DE2827963C2 - - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Erleichterung des Genaustauschs oder des genetischen Austauschs
von Mikroorganismen der Genera Streptomyces und Nocardia
durch Bildung und Stabilisierung von Protoplasten eines
der Genera oder beider Genera (vgl. Anspruch 1).
Der Genaustausch ist in Kombination mit der spontanen
Mutation eine natürliche Methode, mit der Mikroorganismen
die Variabilität aufrechterhalten, die dazu erforderlich
ist, sich an spezifische Umgebungsbedingungen anzupassen.
Der Genaustausch erfolgt offensichtlich in der Natur mindestens
zwischen den Vertretern der gleichen Art. Die
klassischen im Laboratorium angewandten Methoden zur Bewirkung
eines Genaustauschs zwischen Mikroorganismen umfassen
die Konjugation, die DNA-Transformation und die
Phagen-Transduktion. Der Genaustausch kann durch Genrekombination,
durch Plasmidübertragung, durch Heterokaryonbildung
und durch Merodiploidbildung zu der Bildung
von Hybridstämmen führen. Das Auffinden von Laboratoriumsbedingungen,
die einen wirksamen Genaustausch für Mikroorganismen
ermöglichen, die keine wirksamen natürlichen
Kopulationssysteme besitzen, können jedoch sehr zeitraubend
und in einigen Fällen erfolglos sein. Die Schwierigkeiten,
die man bei der DNA-Transformation antrifft,
schließen physikalische und enzymatische Sperren gegen
die DNA-Aufnahme, wie Zellwände und Nukleasen ein. Bei
der durch Phagen vermittelten Transduktion ist eine
Hauptschwierigkeit, die man bei der Entwicklung des
Transduktionssystems antrifft, die Isolation und Identifikation
von Viren, die für die spezifischen fraglichen
Mikroorganismen ein Transduktionsvermögen besitzen. Die
geringe Zahl von allgemeinen Prinzipien und der Mangel
einer allgemein anwendbaren Methode, mit der ein Genaustausch
bei Mikroorganismen bewirkt werden kann, hat die
Entwicklung von wirksamen Methoden für den Genaustausch
oder genetischen Austausch bei vielen Mikroorganismen gehindert.
Dennoch stellt der Genaustausch ein sehr wirksames
Werkzeug zur Steigerung der Variabilität innerhalb einer
Gruppe von Arten dar, die wirtschaftlich und therapeutisch
wichtige Stoffwechselprodukte, wie Antibiotika, produzieren.
Die industrielle Anwendung dieses Werkzeugs umfaßt
den Aufbau von Stämmen, die spezifische Stoffwechselprodukte,
wie Antibiotika, Antitumormittel, Enzyme und andere
Mikroorganismenprodukte mit nützlichen Eigenschaften, produzieren,
sowie die Konstruktion von Hybridarten oder -stämmen,
die neue Stoffwechselprodukte mit nützlichen Eigenschaften
bilden.
Eine neuere Methode zur Bewirkung des Austauschs
von genetischem Material durch erzwungene Zellverschmelzung
wurde mit Erfolg bei der genetischen Untersuchung einiger
eukaryotischer Organismen angewandt. Der durch Zellverschmelzung
verursachte Genaustausch an prokaryotischen
Mikroorganismen konnte erst von Schaeffer et al gezeigt
werden, wobei Fodor und Alfodi eine Methode entwickelten,
die das Verschmelzen von Protoplasten und die Regeneration
von Zellen des Genus Bazillus einschließt (P. Schaeffer
et al, Proc. Nast. Acad. Sci. 73 [1976], 2151-2155
und K. Fodor und L. Alfodi, Proc. Nat. Acad. Sci. 73
[1976], 2147-2150).
Es wurde nunmehr gefunden, daß es möglich ist, einen
durch Protoplastenverschmelzung induzierten Genaustausch
bei prokariotischen Mikroorganismen des Genus Streptomyces
zu bewirken. Diese Erkenntnis ermöglicht die Anwendung
einer allgemeinen und damit extrem wichtigen Technik zur
Erleichterung des Genaustauschs innerhalb der gleichen
Art oder verschiedener Arten der wirtschaftlich wichtigen
Mikroorganismen des Genus Streptomyces. Es hat sich ferner
gezeigt, daß es möglich ist, einen durch Protoplastenverschmelzung
induzierten Genaustausch zwischen Mikroorganismen
des Genus Streptomyces und Mikroorganismen des nahe
verwandten Genus Nocardia zu erzielen. Erfindungsgemäß wird
auch der durch Prozoplastenverschmelzung induzierte Genaustausch
zwischen anderen Genera innerhalb der Familie
der Actinomycetales angestrebt.
