DE15637C - Neuerungen an elektrischen Badeeinrichtungen - Google Patents
Neuerungen an elektrischen BadeeinrichtungenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 30: Gesundheitspflege.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 9. October 1880 ab.
Die bis jetzt angewendeten elektrischen Bäder haben folgende Nachtheile:
1. Der Strom kann nicht beliebig durch einen bestimmten Theil des Körpers des Badenden
geleitet werden, sondern es ist entweder der ganze in die Wanne tauchende Körper dem
Strome ausgesetzt, oder es wird vorzugsweise ein Theil des Körpers afficirt, aber nicht nothwendig
derjenige, dem eigentlich der Strom zu Gute kommen soll.
Befindet sich z. B. eine Elektrode am Kopfende, die andere am Fufsende der Wanne, so
wird der Strom vorzugsweise immer die Längsaxe des Körpers passiren, also das Rückenmark
und die unteren Extremitäten afficiren, während vielleicht diese des Stromes gar nicht bedürfen,
sondern derselbe nur der Brusthöhle oder den Schultern zu Gute kommen soll; diese aber
werden von dem Strom nur sehr wenig afficirt.
2. Die Verstärkung oder Schwächung des Stromes kann nur durch den Bademeister oder
den Arzt bewerkstelligt werden, nicht aber durch den Badenden selbst, der meistens und am
besten fühlt, ob ihm ein Strom stark genug ist oder nicht; namentlich wird der Badende den
Arzt und Bademeister in dem Falle gern entbehren, wenn er nicht Patient, sondern durchaus
gesund ist und sich durch ein elektrisches Bad nur eine wohlthuende Stärkung seiner
Nerven zu schaffen wünscht.
3. Die angewendeten Apparate sind meistens nicht mit Galvanometer versehen, an denen sich
einerseits die Stromstärke, andererseits die Stromrichtung erkennen läfst. Es ist aber durchaus
nicht gleichgültig, ob ein Strom in dieser oder in einer anderen Richtung durch den Körper
geschickt wird, vielmehr hängt davon nicht selten der ganze Erfolg der Kur ab.
Aber auch da, wo ein Galvanometer und Commutator vorhanden ist, sind diese stets so
angebracht, dafs nur der Arzt und der Bademeister sie benutzen können.
Nimmt Jemand ein Bad, so wird aufserhalb der Zelle der Strom geschlossen und demselben
eine bestimmte Stärke gegeben, die Stromrichtung aber meistens gar nicht beachtet, da
aufserdem die Polglocken in der Wanne ebenfalls fest sind, so mufs der Badende Stromweg,
Stromstärke und Stromrichtung hinnehmen, wie sie eben sind, ohne etwas daran ändern zu
können, wünscht er aber durchaus eine Aenderung, so mufs er sich erst mit dem Arzt oder
Bademeister in Verbindung setzen, was für Jemanden, der in einer Badewanne liegt, immerhin
umständlich und oft unangenehm ist.
4. Der constante Strom, der in sehr vielen Fällen dem Iriductionsstrom vorzuziehen ist,
kann bei dieser Einrichtung nur in sehr beschränkter Weise zur Anwendung kommen.
"■ 5. Soll bei dieser Einrichtung elektrische Massage angewendet werden, so geschieht das in der Weise, dafs der Bademeister den aufserhalb des Wassers befindlichen Pol mit seinem Körper verbindet (an den Armen oder Händen) und dann operirt; der Bademeister hat also während der Procedur stets selbst den Strom in den betreffenden Gliedern zu ertragen, was auf die Dauer von höchst nachtheiligen Folgen für den Massageur sein mufs.
"■ 5. Soll bei dieser Einrichtung elektrische Massage angewendet werden, so geschieht das in der Weise, dafs der Bademeister den aufserhalb des Wassers befindlichen Pol mit seinem Körper verbindet (an den Armen oder Händen) und dann operirt; der Bademeister hat also während der Procedur stets selbst den Strom in den betreffenden Gliedern zu ertragen, was auf die Dauer von höchst nachtheiligen Folgen für den Massageur sein mufs.
Alle diese Uebelstände werden beseitigt durch Anwendung des vorliegenden Apparates, welcher
auf beiliegender Zeichnung dargestellt ist.
