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Handwebstuhl. Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf diejenigen
Webstühle, bei denen die Weblade von Hand bedient wird, um die Schußfäden anzuschlagen,
und bei denen die Lade so angeordnet ist, daß sich ihr Aufhängepunkt etwas vor ihrer
rückwärtigen, für die Bewegung des Schiffchens dienenden Stellung befindet. Der
Zweck der Erfindung besteht darin, diese sogenannten Handwebstühle auch für solche
Personen benutzbar zu gestalten, die durch irgendwelche Umstände in dem Gebrauche
eines oder zweier Gliedmaßen, beispielsweise beider Füße, behindert sind. Der Erfindungsgegenstand
ist daher in erster Linie dazu bestimmt,- Kriegsbeschädigten einen Broterwerb durch
Weben zu ermöglichen-Zur Erreichung des vorstehend erwähnten Zweckes bedient sich
die Erfindung teilweise bekannter Mittel. So benutzt der Erfindungsgegenstand die
an sich bekannte Einrichtung, daß die Schäfte zur Ausführung gegenläufiger Bewegungen
veranlaßt werden und daß dies durch Verwendung doppelarmiger Hebel b>zw. Wippen
erfolgt. Mit den bekannten Handwebstühlen ist nun aber eine Arbeit nur bei Benutzung
beider Hände und beider Füße möglich, so daß sich die bekannten TLschhandwebstühle
niemals von solchen Personen bedienen lassen, die entweder nur eine Hand .und nur
einen Fuß oder aber nur die beiden Hände zu verwenden vermögen. Die Notwendigkeit,
bei den .bekannten Handwebstühlen beide Hände und beide Füße benutzen zu müssen,
ergibt sich in der Hauptsache daraus, daß die Weblade von Hand sowohl nach vorn
zwecks - Anschlagens der Schußfäden angezogen als auch in ihre, das Werfen des Schützens
ermöglichende rückwärtige Stellung gebracht werden muß, somit eine ständige Tätigkeit
der einen Hand erfordert, während die andere Hand das Schiffchen zu werfen hat und
die Füße dazu verwendet werden müssen, um die Schäfte zu bewegen. Man hat nun allerdings
bei Hochwebstühlen bereits vorgeschlagen, die Lade durch Federn in ihre Hochstellung
zu drükken, indessen vermag diese lediglich für Hochwebstühle angewendete Einrichtung
doch keineswegs eine solche Entlastung des Arbeiters herbeizuführen, daß dieser
den Webstuhl beispielsweise mit nur einer Hand zu -bedienen vermöchte, da eben die
gesamte Bauart des bekannten Hochwebstuhles die Bedienung durch einen Kriegsbeschädigten
gar nicht zuläßt.
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Gegenüber den bekannten Konstruktionen unterscheidet sich der Erfindungsgegenstand
nun grundsätzlich dadurch und die Erfindung selbst @ besteht im wesentlichen darin,
daß die Weblade durch Gewichtsizüge, Feder o. dgl. in ihre rückwärtige, für die
Bewegung des Schiffchens dienende Stellung gezogen wird und die Schäfte paarweise
zur gegenläufigen Bewegung mit Wippen verbunden sind und
durch Schnurzüge
bewegt werden, die an den Schäften angreifen. Durch die vorstehend erwähnte Einrichtung,
vermöge deren die Weblade selbsttätig in ihre rückwärtige Stellung gebracht wird,
ist der Vorteil erzielt, daß der Arbeiter die Lade während der Schiffchenbewegungnichtfestzuhalten
braucht, sie vielmehr unmittelbar nach dem Anschlagen der Schußfäden freigeben kann,
so daß die Hand, die bei dem gewöhnlichen Webstuhl das Zurückbringen der Lade in
.deren rückwärtigste Stellung und das Festhalten der Lade dortselbst zu besorgen
hat, für einen anderen Zweck, beispielsweise für die Bewegung des Schiffchens, frei
wird. In Verbindung hiermit bringt die Verwendung von an den Schäften angreifenden
Schnurzügen, .die die paarweise mit Wippen verbundenen Schäfte vorläufig bewegen,
.den Vorteil auf, daß die ordnungsmäßige Bewegung der Schäfte ohne Verwendung der
Füße, nämlich von Hand, herbeigeführt werden kann, so daß der Erfindungsgegenstand
also tatsächlich bequem von Schwerkriegsbeschädigten bedient werden kann.
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-Die Zeichnung veranschaulicht den Erfindungsgegenstand in einem Ausführungsbeispiel.
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Dabei besteht das Gestell des Webstuhles in an sich bekannter Weise
aus den rückwärtigen Ständern i o, den Kopfbalken i i, den Fußbalken 12 und den
in geeigneter Weise miteinander verbundenen vorderen Ständern 13. Der Kettenbaum
14 ist mit einer üblichen Sperrvorrichtung 1 5 versehen und in den rückwärtigen
Ständern io gelagert, während der Zeugbaum - ebenfalls in an sich bekannter Weise
- auf der Vorderseite des Webstuhles, in dessen unterem Teil angeordnet sein kann.
Man kann den Zeugbaum indessen auch in die in der Zeichnung bei 16 veranschaulichte
Stellung bringen, d. h. in den rückwärtigen Teil des. Webstuhles anordnen, so daß
er sich alsdann in solcher Höhe über dem Fußboden befindet, daß man beispielsweise
einen Krankenstuhl in den Webstuhl fahren kann, ohne hierbei durch den Zeugbaum
behindert zu werden. Diese Einrichtung bildet aber nicht Gegenstand der Erfindung.
