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Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung geformter hohler Gegenstände
aus Leder, insbesondere von nahtlosem Oberleder für Schuhe Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung geformter hohler Gegenstände aus Leder, insbesondere
von nahtlosem Oberleder für Schuhe. unmittelbar aus gebeizten, ungegerbten Häuten.
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Es ist bereits versucht worden, Schuhoberleder in der Weise herzustellen,
daß ein unbehandeltes Stück Haut auf einen Leisten gespannt und die Haut dann, während
sie sich auf dem Leisten befand, gegerbt wird. Keines dieser Verfahren hat sich
bewährt, und zwar vor allem deswegen nicht, weil das Gerben von Häuten unter solchen
Umständen nur in einem Diffusionsvorgang durchgeführt werden kann und infolgedessen
eine wirtschaftlich nicht zu rechtfertigende lange Dauer der Behandlung erfordert.
Das Verfahren nach der Erfindung unterscheidet sich von den zuvor erwähnten grundsätzlich
darin, daß es, statt Tage oder Wochen zu erfordern, in einigen Minuten durchgeführt
werden kann.
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Das Verfahren zur Herstellung von nahtlosem Oberleder für Schuhe und
ähnlichen Gegenständen zeichnet sich nach der Erfindung dadurch aus, daß die Ränder
eines ungegerbten Hautstückes eingespannt werden und daraufhin der freie, nicht
unterstützte Bereich des Hautstückes mit Hilfe eines Druckmittels gegen die Wandung
einer konkaven, nach Art eines Leistens gebildeten Form gepreßt und die Haut dann
gegerbt wird.
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Ausgangsstoff ist ein Stück Haut entsprechender Form, das geäschert,
d. h. mit Kalk behandelt, enthaart und gebeizt oder in anderer Weise unter Anwendung
von Beizfermenten vorbehandelt worden
ist, sich daher in nassem,
geschmeidigem und weichem Zustand befindet, und im wesentlichen mit Wasser gesättigt
ist. Es leuchtet ein, daß ein Stück Haut dieser Beschaffenheit leicht und bequem
in eine Hohlform, z. B. eine leistenartig gestaltete Hohlform, gepreßt werden kann.
Erfindungsgemäß wird daher vorgeschlagen, den Rand des Hautstückes bzw. einen Teil
seines Randes einzuspannen oder festzuhalten und dann den nicht unterstützten Bereich
gegen die Formwandung mit Hilfe von Druck zu pressen, wobei entweder der durch Saugwirkung
erzeugte Atmosphärendruck oder der Druck von Flüssigkeiten ausgenutzt wird, die
in dem Gesamtverfahren noch anderweitige Funktionen zu erfüllen haben. Die bei der
Durchführung des neuen Verfahrens verwendete Form besteht aus porösem Stoff und
ist für Luft und Flüssigkeiten leicht durchlässig. Es kann also der ganze Rand des
Haut- bzw. Lederstückes eingespannt und das Hautstück dann gegen die Innenwandung
der Form gepreßt werden, indem außen um die Form herum ein Unterdruck erzeugt wird.
Ist das Hautstück in dieser Weise in die Form gepreßt worden, so werden die übrigen
Maßnahmen zum Gerben durchgeführt, während das Hautstück in seiner Verformung in
der Form festgehalten wird.
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Es kann der Vorgang des Anpressens andererseits auch unter Ausnutzung
des Druckes einer dehydratisierenden Flüssigkeit, wie beispielsweise Aceton oder
Alkohol, durchgeführt werden. Eine derartige Flüssigkeit kann unter Druck dem nicht
unterstützten Bereich des Hautstückes zugeleitet werden, worauf die Haut sich unter
der Einwirkung dieses Druckes der Oberfläche der Form anschmiegt; gleichzeitig tritt
die Flüssigkeit allmählich durch die Haut hindurch und nimmt dabei das Wasser auf,
mit dem die Haut ursprünglich getränkt war. So kann binnen weniger Minuten der Wassergehalt
der Haut beseitigt werden, so daß die Poren der Haut sich in geöffnetem Zustand
befinden, in dem sie in hervorragendem Maße dazu geeignet sind, ein flüssiges Gerbmittel
aufzunehmen. Es kann infolgedessen unmittelbar im Anschluß an die entwässernde Flüssigkeit
ein Gerbmittel zugeführt und das Hautstück an Ort und Stelle, d. h. während es in
seiner Verformung in der Hohlform gehalten wird, behandelt werden.
