DE3136430C2 - - Google Patents
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Description
Die Anwendung betrifft den im Anspruch 1 angegebenen
Orfvirus-Stamm D 1701. Die Ansprüche 2 bis 4 betreffen ein
Verfahren zur Herstellung von Orfvirus-Lebendimpfstoff und
der Anspruch 5 betrifft dessen Verwendung.
Orf-Infektionen (Ecthyma contagiosum, Postulardermatitis,
Lippengrind) sind bei den Schafen schon lange bekannt. Sie
sind unbiquitär in den Schafpopulationen verbreitet, führten
bisher in der Regel aber nur vereinzelt zu klinischen
Ausbrüchen. Erst durch den zunehmenden Trend zu intensiveren
Haltungsmethoden in der Schafzucht, wie z. B. Lämmermast
an der Lammbar, beobachtet man Seuchenausbrüche, die zu
schweren wirtschaftlichen Verlusten führen. Für die Ziegen
treffen die gleichen Kriterien zu. Da sie aber gegenüber
der Schafhaltung wirtschaftlich unbedeutend sind, wird im
folgenden nur von den Verhältnissen beim Schaf gesprochen.
Der Erreger gehört zur Familie Poxviridae, Genus Parapaxvirus,
Spezies Parapoxvirus ovis.
Die üblichen konservativen Behandlungsmethoden bleiben ohne
durchschlagenden Erfolg, da sie das Infektionsgeschehen in
den betroffenen Herden nicht verringern können. Auch die
Schutzimpfung mit den bisher bekannten Lebendimpfstoffen befriedigte
nicht. Hohe Restvirulenz des Impfvirus mit vermehrten
Impfkomplikationen (Impferkrankungen), kutaner Applikationsmodus,
zu später Impfstoffeinsatz, geringe Virusmenge
pro Impfdosis, fehlende Revaccinationen u.a.m. sind Gründe
für die schlechten Impfergebnisse.
Die Immunität gegen die Postulardermatitis, wie sie im Verlaufe
einer natürlichen Infektion erworben wird, ist sehr
labil und hält in der Regel nicht länger als 8 Monate. Sie
beruht im wesentlichen auf zellulären Immunitätsmechanismen.
Antikörper werden je nach Verlaufsform (klinisch inapparent,
Lokalkrankheit, zyklischgeneralisierte Allgemeinkrankheit)
sehr unterschiedlich gebildet. Häufig können im
Verlaufe eines natürlichen Infektionsgeschehens bei sehr
jungen Tieren weder neutralisierende noch komplementbindende
oder präzipitierende Antikörper nachgewiesen werden. Bei
erwachsenen Schafen findet man dagegen relativ häufig Antikörper,
da sich die Tiere im Verlauf ihres Lebens immer
wieder anstecken, was zu einem Booster mit entsprechender
Antikörperbildung führt. Die Antikörper werden von der Mutter
auf die Neugeborenen übertragen, schützen aber nicht immer.
Eine aktive Schutzimpfung gegen Ecthyma (Pustulardermatitis)
muß die vorstehend genannten Gegebenheiten berücksichtigen.
Die bisherigen Lebendimpfstoffe werden wegen ihrer Restvirulenz
cutan bzw. percutan angewendet. Sie besitzen bezüglich
Wirksamkeit den Nachteil, daß sie zwar zu einer guten
zellulären, aber nur geringen humoralen Immunität führen.
Rein technisch besteht zudem die Möglichkeit, daß nicht genügend
Impfvirus über die Skarifikation bzw. percutane
Impfung verabfolgt wird, was zu einer verminderten bzw.
ausbleibenden Immunitätsbildung führt. Bezüglich Unschädlichkeit
haben sie noch weit mehr Nachteile. Wegen ihrer
Restvirulenz sind sie für neugeborene Lämmer und nicht-immune
Kontakttiere durch Auslösung von Impferkrankungen gefährlich.
Die cutane bzw. percutane Verabreichung führt zu
lokalen Pustelbildungen, die in mehrerlei Hinsicht bedenklich
sind. Die Impflinge können sich über die lokalen Impfreaktionen
sekundär mit Bakterien und anderen Infektionserregern
infizieren. Bei säugenden Mutterschafen kann es zu
einer Infektion des Euters und damit zur Infektion der Lämmer
kommen. Wird anstelle der Innenschenkel die Unterseite
des Schwanzansatzes als Applikationsort verwendet, ist eine
Selbstinfektion der Vulva möglich. Die größte Gefahr besteht
jedoch für die Umgebung über die Verbreitung des
Impfvirus durch Kontakt empfänglicher Schafe mit den Impfpusteln
und abfallenden Impfborken und -krusten. Nicht geimpfte
Schafe, besonders wenn sie sich gerade im Stadium
einer Immunsuppression befinden, können dadurch schwer erkranken.
Cutan geimpfte Tiere dürfen bis zum Abfall der
Impfkrusten deshalb nicht in den Markt gebracht werden.
Mutterschafe sind nur dann impffähig, wenn die Impfung spätestens
6 bis 8 Wochen vor der Lammzeit durchgeführt wird.
Letztlich sind die cutanen Lebendimpfstoffe wegen ihrer
Restvirulenz auch für den Menschen gefährlich. Aus all diesen
Gründen sind die bisherigen Orfvirus-Cutan-Lebendimpfstoffe
in der Regel nur als Notimpfung eingesetzt worden.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen
attenuierten und durch Klonselektion gereinigten Orf-Virusstamm
zu schaffen, der sich aufgrund seiner fehlenden Pathogenität
und seiner guten Immunogenität zur Herstellung eines
Lebendimpfstoffes eignet, der Schafen und Ziegen parenteral
gegeben wird, dennoch keine Nebenwirkungen zeigt und zugleich
eine signifikante Senkung der Mortalität bei Schafen
und Lämmern induziert. Diese Aufgaben werden gemäß den Patentansprüchen
gelöst.
