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Vorrichtung zum Aufschließen von Stroh und anderen Vegetabilien zur
Gewinnung von Spinnfasern. Die Erfindung betrifft eine neue Vorrichtung zum Aufschließen
von Stroh und anderen Vegetabilien, wie Gräser, Schilf, Bast u. dgl., zur Gewinnung
von Spinnfasern, wobei das Gut nacheinander mit mehreren Flüssigkeiten behandelt
wird.
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Das Wesen dieser neuen Vorrichtung besteht darin, daß das Gut zunächst
in einen verdünnte, heiße Natronlauge enthaltenden Trog eingeführt und zur Auflösung
des Pflanzenleims durch die ganze Länge des Troges mit Hilfe von über diesem angeordneten,
das Gut zugleich untergetaucht haltenden Schaufelrädern und Schaufelbändern hindurchgetrieben,
dann durch Förderbänder, auf. ein hinter diesem Trog angeordnetes, ein Auseinanderpressen
der Masse verursachendes Quetschwerk gehoben und hier tunlichst von dem Pflanzenleim
unter gleichzeitiger Lockerung der Fasern befreit und hierauf durch einen zweiten,
eine starke Natronlauge enthaltenden Trog ebenfalls mit Hilfe von darüber angeordneten
Schaufelrädern unter fortwährender Stauchung getrieben und so einem. Krimpfprozeß
zur völligen Trennung der Fasern voneinander unterworfen wird, daß hieran anschließend
das aus diesem zweiten Troge kommende Gut mittels eines langen einheitlichen Förderbandes
zunächst zur Entfernung der überschüssigen Natronlauge und zur Auseinanderpressung
der Fasern unter ein mit heißem Wasser gespeistem Spitzwerk hinweg und durch Wasch-und
Quetschwalzen hirdurchgeleitet und daran anschließend übcr zwc i hintereinander
angeordnete Tröge hinweggc-führt wird. Über dem ersten wird es stetig mit heißem
Wasser überflutet und durchspült urd über dem zweiten mit kaltem Wasser ausgespült
und ausgewaschen, und unmittelbar danach
nach erneutem Ausquetschen
und Ausbreiten. durch einen fünften, eine verdünnte Flußsäure oder auch eine andere
Säure enthaltenden Trog zur Neutralisation ebenfalls mit Hilfe von über dem Trog
angeordneten Schaufelrädern hindurchbewegt, worauf endlich- das aus diesem Trog
herausgenommene Gut nochmals zur Entfernung des Säureüberschusses mit klarem Wasser
abgespritzt und dann noch nach leichtem Ausquetschen zur Neutralisation der Säure
mit einer Viehsalzlösung o. dgl. behandelt wird, um es aufnahmefähig für die Feuchtigkeit
der Luft und damit weich zu machen.
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Auf der Zeichnung ist die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel veranschaulicht,
wobei die vier Blätter der Zeichnung entsprechend, aneinandergereiht, einen Aufriß
und einen Grundriß der ganzen Vorrichtung zeigen.
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Es ist x der Aufgabetisch, auf walchen das zu bearbeitende Rohgut,
Stroh o. dgl., aufgebracht wird. Er wird im Beispiel von vier endlosen Ketten mit
in der Querrichtung darauf befestigten Bandeisenleisten gebildet und reicht mit
seinem schräg nach abwärts geführten Ende in den ersten Trog 2 bis unter die darin
befindliche Flüssigkeit, so -daß das Gut unmittelbar in diese eingeführt wird. Über
dem Eirführungsende dieses Troges 2 sind hintereinander zwei Schaufelräder .3 und
4 angeordnet, welche durch Schneckenantriebe in der Pfeilrichtung angetrieben werden
und sich über die ganze Breite des Troges erstrecken. An diese Schaufelräder schließen
sich eine Reihe eber._-falls über dem Trog angeordnete Schaufelbänder 5 an, welche
aus nebeneinander angeordneten Gelenkketten mit darauf befestigten winkelförmigen
Leisten bestehen, so daß deren senkrechte Stege Schaufeln bilden, entsprechend denjenigen
der Schaufelräder. Diese Schaufelbänder 5 werden ebenfalls durch Schneckengetriebe
in der Pfeilrichtung bewegt. Am Austragende des Troges 2 befindet sich wieder ein
einfaches Schaufelrad 6, und zwar über einem hier endigenden endlosen Förderband
7. Die Schaufelräder und Bänder sind dabei in solcher Höhe angeordnet, daß sie mit
ihrer Unterseite in die im Trog befindliche Flüssigkeit eintauchen, Ihre Schaufeln
sind, wie aus dem Grundriß des Rades 4 ersichtlich ist, an ihrem Rande gezahnt,
derart, daß die Zähne der einen Schaufel gegen diejenigen der nachfolgenden versetzt
sind.
