finden,
die ihrerseits in dem Zeitraum zwischen An- und Entspannen in jeden Muskel an- und
abschwellende Ströme entsenden, wodurch Beeinflussungskunve dem physiologischen
Spannungsverlauf durch Innervation verähnlicht wird.. Durch Einbau der Vorrichtung
in einen orthopädischen Arbeitsapparat kayin dem elektrisch eingespannten Muskel
aufgegeben werden, durch Verschieben eines Gewichtes gleichzeitig aktive Arbeit
zu leisten, so daß der Muskel also gewissermaßen belastet und hierdurch der therapeutische
Effekt gesteigert wird. Mit der neuen Vorrichtung können an- und absch,%7"eHende
Ströme -beliebiger Dosierung gegeben werden.
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Zweifellos eignet sich die Vorrichtung auch
in ihrer
einfachsten Form zur Behandlung von Gelenkversteifungen, für manche Fälle sicherlich
besser als der orthopädisch-- Apparat. Wird doch dem Gelenk auf physiologische Weise
vom Muskel selbst im Gegensatz zur rein passiven mechanischen Bewegung des orthopädischen
Apparates eine bestimmte beliebig wählbare Exkursion vorgeschrieben, indem dabei
gleichzeitig der Muskel aktiv betätigt und nicht nur passiv gedehnt wird. Bei direkter
Verbindung mit einem orthopädischen Bewegungsapparat dient die schwingende oder
kreisende Welle desselben zugleich als Trieb-.welle für die Sekundärspulen und den
Schaltapparat.
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Auf den Zeichnungen sind zwei Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegeiistandes
veranschaulicht. Die Abb, i bis 8 stellen ihn mit schwingender und die Abb.
9 b:s ii mit kreisender Triebwelle des orthopädischen Apparates dar.
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Unterschiede bestehen nur in der durch die verschiedene Bewegung der
Triebwelle bedingten Konstruktion des Schalters und der Lagerung sowie der Hubverstellung
der Se-
kundärspulen.
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Die veranschaulichten vollständigen Vorrichtungen bestehen im wesentlichen
aus dem mechanischen Teil eines orthopädischen Bewegungsapparates bekannter Bauart
und dem elektrischen Teil des Faradisierapparates.
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Abb. i ist eine perspektivische Gesamtansicht, Abb. 2 ein ebensolcher
Grundriß.
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Abb, 3 ist eine schematische Seitenansicht, Abb. 4 eine ebensolche
Vorderansicht, Abb. 5 ein Grundriß.
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Abb. 6 zeigt die Anordnung der in einer Richtung umlegbaren
Spuleximitnehmernasen, Abb. 7 das lose drehbar aufgehängte Schaltrad, Abb.
8 drei verschiedene Stellungen desselben in Draufsicht.
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Abb. 9 stellt die Ausführung mit umlaufender Triebwelle in
schematischer Seitenansicht und Abb. io in ebensolcher Vorderansicht dar. Abb. ii
veranschaulicht das hier Verwendung fixidende Schaltrad mit Stromabyiehmem in perspektivischer
Darstellung, Abb. i?, stellt die Schaltungsweise der Vorrichtung zu Abb. i bis
8 und Abb. 13 die Schaltungsweise zu Abb. 9 bis ii dar.
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Bei dem Ausführungsbeispiel nach Abb. i bis 8
findet ein sogenannter
Pendelapparat als orthopädischer Bewegungsapparat Verwendung, d. h. die das
Aufschnallbrett a für das zu behandelnde Glied, hier die Hand, tragende Achse
b wird durch ein Schwingpendel c in Bewegung gesetzt. Diese Achse ist in
geeigneter Weise gelagert und mit zwei Schwingliebeln d und e versehen, von
denen ersterer die liegend angeor0.neten Sekundärspulen f, f, in geeigneter
We:se bewegt und letzterer das an einer stromführenden Wand g entlang schleifende
Schaltr.v1- k trägt, welches beiderseitigen Drehungsausschlag besitzt. Die
Bewegungsrichtung der in Gleitschlitten geführten Sekundärspulen ist gegeneinander
gerichtet und jede Spule ist mit einer in der einen Bewegungsrichtung ümlegbaren,sichselbsttätigwiederaufstellenden.Nasei
(--'#bb. 6) versehen, an welcher die beiderseitigen iMitnehmerarme
k des Schwingliebels d angreifen. Die beweglichen Sekundärspulen stehen
unter der Wirkung von Federn 1, welche beim Aufziehen auf die Eisenkeme gespannt
werden müssen. Die Mitnehmerarme k des Schwinghebels d sind in seitlichen
Schlitzrahmen v, vi so geführt, daß sie am Hubende über die Nasen i hinwegsteigen
und diese unter sich zurückgleiten 12.ssen, wenn die betreffende Spule unter der
Wirkung ihrer gespannten Feder in die Ausgangsstellung zurückkehrt. Beim darauffolgenden
Zurückschwingen des Hebels d und Mitnehmen der anderen Spule legt ;ich der betreffende
Mitnehinerarin dann wieder hinter die gelenkig eink-nickende Fangnase, so daß für