Der erfindungsgemäße Orfvirus-Lebendimpfstoff besitzt die
oben genannten Nachteile nicht. Die parenterale Verabreichung
gewährleistet, daß jeder Impfling die für eine Immunisierung
notwendige Impfdosis tatsächlich erhält. Großflächige
Hautläsionen mit Gefahr einer bakteriellen Kontamination
entstehen ebenso wenig wie Kontaktinfektionen neugeborener
Lämmer oder Selbstinfektionen der Vulva. Eine über
abfallende Pusteln und Krusten mögliche Verbreitung des
Impfvirus mit Gefährdung empfänglicher Tiere und Menschen
unterbleibt. Der Impfvorgang ist durch die parenterale
Applikation gegenüber der kutanen einfach und nicht zeitaufwendig.
Neben diesen Gegebenheiten ist der dem Orfvirus-Lebendimpfstoff
zugrunde liegende Impfstamm avirulent und ohne
Kontagiosität. Neugeborene, empfängliche Lämmer erkrankten
auch bei überhöhter Impfdosis nicht und stecken gleichaltrige
Tiere per Kontakt nicht an. Trächtige Tiere überstehen
die Impfung komplikationslos, die Neugeborenen bleiben
reaktionsfrei. Aus all diesen Gründen eignet sich der
Orfvirus-Lebendimpfstoff der Erfindung nicht nur zur Notimpfung,
er kann auch gefahrlos prophylaktisch sowohl zum
Schutz empfänglicher, gefährdeter Herden wie bei Lämmern
an der Lammbar eingesetzt werden.
Bezüglich Wirksamkeit ist dieser Orfvirus-Lebendimpfstoff
den bisherigen Orfvirus-Cutan-Impfstoffen ebenfalls überlegen.
Er induziert eine systemische Immunität, die sowohl
zellulär wie humoral ausgebildet wird. Eine Boosterimpfung
ist in kurzem Abstand möglich und erhöht die Wirksamkeit, besonders
bezüglich Ausbildung humoraler Immunitätsmechanismen.
Ein weiterer Vorteil des Lebendimpfstoffes liegt darin, daß
bereits 2 bis 3 Tage alte Lämmer aktiv durch eine zweimalige
Impfung im Abstand von 10 bis 14 Tagen immunisiert werden
können. Bei Impflingen mit einer natürlich erworbenen aktiven
Immunität wirkt die Schutzimpfung als Booster. Bei Lämmern
mit einer passiv erworbenen, maternalen Immunität ist
sie indifferent.
Besonders charakterisiert ist der neue Orfvirus-Lebendimpfstoff
durch die Eigenschaften des Orfvirus-Impfstammes
D 1701. Er unterscheidet sich von den bisher bekannten, in
Orf-Lebendimpfstoffen enthaltenen Impfviren.
- 1. durch die Art seiner Gewinnung als Virusausgangsmaterial über eine Selektion in Zellkulturen aus Organen oder Geweben von Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise in sekundären Nierenkulturen von Schafembryonen, aus dem Pustelmaterial eines an generalisierter Pustulardermatitis erkrankten Lammes, das gleichzeitig mit Adenovirus mischinfiziert war;
- 2. durch die Art seiner Attenuierung in Zellkulturen aus Organen oder Geweben von Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise in sekundären Nierenkulturen aus Schafembryonen mittels kontinuierlicher Passagen (Endverdünnungsmethode), die zu einem Virulenzverlust des Orfvirus für Lämmer und Schafe unter Erhalt der immunisierenden Eigenschaften führte;
- 3. durch die Fähigkeit, sich auch in heterologen Zellkulturen, vorzugsweise in sekundären Zellkulturen aus Ringerembryolungen (heterologes Zellsystem) zu vermehren, wodurch für die Impfstoffherstellung ein heterologes Zellsystem verwendet werden kann, das eine endogene Kontamination des Impfstoffes bei der Produktion mit Schafviren und Chlamydien des Schafes verhindert;
- 4. durch seine hohe Vermehrungsintensität in sekundären fötalen Ringerlungenkulturen mit Titern bis 108,0 KID₅₀/ml, die eine wirtschaftliche Produktion des Impfstoffes ermöglicht;
- 5. durch seine Stabilität während und nach der Lyophilisierung bei Temperaturen unter +4°C über 3 Jahre;
- 6. durch seine guten immunisierenden Eigenschaften nach parenteraler Applikation bei Lämmern und Schafen;
- 7. durch seine Unschädlichkeit für neugeborene Lämmer und trächtige Schafe nach parenteraler Applikation;
- 8. durch seine fehlende Kontagiosität.
Die Gewinnung des neuen Orfvirus-Impfstammes unterteilt sich
in 3 Stufen, wobei in der 1. Stufe die Abtrennung von evtl.
vorhandenen anderen Virusarten erfolgt. In der 2. Stufe erfolgt
die Vermehrung des neu gewonnenen Virusmaterials und
dessen erste Klonselektion zur Gewinnung eines genetisch
einheitlichen Virusmaterials. In der 3. Stufe wird dieses
genetisch einheitliche Virusmaterial einer weiteren Attenuierung
und einer nachfolgenden 2. Klonselektion unterzogen.