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Anschließend an die Gerbflüssigkeit kann eine fetthaltige Flüssigkeit
und nach dieser ein flüssiges Färbemittel zugeführt werden; diese Verfahrensschritte
können aber auch in umgekehrter oder in jeder anderen gewünschten Reihenfolge durchgeführt
werden. Wichtig ist nur, daß der Entwässerungsvorgang durchgeführt wird, während
das Hautstück in seiner Verformung in der Form gehalten wird, wobei die entwässernde
Flüssigkeit durch die Haut und durch die Form unter der Ein -\virkung eines Druckes
hindurchgeleitet wird.
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Ein wichtiger Vorteil des Verfahrens nach der Erfindung besteht darin,
daß die Narbenseite der Haut unmittelbar auf der Wandung der Farm geformt wird und
daher von dieser jede gewünschte bzw. im voraus festgelegte Gestaltung übernehmen
kann, wie beispielsweise das Muster einer sogenannten schottischen Narbenfläche
bzw. von Nähten oder Lochverzierungen.
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Wird die Erfindung bei der Schuhfabrikation zur Anwendung gebracht,
so ist ein weiterer Vorteil darin zu sehen, daß das nahtlose Oberleder leicht mit
einem Randflansch versehen werden kann, der das Aussehen eines Randsaumes hat; oder
es können Befestigungsmittel wie bei Schuhen der von unten gehefteten Art vorgesehen
werden. Die Form kann auch so ausgebildet sein, daß in dem Einsteppteil des Oberleders
eiri- Balg gebildet wird. der sich dann benutzen läßt, um einen gefalteten Schnürsenkelschlitz
oder eine nahtlose Lasche in dem Oberleder zu bilden.
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Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung gehen aus der Beschreibung
einer bevorzugten Ausführungsform des neuen Verfahrens hervor, das an Hand der Zeichnung
erläutert wird.
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Fig. i zeigt das bei dem Verfahren verwendete Gerät im Grundriß; Fig.
2 zeigt schaubildlich ein Stück Haut, das so zugeschnitten ist, daß es sich in dem
dargestellten Gerät behandeln läßt; Fig. 3 zeigt das Enderzeugnis in schaubildlicher
Darstellung; Fig. 4 zeigt einen Schnitt längs der Linie der Fig. 3 ; Fig. 5 zeigt
das Gerät im Mittellängsschnitt und veranschaulicht die Lage des teilweise an die
Form angepreßten Hautstückes; Fig.6 entspricht der Fig.5, zeigt jedoch das Hautstück
in vollständig angepreßtem Zustand; Fig. 7 ist ein Querschnitt nach der Linie 7-7
der Fig. i ; Fig. 8 zeigt in schaubildlicher Darstellung einen Teil des mit einer
Verzierung versehenen Schuhoberleders; Fig. 9 zeigt im Längsschnitt eine Form zur
Herstellung dieses Oberleders; Fig. io zeigt einen Teil der Form nach Fig. 9 in
größerem Maßstab; Fig. ii zeigt einen Querschnitt durch ein Oberlederstück etwas
anderer Formgestaltung; die Fig. i2 und 13 zeigen in schaubildlicher Darstellung
gemäß dem Verfahren nach der vorliegenden Erfindung hergestellte Schuhoberleder
anderer Formgestaltung, und Fig. 14 zeigt einen Querschnitt nach der Linie 14-i4
der Fig. i3.
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Nachstehend wird das Verfahren nach der Erfindung bei seiner Anwendung
zur Herstellung eines nahtlosen Oberleders für einen Herrenschuh beschrieben; es
leuchtet aber ein, daß das Verfahren mit Vorteil auch bei der Herstellung anderer
hohler Gegenstände aus Leder angewendet werden kann. Für die Herstellung eines Schuhoberleders
wird aus einer gebeizten oder in ähnlicher Weise unter Anwendung von Beizfermenten
behandelten Haut entsprechend der Darstellung in Fig. 2 ein Stück io geeigneter
Größe und Form ausgeschnitten. Das Hautstück ist in diesem Zustand mit Wasser gesättigt
und infolgedessen, solange wie das Wasser
in ihm vorhanden ist,
für den Durchtritt von Luft vollständig oder nahezu vollständig undurchlässig. Das
Hautstück wird sich, wenn es gebeizt worden ist, im wesentlichen in einem sauren
Zustand und, sofern es unter Anwendung von Beizfermenten behandelt worden ist, in
neutralem Zustand befinden. Die Haut ist so geschmeidig, daß sie leicht an eine
Formwandung angepreßt werden kann, ohne hierbei einer nennenswerten Spannung ausgesetzt
werden zu müssen.
