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Die
Erfindung betrifft die Verwendung eines Virus zur Herstellung eines
Arzneimittels für
die Impfung oder Behandlung eines neonatalen Tiers, einschließlich des
Menschen, wobei das Virus in der Lage ist, die Zellen des neonatalen
Tiers, einschließlich
des Menschen, zu infizieren, jedoch nicht zu infektiösen Virusnachkommen
im neonatalen Tier, einschließlich
des Menschen, repliziert werden kann. Bei dem Virus handelt es sich
um ein modifiziertes Vacciniavirus Ankara.
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von MVA mit der oben angegebenen
Bedeutung zur Erhöhung der
Konzentration von Faktoren, die dendritische Zellen oder deren Vorläuferzellen
aktivieren und/oder zur Erhöhung
der Anzahl an dendritischen Zellen oder deren Vorläuferzellen
und/oder zur Erhöhung
der Produktion und/oder des Zellgehalts eines Interferons (IFN)
oder von IL-12.
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Stand der Technik
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Die
natürliche
Umgebung von Tieren und Menschen enthält viele verschiedene infektiöse Agentien, wie
beispielsweise Viren, Bakterien oder Pilze. Viele dieser infektiösen Agentien
können
Krankheiten im infizierten Wirt hervorrufen. Unter normalen Umständen erholt
sich der infizierte Wirt von der durch das infektiöse Agens
induzierten Krankheit nach einem gewissen Zeitraum. Diese Erholung
ist auf das Immunsystem des Tiers bzw. des Menschen zurückzuführen.
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Das
Immunsystem stellt denjenigen Teil des menschlichen bzw. tierischen
Körpers
dar, der für
die Beseitigung des infektiösen
Agens verantwortlich ist. Die Immunantwort teilt sich dabei in eine
spezifische und eine unspezifische (angeborene) Reaktion, obwohl
beide Reaktionen eng zusammenarbeiten. Die unspezifische Immunantwort
stellt dabei den unmittelbaren Abwehrmechanismus gegen viele verschiedene
Fremdstoffe und infektiöse
Agentien dar. Bei der angeborenen Immunantwort gegen Viren sind
Interferon (IFN)-α und IFN-β absolut
notwendig zur Kontrolle der ersten Virusreplikation und zur Aktivierung
natürlicher
Killer-(NK)-Zellen zum sofortigen Abtöten infizierter Zellen. Intrazelluläre bakterielle
oder parasitäre
Krankheitskeime induzieren IL-12,
das IFN-γ in
NK-Zellen und/oder einigen T-Zellen-Untergruppen heraufreguliert. Intrazelluläre Krankheitskeime
können
dann von durch IFN-γ aktivierten
NK-Zellen abgetötet
werden. Zudem aktiviert IFN-γ auch
Makrophagen und ermöglicht
diesen, internalisierte Krankheitskeime abzutöten.
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Bei
weitem die reichste Quelle für
IFN-α/β, bezogen
auf eine einzelne Zelle, stellen dendritische Zellen (DC) dar, bei
denen es sich um eine über
den gesamten Körper
strategisch verteilte spezialisierte Zellpopulation handelt. Plasmozytoid-DC
oder CD11c+-CD8+-DC
gehören
zu den besten Produzenten von IFN-α/β. Mit intrazellulären nichtviralen
Krankheitskeimen infizierte CD8+-DC stellen
die kritischen Zellen dar, die in der Lage sind, das für die frühen Schritte
der Immunabwehr essentielle IL-12 zu sezernieren.
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Eine
spezifische Immunantwort läßt sich
gegen einen bestimmten Fremdstoff (Antigen) nach einer Verzögerungsphase,
bei der der Organismus erstmals durch diesen Stoff herausgefordert
(„challenged") wird, induzieren.
Der Start der spezifischen Immunantwort wird auch von DC koordiniert.
Dabei gibt es einen ständigen
Verkehrsfluß dieser
Zellen von der Peripherie zu den sekundären lymphoiden Organen, den
Lymphknoten bzw. der Milz, wo naive T- und B-Zellen rezirkulieren.
Antigen, das von DC zu diesen Organen geführt wird, ermöglicht die
Aktivierung naiver T- und B-Zellen, so daß diese zu T- und B- Effektorzellen werden.
Hierzu tragen die DC nicht nur das Antigen, sondern die Plastizität der Krankheitskeimerkennung
gestattet die unterschiedliche Genaktivierung in DC und somit ein
an den Krankheitskeim angepaßtes
Priming von T-Zellen.
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Die
spezifische Immunantwort ist hocheffizient und dafür verantwortlich,
daß ein
Individuum, das sich von einer spezifischen Infektion erholt, gegen
diese spezifische Infektion geschützt ist. Somit verursacht eine zweite
Infektion mit dem gleichen oder einem sehr ähnlichen infektiösen Agens
wesentlich mildere Symptome oder gar keine Symptome, da bereits
eine „vorexistierende
spezifische Immunität" gegenüber diesem
Agens vorliegt. Eine derartige Immunität bzw. das immunologische Gedächtnis hält über einen
langen Zeitraum an, in manchen Fällen
sogar lebenslang. Dementsprechend läßt sich die Induktion eines
immunologischen Gedächtnisses
für die
Impfung, d.h. zum Schutz eines Individuums gegen eine Infektion
mit einem spezifischen Krankheitskeim, verwenden.
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Bei
der Impfung wird das Immunsystem durch einen Impfstoff herausgefordert,
der selbst weniger schädlich
als der Krankheitskeim, gegen den eine Immunantwort induziert werden
soll, ist. Der Impfstoff umfaßt
oder exprimiert dabei Epitope, die im Agens, gegen das die Impfung
durchgeführt
wird, angetroffen oder davon exprimiert werden. Somit wird der Organismus
gegen das das Epitop, das Teil des Impfstoffs ist, enthaltende Agens
immunisiert.
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Bei
den Impfstoffen handelt es sich typischerweise um abgeschwächte oder
inaktivierte Viren (z.B. die Impfstoffe gegen Polio oder das Pockenvirus),
rekombinante Proteine (z.B. rekombinantes Hepatitis-B-Virus-S-Protein),
hitzeinaktivierte Bakterientoxine (Clostridium tetani-Toxin) oder
Polysaccharide der Bakterienkapselwand (Streptococcus pneumoniae).
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Da
Infektionskrankheiten zu sehr kritischen Zuständen bei Neugeborenen und Säuglingen
führen könnten, besteht
ein Interesse daran, Kinder oder neugeborene Tiere so früh wie möglich zu
impfen. Zu Leiden, gegen die eine Impfung wünschenswert ist, gehören beispielsweise
Pockenvirusinfektionen, einschließlich der Pockenkrankheit.
Allerdings werden Versuche zur erfolgreichen Impfung von Neugeborenen
dadurch behindert, daß das
Immunsystem von neugeborenen Säugern
noch nicht ausgereift ist. Man nimmt an, daß das Immunsystem von neugeborenen
Kindern und Säugetieren über einen
bestimmten Zeitraum allmählich reift.
Beim Menschen findet diese Reifung während des ersten Lebensjahrs
statt. Dies ist der Grund dafür,
daß die
Altersgruppe der Neugeborenen während
dieses ersten Jahrs verschiedenen Infektionen ausgesetzt ist (Gans
et al., J. Am. Med. Assoc. (1998) 280, 527-532). Insbesondere weisen
neugeborene Kinder eine beeinträchtigte
B-Zellfunktion,
Mängel
bei der Präsentation
primärer
Antigene durch dendritische Zellen und eine beschränkte T-Zellproliferation
auf (Gans et al., J. Am. Med. Assoc. (1998) 280, 527-532). Kurz
nach der Geburt liegen die Spiegel von T-Zellen in der Milz um das
1000fache niedriger als in Erwachsenen. Um wenigstens eine schwache
Immunisierung zu erreichen, wurde vorgeschlagen, entweder replizierende
Viren oder ein Adjuvans enthaltende Formulierungen zur Immunisierung
zu verwenden. Allerdings besteht bei Replikationsviren stets die
Gefahr, daß das
unreife Immunsystem von der Virusinfektion bzw. den Lebendvirusimpfstoffen überwältigt wird,
da für
die virale Clearence T-Zellen notwendig sind (Hassett et al., J.
Virol. (1997) 71, 7881-7888). Da in Neugeborenen eine reduzierte
Produktion von Cytokinen durch Th-1-T-Helferzellen vorliegt, besteht die Reaktion
der Kinder vorwiegend aus Th-2. Folglich werden keine cytotoxischen T-Zellen
eingesetzt, und keine virale Clearence wird erzielt.
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Die
Situation bei Säugetieren
ist sehr ähnlich
zu der Situation beim Menschen, d.h. das Immunsystem ist nach der
Geburt noch nicht ausgereift. In neugeborenen Mäusen liegt die Anzahl an CD4+-T-Zellen
in der Milz um das 80.000fache und die der CD8+-T-Zellen um das
1000fache niedriger als in der Milz von erwachsenen Tieren. Zudem
ist das Interferon (IFN) produzierende System in diesen Mäusen nicht
ausgereift. Daher sind neugeborene Mäuse nicht in der Lage, die
Expansion intrazellulärer
Krankheitskeime über
IFN an der Infektionsstelle effizient zu kontrollieren. Darüber hinaus
ist die geringe Zahl und möglicherweise
unzureichende Aktivierungsstufe der Immunzellen zu limitiert, um
mit den schnell expandierenden Krankheitskeimen oder für die Impfung
verwendeten replizierenden Viren fertigzuwerden.
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Von
Kovarik et al. (Virology (2001) 285, 12-20) wird die Induktion von
erwachsenen Tieren ähnlichen Reaktionen
mit Antikörper,
Th1 und cytotoxischen T-Zellen in einem Immunisierungsmodell der
Frühphase
des Mauslebens unter Verwendung des vom Copenhagen-Stamm abgeleiteten
und auf Vaccinia beruhenden Stamms NYVAC(K1L) offenbart. Allerdings
repliziert dieser Stamm in menschlichen Zellen.
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Aufgrund
des mit Lebendvirusimpfstoffen assoziierten Risikos wird nicht empfohlen,
neugeborene Tiere, einschließlich
Menschen, mit replizierenden Viren zu impfen. Beispielsweise wird
nicht empfohlen, Neugeborene gegen Pocken mit den Vacciniavirusstämmen, die
bis zur Ausrottung der Pockenkrankheit verwendet wurden, wie z.B.
den Stämmen
Elstee, Copenhagen und NYCBH, zu impfen. Nach neueren Empfehlungen
in den USA sollten Babys im Alter von weniger als 12 Monaten die
bislang kommerzialisierten Pockenimpfstoffe nicht erhalten.
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Die
Impfung von Neugeborenen mit Formulierungen, die ein Adjuvans enthalten,
hat den Nachteil, daß dabei
zahlreiche schädigende
Substanzen in den Körper
eingeführt
werden. Somit wird eine Impfung bei menschlichen Neugeborenen nur
in Notfällen,
z.B. im Falle der Infektion mit Hepatitis-B-Virus, durchgeführt.
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Zusammenfassend
sollte festgehalten werden, daß das
Immunsystem bei der Geburt nicht ausgereift ist. Da die Impfung
mit replikationskompetenten Viren oder ein Adjuvans enthaltenden
Formulierungen signifikante Nachteile aufweist, werden Kleinkinder
unter 2 Monaten in Deutschland (Empfehlung der Ständigen Impfkommission
STICO, 2001) bzw. unter 6 Wochen in den USA (ACIP "Recommended Childhood
Immunization Schedule, United States") nicht geimpft.
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Die
Verzögerung
bei der Entwicklung des Immunsystems wird teilweise durch die Übertragung
mütterlicher
Antikörper
von der Mutter auf den Säugling
während
der Schwangerschaft oder durch Stillen ausgeglichen. Allerdings
werden aus verschiedenen Gründen
nicht alle Kleinkinder gestillt. Somit liegt beim Menschen ein sehr
kritischer Zeitraum von etwa 6-8 Wochen vor, während dessen das Kleinkind
mit einem unausgereiften und nicht voll funktionsfähigen Immunsystem
keine mütterlichen
Antikörper
erhält
und während
dessen eine Impfung üblicherweise
nicht erfolgreich oder zu gefährlich
ist.
