DE3214C - Apparat zum selbstthätigen Speisen von Dampfkesseln und zum Heben und Fortdrücken von Wasser - Google Patents
Apparat zum selbstthätigen Speisen von Dampfkesseln und zum Heben und Fortdrücken von WasserInfo
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Description
1877.
Klasse 13.
SALLY GUSTAV COHNFELD in DRESDEN und ZAUKERODA.
Apparat zum selbsttätigen Speisen von Dampfkesseln und zum Heben und Fortdrücken
von Wasser.
Patentirt im Deutschen Reiche vom I. August 1877 ab.
Längste Dauer: 26. Juli 1889.
Der automatische Speise-Apparat ist in Fig. 1 der beiliegenden Zeichnung im verticalen Durchschnitte
abgebildet. Derselbe besteht aus zwei eisernen oder aus einem anderen entsprechenden
Metall oder Material gefertigten, cylindrischen oder anders geformten Behältern R R' von je
Ca. 7000 ecm Inhalt. Genannte Behälter sind einer über dem anderen angebracht und werden
vermittelst der Schraubenbolzen α α unter einander und mit dem Zwischenlager o, welches
aus Holz oder irgend einem anderen schlechten Wärmeleiter hergestellt ist, fest verbunden. Die
Behälter stehen unter sich vermittelst der gebogenen Röhren B und C in der in der Zeichnung
verdeutlichten Weise in Verbindung, wobei die untere Biegung des Rohres B in der Ebene
der Flantschen b b des Behälters Ji1, die untere Biegung des Rohres C aber auf ca. 5 cm
niedriger als der Boden c desselben Behälters gelegen ist. Wie aus der Zeichnung ersichtlich,
steht das Rohr C mit dem unteren Theil des Behälters R1 noch durch das kurze Zwischenrohr
d in Verbindung. Dieses Zwischenrohr d kann auch, anstatt wie beschrieben und in Fig. 1
abgebildet, so angebracht werden, dafs es den tiefsten Punkt der unteren Biegung der Röhre B
entweder mit dem unteren Theil des Behälters R'
oder mit der Muffe i verbindet.
Der mittlere Theil des Rohres B ist herauszunehmen, da es dem Erfinder vortheilhaft erscheint,
in dasselbe Metallwandungen e e hineinzubringen, die das Rohr in eine Anzahl kleiner
Kanäle th eilen. Durch die Anhaftung des Wassers an die Wandungen der schmalen
Kanäle soll dasselbe den· Dampf nicht in Blasenform, sondern nur als ununterbrochene Säule
durchlassen. Der Querschnitt des Rohres B mit in denselben angebrachten Wandungen e e
ist in Fig. 2 der Zeichnung abgebildet.
A ist ein Rohr, welches den Behälter R mit dem zur Speisung des Kessels dienenden Wasser
irgend eines Wasserbehälters verbindet. In diesem Rohre wird, möglichst nähe dem Wasserbehälter,
eine Kugel- oder anderes Ventil/ angebracht, welches das nach dem Behälter R
aufsteigende Wasser frei durchläfst, das Zurückfliefsen desselben aber nicht gestattet. Statt
eines können zwei oder mehr Ventile f angebracht werden.
Der Behälter R1 ist noch mit dem Rohre g
und dem Ventilgehäuse h versehen. Das Rohr g dringt durch die Wandung des Dampfkessels D
und endigt auf derjenigen Höhe, auf welcher das Wasserniveau im Kessel erhalten werden
soll. Das Ventilgehäuse h steht vermittelst der Muffe i in Verbindung mit dem Rohre E, welches
in den Dampfkessel D auf ca. 2/3 seiner
Tiefe eindringt, so dafs sein unteres Ende stets durch Wasser geschlossen bleibt.
Im Rohre g ist eine Schraube K angebracht, vermittelst welcher der innere Querschnitt dieses
Rohres nach Bedarf verengt werden kann. Im Ventilgehäuse h aber befindet sich ein Ventil
/, welches den Ausflufs des Wassers aus dem Behälter R1 in den Kessel D gestattet, das
Aufsteigen des Wassers aber verhindert. Dieses Ventil kann von irgend einer zweckentsprechenden
Construction sein.