Es hat sich gezeigt, daß es möglich ist, den Genaustausch
innerhalb der Gruppe der Mikroorganismen des
Genus Streptomyces durch Protoplastenverschmelzung oder
Protoplastenfusion zu erleichtern.
Gegenstand der Erfindung ist das in Patentanspruch 1 angegebene
Verfahren. Bevorzugte Durchführungsformen des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Das Verfahren gemäß der Erfindung umfaßt also ein mehrstufiges
Vorgehen, das darin besteht, daß man auf die im Patentanspruch 1
angegebene Weise
- 1. Protoplasten bildet und stabilisiert,
- 2. einen Genaustausch durch Protoplastenverschmelzung bewirkt und
- 3. aus den verschmolzenen Protoplasten die Zellen regeneriert.
Die regenerierten Hybridstämme einschließlich der
rekombinierten Stämme oder Rekombinanten werden dann bezüglich einer bestimmten
und erwünschten Eigenschaft untersucht. Beispiele für
erwünschte Eigenschaften oder Verhaltensweisen sind die
Bildung eines bekannten Stoffwechselprodukts, wie eines
Antibiotikums oder eines Antitumormittels, und dies in
größerer Ausbeute oder durch einen Stamm, aus dem das
Stoffwechselprodukt leichter gewonnen werden kann. Im Fall
von Hybridarten oder Hybridstämmen können die erwünschten
Eigenschaften das Vermögen zur Bildung neuer, nützlicher
Stoffwechselprodukte oder die Fähigkeit zur gesteigerten
Bildung bekannter Stoffwechselprodukte einschließen.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren angewandte
Bildung und Stabilisierung von Protoplasten kann dadurch
erreicht werden, daß man
- (a) Zellen unter Bedingungen züchtet, die sie gegenüber Lysozym empfindlich macht oder sensibilisiert und
- (b) diese Zellen in einem hypertonischen Puffer mit Lysozym behandelt, um die Zellwände zu entfernen und Protoplasten zu bilden.
Die Entfernung der Zellwände kann dadurch erreicht werden,
daß man die Zellen während mehrerer Generationen in einem
Medium züchtet, das Glycin in einer unter der Inhibierungsgrenze
liegenden Konzentration enthält. Das Wachstum in
Gegenwart des Glycins macht die Zellwände der Streptomyces-
Mikroorganismen gegen das Enzym Lysozym empfindlich
(M. Okanishi et al, J. Gen. Microbiol. 80 [1974] 389-400).
Obwohl Zellen, die in Abwesenheit von Glycin gezüchtet
worden sind, in vielen Fällen Protoplasten bilden, werden
die Protoplasten langsamer und weniger wirksam gebildet.
Das Medium kann irgendein geeignetes flüssiges Medium
sein, wie eine Nährbrühe oder eine Trypticase-Soja-Brühe
(TSB). Nach der Züchtung oder dem Wachstum in Gegenwart von
Glycin werden die Zellen zur Bildung von Protoplasten behandelt.
Dies wird üblicherweise dadurch bewirkt, daß man
das Mycel wäscht und in einem hypertonischen Medium suspendiert.
Geeignete hypertonische Medien enthalten beispielsweise
Saccharose, Magnesiumionen, Calziumionen und
Phosphationen. Das von Okanishi et al (loc. cit.) beschriebene
Medium P ist ein Beispiel eines geeigneten hypertonischen
Mediums. Dann gibt man (1 bis 2 mg/ml) Lysozym zu der Zellsuspension
und inkubiert die erhaltene Suspension bei etwa
30 bis 37°C, bis die Protoplastenbildung vollständig
abgelaufen ist (0,5 bis 2,0 Stunden). Die Beendigung der
Protoplastenbildung kann mit Hilfe eines Phasenkontrastmikroskops
überwacht werden.
