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Fungizidkombination zur Behandlung von Getreidesaatgut
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Zur Bekämpfung von samenbürtigen aber auch teilweise bodenbürtigen
Getreidekrankheiten fanden bisher hauptsächlich quecksilberhaltige Universal-Beizmittel
Verwendung. Im Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis der Biologischen Bundesanstalt/Braunschweig
(Ausgabe Januar 1978) sind Methyl-, Äthyl-, Phenyl- und Methoxymethyl-ouecksilbersalze
als zugelassene Universal-Beizmittel genannt. Unter Universal-Beizmittel versteht
man flüssige oder feste Zubereitungen, welche die in Tabelle 1 unter den Nummern
1 bis 4 genannten Getreidekrankheiten mit einer vorgegebenen Mindestwirksamkeit
bekämpfen können.
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Tabelle 1: Samenbürtige Getreidekrankheiten Nr. deutsche Bezeichnung
lateinische Bezeichnung 1 Schneeschimmel an Roggen Fusarium nivale 2 Streifenkrankheit
der Gerste Helminthosporium gramineum 3 Weizensteinbrand Tilletia caries 4 Haferflugbrand
Ustilago avenae 5 Gerstenflugbrand Ustilago nuda 6 Weizenflugbrand Ustilago tritici
Die
Mindestwirksamkeit, die ein Universal-Beizmittel erbringen muß, ist für die Zulassung
in der Bundesrepublik Deutschland vorgeschrieben und in den Richtlinien der Biologischen
Bundesanstalt festgelegt. Der-Wirkungsgrad des Mittels muß im allgemeinen 95 % Abtötungsgrad
des Schaderregers gegenüber einer unbehandelten Kontrolle sein Für die Bekämpfung
von Tilletia caries wird ein Wirkungsgrad von 99,5 % gefordert.
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Da quecksilberhaltige Beizmittel heute nicht mehr zeitgemäß sind,
besteht ein Bedarf an Ersatzprodukten. Neben den quecksilberhaltigen Universal-Beizmitteln
sind schon längere Seit quecksilberfreie Spezial-Beizmittel im Handel mit einem
schmalen Wirkungsspektrum, und seit 1978 auch ein quecksilberfreies Universal-Beizmittel,
auf dem Markt.
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Die in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen Wirkstoffe von
quecksilberfreien Spezial- und Universal-Beizmitteln zeigt die Tabelle 2.
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Tabelle 2: In der Bundesrepublik Deutschland zugelassene Hg-freie
Beizmittel-Wirkstoffe bzw. Wirkstoff-Kombinationen Er. Mittel bzw. Kombination zugelassen
gegen Krankheit Nr.
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(lt. Tab. 1) 1 Carbendazim 1, 3, 4, 6 2 Carboxin 5, 6 3 Fuberidazol
+ Quintozen 1, 3 4 Imazalil + Fenfuram * Guazatin 1, 2, 3, 4 Von den genannten Spezial-Beizmitteln
kommt Mittel Nr. 1 einem Universal-Beizmittel am nächsten. Es bekämpft jedoch nicht
die Krankheit der Gerste. Der Wirkstoff Kr. 2 ist ein typisches Spezial-Beizmittel
und findet nur als Zusatz zu anderen Mitteln Verwendung, während der Wirkstoff Nr.
3 nur Weizensteinbrand und Schneeschimmel bei Roggen erfaßt.
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Das vor kurzem eingeführte quecksilberfreie Universal-Beizmittel Nr.4
mit den Wirkstoffen Imazalil, Fenfuram und Guazatin (PanoctinR-Universal Broschüre
der Firma Shell) bekämpft alle für die Zulassung zu einem Universal-Beizmittel erforderlichen
Krankheiten mit einer Aufwandmenge von 8d - 126 g Aktivsubstanzen/ 100 kg Saatgut
und erreicht auch noch gegen Weizenflugbrand eine Wirksamkeit von über 95 0/30 Es
bekämpft jedoch nicht den in der Praxis immer stärker auftretenden Gerstenflugbrand
mit ausreichen der Wirkung, d.h. mit den geforderten mindestens 95 %.
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In Tabelle 3 sind die Ergebnisse, die mit dem Universal-Beizmittel
erzielt wurden zusammengefaßt
Tabelle 3: Wirkstoff (g/100 kg Saatgut)
Gesamt- % Wirkung gegen aufwandmenge aktiver Fusarim Ustilago Helminthosp. Tilletia
Ustilago Ustilago Imazalil Fenfuram Guazatin Substanz nivale nuda gramineum caries
avenae tritici 4 20 60 84 97,0 85,8 97,3 99,0 95,6 96,1 6 30 90 126 98,3 93,8 99,0
99,7 98,6 97,0
Ziel vorliegender Erfindung war es, ein Universal-Beizmittel
zu erfinden, das neben den für ein Universal-Beizmittel geforderten Mindestwirkungen
gegen die in Tabelle 1 genannten Pilzerkrankungen 1 - 4 auch noch eine mindestens
95prozentige Wirkung gegen Weizen- und Gerstenflugbrand aufweist und zudem quecksilberfrei
ist.