Der beschriebene Speise-Apparat wird in verticaler Lage aufgestellt und müssen seine Theile
vermittelst Schraubenbolzen etc. vollkommen hermetisch gedichtet werden. Die verticale Aufstellung
soll insofern vortheilhaft sein, als der Apparat sich weniger erwärmen wird, indem
über dem Kessel stets eine heifse Luftsäule steht. Hierbei hat man nur zu beobachten,
dafs dem Rohre g auf seiner ganzen Länge ein Gefalle nach dem Kessel D gegeben wird.
Die Wirkung des beschriebenen Apparates besteht im folgenden: Nimmt man an, dafs alle
Theile des Apparates, d. h. beide Behälter und alle Röhren mit kaltem Wasser angefüllt sind
und dafs das Wasserniveau im Dampfkessel etwas höher als das Ende des Rohres g steht,
d. h. dasselbe bedeckt, so kann der Apparat sich von Wasser nicht entleeren und mufs so
lange gefüllt bleiben, bis das Wasser im Kessel niedriger als das Ende des Rohres g sinkt.
Sobald letzteres erfolgt, tritt in dasselbe der Dampf und vertreibt das in ihm enthaltene
Wasser. Da das in dem Rohre E und Behälter R1 enthaltene Wasser dann nicht mehr
durch die Wassersäule im Rohre g im Gleichgewicht erhalten wird, so öffnet sich das Ven-
til / und fliefst das Wasser unter einem durch
die Differenz der beiden Wasserniveaus im Kessel und Behälter bedingten Drucke aus dem
Behälter .ff1 nach dem Kessel D über. Dieser
Ausflufs des Wassers nach dem Kessel D wird so lange stattfinden, bis das Ende des Rohres g
von neuem vom Kesselwasser geschlossen wird, worauf wieder Wasser in das Rohr g dringt
und der Ausflufs aus dem Behälter R1 aufgehoben wird. Beim nächsten Sinken des Wasserniveaus
im Kessel D erneuert sich die Wirkung des Apparates und es geht aus demselben ein
neues Volumen Wasser in den Kessel D über. Hierbei wird das Wasserniveau im Behälter R'
allmälig sinken und nach einer gewissen Zeit sich in die Ebene der unteren Biegung des
Rohres B einstellen.
Da der kürzere Schenkel des Rohres C durch das Rohr d mit dem unteren Theile des
Behälters R' sowie auch mit dem Rohre B in directer Communication steht, so wird beim
Sinken des Wasserniveaus dasselbe sich im Behälter R' und in den kürzeren Schenkeln der
Röhren B und C stets in gleicher Höhe einstellen und wird das aus diesen Theilen vertriebene
Wasser durch Dampf ersetzt werden. Beim weiteren Sinken des Wasserniveaus tritt der Dampf in den längeren Schenkel des
Rohres B (was, so lange das Wasser über der unteren Biegung dieses Rohres stand, nicht
stattfinden konnte) und verdrängt aus ihm das Wasser. Infolge dessen wird das Gleichgewicht
des Wassers im oberen Behälter R aufgehoben und dasselbe stürzt durch das Rohr CC in den
Behälter R' über. Der mit kaltem Wasser in Berührung
kommende Wasserdampf condensirt sich momentan; es bildet sich im Apparate ein Vacuum, das Ventil / wird fest auf seinen Sitz
gedrückt, verhindert dadurch das Aufsteigen des Wassers aus dem Kessel nach dem Apparat,
und der Apparat füllt sich in Bälde mit dem aus dem Wasserbehälter durch das Rohr A A
durch den Atmosphärendruck getriebenen Wasser an.
Sobald der Apparat sich von neuem mit Wasser gefüllt hat, wiederholt sich die Wirkung
desselben in der im vorhergehenden beschriebenen Weise: es tritt von neuem Wasser in den
Kessel D aus dem Behälter R', es erfolgt eine neue Condensation des Dampfes und Anfüllung
der Behälter mit einem neuen Volumen kalten Wassers etc., so dafs der Kessel D fortwährend
neue Volumen Wasser erhält. Je gröfser der Verbrauch des Dampfes, um so leichteren Zutritt
hat der Dampf zum Rohre g und um so energischer ist die Wirkung des Apparates und
umgekehrt; bei vollständiger Aufhebung des Dampfverbrauches aber hört auch die Wirkung
des Speise-Apparates auf und wiederholt sich vollkommen selbstständig, sobald der Dampfverbrauch
von neuem beginnt. Es ist einleuchtend, dafs bei der beschriebenen Wirkung des automatischen Speise-Apparates das Wasserniveau
im Kessel stets auf der gewünschten, durch die Lage des Endes des Rohres g bedingten
Höhe erhalten wird.
