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Verfahren zur Herstellung seitengleicher Reserveartikel aus
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Zellulosefasern mit vorlagengetreuen Farbtönen Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von Weiß- und/oder Buntreservedrucken auf Zellulosefasermaterialien
unter Verwendung von Reaktivfarbstoffen des Vinylsulfon-Typs in der Fondcolorierung
und von Reservedruckpasten, die erforderlichenfalls weitere Reaktivfarbstoffe enthalten,
im Überdruck.
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Es ist bekannt, daß man WeiR- und Buntätzen auf Reaktivfärbungen mit
Sulfoxylaten, z.B. Natriumformaldehyd-Sulfoxylat, herstellen kann. Dieses Verfahren
ist aber nur begrenzt durchführbar. Wenn beispielsweise für die Grundfärbung Reaktivfarbstoffe,
die einen Phthalocyanin-Metall-Komplex als Chromophor besitzen, und als Illuminationsfarbstoffe
Küpenfarbstoffe benutzt werden, versagt das Atzverfahren, weil Phthalocyanin-Metall-Kcmplexe
nicht reduzierbar sind.
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Aus diesen Gründen sind im Laufe der Zeit die sogenannten Buntreserveverfahren
entwickelt worden.
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In der folgenden Tabelle sind ein paar dieser Reserveverfahren mit
deren Patentnummern und verwendeten Reservemitteln aufgeführt: DE-PS 1 619 606 mit
Alkalihydroxymethansulfonat als Reservemittel DE-PS 2 326 522 mit Alkalisulfite
als Reservemittel DE-PS 2 846 247 mit Glyoxal-alkalihydrogensulfit als Reservemittel
DE-PS 2 916 673 mit = 1.1' .111.-Nitrilotriaethansulfonsaurem Alkalisalz als Reservemittel
Als Farbstoffe für die zu reservierenden Grundfärbungen kommen für die aufgeführten
Reserveverfahren nur solche
Reaktivfarbstoffe in Frage, die über
eine Sulfatoethylsulfon-, Vinylsulfon- oder Sulfato-ethyl-sulfonamidgruppe mit den
Hydroxylgruppen der Zellulose reagieren können.
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Diese Reaktivgruppen reagieren nicht nur schnell mit den genannten
Reservemitteln, sondern auch mit den Hydroxylgruppen der Zellulose. Ausgerechnet
diese Fähigkeit sehr schnell mit der Zellulose zu reagieren bedeutet ein großes
Hindernis für das Gelingen der genannten Reserveverfahren.
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Die Reaktivität dieser Gattung von Reaktivfarbstoffen ist so groß,
daß man sie unter alkalischen Bedingungen bereits bei Zimmertemperatur auf Zellulose-Textilfasern
applizieren kann. Die DE-PS 1 469 722 beschreibt eine derartige Fixierung für den
Druck und die Zeitschrift Textil-Praxis, Stuttgart, 1963, Heft 12, Seite 1189-1197,
beschreibt eine Fixierung unter den gleichen Bedingungen für Färbungen auf Zellulose.
Unter erhöhten Temperaturen über 600C, die üblicherweise in Trockenmansarden herrschen,
reagiert diese Gattung von Reaktivfarbstoffen sogar unter neutralen Bedingungen
bereits mit der Zellulose unter Bildung einer kovalenten Bindung.
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Die kovalenten Bindungen werden unter den in den genannten Patentschriften
erwähnten Reservierungsbedingungen nicht zerstört. Wenn die zu reservierenden Reaktivfarbstoffe
auf der Ware vor dem Aufdruck der Reservierungsmittel bei Temperaturen über 600C
in Gegenwart von Alkalispendern wie Natriumcarbonat, Natriiunhydrogencarbonat oder
sogar von Trichlornatriumacetat getrocknet werden, sind die Ergebnisse der Färbeverfahren
mangelhaft, weil die bei der Trocknung auf der Faser fixierten Farbstoffe als Farbtonverunreinigungen
auf den bedruckten Stellen waschecht bleiben und so den Wert der Druckware herabsetzen.
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Das gleiche gilt auch für den Fall, daß sie Ware nach Aufbringen der
Grundfarbe längere Zeit unter tropischen Bedingungen gelagert wird.
