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Verfahren zur Konservierung von Pflanzenmaterial
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Konservierung von Pflanzenmaterial,
insbesonder von Blättern, Stielen und Pflanzenteilen, einschließlich gewisser Blüten.
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Es sind bisher große Anstrengungen unternommen worden, Pflanzenmaterial
dadurch zu konservieren, daß Pflanzenabschnitte, Wurzeln, Knollen und dergleichen
in eine Emulsion aus Karnauba-Wachs und einem Salz der Ulsäure getaucht werden.
Die Emulsion trocknet zu einem Oberzug bestimmter Dicke, der das Pflanzenmaterial
schützt und sich insbesondere für Verpflanzungen eignet.
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Ein anderes bekanntes Verfahren besteht darin, daß das Pflanzenmaterial
zunächst getrocknet wird und dann mit einer Erweichungs- und Konservierungsverbindung
behandelt wird, deren Lösung aus 10 Teilen Glyzerin, 89 Teilen Wasser und einem
Teil Formal in besteht. Das Glyzerin dient zur Erweichung des Zellengefüges des
getrockneten Materials. Nach dieser Vorbehandlung wird auf die äußeren Oberflächen
der Pflanze ein Farbstoff aufgetragen, beispielsweise mittels einer Ulfarbengrundierung.
Die Behandlung kann auch das Auftragen eines Lackes oder Firnis einschließen, um
die Grundfarben zu schützen und ein Austrocknen zu verhindern, wobei die Farbe und
der Firnis dazu dienen, die Poren zu schließen und das Glyzerin vor einer Feuchtigkeitsgehaltsänderung
zu schützen.
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Bekannte Verfahren dieser Art befassen sich mit dem Bleichen und/oder
der Färbung von Pflanzenmaterial wobei getrocknetes und gebleichtes Zeligefüge hauptsächlich
mit einer Emulsionslbsung aus Glyzerin und wasserlöslichen, sulfonierten Pflanzenölen
zwecks Erweichung behandelt wird. Außerdem tritt hier auch ein Pflanzengummi auf,
der das Glyzerin vor dem Austrocknen bei heißem Wetter bewahrt und der Neigung des
Glyzerins, die Zellstruktur durchscheinend zu machen, entgegenwirkt.
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Somit ist in jenen Fällen, in denen ein mit der Natur vergleichbares
Aussehen des Pflanzenmaterials angestrebt wird, zum überwiegenden Teil das Material
im voraus getrocknet und/oder gebleicht worden und Glyzerin nur als sekundäres Behandlungsmittel
zum Erweichen des Materials verwendet worden. Verschiedene Hilfsmittel sind ausprobiert
worden, um den Verlust an Glyzerin oder das Wegtrocknen des Glyzerins unter sich
ändernden atmosphärischen Bedingungen zu verhindern.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, ein Verfahren zur
Behandlung von Pflanzenmaterial zu schaffen, das dieses Material in einem Zustand
konserviert, der seinem natürlichen Aussehen, das das Material hat, wenn es tatsächlich
lebt, weitgehend entspricht, und zwar mit ziemlich vergleichbaren physikalischen
Eigenschaften, beispielsweise Farbe, Textur,"Empfindung" Form sowie Biegsamkeit.
Dieses zu schaffende Verfahren zur Behandlung von lebendem Pflanzenmaterial soll
nicht notwendigerweise voraussetzen, daß das Pflanzenmaterial zwecks Behandlung
getrocknet wird und soll auch kein absichtliches Bleichen zur Folge haben. Darüberhinaus
soll das erfindungsgemäße
Verfahren für ein breites Anwendungsgebiet
geeignet sein, indem es zur Behandlung unzähliger Arten von Blättern, Stielen und
anderer Pflanzenteile, Blüten, etc. geeignet ist, so daß ein Anwender sehr viele
Wahlmöglichkeiten besitzt, um Pflanzenmaterial für einen bestimmten Zweck herzustellen,
so beispielsweise zu Dekorations- oder Schmuckzwecken und ebenso auch zu Schul-,
Ausstellungs- und Feierzwecken. In diesem Zusammenhang soll die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens keine große Geschicklichkeit erfordern, sondern jedem Normalverbraucher
möglich sein. Darüber hinaus soll das erfindungsgemäße Verfahren zur Konservierung
von lebendem Pflanzenmaterial so beschaffen sein, daß das behandelte Material in
Wasser gelegt werden kann, ohne zerstört zu werden, so daß sich das Material in
künstlerischer Weise mit frischen Pflanzenabschnitten und Blumen für Ausstellungszwecke
kombinieren läßt und in dieser Form wiederholt verwendet werden kann. Dazu kommt,
daß das erfindungsgemäß behandelte Pflanzenmaterial eine unbegrenzte Lebensdauer
aufweisen soll, ohne daß sein natürliches Aussehen und andere Eigenschaften leiden.
