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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kinematografisches
Aufnahmeverfahren zu schaffen, mit welchem von einem an sich leblosen Objekt ein
möglichst plastisches und bewegtes Bild erzeugt werden kann, wobei auf die Anfertigung
einzelner
Phasenaufnahme weitgehend verzichtet wird.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird das mit dem Hauptanspruch gekennzeichnete
Grundverfahren vorgeschlagen. Dieses Verfahren ist besonders zur filmischen Darstellung
eines künstlichen und künstlerisch gestaltbaren Abbildes des menschlichen Antlitzes
geeignet. Es eignet sich jedoch grundsätzlich zur Darstellung aller körperlichen
Gegenstände.
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Der wesentliche Grundgedanke gemäß vorliegender Erfindung besteht
darin, als Objekt anstelle der naturgetreuen Skulptur oder Plastik deren Negativabdruck
in Form eines flachen Negativreliefs zu verwenden. Beobachtungen haben überraschenderweise
gezeigt, daß die fotografische bzw. kinematografische Wiedergabe von Aufnahmen derartiger
Negativabdrücke bei Schräglicht zu einem sehr plastischen, positiv erscheinenden
Abbild führen. Voraussetzung für eine vervollkommnete optische Täuschung ist, daß
bei der Herstellung des Negativabdruckes Hinter- bzw. Unterschneidungen einzelner
Teilbereiche im Abdruck vermieden werden.
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Wird dies berücksichtigt, so kann das menschliche Auge beim Betrachten
der fotografischen Wiedergabe des Objektes nicht unterscheiden, ob es sich um den
positiven oder negativen Abdruck eines Objektes handelt. Der Täuschungseffekt ist
darauf zurückzuführen, daß der Betrachter die Abbildung eines positiven Objektes
erwartet. Der schräge Lichteinfall führt innerhalb des Abdruckes zu mehrfachen Reflexionen,
wodurch die optische Täuschung begünstigt wird.
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Wird außerdem, wie mit der Erfindung ferner vorgeschlagen wird, die
Kamera, die Lichtquelle und/oder das Objekt derart quer zur Aufnahmerichtung bewegt,
daß sich die Schattenlänge innerhalb des Negativabdruckes ändert, so scheint der
Abdruck sich selbst zu bewegen. Aus dem starren, plastischen Abbild wird ein scheinbar
lebendiges Bild. Mit diesen sehr einfachen und wenigen Effekten kann ein plastisches,
sich bewegendes Abbild eines Objektes vorgetäuscht werden. Im einfachsten Fall wird
das Objekt bei feststehender Kamera und feststehender Lichtquelle quer zur Aufnahmerichtung
bewegt. Ähnliche Effekte können jedoch auch erreicht werden, wenn nur die Lichtquelle
oder die Kamera gegenüber dem Objekt bewegt werden. Auch ist es möglich, verschiedene
Bewegungsvorgänge einander zu überlagern. Ähnliche Effekte entstehen, wenn, wie
ferner vorgeschlagen wird, das Objekt um eine in der Objektebene liegende Achse
verschwenkt wird.
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Soll mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Teil-bzw. eine Volldrehung
des Objektes vorgetäuscht werden, so werden nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung
nacheinander unterschiedliche Negativabdrücke desselben Objektes in der oben erläuterten
Weise aufgenommen. Vorzugsweise werden Negativabdrücke in Vorder-, Schräg-, Seiten-
und Rückenansicht desselben Objektes nacheinander in dieser Reihenfolge aufgenommen,
wobei nur die Lichtquelle etwa senkrecht zur Aufnahmerichtung bewegt wird. Allein
das Licht- und Schattenspiel innerhalb der Negativabdrükke, also die Wanderung der
Schatten bei gleichzeitig erfolgender Änderung der Schattenlänge, tauscht eine Teildrehung
eines positiv erscheinenden Objektes vor, so daß durch Aneinandersetzen der einzelnen
Aufnahmeabschnitte eine Volldrehung des Objektes vorgetäuscht werden kann. Der technische
Aufwand hierbei ist verglichen mit Trickfilmen herkömmlicher Art, bei welchen mindestens
24 verschiedene Phasenbilder/Sek.