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Maßnahmen zur Behebung dieser Mängel sind bereits in den Beispielen
der genannten Patentschriften eingearbeitet.
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So ist es diesen Beispielen zu entnehmen, daß sie bevorzugt den Vordruck
der reservemittelhaltigen Druckpasten auf der weißen Ware empfehlen. Im nächsten
Arbeitsgang werden die Zubereitungen der zu reservierenden Farbstoffe für die Grundfärbung
naß-auf-naß auf den Vordruck aufgetragen.
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m zu verhindern, daß bei dieser Arbeitsweise die Reservemuster an
den Überfallstellen nicht ausfließen, müssen die Zubereitungen der Farbstoffe für
die Grundfärbung als steife Druckpasten oder bestenfalls als steife Pflatschpasten
aufgetragen werden. Hierbei leidet der Durchdruck und man erhält seitenungleiche
Reserveartikel.
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Werden dagegen die Zubereitungen als niederviskose Druckpasten oder
Klotzflotte aufgetragen, dann erhält man seitengleiche Reserveartikel mit schlechten
Konturen.
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Im Gegensatz zu den zuletzt genannten Naß-auf-naß-Verfahren bietet
die Arbeitsweise, bei der die Ware vor dem Druck mit den sauer gestellten Farbstoffen
für die Grundfärbung geklotzt und getrocknet werden den Vorteil, Reserveartikel
zu liefern die die geschilderten Nachteile nicht besitzen.
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Das Verfahren ist aber umständlich, maschinenintensiv und deshalb
teuer. Für dieses Verfhren müssen zusätzliche Maschinen für den Alkaliauftrag und
neue Dampfer für die Fixierung der nassen Ware aufgestellt werden.
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In einigen Beispielen der genannten Patentschriften wurde vorgeschlagen,
die Farbstoffe für die Grundfärbung zusammen mit Alkalispendern wie trichloressigsaurem
Natrium vor dem Druck auf die Ware zu klotzen und zu trocknen.
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Trlchloressigsaures Natrium ist bei Raumtemperatur praktisch neutral
und wirkt erst bei der thermischen Zersetzung unter Fixierbedingungen stark alkalisch.
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Diese Arbeitsweise hat den Vorteil der einstufigen Fixierung und ist
deshalb kostengünstiger. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt in der Tatsache, daß
bei der Trocknung der geklotzten Ware, wie anfangs schon allgemein erklärt wurde,
trotz nahezu neutraler Bedingungen bereits ein Bruchteil des Farbstoffs für die
Grundfärbung auf der zellulosischen Ware fixiert wird. Das Verfahren kann aus diesen
Gründen keine vorlagengetreuen und reproduzierbaren Farbtöne liefern und ist deshalb
mangelhaft. Ein weiterer Nachteil beim Einsatz von trichloressigsaurem Natrium besteht
in der Freisetzung von Chloroform in den Fixierräumen, das durch zusätzliche Belüftung
abgeführt werden muß.
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Es besteht seit längerem ein Bedarf nach einem Reservedruckverfahren
zur Herstellung von vorlagengetreuen, seitengleichen und reproduzierbaren Reserveartikeln
aus Zellulosefasern, bei dem unter möglichst geringem maschinellen Aufwand mit einstufiger
Fixierung gearbeitet werden kann und nur handelsübliche Reaktivfarbstoffe sowie
handelsübliche Reservierungsmittel benötigt werden.