Schließlich soll das Verfahren sich insbesondere zur Behandlung von Pflanzenblättern
eignen, wobei die Blattstruktur im wesentlichen naturgetreu aufrechterhalten wird,
so daß sie sich insbesondere für wissenschaftliche und erzieherische Zwecke eignet.
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Nicht zuletzt soll das erfindungsgemäße Verfahren auch wirtschaftlich
durchführbar sein und nur eine preiswerte Ausrüstung begrenzten Umfangs zur Durchführung
erfordern, die außerdem relativ einfach ist.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Polyol, also eine mehrwertige Alkohol
verbindung, beispielsweise Glyzerin,
Athylenglykol, Diäthylenglykol
oder Triäthylenglykol sowie ihre Gemische als Behandlungsmittel mit einem optimalen
spezifischen Gewicht zwischen 1,10 und 1,16 hergestellt. Das Pflanzenmaterial wird
in eine solche Flüssigkeit eingetaucht oder in ihr untergetaucht, wobei es sich
in einem hermetisch verschlossenen Gefäß befindet. In dem Behandlungsmittel befindet
sich ein verträglicher Farbstoff, um den natürlichen Abbau des Pflanzenchlorophyllszu
verändern, wenn das Material altert. Der Inhalt des Gefäßes wird mit Hilfe eines
Luftkompressors unter einen Druck gesetzt, der Uber dem Atmosphärendruck liegt und
eine bestimmte Zeitspanne aufrechterhalten wird, welche die volle Durchführung der
verlangten Behandlung ermöglicht. Der aufgebrachte Druck bewirkt, daß das Behandlungsmittel
mit Sicherheit vollständig in die Zellen und Poren des zu behandelnden Materials
eindringt und von ihm absorbiert wird. Nach der Entfernung des behandelten Pflanzenmaterials
aus dem Gefäß wird es in kaltem bis warmem Wasser gewaschen und dann bei Umgebungstemperatur
getrocknet. Das ganze Verfahren kann bei Raumtemperatur durchgeführt werden, so
daß die kritischen Merkmale des Verfahrens die Aufrechterhaltung des spezifischen
Gewichtes des Behandlungsmittels, ferner die Einwirkung des Druckes ohne die Notwendigkeit
zur Temperaturerhöhung, der Verzicht auf irgendeine vorbereitende Trocknung des
Pflanzenmaterials sowie die Vermeidung irgendwelcher Schritte für eine absichtliche
Bleichung des Pflanzenmaterials sind.
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Man erkennt, daß das erfinungsgemäße Verfahren auf eine höchst einfache
Weise mit einem Minimum an wirtschaftlich herstellbarer Ausrüstung durchgeführt
werden kann. Die Feststellung, ob das Verfahren vollständig durchgefübrt
worden
ist, geschieht durch visuelle Inaugenscheinnahme des Materials, beispielsweise dadurch,
daß die Rückseite der Blätter nach dem Waschen und noch während sie feucht ist einen
metallischen Schimmer besitzt. Wenn das Material einen "feuchten" oder durchscheinenden
Eindruck macht, so deutet dies auf eine zu weitgehende Verfahrensdurchführung oder
Behandlung. Viele der vorteilhaften Eigenschaften des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden im Folgenden verdeutlicht.