Der neue Orfvirus-Impfstamm kann in der Praxis unter folgenden
Bedingungen gewonnen werden:
1. Stufe:
Als Ausgangsmaterial dient Gewebematerial, z. B. Pustelmaterial aus dem Maulbereich eines neugeborenen oder einige Wochen, vorzugsweise 2 Wochen alten Lammes, das an einer schweren, generalisierten Pustulardermatitis erkrankt oder gestorben ist. Das Gewebematerial wird in an sich bekannter Weise zur Gewinnung einer detritusfreien Suspension aufgearbeitet (Zerkleinern durch verschiedene Methoden, Aufnehmen in Antibiotika-haltiger, gepufferter Salzlösung, Abzentrifugieren, Verwendung des Überstandes). Die erhaltene zellfreie Suspension wird auf Zellkulturen aus Organen oder Geweben von Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise sekundären Nierenkulturen von Lammembryonen verimpft. Durch mindestens 4, vorzugsweise 7 Passagen in derartigen Zellkulturen, werden gleichzeitig vorhandene Adenoviren oder andere Virusarten entfernt. Die Passagen werden bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, durchgeführt.
Als Ausgangsmaterial dient Gewebematerial, z. B. Pustelmaterial aus dem Maulbereich eines neugeborenen oder einige Wochen, vorzugsweise 2 Wochen alten Lammes, das an einer schweren, generalisierten Pustulardermatitis erkrankt oder gestorben ist. Das Gewebematerial wird in an sich bekannter Weise zur Gewinnung einer detritusfreien Suspension aufgearbeitet (Zerkleinern durch verschiedene Methoden, Aufnehmen in Antibiotika-haltiger, gepufferter Salzlösung, Abzentrifugieren, Verwendung des Überstandes). Die erhaltene zellfreie Suspension wird auf Zellkulturen aus Organen oder Geweben von Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise sekundären Nierenkulturen von Lammembryonen verimpft. Durch mindestens 4, vorzugsweise 7 Passagen in derartigen Zellkulturen, werden gleichzeitig vorhandene Adenoviren oder andere Virusarten entfernt. Die Passagen werden bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, durchgeführt.
2. Stufe:
In der Vermehrungsstufe werden ebenfalls Passagen in Zellkulturen von Organen oder Geweben aus Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise in sekundären Nierenkulturen von Lammembryonen bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, durchgeführt. Das Virusmaterial der 16. Passage wird in an sich bekannter Weise über 3 Plaque-Passagen einer Klonsektion unterzogen. Das dabei gewonnene, genetisch einheitliche Orfvirus- Material wird für die 3. Stufe verwendet.
In der Vermehrungsstufe werden ebenfalls Passagen in Zellkulturen von Organen oder Geweben aus Wiederkäuerembryonen, vorzugsweise in sekundären Nierenkulturen von Lammembryonen bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, durchgeführt. Das Virusmaterial der 16. Passage wird in an sich bekannter Weise über 3 Plaque-Passagen einer Klonsektion unterzogen. Das dabei gewonnene, genetisch einheitliche Orfvirus- Material wird für die 3. Stufe verwendet.
3. Stufe:
In der Attenuierungsstufe wird das nunmehr genetisch einheitliche Virusmaterial durch mindestens weitere 80, vorzugsweise mindestens 120 Passagen bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, in den in Stufe 2 genannten Zellkulturen attenuiert. Dabei werden nach jeder Passage lichtmikroskopische und elektronenoptische Untersuchungen der Virusernten eingeschaltet. Außerdem wird nach jeder Passage der Infektiositätstiter in Zellkulturen geprüft. Untaugliches Passagematerial wird vernichtet.
In der Attenuierungsstufe wird das nunmehr genetisch einheitliche Virusmaterial durch mindestens weitere 80, vorzugsweise mindestens 120 Passagen bei 33° bis 39°C, vorzugsweise 37°C, in den in Stufe 2 genannten Zellkulturen attenuiert. Dabei werden nach jeder Passage lichtmikroskopische und elektronenoptische Untersuchungen der Virusernten eingeschaltet. Außerdem wird nach jeder Passage der Infektiositätstiter in Zellkulturen geprüft. Untaugliches Passagematerial wird vernichtet.
Für den Nachweis der Wirksamkeit und Unschädlichkeit werden
jeweils 2 Lämmer im Alter von 1 bis 2 Tagen aus einer Orfvirusfreien
Zucht (serologisch negativ) subcutan mit 1 ml
vermehrungsfähigem Orfvirus der betreffenden Passage (2 × 10⁷
KID₅₀/ml) geimpft und 21 Tage mit gleichalten, nicht geimpften
Lämmern gleicher Abstammung gehalten. Erkranken die
Tiere in diesem Zeitraum nicht, werden sie anschließend für
den cutanen Wirksamkeitstest verwendet. Hierfür werden die Lämmer
mit 10⁶KID₅₀/ml virulentem Orfvirus der 16. Passage percutan
nach der Skarifikationsmethode nach Herzberg (vgl. A.
Mayr, P.A. Bachmann, B. Bibrack und G. Wittmann: Virologische
Arbeitsmethoden, Gustav Fischer Verlag, 1974, Band 1, Seite
599) an der Schenkelinnenfläche testinfiziert. Ein belastbarer
Immunschutz besteht dann, wenn es innerhalb von 21 Tagen
nach der Testinfektion an den Skarifikationsstellen weder
zu einer infiltrativen, länger anhaltenden Rötung mit Quaddelbildung,
noch zu einer Papel- oder Pustelbildung kommt.
Die Tiere dürfen auch keine Störung des Allgemeinbefindens
zeigen. Als Kontrollen werden jeweils einige gleichalte,
nicht geimpfte Lämmer, testinfiziert.
Die Prüfung der Wirksamkeit und Unschädlichkeit des Passagematerials
wird in regelmäßigen Abständen, d. h. nach jeweils
20 bis 30 Passagen, durchgeführt.