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Die
Situation ist bei Säugetieren,
insbesondere bei wirtschaftlich wichtigen Tieren, wie beispielsweise Rindern
oder Haustieren, wie z.B. Katzen und Hunden sehr ähnlich.
Um die Kosten zu verringern, wird die Menge an Milch, die das Kalb
von der Mutter erhält,
häufig
drastisch reduziert. Stattdessen erhält das Kalb ein Gemisch aus
Milchpulver, Starterfutter und spezifischem Futterkonzentrat, manchmal
bereits in der ersten Woche nach der Geburt. Folglich erhält das Kalb
nicht die notwendige Menge und Vielfältigkeit mütterlicher Antikörper, so
daß das
nicht ausgereifte Immunsystem für
Infektionen sehr anfällig
ist. Weiterhin halten Bauern, die Kälber züchten, diese häufig nicht
gleichzeitig für
die Fleischproduktion. Im Alter von 4 bis 6 Wochen werden Kälber von
unterschiedlichen Zuchthöfen
zusammengebracht und zur Fleischproduktion zu anderen Bauernhöfen transportiert.
Zu dieser Zeit ist die Konzentration mütterlicher Antikörper gering
und das Immunsystem noch nicht voll entwickelt, doch werden die
Tiere neuen infektiösen
Agenzien unter Streßbedingungen ausgesetzt.
Dadurch erhöht
sich die Gefahr von Infektionen, die durch eine Impfung verhindert
werden könnten.
Eine ähnliche
Situation findet sich bei Katzen- oder Hundezuchtbetrieben, wo ein
hoher Infektionsdruck vorliegt.
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Aufgabe der Erfindung
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von Mitteln, die die beschleunigte Reifung des Immunsystems neugeborener
Tiere und Menschen gestatten.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde unerwarteterweise festgestellt, daß die Möglichkeit
besteht, neugeborene Tiere, einschließlich Menschen, mit Viren,
die in der Lage sind, Zellen des neugeborenen Tiers, einschließlich des
Menschen, zu infizieren, jedoch in den Zellen nicht unter Erhalt
von infektiösen
Virusnachkommen replizieren können,
sicher und effizient zu impfen und/oder zu behandeln. Insbesondere
konnte gezeigt werden, daß MVA,
insbesondere MVA-BN und seine Derivate (siehe unten) Neugeborenen verabreicht werden
können,
ohne daß dabei
irgendwelche schädlichen
Wirkungen zu sehen sind. Die Impfung des Tiers mit dem Virus führt zu einer
spezifischen Immunantwort gegen das für die Impfung verwendete Virus
und/oder zu einer allgemeinen Impfung gegen Fremdantigene und Tumorantigene,
wie unten ausführlicher
beispielhaft erläutert
ist. Zudem führt
das gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendete MVA zu einer Induktion und/oder Verbesserung
der Reifung des Immunsystems, was mit einer Erhöhung der Anzahl dendritischer
Zellen und Faktoren, wie z.B. Interferonen, verbunden ist. Dabei
ist die Impfung mit dem gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendeten MVA möglich,
selbst wenn die Formulierung, die dem Tier verabreicht wird, kein
Adjuvans enthält.
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Zusammengefaßt läßt sich
sagen, daß die
gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendeten Viren (i) eine wirksame Immunantwort in Neugeborenen
hervorrufen, (ii) ohne die Notwendigkeit für ein Adjuvans verabreicht
werden können
und (iii) kein Risiko einer Überwältigung
des Organismus tragen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird der Schutzeffekt mindestens 5 Tage, vorzugsweise
mindestens 7, 14 oder 28 Tage, nach der ersten Impfung ausgeübt.
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Bei
Viren, die „in
der Lage sind, Zellen zu infizieren", handelt es sich um Viren, die auf
der viralen Oberfläche
Strukturen tragen, die mit den Wirtszellen in einem solchen Ausmaß Wechselwirken
können,
daß das Virus
oder wenigstens das virale Genom in die Wirtszelle eingebaut wird.
Obwohl das gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendete MVA in der Lage ist, die Wirtszelle zu infizieren, kann
es nicht in den infizierten Zellen unter Erhalt von Virusnachkommen
repliziert werden. In Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
bezieht sich der Ausdruck „Virus,
das nicht in den Zellen unter Erhalt von infektiösen Virusnachkommen repliziert werden
kann" auf Viren,
deren Genom wenigstens teilweise in virale Proteine transkribiert
und translatiert oder sogar repliziert, jedoch nicht in infektiöse Viruspartikel
verpackt wird. Somit handelt es sich bei dem gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendeten MVA um ein Virus, das zu abortiven Infektionen im Wirt
führt.
Abortive Infektionen können
aus zweierlei Gründen
auftreten: nach der ersten Alternative kann eine Zelle zwar für die Infektion
anfällig
sein, braucht jedoch nicht für
die Vervielfachung des Virus permissiv zu sein, beispielsweise aufgrund
der Tatsache, daß nicht
alle notwendigen viralen Gene für
die Vervielfachung des Virus in der Zelle exprimiert werden und/oder
im viralen Genom vorhanden sind. Bei dem gemäß der vorliegenden Erfindung
in menschlichen Zellen verwendeten Virus handelt es sich um das
modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA), das unten ausführlicher
erläutert
wird. Eine abortive Infektion kann auch von der Infektion von Zellen
mit defekten Viren, denen ein vollständiges Komplement viraler Gene
fehlt, herrühren.
Ein Beispiel für
ein solches Virus für menschliche
Zellen ist DISC-HSV1 („Disabled
Single-Cycle Herpes Simplex Virus"), d.h. ein Herpes-Simplex-Virus, das
auf einen einzigen Infektionszyklus beschränkt ist (Dilloo et al., Blood
1997, 89: 119-127). Diesem Virus fehlt das Gen für das essentielle Glycoprotein
H (gH), es kann jedoch in einer gH exprimierenden komplementierenden
Zellinie zu einem hohen Titer kultiviert werden. In nichtkomplementierenden
Zellinien, die für
Herpesviruswachstum permissiv sind, ist es auf einen einzigen Replikationszyklus
beschränkt,
was zur Freisetzung von nichtinfektiösem Virus führt. Der Ausdruck „kann nicht
repliziert werden" bezieht
sich vorzugsweise auf Viren, die überhaupt nicht in den Zellen
des geimpften Tiers replizieren. Allerdings liegen auch diejenigen
MVA-Viren im Umfang
der vorliegenden Anmeldung, die eine geringe Restreplikationsaktivität zeigen, die
vom nichtausgereiften Immunsystem des Neugeborenen kontrolliert
wird.
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Bei
dem MVA gemäß der vorliegenden
Erfindung kann es sich um ein beliebiges MVA handeln, das in der
Lage ist, die Zellen des Tiers zu infizieren, das jedoch nicht in
den Zellen unter Erhalt infektiöser
Virusnachkommen repliziert werden kann. Dabei versteht sich, daß ein Virus,
das in der Lage ist, Zellen einer ersten Tierspezies zu infizieren,
das jedoch nicht in den Zellen unter Erhalt von infektiösen Virusnachkommen
repliziert werden kann, sich in einer zweiten Tierspezies anders
verhalten kann. Beispielsweise stellen beim Menschen MVA-BN und
seine Derivate (siehe unten) Viren dar, die in der Lage sind, Zellen
des Menschen zu infizieren, die jedoch nicht in menschlichen Zellen
unter Erhalt von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden können. Die gleichen Viren können in
Hühnern
replizieren, d.h. in Hühnern
braucht MVA-BN kein Virus zu sein, das in Zellen des Huhns nicht
unter Erhalt von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden kann. Dem Fachmann ist bekannt,
welches Virus für
eine spezifische Tierspezies gewählt
werden muß.
Ein Test, der es gestattet, zu bestimmen, ob ein Virus in einem
neugeborenen oder pränatalen
Tier repliziert werden kann oder nicht, ist aus der
WO 02/42480 bekannt und verwendet
den Mausstamm AGR129. Die in diesem Mausmodell erhaltenen Ergebnisse
lassen auf die Situation beim Menschen schließen. Somit entspricht der Ausdruck „nicht
unter Erhalt von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden können", wie er in der vorliegenden Anmeldung
verwendet wird, dem Ausdruck „kann
nicht in vivo replizieren",
wie er für
Mäuse in
der
WO 02/42480 verwendet
wird. Dieser Test ist unten ausführlicher
beschrieben. Die Viren gemäß der vorliegenden
Erfindung können
vorzugsweise in wenigstens einer Art von Zellen von wenigstens einer
Tierspezies repliziert werden. Somit ist es möglich, das Virus vor Verabreichung
an das Tier, das geimpft und/oder behandelt werden soll, zu amplifizieren.
Beispielhaft wird hier auf MVA-BN verwiesen, das in CEF-Zellen amplifiziert
werden kann, bei den es sich jedoch um ein Virus handelt, das im
neugeborenen Menschen nicht unter Erhalt von infektiösen Virusnachkommen
repliziert werden kann. In diesem Zusammenhang sollte angemerkt
werden, daß chemisch oder
physikalisch inaktivierte Viren nicht alle Eigenschaften dieser
bevorzugten Ausführungsform
aufweisen, da inaktivierte Viren in der Lage sind, die Zellen des
neugeborenen Tiers, einschließlich
des Menschen, zu infizieren, und im neugeborenen Tier, einschließlich des
Menschen, nicht unter Erhalt von infektiösen Virusnachkommen repliziert
werden können,
daß diese
Viren jedoch nicht in der Lage sind, in wenigstens einer Art von Zellen
von wenigstens einer Tierspezies zu replizieren.
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Bei
Säugerzellen,
insbesondere menschlichen Zellen, handelt es sich bei dem DNA-Virus
um das modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA).
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Das
MVA (Modified Vaccinia Ankara)-Virus ist mit dem Vacciniavirus,
einem Mitglied der Gattung Orthopoxvirus in der Familie Poxviridae,
verwandt. MVA wurde durch 516 serielle Passagierungen des Ankara-Stamms
von Vacciniavirus (CVA) auf Hühnerembryofibroblasten
erzeugt (siehe Übersichtsartikel
von Mayr, A., et al., Infection 3, 6-14 [1975]). Als Folge dieser
Langzeitpassagierungen deletierte das erhaltene MVA-Virus etwa 31
Kilobasen seiner genomischen Sequenz und wurde daher als stark wirtszellenbeschränkt auf
Vogelzellen beschrieben (Meyer, H., et al., J. Gen. Virol. 72, 1031-1038
[1991]). Es konnte in verschiedenen Tiermodellen gezeigt werden,
daß das
erhaltene MVA in signifikanter Weise avirulent war (Mayr, A. & Danner, K. [1978]
Dev. Biol. Stand. 41: 225-234).
Darüber
hinaus wurde dieser MVA-Stamm in klinischen Versuchen als Impfstoff
zur Immunisierung gegen die menschliche Pockenkrankheit getestet
(Mayr et al., Zbl. Bakt. Hyg. I, Abt. Org. B 167, 375-390 [1987],
Stickl et al., Dtsch. med. Wschr. 99, 2386-2392 [1974]). Diese Untersuchungen
wurden mit über
120 000 Menschen, einschließlich
Hochrisikopatienten, durchgeführt
und zeigten, daß im Vergleich
mit Impfstoffen auf Vacciniabasis MVA eine verringerte Virulenz
oder Infektiösität aufwies
und dabei eine gute Immunogenität
bewahrte.
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Bevorzugte
Stämme
gemäß der vorliegenden
Erfindung sind MVA 575, bei der European Collection of Animal Cell
Cultures (ECACC) mit der Hinterlegungsnummer V00120707 hinterlegt,
und MVA-BN, bei der gleichen Behörde
mit der Hinterlegungsnummer V000083008 hinterlegt, sowie Derivate
davon. Falls die Impfung/Behandlung von Menschen vorgesehen ist,
sind MVA-BN und seine Derivate besonders bevorzugt.