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Das Pflanzenmaterial, das mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
behandelt wird, ist in der Tat sehr weitläufi und umfaßt Blätter, Blattstiele, Gräser
und Pflanzenteile, beispielsweise Stengel, um nur einige zu nennen, sowie gewisse
Blüten, zu denen Heide und Glockenblumen gehören. Die folgende Aufzählung ist nur
eine Teilliste des Materials, das erfolgreich mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
behandelt worden ist: Astilbe; Buche; Kamelie; Schilfrohr;Korallenglocken; Farne
- aller Arten -; Pilze; Goldregen; Johannisbrotbaum; Iris; Zitrone; Maiglöckchen;
Magnolien; Eberesche; Ingwer; Teeblätter; Palmen - aller Arten -; Pfingstrose; Rhododendron;
Veilchen; Efeu - aller Arten -; Myrte; Buchsbaum; Stechpalme - alle Typen -; Lilien
- aller Arten -; Fichten; Tannen; Buchsstrauch; Eiben; Bonsaifarn; Rosen; Hartriegel;
Azaleen; Wegerandsträucher - alle Arten -; Spargelfarn - aller Arten -; Heide -
Blätter, Stiele und Blumen -; Gras - aller Arten -; Grassamen; Magnolienschoten;
Fruchtbaumblätter - aller Arten -; Moose; Immergrüne und Laubbaumblätter - aller
Arten -; Cotoneaster; Lebensbäume; Maronien; Spieren; Glockenblumen.
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Das für die Konservierung gewählte Pflanzenmaterial wird mit einem
Mittel behandelt, das feuchtigkeitsbindende Eigenschaften besitzt und aus der Gruppe
der Polyole, also der mehrwertigen Alkoholverbindungen, ausgewählt ist, zu denen
Glyzerin, Athylenglykol, > Diäthylenglykol, Triäthylenglykol und deren Gemische
gehören. Diese Mittel trocknen oder bleichen das lebende Pflanzmaterial nicht, wenn
sie von diesem Material absorbiert werden, sondern dienen dazu, das Material in
einem Zustand zu halten, der annähernd ihrem Naturzustand entspricht, wobei die
erwarteten Eigenschaften dieses Materials stabil bleiben. Als Behandlungsmittel
wird Glyzerin in einer Lösung verwendet, die annähernd 40 - 60 Vol. % Glyzerin enthält,
das 96%-igen Glyzerin des amtlichen Arzneibuches der USA entsprechen kann.
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Eine Lösung von 50% Glyzerin bei 200 C besitzt ein spezifisches Gewicht
(Dichte) von 1,1267 und entspricht dem bevorzugten spezifischen Gewicht des Behandlungsmittels
für die vorliegende Erfindung. Wenn Glyzerin des technischen Gütegrades verwendet
wird, dann kann eine verhältnismäßig größere Wassermenge erforderl-ich sein, da
dieses Glyzerin normalerweise ein spezifisches Gewicht von 1,2653 aufweist, so daß
es gesenkt werden muß. Nach jeder praktischen Anwendung des Verfahrens muß das spezifische
Gewicht des Behandlungsmittels überprüft und, falls erforderlich, neu eingestellt
werden, so daß es innerhalb des Bereiches von 1,10 bis 1,16 liegt. Häufig neigen
die aus dem behandelten Material ausgetriebenen Ausscheidungen dazu, das spezifische
Gewicht des Behandlungsmittels zu senken. Bei Glyzerinlösungen muß nur zusätzliches
Glyzerin hinzugesetzt werden, um das spezifische Gewicht wieder in den kritischen
Dichtebereich zurückzubringen.
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Athylenglykol, Diäthylenglykol und Triäthylenglykol müssen in einem
unverdünnten Zustand verwendet werden, da ihre spezifischen Gewichte unter den kritischen
Bereich abfallen würden, falls diese Stoffe verdünnt würden. Das spezifische Gewicht
von Athylenglykol beträgt 1,155, dasjenige von Diäthylenglykol 1,1184 und dasjenige
von Triäthylenglykol 1,1254. Es versteht sich, daß das Behandlungsmittel auch aus
Kombinationen der Glykole bestehen könnte und daß das Glyzerin, falls dies erforderlich
wäre, mit einem Glykole oder mit mehreren gemischt werden könnte, um ein spezifisches
Gewicht (Dichte) sicherzustellen, das in dem gewünschten, angegebenen Bereich liegt.