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Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung von Weiß-und/oder Buntreservedrucken
auf Zellulosefasermaterialien unter Verwendung von Reaktivfarbstoffen des Vinylsulfon-Typs
in der Fondcolorierung und von Reservedruckpasten, die erforderlichenfalls weitere
Reaktivfarbstoffe enthalten, im Überdruck gefunden, dadurch gekennzeichnet, daß
man zunächst einen mustermäßig zu reservierenden Reaktivfarbstoff A, der als faserreaktive
Gruppen eine oder mehrere Gruppen der Formel 1
wobei R und R' gleiche oder verschiedene aliphatische oder cyloaliphatische
Reste oder Glieder einer ringförmigen Verbindung sind, besitzt, in wäßrigem medium
löst oder in situ in wäßriger Lösung aus einem Reaktivfarbstoff des Vinylsulfon-Typs
herstellt und zusammen mit Alkalien als Fixiermittel neben weiteren üblichen Hilfsmitteln
auf das Zellulosefasermaterial aufbringt, trocknet und dann eine Druckpaste mit
einem Reservierungsmittel für den Reaktivfarbstoff A und im Falle von Buntreserven
zusätzlich mit einem Reaktivfarbstoff B, der unter Fixierbedingungen mit der Zellulose,
nicht aber mit dem Reservierungsmittel reagiert, sowie erforderlichenfalls mit einem
Fixiermittel für den Reaktivfarbstoff B'und weiteren üblichen Hilfsmitteln mustermäßig
aufdruckt, trocknet und anschließend bei einer Temperatur über 1000C fixiert.
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Bevorzugt ist das erfindungsgemäße Verfahren mit Reaktivfarbstoffen
A, die eine oder mehrere faserreaktive Gruppen der Formel 1 besitzen, wobei R und
R' gleiche oder verschiedene Gruppen der Art Alkyl mit 1 bis 6 Kohlenstoff atomen
und/oder Cycloalkyl mit 5 oder 6 Kohlenstofratomen, insbesondere Methyl, Ethyl,
Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, l-Methylisopropyl, Cyclopentyl oder Cyclohexyl,
bedeuten oder R und R' zusammen für eine Alkylenkette mit 4 oder 5 Kohlenstoffatomen,
insbesondere Tetramethylen oder Pentamethylen, stehen.
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Besonders vorteilhaft werden Reaktivfarbstoffe A eingesetzt, die Gruppen
der Formel 1 besitzen, wobei R und R' gleich oder verschieden sind und Methyl oder
Ethyl bedeuten.
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Die Reaktivfarbstoffe A werden beispielsweise durch Klotzen oder Pflatschen
auf die zellulosische Ware aufgebracht. Je nach der Herstellungsweise der Klotzflotte
oder Pflatschpaste wird nach folgender Variante I oder Variante II verfahren:
Variante
I Bei dem erfindungsgemäßen Reservedruckverfahren können zur Herstellung der Klotzflotte
für die Grundfärbung gebrauchsfertige Dialkylaminoethylsulfonfarbstoffe verwendet
werden Derartige Reaktivfarbstoffe sind beispielsweise in der schweizerischen Patentschrift
Nr. 369 737 beschrieben. Der gebrauchsfertige Reaktivfarbstoff wird zusammen mit
dem Fixiermittel und den übrigen Hilfsmitteln für die Grundfärbung in Wasser gelöst,
durch Klotzen oder Pflatschen auf die zellulosische Ware aufgetragen und getrocknet.
Vorzugsweise wird zunächst der Reaktivfarbstoff mit den Hilfsmitteln in heißem Wasser
bis zu 1000C gelöst und anschließend das Fixiermittel und eventuell Wasser bei einer
Temperatur bis zu 600C, insbesondere bei Raumtemperatur, zugegeben.
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Geeignete Fixiermittel sind Alkalien, die erst bei der erhöhten Temperatur
unter Fixierbedingungen ihre basische Wirkung voll entfalten. Bevorzugte Fixiermittel
sind Alkalisalze der Kohlensäure, insbesondere Kalium- oder Natriumhydrogencarbonat.
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Die Menge des eingesetzten Fixiermittels hängt von der Menge des Reaktivfarbstoffes,
der Zahl der Reaktivgruppen im Molekül und eventuell vorhandenen sauren Gruppen
im Molekül ab. Das Fixiermittel wird bevorzugt im Überschuß eingesetzt.
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Im Gegensatz zu den bekannten handelsüblichen Reaktivfarbstoffen des
Vinylsulfon-Typs sind die Dialkylaminoethansulfonfarbstoffe in Gegenwart der obengenannten
Fixiermittel so reaktionsträge, daß sie in einer Dampffixierung erst bei Temperaturen
über 1000C mit der Cellulose reagieren.