Aufgrund der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen der 120.
Zellkulturpassage in embryonalen Lammnierenkulturen werden
noch weitere 15 Passagen zur Sicherheit durchgeführt. Die
Virusernte der 135. Passage wird zur Herstellung des Orf-
Impfvirusstammes verwendet. Hierfür wird die Virusernte in
an sich bekannter Weise über 3 Klonisierungs-Passagen mittels
Plaquetechnik genetisch gereinigt und anschließend in
embryonalen Lammnierenkulturen vermehrt. Für die Verwendung
zur Impfstoffherstellung wird dieses genetisch einheitliche
Virusmaterial über mindestens einer, vorzugsweise 1 bis 2
Passagen, auf embryonale Ringerlungenkulturen adaptiert.
Die Original-Plaque nach der 3. Klonselektion der 135. Passage,
d. h. der Orf-Impfvirusstamm, wird mit D 1701 bezeichnet.
Eine Probe dieses Stammes ist bei der Bayerischen Landesimpfanstalt,
Am Neudeck 1, 8000 München 95, unter der
Nummer D 1701 am 2. September 1981 hinterlegt worden.
Der neue Orfvirus-Lebendimpfstoff kann nach den üblichen
Methoden aus dem Original-Plaque D 1701, d. h. dem Orf-Impfvirusstamm,
hergestellt werden, z. B. in primären oder sekundären
Zellkulturen oder in permanenten Zellinien aus Warmblütergeweben,
unter Einschaltung der üblichen Kontrollen auf
bakterielle, virale oder Pilz-Kontaminationen und unter Beachtung
der bekannten Grundsätze und Anforderungen für die
Herstellung von Impfstoffen.
Der erfindungsgemäße neue Impfstoff kann durch Vermehrung
des Orf-Impfvirusstammes D 1701 in Zellkulturen von Vögeln
oder Säugern, die empfänglich für das Orfvirus sind, vorzugsweise
in primären, sekundären oder permanenten Zellkulturen
aus Organen oder Geweben von Wiederkäuerembryonen,
insbesondere in sekundären Nierenkulturen von Lammembryonen,
durch Bebrütung bei 33° bis 39°C, vorzugsweise bei 37°C,
hergestellt werden. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
werden zur Impfvirusvermehrung sekundäre Lungenzellkulturen
aus Ringerembryonen verwendet, da diese leichter
zu beschaffen sind und zusätzlich eine höhere Zellausbeute
garantieren. Auch die Verwendung dieser Zellkulturen
als Suspensionskulturen oder Microcarrier-Kulturen ist
möglich.
In der besonders bevorzugten Ausführungsform werden für
die Herstellung des Orfvirus-Lebendimpfstoffes sekundäre
Zellkulturen aus Lungen von Rinderembryonen benutzt. Deren
Herstellung erfolgt nach der üblichen Trypsininisierungstechnik
in Industrieflaschen bei stationärer Bebrütung.
Das Zellsediment der Anzuchtpassage wird bakteriologisch
und mykologisch nach den internationalen Vorschriften
auf Kontaminationen untersucht. Die Beobachtungszeit
der flüssigen und festen Nährböden (aerob und anaerob) beträgt
14 Tage bei +37°C und Raumtemperatur (20° bis 24°C).
Das Anzuchtmedium besteht vorzugsweise aus Eagle-Earle′scher
Lösung + 10% Lactalbumin + 10% fötales Rinderserum
+ Antibiotika; beim Erhaltungsmedium beträgt der prozentuale
Anteil des Lactalbumin 5% und des fötalen Rinderserums
2%.
Für die Animpfung der sekundären fötalen Rinderlungenkulturen
wird jeweils frisches Saatvirus des Orfvirus-Stammes
D 1701 (d. h. plaquegereinigtes Virus) verwendet, das zwecks
Adaptierung zuvor jeweils 1 bis 2 Passagen in sekundären
Lungenkulturen aus Rinderembryonen durchläuft. Die Animpfdosis
beträgt 4 × 107,5 KID₅₀.
Die virusinfizierten Zellen werden 3 bis 10 Tage, vorzugsweise
4 Tage, bis zur Ausbildung eines optimalen cytopathischen
Effektes, bei 33° bis 39°C, vorzugsweise bei 37°C,
bebrütet. Anschließend werden die Zellkulturen in toto
bei -20° bis -70°C oder bei tieferen Temperaturen eingefroren.
Bis zum Abschluß der bakteriologischen, virologischen
und mykologischen Untersuchungen und der Kontrollen
der nicht beimpften Zellkulturen verbleiben die Virusernten
bei dieser Temperatur. Wenn alle Kontrollen den Sicherheitsvorschriften
entsprechen, werden die Virusernten aufgetaut.
Dadurch werden noch intakte Zellen zerstört und damit zellgebundenes
Virus freigesetzt, wodurch sich der Virustiter
erhöht. Unter sterilen Bedingungen werden danach die Zellen
und der Zelldetritus mittels Filtration oder Zentrifugation,
bevorzugt durch Zentrifugieren mit 300 g entfernt. Dem
Filtrat bzw. dem Überstand werden Stabilisatoren, vorzugsweise
je 2,5% Molico (Magermilchpulver) und 2,5% Pepton
zugefügt.
Es können natürlich auch andere Methoden zum Aufschluß der
Zellen, z. B. Ultraschall, sowie andere, für das Orfvirus geeignete
Stabilisatoren, verwendet werden.