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Bei der Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung kann eine beispielsweise
in den Fig. 1, 5, 6 und 7 veranschaulichte Vorrichtung zur Anwendung kommen; selbstverständlich
ist aber das neue Verfahren in keiner Weise auf diese besondere Ausführung der Vorrichtung
beschränkt. Bei der dargestellten Ausführungsform besteht das Gerät aus einem im
wesentlichen rechteckigen, kastenartigen Gehäuse i i, das an seinem Umfang einen
Flansch 12 aufweist, der innen eine Aussparung hat, so daß eine Schulter gebildet
wird, die eine flache Dichtung 13 od. dgl. trägt. Auf dieser Schulterdichtung liegt
der Rand einer konkaven, nach Art eines Leistens ausgebildeten Form 1q., die aus
porösem Material, beispielsweise Gipsmörtel oder irgendeiner anderen geeigneten
keramischen Masse, besteht. Die Innenwandung der Form entspricht genau der Gestalt
des 'Leistens einschließlich der Oberfläche des Leistenkonus. Wie aus der Zeichnung
zu erkennen ist, wird die Form an ihrem oberen Rande von der nachgiebigen Schulter
des Gehäuses i i getragen; der Körper der Form liegt in einem Sandbett 15 innerhalb
des Gehäuses i i. Eine Ablaßleitung 16 mündet an geeigneter Stelle in die Bodenwandung
des Gehäuses. Die Innenwandung der Form kann entweder glatt sein oder ein reliefartiges
Muster aufweisen, so beispielsweise ein Muster, das in dem geformten Oberleder das
Aussehen einer schottischen Narbenfläche hervorruft. Gegebenenfalls kann die innere
Formwandung auch mit einem reliefartigen Muster versehen sein, das in die Oberfläche
des Oberleders Verzierungen einprägt. In Fig.g ist z. B. eine Form veranschaulicht,
die ein reliefartiges Muster 17 zur Bildung einer Lochreihe und einer Kappennaht
aufweist.
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Mit dem Gehäuse i i und der Form 14 wirkt ein Deckel 18 zusammen,
der einen Randflansch ig mit flacher Klemmfläche aufweist, die mit dem Flansch des
Gehäuses zusammenwirkt, um den Rand des Hautstückes vor dem Formungsvorgang festzuklemmen.
Der Deckel 18 ist bogenförmig oder gewölbt ausgebildet und mit Einlaßstutzen 20,
21, 22, 23 versehen, die Gewinde aufweisen. Der Einlaßstutzen 2o kann beispielsweise
dazu ausgenutzt werden, um eine dehydratisierende Flüssigkeit, wie z. B. Aceton
oder Alkohol, unter Druck zuzuführen; durch den Einlaßstutzen 21 wird ein flüssiges
Gerbmittel, durch den Stutzen 22 eine fetthaltige Flüssigkeit und durch den Stutzen
23 ein Färbemittel oder eine sonstige zur Behandlung des Hautstückes benötigte Flüssigkeit
zugeführt. Der Deckel 18 kann mittels mehrerer rohrförmiger Muttern 24 fest gegen
das Gehäuse i i gezogen werden; die Muttern wirken mit Bolzen zusammen, die durch
den Flansch 12 des Gehäuses und den Flansch ig des Deckels hindurchragen.