Im übrigen ist der Zeugbaum noch in bekannter Weise unter den Einfluß einer aus
Sperrad und Klinke bestehenden Sperrvorrichtung 17 gestellt.
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Die Kettenfäden 18 stehen in ebenfalls bekannter V(Teise unter .dem
Einfluß der Schäfte 2o, 21, durch deren Bewegung die Kettenöffnung i9 für das Hindurchwerfen
des Schiffchens gebildet wird. Die Weblade 22 ist - wie bei den bekannten Tischhandwebstühlen
- so aufgehängt, daß sich ihr Aufhängepunkt am Balken i i etwas vor der rückwärtigen,
für die Bewegung des Schiffchens dienernden Stellung befindet.
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Gemäß der Erfindung ist die Lade nun mit einer nachgiebigen Einrichtung
versehen, die das Bestreben hat, die Lade in deren rückwärtigster, durch strichpunktierte
Linien bei 2.4 veranschaulichten Stellung zu halten. Diese nachgiebige Einrichtung
kann nun entweder aus einer Feder oder einem anderen geeigneten Mittel bestehen.
Bei dem gezeichneten Ausführungsbeispiel sind zwei Seile 2q. auf .der Rückfläche
der Lade, und zwar je eines an jedem Ende der Lade befestigt, wobei jedes Seil über
geeignete Führungsrollen 26 und 27 geleitet und mit einem Gewicht 28 versehen ist,
das an .dem freien Seilende hängt und seine Wirkung .dadurch ausübt, daß es -die
Lade in deren rückwärtiger Stellung (2q.) zu halten sucht. In der Zeichnung ist
nur eines der vorerwähnten Seile 25 dargestellt.
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Bei der Arbeit .des Webstuhles wird die Lade, nachdem das Schiffchen
durch die Kettenöffnung hindurchgeworfen ist, nach vorwärts bewegt, um den Schuß
anzuschlagen. Darauf gibt man die Lade frei, gegebenenfalls unter Ausübung eines
leichten Schwunges nach hinten; und nunmehr besorgt das Gewicht 28 das Zurückziehen
der Lade nach hinten und das Aufhalten der Lade in dieser rückwärtigen Stellung,
in .der die Lade also für die nächste Bewegung des Schiffchens bereit ist. Es ist
ohne weiteres einzusehen, daß auch bei Bedienung der Maschine durch einen einarmigen
Arbeiter die Geschwindigkeit der Arbeit entweder überhaupt nicht oder aber ganz
verschwindend wenig verringert wird, da das Werfen des Schiffchens und die Bewegung
des Balkens abwechselnd vorzunehmen sind, so daß eine und dieselbe Hand für beide
Vorrichtungen benutzt werden kann. Für den Fall, daß der Arbeiter im Gebrauch seiner
Füße behindert ist, wird - eine Hand für die Beeinflussung der Schäfte verwandt,
so daß die andere Hand - in der soeben beschriebenen Weise - dazu verwendbar ist,
um sowohl -die Lade als auch das Schiffchen zu beeinflussen.
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In Verbindung mit dem vorstehend beschriebenen Erfindungsmerkmal ist
nun noch die besondere Einrichtung getroffen, daß die in bekannter Weise mit zwei
Wippen 30 und 31 verbundenen oberen Schäfte 2o durch an ,den Schäften angreifende
Schnurzüge 38 bewegt werden, die über geeignete Rollen o. dgl. 39 und 40
herübergeführt und anderseits mit Handgriff 4.1 versehen sind, die sich in solcher
Lage befinden, daß der Arbeiter sie bequem zu ergreifen vermag.
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Die Wippen 30 und 31 sind dabei untereinander durch ein Seil
32 verbunden, das
über eine am Oberbalken .des Webstuhles
angeordnete Rolle o. dgl. 33 geführt ist. Für die unteren Schäfte 2i ist eine gleichartige
Einrichtung vorgesehen, in dem die Schäfte 21 mit Wippen 34 und 35 und diese Wippen
untereinander durch ein Seil 36 verbunden sind, das um eine Rolle o. dgl.
37 geführt ist. Die Schäfte sind, also paarweise zur gegenläufigen Bewegung mit
den vorerwähnten Wippen 30, 31, 34 und 35 verbunden und werden durch an den Schäften
angreifende Schnurzüge 38, 41 bewegt.
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Bei dieser Ausführung bzw. Einrichtung kann der Webstuhl also ohne
weiteres von einem Arbeiter bedient werden, der seine Füße nicht zu gebrauchen vermag
und beispielsweise an einen Krankenstuhl gefesselt ist. Da der untere Teil des Webstuhles
vollständig von allen Maschinenteilen frei ist, so kann der Arbeiter auf seinem
Krankenstuhl mit .den Beinen unter den vorderen Teil der Maschine heruntergefahren
werden: Hierbei werden die Handgriffe 41 mittels der einen Hand bedient, während
die andere Hand des Arbeiters das Schiffchen bewegt. Die Lade 'kann - ganz nach
Belieben und Fähigkeit des betreffenden Arbeiters - mittels der einen oder mittels
der anderen Hand bedient werden, da die Beeinflussung der Lade immer zu einer Zeit
erfolgt, in der die anderen Teile nicht bewegt werden.