Spinnverfahren für die Baumwollspinnerei. Die vorliegende Erfindung bezweckt, die Baumwollflyer (Baumwollflügelspindel- bänke), wie solche für die Erzeugung der handelsüblichen feinen Baumwollgarne seit jeher in Anwendung sind, auszuschalten, um den Arbeitsgang in der Spinnerei zu verein fachen.
Dadurch werden an Kosten für die Errichtung der Gebäude und Kraftanlage, der Spinnereimaschinen usw., sowie im Spin- nereibetrieb an Spinnlöhnen wesentliche Ersparnisse herbeigeführt, ohne die Güte des Garnes zu beeinträchtigen, welche vielmehr infolge geringerer Inanspruchnahme des Fa sergutes durch Verminderung der Arbeits gänge verbessert wird.
Das in den. Anfängen der Entwicklung angewendete Verfahren, Baumwolle in pri mitiver Weise unmittelbar aus starken Bän dern auf der Spinnmaschine zu verspinnen, gestattete infolge der geringen Verzugs möglichkeit, auf den damaligen Spinnmaschi nen (Mule Jenny und Watermaschine) nur sehr grobe Garne herzustellen. Dieses älteste mechanische Spinnverfahren war für die Erzeugung feiner Garne, wie solche die fort- schreitende Textilindustrie benötigte, nicht brauchbar.
Es wurde daher für die Baum wollspinnerei in der Folgezeit als ungenügend ganz ausgeschaltet.
An Stelle dieses ersten Spinnverfahrens für nur sehr starke Garne ist seitdem das bis jetzt angewandte sogenannte Dreizylin- der-Spinnsystem in Aufnahme gekommen, welches stufenweise Verfeinerung der star ken Bänder auf besonderen Maschinen, den Flyern, zum Vorgarn vorsieht, um es hieran anschliessend auf der Spinnmaschine mittelst Dreizylinder-Streckwerken zum Faden zu verfeinern und zu Garn zu verspinnen.
Dieses Spinnsystem beseitigt die Unzuläng lichkeit des ursprünglichen Spinnverfahrens für grobe Garne, denn es ermöglicht, die gebräuchlichen Garne in erforderlicher Fein heit zu spinnen. Es stellt sich - aber in den Anschaffungskosten der Gebäude und Ma schinenanlage, sowie an laufenden Kosten für Spinnlöhne und dergleichen in der Spin nerei sehr teuer.
Die vorliegende Erfindung hat sich die- serhalb-die.Aufgabe gestellt, die stufenweise Verfeinerung der starken Bänder mittelst be sonderer Vorspinnmaschinen auszuschalten und statt dessen die erforderliche Verfeine rung der starken Streckbänder bis zum fei nen, fertigen Garn lediglich auf eine solche Spinnmaschine zu verlegen, auf welcher Streckverzüge, die das Hundert- und Mehr hundertfache betragen, in Anwendung kom men.
Es hat sich beim Studium dieser Auf gabe gezeigt, dass' solche aussergewöhnlich hohen Verzüge durch Streckwerke von un terschiedlicher Bauart auf der Spinnmaschine erreichbar sind. Wichtig hierfür ist haupt sächlich, dass mit der nach und nach erfolgen den Verfeinerung der Strecklunte im Streck werk gleichzeitig eine entsprechende Ver schmälerung und Verdichtung derselben vor genommen werden muss.
Die Möglichkeit, solche aussergewöhnlich hohen Verzüge bei gleichzeitiger Verschmä lerung und Verdichtung der sich schrittweise verfeinernden Lunte auf Fadenstärke zu erzielen, haben vielseitige Versuche einwand frei erwiesen. Die Verstreckungs- und Ver dichtungsmittel und deren Zusammenbau zueinander können von untz-rsehiedlicher Art und Zusammensetzung sein. Es sind daher eine grosse Anzahl geeigneter Streckwerks einrichtungen der Spinnmaschine möglich, um nach dem vorliegenden Spinnverfahren die handelsüblichen, feinen Garne zu spinnen.
Beispielsweise ist eine der möglichen :Streck werkseinrichtungen der Spinnmaschine für sehr hohe Verzüge in der Zeichnung schema tisch dargestellt, und zwar in Fig. 1 im Quer schnitt, sowie in Fig. 2 in der Draufsicht bei abgehobenen Oberwalzen, Es bedeutet: a, 8 das Vorderzylinderpaar, <I>c, d</I> das zweite und e, f das dritte Zylinder paar eines Dreizylinder-Streckwerkes;. Diesem folgt ein in Schiene i drehend gelagerter Ring g mit für die bequeme Einführung der Lunte durch Hand ausreichend weiter Durchgangsöffnung;
an diesem Ring g ist ein geeignet geformter, mitdrehender Haken h angeordnet, welcher die mit Hand eingeführte Lunte erfasst und selbsttätig dem vorgelager ten Zylinderpaar e, f zuführt. Es sind fer- ner <I>k, Z, n, o, p,</I> r und<I>t,</I> u wiederum hinter einander geschaltete Streckzylinderpaare, zwischen denen einzelne Schienen m, <I>p, s</I> mit abstufend die Lunte verschmälernden Führungsschlitzen angeordnet sind,
welche im Verhältnis der zunehmenden Verfeinerung der Lunte sie gleichzeitig nach und nach verschmälern. Die Verzugsstufen können je nach der Art des Fasergutes und der zu spinnenden Garnnummer auf den Gesamt verzug geeignet verteilt werden, was Be kannterweise durch zunehmende Umdre hungsgeschwindigkeiten der aufeinander fol genden Streckmittel, zum Beispiel der Zylin derpaare, erreichbar ist.
Dabei ist zu be rücksichtigen, dass bei den in grösserem Ab stand voneinander stehenden Zylinderpaaren <I>e, f</I> und 1c, <I>l</I> kein Verzug, sondern nur eine kleine, regulierbare Anspannung der Lunte stattfinden darf; ferner ist zu beachten, dass am Einlauf der Strecklunte eine Verdichtung durch zum Beispiel einen Einführtrichter v vorzusehen ist, da die zugeführte Streck lunte durch die unter Druck stehenden Streck zylinderpaare stets etwas verbreitert wird.
Wie die Versuche auf den entsprechend eingerichteten Spinnmaschinen bestätigen, lassen sich mit der dargestellten,Streckwerks- einrichtung mehrhundertfache Verzüge er reichen.