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In die Behandlungslösung wird wunschgemäß ein Farbstoff eingebaut,
der von dem Pflanzenmaterial absorbiert wird und entweder die vorhandene Farbe auffrischen,
eine neue Farbe zur Erzeugung einer reizvollen Wirkung einführen oder nur zur wirksamen
Hemmung der Verminderung der natürlichen Farbe aufgrund des Abbaues oder der Oxydation
des Chlorophyls dienen kann, wenn das Material altert.
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Für diesen Zweck läßt sich eine breite Palette von Farbstoffen verwenden,
so beispielsweise Pflanzenfarben, organische oder anorganische Farben. Es versteht
sich, daß solche Farbstoffe, die sich nach der Behandlung des Pflanzenmaterials
im Behandlungsmaterial einstellen, vorzugsweise lichVtbeständig sind. Die Farbstoffmenge,
die zur Anwendung gelangt, ist grundsätzlich wählbar, da der Praktiker eine adäquate
Menge verwenden wird, um die jeweils bevorzugte Abstufung zu erhalten. Zu den Farbstoffen,
die zu den gewünschten Ergebnissen in bezug auf Schattierung oder Farbton und Lichtbeständigkeit
führen, gehören die Produkte "TOPMOST" und "FRENCH" als Lebensmittelfarbstoffes
die nur als Beispiel für die
Brauchbarkeit von Pflanzenfarbstoffen
genannt werden.
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Eine andere Gruppe leicht erhältlicher Farbstoffe, die sich für das
erfindungsgemäße Verfahren besonders eignen, sind die Farbstoffe, welche von der
Firma Pylam Products Co.> Inc. in Queens Village, New York, hergestellt werden,
so beispielsweise PYLAM Fast Acid Green 923762; PYLAM Olive Green 812762; PYLAM
Fast Acid Green A16; PYLAM Green 992; PYLAM Yellow 1712, etc.
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Die verschiedenen Grünfarbtöne, die von diesen Farbstoffen geliefert
werden, lassen sich selbstverständlich durch das Hinzusetzen von roten oder gelben
Farbstoffen mit Hilfe an sich bekannter Farbmischtechniken in geeigneter Weise modifizieren.
So kann beispielsweise ein grüner Pflanzenfarbstoff mit einem roten Pflanzenfarbstoff
verändert werden, wobei die sich einstellende Lösung eine Konzentration von etwa
drei Eßlöffeln grünem Farbstoff und 18 Tropfen rotem Farbstoff pro Liter besitzt.
Es versteht sich, daß der jeweilige Farbstoffgebrauch eine Sache der Auswahl und
des Verwendunyswunsches derjenigen Person ist, die das Verfahren anwendet. Es reicht
daher der Hinweis aus, daß bei dem vorliegenden Verfahren ein Farbstoff nur dem
genannten Zwecke dient, nämlich den Farbverlust durch die Zerstörung des Pflanzenchlorophylls
auszugleichen. Es versteht sich schließlich auch, daß die jeweiligen Farbstoffe,
die hier zur Anwendung gelangen, nicht Teil der Erfindung sind.
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Das Pflanzenmaterial, beispielsweise ein Blatt, das erfindungsgemäß
behandelt werden soll, wird in einem Behälter angeordnet, der dann mit dem Glyzerin,
Glykol oder Glyzerin-Gly{nol-Behandlungsmittel, das vorzugsweise einen Farbstoff
enthält, gegebenenfalls und in der oben bebeschriebenen
Weise
bis zu einer Höhe gefüllt wird, die ausreicht, um das Pflanzenmaterial unterzutauchen.
