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Verfahren und Mittel zur Herstellung von Reserveeffek-
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ten unter Reaktivfarbstoffen auf textilen Flaehengebiiden Verfahren
und Mittel zur Herstellung von Reserveeffekten unter Reaktivfarbstoffen auf textilen
Flächengebilden unter Ausnutzung der unterschiedlichen Reaktivität von nach dem
Additions- und dem Substitutionsmechanismus reagierenden Reaktirgruppen sind bereits
bekannt. So ist in der DE-AS 1 619 606 besehrieben, daß man Weiß- und Buntreserven
erhält, wenn man die unterschiedliche Reaktionsbereitschaft von Reaktivfarbstoffen
gegenüber Alkalihydroxymethansulfonaten ausnützt. Es wird hierbei davon Gebrauch
gemacht, daß die unterschiedlichen Reaktivfarbstoffklassen sich in der Reaktivität
und in der Selektivität gegenüber den Hydroxygruppen der Celiulose einerseits und
der Hydroxymethansulfonate andererseits unterscheiden. In der Praxis ergibt sich
jedoch die Schwierigkeit, daß auch der Chromophor einen Einfluß auf die Reaktivgruppe
nimmt, so daß die seitens der Reaktivgruppe gegebenen Unterschiede in Reaktivität
und Selektivität durch den Einfluß der unterschiedlichen
Chromophore
wieder aufgehoben werden können. Dieses Verfahren liefert somit in der Praxis keine
befriedigenden Ergebnisse.
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Aus der DE-PS 23 26 522 ist ein Verfahren bekannt, das ebenfalls mit
Reaktivfarbstoffen der obengenannten unterschiedlichen Klassen arbeitet, wobei Sulfite,
Thiosulfate oder Thioharnstoffe als Reservierungsmittel eingesetzt werden. Auch
diese Reservierungsmittel sind in der Praxis nicht unproblematisch: Die Sulfite
können nicht nur mit Doppelbindungssystemen nach dem Additionsmechanismus, sondern
auch mit den reaktionsfähige Gruppen tragenden Reaktivgruppen nach dem Substituionsmechanismus
reagieren. In stark alkalischen Druckpasten wird diese letztere Reaktion zusätzlich
noch so beschleunigt, daß die Druckpasten nach einigem Stehen unbrauchbar werden.
Hinzu kommt, daß Sulfite als starke Reduktionsmittel unter dem Angriff oxydierender
Substanzen, insbesondere des Luftsauerstoffs, unbrauchbar werden.
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Die Wirkungsweise der Thiosulfate dürfte auf der Tatsache beruhen,
daß sie von ihrer Herstellung aus Sulfiten und-Schwefel oder durch Oxydation von
Polysulfiden geringe Mengen an Sulfit enthalten. Sulfite können auch in wäßriger
Lösung durch Zersetzungen entstehen. Der dabei koloid ausgeschiedene Schwefel beschleunigt
diese Zersetzung.
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Die reduzierende Wirkung ist beim Thioharnstoff relativ gering ausgeprägt.
Seine Wirkung als Reservemittel dürfte auf der Tatsache beruhen, daß Thioharnstoff
in Lösung im Gleichgewicht mit Isothioharnstoff steht und ueber die Thiolgruppe
mit Reaktivfarbstoffen reagieren kann. Auch die Isothioharnstoffe besitzen keine
Selektivität für eine der beiden Reaktivfarbstoffkategorien. Die damit erhaltenen
Ergebnisse befriedigen deshalb auch nicht in der Praxis.
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Die genannten Einflüsse und der damit verbundene Farbstoffabbau in
den Druckpasten sowie der reduzierende Einfluß während der Fixierung lassen keine
maximale Farbstoffausbeute zu, was sich insbesondere bei azogruppenhaltigen Orange-,
Rot- und Schwarzfarbstoffen bzw.
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Farbstoffmischungen bemerkbar macht.
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Es wurde nun gefunden, daß die vorstehend genannten Nachteile nicht
auftreten, wenn bei solchen Verfahren als Reservierungsmittel ein cyclisches Dicarbonsäureimid
eingesetzt wird. Diese Imide reagieren selektiv mit den Reaktivgruppen nach dem
Additionsmechanismus.
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Als cyclische Dicarbonsäureimide kommen aromatische Imide, wie Phthalimid
und Naphthalimid, ungesättigte aliphatische Imide, wie Maleinimid und insbesondere
gesättigte aliphatische Imide wie Adipin-, Glutar- und vor allem Succinimid in Betracht.
Diese Imide können gegenüber den Farbstoffen und den üblichen in Druckpasten befindlichen
Bestandteilen inerte Substituenten tragen, beispielsweise können die aromatischen
Verbindungen durch niedere Alkyl- oder niedere Alkoxygruppen sowie Halogenatome
substituiert sein. Bevorzugt sind jedoch die leicht zugänglichen unsubstituierten
Imide.
