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Spinnverfahren und Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens. Den Gegenstand
der Erfindung bildet ein Spinnverfahren, welches sich im wesentlichen dadurch kennzeichnet,
daß der aus einem Faserband oder einem Vorgespinst gebildete Faden während seiner
Fertigstellung unmittelbar an der Spinnspindel in Strangform aufgewickelt wird.
Es gibt zwar schon Maschinen, welche ein fertiges Erzeugnis unmittelbar in Strangform
liefern (vgl. britische Patentschrift 20q.7/1896 und deutsche Patentschrift 15703I).
Diese bekannten Einrichtungen setzen aber fertig gesponnene Fäden voraus, die miteinander
verzwirnt werden, und erst der Zwirn gelangt in Strangform zur Aufwicklung.
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Gemäß der britischen Patentschrift wird von Kötzerspulen ausgegangen,
während gemäß der deutschen Patentschrift 157031 das Vorgarn aus den Kapseln vor
den Lieferwalzen zu einfachem.Garn verarbeitet und hinter dem Walzenpaar gezwirnt
wird, worauf erst seine Aufwicklung in Strangform erfolgt.
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Die zur Ausübung des Verfahrens dienende Einrichtung, welche sich
durch große Einfachheit auszeichnet, ist auf den Zeichnungen in mehreren Ausführungsformen
dargestellt, und zwar bedeuten: Fig. i und 2 die Einrichtung in ihrer einfachsten
Ausführung in Seiten- und Vorderansicht, Fig. 3, q. und 5 eine Ausführungsform,
mit deren Hilfe die Strähnen in mehrfache Windungen gelegt werden, Fig. 6 und 7
eine- weitere Ausführungsform der Einrichtung, bei der sich wie bei den übrigen.
Ausführungsformen die Strähnen bei ihrer Bildung mit der Spindel gemeinsam drehen,
während Fig. 8 eine Ausführungsform veranschaulicht, bei der die sich bildenden
Strähnen an der Drehung der Spindel nicht teilnehmen.
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Die Spindel i (Fig. r und 2) der Spinnmaschine ist in üblicher Weise
in der Spindelbank 2 und der Fußlagerschiene 3 geführt und wird durch den Wirtel
q. in schnelle Umdrehung gesetzt. Der Faden 5 bewegt sich, von den Lieferwalzen
kommend, durch ein Auge 6, welches am oberen Teil der Spindel i vorgesehen ist und
dem Faden den Draht erteilt.
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Nach Durchlaufen des Fadenführerauges gelangt der Faden zu einer endlosen
Mitnehmerschnur 7, an der er befestigt ist. Die letztere bewegt sich über zwei Rollen
oder Nutenscheiben 8 und 9, welche auf ihren Achsen frei drehbar sind. Die letzteren
werden von Muffen getragen, die an der Spindel i derart befestigt sind, daß sie
die Drehung der Spindel mitmachen. Die untere Rolle 9 steht mit einem Kegelrad i
i in fester Verbindung, welches mit einem Kegelrad 12 in Eingriff steht, das in
einer Aussparung der Spindelbank 2 befestigt ist. Da die Rollen 8 und 9 an der Drehung
der Spindel i teilnehmen, so wird das Zahnrad i i auf dem feststehenden Zahnrade
12 abrollen und sich dabei um seine Achse drehen und die Rolle 9 mitnehmen, demzufolge
die Schnur 7 sich über die Rollen 8 und 9 bewegt. Da an dieser Schnur 7 der sich
bildende Faden befestigt ist, so wird dieser in Strähnform aufgewickelt.
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Die Spindel i erhält lediglich einen rotierenden
Antrieb
in der feststehenden Spindelbank 2, und die Geschwindigkeit, mit der der Faden in
Strähn- oder Strangform aufgewickelt wird, hängt von der Anzahl der Zähne des Rades
12 ab; weil diese die Geschwindigkeit bestimmt, mit der -die endlose Schnur 7 sich
bewegt. Das Entfernen der fertigen Strähnen ist außerordentlich einfach, da es genügt,
dieselben von den kleinen Rollen, auf denen sie gebildet werden, herübergleiten
zu lassen.
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Bei der Ausführungsform der Fig. 3 bis 5 bewegt sich der Faden 5 wie
bei der vorbeschriebenen Ausführungsform durch das Auge 6 und erhält dadurch seinen
Draht. Hierauf steht er mit der endlosen Schnür 13 in fester Verbindung, «-elche
nacheinander über eine Anzahl Rollen sich bewegt, von denen die mit 1.1 bezeichneten
am oberen Ende der Spindel 'befestigt, während die gegenüberliegenden Rollen 15
am unteren Ende der Spindel angebracht sind. Diese kleinen Rollen nehmen an der
Drehung der Spindeln teil und sind versetzt zueinander angeordnet, wie dies die
in Fig. 5 dargestellte Abwicklung erkennen läßt.
