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Verfahren und Vorrichtung zum schnellen Steifen und Formen von Strohhüten,
insbesondere von Matrosenhüten. Für diese Anmeldung ist gemäß dem Unionsvertrage
vom 2. Juni 191t die Priorität auf Grund der Anmeldung in Frankreich vom 2. Juni
igig beansprucht. Jedes der bis heute angewendeten Verfahren zum Steifen und Formen
von Strohhüten, insbesondere von Matrosenhüten, macht mehrere Arbeitsgänge und Zwischenpausen
notwendig.
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Der erste Arbeitsgang, das Apprettieren, besteht bekanntlich im Eintauchen
des Hutes in eine Lösung von Gelatine mit darauffolgendem Abtropfen und Trocknen.
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Der zweite Arbeitsgang betrifft das Formgeben, indem man den Hut zunächst
mittels Dampfes oder einer Flüssigkeit weich macht, ihn auf eine hölzerne oder metallene-Form
aufbringt, von Hand oder mittels dieser Form seine äußere Gestalt festlegt, dem
Rand die passenden Abmessungen gibt und den Hut schließlich von der Form abnimmt
und trocknen läßt.
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Der dritte Arbeitsgang, das sogenannte Fertigmachen, besteht darin,
den bis dahin nur grob bearbeiteten Hut entweder in eine durch ein Pedal angetriebene
Presse einzubringen, wo seine Form zwischen einer erhitzten Matrize und einer erhitzten
Patrize gezogen wird, oder den Hut in eine hydraulische Presse zu bringen, wo er
in eine gleichfalls erhitzte metallische Form gepreßt wird. Letzteres geschieht
mit Hilfe einer dichten Membran aus Kautschuk, auf welche ein im allgemeinen von
zo bis zu 3o Atmosphären schwankender Druck ausgeübt wird.
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Diese drei Arbeitsgänge sind durch lange Pausen getrennt, die zur
Durchführung des auf das Appretieren und das Ziehen notwendig folgenden Trocknens
verwendet werden müssen. Die erste Trocknungspause verlangt eine gründliche Überwachung,
damit die Appretur nicht stellenweise abfließt, sondern gleichmäßig über die ganze
Fläche des Hutes verteilt bleibt. Während der zweiten Trocknungspause ist sorgfältig
zu beachten, daß die noch weiche, roh bearbeitete Hutform keine Veränderung erleidet.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung bietet nun der gewerblichen Fortschritt,
die beiden ersten Arbeitsgänge zu einem einzigen zu vereinigen. Ferner geschieht
das Ziehen in einer Art, die derjenigen nach dem früheren zweiten Arbeitsgang überlegen
ist und die Durchführung des Fer tigmachens, sei es mit. Hilfe der gewöhnlichen
Verfahren, sei es, was besonders vorteilhaft ist, mit Hilfe des neuen Verfahrens,
erleichtert. In letzterem Falle genügt dazu eine einzige Vorrichtung.
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Bei der bisher bekannten Arbeitsweise hat man auch wohl gelegentlich,
um Zeit zu sparen, das Formgeben und die Aufbringung der Appretur auf die Form gleichzeitig
vorgenommen. Aber das auf diese Weise ganz von Hand geschehene Ziehen fällt ausgesprochen
minderwertig aus im Vergleich zu den gewöhnlich in zwei Arbeitsgängen erzielten
Ergebnissen.
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Das neue Verfahren besteht demgegenüber darin, daß zwischen eine durchlochte
Form aus
Metall, Holz o. dgl. (Patrizenform A), auf welche der Hut
gezogen wird, und dem mit Steife getränkten, noch feuchten Hut C eine dünne, elastische
und der Form genau angepaßte Membran B eingelegt wird, zu dem Zwecke, die Formgebung
und die Appretur des Hutes gleichzeitig in der Weise vorzunehmen, daß auf den in
gewähnlicher Weise gezogenen Hut eine nicht erhitzte, einen Deckel bildende zweite
Form (Matrizenform D) gelegt und in fester Lage gehalten wird, gegen die der Hut
durch Vermittlung der elastischen Membran durch von innen nach außen wirkenden Luft-
oder Wasserdruck angepreßt wird.