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Die Schaufelräder 3 und 4 erfassen sofort das noch glatte und harte
Stroh am Einführungsende des Troges, drücken es unter die Flüssigkeit und führen
es den Schaufelbändern. 5 zu. Diese erhalten das Gut, das nach oben zu steigen sucht,
stets untergetaucht und fördern es allmählich in dem Trog weiter. Dabei kommt es
in allen Teilen mit der Flüssigkeit in Bertihrung und wird von dieser völlig durchdrungen,
was besonders durch die Verzahnung der Schaufeln begünstigt wird, indem die Zähne
stets neue Löcher in der Strohlage bilden und so ein Eindringen der Flüssigkeit
ermöglichen. Das am Austragende des Troges befindliche Schaufelrad 6 endlich erfaßt
das hier angekommene Gut und übergibt es dem aus dem Troge aufsteigenden Förderband
7, über dem noch ein zweites Band 8 angeordnet ist, so daß das Gut sicher mitgenommen
und zugleich auch etwas ausgequetscht wird. In dem Troge 2 ist eine Heizschlange
g angeordnet, um die Flüssigkeit, eine verdünnte Natronlauge, in heißem, kochendem
Zustande zu erhalten und die Länge des Troges ist entsprechend der zur völligen
Lösung des Pflanzenleims erforderlichen Behandlungsdauer, d. h. so gewählt, daß,
wenn das Gut an das Ende des Troges gelangt, der in dem Gut befindliche Pflanzenleim
gelöst ist.
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Das Band 7, welches in gleicher Weise wie das Einführungsband 1 eingerichtet
ist, führt das in dem Trog 2 fertig behandelte und aus diesem herausgehobene Gut
zunächst durch ein Quetschwerk und dann in einen zweiten Trog io. Dieses Quetschwerk
besteht im Beispiel aus zwei hintereinander angeordneten Walzenpaaren 11 und 12,
wobei jeweils die obere Walze mit schräg verlaufenden Riffeln ausgerüstet ist und
mit entsprechendem Druck auf das von dem Förderband 7 unter ihr hergeführte Gut
einwirkt. Durch dieses Quetschwerk wird das Material zerquetscht, und es werden
die Halme breit gepreßt und das ganze Gut in der Breite auseinandergerissen, so
daß die Fasern sich schon etwas voneinander lockern. Die dabei aus dem Material
ausgepreßte Masse, welche aus Pflanzenleim und dem Überschuß an Lauge besteht, wird
in einer unter dem Quetschwerk angeordneten Wanne 13 aufgefangen, um für andere
Zwecke wieder verwendet werden zu können. Sie kann beispielsweise mit Vorteil als
Schmiermittel oder zur Herstellung von. Seifen, Farben u. dgl. benutzt werden.
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Der Trog xo, in dem das Gut nach dem Passieren des Quetschwerkes 11,
12 durch das Förderband 7 eingebracht wird, ist mit starker Natronlauge gefüllt.