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Die eine der auf der Achse 16 frei beweglichen Rollen 15 steht mit
einem Kegelrad 17 in fester Verbindung, welches sich auf einem festen Rade 18 abrollt,
wodurch -die endlose Schnur 13 ihren Antrieb erhält. Die Schnur ist genügend gespannt,
um ein Gleiten oder vorübergehendes Stehenbleiben zu verhindern. Das Abnehmen der
fertigen Garnsträhnen macht keine größere Schwierigkeit als bei der vorbeschriebenen
Ausführungsform.
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Bei der Ausführungsform der Fig. 6 und 7 wird die Mitnehmerschnur
in besonderer Weise angetrieben. Der Faden 19 ist nach Passieren des oberen Fadenauges
2o der Spindel an die Mitnehmerschnur 21 angeschlossen, welche über obere Rollen
22 und untere Rollen 23 sich bewegt: Außerdem ist die endlose Schnur noch über zwei
weitere Rollen 24 geführt, die tiefer liegen als die Rollen 23 und deren Achse 25
ein aufgekeiltes Schneckenrad 26 besitzt. Das letztere steht mit einem entsprechenden
Schneckenrade 27 in Eingriff, dessen Achse 28 senkrecht zur Achse 25 liegt und das
in eine entsprechende schneckenradartige Innenverzahnung 29 der Bank 3o eingreift.
Die Spindel 31 bildet eine doppelte Gabel 32 zur Aufnahme der Räder 26 und 27 und
ihrer Achsen 25 und 28.
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Man ersieht hieraus, daß bei der Drehung der Spindel 31 das Rad 27
nicht nur an dieser Drehung teilnimmt, sondern auch sich innerhalb der Innenverzahnung
29 um seine eigene Achse dreht und das Schneckenrad- 26 sowie die Achse 25
und die Rollen 24 antreibt, demzufolge die Mitnehmerschnur 21 in Bewegung gesetzt
wird.
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Die Fig. 8 bezieht sich schließlich auf eine Ausführungsform zur Bildung
der Strähne in (ier Weise, daß diese statt sich, entsprechend clen vorbeschriebenen
Ausführungsformen, wie ein endloser Riemen zu drehen, während der ganzen Dauer ihrer
Bildung an ihrer Stelle bleibt. Zu diesem Zwecke wird der Faden 33 nach Durchlaufen
des Auges 34 einem Kurvenarm 35 übermittelt, der am oberen Ende der Spindel geführt
wird und sich darauf während der Bildung der Strähne frei drehen kann.
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Um Zapfen 36 des Armes 35 ist ein Läufer oder Verteiler 37 ausschwingbar,
welcher an der Stelle 38 mit dem endlosen Fadenmitnehmer 39 verbunden ist. Der Läufer
37 besitzt außerdem eine Führung 40, die zur Bildung der Strähne 41 dient. Am oberen
Teil bewegt sich die Mitnehmerschnur 39 über Rollen 42, welche sich auf ihren Achsen
frei drehen. Die Bildung der Strähne erfolgt über Rollen 43, welche auf den Achsen
der Rollen 42, befestigt sind. Am unteren Ende der Spindel sind entsprechende Rollen
44 und 45 vorgesehen. Die Mitnehmerschnur 39 erhält durch die Räder 46 und 47, von
denen das letztere in der Bank 48 befestigt ist, ihren Antrieb, während die Spindel49
in üblicher Weise in Drehung gehalten wird. Während der Bewegung der Spindel dreht
sich das Zahnrad 46 beständig tun seine Achse, und die Mitnehmerschnur 39 wandert
daher ununterbrochen. Durch seine Verbindung 38 nimmt der Flügel seinerseits den
Läufer 37 mit, welcher durch die Führung 4o die Strähne 41 bildet. Dieselbe nimmt
aber nicht, wie bei dem vorbeschriebenen Beispiel, an der wandernden Bewegung der
Mitnehmer schnur teil. Der Läufer 37 bewegt sich abwechselnd nach aufwärts und abwärts
und sch@vingt um seinen Drehpunkt 36 aus. Bei dieser Bewegung wirkt er auf den Arm
35, welcher mehr oder weniger um die Spindel 49 schwingt. Bald schwingt er etwas
von vorn nach hinten und bald wieder etwas von hinten nach vorn. Das Aufwickeln
des Fadens in Strähnform findet dabei ordnungsmäßig ohne Unterbrechung statt. Auch
das Entfernen der fertigen Strähnen bietet bei dieser Einrichtung keinerlei Schwierigkeiten.