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Verfahren zum Verspinnen lapger mit kurzen Textilfasern. Der Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zum Verspinnen langer Textilfasern mit kurzen, das
darin besteht, die zusammenzumischenden Fasern bis zur Vorspinn- oder Feinspinnmaschine
getrennt nach dem zweckmäßigsten Spinnverfahren vorzubereiten und beide dann im
gewünschten Mischungsverhältnis auf Maschinen mit gleitender Rückhaltung im Streckwerke
zu verspinnen, wobei die langen Fasern, die zur Stützung der kürzeren dienen, zwischen
der ihr Gleiten zulassenden Rückhaltunghindurchgezogen werden, während die kürzeren
Fasern durch das Rückhaltezylinderpaar bzw. durch . den in einer Mulde arbeitenden
Rückhaltezylinder so nahe als möglich zum Streckzylinderpaar geklemmt werden, so
daß aus der ihm dargebotenen kurzen Fasermasse Faser um Faser herausgezogen und
in den langen Fasern regelmäßig verteilt werden.
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In Zeiten geringer oder fehlender Zufuhr von Textilfasern müssen die
Vorräte gestreckt werden, um die Versorgung der Weberei auf möglichst lange Zeit
zu sichern. Zu diesem Zwecke werden die Abfälle der Schneiderei, alte Lumpen, Säcke
usw. auf Reißmaschinen zerfasert und ergeben eine kurze Fasermasse, die bisher als
sogenannte nEffiloches« bezeichneten Trümmerfasern, von denen zur Zeit im deutschen
Reiche eine große Menge der Verspinnung harrt, aber wegen geeigneter Spinnverfahren
noch nicht ausgenutzt werden konnte. Verspinnt man sie nach dem Streichgarnverfahren,
so können aus ihnen nur grobe Garne hergestellt werden, die ein begrenztes Anwendungsgebiet
haben. Mischt man sie vor der Krempel mit guten Fasern, so ist der in den Deckeln
der für bessere Baumwollfasern gebrauchten Laufdeckelkrempeln enthaltene Abfall
so groß, daß dieses Verfahren, bei dem das Verziehen auf Spinnmaschinen mit gleitender
Rückhaltung erfolgt, wirtschaftlich für die Herstellung feinerer Garne nicht in
Betracht kommen kann.
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Das vorliegende Verfahren verarbeitet zur wirtschaftlichen Herstellung
eines guten Gespinstes aus langen und Trümmerfasern die Trümmerfasern bzw. die kürzeren
Fasern bis zur Vorspinn- bzw. Feinspinnmaschine getrennt von den guten Fasern und
mischt beide im gewünschten Verhältnis im Streckwerk dieser Maschinen, das zu diesem
Zwecke mit gleitenden Rückhaltungen ausgerüstet sein muß, um die langen Fasern durchziehen
und die kurzen dennoch so zurückhalten zu können, (laß . aus der zurückgehaltenen
Masse Faser um Faser gezogen wird, die dadurch regelmäßig in den langen Fasern angeordnet
werden und einen glatten, feinen Faden ergeben.
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So können die langen Fasern vorbereitet werden entweder nach dem Baumwollspinnverfahren
durch Öffner, Schläger, Krempel, Strecke, Kämmer und einen Spuler (Vorspinninaschine),
oder nach dem Kammgarnspinnverfahren durch die Wäschekrempel, Nadelstreckwerke,
Kämmer, Plätte und die-Vorspinnmascliine.
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Die Fasertrümmer sind am besten durch (las Streichgarnverfahren zu
gewinnen, wobei
sie nach dem Zerfasern durch die Lumpenreißer gewolft,
gemischt und. gekrempelt werden: Das von der letzten Krempel, die mit Florteilern
und Nitschelwerken ausgerüstet ist, kommende Vorgarn wird dann auf Nitschelstrecken,
einer zweiten Vorspinnmaschine oder der Feinspinnmaschine selbst mit dem Vorgarn
aus den guten Fasern gemischt und versponnen.
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Längere Fasertrümmer können auch auf dem Öffner, Schläger, der Walzenkrempel,-auf
drei Durchgängen von Strecken und einer Vorspinnmaschine bearbeitet werden, worauf
das so . erhaltene Vorgarn auf einer zweiten Vorspinnmaschine oder der Feinspinnmaschine
mit dem aus guten Reinfasern gewonnenen gemischt versponnen wird.
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In den folgenden Ausführungsbeispielen des zur Mischung notwendigen
Streckwerkes der Vorspinn- oder Feinspinnmaschinen bedeuten i das. Vorgarn aus Reinfasern,
2 das Vorgarn aus Trümmerfasern, 3 die . Einzugszylinder, 4 die Streckzylinder.
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Die zur Verwendung kommende gleitende Rückhaltung besteht in der ersten
Ausführung aus dem glatten oder geriffelten Unterzylinder 5 (Fug. i) und den beiden
leichten Druckwalzen 6, 7. für längere Trümmerfasern ; ' für mittellange Trümmerfasern
nach der zweiten Ausführung besteht die Rückhaltung aus dem geriffelten oder glatten
Unterzylinder 5 (Fug. 2), auf dem .nur ein leichter Oberzylinder 6 angeordnet ist.
. Die Durchmesser der Zylinder 4, 5, 6 und 7 müssen so gewählt werden, daß der Elbstand
a zwischen den Drucklinien 5, 6 und 4 kleiner als der mittlere Stapel der Trümmerfasern
ist, so daß .die kurzen Fasern sofort nach dem Verlassen der Klemmlinie des Rückhaltezylinderpaares
5, , 6 in die des Streckzylinderpaares 4 gelangen: Das Gewicht der Oberwalzen 6
und 7 muß ein nnbeschädigtes Durchziehen der langen Reinfasern durch das Rückhaltezylinderpaar
5, 6, 7 zulassen: Für sehr kurze Trümmerfasern ist die durch die Fig.S dargestellte
Ausführung geeignet,; bei ihr wird gegen den angetriebenen Zylinder 8 eine . Mulde
9, ioY, iio mit dem zur Ermöglichung des Gleitens zwischen ihr und dem Zylinder
8 nötigen Drucke gelegt und durch den Schnabel der Mulde 9 der Abstand zwischen
der Rückhaltevorrichtung 8, 9 und den Auszugswalzen 4 so vermindert, daß die Fasermasse
bis dicht vor den Klemmpunkt geführt wird.
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Soll eine Mischung von Trümmerfasern mit Lunten aus Kammgarn erfolgen,
so verwendet man das durch die Fig. 4 dargestellte Kammgarnstreckwerk, dem man über
die Führungsstange 12 die .Lunten' aus Trümmerfasern zuführt..
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Mischung der Lunten kann auf der Vorspinn- oder Spinnmaschine erfolgen.
Geschieht sie auf der Vorspinnmaschine, so muß auch die Spinnmaschine mit einem
der für die Vorspinnmaschinen beschriebenen Streckwerke versehen sein, um das Durchziehen
der längeren Fasern r und das Zurückhalten der kürzeren durch die gleitende Rückhaltung
zu ermöglichen. Andere Rückhaltungen -als die beschriebenen lassen sich ebenfalls
verwenden, so Nadelwalzen und Riemchen mit in ihnen arbeitenden Zylindern usw.