den nächsten Bewegungsausschlag auch wieder diese Spule mitnahmebereit ist. Der
Bewegungsausschlag der Spulen ist einstellbar und regelbar. Die negativen Leitungen
der Spulen führen nach der Rückenelektrode in (Abb. 1:2) und die positiven nach
der senkrechten Schalterwand. g,
an der das Schaltrad k abrollt bzw. die in
dasselbe eingesetzten Kojitaktstücke n, n, herschleifen. An diese Kontaktstücke
sind die Leitungen zu den Elektroden o, o, (Abb. 12) angeschlossen, welche
an den zu behandelnden Stellen aufgelegt und befestigt werden. Die Wirkungsweise
ist ohne weiteres erklärlich. Das zu behandelnde Glied, hier die Hand, wird auf
der Auflage des orthopädischen Bewegungsapparates festgeschnallt und die Elektroden
o, o,
an den dafür auserwählten Stellen angelegt, Ist so das zu behandelnde
Glied mechanisch und elektrisch eingespamit und die Einstellung der Bewegungsausschläge
vorgenommen, so wird das Schwingpendel und damit die ganze Vorrichtung in Tätigkeit
gesetzt, d. h. die Spulen und das Schaltrad bewegt. Letzteres ist mit beiderseitiger
Bewegungsausschlagsbegrenzung versehen, stellt sich bei der einen Bewegungsrichtung
auf das eine und bei der anderen auf das andere Kontaktstück ein, indem es sich
infolge von Adhäsionswirkung beim Richtungswechsel des SchwinghebeIs e, um ein entsprechendes
Stück dreht. je nachdem das eine oder andere Kontaktstück auf der leitenden Schalterwand
g schleift, wird die eine oder andere der beiden Elektroden o, ol
erregt, und zwar, da die Bewegung der entsprechenden Sekundärspule synchron damit
erfolgt,
mit allmählich anschwellender und plötzlich abfallender
Stärke. Die Spulen könnten natürlich auch mit geeigneten Bremsvorrichtungen versehen
sein, so daß das Zurückgleiten allmählich und daher mit langsam abfallender Stromstärke
erfolgte. Das Ausführungsbeispiel nach Abb. 9 bis ii unterscheidet sich konstruktiv
und in der Wirkung nur wenig von dem soeben beschriebenen. Die Triebwelle b ist
hier eine umlaufende und wird mittels Kurbel und Schubstange von dem durch den Schwinghebel
b in Bewegung gesetzten Aufschnallbrett a mitgenommen. Sie ist als doppelt
gekröpfte Kurbelwelle mit verstell- und einstellbaren Hüben x, x, ausgebildet,
und die Induktionsspulen sind stehend. angeordnet. Mittels Kurbelstangen sind die
verschiebbaren Sekundärspulen mit den Kurbeln verbunden und werden von diesen in
auf- und absteigender Richtung über die Eisenkenne geschoben oder von denselben
abgezogen. Das auf der Triebwelle b
sitzende Schaltrad k ist doppelbreit
und mit halbem Umfange abgesetzt, so daß gegen die eine Mantelhälfte ein Stromabnehmer
it und gegen die andere ein zweiter daneben sitzender Stromabnehrrier n, zur Anlage
kommen kann. Die Stromabnehmer n, n, sind mit den beiden Elektroden o, o,
verbunden, und die Stromzufuhr und -regelung erfolgt in der gleichen Weise wie bei
dein zuletzt beschriebenen Beispiel, indem -während der einen Hälfte der Wellenumdrehung
die eine Hälfte des Schaltradmantels an dem Stromabnehmer n und während der anderen
die andere Hälfte des Schaltradmantels an den Stromahnehmer ni schleift. Dabei diesem
Ausführungsbeispiel die Sekundärspuleil mittels Kurbel und Kurbelstange kraftschlüssig
gleichmäßig bewegt werden, so werden hier auch gleichmäßig anschwellende und abschwellende
Ströme erzeugt und in die zu behandelnden Muskel- und Nervenpartien gesandt. Falls
nur eine der eine Bewegungsfolge (z. B. Heben und Senken der Hand) bewirkenden AntagonistengTuppe
bzw. Nerven geschädigt ist und allein der Behandlung bedarf, so wird man die der
gesunden Aiitagonistengruppe bzw. dem gesunden Nerven (z- B. Handsenker) entsprechende
Elektrode weglassen oder ein entsprechend anders konstruiertes Schaltrad wählen
können, welches in rhythmischer Folge nur die dem geschädigten Nerven oder Muskel
(z. B. Handheber) zukommenden Elektrode unter Strom setzt und erstere einseitig
betätigt (Heben der Hand), während die entgegenge S etzte, also die zweite Phase
der Bewegungsfolge (Senken der Hand), von dem gesunden Muskel oder Nerven ohne elektrischen
Impuls üben-lommen wird. Selbstverständlich lassen sich wie angee.eutet auf die
gleiche Weiche bzw. unter Benutzung des gleichen Schalters statt der faradischen
Ströme auch galvanische oder andere Stromarten anwenden, indem die Induktorspulen
durch entsprechend andere Stromformer ersetzt werden, z. B. für galvanischen Strom
durch Rheostaten, deren Schieber rhythmisch bewegt werden.
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Die Vorrichtung kann bei geeigneter Anlegung der Elektroden an jedem
beliebigen Körperteil, welcher der geschilderten Behandlungsweise bedarf, angewandt
-werden.