Die Protoplastenverschmelzung wird dadurch erreicht,
daß man die Protoplasten der beiden elterlichen Organismen
vermischt, um das Verschmelzen der elterlichen Protoplasten
zu induzieren. Die elterlichen Organismen können Stämme der
gleichen Art (Intraspezies) oder verschiedener Art (Interspezies)
sein. Die Protoplastenmischung wird zentrifugiert,
wonach der gebildete Protoplasten-Zentrifugenrückstand in
einem geringen Volumen eines hypertonischen Puffers suspendiert
wird. Die Verschmelzung und die Fusion wird dadurch
gefördert, daß man die elterlichen Protoplasten mit
Polyäthylenglykol (PEG) behandelt. Beispielsweise kann man
zu den erneut suspendierten Protoplasten eine Lösung von
Polyäthylenglykol in einem hypertonischen Puffer (vorzugsweise
eine Lösung mit einer Konzentration von 40%) zusetzen.
Die erhaltenen verschmolzenen Protoplasten werden
auf ein hypertonisches Agrarmedium aufgebracht (z. B. auf
das von Okanishi et al [loc. cit.] beschriebene Medium
R2 oder ähnliche Medien).
Die Regeneration der Zellen aus den verschmolzenen
Protoplasten wird dadurch erreicht, daß man die verschmolzenen
Protoplasten bei einer geeigneten Temperatur auf
einem hypertonischen Agrarmedium inkubiert. Die geeignete
Temperatur kann von den optimalen Wachstumstemperaturen
der Elternstämme abgelesen werden. Zur Bestätigung des
Genaustauschs verwendet man vorzugsweise Mikroorganismen,
die geeignete Genmarkierungen aufweisen, wie eine Auxotrophie
oder eine Beständigkeit gegen Antibiotika.
Zu diesem Zeitpunkt ist es bevorzugt, insbesondere bei
der genetischen Kreuzung von Mikroorganismen verschiedener
Art, zunächst den physiologischen Wachstumszustand der Zellen
zu bestimmen, der für die Protoplastenregeneration optimal
ist. Die Wirksamkeit der Protoplastenregeneration kann
in Abhängigkeit von dem physiologischen Zustand der Zellen
vor der Protoplastenverschmelzung von <10-⁵ bis 5 × 10-¹
variieren. Eine am gleichen Tag eingereichte Patentanmeldung
der gleichen Anmelderin P 28 27 930.3
befaßt sich mit einem Verfahren zur Bildung von Streptomyces-
Protoplasten, die dazu befähigt sind, durch Regeneration in
wirksamer Weise lebensfähige Zellen zu bilden. Dieses Verfahren
umfaßt die Bestimmung des optimalen Zustands der
Protoplastenreversion. Der optimale Zustand, d. h. der am
meisten begünstigte Zustand ist die Übergangsphase zwischen
der exponentiellen Wachstumsphase und der stationären
Wachstumsphase.
Der am meisten begünstigte Zustand kann dadurch ermittelt
werden, daß man den Wachstumszyklus der Streptomyces-
Mikroorganismen überwacht. Dies erfolgt üblicherweise unter
Anwendung einer Trübungsmeßtechnik und einer Überwachung
der Änderung der optischen Dichte über das Absorptionsvermögen
bei 600 nm (A600). Im allgemeinen unterliegen
die Streptomyces-Mikroorganismen einer geringen Zelldichte
(A600 von weniger als 1,5) in löslichen komplexen Medien
einem relativ schnellen exponentiellen Wachstum mit Zellverdopplungszeiten
von etwa 1,5 Stunden bis zu mehreren
Stunden. Wenn das Zellwachstum A600-Werte von 1,5 bis
4,0 erreicht, treten die Zellen in eine Übergangsphase
ein, die der stationären Wachstumsphase vorausgeht. Die
Übergangsphase kann sich von 2 bis 24 Stunden erstrecken
und die Zellmasse kann in Abhängigkeit von der betreffenden
Art des Mikroorganismus sich während dieser Wachstumsphase
um 50% bis zu dem Sechsfachen vermehren.
Dann werden die mutmaßlichen Hybridstämme einschließlich
rekombinierter Stämme kloniert und genetisch unter Anwendung
von Standardmethoden untersucht, um festzustellen,
ob sie Gene enthalten, die von beiden Elternorganismen
abgeleitet sind. Echte Hybridstämme einschließlich rekombinierte
Stämme werden dann bezüglich der angestrebten günstigen
Eigenschaften untersucht.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist für Arten der
Genera Streptomyces und Nocardia geeignet, die aus Gründen
der physikalischen Unverträglichkeit normalerweise für
einen Genaustausch wenig oder ungeeignet sind. Die erfindungsgemäße
Methode ermöglicht den Austausch und die Rekombination
von Desoxyribonukleinsäure (DNA) bei sehr hohen
Frequenzen. Diese Methode ist besonderes geeignet für einen
Genaustausch zwischen mutierten Organismen der gleichen Art,
wenngleich auch eine Genübertragung zwischen Mikroorganismen
verschiedener Art erleichtert werden kann. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist besonders geeignet für die Entwicklung
von neuen Stämmen des Antibiotika liefernden Mikroorganismus
Streptomyces.