Fig. i Ansicht des Apparates;
Fig. 2 obere Ansicht der Badewanne;
Fig. 3 Vorderansicht der mit den elektrischen Einrichtungen versehenen Wandplatte;
Fig. 4 Ansicht des Commutators;
Fig. 5 Ansichten der zum Umschalten benutzten Stifte;
Fig. 6 Elektrode mit Drahtverbindung;
Fig. 7 Seitenansichten der Regulirvorrichtung
des elektrischen Stromes.
In einer isolirenden (Holz- oder Stein-) Wanne befinden sich als Elektroden Kupferglocken A B CD
in einer Höhe, dafs sie beim Baden ganz mit Wasser bedeckt sind, und zwar A am Kopf in
der Wanne, B am Fufsende, C und D an den Seiten und zwar dort, wo die Brust des Badenden
sich befindet, ferner ist am Boden der Wanne ein rings herum laufender starker Kupferdraht
E angeordnet. Alle diese Elektroden stehen einerseits mit den Polen eines Inductionsapparates,
andererseits mit den Polen einer constanten Batterie in "Verbindung.
Beide Ströme gehen durch den Galvanometer G und können durch den Commutator S.
beliebig gerichtet werden.
Durch Einsetzen eines Stöpsels in einen von zwei Einschaltern P wird entweder der Inductions-
oder der constante Strom geschlossen, es kann also nach Belieben der eine oder der
andere Strom benutzt werden.
Ein Umschalter U gestattet ferner, jede be-.liebige
zwei Polplatten zu Stromleitern zu machen. Also vorausgesetzt, dafs die Wanne mit Wasser
gefüllt ist, kann der Strom in den Richtungen A B, CD, AD, AC, DB, CB geschickt
werden; jede dieser Richtungen kann aber durch Wendung des Commutators umgekehrt werden,
so dafs also der Strom zwölf verschiedene Richtungen erhalten kann. Je nachdem nun
der eine oder der andere Körpertheil dem Strome ausgesetzt werden soll, wird die eine
oder die andere Verbindung durch den Umschalter bewirkt.
Soll der Strom die Längsaxe des Körpers passiren, so wird derselbe durch Verbindung
von A mit B geschlossen; sollen vorzugsweise nur die Brustorgane vom Strome afficirt werden,
so wird derselbe durch Verbindung von C mit D geschlossen; soll die rechte Hüfte und das rechte
Bein durchströmt werden, so wird der Strom zwischen C und B geschlossen (wenn A das
Kopfende der Wanne ist). Das Umschalten geschieht durch Einstecken eines Stöpsels, Fig. 5,
in ein Loch, an welchem sich die Bezeichnung der Elektroden befindet, die durch diese Schaltung
verbunden sind.
Die Verstärkung und Abschwächung des Stromes wird bewirkt durch eine Kurbel Z, die
nach rechts oder links gedreht wird. Vier bis fünf Umdrehungen sind erforderlich, um den
Strom bis zu seiner gröfsten Stärke zu steigern. Nach jeder Umdrehung aber steht die Kurbel
fest, eine weitere Verstärkung kann nur dann bewirkt werden, wenn eine Feder, die nicht
dem Patienten zugänglich ist, herabgedrückt wird. Nun gestattet die Kurbel eine weitere
Drehung, bis sie abermals fest steht. Wenn also der Badende selber die Verstärkung oder
Abschwächung des Stromes bewirkt, so kann er dies nur innerhalb bestimmter Grenzen; er kann
sich weder den Strom so stark stellen, dafs er davon Schaden haben könnte, noch kann er ihn
(vielleicht aus allzu grofser Empfindlichkeit) so schwach stellen, dafs er ihm nichts nützt. Nach
Anweisung des Arztes wird beim Beginn des Bades vom Bademeister de.r Kurbel diejenige
Einstellung gegeben, welche für den Patienten pafst. Dem Einen wird vielleicht schon die
erste Umdrehung genügen, bei dem Andern aber ist ein starker Strom nöthig; es wird ihm
die Kurbel also so eingestellt, dafs er nur die zweite Umdrehung vor- und rückwärts machen
kann u. s. w.
