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Retortenofen. Nachdem durch die den Koksöfen entsprechenden Kammeröfen
zur Erzeugung von Gas die Fortschritte der Koksofentechnik für die Leuchtgasherstellung
nutzbar gemacht worden sind, ist man auch daran gegangen, die alten Retortenöfen
zeitgemäß umzugestalten und zwar spielt hier besonders der nachträgliche Umbau bereits
bestehender Anlagen eine große Rolle. Man hat bereits durch Einführung der Wärmerückgewinnung
in einräumigen Erhitzern (Wärmespeichern) große Vorteile erreicht; jedoch ist bezüglich
der Flammenführung im eigentlichen Ofenraum noch vieles zu wünschen übrig geblieben.
So ist wohl durch das Patent 33I625 eine besonders gute Anordnung geschaffen, durch
die die unter dem Retortenraum angeordneten Wärmespeicher mit diesem in Verbindung
gesetzt werden, um eine gleichmäßige Verteilung der Verbrennungsstoffe über die
Grundfläche des Ofens zu erhalten. Es ist aber doch wiederum leicht möglich, daß
durch ungleichmäßige Einwirkung des Kaminzuges für die sich im Ofenraum entfaltende
Flamme diese Verteilung wieder gestört wird. Dies ist besonders deshalb zu befürchten,
weil die Brennerstellen schlecht von außen zugänglich sind und deshalb sich der
Beaufsichtigung und Beeinflussung entziehen. Auch der Umstand ist bei der üblichen
Flammenführung als nachteilig zu bezeichnen, daß die Flamme jeweilig über die obersten
Retorten wieder nach unten abgelenkt wird, wobei eine Beheizung des Gassammelraumes
über der Beschickung und damit eine Zersetzung der Nebenerzeugnisse eintritt.
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Mit der Erfindung werden die noch für die Flammenführung im Ofen bestehenden
Mängel dadurch beseitigt, daß die ebenfalls von den Koksöfen her bekannten, wagerechten
Heizzüge benutzt werden, die zunächst die Anordnung der Brennerstellen an einer
der Stirnseiten des Ofens, und zwar an der den Steigerohren entgegengesetzten, gestatten,
womit die Zugänglichkeit und Beeinflussungsmöglichl,zeit ohne weiteres gegeben ist.
Indem dabei die Flamme unter Zugrundelegung eines normalen Neunerofens zunächst
nach vorn geführt, dann- an der Stirnseite in der 2 itte umgelenkt und wieder
nach hinten zurückgeführt wird, erhält man ohne weiteres .die Möglichkeit, eine
derartige Einrichtung mit der Wärinespeicheranordnung nach dem Hauptpatent zu verbinden,
so daß sich auf diese Weise eiri Betrieb mit Zugumkehr, wie er den einräumigen Erhitzern
eigentümlich ist, glatt durchführen läßt.
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Mit Hilfe dieser Einrichtung kann gleichzeitig noch eine weitere Vervollkommnung
erzielt werden: Bekanntlich bedeutet es
namentlich für kleinere
Gaswerke immer eine empfindliche Verschlechterung des Wirkungsgrades, d. h. eine
Erhöhung der Unterfeuerungsziffer, wenn zwecks Verkleinerung der Erzeugung einzelne
Retorten einer Gruppe außer Betrieb genommen, aber diese Retorten leer mit beheizt
werden müssen. Bei der Flammenführung nach der vorliegenden Erfindung können jeweilig
die oberen Retorten einer Gruppe für sich ausgeschaltet werden, so daß nur die unteren
befeuert werden, ohne daß im übrigen ein störender Eingriff in die Ofenbauart und
ihren Betrieb nötig wäre.
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In der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes
in Fig. I im Querschnitt, in Fig. 2 im Längsschnitt durch einen nach der Erfindung
aufgebauten Neunerofen wiedergegeben.
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Die Anordnung der Wärmespeicher 13 und 14 und der Verteilkanäle 21
und 25, deren Verbindung untereinander durch die Schächte 23' und 27' entspricht
völlig dem Hauptpatent; die Kanäle 2I und 25 stehen an der einen Stirnseite des
Ofens, und zwar auf der Gegenseite der Steigerohre mit den senkrechten Schächten
4o in Verbindung, durch die sie auf die Brenneröffnungen 41 und 42 verteilt werden,
so daß Gas und Luft nunmehr gemeinsam in den Zügen 43 zur Verbrennung gelangen.
Die vorherige Verteilung der Verbrennungsstoffe kann durch die Regelschieber
44 und 45 insgesamt beeinflußt werden, während durch mit Steinen zuzusetzende
Schauöffungen die eigentlichen Brenner 4I und 42 beobachtet und erforderlichenfalls
beeinflußt werden können. Auf der Vorderseite des Ofens tritt die Flamme durch Kanäle
46 nach unten, um durch Verbindungen 47 unterhalb der Retorten zur anderen Ofenhälfte
hinüberzuströmen und hier den entgegengesetzten Weg zu machen und so in die auf
Abhitze stehenden Wärmespeicher zu gelangen. Mit der Zugumkehr kehren sich einfach
die gesamten Verhältnisse um.
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Die hier aus Formsteinen-aufgebauten Retorten haben einen senkrecht
stehenden Rechteckquerschnitt erhalten, um sie der neuen Flammenführung entsprechend
anzupassen. Werden die Schieber 45 völlig geschlossen, so ist es möglich, nur die
drei unteren Retorten zu befeuern und die oberen ganz außer Betrieb zu nehmen, ohne
daß irgendwelche sonstigen Eingriffe nötig wären und auch ohne daß damit die Wirtschaftlichkeit
des Ofenbetriebes empfindlich leidet, schon weil das verhältnismäßige Wärmespeichervolumen
hierbei sogar steigt. Damit kann die halbe Ofenleistung mit praktisch gleichem Wirkungsgrad
erreicht, d. h. für die Unterfeuerung die sogenannte »Leerfeuerung« erspart werden.
Weiter gestattet die Bauart auch in besonders einfacher Weise die Beheizung mit
Leuchtgas oder Starkgas, das nicht vorgewärmt zu werden braucht bzw. darf. Es ist
hier nur nötig, in die Kanäle?, i und 25 Anschlüsse eizuführen, die dann
mit der Wechselei ebenfalls umzuschalten sind. Die Gasdüsen 4i werden dann entsprechend
dem etwa fünfmal höheren Heizwert des Leuchtgases auf 1h des Querschnittes verkleinert.
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Durch Fortfall der Brennerdüsen in Höhe der Ofenbedienüngsbühne können
die Wärmespeicherräume etwa um % m höher gebaut werden, wodurch man ganz erheblich
an Raum für die Wärmespeicher gewinnt. Die freie Strahlungsfläche des Ofens ist
wesentlich geringer als die der normalen Retortenöfen, da das Ofengewölbe und die
Ofenstirnwände zwischen oberster Retortenreihe und dem Gewölbe nicht beheizt werden.
' Die heutzutage bei mittleren und kleineren Gaswerken durch die hohen Kohlenpreise
gebotene weitgehende Wärmeausnutzung kann hier in der Weise erreicht werden, daß
die überschüssige Wärme, zur Erzeugung des für die Beheizung der Wohn- und Bureauräume
und zur Behälterbeheizung notwendigen Niederdruckdampfes oder Warmwassers ausgenutzt
wird. Dies wird in der Weise ermöglicht, daß unter das Ofengewölbe kesselartige
ßehälter.49 mit entsprechenden Anschlüssen eingebaut werden, weil hier die Flamme
nicht mehr über die Retorten hinübergeführt werden muß.