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Die
Eigenschaften besonders bevorzugter MVA-Stämme, vorzugsweise der am stärksten bevorzugten Stämme für Menschen,
wie z.B. MVA-BN und seiner Derivate, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- (i) Fähigkeit
zur reproduktiven Replikation in Hühnerembryo-Fibroblasten (CEF)
und in der Zellinie BHK, jedoch keine Fähigkeit zur reproduktiven Replikation
in der menschlichen Zellinie HaCat,
- (ii) Unfähigkeit
zur Replikation in vivo,
- (iii) Induktion einer höheren
Immunogenität
im Vergleich mit dem bekannten Stamm MVA 575 (ECACC V00120707) in
einem lethalen Challenge-Modell und/oder
- (iv) Induktion wenigstens weitgehend des gleichen Niveaus an
Immunität
in Vacciniavirus-„Prime"-/Vacciniavirus-„Boost"-Regimes im Vergleich
mit DNA-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimes.
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Die
bevorzugten MVA-Stämme
zur Verwendung gemäß der vorliegenden
Erfindung weisen die Eigenschaft (ii) Unfähigkeit zur Replikation im
Organismus, der geimpft oder behandelt werden soll, und/oder im
entsprechenden Testsystem, wie unten erläutert, sowie vorzugsweise eine
weitere der obigen Eigenschaften, stärker bevorzugt zwei weitere
der obigen Eigenschaften auf. Am stärksten bevorzugt sind MVA-Stämme, die alle
obigen Eigenschaften aufweisen. Ein Beispiel für einen MVA-Stamm mit allen
obigen Eigenschaften beim Menschen ist MVA-BN. Bevorzugte Derivate
von MVA-BN sind Derivate, die zusätzlich zu Merkmal (ii) wenigstens
eine der obigen Eigenschaften, stärker bevorzugt wenigstens zwei
der obigen Eigenschaften aufweisen. Am stärksten bevorzugt sind MVA-BN-Derivate
mit allen obigen Eigenschaften.
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Hinsichtlich
ausführlicher
Angaben bezüglich
der zur Bestimmung davon, ob ein MVA-Stamm ein oder mehrere der
obigen Merkmale (i) bis (iv) aufweist, verwendeten Tests wird auf
die
WO 02/42480 verwiesen.
In dieser Veröffentlichung
wird auch offenbart, wie Viren mit den gewünschten Eigenschaften erhalten
werden können.
Insbesondere liefert die
WO 02/42480 eine
ausführliche
Definition der Merkmale von MVA-BN sowie eines Derivats von MVA-BN
und offenbart ausführlich
die biologischen Test, die verwendet werden, um zu bestimmen, ob
es sich bei einem MVA-Stamm um MVA-BN oder ein Derivat davon handelt.
Mit anderen Worten: die Merkmale von MVA-BN, die Beschreibung biologischer
Tests, die die Beurteilung, ob es sich bei einem MVA-Stamm um MVA-BN
oder ein Derivat davon handelt, gestatten sowie Verfahren, die die
Gewinnung von MVA-BN oder eines Derivats davon gestatten, sind in
der
WO 02/42480 offenbart.
Im folgenden wird kurz zusammengefaßt, wie der Fachmann zu den
MVA-Stämmen
mit einem oder mehreren der obigen Merkmale gelangt und wie er testen
kann, ob ein gegebener MVA-Stamm eines oder mehrere der Merkmale
aufweist und somit ein ganz besonders bevorzugtes Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung darstellt. Dabei soll die folgende Zusammenfassung nicht
so verstanden werden, als daß sie
die Relevanz der
WO 02/42480 für die vorliegende
Anmeldung hinsichtlich der folgenden Angaben beschränkt. Stattdessen
wird die
WO 02/42480 hiermit durch
Bezugnahme voll inhaltlich aufgenommen.
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Der
Ausdruck „unfähig zur
reproduktiven Replikation" in
der Zellinie HaCAT (Boukamp et al., 1988, J. Cell. Biol. 106(3):
761-771) wird in der vorliegenden Anmeldung wie in der
WO 02/42480 definiert verwendet. Somit
handelt es sich bei einem Virus, das in der Zellinie HaCAT „unfähig zur
reproduktiven Replikation" ist, um
ein Virus, das ein Amplifikationsverhältnis von weniger als 1 in
der menschlichen Zellinie HaCat zeigt. Vorzugsweise beträgt die Amplifikationsrate
des als erfindungsgemäßer Vektor
verwendeten Virus 0,8 oder weniger in der menschlichen Zellinie
HaCat. Das „Amplifikationsverhältnis" eines Virus ist
dabei das Verhältnis
des von einer infizierten Zelle produzierten Virus („Output") zu ursprünglich zur
ersten Infektion der Zellen verwendeten Menge („Input") („Amplifikationsverhältnis"). Ein Verhältnis von „1" zwischen Output
und Input definiert einen Amplifikationsstatus, wobei die Menge
an von den infizierten Zellen produziertem Virus die gleiche ist wie
die Menge, die anfangs zur Infektion der Zellen verwendet wurde.
Der Begriff „Derivate” der Viren,
wie sie unter ECACC V00083008 hinterlegt sind, bezieht sich vorzugsweise
auf Viren, die im wesentlichen die gleiche Replikationscharakteristik
wie der hinterlegte Stamm, aber Unterschiede in einem oder mehreren
Teilen seines Genoms zeigen. Bei Viren mit der gleichen „Replikationscharakteristik" wie das hinterlegte
Virus handelt es sich um Viren, die mit ähnlichen Amplifikationsverhältnissen
wie der hinterlegte Stamm in CEF-Zellen und den Zellinien BHK, HeLa,
HaCat und 143B replizieren und die eine ähnliche Replikation in vivo
zeigen, wie sie im transgenen Mausmodell AGR129 bestimmt wurde (siehe
unten).
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Der
Ausdruck „Unvermögen zur
Replikation in vivo" wird
in der vorliegenden Anmeldung wie in der
WO 02/42480 definiert verwendet. Somit
bezieht sich der Ausdruck auf Viren, die weder im Menschen noch
im Mausmodell, wie in der
WO
02/42480 erläutert,
replizieren. Die in der
WO 02/42480 verwendeten
Mäuse sind unfähig, reife
B- und T-Zellen zu produzieren (AGR129-Mäuse). Insbesondere töten MVA-BN
und seine Derivate keine AGR129-Mäuse innerhalb eines Zeitraums
von wenigstens 45 Tagen, stärker
bevorzugt innerhalb von wenigstens 60 Tagen, am stärksten bevorzugt
innerhalb von wenigstens 90 Tagen nach der Infektion der Mäuse mit
10
7 pfu intraperitoneal verabreichtem Virus.
Vorzugsweise sind die Viren, die „Unvermögen zur Replikation in vivo" zeigen, weiter dadurch
gekennzeichnet, daß kein
Virus aus Organen oder Geweben der AGR129-Mäuse 45 Tage, bzw. 60 Tage und
am stärksten
bevorzugt 90 Tage nach der Infektion der Mäuse mit 10
7 pfu
intraperitoneal verabreichtem Virus wiedergewonnen werden kann.
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Statt
der AGR129-Mäuse
kann jeder andere beliebige Mausstamm verwendet werden, der keine
reifen B- und T-Zellen
produzieren kann und somit stark immungeschwächt und für ein replizierendes Virus
hochanfällig
ist.
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Die
Einzelheiten des zur Bestimmung, ob ein MVA-Stamm „eine höhere Immunogenität im Vergleich mit
dem bekannten Stamm MVA 575" aufweist,
verwendeten lethalen Challenge-Experiments
sind in der
WO 02/42480 erläutert. Bei
einem solchen lethalen Challenge-Modell sterben nicht geimpfte Mäuse nach
der Infektion mit replikationskompetenten Vacciniastämmen, wie
z.B. dem Western Reserve-Stamm
L929 TK+ oder IHD-J. Die Infektion mit replikationskompetenten Vacciniaviren
wird im Zusammenhang mit der Beschreibung des lethalen Challenge-Modells
als „Challenge" bezeichnet. Die
Mäuse werden üblicherweise
4 Tage nach dem Challenge getötet
und der Virustiter in den Ovarien über Standard-Plaque-Assays
unter Verwendung von VERO-Zellen bestimmt. Der Virustiter wird dabei
für nicht
geimpfte Mäuse
und für
mit MVA-BN und seinen Derivaten geimpfte Mäuse bestimmt. Insbesondere
sind MVA-BN und
seine Derivate dadurch gekennzeichnet, daß in diesem Test nach der Impfung
mit 10
2 TCID
50/ml
Virus die Ovarien-Virustiter um wenigstens 70%, vorzugsweise um
wenigstens 80%, stärker
bevorzugt um wenigstens 90% im Vergleich mit nicht geimpften Mäusen reduziert
sind.
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In
einer bevorzugten verwendeten Ausführungsform eignen sich MVA,
insbesondere MVA-BN und seine Derivate, für die Prime/Boost-Verabreichung.
Die Viren, insbesondere MVA-Stämme, die
am stärksten
bevorzugt in der vorliegenden Erfindung verwendet werden, wie z.B.
MVA-BN und seine Derivate ebenso wie entsprechende rekombinante
Viren, die heterologe Sequenzen enthalten, lassen sich für ein wirksames
erstes Primen und anschließendes
Boosten von Immunantworten in nativen Tieren ebenso wie in Tieren
mit einer bereits existierenden Immunität gegenüber Pockenviren verwenden.
Somit induziert das am stärksten
bevorzugte Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung wenigstens weitgehend das gleiche Immunitätsniveau
in Vacciniavirus-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen im Vergleich
zu DNA-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen.
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Es
wird angenommen, daß ein
Vacciniavirus, insbesondere ein MVA-Stamm, wenigstens weitgehend das
gleiche Immunitätsniveau
in Vacciniavirus-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen im Vergleich zu DNA-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen induziert,
falls die CTL-Antwort, wie sie in einem aus „Assay 1" und „Assay 2", wie sie in der
WO 02/42480 offenbart sind, vorzugsweise
in beiden Assays, gemessen wird, wenigstens weitgehend zu der in Vacciniavirus-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen
im Vergleich zu DNA-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen identisch
ist. Stärker
bevorzugt ist die CTL-Antwort nach Vacciniavirus-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Verabreichung
höher in
wenigstens einem der Assays im Vergleich zu DNA-Prime-/Vacciniavirus-Boost-Regimen.
Am stärksten
bevorzugt ist die CTL-Antwort höher
in beiden Assays.
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Bei
dem gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendeten Virus kann es sich um ein nichtrekombinantes
MVA, d.h. ein Virus, das keine heterologen Nukleotidsequenzen enthält, handeln.
Bei MVA-BN und seinen Derivaten handelt es sich um ein Beispiel
für ein
nichtrekombinantes Vacciniavirus. Andererseits kann das Virus ein
rekombinantes MVA sein, das zusätzliche
Nukleotidsequenzen, die zum Virus heterolog sind, enthält.
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Der
Begriff „heterolog", wie er in der vorliegenden
Anmeldung verwendet wird, bezieht sich auf eine beliebige Kombination
von Nukleinsäuresequenzen,
die in der Natur normalerweise nicht in enger Assoziation mit dem
Virus angetroffen wird, wobei ein solches Virus auch „rekombinantes
Virus" genannt wird.
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Die
heterologe Nukleinsäuresequenz
ist vorzugsweise aus einer für
wenigstens ein Antigen, antigenes Epitop, vorteilhafte Proteine
und/oder eine therapeutische Verbindungen codierenden Sequenz ausgewählt.
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Der
Begriff „vorteilhafte
Proteine", wie er
in der vorliegenden Anmeldung verwendet wird, bezieht sich auf alle
Proteine, die beim Schutz eines Tiers gegen ein aus Tumorantigen
und Fremdantigen ausgewähltes Antigen,
wobei das Tumorantigen und das Fremdantigen sich von den mit dem
Virus assoziierten Antigenen unterscheiden, behilflich sind. Als
Alternative und insbesondere sind die „vorteilhaften Proteine" bei der Erhöhung der Konzentration
von Faktoren, die dendritische Zellen aktivieren, und/oder bei der
Erhöhung
der Anzahl dendritischer Zellen und/oder bei der Erhöhung der
Produktion und/oder des Zellgehalts eines Interferons (IFN) oder
IL-12 aktiv. Somit stellen Interferone, wie z.B. IFN-alpha oder
IFN-beta, IL-12, Flt3-L und/oder GMCSF Beispiele für derartige
vorteilhafte Proteine dar.