Beispielsweise ergibt die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf Stämme des Mikroorganismus
Streptomyces fradiae Rekombinationsausbeuten von 10⁴ bis
10⁵ pro ml oder Frequenzen bzw. Häufigkeiten von 10-⁴ bis
10-3 pro lebensfähigem Protoplasten. In den Laboratorien
der Anmelderin waren bislang durchgeführte Versuche für
eine Genrekombination des Mikroorganismus Streptomyces
fradiae unter Anwendung von Standardmethoden (siehe
D. A. Hopwood, Bact. Rev. 31 [1967] 373-403) ohne Erfolg,
indem keine Rekombinationsklone festgestellt werden konnten
(d. h. weniger als 1 in 10⁷).
Somit ermöglicht das
erfindungsgemäße Verfahren die Steigerung der Wahrscheinlichkeit
des spezifischen Rekombinationsereignisses bei
den Mikroorganismen Streptomyces fradiae um einen Faktor
von mindestens 10⁴.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist auch dazu geeignet,
die normalerweise nicht selbst übertragbare extrachromosomale
DNA (Plasmide) von einer Streptomycesart auf
eine andere zu übertragen. Somit kann man unter geeigneten
Bedingungen plasmid-codierte Gene für die Antibiotikasynthese
oder die Antibiotikasteuerung aus einem Stamm mit einem
schlechten Stoffwechselpotential für die Synthese des Antibiotikums
auf einen hierfür günstigeren Stamm übertragen.
Weiterhin erstreckt sich das erfindungsgemäße
Verfahren auch auf die engverwandten Mikroorganismen des
Genus Nocardia. Es hat sich gezeigt, daß es möglich ist,
eine durch Protoplastenverschmelzung induzierte Genübertragung
innerhalb der Gruppe des Genus Nocardia und zwischen
der Gruppe des Genus Streptomyces und der Gruppe
des Genus Nocardia zu erreichen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders
geeignet für Streptomyces- und Nocardia-Arten von wirtschaftlicher
Bedeutung. Die bevorzugten Streptomyces-
und Nocardia-Arten sind jene, die Antibiotika produzieren.
Beispielsweise umfaßt eine bevorzugte
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung den Genaustausch
bei elterlichen Organismen, die Makrolid-Antibiotika,
Aminoglykosid-Antibiotika, β-Lactam-Antibiotika,
Polyäther-Antibiotika oder Glykopetid-Antibiotika
produzierende Stämme der Art Streptomyces oder Nocardia
sind.
Streptomyces-Arten, von denen bekannt ist, daß
sie Aminoglykosid-Antibiotika liefern, sind beispielsweise
die folgenden: S. kanamyceticus (Kanamycine), S. chrestomyceticus
(Aminosidin), S. griseoflavus (Antibiotikum
MA 1267), S. microsporeus (Antibiotikum SF-767), S. ribosidificus
(Antibiotikum SF-733), S. flavopersicus (Spectinomycin),
S. spectabilis (Actinospectacin), S. rimosus
forma paromomycinus (Paromomycin, Catenulin), S. fradiae
var. italicus (Aminosidin), S. bluensis var. bluensis
(Bluensomycin), S. catenulae (Catenulin), S. olivoreticuli
var. cellulophilus (Destomycin A), S. tenebrarius
(Tobramycin, Apramycin, S. lavendulae (Neomycin), S. albogriseolus
(Neomycin), S. albus var. metamycinus (Metamycin),
S. hygroscopicus var. sagamiensis (Spectinomycin),
S. bikiniensis (Streptomycin), S. griseus (Streptomycin),
S. erythrochromogenes var. narutoensis (Streptomycin),
S. poolensis (Streptomycin), S. galbus (Streptomycin), S.
rameus (Streptomycin), S. olivaceus (Streptomycin),
S. mashuensis (Streptomycin), S. hygroscopicus var.
limoneus (Validamycine), S. rimofaciens (Destomycine),
S. hygroscopicus forma glebosus (Glebomycin), S. fradiae
(Hybrimycine, Neomycine), S. eurocidicus (Antibiotikum
A16316-C), S. aquacanus (N-Methylhygromycin B), S.