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zeichnerisch oder fotografisch erzeugt werden müssen, verschwindend
gering.
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Ein weiterer interessanter Effekt läßt sich mit dem erfindungsgemäßen
Aufnahmeverfahren erzielen, wenn das Objekt teilweise aus halbtransparentem Material
besteht und in Teilbereichen von einer Gegenlichtquelle beleuchtet wird. Mit diesem
Mittel kann innerhalb eines starren Bildes einem einzelnen Bildbereich Bewegung
verliehen werden. Diese Methode eignet sich z. B. zur Darstellung einer sich innerhalb
eines Raumes bewegenden Person oder zur Imitation der Mimik eines menschlichen Antlitzes.
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Auch läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren in vorteilhafter Weise
mit einer an sich bekannten Verblendtechnik kombinieren. Zu diesem Zweck werden
bei der Aufnahme wenigstens zwei sich teilweise überlappende und gegebenenfalls
teilweise transparente Negativabdrücke unterschiedlicher Objekte verwendet, die
zweckmäßigerweise während der Aufnahme gegeneinander bewegt werden. Mit diesem Trick
kann sich bewegendes Wasser, ein schwimmendes Objekt, bewegte Wolken am Himmel und
dgl. mehr vorgetäuscht werden. Auch als Verblendfläche wird hierbei vorzugsweise
ein Negativabdruck, also ein negatives Flachrelief, verwendet.
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Besonders geeignet ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Vortäuschung
eines Schwebezustandes des Objektes. Dies wird dadurch erreicht, daß der Negativabdruck
zusammen mit einer in der Bildebene liegenden Fläche quer zur Kamera bewegt wird,
wobei der Abdruck an seinen äußeren Begrenzungsrändern in die Fläche übergehen muß.
Wichtig hierbei ist, daß die mit dem Abdruck bewegte Fläche wesentlich größer als
die im Aufnahmewinkel liegende Bildebene ist, so daß die bewegte Fläche mit ihren
Rändern nie den Bildrand erreicht. Wichtig ist ferner, daß die Fläche nicht strukturiert
ist, so daß deren Bewegung bei der Wiedergabe für das menschliche Auge nicht erkennbar
ist. Da der Negativabdruck seinerseits keinen Schatten auf die Fläche wirft, scheint,
sich ein plastisch geformtes Objekt vor der Fläche zu bewegen, also zu schweben.
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Die Täuschung wird besonders dadurch begünstigt, daß der Negativabdruck
farbig gestaltet ist und einen gegenüber dem Vorder- bzw. Hintergrund dunklen Grundton
besitzt. Helle Färbungen für die Fläche, vorzugsweise hellblaue oder weiße Flächen,
haben sich als vorteilhaft erwiesen. Auch kann die Fläche transparent sein und gegebenenfalls
vor einem feststehenden Hintergrund zusammen mit dem Negativabdruck quer bewegt
werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur kinematografischen
Wiedergabe eines menschlichen Gesichtes. Bei Kombination dieses Verfahrens mit dem
eingangs erläuterten Verfahren zur Herstellung von Puppentrickfilmen ist es empfehlenswert,
wenigstens den Kopf als Negativabdruck auszubilden und diesen abnehmbar und austauschbar
bzw.
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zumindest bewegbar mit den übrigen Puppenteilen oder einer Fläche
zu verbinden.