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Bei
den antigenen Epitopen kann es sich um beliebige Epitope handeln,
gegen die die Induktion einer Immunantwort Sinn macht. Beispiele
für antigene
Epitope sind Epitope aus Plasmodium falciparum, Mykobakterien, Grippevirus,
aus Viren, ausgewählt
aus der Familie der Flaviviren, Paramyxoviren, Hepatitisviren, menschlichen
Immunschwächeviren,
oder aus Viren, die hämorrhagisches
Fieber verursachen, wie z.B. Hantaviren oder Filoviren, d.h. Ebola-
oder Marburgvirus. Falls beispielsweise ein heterologe Epitope exprimierendes
rekombinantes MVA zur Impfung von Neugeborenen gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet wird, so führt
diese Behandlung nicht nur zu einer allgemeinen Impfung aufgrund
der beschleunigten Reifung des Immunsystems, sondern auch zu einer
spezifischen Impfung gegen das von dem heterologen MVA exprimierte heterologe
Epitop.
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Bei
einer von der heterologen Nukleinsäure in dem rekombinanten Virus
codierten „therapeutischen Verbindung" kann es sich beispielsweise
um eine therapeutische Nukleinsäure,
wie z.B. eine Antisense-Nukleinsäure,
oder ein Peptid oder Protein mit der gewünschten biologischen Aktivität handeln.
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Die
Insertion heterologer Nukleinsäuresequenz
erfolgt vorzugsweise in einem nichtessentiellen Bereich des Virusgenoms.
Als Alternative wird die heterologe Nukleinsäuresequenz an einer natürlich vorkommenden
Deletionstelle des Virusgenoms (für MVA in der
PCT/EP96/02926 ) offenbart) insertiert.
Dem Fachmann sind Verfahren zur Insertion heterologer Sequenzen
in das Virusgenom, wie z.B. ein Pockenvirusgenom, bekannt.
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In
der vorliegenden Erfindung wird ebenso eine pharmazeutische Zusammensetzung
sowie ein Impfstoff, umfassend MVA, z.B. zur Induktion einer Immunantwort
in einem lebenden Tierkörper,
einschließlich
des Menschen, beschrieben.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung kann allgemein einen oder mehrere
pharmazeutisch unbedenkliche und/oder zugelassene Trägerstoffe,
Zusatzstoffe, Antibiotika, Konservierungsstoffe, Adjuvantien, Verdünnungsmittel
und/oder Stabilisatoren enthalten. Bei solchen Hilfsstoffen kann
es sich um Wasser, Kochsalzlösung,
Glycerin, Ethanol, Benetzungsmittel oder Emulgatoren, pH puffernde
Substanzen oder dergleichen handeln. Geeignete Trägerstoffe
sind typischerweise große,
langsam metabolisierte Moleküle,
wie z.B. Proteine, Polysaccharide, Polymilchsäuren, Polyglykolsäuren, polymere
Aminosäuren,
Aminosäurecopolymere,
Lipidaggregate oder dergleichen.
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Zur
Herstellung von Impfstoffen werden das Virus bzw. seine Rekombinanten
in eine physiologisch unbedenkliche Form umgewandelt. Derartige
Verfahren sind dem Fachmann bekannt. Bei MVA kann der Impfstoff
auf der Grundlage der Erfahrung bei der Herstellung von Pockenvirusimpfstoffen,
die zur Impfung gegen Pocken verwendet wurden, durchgeführt werden
(wie bei Stickl, H., et al. [1974] Dtsch. med. Wschr. 99, 2386-2392)
beschrieben). Beispielsweise wird das gereinigte Virus mit einem
in etwa 10 mM Tris, 140 mM NaCl, pH 7,4 formulierten Titer von 5 × 108 TCID50/ml bei –80°C gelagert.
Zur Herstellung von Impfstoffinjektionen werden z.B. 101–108 Partikel des Virus, wie z.B. MVA, in 100
ml phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS
[= Phosphate-Buffered Saline]) in Gegenwart von 2% Pepton und 1%
menschlichem Albumin in einer Ampulle, vorzugsweise einer Glasampulle,
lyophilisiert. Als Alternative können
die Impfstoffinjektionen durch schrittweises Gefriertrocknen des
Virus in einer Formulierung produziert werden. Dabei kann diese
Formulierung zusätzliche
Zusatzstoffe, wie z.B. Mannit, Dextran, Zucker, Glycin, Lactose
oder Polyvinylpyrrolidon, oder andere Zusatzstoffe, wie z.B. Antioxidantien
oder Inertgas, Stabilisatoren oder rekombinante Proteine (z.B. menschliches
Serumalbumin), die zur in-vivo-Verabreichung geeignet sind, enthalten.
Die Glasampulle wird dann verschlossen und kann mehrere Monate zwischen
4°C und
Raumtemperatur gelagert werden. Allerdings wird die Ampulle, solange
kein Bedarf besteht, vorzugsweise bei Temperaturen unterhalb von –20°C gelagert.
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Zur
Impfung oder Therapie kann das Lyophilisat in 0,1 bis 0,5 ml einer
wäßrigen Lösung, vorzugsweise physiologischer
Kochsalzlösung
oder Tris-Puffer, gelöst
und entweder systemisch oder lokal, d.h. durch Verabreichung auf
parenteralem, intramuskulärem
oder einem anderen Weg der Verabreichung, der dem Facharzt bekannt
ist, verabreicht werden. Die Art der Verabreichung, die Dosis sowie
die Anzahl der Verabreichungen können
vom Fachmann in bekannter Weise optimiert werden.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendetes MVA kann durch orale, nasale, intramuskuläre, intravenöse, intraperitoneale,
intradermale und/oder subkutane Applikation verabreicht werden.
Bei kleinen Tieren erfolgt die Inokulation zur Immunisierung vorzugsweise
parenteral oder nasal, wohingegen bei größeren Tieren oder dem Menschen
eine subkutane, intramuskuläre
oder orale Inokulation bevorzugt ist.
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MVA
wird vorzugsweise in einer Dosis von 101 TCID50 (Tissue Culture Infectious Dose [infektiöse Gewebekulturdosis])
bis 109 TCID50 verabreicht.
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Wie
oben dargelegt, können
MVA, wie z.B. MVA-BN und seine Derivate, in einer therapeutisch
wirksamen Menge in einer ersten Inokulation („priming inoculation") und in einer zweiten
Inokulation („boosting
inoculation") verabreicht
werden.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung schließt der Begriff „Tier" auch den Menschen
ein. Ganz allgemein handelt es sich bei dem Tier um ein Wirbeltier,
vorzugsweise ein Säugetier,
einschließlich
des Menschen. Spezifische Beispiele für Tiere sind Haustiere, wie
z.B. Hunde, Katzen, wirtschaftlich wichtige Tiere, wie z.B. Kälber, Rinder,
Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine, und andere Tiere, wie z.B. Mäuse, Ratten.
Für diese
Tierspezies sowie für
den Menschen ist MVA das bevorzugte Virus. Die Erfindung kann auch
für wirtschaftlich
wichtige Vögel,
wie z.B. Truthähne,
Enten, Gänse
und Legehühner
verwendet werden, falls Viren verwendet werden, die zur Infektion
der Zellen des Vogels in der Lage sind, jedoch nicht in den Zellen
unter Erhalt von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden können.
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Der
Begriff „Haustiere” [„domestic
animals"], wie er
in der vorliegenden Beschreibung verwendet wird, bezieht sich vorzugsweise
auf Säugerhaustiere,
stärker
bevorzugt auf Hunde, Katzen, Kälber,
Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde, Hirsche.
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Beispielsweise
können
MVA, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, als spezifische Impfstoffe verwendet
werden, d.h. um eine Immunantwort hervorzurufen, die das geimpfte
Neugeborene gegen durch ein virulentes Virus, das zur gleichen Virusgruppe,
-familie oder -gattung wie das Virus, das zur Impfung verwendet wurde,
gehört,
verursachte Krankheiten schützt.
Beispielsweise lassen sich MVA mit der oben angegebenen Bedeutung,
insbesondere MVA-BN und seine Derivate, zur Impfung neugeborener
Menschen gegen Pockenvirusinfektionen, insbesondere gegen die Pockenkrankheit,
verwenden. MVA, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, können auch
zur Impfung von Wirbeltieren gegen Pockenvirusinfektionen von tierärztlicher
Bedeutung verwendet werden. Bei dem zur Impfung verwendeten Virus
kann es sich um ein nichrekombinantes Virus, wie z.B. MVA-BN oder
seine Derivate, oder ein rekombinantes Virus, das im viralen Genom
Gene trägt, die
natürlicherweise
nicht in dem Genom angetroffen werden, handeln. Das rekombinante
Virus trägt
dabei zusätzliche
Gene, die bei der Stimulierung der Immunantwort behilflich sind.
Beispiele für
diese Art von Genen sind Cytokingene und Interferongene.
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Weiterhin
können
beispielsweise Neugeborene mit einem rekombinanten Virus geimpft
werden, das eine heterologe Nukleinsäuresequenz mit der oben angegebenen
Bedeutung trägt,
um eine Immunantwort gegen die von der heterologen Nukleinsäuresequenz
exprimierte Aminosäuresequenz
zu induzieren. Dabei kann die Nukleinsäuresequenz beispielsweise für ein Antigen
oder ein antigenes Epitop mit der oben angegebenen Bedeutung codieren.
Beispiele für
ein rekombinantes Virus sind rekombinantes MVA, insbesondere rekombinantes
MVA-BN oder ein Derivat davon, die eine heterologe Nukleinsäure umfassen,
die für
Antigene aus (i) anderen Viren als MVA, wie z.B. HIV-1, HIV-2, Denguevirus,
West-Nile-Virus, Japanese Enzephalitisvirus, Masernvirus, (ii) Tumorantigenen,
(iii) Bakterien, (iv) Pilzen codiert. Falls es sich beispielsweise
bei dem von dem rekombinanten Virus exprimierten Antigen um ein
HIV-Antigen handelt, besteht die Möglichkeit, das rekombinante
Virus zur Induktion einer Immunantwort im geimpften Neugeborenen
gegen HIV und zur Vorbeugung von AIDS zu verwenden. Im weiteren
Sinne wird das das Antigen oder antigene Epitop exprimierende rekombinante
Virus zur Induktion einer Immunantwort gegen das Agens, von dem
die heterologe Sequenz stammt, und/oder gegen das Agens, das das
Antigen oder antigene Epitop umfaßt, verwendet.
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Erfindungsgemäß wurde
drittens unerwarteterweise festgestellt, daß Viren, die in der Lage sind,
die Zellen des neugeborenen Tiers, einschließlich des Menschen, zu infizieren,
die jedoch nicht im neugeborenen Tier, einschließlich des Menschen, unter Erhalt
von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden können, zur Herstellung eines
Arzneimittels zum Schutz eines neugeborenen Tiers, einschließlich des
Menschen, gegen ein aus Tumorantigen und Fremdantigen ausgewähltes Antigen,
wobei sich das Tumorantigen und/oder das Fremdantigen von dem mit
dem Virus assoziierten Antigen unterscheiden, verwendet werden können.
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Erfindungsgemäß sind mit
MVA, wie z.B. MVA-BN und seinen Derivaten, geimpfte Neugeborene
gegen ein Challenge mit Fremdantigenen, wie z.B. infektiösen Agentien,
geschützt.
Somit handelt es sich gemäß der vorliegenden
Erfindung bei MVA um einen allgemeinen Impfstoff für Neugeborene,
d.h. durch Impfen der Neugeborenen mit MVA wird das Immunsystem
der Neugeborenen kompetenter im Umgang mit Fremdantigenen, wie z.B.
Viren. Dies wird im Beispielteil beispielhaft für die Impfung mit MVA und ein
nachfolgendes Challenge mit Herpes-simplex-Virus Typ 1 dargestellt.