Abschließend werden die Virussuspensionen auf einen pH-Wert
von 7,4 eingestellt, portioniert, z. B. in Mengen von 4 ml,
und lyophilisiert. Der lyophilisierte Orf-Lebendimpfstoff
ist bei einer Lagerung bei +4°C oder niedrigeren Temperaturen
mindestens 3 Jahre stabil. Der Infektionstiter
des Lyophilisates bleibt unter diesen Bedingungen in einem
Zeitraum von 3 Jahren unverändert.
Die Beispiele erläutern die Erfindung.
Als Ausgangsmaterial dient Pustelmaterial aus dem Maulbereich
eines etwa zwei Wochen alten Lammes, das an einer
schweren, generalisierten Pustulardermatitis (Ecthyma) erkrankt
war. Das Pustelmaterial wird nach entsprechender Aufarbeitung
(Aufschluß, Gewinnung des detritusfreien Überstandes)
elektronenoptisch (Abklatschpräparat) untersucht und
gleichzeitig auf Sekundärkulturen (übliche Trypsinierungstechnik)
verschiedener Organe und Gewebe von Lammembryonen,
vorzugsweise auf Sekundärkulturen aus Haut, Niere und Hoden
von Schafembryonen verimpft. Das Anzuchtmedium für alle
drei Zellkulturarten besteht aus Earle′scher Lösung mit
10% Lactalbumin (LA), 10% fötalem Rinderserum (FRS) und
einem üblichen Antibiotikazusatz. Beim Erhaltungsmedium
(Virusmedium) wird der prozentuale Anteil des Lactalbumins
auf 5% und des fötalen Rinderserums auf 2% gesenkt.
Nach Auftreten eines klaren cytopathischen Effektes (cpE)
bzw. nach 3 bis 5 Tagen werden die beimpften Kulturen für
die Virusernte bei -20°C eingefroren, wieder aufgetaut und
auf neue Zellkulturen der gleichen Art verimpft (0,1 ml pro
Röhrchen). Jede Virusernte wird außerdem bakteriologisch sowie
virologisch, lichtmikroskopisch und elektronenoptisch
auf das Vorhandensein von Plasmaeinschlüssen bzw. typischen
Viruspartikeln untersucht.
Von jeder Passage wird außerdem der Infektiositätstiter in
der Zellkultur, die für die Passage verwendet wurde, festgestellt.
In der 16. Passage beträgt der Infektiositätstiter
106,75 KID₅₀/ml gegenüber einem Titer von 104,5 KID₅₀/ml
in der 2. Passage. Wenn zu diesem Zeitpunkt auch eine
gleichzeitig bei der Anzucht vorhanden gewesene, andere
Virusart nicht mehr nachweisbar ist, wird mit der Virusernte
der 16. Passage eine Klonselektion über 3 Plaque-Passagen
durchgeführt.
Für die Plaquereinigung können Schälchen-(Animpfung) und
Röhrchenkulturen (Vermehrung des Plaquevirus) verwendet werden.
Die Plaqueschälchen werden nach der bekannten Methode mit
Nierenzellen aus Schafembryonen (1. Subkultur) angelegt.
Verimpft werden Virusverdünnungen (10-4 bis 10-6) auf jeweils
3 Schälchen (0,2 ml pro Schälchen). Die Adsorptionszeit
beträgt 2 Stunden. Danach wird mit 3 ml 2prozentigem
Difco-Agar + doppeltem Eagle-Earle mit 10% fötalem Rinderserum
(Mischungsverhältnis 1 : 1) überschichtet. Aus den
Verdünnungen 10-4, 10-5 und 10-6 werden nach einer Bebrütungszeit
von 4 bis 5 Tagen bei 37°C im CO₂-Brutschrank Plaques
gestochen und auf Röhrchen-Kulturen überimpft (2. Subkultur
mit Anzuchtmedium Earle′scher Lösung +2% FRS +5% LA).
Dies ergibt die 1. Plaquereinigungspassage. In gleicher Weise
wird eine 2. und 3. Plaquereinigung vorgenommen, wobei
das in den Röhrchen angezüchtete Virus jeweils wieder auf
Plaqueschälchen ausgesät wird.
Das Virusmaterial der 3. Plaquereinigung wird dann in sekundären
Nierenzellkulturen aus Schafembryonen vermehrt, gereinigt
und bakteriologisch sowie virologisch (Elektronenmikroskop,
Serologie) nochmals überprüft.
Anschließend wird das so gewonnene Virusmaterial auf Unschädlichkeit
und Immunogenität im Tierversuch an 2 seronegativen,
1 bis 2 Tage alten Lämmern geprüft. Sie werden subcutan
mit 1 ml Virusmaterial (2 × 107,0 KID₅₀/ml) geimpft
und 21 Tage zusammen mit 2 gleichalten, nicht geimpften Lämmern
gleicher Abstammung beobachtet.
Die Impfungen erfolgen an der haarlosen Stelle hinter dem
Ellbogen oder kaudal des Schulterblattes. Täglich werden
Temperatur, Blutbild, Futteraufnahme und Gewichtszunahme
kontrolliert. Außerdem werden die Tiere hinsichtlich lokaler
Reaktionen und des Allgemeinbefindens (Freßlust, Allergie
usw.) beobachtet.
Die testinfizierten Lämmer sowie nach einigen Tagen Verzögerung
auch die Kontrolltiere erkranken an einer typischen
Orfinfektion. Dieser Befund zeigt, daß das Orfvirusmaterial
durch die vorangegangenen Passagen und Reinigungsstufen
noch nichts an seiner Pathogenität eingebüßt hat. Das genetisch
einheitliche Virusmaterial dient deshalb als Ausgangsmaterial
für alle weiteren Manipulationen.