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Die übrigen Hilfsmittel entsprechen Hilfsmitteln, wie .sie beim Textildruck
oder auf der Färberei von Zellulose üblich sind, beispielsweise hydrotrope Hilfsmittel
wie Glycerin, Glykole oder vorzugsweise Harnstoff, oder Oxi-
dationsmittel
gegen die Reduktionswirkung der Cellulosefaser, wie Salze der 3-Nitrobenzolsulfonsäure,
vorzugsweise m-nitrosulfonsaures Natrium, oder organische Lösemittel, Netzmittel,
Carrier, Egalisierhilfsmittel oder Verdickungsmittel wie niedrigviskose Celluloseether,
Kernmehlether oder vorzugsweise niedrigviskose Alginate.
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Nachdem der Farbstoff mit dem Fixiermittel und den übrigen Hilfsmitteln
für die Grundfärbung auf das Zellulosematerial aufgebracht und getrocknet worden
ist, liegt er in einer unfixierten Form vor.
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Die Ware kann nun mit reservemittelhaltigen Druckpasten bedruckt,
gedämpft und gewaschen werden. Es besteht bei diesem Verfahren gemäß vorliegender
Erfindung im Gegensatz zu allen bisher bekannten Buntreserveverfahren unter Reaktivfarbstoffen
die Möglichkeit die Ware nach der Klotzung und Trocknung vor dem Druckvorgang zu
lagern. Selbst nach tagelanger Lagerung unter tropischen Bedingung findet überhaupt
keine Fixierung der Dialkylaminoethylsulfonfarbstoffe auf der zellulosischen Ware
statt. Dieser Umstand erleichtert nicht nur den Drucker bei seinen Dispositionen
sondern garantiert auch gleichzeitig für vorlagengetreue Farbtöne der Buntreserven
und ein reines Weiß der Weißreserven.
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Variante II Das Verfahren ist aber nicht darauf beschränkt, gebrauchsfertige
Dialkylaminoethylsulfonfarbstoffe einsetzen zu mdssen. Vielmehr besteht ein großer
Vorteil in der Möglichkeit, auf die ganze Palette der handelsüblichen Reaktivfarbstoffe
des Vinylsulfon-Typs zurückgreifen zu können. Unter Reaktivfarbstoffen des Vinylsulfon-Typs
sind alle Reaktivfarbstoffe zu verstehen, bei denen unter Bedingungen der Fixierung
reaktive Vinylsulfon- oder Vinylsulfonamid-Gruppen vorhanden sind oder gebildet
werden. Insbesondere seien dabei die eigentlichen Vinylsulfonfarbstoffe, die Sulfatoethylsulfon-
farbstoffe
und die Sulfatoethylsulfonamidfarbstoffe erwähnt.
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In einer bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
eine wäßrige Lösung des ReaktivfarbstoffsA, in dem die Reste R und R' die in Formel
1 genannten Bedeutung haben, in situ in wäßriger Lösung aus einem entsprechenden
Sulfatoethylsulfon- oder Vinylsulfonfarbstoff und einem Dialkylamin der Formel 2
wobei R und R' die in Formel 1 genannte Bedeutung haben, oder einem Salz des Diamins
der Formel 2 mit einer organischen oder anorganischen Säure unter schwach alkalischen
Bedingungen hergestellt und analog der Variante I mit dem Fixiermittel und den übrigen
Hilfsmitteln für den Reaktivfarbstoff A verarbeitet. Von besonderem Interesse sind
die Verfahren nach Variante II, in denen solche Amine der Formel 2 eingesetzt werden,
bei denen die Reste R und R' die Bedeutung der Reste R und R' für bevorzugt genannte
Gruppen der Formel 1 haben. Folgende Amine werden darüberhinaus bevorzugt: Dimethylamin,
Diethylamin, Di-n-propylamin, Diisopropylamin, Di-n-Butylamin oder Diisobutylamin,
wobei Diethylamin besonders bevorzugt ist.
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Geeignete und bevorzugte Dialkylaminsalze für die Variante II sind
die Salze der genannten bzw. bevorzugt genannten Dialkylamine mit üblichen anorganischen
und organischen Säuren, vorzugsweise mit Salzsäure.