Somit sind, falls MVA für
die Impfung von Neugeborenen verwendet wird, die geimpften Tiere
in der kritischen Zeitspanne, bis ein funktionsfähiges und reifes Immunsystem
etabliert ist, besser gegen Fremdantigene geschützt als nicht geimpfte Tiere.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung „unterscheidet
sich das Tumorantigen und/oder das Fremdantigen von den mit Virus assoziierten
Antigenen". Dieser
Ausdruck soll so interpretiert werden, daß erfindungsgemäß MVA nicht
in erster Linie zur Induktion einer Immunantwort gegen das Virus
selbst verwendet werden soll. Stattdessen wird das Virus zur Induktion
einer Immunantwort oder wenigstens einer allgemeinen Immunstimulierung
verwendet, die den Wirt gegen Fremdantigene bzw. Tumorantigene,
die nicht mit dem Virus assoziiert sind, schützt. Dabei bezieht sich der
Ausdruck „mit
dem Virus assoziierte Antigene" auf
Epitope und Antigene des Viruspartikels sowie auf Antigene und Epitope
auf der Oberfläche
einer mit dem Virus infizierten Zelle, die das Ergebnis der Expression
des viralen Genoms sind.
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Im
Zusammenhang mit dieser Ausführungsform
bezieht sich der Begriff „Fremdantigene" auf alle Antigene
und Epitope, die natürlicherweise
nicht Teil oder Bestandteil des Tierkörpers sind. Dabei handelt es
sich bei Fremdantigenen vor allem um Antigene und Epitope aus infektiösen Agentien
und Toxine. Typische infektiöse
Agentien sind Viren, wie z.B. Herpesviren, Retroviren, Tollwutviren,
Rhabdoviren, Adenoviren, Bakterien, wie z.B Salmonellen, Mykoplasma,
Meningicoccus, Hämophilus,
Prione oder Pilze.
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Die
Erfindung ist nicht nur zur Impfung von Tieren gegen Fremdantigene
interessant, sondern eignet sich in einer alternativen Ausführungsform
auch zur Impfung gegen Tumorantigene. „Tumorantigene" sind Antigene, die
mit bestimmten Tumorerkrankungen assoziiert sind. Dabei handelt
es sich bei Tumorantigenen am häufigsten
um Antigene, die von dem Genom des Wirts, der den Tumor entwickelt,
codiert werden. Somit handelt es sich im strengen Sinne bei Tumorantigenen
nicht um Fremdantigene. Allerdings werden Tumorantigene in beträchtlichen
Mengen in Tumoren angetroffen, während
die Menge von Tumorantigenen in normalen Geweben deutlich geringer
sind und sehr häufig
gar keine Tumorantigene im normalen Gewebe angetroffen werden. Beispiele
für Tumorantigene
sind dem Fachmann bekannt und beinhalten z.B. die MAGE-Antigene.
MVA ist gegen diese Tumorantigene wirksam, da die Impfung von Tieren
zu einer Aktivierung und/oder beschleunigten Reifung des Immunsystems
führt,
was dann zur Zerstörung
von Tumorzellen führen
kann.
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Der
Ausdruck „schützt gegen
ein Antigen" bezieht
sich auf die Entwicklung einer Immunantwort, die gegen das Fremd- oder Tumorantigenen
gerichtet ist. Falls es sich bei dem Fremdantigen um ein infektiöses Agens
handelt, wird der Wirt gegen das Agens geschützt, d.h. der Wirt entwickelt
eine Immunantwort gegen das Antigen. Folglich führt die Infektion mit dem infektiösen Agens
zu einer weniger schweren Krankheit oder zu gar keiner Krankheit.
Dabei soll der Begriff „schützt" nicht so verstanden
werden, daß immer
ein 100%iger Schutz gegen das Fremd- bzw. Tumorantigen vorliegt.
Stattdessen bezieht sich der Begriff „Schutz", wie er in der vorliegenden Anmeldung
verwendet wird, auf alle vorteilhaften Effekte, die dem Tier beim
Umgang mit dem Fremdantigen bzw. dem Tumorantigen helfen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein solcher Schutzeffekt wenigstens 5 Tage, vorzugsweise wenigstens
7, 14 oder 28 Tage nach der ersten Impfung ausgeübt. Mit anderen Worten: das
geimpfte und/oder behandelte Tier ist z.B. gegen ein Fremdantigen
geschützt,
wenn das Tier mit dem Antigen nach 5, 7, 14 bzw. 28 Tagen in Kontakt
kommt.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung kann die Wirkung der
Impfung von Neugeborenen mit MVA über die Induktion oder Verbesserung
der Reifung des Immunsystems und/oder die Aktivierung des Immunsystems
erklärt
werden. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bezieht sich
der Ausdruck „Induktion
oder Verbesserung der Reifung des Immunsystems" unter anderem auf die beschleunigte Zunahme an
dendritischen Zellen oder deren Vorläufer in geimpften Individuen
relativ zu Kontrollindividuen. Die Ausdrücke „Beschleunigung der Reifung" des Immunsystems
und „Verbesserung
der Reifung" des
Immunsystems werden dabei in dieser Beschreibung wechselseitig verwendet.
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Die „Aktivierung
des Immunsystems" ist
durch die Expression von Molekülen
und Hormonen, die die Zell/Zell-Wechselwirkung
oder das Trafficking erleichtert, auf der Oberfläche von Zellen und/oder durch
die Sekretion der Moleküle
und Hormone durch die Zellen gekennzeichnet. Dabei nehmen spezifische
Rezeptoren diese Signale auf und reagieren. Zu Aktivierungsmarkern
gehören
unter anderem Flt3-L, IL-12, IFN-alpha, MHC-II und CD8, insbesondere
CD8-alpha (siehe unten).
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Die
beschleunigte Entwicklung/Reifung des Immunsystems wird mit einem
Anstieg der Konzentration von Faktoren, die dendritische Zellen
(DC) oder deren Vorläuferzellen
aktivieren und/oder mobilisieren, und/oder einer Erhöhung der
Anzahl dendritischer Zellen und ihrer Vorläuferzellen und/oder einem Anstieg
der Produktion und/oder des Zellgehalts eines Interferons oder IL-12
korreliert. DC-Vorläuferzellen,
die von MVA induziert werden, sind beispielsweise plasmocytoide
DC-Vorläufer,
die für
die Abwehr gegen Virusinfektionen sehr wichtig sind und IFN-α/β zu produzieren scheinen.
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Insbesondere
ist die Verbesserung der Reifung des Immunsystems vorzugsweise durch
einen wenigstens zweifachen Anstieg der auf DC angetroffenen Oberflächenmarker,
wie z.B. MHC-II, CD40 und/oder CD80/86, definiert. Vorzugsweise
kann ein derartiger Anstieg im Blut gemessen werden. Weitere Marker
zur Kennzeichnung einer Verbesserung der Reifung des Immunsystems
sind Flt3-L, IL-12,
IFN-alpha, MHC-II und CD8a (siehe unten). Zudem wird die beschleunigte
Reifung des Immunsystems vorzugsweise mit einer wenigstens 1,5fachen
Erhöhung,
vorzugsweise einer wenigstens 2,0fachen Erhöhung der Anzahl an CD11c-positiven
Zellen im Blut und/oder der Milz 7 Tage nach Verabreichung von MVA-BN
an neugeborene Tiere im Vergleich zu Kontrolltieren, die kein MVA-BN
erhalten haben, korreliert. Zudem kann die Verbesserung der Reifung
des Immunsystems vorzugsweise mit einem wenigstens 1,5fachen Anstieg,
stärker
bevorzugt mit einem wenigstens 2,0fachen Anstieg der Konzentration
von Flt3-L zwei Tage nach der Impfung von Neugeborenen mit Viren
gemäß der vorliegenden
Erfindung im Vergleich zu vom Alter her passenden Kontrollen korreliert
werden.
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In
diesem Zusammenhang sollt angemerkt werden, daß es einen Zusammenhang zwischen
dem Phänotyp
und der Funktion von DC-Populationen der Maus und des Menschen gibt,
der sich über
deren Oberflächenphänotyp charakterisieren
läßt (Hochrein
et al., 2002. Hum. Immunol. 63: 1103). DC läßt sich im Blut mittels Durchflußcytometrie
unter Verwendung einer Reihe von Oberflächenmarkern (MacDonald et al.
2002. Blond. 100: 4512) nachweisen, die auch die Identifizierung
spezifischer Populationen von DC, wie z.B. der plasmacytoiden DC,
gestatten (Dzionek et al. 2002. Hum Immunol. 63: 1133; Dzionek et
al. 2000. J. Immunol. 165: 6037). Mit ähnlichen Techniken lassen sich
DC auch in anderen menschlichen Geweben nachweisen (Summers et al.
2001. Am. J. Pathol. 159: 285).
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung könnten
die Viren, wie sie oben definiert sind, auch zur Behandlung von
neugeborenen Tieren verwendet werden, um die Konzentration von Faktoren,
die dendritische Zellen (DC) oder deren Vorläuferzellen aktivieren und/oder
mobilisieren, und/oder die Anzahl dendritischer Zellen und ihrer
Vorläuferzellen
und/oder die Produktion und/oder den Zellgehalt eines Interferons
oder von IL-12 zu erhöhen.
Es konnte gezeigt werden, daß nach
der Impfung mit MVA-BN die plasmacytoiden dendritischen Zellen wesentlich
mehr IL-12 produzieren und eine erhöhte IFN-α-Produktion sowie eine Hochregulierung
von MHC-II und CD8a aufweisen. Die Erhöhung von IL-12 nach Verabreichung
der gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendeten Viren beträgt
vorzugsweise das 2fache, stärker
bevorzugt das 100fache, 500fache, 1000fache, 2500fache oder 5000fache.
Der Anstieg der Konzentration von Flt3-L zwei Tage nach der Impfung
von Neugeborenen mit MVA, am stärksten
bevorzugt mit MVA-BN oder seinen Derivaten, ist vorzugsweise 1,5fach, stärker bevorzugt
2,0fach im Vergleich mit vom Alter her passenden Kontrollen.
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Der
Ausdruck „Aktivierung
dendritischer Zellen oder ihrer Vorläufer" bezieht sich auf die Reifung von DC
zu Antigen präsentierenden
Zellen über
schlecht definierte Zellstadien, die durch Hormone und Reize gesteuert
werden. Die Zwischenstufen von DC werden Vorläufer genannt. Diese unreifen
DC erreichen die Peripherie. Unterschiedliche (antigene) Reize aktivieren
DC. Aktivierungsmarker, die in aktivierten dendritischen Zellen
heraufreguliert sind, sind unter anderem Flt3-L, IL-12, IFN-alpha,
MHC-II und CD8a (siehe unten).
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Es
wurde festgestellt, daß Hormone,
wie z.B. GM-CSF, zu mehr unreifen DC in der Peripherie führen. Da
GM-CSF zu mehr DC-Vorläufer
in Knochenmark, Blut und peripheren Organen führt (und die Zellen dorthin wandern
müssen),
wurde dieses Phänomen „Mobilisierung
dendritischer Zellen oder ihrer Vorläufer" genannt. Diese Definition wird auch
in der vorliegenden Beschreibung verwendet.
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Dementsprechend
ist die Impfung von Tieren, einschließlich des Menschen, vor allem
dann sinnvoll, falls die Konzentration von Faktoren, die dendritische
Zellen (DC) oder deren Vorläuferzellen
aktivieren, und/oder die Anzahl dendritischer Zellen oder ihrer
Vorläuferzellen
und/oder die Produktion und/oder den Zellgehalt eines Interferons
oder IL-12 erhöht
werden sollen.
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Zu
Faktoren, die dendritische Zellen aktivieren, gehören unter
anderem Flt3-L (Lyman et al., Cell 1993, 75: 1157-1167) und GM-CSF.
Typische Interferone gemäß der vorliegenden
Erfindung sind IFN-alpha und IFN-beta. Die gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendeten Viren induzieren Flt3-L, wobei man annimmt, daß einige
der beobachteten vorteilhaften Effekte auf diese Induktion zurückzuführen sind.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Anmeldung wird ein neugeborenes
Tier oder ein neugeborener Mensch als ein Tier bzw. Mensch definiert,
der noch kein reifes Immunsystem aufweist. In der gesamten vorliegenden
Beschreibung werden die Begriffe „neugeborenes Tier" und „neonatales
Tier" synonym verwendet.