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Es ist selbstverständlich auch möglich, mit den erfindungsgemäßen
Reservierungsmitteln Weißreserven herzustellen, wobei als Reaktivfarbstoffe nur
solche verwendet werden, die nach dem Additionsmechanismus reagieren. Der wesentlichste
Aspekt der Erfindung betrifft jedoch Buntreserven, wobei zusätzlich Reaktivfarbstoffe
eingesetzt werden, die nach dem Substitutionsmechanismus reagieren. Im folgenden
werden bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung näher erläutert: Als textile Flächengebilde
kommen alle Fasermaterialien in Betracht, die mit Reaktivfarbstoffen färbbar sind.
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Neben natürlichen Cellulosematerialien wie Baumwolle oder Flachs kommen
somit Fasermaterialien aus regenerierter Cellulose wie Reyon und Kupferseide sowie
als synthetische Materialien Celluloseacetafasern wie Cellulose-2 1/2-acetatfasern
in Betracht.
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Als Reaktivfarbstoffe, die nach dem Additionsmechanismus reagieren,
im folgenden als 11Reaktivfarbstoffe der Kategorie 1" bezeichnet, kommen organische
Farbstoffe, die mindestens eine über eine Vinylsulfonverbindung reagierende reaktionsfähige
Gruppe enthalten, in Frage. Hierzu gehören Reaktivfarbstoffe, die beispielsweise
eine Sulfatoäthylsulfon-, Thiosulfatoäthylsulfon-, Phosphatoäthylsulfon-, Acetoxyäthylsulfon-,
ß-Hydroxyäthylsulfon-, ß-Pyridiniumäthylsulfon-, ß-Dialkylaminoäthylsulfon-, ß-Alkoxyäthylsulfon-,
ß-Cyanoäthylsulfon-, R-Halogenäthyisulfon- oder Vinylsulfongruppe enthalten.
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Diese Farbstoffe werden als wäßrige Lösungen oder Druckpasten, die
gegebenenfalls Alkalispender und andere Hilfsmittel wie Harnstoff, Verdickungsmittel,
Netzmittel und Nitrobenzolsulfonsäurealkalisalze enthalten können, auf die cellulosehaltige
Ware aufgetragen. Als Grundkörper dieser organischen Farbstoffe eignen sich besonders
solche aus der reihe der Azo-, Anthrachinon- und Phthalocyaninfarbstoffe, wobei
die Azo- und Phthalocyaninfarbstoffe sowohl metallfrei als auch metallhaltig sein
können.
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Die Reaktivfarbstoffe dieser Kategorie, wie beispielsweise die Sulfatoäthylsulfonfarbstoffe,
spalten unter Einfluß von Alkali, das in der Farbflotte oder in der Druckpaste vorhanden
ist, unter gleichzeitiger Bildung der entsprechenden Vlnylsulfonfarbstoffe ihre
flleaving group, beispieisweise die Suifatgruppe, ab. Die so entstehenden Vinyisulfonfarbstoffe
reagieren unter dem weiteren Einfluß des Alkalis und gegebenenfalls erhöhter Temperatur
durch Addition mit den Hydroxygruppen der Cellulose.
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Bei den nach dem Substitutionsmechanismus reagierennen Farbstoffen,
hier als Kategorie II" bezeichnet, handelt es sich um Farbstoffe mit einer Sulfonylpyrimidin-,
Halogenpyridazin-, Halogentriazin-, Haiogenchinoxalin-, ulfonyibenzthiazoi-, 8-Sulfato-äthyiaminosulfonyi-
und Halogenpyrimidin-Gruppe. Als Chromophor dieser Farbstoffe eignen sich die gleichen
Körper wie bei den Reaktivfarbstoffen der Kategorie I.
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Diese Farbstoffe der Kategorie II reagieren ebenfalls unter Einfluß
von Alkali und erhöhter Temperatur, allerdings nach dem Substitutionsreaktionsmechanismus,
mit den Hydroxygruppen der Ceilulose.
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Erfindungsgemäß werden die genannten Reaktivfarbstoffe durch Klotzen
oder Drucken auf das Textilgut aufgebracht. Die Druck pasten enthalten neben den
genannten Farbstoffen die üblichen Hilfsmittel, beispielsweise Harnstoff, Verdickungsmittel,
Netzmittel und das erfindungsgemäße Reservierungsmittel. Gegenstand der Erfindung
sind deshalb weiterhin Reservierungsmittel zur Eurchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, die durch einen Gehalt an einem cyclischen Dicarbonsäureimid neben üblichen
Hilfsmittein gekennzeichnet sind.
