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Walzenstreckwerk für Baumwolle.
Die bisher in der Baumwollspinnerei verwendeten Walzenstreckwerke arbeiten mit einem so geringen Verzug, dass man zur Erzielung höherer Feinheitsnummern des Garnes gezwungen war, das Fasergut auf mehreren Maschinen nacheinander zu behandeln, z. B. auf den Grob-, Mittel-, Fein-und Höchstfeinflügelspinnmaschinen, was aber umständlich, zeitraubend und kostspielig war.
Es wurde zwar vorgeschlagen, den erforderlichen hohen Verzug in einem einzigen
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geleiteten Leder dicht bis an ein Verzugswalzenpaar heranführt. Derartige Führungsleder sind aber in ihrer Erhaltung und Anschaffung ziemlich teuer und oft ausbesserungsbedürftig, abgesehen davon, dass sie die Übersicht der Arbeit beeinträchtigen, indem sie das Fasergut auf der langen Strecke, auf der sie es leiten, decken. Das Verzugsfeld wird hiedurch voll-
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Leder Dehnungen und Verziehungen unterworfen ist, wodurch auch die Verzugswirkung in ihrer Gleichmässigkeit und Genauigkeit beeinträchtigt wird.
Das--den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Walzenstreckwerk vermeidet alle diese Übelstände und gestattet, Garne bis zur höchsten Feinheitsnummer in guter Beschaffenheit herzustellen, wobei auch gleichzeitig durch Abkürzung des Spinnprozesses wesentliche Vorteile gegenüber der bisherigen Verwendung von Walzenstreckwerken erzielt werden, wie z.
B. durch die Möglichkeit, eine Anzahl umfangreicher, kostspieliger und Über-
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War es nämlich bei den bisherigen Maschinen nur möglich, im Betriebe Verzüge je nach der Beschaffenheit des Fasermaterials von höchstens 5 bei der Effiloché bis ungefähr 20 bei der besten Faser zu erzielen, so werden durch die vorliegende Erfindung Verzüge von 10- bis 50fach je nach der Beschaffenheit des Materials erzielt, was einer Verzugssteigerung bis 100, ja sogar 150% gleichkommt.
Dies wird gemäss vorliegender Erfindung dadurch erzielt, dass bei Einstellung des vorgelagerte. Walzenpaares gegenüber dem Verzugswalzenpaare auf eine wesentlich geringere Entfernung, als die durchschnittliche Stapellänge beträgt, und bei Verwendung einer so leichten mittleren Oberwalze, dass diese nur einen derart schwachen Druck (z. B. 60 bis 100 g) auf das Fasergut ausübt, dass die Fasern sich, ohne zu zerreissen, hindurchziehen lassen, die Geschwindigkeit des Verzugswalzenpaares so gesteigert wird, dass ein über das übliche Mass hinausgehender (z. B. 10- bis 50facher) Verzug erzielt wird.
Es ist zwar durch die britische Patentschrift Nr. 14627 A. D. 1912 (Richards & Hinds) ein Walzenstreckwerk bekannt geworden, bei dem das mitlere Walzenpaar so nahe an das
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als die durchschnittliche Faserlänge beträgt, und wobei das Gewicht der mittleren Oberwalze so gering bemessen ist, dass die Fasern ohne Beschädigung darunter hinweggezogen werden können. Diese Streckwerkseinrichtung hatte aber lediglich den Zweck, durch Vermeidung von Kracherbildung ein Garn von grösserer Gleichmässigkeit herzustellen.
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Wird nun bei einem Streckwerke dieser Art gemäss der Erfindung die Geschwindigkeit des Verzugswalzenpaares wesentlich erhöht, so hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Entfernung der beiden Walzenpaare um etwa 10 mm geringer zu wählen, als die durchschnittliche Stapellänge beträgt, und der mittleren Oberwalze ein Gewicht von etwa nur 60 bis 100 g zu geben.'
Zur Erreichung des angestrebten Zieles ist es ferner zweckmässig, dass nicht nur die Oberwalze des dem Verzugswalzenpaare vorgelagerten Walzenpaares, sondern auch die dazu gehörige Unterwalze eine glatte Oberfläche erhält. Ist diese Walze mit glatter Oberfläche ausgeführt, dann bietet sie den Fasern -beim Hindurchziehen naturgemäss einen geringeren Widerstand, als wenn-sie geriffelt wäre.
Für die glatte Walze kommt theoretisch nur ein
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mindestens zwei Druckpunkte gleichzeitig in Tätigkeit sind, die das Durchziehen der Fasern erschweren. Auch gegenüber der Vewendung von Führungsbändern, die das Fasergut auf einer längeren Strecke festhalten, bietet das punktartige Festhalten der Fasern des geringeren Widerstandes wegen erhebliche Vorteile.
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gleichmässigen Faden zu erhalten, dessen Stärke je nach der Güte des zu verspinnenden Fasermateriales 10- bis 50- und mehrmal geringer ist, als die Stärke der angewendeten Lunte, so dass man z.' : 8. aus einer Lunte Nr. 4 in einem Arbeitsgange einen Faden Xr. 40 bzw. Nr. 200 und höher erhalten kann, je nach der Güte des Spinngutes.
In der Zeichnung ist das Streckwerk in beispielsweiser Ausführungsform schematisch dargestellt. Es zeigt Fig. i die Anordnung des bisher gebräuchlichen Streckwerkes für Baumwolle, Fig. 2 das Streckwerk, bei welchem gemäss vorliegender Erfindung dem Verzugswalzenpaare eine bedeutend grössere Geschwindigkeit als bisher erteilt wird. Fig. 3 lässt erkennen, in welcher Weise man das gebräuchliche Streckwerk, soweit es möglich ist, in ein solches umzuwandeln vermag, welches im Sinne der Erfindung geeignet ist, hohe Verzüge zu ermöglichen. Fig. 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Streckwerkes gemäss der Erfindung.