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Mit den Vorschlägen nach vorliegender Erfindung wird die Aufnahmetechnik
nicht unwesentlich bereichert. Darüber hinaus bietet sie auch dem gestaltenden Künstler
neue Möglichkeiten, da er unmittelbar gestaltend bei der Filmaufnahme bei gezielter
Ausnutzung der technischen Möglichkeiten und der optischen Täuschungen mitwirken
kann. So eignet sich das Verfahren sowohl zur Herstellung von Trickfilnien witzigen
Inhaltes, beispielsweise für die Werbung, als
auch von künstlerisch
anspruchsvollen Filmen mit neuen Effekten. Da im Gegensatz zu bisher bekannten Trickfilmverfahren
nur wenige Standaufnahmen notwendig sind, ist der technische Aufwand wesentlich
verringert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nachstehend anhand einiger weniger
Ausführungsbeispiele, die in den Zeichnungen schematisch veranschaulicht sind, im
einzelnen erläutert. In den Zeichnungen zeigt F i g. 1 Aufsicht auf die Anordnung
von Kamera, Lichtquelle und im Schnitt dargestellten Negativabdruck eines Objektes,
F i g. 2 Ansicht eines aus mehreren Negativabdrücken bestehenden Objektes in Form
einer Puppe, Fig. 3 Längsschnitt längs der Linie III-III in F i g. 2, Fig.4 Aufsicht
auf die Anordnung von Kamera, Lichtquelle und verschwenkbarem Objekt, F i g. 5 mit
den Teilfiguren 5a, 5b, 5c, 5d: Aufsicht auf die Anordnung von Kamera und Lichtquelle
mit Negativabdrücken eines Objektes in Form einer Puppe in vier verschiedenen Ansichten
und F i g. 6 Darstellung gemäß F i g. 5, bei welcher Objekt der Negativabdruck eines
menschlichen Kopfes ist.
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Das Grundprinzip der erfindungsgemäßen Aufnahmetechnik ist anhand
von F i g. 1 erläutert. Als Aufnahmegerät dient eine herkömmliche Filmkamera 50,
also eine Laufbildkamera, sowie eine Lichtquelle 60, welche gerichtetes Licht 61
erzeugt. Das allgemein mit 10 bezeichnete Objekt besteht hier aus dem negativen
Abdruck 11 eines in der Wiedergabe positiv erscheinenden Objektes. Dieser Abdruck
11 geht an seinen Rändern 13 in eine ebene, unstrukturierte Fläche 12 über. Damit
befindet sich der Abdruck 11 in einer Ausnehmung 14 der Ebene 12. Der Abdruck 11
ist in bezug auf Aufnahme- und Beleuchtungsrichtung im wesentlichen konkav ausgebildet
und besitzt vor allem keine Hinter- bzw. Unterschneidungen. Die Erfüllung dieser
Bedingung ist erforderlich, damit bei Wiedergabe des Objektes der Abdruck 11 nicht
als Hohlform identifizierbar ist Wird nun das Objekt 10 in Richtung des Pfeiles
A bewegt, so wandert bei Wiedergabe das Bild des Abdruckes 11 innerhalb der Bildebene.
Bei dieser Bewegung ändert sich der Schattenwurf innerhalb des Abdruckes 11, wodurch
scheinbar die Fläche des Abdruckes eine Verformung oder Bewegung erfährt. Ist z.
B. 11 der Negativabdruck eines menschlichen Antlitzes, so entsteht bedingt durch
das lebendige Schattenspiel bei Bewegung in Richtung des Pfeiles A eine scheinbar
lebendige Mimik.
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Ist die Oberfläche 12 nicht strukturiert, so vermag die Lichtquelle
60 auf ihr kein derartiges Schattenspiel zu erzeugen, so daß diese Fläche tot, ja
sogar unbewegt erscheint. Bei der Wiedergabe eines derart aufgenommenen Negativabdruckes
11 scheint dessen Positiv vor einer unbewegten Fläche zu schweben. Voraussetzung
hierfür ist, daß die Begrenzungsränder 15 den Aufnahmewinkel 51 während der Aufnahme
nicht erreichen.
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Ein ähnlicher Effekt läßt sich auch erreichen, wenn die Kamera beispielsweise
in Richtung des Pfeiles B oder die Lichtquelle in Richtung des Pfeiles Bewegt wird.
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Soll dieser Effekt ohne Auswanderung des Objektbildes von 11 entstehen,
so ist, wie mit F i g. 4 angedeutet, das Objekt 10 mit seinem Negativabdruck 11
und der Fläche 12 lediglich um die Achse E z. B. in Richtung des Doppelpfeiles D
zu verschwenken, wie mit den beiden Positionen 10 und 10' veranschaulicht ist.
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Mit der Darstellung gemäß F i g. 2 soll die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Herstellung eines Puppentrickfilmes veranschaulicht werden.