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Erfindungsgemäß werden die zu reservierenden Reaktivfarbstoffe der
Kategorie I mit oder ohne Aikalispender durch Klotzen oder Drucken auf das Textilgut
aufgetragen.
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flblicherweise wird die geklotzte Ware vor der Weiterverarbeitung
zunächst vorsichtig getrocknet. Dagegen kann das Textilgut, das mittels eines Druckvorgangs
den ersten Auftrag mit den zu reservierenden Reaktivfarbstoffen der Kategorie I
erhält, sowohl getrocknet als auch ohne vorherige Trocknung weiter bedruckt werden.
Im Falle, daß das Textilgut ohne Trocknung weiterverar-
beitet werden
soll, werden zweckmäßig auf der gleichen Druckmaschine und im gleichen Arbeitsvorgang,
in dem die Auftragung der zu reservierenden Reaktivfarbstoffe der Kategorie I erfolgt,
die Druckpasten, die sowohl das Reservemittel, Harnstoff, gegebenenfalls Alkalispender
als auch die für die Colorierung der reservierten Stellen bestimmten Reaktivfarbstoffe
der Kategorie II enthalten, in überiappender Weise durch Druck auf das Textilgut
aufgetragen. Anschließend wird die Ware getrocknet.
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Die weitere Behandlung der Ware zur Fixierung der Farbstoffe hängt
von der Tatsache ab, ob die Medien, die die zu reservierenden Reaktivfarbstoffe
der Kategorie I enthalten, Alkalispender enthalten oder nicht: Enthalten diese Medien
Alkalispender, dann können die Farbstoffe auf der bedruckten Ware nach der Trocknung
durch Dämpfen oder Hitzebehandlung mit Heißluft, Infrarotstrahlen oder geheizten
Walzen fixiert werden.
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Enthalten die gleichen Medien, in denen die zu reservierenden Reaktivfarbstoffen
der Kategorie I auf das Textilgut aufgetragen werden, keine Aikalis-pender, dann
ist vor der Fixierung ein Alkaliauftrag auf die Ware erforderlich. Das Alkali kann
durch Drucken, Pflatschen, Sprühen oder auch Klotzen aufgebracht werden. Anschließend
wird die Ware zur Fixierung der Farbstoffe einer Hitzebehandlung unterworfen.
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Nach der Fixierung wird die Ware wie üblich gespült, geseift, nochmals
gespült und getrocknet.
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Als Alkalispender kommen Alkalisalze der Kohlensäure oder von organischen
Säuren, wie beispielsweise. Trichloressigsäure, Malonsäure, Ameisensäure oder Essigsäure
in Frage.
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Da die als Reservemittel eingesetzten Imide in wäßrigen Lösungen eine
schwach saure Reaktion zeigen und deshalb den alkalispenderhaltigen Druckpasten
einen schwach sauren bis neutralen pH-Wert verleihen, können die darin befindiichen
Reaktivfarbstoffe keine Reaktion mit den anderen Bestandteilen der Druckpaste eingehen.
Somit behalten die Druckpasten auch nach langer Lagerung ihre Färbekraft und erlauben
auch kontinuierliche Verfahren.
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Die Artikel, die nach den Verfahren der Erfindung hergestellt sind,
sind bunt gemustert und besitzen brillante Farbtöne und sehr gute Gebrauchseigenschaften.
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Das neue Verfahren zur Herstellung von Reserve effekten besitzt außerdem
noch den Vorteil einer äußerst einfachen Arbeitsweise und guter Reproduzierbarkeit
und bietet die Möglichkeit zur Bildung eines sehr weiten Bereichs von Farbtönen
sowie besonderer Mehrfarbeneffekte mit sehr gutem Stand und Ausbeute der Reservefarben.
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Die in den folgenden Beispielen für die verwendeten Farbstoffe angegebenen
Colour Index Nummern wurder der 3. Auflage von 1971 entnommen. Teile und Prozentangaben
beziehen sich auf das Gewicht.
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BEISPIEL 1 Auf ein mercerisiertes Cellulosegewebe klotzt man einen
Farbansatz, erhalten durch Mischen von 40 g der Handelsform des Reaktiv farbstoffes
Reactive Blue 19, C.I. Nr. 18 852, 200 g kochendem Wasser, 5 g einer 50 %igen wäßrigen
Lösung von Essigsäure, 50 g einer 10 %igen wäßrigen niedrigviskosen Alginatverdickung,
80 g einer 50 %igen wäßrigen Lösung von Natriumtrichloracetat und 625 g kaltem Wasser
1000 g = Klotzflotte.