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Wie Fig. 5 zeigt, ist das Hautstück io an seinem Rand unter dem Flansch
ig des Gerätedeckels festgeklemmt; durch eine vermittels der Auslaßleitung 16 am
Boden des Gehäuses erzeugte Saugwirkung ist das Hautstück teilweise gegen die Wandung
der Form 14 gezogen. Die Form 14 besitzt innerhalb des Klemmbereiches der Flansche
12 und ig eine flache Randfläche, was zur Folge hat, daß sich auch in dem geformten
Oberleder ein flacher Randflansch bildet; denn dieser Teil des Hautstückes, der
mit dem erwähnten Randabschnitt der Form zusammenwirkt, ist der Wirkung des der
Form zugeführten flüssigen Mittels voll ausgesetzt. Das Hautstück kann der Form
gegenüber ohne oder mit nur geringer Anfangsspannung eingeklemmt sein, bzw. es kann
mit längs gerichteter Vorspannung und nur geringer oder keiner Spannung in der Querrichtung
bzw. umgekehrt eingeklemmt werden. Die Folge einer solchen Vorspannung ist die,
daß die Fasern des vollständig geformten Oberleders mehr oder weniger in der Richtung
der Spannung verlaufen, d. h. die Fasern können nach Belieben in dem Oberleder in
der Längsrichtung oder in der Querrichtung ausgerichtet werden. Gegebenenfalls kann
man das Hautstück in begrenztem Umfange zwischen den Klemmflächen sich verschieben
lassen, wenn es beim Formungsvorgang dem Flüssigkeitsdruck ausgesetzt wird; dies
wird in den Fällen zweckmäßig sein, in denen das Hautstück unter Spannung statt
spannungslos behandelt werden soll.
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Ist das Hautstück der Wandung der Form angepaßt worden, so kann in
das Innere des so geformten Hautstückes durch den Anschlußstutzen 2o Aceton zugeführt
werden, und zwar, wie schon angedeutet, gegebenenfalls auch unter Druck. Der Formungsvorgang
wird also anstatt durch die Saugwirkung allein im wesentlichen durch Druck bewirkt
und zu Ende durchgeführt. Gelangt die Entwässerungsflüssigkeit an das Hautstück,
so ist dieses zunächst noch infolge seines Wassergehaltes im wesentlichen undurchlässig;
ist es aber nur einige wenige Sekunden unter diesem Druck gehalten worden, so findet
die Flüssigkeit an der einen oder anderen Stelle des Hautstückes seinen Weg durch
das Hautstück hindurch. Der Durchfluß nimmt sofort zu, und in ganz wenigen Minuten
hat die Entwässerungsflüssigkeit praktisch den ganzen Wassergehalt der Haut aufgenommen,
so daß es nunmehr reichlich und in starkem Strom durch das Hautstück hindurchtritt.
Das Hautstück ist also der Gestalt der Hohlform angepaßt und an Ort und Stelle von
seinem Wassergehalt befreit worden; es kann in diesem Zustand aus der Form entfernt
werden und wird seine vorgeformte Gestalt so lange behalten, wie keine Feuchtigkeit
mit ihm in Berührung tritt. Das entwässerte und geformte Oberleder kann gegebenenfalls
mit einer nichtwäßrigen Gerblösung behandelt und auf diese Weise
in
seiner geformten Gestalt stabilisiert werden. Es ist jedoch im allgemeinen vorteilhaft,
den Gerbvorgang unmittelbar nach dem Entwässern und während sich das Oberleder noch
in unveränderter Lage in der Form befindet durchzuführen. Infolgedessen wird die
Zufuhr von Enwässerungsflüssigkeit am Einlaßstutzen 2o unterbrochen, und es wird
gleichzeitig durch den Stutzen 21 Gerbflüssigkeit zugeführt. Diese Gerbflüssigkeit
dringt sofort durch das entwässerte Oberleder hindurch und bedeckt seine Fasern
mit einem Gerbmittel, so daß durch den Ablaßstutzen 16 eine klare Flüssigkeit entweicht.
Dies wird so lange fortgesetzt, bis die Fasern des Oberleders vollständig beschichtet
worden sind; anschließend tritt die Gerbflüssigkeit durch das Oberleder hindurch,
ohne daß sich ihre Zusammensetzung geändert hat, d. h. sie wird in dem gleichen
Zustand durch die Ablaßleitung 16 abziehen, in dem sie durch den Stutzen 21 zugeführt
worden war. Findet als Gerbflüssigkeit beispielsweise eine Chromlösung in Methanol
oder Aceton grüner Färbung Anwendung, so kann die Beendigung des Gerbvorganges rasch
und genau dadurch erkannt werden, daß sich in diesem Augenblick- die abgezogene
Gerbflüssigkeit grün färbt.