Wie in Fig. 1 schematisch angegeben, besitzt das bekannte Streckwerk in seiner
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denen 3 a beledert ist, während die beiden anderen meist glatt gehalten sind, wies die Walze la, sofern es sich um eine Ringspinnmaschine handelt, ein Gewicht von ungefähr
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geschwindigkeit wie der Vorderzylinder 3 angetrieben. Es findet dabei ein zweimaliger Ver- zug statt, nämlich einerseits zwischen dem Einzugszylinder 1 und dem : Jiittelzylinder 2 und andrerseits zwischen dem letzteren und dem Vorderzylinder 8. Auf diese Weise konnte
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des Verzugs zwischen den beiden Zylindern 2 und 3.
Zur Verwirklichung der Erfindung wird nun, wie aus Fig. 2 ersichtlich, das Streckwerk in der Weise umgestaltet, dass der Einzugszylinder'1 und der Vorderzylinder 3 nebst den Druckwalzen 1 a und 8 a unverändert bleiben, während der Mittelzylinder 2 durch einen Zylinder ersetzt wird, der möglichst nahe an den Vorderzylinder 3 herangerückt ist.
Um dies zu erreichen, ist es zweckmässig, den Durchmesser des Zylinders 2 entsprechend
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Resultat ergibt. Den Zylinder 2 lässt man zweckmässig mit derselben Obelflächen- geschwindigkeit wie den Einzugszylinder 1 umlaufen und führt ihn glatt, also nicht geriffelt aus. Die Walze 2 a soll auf den Zylinder 2 nur einen so geringen Druck ausüben, da ! 3 man die Fasern in del geschilderten Weise zwischen dem Walzenpaar 2. a hindurchziehen kann. Die Walze 2 a muss daher leicht sein und besitzt zweckmässig je nach Stärke der Lunte ein Gewicht von etwa 60 bis 100 g ; sie kann auch aus Aluminium bestehen.
Sollen schon bestehende Streckwerke für den Gebrauch der Erfindung umgebaut werden ; dann verfährt man am besten in der in Fig. g angedeuteten Weise. Der Zylinder 2 bleibt in seiner Bauart, Riffelung und Grösse unverändert bestehen ; sein Antrieb wird zweckmässig so geändert, dass der Zylinder die gleiche Oberflächengeschwindigkeit wie der Einzugszylinder erhält. Um den angestrebten Zweck zu erzielen, hat man nur noch nötig, ; lit Walze 2 s, welche bisher ungefähr 350 g wog, durch eine so leichte Walze zu ersetzen, da ! : das Fasergut zwischen dem Walzenpaare g und 2 a, wie oben beschrieben, hindurchgezoger
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werden kann.
Gute Resultate liessen sich erzielen, wenn man die Walze im Gewicht von ungefähr 60 bis 100 g ausführte. Dies alles setzt jedoch die Verarbeitung langstapeligen Fasergutes voraus, da, wie bereits erwähnt, der Achsenabstand der Zylinder 2 und 3 ungefähr 10 mm kürzer als die durchschnittliche Stapellänge des Fasergutes sein muss. Bei kurzstapeligen Fasergut ist jedoch eine Verkleinerung des Zylinders 2 erforderlich, um den erwähnten durch die Faserlänge bedingten Mindestabstand der Zylinderachsen 2 und 3 zu ermöglichen. Die an dem Streckwerk vorzunehmenden Änderungen sind hiernach sehr gering, denn das Vorrücken des Zylinders 2 ist schnell und ohne Schwierigkeit ausführbar und die Druckwalze 2 a liegt nur lose in ihrem Lager, kann also ohne weiteres durch eine andere Walze ersetzt werden.
Wie Fig. 4 erkennen lässt, kann das Einzugswalzenpaar 1, 1 a, welches in dieser Figur punktiert angedeutet ist, auch fortfallen, so dass man das Zweizylinderstreckwerk mit den Walzenpaaren 2, 2 a, 3, 3 a erhält, mit welchem sich ebenfalls alle oben angeführten Vorteile erzielen lassen. Für die Lage des Walzenpaares 2, 2 a mit Bezug auf das Verzugs- walzenpaar 3, 3 a und für das Gewicht der Oberwalze 2 a gelten hierbei dieselben Be-
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kann jede andere Speisevorrichtung, die auch aus einer Gruppe von Walzenpaaren gebildet sein kann, verwendet werden. Wichtig ist nur, dass diese Organe für eine ordnungsgmässige Speisung des eigentlichen Streckwerkes 2, 2 a, 3, 3 a dienen.
PATENT-ANSPRÜCHE : i. Walzenstreckwerk für Baumwolle, dadurch gekennzeichnet, dass bei Einstellung des vorgelegten Walzenpaares gegenüber dem Verzugswalzenpaare auf eine wesentlich geringere Entfernung, als die durchschnittliche Stapellänge beträgt, und bei Verwendung einer so leichten mittleren Oberwalze, dass diese nur einen derart schwachen Druck (z. B. 60 bis 100 g) auf das Fasergut ausübt, dass sich die Fasern, ohne zu zerreissen, hindurchziehen lassen, die Geschwindigkeit des Verzugswalzenpaares so gesteigert wird, dass ein über das übliche Mass hinausgehender (z. B. 10- bis 50facher) Verzug erzielt wird.