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Verfahren zur Darstellung eines Rohpetroleumpräparates. Bei der Behandlung
,der Milbenkrankheiten, besonders der Pferderäude und der Krätze, haben sich Einreibungen
mit Rohpetroletnn gut bewährt, doch treten dabei oft Reizungen der Haut und der
Augen sowie Ödeme auf. Diese Reizwirkungen wurden bisher den leicht flüchtigen und
den sauren Bestandteilen des Rohöles zugeschrieben. Die Entfernung dieser Verbindungen
genügt aber nicht, um ein völlig reizloses Präparat herzustellen.
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Es wurde nun gefunden, daß man, nach Entfernung der leicht flüchtigen
Bestandteile, an die ungesättigten Verbindungen des Rohöles unterchlorige Säure
anlagern und dadurch die Reizwirkungen nicht nur beseitigen, sondern auch die Wirksamkeit
erheblich steigern kann. Außerdem wird durch diese Behandlungsweise die Emulgierbarkeit
des Rohpetroleums derart gesteigert, daß es überhaupt nicht mehr gelingt, die einverleibte
wäßrige Lösung auch nur zum größeren Teil zu entfernen. Man wendet deshalb zweckmäßig
die Lösung in-einer solchen Konzentration an, daß sie vollständig von dem Öl in
Form einer beständigen Emulsion aufgenommen wird.
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Eine weitere Verbesserung des Präparates wird erzielt durch die Nachbehandlung
mit geeigneten Oxyden, Hydroxy den und bäsischen Salzen, besonders des Kalziums,
Magnesiums und Zinks, die nicht nur die in den meisten Rohpetroleumarten vorhandenen
sauren Bestandteile neutralisieren und unschädlich machen, sondern auch der Emulsion
eine besonders erwünschte salbenartige Konsistenz und erhöhte Beständigkeit verleihen.
Die nach diesem Verfahren erhaltenen Produkte stellen vorzüglich streichbare, bei
gewöhnlicher Temperatur feste, salbenartige Emulsionen dar, die sich durch schwaches
Erwärmen leicht verflüssigen lassen, ohne ihre Homogenität einzubüßen. Beispiel
i. i o kg eines Rohpetroleums, das durch Erhitzen auf etwa 150° von leicht flüchtigen
Bestandteilen befreit worden war, Jodzahl i i, «>erden in einem Rührkessel unter
gutem Rühren mit d. kg einet io prozentigen Natriumhypochloritlösung versetzt und
3 bis Stunden unter Einleiten von Kohlensäure, zweckmäßig unter Druck, weiter gerührt.
Man läßt dann in eine Lösung von Soo g kristallisiertem Magnesiumchlorid in 1 1
Wasser 7oo g 25 prozentige Natronlauge einfließen und trägt diesen Brei unter gutem
Rühren in das Rohöl ein. Man setzt nun das Rühren noch einige Stunden fort, bis
eine gleichmäßige Paste gebildet ist. Beispiele. 10 kg Rohpetroleum; wie
oben vorbehandelt, werden in einem Rührkessel mit 4. kg einer feinen Aufschlemmung
von Chlorkalk versetzt, die etwa 450g aktives Chlor enthält. 1lan leitet dann einige
Stunden. Kohlensäure ein und trägt zum Schluß einen Brei von ioo g Kalziumoxyd mit
etwa 1 1 Wasser ein. Nach einigen Stunden ist eine beständige Emulsion gebildet.
Beispiel
3, In eine Mischung von 1o kg Rohpetroleum mit 5 kg einer Natriumhypochloritlösung
mit io Prozent aktivem Chlor läßt man in der Kälte langsam joo g Eisessig eintropfen
und setzt nach einigen Stunden eine Paste von basischem Magnesiumoxychlorid hinzu,
die man aus 8oo g 1Zagnesiumchlorid und Zoo g Ätznatron in möglichst konzentrierter
Lösung hergestellt hat. Nach mehrstündigem Rühren ist eine völlig homogene Emulsion
erzielt.
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Von dem im Patent 254858 Kl. 12 o beschriebenen Verfahren unterscheidet
sich das neue Verfahren in wesentlichen Punkten.. Während in dem älteren Patent
niedrig siedende Fraktionen benutzt werden, welche zwischen 35 und 98° sieden, gelangt
'in dem neuen Verfahren ein Material zur Verwendung, welches aus Rohpetroleum nach
Entfernung der leicht flüchtigen Bestandteile gewonnen wird und als ein asphalt-
bzw: bitumenhaltiges Produkt anzusehen ist. Dementsprechend entstehen bei dem vorliegenden
Verfahren, soweit eine Bildung von Chlorhydrinen erfolgt, höher molekulare Verbindungen.
Außerdem dürfte die Umwandlung des Rohpetroleums nicht allein auf der Bildung von
Chlorhydrinen beruhen, sondern es ist anzunehmen, daß die unterchlorige Säure einen
Teil der schädlichen Verbindungen auch in anderer Weise entgiftet, Weitere Unterschiede
beider Verfahren finden sich bei der Weiterverarbeitung des Oxydationsproduktes.
Während nämlich in der zweiten und wichtigsten Phase des Verfahrens nach dem Patent
254858 durch Behandlung mit Salzsäure .Lhspaltenden Mitteln in :der Wärme Alkylenoxyde
gewonnen werden, die als Lösungsmittel für Schießbaumwolle bestimmt sind, findet
bei dem vorliegender! Verfahren der Zusatz schwach basischer Substanzen unter Vermeidung
jeglicher Erwärmung statt, und nur zu dem Zweck, die in den meisten Rohölen vorhandenen
sauren Bestandteile zu neutralisieren, etwa -freiwillig abgespaltene Salzsäure unschädlich
zu machen und das Produkt in eine haltbare, dicke Emulsion bzw. in eine Salbe überzuführen.