Die Einrichtung dieses Apparates ist folgende:
Der in die Inductionsrolle einzuschiebende Kern a, Fig. 7, wird durch eine Zahnstange b
bewegt, in die ein Trieb c eingreift, das durch die Kurbel Z gedreht wird. Auf der Welle d
der Kurbel Z sitzt eine mit einem Vorsprung oder Stift versehene Scheibe J und sind in der
Wandplatte V eine Anzahl Löcher eingebohrt, in welche ein Vorstecker i gesteckt werden
kann. Wenn also der Stift in seiner Lage befindlich ist, so kann der Badende die Kurbel Z
nur einmal herumdrehen, also die Stärke des Stromes nur innerhalb gewisser Grenzen beliebig
variiren. Ebenso ist es klar, dafs durch Einstecken des Vorsteckers an anderen Stellen der
Arzt oder der Bademeister die gröfste zulässige Stromstärke für jeden einzelnen Fall genau reguliren
kann.
Der am Boden der Wanne befindliche Draht E kommt zur Anwendung, wenn nur ein Pol sich
im Wasser, der andere aufserhalb des Wassers befinden soll.
Durch eine bestimmte Stöpselung des Umschalters wird dann der Draht E der eine
Pol, die Klemme F der andere; in diese Klemme wird nun eine Leitungsschnur eingeschraubt,
an welcher sich die nach Bedürfnifs construirte, irgendwo zu applicirende Elektrode
befindet.
Es ist hier also der ganze in das' Wasser tauchende Theil des Körpers die eine Elektrode,
die andere wird an irgend einem aufserhalb des Wassers befindlichen und besonders zu behandelnden
Körpertheil applicirt.
Durch dieselbe Schaltung wird auch die elektrische Massage bewirkt und zwar mit Hülfe eines
Apparates, der den Operateur vor der Wirkung des Stromes schützt.
Der eine Pol ist also der Draht E und damit der ganze ins Wasser tauchende Theil des
Körpers; an den zweiten Pol F wird eine Leitungsschnur geschraubt, die der Bademeister,
um bei der Arbeit nicht,behindert zu sein, über seine Schulter legt; hier theilt sich die Schnur
in zwei Theile, deren Enden an metallenen Armbändern befestigt sind, die der Bademeister
um seine Handgelenke gelegt hat, vor der metallischen Berührung aber ist der Bademeister
durch die Massagehandschuhe geschützt. Dieselben sind Gummihandschuhe, deren innere
Fläche bedeckt ist mit einem weichen Gewebe, das von Metallfäden durchzogen ist; am besten
ist Gold- oder Silberbrocat.
Dies Gewebe bildet also den zweiten Pol. Der Bademeister kann also die Massage ausführen,
ohne dafs er vom Strome belästigt wird, gleichzeitig aber ist die Wirkung auf den zu
Behandelnden eine weit stärkere, da das Silber oder Goldgewebe den Strom ungleich besser
leitet, als der menschliche Körper.
Claims (5)
1. Die Anbringung von vier oder mehreren
Elektroden in einer Badewanne auf solche Weise, dafs der elektrische Strom vorzugsweise
den gewünschten Körpertheil durchströmt.
2. Die Anwendung eines dem Badenden zugänglichen Commutators, mehrerer Ein- und
Umschalter, zum Zweck, dem Patienten zu erlauben, entweder den Inductionsstrom oder
den constanten Batteriestrom zu benutzen.
3. Die Construction der eigenthümlichen Kurbel Z, Scheibe J nebst Trieb und Zahnstange,
zum Zweck, die Stärke des Stromes innerhalb gewisser Grenzen zu reguliren, welche Regulirung so eingerichtet ist, dafs
durch einen Vorstecker der Kurbel Z jedesmal nur eine Umdrehung gestattet wird.
4. Die eigenthümlichen Massagehandschuhe, welche innen aus Gummi bestehen und
deren äufsere Seite mit einem weichen Gewebe versehen sind, das mit Metallfäden (Gold, Silber, Platin, Nickel) durchzogen ist.
5. Die Combination der unter 1. bis 4. genannten Neuerungen.
Hierzu I Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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DE (1) | DE15637C (de) |
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