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Verfahren zum Beizen von Häuten und Fellen. Die Anwendung der Galle
als Zusatz von Beizen ist seit langem bekannt, doch leidet diese Anwendung an vielen
Mängeln. Einmal ist der Gehalt an den wirksamen Salzen der Tauro- und Glykocholsäure,
Tauro- und Glykocholeinsäure und der Tauro- und Glykodeso-xvcholsäure sehr variabel.
Ferner enthält die Galle außer unnützen Ballaststoffen, wie z. B. etwa
85 Prozent Wasser, und verschiedenen Gallenfarbstoffen noch verschiedene
für Beizzwecke direkt schädliche Bestandteile, wie #z. B. gelöste und emulgierte
Fette, gelöste Fettsäuren, Cholesterin und andere Stoffe, die erst aus dem Leder
herausgelöst werden sollen. Schließlich enthält die Galle noch schädliche Kalksalze
der Fettsäuren und eiweißverdauende Fermente, durch welche zum Schaden des Leders
oder der Haut Eiweißstoffe entzogen «erden. Andere Nachteile der natürlichen Galle
sind ihre leichte Fäulnis und ihr widriger Geruch.
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Nach vorliegender Erfindung verwendet man zum Beizen von Häuten und
Fellen verseifte Gallsäuren, nämlich Cholsäure, Choleinsiitire oder Deso@ycliolsätire.
Die Säuren können als solche oder in Form ihrer Salze rein oder in Rohforen verwendet
werden. Auch Mischungen der Säuren öder Salze, z. B. Rohgemische derselben, können
mit Vorteil benutzt werden. Die Beizmittel nach vorliegender Erfindung können sowohl
für sich allein als auch in Gemeinschaft finit anderen Bakterien und Enzvnie nicht
enthaltenden Beizmitteln angewendet werden, z. B. solchen, die in der Hauptsache
nur entkälkend wirken. Die gemäß der Erfindung zur Verwendung gelangenden verseiften
Gallsäuren, welche von den natürlichen Gallsäuren chemisch durchaus verschieden
sind, besitzen gegenüber der bisher als Beizmittel benutzten Galle sehr erhebliche
Vorzüge. Sie enthalten weder schädliche Beimengungen noch unnütze Ballaststoffe,
sind geruchlos und können genau dosiert «-erden.
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Die verseiften Gallsäuren vermeiden aber nicht nur die schädlichen
Wirkungen der natürlichen Galle und besitzen nicht mir in verstärktem Maße die wertvollen
Eigenschaften der von ihnen chemisch ganz verschiedenen natürlichen Gallsäuren,
sondern sie besitzen darüber hinaus noch für Beizen ganz besonders wertvolle Eigenschaften.
So ist z: B. die verseifte Desoxycliolsäure befähigt, mit Neutralfetten, Fettsäuren
und besonders Cholesterin (dem Kern der Narben), kristallinische Verbindungen einzugehen,
die als Alkalisalze in `Wasser leicht löslich sind, während die natürliche Tauro-
oder GhikodesoxveholsäLire hierzu nicht befähigt ist.
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In der Literatur ist bereits auf die Fäliigkeit von künstlich hergestellten
gallensauren Salzen hingewiesen worden, die in den Beizen vorhandenen, die eigentliche
Beizung bewirkenden Bakterien und Enzyme zu aktivieren.
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Im Gegensatz hierzu beruht die Erfindung auf der Erkenntnis, daß man
unter Nutzbarmachung der bekannten Fähigkeit der Gallsäuren und ihrer Salze, Fettstoffe
u. dgl. zti lösen,- vollwertige Beizen erzielen kann unter völligem \"erzicht auf
die Mit7wirkung von Bakterien und Enzymen. Hierdurch werden
die
bereits erwähnten Vorteile erzielt, da man mit einheitlichen, in ihrer Wirkung genau
berechenbaren Stoffen arbeitet, während man bisher auf unkontrollierbäre, zum Teil
auch 5 hygienisch nicht einwandfreie Gemische angewiesen war. Beispiel I. Das zti
heizende Leder oder Fell wird nach dem Schwellen mehrere Stunden in eine warme oder
i bis 2 .Tage in eine kalte wäßrige Lösung von 2 Prozent reinem, cholsaurem' Natrium
gelegt; dann spült man sie und stößt den Narben ab. Beispiel 1I.
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Diu Felle oder Häute «-erden nach dem Schwellen in eine wäßrige Lösung
von i Prozent cholsaureni Natrium, o, i Prozent des- , ox@-cliolsaureni Natrium
und 0,05 Prozetrt choleinsaur ein Natrium gelegt. Hierauf wird der Narben
abgestoßen.
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Beispiel III.
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Die Felle oder Häute «-erden nach dein Schwellen in eine wäßrige Lösung
von 2,_q Prozent rohcholsaürein Natrium und Prozent rnilchsaurein Natrium
mehrere Stunden liegen gelassen. Hierauf wird der Narben abgestoßen.