Pustelmaterial von akut an Orf erkrankten, neugeborenen Lämmern
wird in der in Beispiel 1 beschriebenen Weise angezüchtet,
über 16 Passagen in embryonalen Lammnierenkulturen
vermehrt und über Klonselektion gereinigt. Das Virusmaterial
der 3. Plaqueeinrichtung wird als Ausgangsmaterial für
weitere 80 Kulturpassagen in embryonalen Lammnierenkulturen
verwendet. Dabei werden die in Beispiel 1 beschriebenen Kontrolluntersuchungen
bezüglich Reinheit, Unschädlichkeit und
Wirksamkeit durchgeführt.
Die 96. Passage in embryonalen Lammnierenzellkulturen besitzt
einen Infektiositätstiter von 107,5KID₅₀/ml.
Die in der in Beispiel 1 beschriebene Weise mit dem Virusmaterial
der 96. Passage infizierten Lämmer erkranken typisch
an einer Orfinfektion. Die klinischen Symptome treten
allerdings 1 bis 2 Tage später auf und sind nur noch abortiv.
Das Virusmaterial aus Beispiel 2 (96. Kulturpassage) wird
über weitere 24 Passagen in embryonalen Lammnierenzellen vermehrt.
Bei der routinemäßigen Überprüfung der Virusernte
der 120. Kulturpassage wird im Tierversuch festgestellt,
daß die infizierten Lämmer sowie die Kontaktlämmer nicht
erkranken. Daraufhin werden weitere 15 Passagen als zusätzliche
Sicherheit durchgeführt.
Die Virusernte der 135. Passage wird in der in Beispiel 1 beschriebenen
Weise 3mal mittels Plaquetechnik nach der Endverdünnungsmethode
gereinigt, um ein genetisch einheitliches
Virusmaterial zu erhalten.
Das Virusmaterial aus der 3. Plaquereinigung wird dann in
sekundären Nierenzellkulturen aus Schafembryonen vermehrt, gereinigt
und bakteriologisch und virologisch (Elektronenmikroskop,
Serologie) nochmals überprüft. Insgesamt werden auf
diese Weise 2 Liter Saatvirusmaterial hergestellt, die nach
Abschluß der Kontrollen portioniert (à 4 ml), ohne Zusatz
lyophilisiert und bei 80°C gelagert werden. Dieses Material
dient als Saatvirus für die Herstellung des Orfvirus-Lebendimpfstoffes.
Vor der Lyophilisierung hat das Saatvirus einen
Virustiter von 108,5 KID₅₀/ml und nach der Lyophilisierung
einen solchen von 107,5 KID₅₀/ml.
Für die Herstellung des Orfvirus-Lebendimpfstoffes aus dem
durch Plaquereinigung erhaltenen Orfvirus-Impfstamm können
sekundäre Zellkulturen aus Lungen von Rinderembryonen benutzt
werden, deren Herstellung nach den üblichen Methoden
erfolgt. Das Zellsediment der Anzuchtpassagen wird dabei jeweils
bakteriologisch und mykologisch nach den internationalen
Vorschriften auf Kontaminationen untersucht. Das Anzuchtmedium
der Zellkulturen besteht aus Eagle-Earle′scher
Lösung +10% Lactalbumin + 10% fötales Rinderserum sowie
der üblichen Antibiotikazugabe. Beim Erhaltungsmedium ist
der prozentuale Anteil des Lactalbumin auf 5% und der des
fötalen Rinderserums auf 2% gesenkt. Die Zellkulturen werden
in Industrieflaschen stationär bebrütet. Für die Animpfung
der sekundären fötalen Rinderlungenkulturen wird
jeweils frisches Saatvirus des Orfstammes D 1701 (plaquegereinigtes
Virus) verwendet, das zuvor über 1 bis 2 Passagen
in sekundären Ringerlungenzellkulturen adaptiert worden
ist. Die Animpfdosis beträgt etwa 4 × 107,5 KID₅₀/ml in 4 ml.
Die infizierten Zellkulturen werden 4 Tage, d. h. bis zur Ausbildung
eines optimalen cpE, bei 37°C bebrütet. Anschließend
werden die Zellkulturen in toto bei -20°C eingefroren, wieder
aufgetaut, gepoolt und für die erforderlichen Kontrolluntersuchungen
Proben entnommen. Danach lagert das Virusmaterial
bis zum Abschluß der Kontrolluntersuchungen bzw. bis zur Weiterverarbeitung
bei -70°C. Entsprechen alle Kontrollen den
Sicherheitsvorschriften, wird die Virusernte aufgetaut und
unter sterilen Bedingungen noch vorhandene Zellen und der
Zelldetritus niedertourig abzentrifugiert. Dem Überstand wird
2,5% Molico (Magermilchpulver) und 2,5% Pepton zugefügt
und der pH-Wert auf 7,4 eingestellt.
Der so verbreitete Impfstoff wird portioniert und lyophilisiert.
Der Virustiter eines derartigen lyophilisierten
Impfstoffes kann je nach Charge zwischen 106,5 bis 108,5
KID₅₀/ml schwanken. Für die Impfungen wird das Lyophilisat
mit sterilem Aqua dest. aufgelöst. Die Impfdosis pro Tier
beträgt 1 ml subcutan.
Der Infektiositätstiter des erfindungsgemäßen, lyophilisierten
Orf-Lebendimpfstoffes ist bei einer Lagerung bei +4°C
oder bei niedrigeren Temperaturen über mindestens 3 Jahre
stabil. Entsprechende Lagerungsversuche mit 4 verschiedenen
Impfstoffchargen über 1, 2 bzw. 3 Jahre zeigten, daß der Infektiositätstiter
bei geeigneter Lagerung bis zum 1020. Tag
keinerlei Einbußen erleidet.