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Die Aminmenge richtet sich nach der Farbstoffkonzentration und der
Zahl der vorhandenen Reaktivgruppen im Farbstoffmolekül. Das Dialkylamin oder -salz
wird zunächst mit dem Reaktivfarbstoff vom Vinylsulfon-Typ in wäßrigem Medium umgesetzt.
Der pH-Wert soll am Ende der Umsetzung den einer schwach alkalischen Lösung erreichen,
vorzugsweise pH 7-9.
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Zweckmäßig verfährt man bei einem Vinylsulfonfarbstoff
derart,
daß man den Farbstoff in wäßriger Lösung vorlegt und 1 Äquivalent Amin bei einer
Temperatur zwischen OOC und 1000C, vorzugsweise zwischen 0 bis 700C, insbesondere
zwischen Raumtemperatur und 600C, zutropfen läßt. Nachdem die weiteren Hilfsmittel
und das Fixiermittel dazugekommen sind, wird die Lösung des entstandenen Dialkylaminoethylsulfonfarbstoffes
analog der anfangs beschriebenen Variante I weiter verwendet.
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Wird anstelle des Vinylsulfonfarbstoffes ein Sulfatoethylsulfonfarbstoff
eingesetzt, muß die entstandene Lösung wegen der freiwerdenden Schwefelsäure zusätzlich
mit einer Base schwach alkalisch gestellt werden.
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Wenn ein Aminsalz verwendet wird, ist zusätzlich Base nötig, um das
Amin freizusetzen. Als Basen kommen übliche, im wäßrigen Medium alkalisch reagierende
Verbindungen in Frage, die möglichst wenig nucleophil sind, beispielsweise Alkalihydroxide,
Alkalicarbonate, Alkalibicarbonate, Alkaliphosphate oder Alkalisilikate, insbesondere
Natrium- oder Kaliumcarbonat, Natrium- oder Kaliumhydrogencarbonat oder Trinatriumphosphat.
Bei einer bevorzugten Arbeitsweise wird der Vinylsulfon- oder Sulfatoethylsulfonfarbstoff
in Gegenwart des Aminsalzes in Wasser gelöst. Man gibt daraufhin langsam eine starke
Base zu, bis der Neutralpunkt erreicht ist und stellt mit einer schwachen Base alkalisch.
Als schwache Base eignet sich vorzugsweise ein Alkalihydrogencarbonat, das zugleich
als Fixiermittel dienen kann.
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Zur Herstellung der Weiß- und Bunteffekte wird die nach Variante I
oder II erhaltene trockene Ware mit einer reservemittelhaltigen Druckpaste bedruckt.
Im Falle von Weißeffekten enthält die Druckpaste neben üblichen Hilfsmitteln.ein
Reservemittel für den Reaktivfarbstoff A der Grundfärbung. Im Falle von Bunteffekten
enthält die Druckpaste zusätzlich als Illuminationsfarbstoff einen Reaktiv-
farbstoff
B, der mit dem Reservierungsmittel nicht reagiert, sowie erforderlichenfalls ein
Fixiermittel für den Reaktivfarbstoff B.
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Die üblichen Hilfsmittel in der Druckpaste entsprechen solchen wie
sie bereits im Zusammenhang mit den Hilfsmitteln für die Grundfärbung erwähnt wurden.
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Als Reservierungsmittel kommen alle Reservierungsmittel für Farbstoffe
vom Vinylsulfontyp in Frage. Bevorzugt genannt seien handelsübliche Chemikalien
wie die Natriumsalze der schwefligen Säure, deren Addukte mit Aldehyden und Ketonen
oder 1,1' ,1"-nitrilotriethansulfonsaures Natrium. Die Menge des Reservierungsmittel
richtet sich nach der Menge der zu reservierenden Dialkylaminoethylsulfonreaktivfarbstoffe
sowie der Zahl der Reaktivgruppen pro Molekül. Bevorzugt wird ein überschuß eingesetzt.
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Als Farbstoffe zur Illumination der reservierten Stellen kommen solche
Reaktivfarbstoffe B in Betracht, die gegenüber den Hydroxylgruppen der Cellulose
reaktionsfähige Gruppen enthalten, nicht aber mit dem Reservierungsmittel reagieren.