Für den regelmäfsigen Betrieb des beschriebenen Speise-Apparates ist es nothwendig, dafs
der Behälter R Wasser von nicht hoher Temperatur enthalte, d. h. dafs er möglichst gut
gegen Erwärmung isolirt werde. Zu diesem Zwecke ist zwischen den Behältern R und R1
das Zwischenlager O aus Holz oder irgend einem anderen schlechten Wärmeleiter angebracht.
Durch die im Rohre g angebrachte Schraube K ist ein Mittel an die Hand gegeben, den Zuflufs
des Dampfes in den Behälter R1 entsprechend der Dampfspannung im Kessel reguliren zu
können. Je gröfser die Spannung des Dampfes, je mehr mufs der Durchgang im Rohr g verengt
werden und umgekehrt. Zu bemerken ist noch, dafs es von Vortheil sein kann, vor der Mündung des Rohres C eine durchlöcherte
Platte m zur Zertheilung des in den Behälter R'
eintretenden Wasserstrahles anzubringen.
Für die anfängliche Füllung des Dampfkessels und automatischen Speise-Apparates mit Wasser
wird letzterer mit einer Handpumpe gewöhnlicher Construction verbunden. Diese Handpumpe
wird am zweckmäfsigsten zwischen dem Wasserbehälter und der Röhre A eingeschaltet.
Mittelst dieser Pumpe (die auch zum Reinigen bezw. Ausspülen des Kessels dienen kann) kann
die Thätigkeit des Speise-Apparates leicht erneuert werden, wenn derselbe aus irgend einer
Ursache sein Wasser verloren haben sollte.
In Fig. 3 ist eine Modification des im obigen beschriebenen automatischen Speise-Apparates
abgebildet. Gleiche Theile sind mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Der Unterschied besteht
in der Hauptsache darin, dafs:
ι. die untere Biegung der Röhre B nicht in
den oberen, sondern unteren Theil des Behälters R1 mündet und in demselben sich nach
aufwärts bis zur Hälfte des Behälters biegt und am niedrigsten Punkte mit einer Ausflufsöffhung η
versehen ist; und dafs
2. die untere Biegung des Rohres C nicht mit dem unteren Theile des Behälters R' durch
ein Zwischenrohr (s. d, Fig. i) verbunden ist, sondern in demselben in halber Höhe, wie aus
der Zeichnung ersichtlich, einmündet.
Die Wirkung dieses Apparates ist dem im vorhergehenden beschriebenen ähnlich. . Nach
Maafsgabe des Sinkens des Wasserniveaus im Behälter R' verändert sich der Druck auf die
Mündungen der Röhren B und C im gleichen Maafse, so dafs das kalte Wasser aus dem Behälter
R in den Behälter R^ nicht übergehen kann. Wenn aber das Wasserniveau im Behälter
R1 mehr als über die Hälfte sinkt und die früher vom Wasser verschlossenen Mün- .
düngen der Röhren B und C entblöist werden,
so wird beim ferneren Sinken des Wassers im kürzeren Knie des Rohres C aus dem Behälter R
durch das Rohr B und die Oeffnung η in den Behälter R' ein Volumen Wasser übergeführt,
welches dem Volumen des aus dem Rohre C verdrängten Wassers gleich ist, so dafs das
Wasserniveau in den kürzeren Biegungen der Röhren B und C in gleichem Maafse mit dem
Wasserniveau im Behälter Ri sinken wird.
Sobald das Wasser im Behälter R' niedriger als die Oeffnung η des Rohres B sinkt, wird
das Gleichgewicht des Wassers im Apparate aufgehoben; der Dampf dringt in das Rohr B,
erwärmt und verdrängt aus demselben das Wasser, wobei das kalte Wasser aus dem Behälter
R durch das Rohr C in den Behälter R1
übergeführt wird und in demselben der Dampf augenblicklich condensirt. Hierbei wird im
Apparate eine starke Verdünnung hergestellt, infolge welcher das Ventil / dicht an seinen Sitz
angedrückt, das Wasser aus dem Wasserbehälter aber durch den Atmosphärendruck in die Höhe
getrieben wird, die Ventile der mit dem Rohre A in Verbindung stehenden Pumpe öffnet und sich
in den Behälter R ergiefst. Aus letzterem geht das Wasser nach R1 über und es werden in
kürzester Zeit die Behälter R und R1 und sämmtliche Röhren mit kaltem Wasser angefüllt.