crystallinus (Hygromycin A), S. noboritoensis (Hygromycin),
S. hygroscopicus (Hygromycine), S. atrofaciens
(Hygromycin), S. kasugaspinus (Kasugamycine), S. kasugaensis
(Kasugamycine), S. netropsis (Antibiotikum
LL-AM31), S. lividus (Lividomycine), S. hofuensis
(Seldomycin-Komplex) und S. canus (Ribosylparomamin).
Streptomyces- und Nocardia-Arten, von denen bekannt ist,
daß sie Makrolid-Antibiotika produzieren, sind beispielsweise
die folgenden: N. gardneri (Proactinomycin), N.
mesenterica (Mesenterin), S. caelestis (Antibiotikum
M188), S. platensis (Platenomycin), S. rochei var. volubilis
(Antibiotikum T2636), S. venezuelae (Methymycine),
S. griseofuscus (Bundlin), S. narbonensis (Josamycin,
Narbomycin), S. fungicidicus (Antibiotikum NA-181),
S. griseofaciens (Antibiotikum PA133A, B), S. roseocitreus
(Albocyclin), S. bruneogriseus (Albocyclin),
S. roseochromogenes (Albocyclin), S. cinerochromogenes
(Cineromycin B), S. albus (Albomycetin), S. felleus
(Argomycin, Picromycin), S. rochei (Lankacidin, Borrelidin),
S. violaceoniger (Lankacidin), S. griseus (Borrelidin),
S. maizeus (Ingramycin), S. albus var. coilmyceticus
(Coleimycin), S. mycarofaciens (Acetyl-leukomycin,
Espinomycin), S. hygroscopicus (Turimycin, Relomycin,
Maridomycin, Tylosin, Carbomycin), S. griseospiralis
(Relomycin), S. lavendulae (Aldgamycin), S.
rimosus (Neutramycin), S. deltae (Deltamycine), S. fungicidicus
var. espinomyceticus (Espinomycine), S. furdicidicus
(Mydecamycin), S. ambofaciens (Foromacidin D),
S. eurocidicus (Methymycin), S. griseolus (Griseomycin),
S. flavochromogenes (Amaromycin, Shincomycine), S. fimbriatus
(Amaromycin), S. fasciculus (Amaromycin), S.
erythreus (Erythromycine), S. antibioticus (Oleandomycin),
S. olivochromogenes (Oleandomycin), S. spinichromogenes
var. suragaoensis (Kujimycine), S. kitasatoensis (Leucomycin),
S. narbonensis var. josamyceticus (Leucomycin
A3, Josamycin), S. albogriseolus (Mikonomycin), S.
bikiniensis (Chalcomycin), S. cirratus (Cirramycin),
S. djakartensis (Niddamycin), S. eurythermus (Angolamycin),
S. fradiae (Tylosin, Lactenocin, Makrocin),
S. goshikiensis (Bandamycin), S. griseoflavus (Acumycin),
S. halstedii (Carbomycin), S. tendae (Carbomycin), S.
macrosporeus (Carbomycin), S. thermotolerans (Carbomycin)
und S. albireticuli (Carbomycin).
Streptomyces- und Nocardia-Arten, von denen bekannt ist,
daß sie β-Lactam-Antibiotika produzieren, sind beispielsweise
die folgenden: S. lipmanii (A16884, MM 4550,
MM 13902), N. uniformis (Nocardicin), S. clavuligerus
(A16886B, Clavulansäure), S. lactamdurans (Cephamycin C),
S. griseus (Cephamycin A, B), S. hygroscopicus
(Deacetoxycephalosporin C), S. wadayamensis (WS-3442-D),
S. chartreusis (SF 1623), S. heteromorphus und S. panayensis
(C2081X); S. cinnamonensis, S. fimbriatus,
S. halstedii, S. rochei und S. viridochromogenes (Cephamycine
A, B); S. cattleya (Thienamycin); und S.
olivaceus, S. flavovirens, S. flavus, S. fulvoviridis,
S. argenteolus und S. sioyaensis (MM 4550 und MM 13902).
Streptomyces-Arten, von denen bekannt ist, daß
sie Polyäther-Antibiotika produzieren, schließen beispielsweise
die folgenden ein:
S. albus (A204, A28695A und B, Salinomycin), S. hygroscopicus
(A218, Emericid, DE3936), A120A, A28695A und B,
Etheromycin, Dianemycin), S. griseus (Grisorixin), S.