Ein reifes Immunsystem wird durch die Fähigkeit zur vollständigen Aktivierung
des angeborenen Immunsystems sowie durch die Tatsache, daß alle bekannten
T- und B-Zellfunktionen und -produkte, insbesondere Immunglobulin-Isotypen,
wie z.B. IgA und IgE, bereits vorliegen, gekennzeichnet. Somit ist
ein unreifes Immunsystem durch eine geringe Zahl von T-Zellen, B-Zellen
und dendritischen Zellen relativ zu Erwachsenen, durch eine IFN-Produktion,
die im Vergleich mit Erwachsenen niedrig ist, sowie durch die Tatsache,
daß die sekundären lymphoiden
Organe noch nicht vollständig
ausgereift sind, gekennzeichnet. Insbesondere kann ein „Neonatales" oder „Neugeborenes" im Zusammenhang
mit der vorliegenden Erfindung als ein sehr junges Tier definiert
werden, dessen Anzahl an CD4+-Zellen der Milz vorzugsweise um wenigstens
das 2fache, stärker
bevorzugt um wenigstens das 20fache, stärker bevorzugt wenigstens das
200fache, stärker
bevorzugt wenigstens das 2000fache, am stärksten bevorzugt wenigstens
das 20 000fache niedriger liegt als die durchschnittliche Zahl an
CD4+-Zellen in der Milz in Erwachsenen.
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In
Mäusen
ist das Immunsystem im Alter von 4 Wochen reif. Beim Menschen liegt
die Reife wahrscheinlich nach 6 Monaten bis 1 Jahr vor. Bei Katzen
und Hunden ist das Immunsystem üblicherweise
im Alter von 6 Monaten, bei Kälbern,
Schafen und Schweinen im Alter von 4-12 Wochen ausgereift. Die Impfung
mit MVA erfolgt vorzugsweise während
der Zeit, bevor das Immunsystem ausgereift ist. Da die Reife sich
jedoch fast exponentiell nach der Geburt entwickelt, ist es am stärksten bevorzugt,
mit MVA so früh
wie möglich
nach der Geburt zu impfen. Da in allen relevanten Haustieren und
beim Menschen das Immunsystem nicht früher als 4 Wochen nach der Geburt
ausgereift ist, ist allgemein bevorzugt, daß die Impfung mit MVA vorzugsweise innerhalb
von 4 Wochen nach der Geburt, stärker
bevorzugt innerhalb von 2 Wochen nach der Geburt, noch stärker bevorzugt
innerhalb 1 Woche nach der Geburt, am stärksten bevorzugt innerhalb
von 3 Tagen nach der Geburt erfolgt. Diese allgemeinen Bedingungen
gelten für
alle wichtigen Haustiere, insbesondere für alle wichtigen Säugerhaustiere,
einschließlich
den Menschen. Der Fachmann ist sich der Tatsache bewußt, daß selbst ältere Tiere
als Neugeborene/Neonatale im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
angesehen werden können
und daß die
Impfung somit auch bei älteren
Tieren erfolgreich durchgeführt
werden kann, wenn das Immunsystem 4 Wochen nach der Geburt noch
nicht ausgereift ist. Somit kann beim Menschen die Impfung innerhalb
von 6 Monaten nach der Geburt, stärker bevorzugt innerhalb von
3 Monaten nach der Geburt, stärker
bevorzugt innerhalb von 2 Monaten nach der Geburt, stärker bevorzugt
innerhalb von 4 Wochen nach der Geburt, stärker bevorzugt innerhalb von
2 Wochen nach der Geburt, noch stärker bevorzugt innerhalb von 1
Woche nach der Geburt, am stärksten
bevorzugt innerhalb von 3 Tagen nach der Geburt, durchgeführt werden.
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Beispielsweise
können
pränatale
Tiere, einschließlich
Menschen, geimpft werden, da die besten Wirkungen von MVA als allgemeiner
Impfstoff beobachtet werden, wenn das Virus einem unreifen Immunsystem verabreicht
wird. Eine pränatale
Impfung kann bei wirtschaftlich wichtigen Tieren, wie z.B. Rindern
oder Schweinen, wünschenswert
sein. Falls die Plazenta das Virus durchläßt, kann das pränatale Individuum
einfach durch Impfen des Muttertiers geimpft werden. Somit ist die
Impfung des Muttertiers zur Impfung des pränatalen Individuums besonders
vielversprechend bei einem Tier mit einer Plazenta endotheliochorialis,
wie z.B. Hunden, Katzen, Ratten und Mäusen, oder mit einer Plazenta
haemochorialis, wie z.B. Primaten, einschließlich des Menschen. Bei Tieren
mit einer Plazenta chorionepithelialis, wie z.B. Rindern und Schafen, oder
mit einer Plazenta syndesmochorialis, wie z.B. Schweinen und Pferden,
läßt sich
die Impfung von pränatalen
Individuen mittels in-utero-Verabreichung durchführen. Natürlich läßt sich diese Art der Verabreichung auch
bei einem Tier mit einer Plazenta endotheliochorialis bzw. haemochorialis
durchführen.
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Da
MVA zu einer beschleunigten Reifung des Immunsystems führt und
MVA sich somit als allgemeiner Impfstoff eignet, sind die geimpften
Tiere gegen verschiedene Krankheiten geschützt. Insbesondere läßt sich MVA
zur Impfung von Katzen für
das allgemeine Wohlbefinden sowie gegen Katzenherpes oder infektiöse Katzen-Peritonitis
verwenden. Bei Hunden kann MVA für
das allgemeine Wohlbefinden sowie gegen (virale) Krankheiten im
Zusammenhang mit den Atemwegen verwendet werden. Bei Schweinen kann
MVA für
das allgemeine Wohlbefinden sowie gegen Infektionen mit Haemophilus
oder Mykoplasma verwendet werden, vor allem in der Schweinemast.
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Wie
beispielhaft dargelegt, kann MVA in Neugeborenen oder pränatalen
Tieren zum Schutz des Tiers gegen ein Fremdantigen und/oder ein
Tumorantigen verwendet werden, wobei sich das Tumorantigen von den mit
dem für
die Impfung verwendeten Virus assoziierten Antigenen unterscheidet.
Allerdings ist dies nicht auf neugeborene und pränatale Tiere beschränkt, sondern
läßt sich
für Tiere
aller Altersgruppen durchführen,
da ein vorteilhafter Effekt auch bei erwachsenen Tieren beobachtet
werden kann. So eignen sich MVA, insbesondere MVA-BN und seine Derivate
zum Schutz eines Tiers, einschließlich des Menschen, gegen ein
aus Tumorantigen und Fremdantigen ausgewähltes Antigen, wobei sich das
Tumorantigenen und/oder das Fremdantigen von den mit dem Virus assoziierten
Antigenen unterscheiden. Wie oben dargelegt, ist MVA in der Lage, Zellen
des Tiers zu infizieren, kann jedoch nicht in den Zellen unter Erhalt
von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden. Alle Angaben, Definitionen, einschließlich der
Definition der Dauer des Schutzeffekts, und Beispiele, die für Neugeborene
angegeben sind, gelten ebenso für
Erwachsene.
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Im
Gegensatz zu Neugeborenen ist das Immunsystem von erwachsenen Tieren
bereits ausgereift. Trotzdem könnte
es vorkommen, daß das
Immunsystem aufgrund bestimmter Krankheiten oder einfach aufgrund
des Alters des Tiers geschwächt
wird. Vor allem bei immungeschwächten
Menschen und bei älteren
Individuen kann die Verabreichung von MVA an das Tier einen vorteilhaften
Effekt haben, unter anderem indem die Konzentration von Faktoren,
die dendritische Zellen (DC) oder deren Vorläuferzellen aktivieren und/oder mobilisieren,
und/oder die Anzahl dendritischer Zellen oder ihrer Vorläuferzellen
und/oder die Produktion und/oder der Zellgehalt eines Interferons
oder IL-12 erhöht
wird. Somit kann selbst bei erwachsenen Tieren die Verabreichung
von MVA zu einer erhöhten
Kompetenz des Immunsystems beim Umgang mit Fremdantigenen und/oder
Tumorantigenen führen.
Mit anderen Worten: MVA eignet sich für die Aktivierung des Immunsystems
allgemein, obwohl dies nicht Teil der beanspruchten Erfindung ist.
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Die
Erfindung betrifft ferner MVA zur Herstellung eines einem neugeborenen
Tier, einschließlich
des Menschen, zu verabreichenden Arzneimittels, wobei das Arzneimittel
die Konzentration von Faktoren, die dendritische Zellen aktivieren,
und/oder die Anzahl dendritischer Zellen und/oder die Produktion
und/oder den Zellgehalt eines Interferons (IFN) oder IL-12 erhöht. Alle
oben für
die anderen Ausführungsformen
angegebenen Definitionen gelten ebenso für die vorliegende Ausführungsform.
Gemäß dieser
Ausführungsform
zielt die Erfindung nicht in erster Linie auf die Induktion eines
Schutzes gegen Fremdantigene und/oder Tumorantigene ab, sondern
die vorliegende Ausführungsform
richtet sich auf die Behandlung von Leiden und Krankheiten, die durch
eine niedrige Konzentration von Faktoren, die dendritische Zellen
aktivieren, und/oder durch eine unzureichende oder zu niedrige Anzahl
dendritischer Zellen und/oder durch eine geringe Produktion und/oder
einen geringen Zellgehalt eines Interferons (IFN) oder von IL-12
gekennzeichnet sind. So könnte
gemäß der vorliegenden
Ausführungsform
die Behandlung mit MVA gegen Allergien oder Autoimmunkrankheiten
schützen.
Dabei ist diese Behandlung wiederum besonders vielversprechend,
wenn MVA neugeborenen Tieren verabreicht wird.
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Beispielsweise
eignet sich MVA, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, besonders
zur Induktion von Immunantworten in immungeschwächten Tieren, z.B. mit SIV
infizierten Affen (CD4 < 400/μl Blut),
oder in immungeschwächten
Menschen. Der Begriff „immungeschwächt" beschreibt dabei
den Status des Immunsystems eines Individuums, das nur unvollständige Immunantworten
zeigt oder eine reduzierte Effizienz bei der Abwehr gegen infektiöse Agentien
aufweist.
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Beispielsweise
läßt sich
MVA in einem Verfahren zum Schutz eines Tiers, einschließlich des
Menschen, gegen ein aus Tumorantigenen und Fremdantigen ausgewähltes Antigen
durch Verabreichung eines Virus gemäß der vorliegenden Erfindung,
insbesondere des modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA) verwenden,
wobei sich das Tumorantigen und/oder das Fremdantigen von den mit
dem Virus assoziierten Antigenen unterscheidet.
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Zusätzlich kann
beispielsweise MVA in einem Verfahren zur Behandlung eines Tiers,
einschließlich des
Menschen verwendet werden, um die Konzentration von Faktoren, die
dendritische Zellen aktivieren, und/oder die Anzahl dendritischer
Zellen und/oder die Produktion und/oder den Zellgehalt eines Interferons (IFN)
oder von IL-12 zu erhöhen,
wobei das Verfahren die Verabreichung eines modifizierten Vacciniavirus
Ankara (MVA) umfaßt.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Verwendung
eines modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA) zur Herstellung eines
Arzneimittels für die
Impfung oder Behandlung eines neonatalen Tiers, einschließlich des
Menschen, wobei das MVA in der Lage ist, die Zellen des neonatalen
Tiers, einschließlich
des Menschen, zu infizieren, jedoch nicht in dem neonatalen Tier,
einschließlich
des Menschen, unter Erhalt von infektiösen Virusnachkommen repliziert
werden kann, wobei die Behandlung die Reifung des Immunsystems induziert
oder verbessert.
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Verwendung
wie oben, wobei es sich bei dem MVA-Stamm um MVA-BN, hinterlegt
mit der Hinterlegungsnummer V00083008 bei der European Collection
of Animal Cell Cultures (ECACC), und Derivate davon handelt.