Die Bewegung des Guts durch diesen Trog io erfolgt ebenfalls mit Hilfe von über
demselben angeordneten, teilweise in die Flüssigkeit eintauchenden Schaufelrädern
14, welche ebenso eingerichtet sind wie diejenigen des ersten Troges. Zum Unterschiede
von den dort beschriebenen sind aber die Schaufelräder 14 paarweise durch Kettengetriebe
vereinigt, und zwar so, daß immer das vordere eines jeden Paares schneller umläuft
als das hintere, mittels Schneckengetriebe von der Hauptwelle angetriebene. In diesem
Troge erfährt das Gut durch die Einwirkung der starken Lauge eine Krimpfung, welche
durch die verschieden schnelle Bewegung der Schaufelräder begünstigt wird,
indem
dadurch eine fortwährende Stauchung des Gutes verursacht wird. Dieses hat eine völlige
Lösung der Fasern zur. Folge, indem diese durch die Schrumpfung auseinander gerissen
werden. Um bei diesem Prozeß an Lauge zu sparen, b 3sitzt der Trog in seinem Auffangteil
nur geringe Tiefe, so daß das' Gut dicht über dem Boden -von den Schaufelrädern
hinweggeführt wird. Der Endteil ist entsprechend tiefer, damit sich hier Schmutz
u. dgl. ablagern kann. Über dem Trog io befindet sich ein Bassin 15, welches
mit starker Natronlauge gefüllt ist und aus dem das Gut beim Eintritt in den Trog
1o mit Hilfe eines quer darüber angeordneten Spritzrohres 16 bespritzt wird. Ein
zweites Rohr 17 führt von dem. Bassin 15 zu dem ersten Trog 2, um diesem namentlich
bei Beginn des Betriebes Natronlauge zuführen zu können. Beide Rohre 16 und 17 sind
mit Absperrorgane ausgestattet, um im Bedarfsfalle den Abfluß von Lauge durch diese
Rohre absperren zu können.
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Das am Ende des Troges io angekommene und in diesem fertig behandelte
Gut wird dann wieder von dem letzten, allein für sich laufenden Schaufelrad 18 einem
aus dem Troge aufsteigendem Förderband ig übergeben, zur Herausführung aus dem Trog
io. Ein zweites darüber angeordnetes, endloses Band 2o sichert dieses und bewirkt
zugleich ein Ausquetschen des Gutes. Das Förderband ig führt dann das Gut zunächst
unter ein Spritzwerk 21 vorbei, von dem es reichlich mit heißem Wasser überspritzt
und wobei *es zugleich mit Hilfe von Waschrollen 22 ausgewaschen wird. Nach
dem Spritzwerk passiert das auf dem Bande ig befindliche Gut wieder ein Walzenpaar
23, bei dem die obere Walze mit einer schräg verlaufenden Riffelung versehen ist.
Hierdurch wird das Gut auseinandergepreßt, so daß die Fasern voneinander gelöst
werden.
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Die während des Waschens und der Behandlung durch die Riffelwalze
23 von dem Gut abfließende Flüssigkeit, welche noch eine ziemliche Menge Natronlauge
enthält, -wird durch eine Wanne 24 aufgefangen und von hier aus durch das Rohr 25
in den Trog 2 geführt, so daß eine Zuführung von frischer Lauge aus dem Bassin 15
zum Trog 2 während des Betriebes kaum erforderlich wird.
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Nach dem Verlassen des Ausbreitwalzwerkes 23 führt das Band ig das
Gut über zwei unmittelbar hintereinander angeordnete Tröge 26 und 27 hinweg. Von
diesen ist der Trog 26 mit heißem Wasser gefüllt, wobei die erforderliche Beheizüng
zweckmäßig durch den vom ersten Trog 2 kommenden Abdampf geschehen kann. Mit diesem
heißen Wasser wird das auf dem Band ig befindliche Gut fortwährend überspült und
durchwaschen. Zu dem Zweck ist über dem Trog 26 ein über die ganze Breite des Bandes
ig sich erstreckendes Bassin 28 angeordnet, dem das aus dem Trog 26 entnommene Wasser
mittels einer Pumpe 2g in solcher :Menge zugeführt wird, daß es an seinen beiden
mit entsprechenden Ausschnitten versehenen Längsrändern ständig überläuft zur Überflutung
des Gutes. Von dem Steigrohr der Pumpe 29 zweigt noch ein Rohr 3o ab, durch das
dem vorerwähnten Spritzwerk 21 zugleich ein Teil des heißen Wassers zugeleitet wird.
