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Spinnverfahren, insbesondere für Baumwolle, Brennesselfasern, kottonisierten
Flachs und Hanf. Gegenstand der Erfindung ist ein Spinnverfahren, bei dem nach der
Öffnungsbehandlung das zu Flor verarbeitete und auf dem Florteiler geteilte Fasergut
genitscbelt, dann aber auf einer Feinspinnmaschine behandelt wird. Gegenüber diesem
bekannten Verfahren kennzeichnet sich die Erfindung dadurch, daß das von der Nitschelkrempel
kommende Vorgespinst auf dem Mittel- bzw. Feinflever dubliert und gestreckt und
dann in an sich bekannter Weise auf, einer Dreizylindermaschine, und zwar ohne Wagenverzug,
ausgesponnen wird. Das in folgendem beschriebene neue Spinnverfahren ist neben Baumwolle
besonders für Brennesselfasern, kottonisierten Flachs und kottonisierten Hanf geeignet.
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Die Vorteile des neuen `erfahrens ergeben sich aus folgender Auseinandersetzung.
Fasergut, das zum Spinnen von feinen Nummern bestimmt ist, muß dadurch besonders
-vorbereitet werden, daß die Fasern parallel gelegt «erden. Ohne eine gewisse rarallellegung
der Fasern läßt sich eine feine N uminer auf Dreizylinderspinnmaschinen nicht herstellen.
Das Parallellegen der Fasern erzielt nian durch die sogenannte Strecke, wobei bis
zu etwa achtfachen Verzügen ein;. kräftige Parallellegung der Fasern vorgenommen
wird. Die Parallelleggung der Fasern erzielt man auf jedem Streckwerke der V orspinn-
und Feinspinnmaschinen, und alle diese Streckwerke haben einzig und allein den Zweck,
die Fasern parallel zu legen. Je häufiger das Strekken der Fasern vorgenommen wird,
um so paralleler legen sich .die Fasern und um so besser lassen sie sich zu feinen
Nummern verspinnen. Hierbei ist aber Voraussetzung, daß das Fasergut gleichmäßig
ist und daß nicht zu große Verschiedenheiten in den Faserlängen vorkommen. Die Streclzwerke
hatten aber neben der Para:llellegung der Fasern natürlich auch noch den weiteren
Zweck, das Streckband immer mehr und mehr zu verfeinern, um schließlich zu einer
feinen Fleyerlunte zu gelangen, aus der man dann mit nicht allzu großen Verzügen
die gewünschten-Nummern spinnen konnte.
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Wenn man .ungleiches Fasergut zu feinen Nummern verspinnen will, so
muß inan natürlich auch eine Vorgarnutimmer dazu haben. Dein aber läuft die Tatsache
entgegen, daß ungleiches Fasergut durch niebrfaches Strekken immer- ungleicher wird.
Je öfter und je kräftiger das Gut niit sehr ungleich langen Fasern gestreckt
und verzogen wird, desto ungleicher wird. das Vorgarn, und es führt dies schließlich
dahin, daß man das. Vorgarn auf den Feinspinnmaschinen überhaupt nicht mehr verspinnen
kann. `Fenn man also sehr ungleiche Fasern zu feinen Nummern verspinnen will, so
darf man nur ganz wenig strecken und nicht sooft, und trotzdem muß man eine feine
-\`orgarnnunimer erreichen. Dies geschieht dadurch, daß man nicht grobe, starke
Krempelbänder mit den üblichen schweren Nummern streckt, sondern daß man Krempelbänder
von großer Feinheit, wie es
das genitschelte Vorgarn von Nitschelkrernpeln
liefert, benutzt, diese streckt und sie, da sie sich in ihrer großen Feinheit nicht
mehr ohne Drehung -weiterverarbeiten lassen, auf den Fleyern vordreht. So erhält
man trotz ganz geringer Verzüge und trotz außerordentlich ungleichen Fasergutes
doch für feinere Nummern gut verspinnbares Vorgarn.