Hierauf erneuert sich die Wirkung des Apparates, wie im vorstehenden beschrieben.
Dort, wo Dampfkessel ohne Maschinen im Betriebe sind, kann aufser den im vorhergehenden
beschriebenen automatischen Speise-Apparaten noch ein solcher Anwendung finden, der, obgleich die Beihülfe eines Arbeiters erfordernd,
auf demselben Principe mit den vorigen beruht. Dieser Apparat ist in Fig. 4 der Zeichnung
im senkrechten Durchschnitte abgebildet. Der ganze Unterschied besteht darin, dafs
anstatt zweier Behälter nur ein einziger, R,
vorhanden ist und dafs die Röhren B und C fortgefallen sind. Die übrigen, den Fig. 1 und 3
entsprechenden Theile dieses Apparates sind mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Wenn das
Wasser im Kessel niedriger als das Ende des Rohres g sinkt, so fliefst das Wasser aus dem
Behälter R in den Kessel D über. Nachdem nun der Behälter R entleert worden, genügt es,
ein oder höchstens zwei Hübe mit dem Kolben der mit dem Rohre A und einem Wasserbehälter
verbundenen Pumpe zu machen, damit der Behälter R sich von neuem mit kaltem
Wasser anfüllt. Hierbei braucht der zur Speisung des Kessels angestellte Arbeiter nur wenig
physische Kraft anzuwenden und werden die Pumpenventile sehr lange halten.
Der im vorhergehenden beschriebene, automatisch wirkende Speise-Apparat kann aufser
zur Speisung von Dampfkesseln auch zur Hebung von Wasser aus dem Kessel auf eine
beträchtliche Höhe verwendet werden. Zu diesem Zweck genügt es, die zwischen dem
Ventile / und dem Rohr E angebrachte Muffe i mit einem horizontalen Zweigrohre zu versehen,
in welches ein Ventil zum freien Durchlafs des Wassers aus dem Kessel und zur Verhinderung
seines Rücktrittes anzubringen ist, und welches in einen Behälter mündet, der die Rolle eines
Windkessels (wie in Feuerspritzen) zu erfüllen hat. Durch ein in diesen Behälter eingesetztes
und fast bis zum Boden reichendes Rohr wird das Wasser sodann in die Höhe getrieben
werden.
Claims (6)
1. Die Construction des oben beschriebenen . automatisch wirkenden Speise-Apparates für
Dampfkessel bestehend aus zwei übereinander angebrachten Behältern R und R',
Fig. ι und 3, die
a) unter sich vermittelst der gebogenen Röhren B und C,
b) mit dem Kessel D vermittelst der Röhren g und E und
c) mit einer gewöhnlichen Handpumpe und einem zur Speisung des Kessels
dienenden Brunnen oder sonstigem Reservoir für kaltes Wasser durch das Rohr A in Verbindung stehen,
im wesentlichen so, wie es im vorstehenden beschrieben und durch Zeichnungen verdeutlicht
ist.
2. Die relative Disposition der Röhren ABCdE
und g, wie im obigen beschrieben und in den Fig. 1 und 3 durch Zeichnung verdeutlicht
ist.
3. Die relative Disposition der Ventile / und f
in den Röhren E und A, wie beschrieben und in den Fig. 1 und 3 der Zeichnung verdeutlicht
ist.
4. Die Construction und Anwendung des Rohres g, dessen unteres Ende den Stand
des Wasserniveaus im Kessel bestimmt und dessen innerer Querschnitt durch die
Schraube K entsprechend regulirt werden kann, im wesentlichen so, wie es beschrieben
ist und zu oben besagtem Zweck.
5. Die Construction und Anwendung der. Theilungswandungen e im Rohre B, wie
beschrieben und zu dem angeführten Zweck.
6. Die Construction und Anwendung des in Fig. 4 der beiliegenden Zeichnung abgebildeten
Speise - Apparates für Dampfkessel, der in Gemeinschaft mit einer gewöhnlichen Handpumpe wirkt, im wesentlichen so, wie
im obigen ausführlich beschrieben.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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