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Ferner bezieht sich die Erfindung auf die zur Ausführung des neuen
Verfahrens dienende Vorrichtung; die nachstehend beschrieben werden wird.
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Mit Hilfe der Erfindung erhält man in einem einzigen Arbeitsgang sehr
viel schneller als bei Handarbeit die Appretur, denn der gleichmäßig über die ganze
Oberfläche des Hutes verteilte Druck sichert eine gute Verteilung des Appreturstoffes
sowie das Abfließen des überschüssigen Stoffes. Letzteres ist bei dem Verfahren
des Eintauchens und Abtropfens, das mit der Hand durchgeführt wird, sehr unvollkommen
und hat den großen Nachteil, im Augenblick des Fertigmachens ein Anhaften an der
warmen metallischen Wand der Form zu verursachen. Überdies hat der Hut bei dem neuen
Verfahren gleich seine endgültige Form. Es handelt sich also des weiteren nur noch
darum, das Ferti gmachen vorzunehmen, sei es durch die bekannten Verfahren, oder
besser noch durch dasselbe Verfahren, das zur Formgebung nach der Appretur dient
und noch beschrieben werden soll. Letzteres besteht darin, den Hut auf die mit der
elastischen Membran überzogene Form zu bringen, ihn mit einer erhitzten Form zu
bedecken und den vorhergehenden Arbeitsgang bis zum Trocknen zu wiederholen, wobei
der Druck vermehrt wird, der beim ersten Arbeitsgang etwa x bis z kg und bei diesem
Arbeitsgang q. bis 6 kg beträgt und im allgemeinen geringer ist als der bei den
hydraulischen Pressen verwendeteDruck, weil der in der Form während des ersten Arbeitsganges
fast völlig fertiggestellte Hut, der vom Appretieren noch feucht ist, zum Fertigmachen
nur noch einen geringen Druck braucht. Aus diesem Umstande ergibt sich ein sparsames
Arbeiten.
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Es ist einleuchtend, daß das neue Verfahren mit den bekannten Pedal-
oder hydraulischen Pressen nicht durchführbar wäre. Die Pedalpresse bringt einen
zu ungleichmäßigen Druck auf die Oberfläche des Hutes hervor" und die hydraulische
Presse enthält die Negativform nicht.
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Die zur Durchführung des neuen Verfahrens dienende Vorrichtung ist
auf der Zeichnung in zwei Ausführungsbeispielen dargestellt. Es zeigt Abb. x einen
Querschnitt durch eine Vorrichtung als erste Ausführungsform, Abb. z einen OOuerschnitt
durch eine Vorrichtung als zweite Ausführungsform.
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Die Patrizenform A wird vorteilhaft aus Metall hergestellt, ist hohl
und an ihrer Unterseite mit dem Rohr a verbunden, das mit einem Hahn b an die Druckleitung
für Flüssigkeit oder Luft angeschlossen ist. Die Patrizenform A besitzt ein oder
mehrere Löcher c, die der unter Druck stehenden Flüssigkeit den Durchgang von innen
nach außen gestatten.
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Auf der Patrizenform A ist die dünne Membran B aus dehnbarem und elastischem
Material, z. B. aus Kautschuk, angebracht, die sich möglichst genau der Hutform
anpaßt, um jede unnütze und schädliche Ausbauchung zu vermeiden. ` Auf diese Membran
bringt der Arbeiter das aus dem Appreturbad kommende Stroh o. dgl., um demselben
von Hand eine ausgetiefte Form zu geben, was man als Ziehen der Hüte bezeichnet.
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Auf den auf diese Weise gezogenen Hut C wird die einen Deckel bildende
Matrizenform D aufgebracht und in ihrer Lage auf der Patrizenform oder auf dem Arbeitstisch
i durch umlegbare, in Einschnitte eingreifende Bolzen d oder durch irgendein anderes
geeignetes Mittel festgehalten.
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Durch Öffnen des Hahnes b läßt der Arbeiter die unter Druck stehende
Preßflüssigkeit in die hohle Patrizenform A eintreten. Die Flüssigkeit geht durch
die Löcher c und drückt durch Vermittlung der Membran den Hut stark gegen die innere
Wand der Matrize D. Dabei wird der Hut fertiggezogen und die überschüssige Appreturflüssigkeit
ausgepreßt, die sich im unteren Teil der Form ansammelt und von hier durch die Löcher
f auf beliebige Weise abgeleitet wird.