Um die Verwendungsmöglichkeit und die Wirksamkeit des vermehrungsfähigen
Orf-Impfstoffes der Erfindung zu zeigen, sind
einige Beispiele von prophylaktischen und postinfektionellen
Impfversuchen im folgenden zusammengestellt:
Die Tiere werden mit 2 × 10⁷ KID₅₀/ml in 1 ml subcutan geimpft.
Vor der Impfung sowie nach 2, 6 und 12 Wochen werden
Blutproben entnommen. Die Antikörperbildung wird nach den
bekannten Verfahren mittels Serumneutralisationstest in Röhrchen-
Sekundär-Kulturen aus embryonalen Rinderlungen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle I zusammengefaßt.
Von 9 seronegativen, 2 bis 4 Wochen alten Lämmern, hatten
2 Wochen nach der Schutzimpfung 5 Tiere Serum-Titer von
1 : 8 bis 1 : 128, nach 3 Monaten reagierten 8 Tiere positiv.
Lamm Nr. 5 blieb immer negativ.
Von den 10 seronegativen zusammengestallten, neugeborenen
Lämmern (1 bis 2 Tage alt) wurden 3 Tiere mit 2 × 107,0
KID₅₀/ml subcutan geimpft. 7 Tiere blieben als Kontrollen
ungeimpft. 21 Tage später wurden Impflinge und Kontrollen
mit 10⁶ KID₅₀ virulentem Orfvirus (16. Passage) percutan
nach der Skarifikationsmethode Herzberg an der Schenkelinnenfläche
(0,1 ml) testinfiziert.
Die 3 seronegativen, im Alter von 1 bis 2 Tagen schutzgeimpften
Lämmer reagierten in dem nach 21 Tagen durchgeführten
cutanen Challenge-Test lokal nicht. An den Skarifikationsstellen
kam es weder zu einer infiltrativen, länger anhaltenden
Rötung mit Quaddelbildung noch zu einer Papel-
oder Pustelbildung. Das Allgemeinbefinden der Tiere war in
einem Beobachtungszeitraum von 14 Tagen nicht gestört. Die
7 seronegativen Kontrolltiere aus dem gleichen Orfvirusfreien
Bestand, die 21 Tage im gleichen Raum mit den 3 Impflingen
gehalten wurden, reagierten auf die gleichzeitig mit
den Impflingen durchgeführten cutanen Belastungsinfektionen
durchwegs positiv. Nach 2 bis 3 Tagen kam es bei ihnen an
den Skarifikationsstellen zu einer Rötung mit Quaddelbildung
und nachfolgender Entwicklung von typischen Bläschen bzw. Pusteln.
Während dieser Zeit war das Allgemeinbefinden der Tiere
leicht gestört (verminderte Futteraufnahme, 1 bis 2 Tage
geringgradige Temperaturerhöhung). Zu einer Allgemeinkrankheit
kam es nicht. Die Bläschen und Pusteln trockneten nach
4 bis 5 Tagen ein und verschorften. Nach 10 bis 14 Tagen
waren die Tiere wieder gesund.
Die klinisch kontrollierbare Wirksamkeit ließ sich unter
Praxisbedingungen bei den Notimpfungen untersuchen. Eine
besondere Gruppe bildeten dabei die in den ersten Lebenstagen
geimpften Lämmer an der Mutter. Bei diesen Impfungen
wurden als Kriterium der Wirksamkeit die Morbiditäts- und
Mortalitätsraten in einem vergleichsweisen Zeitraum vor und
nach der Impfung ein und derselben Herde bzw. Mastperiode
herangezogen. Die Ergebnisse sind in Tabelle II zusammengefaßt.
In 4 Herden, für die vergleichbare Morbiditäts- und Mortalitätszahlen
der vorangegangenen Perioden verfügbar waren,
konnte die Wirksamkeit einer Notimpfung statistisch erfaßt
werden. Es handelte sich insgesamt um 1106 Lämmer. In allen
4 Herden führte die Notimpfung zu einer drastischen Senkung
sowohl der Morbidität als auch der Mortalität. Bei den Lämmern
an der Mutter sank die Morbidität von vorher 50 bis
100% auf 0 bis 21% und die Mortalität von vorher 0 bis
20,5% auf 0-0,7%. Bei Lämmern, die trotz Impfung erkrankten,
verlief die Krankheit mild bis abortiv. An Lippen und
Maulschleimhaut entwickelten sich wenige Bläschen ohne Störung
des Allgemeinbefindens. Die Bläschen trockneten rasch
ein und die Futteraufnahme war nicht gestört.
Die zur Mast an der Lammbar aufgestallten, einige Tage alten
Lämmer, erkranken bei der enzootischen Verseuchung unserer
Schafbestände mit Orfvirus in Problembetrieben fast regelmäßig
an Pustulardermatitis mit relativ hohen Verlustquoten.
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Durchseuchte Mütter übertragen
auf die Neugeborenen nur gelegentlich eine belastbare,
passive Immunität, die Neugeborenen infizieren sich sofort,
die Fähigkeit zu einer aktiven Immunitätsbildung ist bei
ihnen noch nicht voll entwickelt und die Gegebenheiten der
Lammbar führen zunächst zu einem starken Streß mit immunsuppressiven
Folgen. Eine aktive Schutzimpfung der zur Lammbar
aufgestallten Tiere gegen Ecthyma ist deshalb von Anfang
an problematisch.