Die reaktionsfähigen Gruppen sind beispielsweise Gruppen mit leicht abspaltbaren
Substituenten, die einen elektrophilen Rest hinterlassen, wie mit Halogenatomen
substituierte Gruppen der Ringsysteme Chinoxalin, Phthalazin, Triazin, Pyrimidin
oder Pyridazon oder mit Alkylsulfonylresten substituierte reaktive Gruppen bei Sulfonylpyrimidin-
oder Sulfonylbenzthiazolfarbstoffen.
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Im einzelnen sind Farbstoffe mit den reaktiven Gruppen Chlortriazinylamino,
Dichlortriazinylamino, Chlortriazinyldiamino, Trichlorpyrimidylamino, Dichlorpyrimidylamino,
Dichlorpyridazinylamino, Trichlorpyridazinylamino, Dichlorpyridazinylcarbonylamino,
2-Chlor-benzthiazol-6-ylamino, 2-Methylsulfonyl-benzthiazol-6-yl-amino, 2,3-Dichlorchinoxalin-6-yl-carbonylamino
oder 4-Chlor-5-methyl-2-methylsulfonyl-pyrimid-3-yl-amino zu erwähnen.
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Die eingesetzte Menge des Reaktivfarbstoffs B richtet sich nach der
gewünschten Farbtiefe. Zur Fixierung der Illuminationsfarbstoffe kommen die für
den jeweiligen Reaktivfarbstoff B bekannten Fixiermittel in Frage. Für die obengenannten
Reaktivfarbstoffe B sind als Fixiermittel die gleichen Alkalien wie für die Reaktivfarbstoffe
A, vorzugsweise Alkalibicarbonate, geeignet.
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Die Reservedruckpaste wird nach bekannten Methoden hergestellt und
kann in wäßrigem Medium als bl-in-Wasser- oder Wasser-in-Ol-Emulsion zubereitet
werden.
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Es ist möglich mehrere Reservedruckpasten, eventuell mit Zwischentrocknen,
hintereinander aufzudrucken. Werden die Reservedruckpasten mit veschiedenen Mustern
aufgedruckt, lassen sich Mehrfarbeneffekte erzielen.
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Die Fixierung der Reaktivfarbstoffe A und B erfolgt vorteilhaft nach
dem Trocknen des bedruckten Zellulosematerials durch Dämpfen bei einer Temperatur
über 1000C, beispielsweise im Flash-Dämpf-Verfahren bei Temperaturen von 130 - 1600C
oder vorzugsweise im Normal-Dämpf-Verfahren mit Sattdampf von 102 - 1050C. Die optimale
Dauer des Dämpfprozesses muß von Fall zu Fall bestimmt werden. Fixierbedingungen,
wie sie beim Trockenhitzeverfahren angewendet werden, sind nicht generell ausgeschlossen.
Nach dem Fixieren werden die unfixierten Farbstoffe sowie die Hilfsmittel ausgewaschen
und das Zellulosematerial getrocknet.
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Das erfindungsgemäße Reservedruckverfahren besitzt den Vorteil einer
äußerst einfachen Arbeitsweise. So werden die Färbehilfsmittel zugleich mit den
jeweiligen Farbstoffen auf das Zellulosematerial gebracht; ein Zweiphasen-Dämpf-Verfahren
ist nicht notwendig. Das Verfahren kommt mit den für Reaktivfärbungen üblichen Geräten
aus. Die ganze Palette der im Handel erhältlichen Reaktivfarbstoffe vom Vinylsulfon-Typ
kann bei der Auswahl der Farbtönungen genutzt
werden. Der Dialkylaminoethylsulfonfarbstoff
für die Grundfärbung kann ohne zusätzliche Verfahrensstufe aus einem entsprechenden
Vinyl- oder Sulfatoethylsulfonfarbstoff bei dem Ansatz der Klotzflotte gebildet
werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren liefert qualitativ hochwertige Reserveartikel.
Die Reservedrucke sind reproduzierbar, konturenstark und vorlagengetreu in den Farbtönen.