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Um Flüssigkeitsverluste am Umfange der Membran B zu vermeiden, wird
diese an ihrem Umfang mit der Patrizenform A dicht verbunden. Dies kann gemäß dem
dargestellten Ausführungsbeispiel durch Einklemmen zwischen Patrizenform
A und Matrizenform D geschehen.
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Außer der mit dem neuen Verfahren erreichten Zeitersparnis infolge
der Vereinigung der früheren beiden ersten Arbeitsgänge wird eine Verringerung an
Betriebskraft erzielt, weil jetzt nicht mehr nötig ist, das Fertigmachen mit einem
starken Druck durchzuführen, da der Hut bereits im ersten Arbeitsgang seine Form
in nahezu vollkommener Weise erhalten hat. Überdies gestattet ein einziger Apparat
die Durchführung des ganzen Verfahrens.
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Bei der vorher beschriebenen Vorrichtung kann es für mit Rändern versehene
Hüte vorteilhaft sein, die Patrize teilbar zu machen.
Durch solche
Anordnung erleichtert man zunächst die Durchführung der vorhergehenden Formgebung
und Appretur, indem man deren Ausführung außerhalb der Vorrichtung und auf einer
beweglichen Form ermöglicht. Überdies erlaubt diese Maßnahme die Anwendung einer
Arbeitsteilung zum Zwecke der Erhöhung der Leistung, nämlich die Möglichkeit, daß
zwei Arbeiter gleichzeitig arbeiten, der eine an der vorangehenden, mit der Hand
auf einer Form durchzuführenden Formgebung und Appretur, der andere an deren Vollendung
in der Vorrichtung. Auf diese Weise sind wenigstens zwei Formen notwendig.
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Für diesen Fall wird die Vorrichtung entsprechend Abb. 2 abgeändert.
Der mittlere Teil der Patrizenform A ist vom Arbeitstisch i der Vorrichtung
sowie von der Zuführungsleitung a vollkommen unabhängig, so daß sie weggenommen
werden kann.
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Der mittlere Teil der Patrize besteht aus einem vorteilhaft aus Holz
hergestellten Kern A 1, der selbständig und mit einer mittleren Ausnehmung h und
Löchern c versehen ist, damit die Druckflüssigkeit hindurchtreten kann. Anderseits
besteht die elastische Membran aus zwei Teilen, von welchen der eine, B1, den Kern
A1 mit Ausnahme von dessen unterem mittleren Teil genau umschließt, so daß die Ausnehmung
h frei bleibt. An dieser Stelle hat die Membran eine Öffnung, die ihr Anbringen
ermöglicht. Der andere TeilB2 der Membran wird durch eine sehr flache Luftkammer
gebildet, die die Form eines den Huträndern entsprechenden, auf dem Tisch aufruhenden
Kranzes hat und durch ein Zweigrohr k oberhalb des Hahnes b mit der
Zuführungsleitung a verbunden ist.
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Je nach der Beschaffenheit des verwendeten Stoffes und je nach dem
verlangten Aussehen des Hutes kann man die zusammendrückbare Einlage B2 weglassen
und das Fertigmachen der Ränder durch direktes Zusammenpressen zwischen der Matrize
D und der Tischplatte i
mit Hilfe eines geeigneten Verschlusses erzielen.
Es ist bemerkenswert, daß, obwohl der Teil B1 auf den Kern A1 einfach aufgebracht
ist, ohne daß man an seinem unteren Teil eine dichte Verbindung herstellt, b(i Zuführung
der unter Druck stehenden Flüssigkeit kein Entweichen eintritt, da die Ränder i
sich selbsttätig gegen die Luftkammer B2 oder je nach dem gegebenen Fall gegen den
Tisch i anlegen. Die Membranen werden an den Ausnehmungen vorteilhaft verstärkt,
um ihr Reißen an diesen Stellen zu vermeiden.
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Die beschriebenen Vorrichtungen können auch mit der bekannten Pedalpresse
kombiniert werden, ohne daß wesentliche Änderungen vor@unehmen wären.