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Nach Beendigung des Gerbvorganges wird die Gerbflüssigkeit am Einlaßstutzen
21 abgesperrt, und es wird anschließend sofort durch den Stutzen 22 eine fetthaltige
Flüssigkeit zugeführt, die man dann während einer kurzen Zeitdauer durch das Oberleder
hindurchdrückt, so daß sich dessen Poren mit C51 oder Fett füllen. Daraufhin wird
die Zufuhr der fetthaltigen Flüssigkeit abgesperrt und durch den Stutzen 23 ein
Färbemittel zugeführt. Dieses Färbemittel richtet sich nach der Farbe, die das fertige
Oberleder erhalten soll. Das Färbemittel tritt durch das Oberleder hindurch und
beschichtet hierbei dessen Fasern. Manche Farbstoffe treten glatt durch das Oberleder
hindurch, während andere beim Durchgang durch das Material des Oberleders von diesem
zurückgehalten werden. Es kann daher in manchen Fällen erwünscht sein, zwei oder
mehrere komplementäre Farbflüssigkeiten zu verwenden oder sogar die gebeizte Haut
zu färben, noch bevor sie entwässert wird; mit anderen «'orten: das Färben kann
entweder vor, während oder nach dem Gerbvorgang durchgeführt werden. Es ist daher
möglich, sich den Vorteil zunutze zu machen, daß manche Farbstoffe besonders wirksam
sind, solange sich die Haut in saurem Zustand befindet. Das neue Verfahren macht
es daher auch möglich, das Oberleder an seiner Innenfläche in einer anderen Farbe
als an seiner Außenfläche zu färben.
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Der erste Verfahrensschritt, die ungegerbte Haut zu spannen, kann
dazu ausgenutzt werden, um verschiedene wichtige Vorteile zu erzielen. Zunächst
können durch gleichmäßiges Spannen der Haut deren Fasern in der natürlichen oder
in derjenigen Richtung ausgerichtet werden, die für die Gestalt am vorteilhaftesten
ist, in die die Haut gebracht «erden soll. Die Fasern werden dann in dieser Lage
durch den Entwässerungs- und den Gerbvorgang fixiert, die durchgeführt werden, während
sich das Hautstück in geformtem Zustand auf der Oberfläche des Formkörpers befindet.
Nach einer solchen Behandlung hat das fertige Oberleder das sehr ausgeprägte Bestreben,
seine Form, die durch das Entwässern und Gerben erzeugt worden ist, aufrechtzuerhalten,
auch wenn zeitweise verformende Kräfte auf das Oberleder ausgeübt werden.
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Wenn die Spannung bzw. Form des Fertigerzeugnisses verändert werden
soll, so kann dies erfolgen, indem die Spannung des Hautstückes entsprechend eingestellt
wird. Soll beispielsweise ein Schuhoberleder hergestellt werden, das in seitlicher
Richtung nur eine geringe oder gar keine Spannung aufweist, so ist das ungegerbte
Hautstück zweckmäßig in der Querrichtung scharf zu spannen und in diesem Zustand
zu entwässern und zu gerben. Das Ergebnis wird sein, daß sich das Oberleder in der
Längsrichtung spannen bzw. strecken läßt, jedoch praktisch nicht in seiner Querrichtung.
Die Erfindung sieht daher auch vor, das ungegerbte Hautstück entweder in beiden
Richtungen einer starken Spannung auszusetzen oder in beiden Richtungen nur schwach
zu spannen oder in der Längsrichtung stark und in der Querrichtung nur wenig oder
gar nicht zu spannen oder die Hauptspannung in der Querrichtung auszuüben bei geringer
oder keiner Spannung in der Längsrichtung.
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Das Verfahren nach der Erfindung besitzt den weiteren großen Vorteil,
daß zum erstenmal das Innere eines Schuhoberleders zugänglich ist, während es sich
in der Herstellung bzw. in der Formung befindet. Dies ist natürlich bei Oberledern,
die auf den üblichen Leisten hergestellt werden, nicht der Fall. Bei Anwendung der
Erfindung hingegen kann die Innenfläche des ungegerbten Hautstückes, nachdem es
nach seiner Formung durch den Entwässerungsvorgang stabilisiert worden ist, jeder
beliebigen Behandlung unterworfen werden. So kann beispielsweise ein Versteifungsmittel
unmittelbar auf die vordere oder hintere Kappe des Oberleders aufgebracht werden.