Infolge der Anwendung von niedrigviskosen Klotzflotten und Druckpasten ist die Herstellung
seitengleicher Reserveartikel möglich. Die erhaltenen Drucke haben ausgezeichnete
Echtheitseigenschaften, wie dies für Reaktivfarbstoffen der Fall ist.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist flexibel einsetzbar. Die zu färbende
Ware kann nach der Klotzung mit der Grundfarbe vor dem Druckvorgang mit der Reservepaste
gelagert werden, ohne eine Qualitätseinbuße bezüglich der vorlagentreuen Farbtönung
in Kauf nehmen zu müssen. Selbst nach tagelanger Lagerung unter tropischen Bedingungen
findet keine vorzeitige Fixierung der Reaktivfarbstoffe für die Grundfärbung statt.
Es wird von Druckern häufig gewünscht, eine Ware in verschiedenen Mustern zu bedrucken
und die Druckmuster kurzfristig zu ändern. Da nur der Druck mit der Reservepaste
das Muster der Reserveeffekte bestimmt, erlaubt dem Drucker die Lagerfähigkeit der
Ware nach der Klotzung denjenigen Teil der Produktion längerfristig zu planen und
kostensparender auszuführen, der die Grundfärbung betrifft.
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Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zum Färben und Bedrucken
von Zellulosefasermaterialien, das auch im Gemisch mit anderen Fasern, wie Polyester-
oder Polyamidfasern, vorliegen kann. Bevorzugt sind textile Flächengebilde aus nativer
und/oder regenerierter Zellulose, insbesondere Gewebe, Gewirke oder Vliese aus Baumwolle.
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Beispiel 1 a) Auf ein mercerisiertes Baumwollgewebe klotzt man einen
Farbansatz, bestehend aus 40 Gewichtsteilen des Reaktivfarbstoffes der Formel
200 Gewichtsteilen kochendes Wasser 100 Gewichtsteilen Harnstoff 10 Gewichtsteilen
m-nitrobenzolsulfonsaures Natrium 50 Gewichtsteilen einer 10%igen niedrigviskosen
Alginatverdickung 30 Gewichtsteilen Natriumhydrogencarbonat 570 Gewichtsteilen Wasser
1000 Gewichtsteile Die getrocknete Ware wird in 2 Teile geteilt, wovon der eine
Teil nach b) der andere nach c) weiterverwendet wird.
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b) Ein Teil der nach a) hergestellten Ware wird sofort mit einer Druckpaste
folgender Zusammensetzung bedruckt: 40 Gewichtsteile der Handelsform des Reaktivfarbstoffs
C.I. Reactive Red 3 No. 18159 der Formel
100 Gewichtsteile Harnstoff 200 Gewichtsteile Wasser von 900C
500 Gewichtsteile einer 10%gen Verdickung eines niederviskosen Alginats 10 Gewichtsteile
m-nitrobenzolsulfonsaures Natrium 25 Gewichtsteile Natriumhydrogencarbonat 30 Gewichtsteile
Natriumsulfit 95 Gewichtsteile kaltes Wasser 1000 Gewichtsteile Anschließend wird
getrocknet und 10 Minuten bei 1020C gedämpft. Nach der für Reaktivdrucke üblichen
Fertigstellung erhält man klare rote Bunteffekte im blauen Fond.
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c) Der andere Teil der nach a) hergestellten Ware wird in einem Kunststoffsack
bei 300C gelagert. Nach 4 Tagen wird der gelagerte Teil der geklotzten Ware mit
einer frisch angesetzten Druckpaste gleicher Zusammensetzung bedruckt, getrocknet,
10 Minuten bei 1020C gedämpft und nach der für Reaktivdrucken üblichen Methode fertiggestellt.
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Man erhält gleich gute klare, rote Bunteffekte im gleich farbtiefen
blauen Fond wie bei der nach b) erhaltenen Ware.