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Verwendung
wie oben, wobei MVA durch orale, nasale, intramuskuläre, intravenöse, intraperitoneale, intradermale
und/oder subkutane Applikation verabreicht wird.
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Verwendung
wie oben, wobei MVA in einer therapeutisch wirksamen Menge in einer
ersten Inokulation („priming
inoculation") und
in einer zweiten Inokulation („boosting
inoculation") verabreicht
wird.
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Verwendung
wie oben, wobei MVA dem Tier, einschließlich des Menschen, in einer
Menge von mindestens 101 TCID50 („Tissue
Culture Infectious Dose")
verabreicht wird.
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Verwendung
wie oben, wobei das MVA-Genom wenigstens eine heterologe Nukleinsäuresequenz
umfaßt.
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Verwendung
wie oben, wobei die heterologe Nukleinsäuresequenz aus einer für wenigstens
ein Antigen, antigenes Epitop und/oder eine therapeutische Verbindung
codierenden Sequenz ausgewählt
ist.
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Verwendung
wie oben, wobei die Impfung oder Behandlung zur Induktion oder Verbesserung
der Reifung und/oder Aktivierung des Immunsystems verwendet wird.
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Verwendung
wie oben, wobei die Behandlung verwendet wird, um (i) die Konzentration
von Faktoren, die dendritische Zellen oder deren Vorläuferzellen
aktivieren und/oder mobilisieren, zu erhöhen, (ii) die Anzahl dendritischer
Zellen oder ihrer Vorläuferzellen
zu erhöhen
oder (iii) die Produktion und/oder den Zellgehalt eines Interferons
(IFN) oder von IL-12 zu erhöhen.
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Verwendung
wie oben, wobei es sich bei dem Faktor, der dendritische Zellen
aktiviert, um Flt3-L und/oder GM-CSF handelt.
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Verwendung
wie oben, wobei es sich beim dem Interferon um IFN-α und/oder
IFN-β handelt.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1A:
Neugeborene Mäuse
wurden einmal innerhalb von 24-48
h nach der Geburt mit 106 p.f.u. MVA oder
DISC HSV-1 injiziert oder mit physiologischer Kochsalzlösung (NaCl)
als Kontrollen behandelt. Bei einem Alter von 7 Tagen wurde CD11c,
ein Pan-DC-Marker, verwendet, um diese Zellen im peripheren Blut mittels
Durchflußcytometrie
zu bestimmen. Dargestellt sind jeweils Mittelwert und Standardabweichung
von 3 bis 5 Experimenten.
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1B:
Experiment wie in 1A. Allerdings wurden CD11c-Zellen
in der Milz mittels Durchflußcytometrie
bestimmt.
-
1C:
Experiment wie in 1A. Allerdings wurden CD11c-Zellen
in Peritonealflüssigkeit
mittels Durchflußcytometrie
bestimmt.
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2:
Mäuse wurden
mit MVA-BN, wie in der linken Spalte angegeben, geimpft. Nach 2
Wochen wurde der Prozentanteil einfach positiver (CD11c+)
und doppelt positiver (C11c+/CD8+) Zellen in der Milz und im Blut mittels
Durchflußcytometrie
bestimmt.
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3:
Neugeborene Mäuse
wurden mit MVA oder NaCl als Kontrolle an Lebenstag 1 und 5 injiziert. An
Tag 8 wurde Maus Flt3-L im Serum dieser Mäuse mittels ELISA bestimmt,
wobei die Werte in pg/ml angegeben sind.
-
4:
Neugeborene Mäuse
wurden einmal innerhalb von 24-48
Stunden nach der Geburt mit 106 p.f.u. MVA
injiziert oder mit NaCl als Kontrollen behandelt. Im Alter von 7
Tagen wurden alle Mäuse
100 × LD50 HSV-1-Stamm F ausgesetzt. Die Anzahl überlebender
Tiere wurde 21 Tage verfolgt.
-
5:
Die Mäuse
wurden wie in 4 behandelt. Die Daten repräsentieren
9 verschiedene Challenge-Experimente mit 100 LD50 HSV-1.
Keines der Kontrolltiere überlebte
das Challenge.
-
6: Überleben
von am ersten Lebenstag mit MVA-BN geimpften erwachsenen Mäusen nach
einem lethalen Vaccinia-Challenge.
Drei Würfe
von jeweils 6 1 Tag alten Babys (18 Mäuse) wurden mit MVA-BN (2,5 × 10 TCID50) geimpft und im Alter von 4 Wochen (erwachsene
Mäuse)
einem Challenge mit einer Lethaldosis von Vaccinia ausgesetzt: die
MVA-BN-Impfung induzierte
eindeutig eine Schutzimmunität
in neonatalen Mäusen,
die bis zum Erwachsenenalter andauerte.
-
Beispiele
-
Beispiel 1
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(i) MVA-BN und DISC-HSV induziert DC des
CD11c+- und CD8+-Phänotyps in
neugeborenen Tieren.
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Erste
Versuchsreihe: neugeborene Mäuse
sind natürlicherweise
immungeschwächt,
da das IFN-System noch nicht ausgereift ist. Die Anzahl und der
Aktivierungszustand von DC, dem besten, gegenwärtig bekannten Produzenten
von IFN, wurde bislang nicht analysiert. DC lassen sich in vitro
ebenso wie in vivo mit verschiedenen Reizen induzieren. In diesen
Untersuchungen wurde getestet, ob eine kontrollierte MVA-BN-Replikation
DC induzieren könnte,
wobei deren Phänotyp
analysiert wurde. Gruppen von Mäusen wurden
mit 106 Plaque bildenden Einheiten (p.f.u.
[plaque forming units]) MVA-BN oder mit lediglich Kochsalzlösung innerhalb
von nur 1-2 Tagen nach der Geburt und in einigen Fällen 5 Tage
nach der Geburt injiziert. Blut und Milzzellen aus individuellen
Mäusen
beider Gruppen wurden mittels FACS analysiert und die Daten verglichen.
-
Daten
aus 7 bis 8 individuellen Mäusen
zeigten, daß durch
die Behandlung mit MVA-BN CD11c+-Zellen um
das 2-3fache anstiegen, was von einer erhöhten Expression von MHCII und
einem erhöhten
Vorhandensein von T-Zellen des CD4- oder CD8-Typs begleitet wurde.
Interessanterweise nahm CD19/54, ein Marker für reife B-Zellen, ab, was darauf
hindeutet, daß diese
Zellen in andere Organe als die Milz auswanderten oder daß Vorläufer von
B-Zellen früh
zu anderen Linien abkommandiert wurden, besonders DC des plasmocytoiden Phänotyps,
der frühe
B-Zellmarker trägt
(B220).
-
Daten
aus drei unterschiedlichen Experimenten wiesen auf Reproduzierbarkeit
und signifikante Unterschiede hin. In Experimenten mit DISC-HSV-1,
einem anderen replikationskontrollierten viralen Impfstoff, wurden ähnliche
Mengen an CD11c+-Zellen nach neonatalem
Priming induziert.
-
Die
Ergebnisse sind in 1A-C zusammengefaßt.
-
Um
Subpopulationen von DC in Blut und Milz weiter zu untersuchen und
den Langzeiteffekt der Behandlung mit MVA-BN zu analysieren, wurden Zellen im
Blut und in der Milz bei einem Lebensalter von 2 Wochen analysiert.
Zu diesem Zeitpunkt wiesen behandelte Tiere etwa die doppelte Anzahl
an CD11c+-Zellen in der Milz als im Alter
von einer Woche auf, doch führte
eine einzelne Behandlung mit dem Virus bei der Geburt 2 Wochen später zu einer
dreifach erhöhten
Anzahl dieser Zellen in der Milz (2). Ähnliche
Effekte wurden im Blut beobachtet, mit Ausnahme, daß CD11c+/CD8a+ etwa 4mal
höher lagen.
Eine einzelne Behandlung mit MVA-BN 7 Tage nach der Geburt führte zu
einem Anstieg von CD11c+/CD8a+ von
13 auf das 40fache mit einem weniger dramatischen Effekt auf die
CD11c+-Zellen. Wie erwartet hatten zwei
Impfungen bei der Geburt sowie an Tag 7 einen signifikanten Effekt
auf CD11c+-Zellen. Die verschiedenen Effekte
sind in 2 dargestellt.
-
Zweite
Versuchsreihe: Mäuse
im Alter von einer Woche, die bei der Geburt mit 2,5 × 10
7 TCID
50 MVA-BN geimpft
worden waren, zeigten eine andere Zusammensetzung immunologisch
relevanter Zellpopulationen in der Milz und im Blut als Kontrollmäuse (Tabelle
1). Im Blut gab es einen Anstieg der CD8-positiven Lymphozytenpopulation
ebenso wie einen Anstieg der Anzahl an NK-Zellen. Die Anzahl CD11c-positiver Zellen
war etwa 3mal höher
als in Kontrollen, wobei der Prozentanteil von B-Zellen (B220- und
CD19-doppelt positive
Zellen) signifikant reduziert war. In der Milz gab es keinen Unterschied
zwischen immunisierten Tieren und Kontrollen hinsichtlich der Gesamtzahl
von Zellen. Im Gegensatz zum Blut wies die Milz geimpfter Tiere mehr
CD4-positive T-Lymphozyten als die Kontrollen auf, wobei die Anzahl
an NK-Zellen nicht erhöht
war. Ähnlich
wie beim Blut war die relative Anzahl CD8-positiver Lymphozyten erhöht und die
Anzahl an B-Zellen reduziert. Der Prozentanteil CD11c-positiver
Zellen lag etwa 3mal höher
als bei den Kontrollen. Von uns wurde ein Unterschied des Prozentanteils
dendritischer Zellen erstmals am Tag 5 nach der Impfung mit MVA-BN
erkannt, als die Anzahl CD11c-positiver Zellen in der Milz von 4
unbehandelten Kontrollen 3,6% betrug, verglichen mit 4,8% in 4 MVA-BN-geimpften
Mäusen.
Die gleiche Menge an UV-inaktiviertem
MVA-BN ergab keine signifikante Änderung
der Zellpopulationen nach Impfung neonataler Mäuse im Vergleich mit Kontrollen
(Daten nicht gezeigt). Die erste Impfdosis wurde willkürlich gewählt. Nach
der Titration des Inokulums wurde eine Standarddosis von 2,5 × 10
6 TCID
50 zur Impfung
verwendet (10mal weniger als im ersten Experiment). Bei dieser Dosis wurden
maximale Anzahlen von DC induziert (Tabelle 2). Tabelle 1. In Blut und Milzzellen in neugeborenen
Mäusen
eine Woche nach Immunisierung mit 2,5 × 10
7 TCID
50 MVA-BN induzierte Änderungen
Parameter % | Blut | Milz |
NaCl | MVA-BN | P* | NaCl | MVA-BN | P* |
Gesamtzellen × 106 | | | | 17,9±1,9 | 24,1±2, | 0,10 |
| | | | | 6 | 5 |
%CD11c | 5,4±1,3 | 18,6±1, | 0,00 | 2,8±0,1 | 7,9±0,8 | 0,00 |
| | 5 | 1 | | | 1 |
%CD11c/CD8α | 0,5±0,1 | 2,7±0,3 | 0,00 | 1,1±0,1 | 4,6±0,7 | 0,00 |
| | | 1 | | | 2 |
%CD4/CD3 | 16,9±1,1 | 16,1±1, | 0,99 | 4,8±0,3 | 8,1±1,5 | 0,00 |
| 1 | 5 | 9 | | | 4 |
%CD8α/CD3 | 6,0±0,9 | 10,3±0, | 0,00 | 4,7±0,3 | 8,4+1,1 | 0,00 |
| | 9 | 2 | | | 2 |
%NK1,1/DX5 | 16,4±1,2 | 24,4±3, | 0,03 | 2,5±0,3 | 2,4±0,2 | 0,86 |
| 2 | 3 | 2 | | | 2 |
%CD19/B220 | 22,3±0,5 | 8,4±0,8 | 0,00 | 16,2±1, | 8,6±0,9 | 0,00 |
| 5 | | 1 | 3 | | 4 |
* Mann-Whitney
U-Test | | |
Tabelle 2. Induktion CD11c-positiver Zellen
in der Milz von 1 Tag alten Wt-Mäusen
und Mäusen
mit Unterbrechungen von Zielgenen innerhalb von 7 Tagen nach der
MVA-Behandlung.