Hierzu kann entweder ein wärmeplastisches Versteifungsmittel oder ein solches verwendet
werden, das mittels einer Lösung aufgebracht werden kann. So kann z. B. eine Mischung
aus Polyvinylharz, Kolophonium und Montanwachs in geschmolzenem Zustand auf bestimmte
Bereiche des Oberleders aufgebracht werden, so daß diese nach der Abkühlung des
Mittels versteift werden; es kann auch ein kolloidales Versteifungsmittel zur Anwendung
kommen, das in einem nichtwäßrigen Lösungsmittel, wie beispielsweise Nitrocelluloseacetat,
löslich ist und in flüssiger Form aufgebracht wird; das Oberleder wird .dann versteift,
sobald das Lösungsmittel verdampft. @Es leuchtet ein, daß auf diese Weise das Oberleder
mit einer versteiften Kappe versehen werden kann, und zwar unter Vermeidung des
lästigen Randes, der häufig das Vorhandensein eines besonderen Versteifungsleders
anzeigt.
Soll ein gefüttertes Oberleder hergestellt werden, so können
mehrere übereinandergeschichtete Lagen ungegerbter Haut zur Verarbeitung kommen
und wie ein einziges Hautstück in der schon beschriebenen Weise behandelt werden.
So kann beispielsweise eine Schicht aus dünnem Futterleder mit nach innen gewandter
Narbenfläche auf eine äußere Lage gelegt werden, und beide Schichten können dann
gleichzeitig entwässert und gegerbt werden, so daß ein mit einem Futter versehenes
Oberleder entsteht; andererseits kann die Innenfläche des geformten Oberleders mit
einer geeigneten Faser zusammengebracht werden, so daß sich eine gut aussehende
Futterfläche bildet.
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Ein neues und kennzeichnendes Merkmal eines entsprechend dem oben
beschriebenen Verfahren hergestellten Oberleders ist darin zu sehen, daß es vollständig
geschlossen ist und keine dem oberen Teil des üblichen Leistens entsprechende Öffnung
aufweist. Hierin ist ein einzigartiges und hervorstechendes Kennzeichen eines gemäß
der vorliegenden Erfindung erzeugten Oberleders zu sehen.
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Gemäß der Erfindung kann weiterhin der vordere Teil der Form mit Längsrippen
versehen sein, denen das ungegerbte Hautstück in einer solchen Weise angepaßt wird,
daß sich eine Art Balg bildet. Diese Bälge können zur Bildung einer nahtlosen, im
Oberleder vorgesehenen Zunge verwendet werden, oder es kann das Material geschlitzt
und so gefaltet werden, daß es den üblichen Senkelschlitz bildet.
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Ein weiterer Vorteil des Verfahrens nach der Erfindung ist darin zu
sehen, daß die ungegerbte Haut bei ihrem Aufpressen auf die Wandung der leistenförmigen
Form etwas verdickt wird, da sie gegen die schärfer konkav gewölbten Wandungen der
Form, insbesondere an dem Scheitelpunkt des Gegenabschnittes, angepreßt wird. Das
heißt, die Haut wird bei einem Mindestmaß von in der Ebene auftretenden Spannungen
der Form angepaßt, anstatt daß ungewöhnlich hohe Zugbeanspruchungen auftreten, wie
dies bei den in üblicher «'eise auf Leisten geschlagenen Häuten der Fall ist. Die
Formwandungen haben also eher das Bestreben, die Haut zusammenzuhalten bzw. zu begrenzen,
als sie zu strecken. Nachdem der Flüssigkeitsdruck die Haut gegen die Form gepreßt
hat, wirkt sich der weitere Druck praktisch gegen die Form aus und übt keine Spannungen
auf die Haut aus. Dies ist vorteilhaft deswegen, weil es das Versteifen dieser Bereiche
in dem fertigen Oberleder erleichtert.