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Beispiel 2 100 g des Reaktivfarbstoffs der Formel
(C.I. Reactive Blue 19 No.61200) in handelsüblicher Form werden in 590 g heißem
Wasser mit einer Temperatur von 600C in
Gegenwart von 8,7 g Diethylaminhydrochlorid
gelöst. Hierzu gibt man unter starkem Rühren eine heiße konzentrierte wäßrige Trinatriumphosphatlösung
bis der pH-Wert der Lösung konstant 7,0 aufweist. (Die Temperatur der Lösungen beträgt
600C). Hierzu gibt man noch 30 g Natriumhydrogencarbonat und rührt noch 30 weitere
Minuten. Danach wird die Lösung abgekühlt bis zur Zimmertemperatur, dann gibt,man
dazu noch 100 g Harnstoff, 10 g m-ntrobenzolsulfonsaures Natrium 50 g einer 10%igen
niedrigviskosen Alginatverdickung und x g Ausgleich, so daß 1000 g Klotzflotte erhalten
wird.
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Mit dieser Klotzflotte wird ein mercerisiertes Baumwollgewebe wie
im Beispiel 1 behandelt.
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Nach der Trocknung wird die Ware bedruckt mit einer Druckpaste folgender
Zusammensetzung: 60 g handelsübliches Natriumsulfit 20 g Soda 200 g Wasser 500 g
einer 10%igen Verdickung eines niedrigviskosen Alginats und xg Ausgleich 1000 g
Reservedruckpaste Hiernach wird die Ware getrocknet, 10 Minuten bei 1020C gedämpft
und wie im Beispiel 1 fertiggestellt.
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Man erhält reinweiße Weißreserven im blauen Fond.
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Die folgende Tabelle enthält weitere Beispiele für Dialkylaminoethylsulfonfarbstoffe,
die analog den Beispielen 1 oder 2 eingesetzt werden und für die Fondfärbung in
dem jeweils angegebenen Farbton geeignet sind:
Farbton Zusammensetzung
Farbton
CH. OH 3509332 |
N--N /\ |
f Naose |
3 Orange |
SO. |
CH2 C.H£ |
CH.-N |
C.H0 |
CH3 OH |
N N |
4 1 I rotstichiges Orange |
SO. SO.Na |
CH2 C2H5 |
CH2-N |
C.H5 |
CH3 OH |
g N"-6h. |
5 I I klares Rot |
SO, SO,Na |
CH2 C.H. |
CH2-N |
C.H5 |
OCH. OH |
/1N-N/1\ |
6 klares Rot |
SO. SO.Na |
CH2 CH. |
CH.-N |
CH. |
-
Zusammensetzung Farbton
OCHa OH NH-CO-CH. |
gN NX |
7 j½N=N70:S OoNa c |
ot |
SO. |
CH2 C4H. |
CH£-N |
C4H. |
OCH. |
N-N-C-C-CH. |
II |
HO-C HOC N! |
8 \ / Gelb |
SO. N |
CH2 CH2-CH H.C |
I |
CH.-N CH. |
CH2-CH2 SO.Na |
OH NH-CO-CH. |
N=N |
NaOsS\SO.Na |
0.5 Rot |
CH. C.H. |
CH2-N |
C.H5 |
OH |
\NaO.S\/ |
10 1P Orange |
SO. |
CH. C.H5 |
CH.-N |
CaHs |
Zusammensetzung Farbton
OH |
SN- otsticbiges Orangc |
1.I |
SOt SOsNa |
CHt C2H5 |
CH2-N |
C2H |
OCHs OH NH-CO-CHr |
!; NaOXSOaNa |
12 SO2 blaustichiges Rot |
CH2 |
CHJ-N-(> |
S) |
OCN3 OHNH-CO-CH3 |
< SOsNa |
V NaO3S <SOzNa |
13 blaustichiges Rot |
CH2 CsH5 |
y |
CH>-N |
C.H5 |
klares Gelb
zusammensetzung Farbton
OH |
NaO,S < N= N |
15 9 Orange |
SO, |
CH2 C1H5 |
CH.-N |
C2H1 |
CH, |
HO-C N |
SO: N klares Gelb |
1 H2C Cl |
CH. C.H£ |
1/ |
CH.-N |
C.H5 SO.Na |
C,H, SO,Na |
;cH: HO |
I |
v NO,S<\ /> |
It 1 Goldgelb |
SOs SOgNa |
CHs C0Ib |
I |
CH2-N |
C,H1 |