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Gegenstand der Erfindung ist eine Fungizidkombination zur Behandlung
von Getreidesaatgut, enthaltend a) 20 - 40 Gew.Tl. Fenfuram
b) 3 - 20 Gew.Tl. Thiabendazol
c) 1 - 3 Gew.Tl. Imazalil
Zusätzlich kann die Fungizidkombination auch noch eine Komponente d), bestehend
aus 2 - 10 Gew.Tl. Quintozen
enthalten.
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Uberraschenderweise konnte aus der Vielzahl der bekannten Fungizide
eine ICombination zusammengestellt werden, die sich optimal ergänzt, sowohl hinsichtlich
des Wirkungsspektrums, wie auch hinsichtlich der Aufwandmengen. Weiterhin war nicht
vorherzusehen, daß die erfindungsgemäße Kombination sogar ein breiteres Wirkungsspektrum
hat als das quecksilberhaltige Beizmittel. Dies bedeutet, daß keine zusätzlichen
Spezial-Beizmittel gegen Gersten- und Weizenflugbrand eingesetzt werden müssen,
was eine Vereinfachung hinsichtlich Verpackung, Lagerhaltung, Vertrieb und Anwendung
darstellt.
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Besonders gut sind die Wirkungen der erfindungsgemäßen Kombination
gegenüber Haferflugbrand und Schneeschimmel an Roggen. Es zeigt sich, daß überraschenderweise
gegen diese Pilzerkrankungen bereits Aufwandmengen genügen, die etwa die Hälfte
der üblichen Aufwandmengen von Spezial-Beizmitteln ausmachen.
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Bevorzugt besteht die Kombination aus 25 - 35 Teilen Fenfuram, 5 -
15 Teilen Thiabendazol und 2 - 3 Teilen Imazalil. Die Vorzugsmenge für Quintozen
beträgt 6 - 8 Teile. Der Einsatz von Quintozen schafft die Möglichkeit, Thiabendazol
und/oder Fenfuram einzusparen, was ggf. von der Kostenseite her von Interesse sein
kann.
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Imazalil kann sowohl als freie Base als auch als deren Salz mit Mineralsäuren-,
z. B. Sulfat oder Nitrat verwendet werden. Mengen angaben über Imazalil beziehen
sich, wenn nicht ausdrücklich anders vermerkt, auf die freie Base.
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Die Fungizidkombination kann auch an sich bekannte Vogelrepellent,
wi beispielsweise Anthrachinon oder Mercaptondimethur enthalten.
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Auch Insektenvertilgungsmittel, wie z. B. Lindan kann die Kombination
enthalten.
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Der Einsatz der Fungizidkombination ist vor allem für Saatgut der
üblichen Getreidesorten, Weizen, Gerste, Roggen und Hafer gedacht.
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Dabei sind Aufwandmengen von 10 - 200 g/100 kg Saatgut sinnvoll, vorzugsweise
20 - 150 g/100 kg, jeweils berechnet als aktive Fungi zidkombination.
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Es ist sinnvoll, die Aufwandmengen den einzelnen Krankheitserregern
der Getreidearten anzupassen, beispielsweise genügen im allgemeinen bei Roggen und
Hafersaatgut Aufwandmengen von 40 g/ 100 kg, während bei Weizen und Gerste im allgemeinen
80 - 90 g sinnvoll sind.
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Die erfindungsgemäße Kombination kann als Trockenbeize, Flüssigbeize
und auch als Schlämmbeize formuliert werden Eine bevorzugte Formulierung der Fungizidkombination
als Trockensubstanz besteht aus 20 - 95 Gew.% der aktiven Komponenten a), b), c)
und ggf. d) und 5 - 80 Gew.% Füll- und/oder Hilfsstoffe. Vorteilhafterweise beträgt
oftmals die Menge an aktiven Komponenten 40 -60 Gew.% der Gesamtbeize.
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Trockenbeizen werden üblicherweise zusammen mit Füllstoffen und Hilfsstoffen
formuliert und ausgebracht Als Füllstoffe können z. B. Calciumcarbonat, Talkum,
Kaolin, andere Silicate, gefällte Kieselsäure und deren Gemische genannt werden.