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Soll ein Oberleder mit einem nach außen gerichteten Rand erzeugt werden,
so findet eine Form 1q. Anwendung, die, wie Fig. 7 zeigt, eine flache, flanschbildende
Oberfläche besitzt, welche sich von der Stelle aus nach innen erstreckt, an der
das Hautstück zwischen dem Flansch 12 des Gehäuses und dem Flansch i9 des Deckels
eingespannt ist. Der Randteil des Hautstückes wird glatt über diese ebene-Formfläche
gespannt und innerhalb der geschlossenen Form der Einwirkung der Entwässerungs-
und Gerbflüssigkeit ausgesetzt. Das fertiggeformte Oberleder 25 besitzt also, wie
in den Fig. 3 und 8 veranschaulicht, einen nach außen gewandten Randansatz 26. Das
in Fig. 8 veranschaulichte Oberleder ist überdies an der Kappe mit einer Loch- und
Nahtlinie 28 versehen.
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Fig. i i zeigt im Querschnitt ein geformtes Oberleder etwas anderer
Gestalt. Das Oberleder besitzt einen nach außen gewandten Randflansch 29 und einen
nach innen gewandten Abschnitt 3o, der dadurch erzeugt wird, daß die Form an ihrem
schmaleren Ende mit einer breiten Plattform versehen ist und nicht eine flache Wandung
aufweist. Der Abschnitt 30 kann so zugeschnitten werden, daß ein Rand verbleibt,
der sich zu einer oberen Begrenzungskante des Oberleders zusammenfalten und verleimen
läßt.
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Fig. 12 zeigt ein in der beschriebenen Weise geformtes Oberleder
31, das einen nach außen gerichteten Flanschrand 32 und eine nahtlose, balgartige
Zunge 33 aufweist, die dadurch erzeugt wird, daß der Innenteil der Form entsprechend
der oben gegebenen Erläuterung ausgebildet wird.
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In den Fig. 13 und 1q. ist ein geformtes Oberleder 34. veranschaulicht,
das insofern eine etwas andere Gestalt aufweist, als es in seinem vorderen Abschnitt
einen nach außen gerichteten Rand 35 und an seinem Hackenende einen nach innen gerichteten
Flansch 36 aufweist. Solche und viele andere Formen können in dem Oberleder erzeugt
werden, indem an den entsprechenden Stellen geeignete Formflächen vorgesehen werden.
So können beispielsweise Mokassinschuhe hergestellt werden, deren Sohlen- und Oberleder
nahtlos miteinander vereinigt sind; oder es kann ein oben offenes Oberleder hergestellt
werden, indem von einem Hautstück ausgegangen wird, das eine Öffnung aufweist, welche
wenigstens während des Entwässerungsvorganges mit einer Klemmplatte od. dgl. verschlossen
ist: So können die verschiedenartigsten Formen erzeugt werden, indem eine Form Verwendung
findet, die so ausgebildet und angeordnet ist, daß sie alle Ränder des ungegerbten
Hautstückes einschließlich der Ränder einer gegebenenfalls vorhandenen Öffnung verschließt.
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Die Versteifung des geformten Oberleders unter Verwendung thermoplastischer
oder löslicher Versteifungsmittel wurde bereits erwähnt. Es können für diesen Zweck
aber auch in der Wärme härtbare Versteifungsmittel, wie beispielsweise Phenolharze,
Verwendung finden. Es können weiterhin thermoplastische Versteifungsmittel in monomerem
Zustand zur Anwendung kommen, die an Ort und Stelle vulkanisiert oder polymerisiert
werden.
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An Stelle von Alkohol und Aceton können als Entwässerungsflüssigkeit
auch andere beliebige, mit Wasser mischbare Lösungen mit gleichem Erfolg bei dem
Verfahren nach der Erfindung zur Anwendung kommen. An Stelle der schon erwähnten
Chromgerblösung können als geeignetes nichtwäßriges Mittel auch pflanzliche Gerblösungen
zur Anwendung kommen; auch Aldehyde bzw. Aluminium-, Titan- und Zirkongerblösungen
können für die Zwecke der vorliegenden Erfindung zur Ver-
Wendung
gelangen, und zwar können die Aldeli@-de für den Gerbvorgang gegebenenfalls auch
in gasförmigem Zustand angewendet werden. Es hat sich auch als praktisch erwiesen,
die Entwässerungs-und Gerblösungen gemeinsam zur Anwendung zu bringen, so daß das
geformte Hautstück in einem einzigen Arbeitsgang entwässert und gegerbt wird.