Falls erforderlich, läßt sich ein passendes Niederhaltedrahtgewebe einsetzen, um
eine vollständige Eintauchung des Materials sicherzustellen. Es wird nur eine beschränkte
Menge des Behandlungsmittels benötigt. Der Behälter ist, obgleich er hermetisch
abgedichtet ist, so beschaffen, daß Druckluft in ihn eingeführt werden kann. Zu
diesem Zweck ist er mit einer geeigneten Druckluftquelle verbunden, deren Druck
mit Hilfe eines Luftkompressors über dem Druck der Atmosphäre gehalten wird, wodurch
der Inhalt des Behälters unter Druck gesetzt wird. Die Druckbeaufschlagung erfolgt
ohne Temperaturerhöhung, so daß das Verfahren bei Umgebungs- oder Raumtemperatur
ausgeführt wird, die ein volles Eindringen des Behandlungsmittels in das zu behandelnde
Material bewirkt.
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Zusätzlich dazu, daß das vollständige Eindringen oder Durchdringen
mit Hilfe des einwirkenden Druckes gefördert wird, führt dieser Druck zu dauerhaft
ausgezeichneten Ergebnissen im Hinblick auf die Minimierung der Behandlungszeit
im Vergleich mit den bisher praktizierten Verfahren.Bekanntlich wurden bisher Blätter
und anderes Pflanzenmaterial durch Eintauchen in eine 50%-ige Glyzerinlösung oder
durch Anordnung der Stiele mit den Blättern in einem Behälter, der eine 33%-ige
Glyzerinlösung enthielt, behandelt. Das so behandelte Material erforderte jedoch
sehr lange Behandlungszeiten, die beispielsweise mehrere Wochen betragen haben,
ohne daß überhaupt Sicherheit gegeben war, brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
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Frühere Techniken waren mit Fehlern behaftet und unzuverlässig, und
zwar sogar bei Blättern derselben Art.
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Die bisher nicht vorhanden gewesene angemessene Druckeinwirkung hat
ungewöhnlich lange Behandlungszeiten des Materials erforderlich gemacht, die in
der Regel mehrere Wochen betragen haben und dennoch nicht die gewünschten Ergebnisse
sicherstellen konnten, so daß viel Material vergeudet wurde und manchmal sogar ein
vollständiger Fehlschlag zu verzeichnen gewesen ist. Viele Blätter die nunmehr mit
dem hier beschriebenen Verfahren behandelt werden können, konnten mit dem bisher
bekannten Verfahren überhaupt nicht behandelt werden. Durch Anwendung des Druckes,
wie er von dem hier beschriebenen Verfahren vorgeschrieben wird, wird der Bereich
des Materials, das der Behandlung zugänglich ist, erheblich erweitert, wobei sich
ziemlich zuverlässige Ergebnisse einstellen, so daß der Verlust oder die Vergeudung
an Material in allen Fällen vermieden wird, und wobei darüber hinaus eine erhebliche
Verbesserung der Qualität des fertigen Produktes erreicht wird. Die mit den bisherigen
Verfahren behandelten Blätter konnten in einem Raum mit geringer Feuchtigkeit austrocknen
und akzeptable Farben konnten daher dem Material nicht gegeben werden. DurCh das
hier beschriebene Verfahren mit der Druckbeaufschlagung des Behandlungsmittels wird
der beigefügte Farbstoff im wesentlichen vollständig eingebaut und die Verwendung
eines erheblich verbesserten Farbbereiches ermöglicht, so daß die Probleme, die
in der Praxis bei den älteren Verfahren aufgetreten sind, mit dem erfindungsgemäßen
als gelöst zu betrachten sind.
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Die jeweilige Druckbeaufschlagung kann in Abhängigkeit von dem zu
behandelnden Material variieren, wobei die folgenden Gesichtspunkte von der das
Verfahren betreibenden Person für die Bestimmung der Höhe des erforderlichen Druckes
zu berücksichtigen sind, so beispielsweise
die Empfindlichkeit
oder Weichheit des Materials, die Materialdicke, die Dicke der Blattadern und der
Grad der Frische, d.h., die Zeit, die seit dem Schneiden oder Sammeln des Materials
vergangen ist. Optimale Ergebnisse sind in einem Druckbereich von 1,27 bis 1,69
kp/cm2 erhalten worden, jedoch wurden auch Oberdrücke bis herab zu 0,35 kp/cm2 und
bis hinauf zu 2,81 kp/cm2 verwendet, und zwar in Abhängigkeit von dem Alter, dem
Zustand und der Variationsbreite. Wie bereits festgestellt, hat sich der Druckbereich
zwischen 1,27 und 1,69 kp/cm2 als der Bereich erwiesen, der gewählt werden sollte,
wenn ein qualitativ hochwertiges behandeltes Produkt erhalten werden soll.