In das Saugerohr der Pumpe 29 ist noch ein Filterbassin 31 mit auswechselbaren Filterplatten
eingeschaltet, um etwa aus dem Gut ausgespülte Unreinlichkeiten darin zurückzuhalten.
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Auf dem Wege über dem Trog 27 wird das Gut mit kaltem Wasser ausgespritzt
und ausgewaschen. Zudem Zweck ist über diesemTrog ein Spritzwerk 32 angeordnet,
dem das erforderliche Wasser mittels einer Druckleitung 33_ aus der Wasserleitung
oder einem geeigneten Bassin zugeführt wird. Zugleich findet eine Behandlung durch
die Waschwalzen 34, 35 statt. Das abfließende Wasser wird von dem Trog 27 aufgenommen
und aus diesem, gegebenenfalls zu weiterer Verwendung, abgeleitet nach Trog 26 durch
ein Überlaufsrohr o. dgl.
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Nach der Behandlung mit dem Spritzwerk 32 führt das endlose Förderband
ig das Gut nochmals durch ein Quetschwalzenpaar 36, wobei die obere Walze wieder
mit einer schrägliegenden Riffelung versehen ist, uni das Gut in die Breite zu treiben
und noch etwa zusammenhängende Fasern zu trennen.
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Das Band ig endigt über dem Aufgabeende eines fünften Troges 37, welcher
eine verdünnte Flußsäure oder auch eine andere Säure enthält. Über diesem Trog 37
sind wieder Schaufelräder 38 angeordnet, welche wie die oben beschriebenen eingerichtet
sind. Das erste dieser Räder erfaßt sofort das von dem Bande ig zugeführte Gut und
drückt es in die Flüssigkeit, worauf es durch die weiteren Räder weiter und bis
ans andere Ende des Troges getrieben wird. Die Schaufelräder 38 sind hier je für
sich angetrieben und können gegebenenfalls ineinandergreifen, so daß ein Hochsteigen
des Gutes zwischen den Rädern verhindert wird und es bei seiner Bewegung durch den
Trog stets in der Flüssigkeit verbleibt. Die Verzahnung der Schaufeln begünstigt
auch hier wieder die gute Durchdringung des Gutes mit der Säureflüssigkeit, so daß
es vollkommen neutralisiert ans Ende des Troges 37 gelangt. Auch dieser Trog besitzt
zur Ersparnis an Säure am Anfang eine geringere und hur am Ende größere Tiefe.
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Das Gut wird auch hier wieder von dem letzten Schaufelrade einem aus
dem vertieften Teile des Troges 37 ansteigenden Förderband 39 übergeben,
welches es im Verein mit dem darüber angeordneten Band 4o aus dem Trog 37 heraushebt.
Das Band 39 führt dann das mit der
Säure behandelte Gut zunächst
unter ein mit einer Druckwasserleitung verbundenes Spritzwerk 41 und hierauf durch
ein einen leichten Druck ausübendes. Ouc.tschwalzenpaar 42, um so die überschüssige
Säure auszuspülen und auszuquetschen. Die hierbei abfließende Flüssigkeit kann gegebenenfalls
in einem Filterkasten 43 aufgefangen, von hier mittels einer Pumpe 44 entnommen
und dann auf das Gut vor dessen Eintritt in den Trog 37 aufgespritzt werden, um
so die in dieser Flüssigkeit enthaltene Säuremenge auszunutzen und damit an Säure
zu sparen.
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Endlich gelangt das Gut noch unter ein Spritzwerk 45, das mit einer
Viehsalzlösung beschickt wird., um dann durch ein Ouetschwalzenpaar 46 am Ende des
Bandes 39 in fertigem Zustande ausgetragen zu werden. Durch diese. Endbehandlung
wird einerseits die Säure neutralisiert und anderseits das aufgeschlossene Gut selbst
hygroskopisch, so daß es sofort nach dem Verlassen der vorliegenden Vorrichtung
Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt, also weich und geschmeidig und damit für die
weitere Verarbeitung geeignet wird.