Hilfsstoffe sind z. B. Öle, Antibackmittel, Farbstoffe, Emulgatoren und Netzmittel
Zur Vermeidung der Staubentwicklung werden in der Formulierung oftmals 0,5 - 2,5
Gew.% einer öligen Komponente,' wie z. B. Paraffinöl oder ein Öl organischer Herkunft,
wie z. B. Rizinusöl oder Sojaöl oder einen hochsiedenden Alkohol, wie z. B. Äthylhexanol
oder Glycerin ggf. zugesetzt. Ferner können Zusätze zur Verbesserung der Rieselfähigkeit
(Antibackmittel) z. B. hochdisperse Kieselsäure in Mengen von 0,1 - 1 Gew.% enthalten
sein.
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Schlamabeizen enthalten zusätzlich zu den Hilfsmitteln und Füllstoffen
der Trockenbeize Wasser und ggf. Verdickungsmittel, z.
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B Polyvilylalkohol oder Dextrin, Der Einsatz von Netzmitteln und Emulgatoren
ist bei SchlEmabeizen zwingend und beträgt im allgemeinen 1 - 10 Gew.% bezogen auf
Trockensubstanz.
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Die Komponenten der Trockenbeize und der Schlämmbeize (ohne Wasser)
werden vermischt und gemahlen auf eine einheitliche Korngröße von im allgemeinen
5 - 30 p. Die öligen Zusätze werden üblicherweise danach unter Mischen eingesprüht.
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Flüssigbeizen haben bevorzugt eine Zusammensetzung, bestehend aus
15 - 60 Gew.0/0 aktive Komponenten a), b), c) und ggf. d) und 40 - 85 Ges.% Lösungsmittel
und ggf. Füllstoffe. Besonders vorteilhaft sind dabei Mengen an aktiven Komponenten
von 20 - 40 Gew.%.
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Beispiele für Lösungsmittel sind: Dimethylformamid, N-Methylpyrrolidon,
Glykol, Dimethylsulfoxid, Cyclohexanon und deren Gemische. Um eine Gefährdung oder
Belästigung beim Umgang mit der Beize auszuschließen, wird man aus dem Angebot der
bekannten Lösungsmittel solche Lösungsmittel oder -Gemische daraus auswählen, welche
toxikologisch unbedenklich sind und keinen, oder höchstens einen schwachen, Eigengeruch
haben.
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Hilfsmittel sind z. B. Farbstoffe, Emulgatoren und Netzmittel.
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Die Anwendung der erfindungsgemäßen Fungizidkombination erfolgt üblicherweise
durch intensives Mischen der formulierten Fungizidkombination mit dem Saatgut. Dazu
ist der Einsatz handelsüblicher Beizmaschinen sinnvoll, z. B. Beiztrommeln oder
Sprühapparaturen.
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Beispiel 1 Herstellung der Trockenbeizmittel: Die Ausgangsprodukte
Imazalil (in Form seines Sulfates), Fenfuram, Thiabendazol, Quintozen, Talkum und
Netzmittel werden in bekannter Weise mit einer Luftstrahlmühle auf eine Korngröße
von durchschnittlich 10p gebracht. In einem Pflugschaufelmischer werden die einzelnen
Formulierungen gemischt. Sie enthalten neben den in Tabelle 4 angegebenen Anteilen
an Wirkstoff und Talkum zusätzlich 3 % Netzmittel und 2 % eines Paraffin-Öles. Das
Ö1 wird während des Mischvorganges mit 20 atü eingesprüht. Die so hergestellte Mischung
wird für die anschließend beschriebene Trockenbeizung eingesetzt.
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Tabelle 4: Wirkstoff- und Füllstoffgehalt der Trockenbeize Prozentgehalt
Formlg. Imazalil- Fenfuram Thiabendazol Quintozen Talkum Nr. sulfat 1 1,5 30 15
8 40,5 2 3 30 15 8 39,0 3 2,45 36,7 9,2 7,35 39,3 4 3,0 31,3 13,7 3,0 44,0 Beispiel
2 Beizung der Getreideproben mit Trockenbeizmittel: 500 g Getreidekörner werden
in einer Dragiertrommel von 5 1 Inhalt mit den in Tabelle 5 angegebenen Mengen der
Beizmittelformulierung versetzt und 10 Minuten bis zur gleichmäßigen Verteilung
des Beizpulvers gemischt. Das gebeizte Saatgut wird in Papierbeutel abgefüllt und
bis zur Aussaat aufbewahrt.