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Offensichtlich ist bei niedrigeren Drücken eine längere Zeitspanne
erforderlich, so daß unter 0,35 kp/cm2 das erfindungsgemäße Verfahren nicht wirtschaftlich
oder verläßlich durchgeführt werden kann.
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Die Zeitspanne, während der Druck einwirkt, hängt natürlich von der
vorhandenen Druckhöhe ab, so daß Druck und Zeit umgekehrt proportional sind, wobei
höhere Drücke kürzere Zeiten erfordern und niedrigere Drücke längere Zeiten. Wie
jedoch im Obigen ausgeführt, ist die Druckanwendung insofern kritisch, als durch
bloßes Durchtränken des Pflanzmaterials für eine nicht festgelegte Zeitspanne bei
Umgebungs- oder Atmosphärendruck nicht das erforderliche Eindringen erreichbar ist,
das das mit dem hier beschriebenen Verfahren behandelte Pflanzenmaterial von demjenigen
unterscheidet, das den bekannten Prozessen ausgesetzt worden ist.
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Um nun festzustellen, ob der jeweilige Druck lang genug zur Einwirkung
gebracht worden ist, wird das Material in Augenschein genommen, damit erkannt wird,
ob das Material nach dem Waschen und während es noch feucht ist einen metallähnlichen
Schimmer besitzt und opak ist. Ist dies der Fall, ist die Behandlung fertig. Eine
"Oberbehandlung" läßt sich leicht dadurch feststellen, daß das Material von durchscheinender
oder halbdurchsichtiger und damit unnatürlicher Qualität ist.
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Im aligemeinen wurde festgestellt, daß die Zeitdauer, in der das Material
dem Druck ausgesetzt wird, normalerweise zwischen 3 - 5 Tagen beträgt, wobei jedoch
in Ausnahmefällen bei gewissen Materialien ein Zeitraum von annähernd 7 Tagen erforderlich
sein kann. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle gelangt ein Druck innerhalb des
optimalen Bereiches von 1,27 und 1,69 kp/cm2 zur Anwendung, und zwar gewöhnlich
über einen Zeitraum von 3 Tagen. Das Zeit-/Druck-Verhältnis zur Erreichung günstiger
Ergebnisse bei dem hier beschriebenen Verfahren läßt sich beispielsweise aus den
folgenden Angaben ersehen: Lederblattfarn, 1,69 kp/cm2 während 3 Tagen; Heidekraut,
einschließlich der Stengel und der Blüten, 1,41 kp/cm2 während 3 Tagen; frisch geschnittener
Mingfarn, 1,69 kp/cm2 während 3 Tagen; Rosenblätter, wie geschnitten, 0,10 kp/cm2
während 3 Tagen; Rosenblätter, neu und zart, 1,34 kp/cm2 während 2 Tagen; Korallenglockenblätter,
wie geschnitten, 1,41 kp/cm2 während 2 Tagen;
Buchsholz mit starker
Haut, 2,81 kp/cm2 während annähernd 7 Tagen; frische, zarte Farne, 0,35 kp/cm2 während
4 Tagen oder 1,05 kp/cm2 während 2 Tagen.
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Es ist zu erkennen, daß die obigen Beispiele nur zu Illustrationszwecken
angegeben sind und keinerlei beschränkende Wirkung haben sollen weil die obige Liste
nur die Breite des Anwendungsfeldes des hier beschriebenen Verfahrens verdeutlicht.
Somit führt die Druckanwendung in den optimalen Bereichen zu einer merklichen Verringerung
der Behandlungszeit, die früher eher in Wochen als in Tagen gemessen worden ist.