conglabatus (Ionomycin), S. eurocidicus var. asterocidicus
(Laidlomycin), S. lasaliensis (Lasalocid), S. ribosidificus
(Lonomycin), S. cacaoi var. asoensis (Lysocellin),
S. cinnamonensis (Monensin), S. aureofaciens (Narasin),
S. gallinarius (RP 30504), S. longwoodensis (Lysocellin),
S. flaveolus (CP38936), S. mutabilis (S-11743a) und
S. violaceoniger (Nigericin).
Streptomyces- und Nocardia-Arten, von denen bekannt
ist, daß sie Glykopeptid-Antibiotika produzieren,
sind beispielsweise die folgenden: N. fructiferi (Ristomycin),
N. lurida (Ristocetin), N. actinoides (Actinoidin),
S. orientalis und S. haranomachiensis (Vancomycin); S.
candidus (A-35512, Avoparcin) und S. eburosporeus (LL-AM 374).
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung
der Erfindung.
Man verwendet die auxotrophen Mutanten Al(leu) und
D6(met) des Mikroorganismus Streptomyces fradiae. Man
impft jeweils 50 ml Tryptikase-Soja-Brühe (TSB), die
0,4% Glycin und 0,4% Maltose enthält, mit 0,5 ml
einer Suspension der vegetativen Zellen in flüssigem
Stickstoff getrennt an. Dann inkubiert man die Kulturen
während 18 Stunden bei 37°C unter Belüftung (250 min-¹,
2,5 cm Auslenkung). Man wäascht die Mycele durch Zentrifugieren
und suspendiert sie dann erneut in 20 ml des Mediums P
(M. Okanishi et al, loc. cet.), das (1 mg/ml)
Lysozym enthält. Man inkubiert die suspendierten Mycelzellen
während 2 Stunden bei 30°C. Die erhaltenen Protoplasten
werden vermischt, zentrifugiert und dann erneut
in 1 ml des Mediums P gelöst. Dann gibt man jeweils
0,1 ml der Protoplastensuspension Lösungen von Polyäthylenglycol
in dem Medium P (0,9 ml) mit verschiedenen
Konzentrationen zu, um die Zellmembranverschmelzung zu
bewirken. Die verschmolzenen Protoplasten werden sofort
mit dem Medium P verdünnt und auf ein modifiziertes
Medium R2 aufgetragen (Okanishi et al, loc. cit.;
das mit 20% Saccharose ergänzt ist und keine Casaminosäuren
enthält). Die hierbei erhaltenen Ergebnisse sind
in der nachstehenden Tabelle I angegeben:
Die obige Verschmelzung wurde unter Verwendung einer
40%igen Lösung von filtrationssterilisiertem Polyäthylenglycol
wiederholt. Es ergab sich eine Rekombinationshäufigkeit
von 3,5 × 10⁴ Rekombinationen pro ml. Die Rekombinantenkolonien
wurden auf ein nichthypertonisches
selektives Medium kloniert und bezüglich ihrer Stabilität
untersucht. Von den zehn untersuchten Rekombinanten
waren sämtliche prototroph und stabil (d. h. verloren
die ausgewählte Markierung bei einer extensiven Subkultur
unter nichtselektiven Bedingungen nicht).
Man verwendet auxotrophe Mutanten des Genus Streptomyces
fradiae. Mindestens ein Elternstamm enthielt zwei auxotrophe
Markierungen und eine Markierung in Form einer
Spectinomycinresistenz (spc.) Jeder der genetisch markierten
S.-fradiae-Stämme wurde in einer 0,4% Glycin
enthaltenden Trypticase-Soja-Brühe (TSB) gezüchtet.
Nachdem das Wachstum einer optischen Dichte von 1,5
bis 5 entsprach (gemessen bei 600 nm in einem Kolorimeter
(Baush and Lomb), wurden die Mycele zweimal durch Zentrifugieren
gewaschen und dann in dem Medium P suspendiert
(M. Okanishi et al, loc. cit.). Dann wurden die Suspensionen
mit Lysozym (1 bis 2 mg/ml) versetzt. Die suspendierten
Mycelzellen wurden während 0,5 bis 2 Stunden bei
30 bis 34°C inkubiert. Die erhaltenen Protoplasten wurden
vermischt (jeweils 0,5 ml der elterlichen Suspension).