Mausstamm | MVA-Dosis (TCID50) | Kontrollen %CD11c | MVA-BN
%CD11c | Verhältnis |
wta | 2,5 × 107 | 2,8 | 7,9 | 2,8 |
wt | 2,5 × 106 | 2,1 | 11,9 | 5,6 |
wt | 2,5 × 105 | 2,5 | 6,6 | 2,6 |
RAGb | 2,5 × 10 | 4,2 | 5,4 | 1,3 |
AG129c | 2,5 × 103 | 2,6 | 2,7 | 1,0 |
a Wt = entweder C57BL/6- oder 129 Sv/Ev-Mäuse. |
b RAG-Mäusedeletion
in rekombinationsaktivierendem Gen (d.h. keine funktionsfähigen T-
und B-Zellen). |
c AG129 mit Unterbrechungen der Zielgene
für IFN-Rezeptor
Typ I (IFN-α und
-β) und
Typ II (IFN-γ) |
-
(ii) MVA-BN induziert vorzugsweise plasmazytoide
dendritische Zellen (pDC).
-
Nach
anderen Autoren wurden CD11c-positive Zellen, die auch CD45RA oder
CD45R exprimierten, als pDC betrachtet (Asselin-Paturel et al. 2001,
Nat Immunol, 12: 1144). Dabei wurde gefragt, ob MVA-BN eine Erhöhung von
pDC induzierte. Ein weiteres Experiment wurde durchgeführt, bei
dem auch CD45RA oder CD45R auf CD11c-Positiven analysiert wurden.
Der Prozentanteil an doppelt positiven Zellen (CD11c und CD45R)
lag deutlich höher
in mit MVA-BN behandelten Mäusen
(5,6±0,7%)
als in beiden Kontrollgruppen (unbehandelt 3,0±0,3%, p = 0,01; UV-inaktivierte MVA-BN
3,0±0,2%,
p = 0,006. Mann-Whitney U-Test).
-
(iii) Mit MVA-BN behandelte neonatale
Mäuse weisen
erhöhte
Konzentrationen an Serum-Flt3-L auf
-
Flt3-L
ist ein hämatopeotischer
Faktor, der zu erhöhten
Niveaus von DC in erwachsenen Tieren führt. Beim Menschen und möglicherweise
bei Mäusen
stellen aktivierte T-Zellen die reichste Quelle für diesen
Faktor dar. Um zu bestimmen, ob die erhöhte Anzahl von DC das Ergebnis
von induziertem Flt3-L sein könnte, wurde
Serum von MVA-BN-behandelten
Mäusen
hinsichtlich des Vorhandenseins dieses Faktors mit scheinbehandelten
Tieren verglichen. Dabei wiesen an Tag 2 und 5 behandelte Tiere
das doppelte Niveau von Flt3-L im Serum im Vergleich mit dem Serum
scheinbehandelter Tiere auf. Somit handelt es sich bei Flt3-L um
einen der Faktoren, die für
die erhöhte
Anzahl von DC verantwortlich gemacht werden könnte (3).
-
Der
zeitliche Verlauf der Flt3-L-Induktion in neugeborenen Mäusen wurde
nach Verabreichung von MVA-BN bewertet. Bei Neugeborenen induzierte
die MVA-BN-Impfung einen Anstieg der Flt3-L-Konzentration innerhalb
von 24 Stunden. Die Induktion erreichte ein Maximum nach 48 Stunden
und war noch an Tag 7 vorhanden, dem Zeitpunkt, zu dem Milzzellen üblicherweise
analysiert und die Widerstandskraft gegen HSV-1 getestet wurde (siehe
unten). In den geimpften Mäusen
war die Flt3-L-Konzentration im Serum 24 Stunden und 48 Stunden
nach der Impfung um das zweifache erhöht, verglichen mit vom Alter
her passenden Kontrolltieren.
-
Beispiel 2
-
(i) Mit MVA-BN-behandelte neonatale Mäuse überleben
ein Challenge mit 100 bis 500 LD50 HSV-1
-
Gruppen
von Mäusen
wurden jeweils mit der Standarddosis von MVA-BN einen oder 2 Tage
nach der Geburt behandelt und im Alter von 7-8 Tagen einem Challenge
mit 100 bis 500 LD50 Herpes-Simplex-Virus
1 (HSV-1) unterzogen (4). Mit MVA-BN behandelte Mäuse überlebten
das Challenge mit HSV-1, wohingegen alle Kontrollmäuse innerhalb
von 5-6 Tagen nach Inokulation des Challenge-Virus starben.
-
Um
diese Beobachtungen weiter zu unterstützen, wurden 9 Challenge-Experimente
mit 40 MVA-BN-behandelten und 45 Kontrollmäusen durchgeführt. Mehr
als 80% der mit Virus behandelten Mäuse überlebten das Challenge, während alle
Kontrollmäuse
starben (5).
-
In
einer separaten Versuchsreihe wurden die Mäuse bei der Geburt mit MVA-BN
behandelt (2,5 × 106 TCID50/Maus). An
Tag 8 wurde ein Challenge mit entweder 103 (1
LD50) oder 105 (100
LD50) PFU HSV-1 durchgeführt. Nach der MVA-BN-Impfung überlebten
65% der Mäuse
eine Virusdosis, die 100% der Kontrollmäuse (100 LD50)
tötete,
und 90% überlebten
eine Dosis, die 45,5% der Kontrollen (1 LD50)
tötete.
In weiteren Experimenten wurde eine Gruppe von 7 mit UV-inaktiviertem MVA-BN
geimpften Mäusen
mit HSV-1 infiziert. Fünf von
diesen starben innerhalb von 7 Tagen. Die verbliebenen 2 Tiere hörten auf
zu wachsen und starben an Tag 22 bzw. 29. Somit erreichten mit MVA-BN
behandelte Mäuse
einen Zustand erhöhter
Resistenz gegen HSV-1, der mit lebendem MVA-BN, jedoch nicht mit
inaktiviertem MVA-BN assoziiert war.
-
In
mit Mäusen
die keine funktionsfähigen
T-Zellen besitzen, durchgeführten
Kontrollexperimenten wurde bestimmt, daß der Schutz gegen HSV-1 nach
Impfung mit MVA-BN
nicht auf kreuzreagierende, durch MVA-BN induzierte zytotoxische
T-Lymphozyten zurückzuführen war.
-
Es
wurde getestet, ob DC-Zellen für
den Schutz von -Mäusen
vor HSV-1 nach Impfung mit MVA-BN verantwortlich waren. Hierzu wurden
naive 8 Tage alte Mäuse
einem Challenge mit 5 × 104 PFU HSV-1 4 Std. nach Übertragung von Zellen von MVA-behandelten
Mäusen
unterzogen. In einem ersten Experiment wurden Milzzellen aus 8 Tage
alten, an Tag 1 mit MVA-BN behandelten Mäusen in DC-reiche (geringe
Dichte) und DC-arme (hohe Dichte) Fraktionen getrennt. Mäuse, die
5 × 106 Zellen aus der DC-reichen Fraktion erhielten, überlebten
das Challenge zu 50%, wohingegen alle Mäuse, die 10mal weniger DC-reiche
Suspension erhielten, bzw. unbehandelte Mäuse innerhalb von 5 Tagen starben.
Ein zweiter Ansatz wurde durchgeführt, indem positiv isolierte
CD11c-positive Zellen aus 8 Tage alten, an Lebenstag 1 mit MVA-BN
behandelten Mäusen
auf naive, vom Alter her passende Mäuse übertragen wurden. Eine Suspension
von 2 × 106 Milzzellen mit mehr als 80% CD11c-positiven Zellen
aus MVA-BN-behandelten Mäusen
schützte
die naiven Mäuse
vor einer HSV-1-Infektion. Im Gegensatz dazu starben 4 unbehandelte
Tiere aus dem gleichen Wurf ebenso wie 8 weitere unbehandelte Tiere
nach dem Challenge. Weiterhin zeigten Mäuse, die die gleiche Menge
an Milzzellen erhielten, bzw. Mäuse,
die ein Milzäquivalent
(50 × 106 Zellen) von der negativen Fraktion erhielten,
keine erhöhte
Resistenz gegenüber
HSV-1. Somit sind
CD11c-positive Zellen in der Lage, Mäuse vor HSV-1 zu schützen.
-
Im
Stand der Technik sind kurzzeitige Schutzeffekte im Bereich von
etwa 24 Stunden nach Verabreichung von MVA beschrieben (Vilsmeier,
B., Berl. Mönch.
Tierärztl.
Wschr. 112 (1999), 329-333). Obwohl es sich bei den in der genannten
Veröffentlichung
verwendeten Viren nicht um Viren handelt, die nicht in dem verwendeten
neonatalen oder pränatalen
Tier unter Erhalt von infektiösen
Virusnachkommen repliziert werden können, wurde getestet, ob die
Wirkungsweise, wie sie bei Vilsmeier offenbart ist, Ähnlichkeit
mit der in der vorliegenden Anmeldung beschriebenen Wirkungsweise
besitzt. Insbesondere wird bei Vilsmeier offenbart, daß MVA, insbesondere
inaktiviertes MVA, eine Paramunität über einen Zeitraum von etwa
24 Stunden induziert. Um zu testen, ob der Paramunitätseffekt
auch zu den Schutzeffekten, wie sie in der vorliegenden Anmeldung
offenbart sind, beiträgt,
wurden Mäuse
24 Stunden nach der Geburt entweder mit MVA-BN oder mit inaktiviertem MVA-BN geimpft.
An Tag 7 wurden die Mäuse
einem Challenge mit einer Lethaldosis HSV-1 (105 PFU
HSF-1f) unterzogen. Nicht geimpfte Kontrollmäuse starben 6 Tage nach dem
Challenge. Ebenso waren die mit inaktiviertem MVA-BN geimpften Mäuse gegen
ein Challenge mit HSV-1 nicht geschützt. Die Anzahl an DC-Zellen
in diesen Mäusen
war nicht erhöht.
Im Gegensatz dazu waren die mit nicht inaktiviertem MVA-BN geimpften
Mäuse in
signifikanter Weise gegen ein Challenge mit HSV-1 geschützt. 30
Tage nach dem Challenge waren noch mehr als 80% der Mäuse am Leben.
Zwei Tage nach der Impfung wurden erhöhte Konzentrationen an Serum-Flt3-L
im Serum gefunden. In der Milz wurde eine erhöhte Anzahl von DC gefunden.
Die Flt3-L-Steigerung war mit der erhöhten Anzahl von DC assoziiert.
Dies bestätigt,
daß Paramunitätseffekte
nicht für
den beobachteten Schutz verantwortlich sind.
-
(ii) MVA-BN induziert eine spezifische
Immunität
in Neugeborenen, die bis zum Erwachsensein andauert
-
Ein
Tag alte C57BI/6-Mäuse
(Größe der Gruppe:
18) wurden mit MVA-BN (2,5 × 107 TCID50) geimpft (i.p.).
Vier Wochen nach der Impfung wurden die Mäuse als erwachsen betrachtet
und einer Lethaldosis (1 × 104 TCID50) Vaccinia
Western Reserve (VV-WR) unterzogen. Mit Ausnahme eines Tiers überlebten
alle anderen mit MVA-BN geimpften Tiere. Im Gegensatz dazu starben
alle plazebogeimpften Tiere innerhalb von 7 Tagen und zeigten schwere
klinische Symptome, wie z.B. gesträubtes Fell, Gewichtsverlust
und reduzierte Aktivität.
Hierbei handelt es sich eindeutig um eine klare Demonstration, daß eine MVA-BN-Impfung
bei neugeborenen Tieren nicht nur sicher ist, sondern eine schützende Immunantwort
gegen eine lethale Infektion mit Vaccinia (mit MVA-BN verwandtes
Virus) induzieren kann.