Tatsächlich wird beobachtet, daß mit steigendem Druck die Zeit reduziert wird, da
die Druck- und Zeitfaktoren umgekehrt proportional sind. Vor der Konzipierung der
vorliegenden Erfindung wurde lebendes Pflanzenmaterial in der tatsächlichen Praxis
nicht allgemein einem Druck von mehr als 0,49 kp/cm2 unterworfen, während, wie im
Obigen klar ausgeführt ist, sich der Druck etwa im Bereich zwischen 1,27 und 2,81
kp/cm2 vom Standpunkt des sicheren Erreichens der erforderlichen Durchdringung des
Behandlungsmittels sowie aus ökonomischen Gründen im Hinblick auf die Zeitersparnis
als besonders vorteilhaft erwiesen hat. Blätter werden im allgemeinen mit den zugehörigen
Stielen oder Zweigen behandelt und unterschiedliche Größen desselben Materials sowie
unterschiedliche Arten, lassen sich, falls gewünscht, gleichzeitig behandeln.
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Nach Beendigung der Druckperiode wird das Pflanzenmaterial aus dem
Behälter entnommen, in kaltem bis warmem Wasser gewaschen und dann bei Raumtemperatur
irgendwie
getrocknet, beispielsweise durch Aufhängen an einer Leine
oder nur durch Ablegen auf Sieben, Papier oder dergleichen. Das dann getrocknete
Material steht für den beabsichtigen Verwendungszweck zur Verfügung. Wie oben angedeutet
wurde, behält das behandelte Material sein natürliches Aussehen und seine Textur
bzw. Struktur, so daß sich nicht so einfach irgendwelche Unterschiede erkennen lassen,
wenn dieses Material zusammen mit frisch geschnittenem oder natürlichem Pflanzenmaterial
verwendet wird. Das Pflanzenmaterial ist körperlich nicht beeinträchtigt oder beschädigt
worden, so daß seine slchtbaren strukturellen und physikalischen Eigenschaften nicht
geändert worden sind. Es ist zu erkennen, daß mit dem vorliegenden Verfahren nicht
beabsichtigt wird, das Pflanzenmaterial zu bleichen, sondern seinen normalen Zustand,
was Konfiguration, Farbe und Substanz anbelangt, weiter zu entwickeln. Es ist bekannt,
daß Methylalkohol und Athylalkohol zum Durchdringen der Fasern der Pflanze oder
des Blattwerks zwecks Beseitigung aller Spuren an Chlorophyll als Quelle für die
Grünfärbung der Blätter und dergleichen verwendet worden ist, jedoch wird bei dem
hier beschriebenen Verfahren durch die Verwendung von Glyzerin und/oder Glykolen
das Material weder gebleicht noch getrocknet. Dadurch daß die physikalischen, quasi
natürlichen Eigenschaften des Pflanzenmaterials beibehalten werden, hat das vorliegende
Verfahren weiten Eingang in das Gebiet der Dekoration oder des Schmuckes gefunden,
beispielsweise bei Blumenarrangements sowie für wissenschaftliche oder erzieherische
Zwecke. Ein auf diese Weise behandeltes Material besitzt in der Tat eine unbegrenzte
Lebensdauer und läßt sich in Wasser stecken, beispielsweise in Verbindung mit frisch
geschnittenen Pflanzen, ohne dadurch irgendeine
Beschädigung zu
erleiden. Während seiner Lebensdauer trocknet es nicht aus, so daß ständig sein
frisches Aussehen behält. Somit werden die bisher in dieser Beziehung vorhandenen
Probleme, die äußere abdichtende Oberzüge erforderten, vermieden.
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Vorzugsweise wird zur Verlängerung der Lebensdauer ein geeignetes
Antipilzmittel und/oder antibakterielles Mittel in der Behandlungslösung gelöst.
Derartige Chemikalien dienen nur zur Erhaltung der Lebensdauer der Behandlungslösung
und sind nicht notwendigerweise für die Pflanzenmaterialbehandlung erforderlich.
Derartige Mittel sind bekannt, jedoch für Ausstellungszwecke, wobei Bezug genommen
wird auf Benzolkoniumchlorid, das sich als sehr wirksam erwiesen hat. Dieser letztgenannte
chemische Stoff kann der Behandlungslösung in einer Menge von einem Teelöffel Konzentrat
einer 17%gen wässrigen Lösung pro Liter für bakteriostatische Zwecke zugesetzt werden.