Die Mischung wurde mehrfach durch Zentrifugieren,
durch erneutes Suspendieren in dem Medium P und schließlich
durch Suspendieren in 0,1 ml des Mediums P gewaschen.
Dann wurde zu der letztendlich gebildeten Suspension eine
40%ige Lösung von Polyäthylenglycol 6000 in dem Medium P
(0,9 ml) zugegeben, um die Zellmembranverschmelzung zu
induzieren. Die Protoplastenverschmelzung konnte mit Hilfe
eines Phasenkontrastmikroskops festgestellt werden.
Die verschmolzenen Protoplasten wurden sofort mit einem
der nachstehenden Medien verdünnt: Medium P, das 40%
Polyäthylenglycol enthält, Medium P oder destilliertes
Wasser. Die verdünnten Materialien wurden auf das Medium
R2 (Okanishi et al, loc. cit.) aufgetragen, um den
Nachweis der Rekombination und der Regeneration von prototrophen
Rekombinanten zu ermöglichen. Das verwendete
Medium R2 enthielt Asparagin anstelle von Prolin als
Stickstoffquelle. Die Rekombinanten wurden nach einer
Inkubination während 10 bis 24 Tagen bei 34°C ausgezählt.
Bei vielen Kreuzungen wurden die prototrophen Rekombinanten
weiter untersucht bezüglich der Anwesenheit
einer nicht ausgewählten Markierung (Spectinomycinresistenz),
um einzelne Mutantenreversionsartifikate zu eliminieren. Weitere
Untersuchungen wurden durchgeführt, um die Rekombination
zu bestätigen. Die gesamten Rekombinanten sind
auf die ursprünglichen Volumen der gemischten Protoplasten
bezogen, die im allgemeinen 10⁸ bis 10⁹ Protoplasten/ml
enthielten, die durch direktes Auszählen in einer Blutkörperchenzählkammer
ermittelt wurden.
Eine Zusammenfassung der verschiedenen genetischen Kreuzungen
durch Protoplastenverschmelzung ist in der nachstehenden
Tabelle II angegeben.
Wie im Fall des Beispiels 1 erzielt man ein
geringeres, jedoch signifikantes Maß der Rekombination,
wenn man die Protoplasten zentrifugiert und ohne Polyäthylenglycol
in dem Medium P suspendiert. Dieses Maß
der Protoplastenverschmelzung ist voraussichtlich eine
Folge der Anwesenheit von Calciumionen in dem Puffer.
Durch Verdünnen der Protoplasten mit destilliertem Wasser
wird die Anzahl der Rekombinanten um den Faktor 100
vermindert. Praktisch sämtliche untersuchten genetischen
Rekombinanten enthielten die spc-Markierung des Stammes,
der metA arg-Markierungen aufwies, so daß die Möglichkeit
ausgeschlossen ist, daß die Reversion des metB-Stammes
für die Zahlenwerte verantwortlich sein könnte. Der
doppelt markierte auxotrophe Stamm hat nie eine Rückkehr
zu einem prototrophen Verhalten gezeigt, so daß eine Reversion
dieses Stammes als Erklärung der Ergebnisse
nicht herangezogen werden kann. Die anderen Kontrollergebnisse
der Tabelle II geben weiteren Hinweis dafür,
daß die Rekombination in der Tat nach der Protoplastenverschmelzung
erfolgt. Nach dem Klonieren erweisen sich
sämtliche offenbar als Rekombinanten anzusprechenden
Stämme als stabil. Der verwendete Stamm S. fradiae ist
ein Mikroorganismenstamm, der das Antibiotikum Tylosin
produziert. Es hat sich gezeigt, daß viele genetische
Rekombinanten dieses Stammes S. fradiae ebenfalls
Tylosin bilden.
Bei dieser genetischen Kreuzung wurde der Mikroorganismus
Streptomyces griseofuscus verwendet. Die angewandte
Verfahrensweise war die in Beispiel 2 beschriebene, mit
dem Unterschied, daß man die Tryptikase-Soja-Brühe (TSB)
mit 0,8% Glycin versah und die rekombinanten Kolonien
nach einer Inkubation während 7 Tagen bei 34°C auszählte.