Die aktive Immunisierung wurde mit einer zweimaligen Impfung
versucht:
1. Impfung bei der Aufstallung (2 bis 3 Tage alte Lämmer),
2. Impfung nach 10 bis 14 Tagen. Die Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengefaßt.
1. Impfung bei der Aufstallung (2 bis 3 Tage alte Lämmer),
2. Impfung nach 10 bis 14 Tagen. Die Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengefaßt.
Der Erfolg der Schutzimpfung war zwar überraschend, aber
hinsichtlich der Morbidität nicht befriedigend, denn die
Morbiditätsraten ließen sich nur geringgradig senken. Der
Krankheitsverlauf war jedoch durchwegs milder und die Milchaufnahme
wurde demzufolge nicht unterbrochen. Es kam zu keinen
nennenswerten Gewichtsverlusten und der Entwicklungsrückstand
war nur geringfügig. Die schweren Verlaufsformen mit
Todesfolge konnten durch die Schutzimpfung dagegen drastisch
reduziert werden. In dem Problembetrieb "A" sank die Mortalität
von 7,7 auf 0 und in dem Problembetrieb "B" von 66%
auf 3,2%.
Für den erfindungsgemäßen Orfvirus-Lebendimpfstoff werden
folgende Impfprogramme empfohlen:
- 1. Prophylaktische Impfungen
- a) Alle Tiere, die älter als 3 Monate sind, werden unabhängig vom Trächtigkeitsstadium einmal subcutan geimpft.
- b) Schafe unter 3 Monaten werden zweimal im Abstand von 4 bis 6 Wochen subcutan geimpft.
- c) Je nach Seuchenlage werden die Schutzimpfungen halbjährlich bis jährlich wiederholt.
- 2. Notimpfungen
- a) Alle noch nicht erkrankten Tiere werden sofort wie bei den prophylaktischen Schutzimpfungen subcutan geimpft.
- b) Neugeborene Lämmer werden am 1. oder 2. Lebenstag erstmals subcutan geimpft, nach 10 bis 14 Tagen und 3 Monaten werden sie revacciniert.
Die Impfdosis kann unabhängig vom Alter 1 ml, entsprechend
106,5 bis 107,5 KID₅₀ Orf-Lebendimpfstoff, betragen. Der
Impfstoff wird subcutan verabreicht.
Für den Erfolg der Schutzimpfung, gleichgültig, ob es sich
um die Prophylaxe oder Notimpfung handelt, ist wichtig, daß
wirklich alle Tiere in das Impfprogramm einbezogen werden.
Wird bei den prophylaktischen Schutzimpfungen die Impfimmunität
der Herde durch jährliche Revaccinationen aufrechterhalten,
so verstärkt sie sich. Hiervon profitieren vor allem
die Neugeborenen, einmal über einen besseren Immuntransfer
von der Mutter auf das Neugeborene und zum anderen durch den
immer geringer werdenden Infektionsdruck. In gut immunisierten
Herden kann sich das Feldvirus nicht mehr vermehren.
Hierdurch werden auch die indirekten Schäden einer Orf-Infektion
bei den Tieren vermieden (z. B. höhere Anfälligkeit
für Mischinfektionen oder Moderhinke).
Claims (5)
1. Orfvirus-Stamm D 1701, hinterlegt bei der Bayerischen
Landesimpfanstalt, München.
2. Verfahren zur Herstellung von Orfvirus-Lebendimpfstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß man den Orfvirus-Stamm D 1701 gemäß Anspruch 1,
hinterlegt bei der Bayerischen Landesimpfanstalt, München,
in Zellkulturen von Vögeln oder Säugern, die empfänglich für
das Orfvirus sind, vermehrt und gegebenenfalls das erhaltene
Virusmaterial gefriergetrocknet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man den Orfvirus-Stamm D 1701 zunächst durch
mindestens eine Passage auf embryonalen Rinderlungenzellkulturen
adaptiert.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Vermehrung in sekundären embryonalen Rinderlungenzellkulturen
durchführt.
5. Verwendung des nach Anspruch 2 bis 4 hergestellten Lebendimpfstoffes
zur parenteralen Schutzimpfung gegen die
Orf-Infektion der Schafe und Ziegen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813136430 DE3136430A1 (de) | 1981-09-14 | 1981-09-14 | Orfvirus, verfahren zur herstellung eines orfvirus-lebendimpfstoffes und seine verwendung zur parenteralen schutzimpfung gegen die orf-infektionen der schafe und ziegen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813136430 DE3136430A1 (de) | 1981-09-14 | 1981-09-14 | Orfvirus, verfahren zur herstellung eines orfvirus-lebendimpfstoffes und seine verwendung zur parenteralen schutzimpfung gegen die orf-infektionen der schafe und ziegen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3136430A1 DE3136430A1 (de) | 1983-03-31 |
DE3136430C2 true DE3136430C2 (de) | 1989-06-08 |
Family
ID=6141621
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19813136430 Granted DE3136430A1 (de) | 1981-09-14 | 1981-09-14 | Orfvirus, verfahren zur herstellung eines orfvirus-lebendimpfstoffes und seine verwendung zur parenteralen schutzimpfung gegen die orf-infektionen der schafe und ziegen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3136430A1 (de) |
Families Citing this family (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN102680685B (zh) * | 2012-06-06 | 2015-01-21 | 西北农林科技大学 | 羊口疮抗体检测试剂盒的制备方法 |
CN111139226A (zh) * | 2019-11-08 | 2020-05-12 | 内蒙古农业大学 | 一株羊口疮病毒弱毒株及其应用 |
-
1981
- 1981-09-14 DE DE19813136430 patent/DE3136430A1/de active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3136430A1 (de) | 1983-03-31 |
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Legal Events
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D2 | Grant after examination | ||
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8327 | Change in the person/name/address of the patent owner |
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|
8381 | Inventor (new situation) |
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