Wie jedoch erwähnt, lassen sich für derartige Zwecke eine Vielzahl anderer bekannter
Mittel ebensogut einsetzen.
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Das Pflanzenmaterial kann, bevor es verfahrensgemäß behandelt wird,
gewaschen werden, wenn es sehr schmutzig ist, was jedoch kaum vorkommt. Darüber
hinaus sollte das Material > wenn es gewaschen werden muß, danach gut geschüttelt
werden, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen. Auch sollte die Behandlungslösung
hinsichtlich des spezifischen Gewichtes (Dichte) überprüft werden, um sicherzugehen,
daß keine unbeabsichtigte Verringerung unter den gewünschten Bereich aufgrund der
Feuchtigkeit des zu behandelnden Materials stattgefunden hat.
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Obgleich, wie im Obigen ausgeführt wurde, ständig ausgezeichnete Ergebnisse
bei der Verwendung der Verfahrenslösung
bei Umgebungstemperatur
erzielt werden, wenn das Pflanzenmaterial relativ alt und zäh ist oder eine starke
Haut besitzt, wurde festgestellt, daß die Behandlung des Materials zeitweilig erleichtert
und mit einer begrenzten Reduzierung der Behandlungszeit durchgeführt werden kann,
indem die Behandlungslösung vor ihrer Verwendung auf eine Temperatur zwischen 37,9
und 460 C erwärmt wird. Die so erwärmten Lösungen können sich jedoch während des
Verfahrensfortgangs wieder auf Umgebungstemperaturen abkühlen. Aus einer Beibehaltung
der relativ hohen Anfangstemperatur ergibt sich kein Vorteil sondern möglicherweise
ein Nachteil dadurch, daß das Material seine natürliche Griffigkeit verliert und
weich und schwammig wird.
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Eine Erwärmung der Lösung auf Temperaturen über den obengenannten
Grenzbereich führt zu negativen Ergebnissen.
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So ist die Ausbeute oder der Gewinn der durch die Wärmung der Lösung
erzielt wird, bei der obengenannten Materialart von nur begrenztem Wert; andererseits
wird durch die Wärmungsbehandlung von Material mit normalen Eigenschaften nur Zeit
vergeudet.
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Obgleich Pflanzenmaterial, das verhältnismäßig alt ist oder eine starke
bzw. dicke Haut besitzt, sich im allgemeinen mit diesem Verfahren schwerer behandeln
läßt als das übliche, verhältnismäßig frische Material, ist es durchaus einer Behandlung
durch dieses Verfahren zugänglich. Es wurde jedoch gefunden, daß der Zusatz einer
kleinen Menge an Sulfonaten auf Erdölbasis, beispielsweise in einer Menge von l
- 4 Teelöffel einer 1%gen Lösung pro Liter Prozesslösung sich dahingegend auswirkt,
daß das Material schneller auf die Verfahrensbehandlung anspricht. Andere Benetzungsmittel
lassen sich mit gleicher Effizienz verwenden. Eine andere Methode der Vorbehandlung
eines
alten, schweren Pflanzenmaterials ohne Zusatz eines Sulfonats auf Erdöl basis zu
der Behandlungslösung besteht darin, diese Material in einer Lösung aus 4 Teelöffeln
Erdölsulfonat in einem Liter Wasser annähernd eine Stunde lang aufzuweichen oder
diese Aufweichung des Materials 4 - 5 Stunden lang in reinem Wasser durchzuführen.
Wie bereits erwähnt, sind diese vorbereitenden Prozeduren hier nur zum Zwecke der
Unterweisung angeführt, werden jedoch mit dem beschriebenen Material vorgeschlagen.
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Tatsächlich steht die Verwendung eines Sulfonats auf Erdöl basis oder
eines anderen Benetzungsmittels in gewissem Gegensatz zu der üblichen Verfahrensdurchführung,
bei der relativ frisches Material verwendet wird, da die Benutzung derartiger Mittel
das meiste Material durchscheinend macht und dadurch dem verfahrungsmäßig behandelten
Material ein unnatürliches Aussehen verleiht.