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Das Erfindungsverfahren hat die Eigenheit, daß es unter Vermeidung
zumindest der Strecke, der Grob- und Mittelvorspinnbehandlung der Dreizylinderspinnerei
aus dem Zweizylinderspinnverfahren den Nitschelvorgan.g zur Vorgarnfadenbildung
benutzt. Es wird die Vereinfachung durch Streckung, also durch'Auseinanderziehen,
vermieden und aus dem geöffneten Fasergute auf der -#,orl:rempel, wie sie die Grobspinnerei
kennt, ein Flor' gebildet, der dann auf dem Florteiler der Nitschelkrempel geteilt
wird. Die dadurch entstehenden Bänder -werden in bekannter Weise zu Fäden genitsohelt,
und diese werden in am besten mehrfacher Dublierung einer Fleverung entweder auf
dem Mittel- oder Feinfleyer unterzogen. Dieser Vorgang ist der kennzeichnende Teil
des neuen Verfahrens, denn bei ihm werden durch die mehrfache Dublierung, die man
ganz beliebig in der Hand hat und durch den Verzug des Flev erstreckwerkes alle
noch vorhandenen Ungleichheiten in der Nummer der einzelnen Bändchen so gut wie
vollständig ausgeglichen, während durch Verzag die Fasern parallel gelegt ---erden
und vor allen Dingen das Vorgarn in eine solche Form gebracht wird, daß es ohne
jede Veränderung der Dreizvlinderspirinniaschine, also ohne Anwendung von Abtreil>zeug,
'\@'agenverzug versponnen werden kann. Das neue Verfahren ermöglicht sogar ein Verspinnen
des so gewonnenen F1e_vervorgarns auf der Riiigspinninaschiiie zu Kettengarnen von
wenigstens doppelt so hoher Nummer als das aus demselben Gute erzeugte Zweizvlind.ergarn.
Bei Verwendung von besserem bzw. gutem Spinnstoff ist man in der Lage, auf diese
einfache Weise .dieselben Nummern zu erzeugen -wie im Dreizvlinderspinnverfahren.
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Auf der Zeichnung sind beispielsweise schematisch die Arbeitsvorgänge
der Grob-oder ZweizvIin,derspinnerei für Abfallbehandhing in Abb. I und die Arbeitsgänge
der bisher üblichen Dreizvlinderspinnerei in A,bb. 2 übereinander dargestellt und
die bisherige Behandlungsart durch punktierte Linien mit einfachen Pfeilen eingezeichnet.
Durch dicke schwarze Linien ist der neue Arbeitsweg gekennzeichnet. Er läßt augenfällig
erkennen, wie sich das neue Verfahren gemäß der neuen Kenntnis, daß Verzug zumal
bei ungleichem Stapel möglichst vermieden werden soll, die nuninehr brauchbaren
Arbeitsvorgänge aus den beiden bekannten Verfahren besorgt.
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In Abb. z ist 0 der Öffner, Ur der Wolf, T- die Vorkrempel, N die
Nitschelkrempel, A der Abfallselfaktor (der sogenannte Grobgarn.selfaktor). In Abb.2
ist 0 wieder der Öffner, S die Schlagmaschine, K die Krempel, T clie Strecke, G
die Grobvorspinnmaschine, 31' die Mittelvorspinnmaschine und F .die Feinvorspinnmaschine,
R die Ringspinnmaschine und B ein Selfaktor, je nachdem, ob von der Feinvorspinnmaschine
das Feingarn endgültig auf der Ringspinnmaschine oder dem Selfaktor erzielt werden
soll.
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Die dick ausgezogene Linie Z gibt den neuen Arbeitsweg an. Das Fasergut
für Abfallgarn oder gutes Garn wird dem Öffnungsvorgange unterworfen und der Wiegevorrichtung
der Vorkrempel V nach Abb. I zugeführt; der entstehende Flor -wird geteilt, und
die Bänder werden auf der Nitschelkrempel N zu Rollfäden gewürgelt. Dieses Nitschelv
orgarn -wird nun weiter auf Mittel- und Feinfleyer oder auch nur auf einer dieser
Maschinen gefleyert, und erst dies gefleyerte Vorgarn kommt dann auf die Feinspinnmaschine
R bzw. B, oder es -wird eben nur auf der Ringspinnmaschine R zu Garn verarbeitet.