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Nach dem Trocknen druckt man hierauf mit einer mustergemäßen Rouleauxdruckwalze
eine Druckpaste A bestehend aus: 50 g des Reaktivfarbstoffes der Formel
150 g Harnstoff, 25 g Natriumhydrogencarbonat, 50 g Bernsteinsäureimid, 50 g Natriumsalz
der m-Nitrobenzolsulfonsäure, 550 g einer wäßrigen Natriumalginatverdickung und
125 g Wasser 1000 g Druckpaste (pH-Wert 6,8).
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Ferner druckt man auf die gleiche vorgeklotzte Ware eine weitere Druckfarbe
B bestehend aus 50 g des Reaktivfarbstoffes Reactive Red 3, C.I.
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Nr. 18 159, 200 g Harnstoff, 50 g Phthalsäureimid, 120 g einer 50
eigen wäßrigen Lösung von Natriumtrichloracetat, 15 g Natriumsalz der m-Nitrobenzolsulfonsäure,
550 g einer wäßrigen Natriumalginatverdickung und 15 g Wasser 1000 g Druckpaste
(pH-Wert 6).
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Nach dem Trocknen wird die bedruckte Ware 10 Minuten im Sattdampf
bei 1020C fixiert, gespült und wie bei Reaktivfarbstoffdrucken üblich gewaschen
und fertiggestellt.
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Man erhält gelbe und rote Muster auf blauem Fond.
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BEISPIEL 2 Auf ein-mercerisiertes Baumwollgewebe bringt man mittels
einer mustergemäßen Filmdruckschablone eine Druckpaste auf, bestehend aus: 50 g
des Reaktivfarbstoffs Reactive Yellow 17, C.I. Nr. 18 852, 50 g Harnstoff, 200 g
Wasser von 950C, 500 g einer 10%igen wäßrigen Alginatverdickung, 10 g Natriumsalz
der m-Nitrobenzolsulfonsäure und 190 g Wasser 1000 g.
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Hierüber druckt man in überlappender Weise ohne
Zwischentrocknung
mittels einer mustergemäßen Filmdruckschablone eine Druckfarbe, bestgehend aus 40
g des Reaktivfarbstoffes der Formel
200 g Harnstoff, 160 g Wasser von 950C, 500 g einer 10 %igen wäßrigen Alginatverdickung,
25 g Natriumhydrogencarbonat, 50 g Bernsteinsäureimid, 10 g Natriumsalz der m-Nitrobenzolsulfonsäure
und 15 g Wasser 1000 g Druckpaste (pH-Wert 6,8).
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Nach dem Trocknen dämpft man 8 Minuten mit Hochtemperaturdampf bei
1500C. Anschließend wird die Ware mit einer Fixierlösung geklotzt, die aus 700 g
Wasser, 150 g Natriumcarbonat, wasserfrei, 150 g Natriumchlorid, 30 g Natronlauge,
32,5 %ig, und 50 g Kaliumcarbonat besteht. Diese Lösung wird mit Wasser auf 1 Liter
verdünnt.
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Nach dem Klotzen dämpft man in einem sogenannten Zweiphasenschnelldämpfer
35 Sekunden bei 1250C und stellt, wie beim Zweiphasendruck für Reaktivfarbstoffe
üblich, fertig.
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Man erhält so im gelben Fond einen blauen Bunteffekt.
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BEISPIEL 3 Ein Mischgewebe, bestehend aus je 50 Teilen Polyäthylenglykolterephthalsäureester-
und Cellulosefasern wird mit folgendem Farbansatz geklotzt: g g des Reaktivfarbstoffes
Reactive Blue 19, C.I.
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Nr. 61 200, 200 g Wasser von 950C, 100 g einer wäßrigen 10 %igen
Alginatverdickung, 10 g Natriumsalz der ;n-Nitrooenzolsulfonsäure, 80 g einer 50
%igen wäßrigen Lösung von Natriumtrichloraeetat und 570 g Wasser 1000 g.
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Nach dem Trocknen überdruckt man mittels einer mustergemäßen Druckwalze
eine Paste, bestehend aus 40 g des Reaktivfarbstoffes Reactive Red 3, C.I.
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Nr. 18 159, in handelsüblicher Form, 200 g Harnstoff, 500 g einer
10 %igen wäßrigen Alginatverdickung, 10 g Natriumsalz der m-Nitrobenzolsulfonsäure,
50 g Phthalsäureimid, 20 g Natriumhydrogencarbonat und 180 g Wasser.
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1000 g.
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Nach dem Drucken und Trocknen dämpft man die Ware 8
Minuten
mit Hochtemperaturdampf bei 1500C und stellt, wie bei Reaktivdrucken üblich, fertig.
Man erhält so auf dem Mischgewebe rote Bunteffekte auf blauem Grund mit Jeans-Charakter.