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Diesem Zweck dient der Negativabdruck 20 einer Puppe, deren Kopf 21
und Gliedmaßen 23 bis 26 gegenüber dem Rumpf 22 beweglich sein mögen.
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Einzelne Gliedmaßen können mittels eines rückseitig z. B. mit Klebestreifen
angebrachten Drahtgestelles 27b verändert werden, wie dies mit F i g. 3 veranschaulicht
ist. Sämtliche Teile 21 bis 26 sind hierbei in Form einzelner Negativabdrücke ausgebildet,
welche, wie der Schnitt in F i g. 3 ferner veranschaulicht, mittels eines Bolzens
27a gegeneinander bewegbar miteinander verbunden sind. Durch die Bewegung von Kamera,
Lichtquelle oder auch Objekt wird ein bewegliches plastisches Bild dieser Puppe
erzeugt. In herkömmlicher Weise können Kopf 21 und Gliedmaßen 23 bis 26 bei der
Herstellung von Phasenaufnahmen bewegt werden.
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Auch ist es denkbar, nur einzelne Teile, z. B. den Kopf 21, in Form
eines Negativabdruckes auszubilden, während die übrigen positiv oder auch nur flächenhaft
ausgebildet sind.
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Mit den schematischen Darstellungen gemäß F i g. 5 und 6 wird schließlich
die Aufnahmetechnik veranschaulicht, die notwendig ist, um eine Volldrehung bzw.
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Teildrehung über einen größeren Winkel des Objektes vorzutäuschen.
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Durch die Relativbewegung von Kamera, Lichtquelle bzw. Objekt kann
in Folge der Schattenwanderung nur eine Drehung des Objektes über einen relativ
beschränkten Winkelbereich vorgetäuscht werden.
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Verwendet man für die Aufnahme Negativabdrucke desselben Objektes
aus verschiedenen Perspektiven, also z. B. in Vorderansicht gemäß Fig.Sa, erster
Seitenansicht gemäß Fig.Sb, Rückansicht gemäß Fig. 5c und zweiter Seitenansicht
gemäß F i g. 5d, filmt diese in der angegebenen Reihenfolge in erfindungsgemäßer
Weise und reiht die Aufnahmen aneinander, so reihen sich diese vier verschiedenen
Aufnahmen derart aneinander an, daß das Objekt aus der Position 30 über die Zwischenpositionen
31, 32 eine vollständige Drehung bis in die Position 33 ausführt. Bei dem jeweiligen
Aufnahmeabschnitt wandert beispielsweise die Lichtquelle 60 gegenüber Kamera 50
und dem Objekt 30 im Gegenuhrzeigersinn aus der links dargestellten Position in
die rechte.
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Sollen noch nahtlosere Übergänge im Bewegungsablauf vorgetäuscht
werden, so können noch Zwischenpositionen zwischen den Positionen 30 bis 33 vorgesehen
sein. Dies ist mit der Darstellung gemäß Fig.6 angedeutet, nach welcher die Negativabdrücke
eines menschlichen Kopfes in drei verschiedenen Positionen 40, 41 und 42 nach der
oben erläuterten Technik aufgenommen werden.
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Bei diesen Darstellungen sind die Negativabdrücke 30 bis 33 bzw.
40 bis 42 entgegen der tatsächlichen Anordnung bezüglich Kamera 50 und Lichtquelle
60 in einer um 90" gedrehten Ebene zeichnerisch dargestellt.
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Figurenlegende 10 Objekt 11 Negativabdruck 12 Fläche 13 Begrenzungsränder
zwischen Objekt 11 und Fläche 12 14 Ausnehmung innerhalb der Fläche 12 15 äußere
Begrenzungsränder der Fläche 12 20 Objekt
21 Negativabdruck des
Kopfes 22 Negativabdruck des Rumpfes 23-26 Negativabdrücke der Extremitäten 27a
Verbindungsbolzen 27b Drahtgestell 30-33 puppenförmige Objekte 40-42 Negativabdrücke
eines menschlichen Kopfes
in verschiedenen Positionen 50 Kamera 51 Aufnahmewinkel
60 Lichtquelle 61 Lichtkegel A -D Bewegungspfeile