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Tabelle 5: Beizmittel-Aufwand/500 g Saatgut g AufwandLnenge/ Getreideart
500 g Saatgut Weizen, Vers.-Nr. 1,2,4,6 0,75 Gerste, Vers.-Nr. 1,2,4,6 0,75 Hafer,
Vers.-Nr. 5,6,8,10 0,75 Hafer, Vers.-Nr. 7 0,25 Hafer, Vers.-Nr. 9,11 0,375 Roggen,
Vers.-Nr. 5,6,8,10 0,75 Roggen, Vers.-Nr. 7,11 0,25 Versuchsanlage für Freilandversuche:
Die gebeizten Getreidekörner von Gerste, Weizen und Hafer werden im Freiland in
Parzellen von 4 x 2,5 m zu den praxisüblichen Zeitpunkten ausgesät. Die Versuchsauswertung
und die Ermittlung der prozentualen Fiirksamkeit geschieht nach den Richtlinien
der Biologischen Bundesanstalt.
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Versuchsanlage für Laborprüfung: Die Wirksamkeit gegen Fusarium nivale
an Roggen mit den erfindungsgemäßen Kombinationen wird im Laborversuch nach den
Richtlinien der Biologischen Bundesanstalt für "Topfversuche" ermittelt.
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Tabelle 6: Ergebnisse Ver- Wirkstoff (g/100 kg Gesamt- % Wirkung gegen
suchs- Saatgut) aufwand-Nr. menge Fusarim Ustilago Helminthosp. Tilletia Ustilago
Ustilago For-Imazalil Fenfuram Tiabena- Quintozen a.f. nivale nuda gramineum caries
avenae tritici muzol lier.
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Nr.
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1 2,25 45 22,5 12 81,75 100 95,3 93,0 99,6 100 98,5 1 2 4,5 45 22,5
12 84 100 95,7 97,0 99,7 100 99,0 3 0,75 15 7,5 4 27,25 95,8 100 4 3,67 55 13,8
11 83,47 100 97,0 95,2 99,5 100 100 3 5 1,83 27,5 6,9 5,5 41,76 100 3 6 4,5 47 20,5
4,5 76,5 100 95,0 97,5 99,8 100 98,7 4 7 2,25 23,5 10,5 2,25 38,25 98,3 100 4
Die
Ergebnisse in Tabelle 6 zeigen, daß mit der erfindungsgemäßen Fungizidkorabination
gegen alle 6 genannten Pilzerkrankungen Wirkungen über 95 % bzw. 99,5 % erzielt
werden.
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Die bekannte Universalbeize Panoctin erreicht bei 5 Pilzkrankheiten
die geforderten 95 > bzw. 99,5 % (vgl. Tabelle 3) nicht, jedoch die 95 oS bei
Gerstenflugbrand. Bei Weizensteinbrand ist mit PanoctinR eine große Aufwandmenge
notwendig, um die geforderten 95 % zu erreichen.
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Beispiel 3 Herstellung der Flüssigboize: 20 g Imazalil, 200 g Fenfuram,
33,3 g Thiabendazol und 20 g Quintozen werden in einem l-l-Neßkolben mit 600 ml
N-Methylpyrrolidon geschüttelt. Nachdem sich die Festsubstanzen vollständig gelöst
haben, füllt man mit weiterem N-Methylpyrrolidon auf 1 1 auf.
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Diese Lösung wird in dem nachfolgend beschriebenen Beispiel 4 zur
Flüssigbeizung eingesetzt.
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Beispiel 4 Beizung mit Flüssigbeize: Die Beizung des Getreides mit
der Flüssigbeize wird nach den 1978 gültigen Richtlinien für die amtliche Prüfung
von Pflanzenschutzmitteln, Reihe 4-1.1 (herausgegeben von der Biologischen Bundesanstalt/Braunschweig)
vorgenommen.
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Versuchsanlage für Freilandversuche: Die gebeizten Getreidecörner
von Gerste, Weizen und Hafer werden im Freiland in Parzellen von 4 x 2,5 m zu den
praxisüblichen Zeitpunkten ausgesät. Die Versuchsauswertung und die Ermittlung der
prozentualen Wirksamkeit geschieht nach den Richtlinien der Biologischen Bundesanstalt.
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Versuchsanlage für Laborprüfung: Die Wirksamkeit gegen Fusarium nivale
an Roggen mit den erfindungsgemäßen Kombinationen wird im Laborversuch nach den
genannten Richtlinien der Biologischen Bundesanstalt für #topf versuche" ermittelt.
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Die Aufwandmengen und die damit erzielte Wirkung sind in Tabelle 7
angegeben. Bei allen 6 Pilzkrankheiten werden die geforderten 95 % bzw. 99,5 % übertroffen.
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Tabelle 7: Aufwandmengen und Wirkung der Flüssigbeize Krankheit Aufwand
Flüssigbeize Wirkung (ml/100 kg Saatgut) (%) Fusarium nivale 300 99,7 Ustilago nuda
300 95,8 Helminthosporium gram. 300 98,1 Tilletia caries 300 99,8 Ustilago tritici
300 97,7 Ustilago avenae 100 98,9