Die erhaltenen Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle III
zusammengefaßt. Bei sämtlichen sechs Versuchen
wurden die Protoplasten mit in dem Medium P verdünntem
Polyäthylenglycol behandelt und auf dem Medium R2 untersucht.
In sämtlichen Fällen ergab sich eine Häufigkeit
der genetischen Rekombination, die um den Faktor
10³ bis 10⁴ größer ist als die prototrophen Reversionen.
Man verwendet Streptomyces fradiae (met) und Streptomyces
bikiniensis (nic ade). Man inkubiert jede Kultur
nach der Verfahrensweise von Beispiel 1. Die in der
nachstehenden Tabelle IV angegebenen Kreuzungen der
Stämme wurden unter Anwendung herkömmlicher Kopulationstechniken
durchgeführt und mit der erfindungsgemäßen
Protoplastenverschmelzungstechnik verglichen. Die Tabelle IV
verdeutlicht, daß die Protoplastenverschmelzung
eine Steigerung der Rekombinationshäufigkeit um
mindestens den Faktor 200 im Vergleich zu der herkömmlichen
Kopulationstechnik ermöglicht.
1. Vegetative Zellen¹)
A. Rekombinationshäufigkeit B. Rekombinantenanalyse 2. Protoplastenverschmelzung⁴)
A. Rekombinationshäufigkeit B. Rekombinantenanalyse
A. Rekombinationshäufigkeit B. Rekombinantenanalyse 2. Protoplastenverschmelzung⁴)
A. Rekombinationshäufigkeit B. Rekombinantenanalyse
Es wurden verschiedene Kreuzungen zwischen verschiedenen
Arten unter Anwendung der erfindungsgemäßen Protoplastenverschmelzungstechnik
untersucht. Die Stämme
wurden über Nacht unter optimalen Kulturbedingungen
mit wachstumsbegrenzenden Glycinkonzentrationen inkubiert.
Die Protoplasten wurden durch Behandlung mit
Lysozym (1 mg/ml) während 1 bis 4 Stunden bei 30°C
von den Stämmen abgelöst. Die erhaltenen Protoplasten
wurden vermischt und in dem Medium P suspendiert (nach
der Verfahrensweise von Beispiel 1). Dann wurde zu der
letztendlich gebildeten Suspension eine 40%ige Lösung
von Polyäthylenglycol 6000 in dem Medium P (0,9 ml) zugegeben,
um die Fusion der Zellmembranen zu bewirken.
Zum Vergleich wurde 0,1 ml der Protoplastensuspension
in 0,9 ml des Mediums P suspendiert. Die behandelten
und die nichtbehandelten Protoplasten wurden unmittelbar
danach mit dem Medium P verdünnt und auf ein selektives
Medium aufgebracht (Medium R2 ohne Casaminosäure-
Ergänzung). Es wurden die in der nachstehenden Tabelle V
angegebenen Stämme verwendet.
Claims (16)
1. Verfahren zur Erleichterung des Genaustauschs bei
Organismen der Genera Streptomyces und Nocardia durch
Bildung und Stabilisierung von Protoplasten eines der
Genera oder beider Genera, dadurch gekennzeichnet,
daß man
- 1) die Protoplasten in der Übergangsphase des Zellwachstums bildet,
- 2) die auf diese Art gebildeten Protoplasten zur Verschmelzung in einem hypertonischen Puffer vermischt und
- 3) die verschmolzenen Protoplasten zur Erzielung ihrer Regenerierung auf einem hypertonischen Agrarmedium züchtet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Protoplastenverschmelzung dadurch fördert, daß
man die Protoplasten mit Polyäthylenglycol behandelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch bei Organismen des
Genus Streptomyces durchführt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen Organismen der gleichen
Art bewirkt.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen Organismen verschiedener
Arten durchführt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch bei Organismen des
Genus Nocardia durchführt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen Organismen der
Genera Streptomyces und Nocardia durchführt.
8. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. fradiae-Stämmen
bewirkt.
9. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. griseofuscus-Stämmen
bewirkt.
10. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. fradiae und S.
bikiniensis bewirkt.
11. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. fradiae und S.
cinnamonensis bewirkt.
12. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. lipmanii und
S. tenebrarius bewirkt.
13. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. cinnamonensis und
S. aureofaciens bewirkt.
14. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. aureofaciens und
S. candidus bewirkt.
15. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen S. lipmanii und
S. clavuligerus bewirkt.
16. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Genaustausch zwischen N. erythropolis und
S. coelicolor bewirkt.
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